Hausärzt:in medizinisch
„Krankheitsawareness der gesamten Familie ist wichtig“ Expertin im Gespräch: Kindgerechtes Vorgehen bei Hausstaubmilbenallergie
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ten, ist die strenge Indikation der Untersuchung wichtig und sollte nur bei eindeutiger Klinik erfolgen, aber dann dem Kind nicht vorenthalten werden.
Wenn Hausstaubmilben Kinder quälen, muss der Teddybär manchmal in der Tiefkühltruhe schlafen ... PDin Dr.in Susanne Diesner-Treiber, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und Leiterin des Spezialbereichs Pädiatrische Allergologie und Pulmologie des Kindergesundheitszentrums Donaustadt, schildert im Interview mit der Hausärzt:in, was bei pädiatrischen Patientinnen und Patienten mit Hausstaubmilbenallergie zu tun ist. HAUSÄRZT:IN: Gibt es Besonderheiten bei Kindern mit Hausstaubmilbenallergie, die im Rahmen der Abklärung zu beachten sind? Dr.in DIESNER-TREIBER: Im Kindesalter ist die Hausstaubmilbenallergie eine der häufigsten inhalativen Allergien und tritt meist schon in den ersten sechs Lebensjahren auf. Die ersten Anzeichen sind ständiges Niesen und Rhinitis – Symptome, die sehr leicht mit einer Erkältung verwechselt werden können. Um hier eine
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Februar 2022
Unterscheidung treffen zu können, bedarf es einer ausführlichen Anamnese. Treten fortdauernde Beschwerden wie Rhinitis, Niesen, Husten, Juckreiz an Augen oder Nase typischerweise nachts oder in den Morgenstunden auf, ist eine genaue Allergiediagnostik indiziert. Diese kann in jedem Alter durchgeführt werden und umfasst einen Hauttest und eine Blutuntersuchung auf allergenspezifisches IgE, welches gegen die europäische (Dermatophagoides pteronyssinus) und/oder die amerikanische Hausstaubmilbe (Dermatophagoides farinae) gerichtet ist. Jedoch ist die Allergiediagnostik erst angezeigt, wenn die eingehende Anamnese einen plausiblen Zusammenhang der Beschwerden mit dem Allergen aufweist. Da Kinder sich generell vor Blutabnahmen oder Hauttestungen fürch-
Mit welchen Einschränkungen haben die Kinder im Alltag zu kämpfen? Vorwiegend äußert sich die Hausstaubmilbenallergie bei Kindern durch morgendliche Symptome einer allergischen Rhinokonjunktivitis. Kinder mit gleichzeitiger atopischer Dermatitis berichten häufig von einem starken nächtlichen Juckreiz und einer Verschlechterung des Ekzems. Bei manchen Kindern können Husten und Atemnot im Rahmen eines Asthma bronchiale im Vordergrund stehen. Das Charakteristische einer Hausstaubmilbenallergie ist, dass diese nicht saisonal, sondern das ganze Jahr über auftritt – wobei die Symptomatik im Herbst/ Winter, also während der Heizperiode, besonders stark ausfallen kann. Durch die nächtlichen Beschwerden können die betroffenen Kinder Schlafprobleme haben, wodurch die Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Zudem wird gerade in Pandemiezeiten eine Symptomatik wie ständige Rhinitis oder fortwährender Husten von vielen Mitmenschen als störend oder alarmierend empfunden und kann zu einer Stigmatisierung des Kindes führen. Welche Konsequenzen für die Behandlung ergeben sich daraus? Die therapeutischen Maßnahmen umfassen drei Säulen: Reduktion der Hausstaubmilbenbelastung, symptomatische Therapie und kausale Allergieimmuntherapie. Zunächst sollten sogenannte Hausstaubmilbensanierungsmaßnahmen zu Hause durchgeführt werden. Diese betreffen vor allem den Schlafbereich des Kindes, da die Exposition im Bett am höchsten
„Gerade in Pandemiezeiten kann die Symptomatik zu einer Stigmatisierung des Kindes führen.“