Hausarzt medizinisch
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und Betreuung von geriatrischen Pati enten sowie von Menschen mit Demenz sein müsse. „Gerade in turbulenten Zei ten wie diesen besteht die Gefahr, das stille Leiden einer besonders verletzli chen Personengruppe zu übersehen“, betont Prim. Likar.
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Pharmakotherapie ist herausfordernd
Stilles Leiden nicht übersehen Schmerzen bei älteren dementen Patienten erkennen Schmerzen bei älteren und hochbetag ten Menschen sind weit verbreitet, aber oft unterbehandelt. Häufig herrscht Unsicherheit, welche Schmerztherapie für multimorbide Patienten passend ist. „Schmerzen sind aber kein unbe handelbares Schicksal, auch im hohen Alter nicht. Es gibt viele Möglichkei ten, den Betroffenen zu helfen – selbst dann, wenn sie ihre Beschwerden nicht mehr selbst artikulieren können“, un terstreicht Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc, Generalsekretär der Öster reichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) und Leiter der Abteilung für Anästhe siologie und Intensivmedizin, Klinikum Klagenfurt, anlässlich der Österreichi schen Schmerzwochen der ÖSG.
Positionspapier mit Empfehlungen In einem brandneuen Positionspapier (https://bit.ly/3oh https://bit.ly/3oh77Moo Moo) geben die ÖSG, die Österreichische Gesellschaft für
Anästhesiologie, Reanimation und In tensivmedizin (ÖGARI) und die Ös terreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie (ÖGGG) Empfeh lungen, wie ältere Menschen bestmög lich schmerztherapeutisch versorgt wer den können. „Oft sprechen diese ihre Schmerzen gar nicht an. Sie sind der Ansicht, ihre gesundheitlichen Proble me seien im Alter unvermeidlich. Viel fach leiden geriatrische Patienten auch an Demenz oder können aus anderen Gründen ihre Schmerzen nicht in Wor te fassen“, schildert Prim. Likar. 48 % der Patienten mit Alzheimer-Demenz, 56,4 % der Menschen mit vaskulärer Demenz und 53,9 % der Personen mit gemischter Demenz haben Schmerzen. Zeigen sie ein auffälliges Verhalten, sollten Hausärzte immer an Schmerzen als mögliche Ursache desselben denken. Prim. Likar gibt zu bedenken, dass eine standardisierte Schmerzerfassung ein integraler Bestandteil der Behandlung
„Insbesondere die pharmazeutische Be handlung stellt eine Herausforderung dar: Welche Schmerzmedikamente kom men zum Beispiel noch in Frage, wenn Organe wie Leber oder Niere nicht mehr richtig funktionieren? Welche Substanz gruppen sind für multimorbide geria trische Patienten geeignet, die bereits eine Vielzahl von Medikamenten neh men? Wie können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vermieden werden? Bei solchen Fragen bieten un sere Empfehlungen nun eine Orientie rung“, so ÖSG-Vizepräsidentin OÄ Dr.in Waltraud Stromer, Abteilung für Anäs thesie und allgemeine Intensivmedizin, Landesklinikum Waldviertel Horn. Ein Beispiel: Für Menschen mit Demenz und Verhaltensauffälligkeiten sind Antipsy chotika nicht die erste Wahl. In jedem Fall ist laut OÄ Stromer eine individuell gut abgestimmte und umfas sende Behandlung erforderlich, welche die bestmögliche Schmerzlinderung bei möglichst wenigen Nebenwirkungen garantiert. „Das bedeutet: Bei jedem einzelnen Patienten muss die Frage nach der geeigneten Therapie gestellt werden. Der konkrete Nutzen sowie all fällige Nachteile und Nebenwirkungen der medikamentösen und nichtmedi kamentösen Verfahren sind bei jedem Patienten abzuwägen“, erklärt OÄ Stro mer. Ein hilfreiches Basisschema für die Schmerztherapie bei älteren Personen steht unter www.sozialversicherung.at/ pfade_schmerz zur Verfügung. Emanuel Munkhambwa
Quellen: „Schmerzen im Alter: Expertengruppe veröffentlicht Empfehlungen zur Behandlung älterer und hochbetag ter Menschen“, Presseaussendung der Österreichi schen Schmerzgesellschaft (ÖSG), 22.01.2021. Pinter G et al., Schmerzen und Schmerzerfassung im Alter: Besonderheiten und Empfehlungen. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie 2020: 272.
Februar 2021
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