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Krankheitsawareness der gesamten Familie ist wichtig“

„Krankheitsawareness der gesamten Familie ist wichtig“

Expertin im Gespräch: Kindgerechtes Vorgehen bei Hausstaubmilbenallergie

Wenn Hausstaubmilben Kinder quälen, muss der Teddybär manchmal in der Tiefkühltruhe schlafen ... PDin Dr.in Susanne Diesner-Treiber, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und Leiterin des Spezialbereichs Pädiatrische Allergologie und Pulmologie des Kindergesundheitszentrums Donaustadt, schildert im Interview mit der Hausärzt:in, was bei pädiatrischen Patientinnen und Patienten mit Hausstaubmilbenallergie zu tun ist.

HAUSÄRZT:IN: Gibt es Besonderheiten bei Kindern mit Hausstaubmilbenallergie, die im Rahmen der Abklärung zu beachten sind?

Dr.in DIESNER-TREIBER: Im Kindesalter ist die Hausstaubmilbenallergie eine der häufigsten inhalativen Allergien und tritt meist schon in den ersten sechs Lebensjahren auf. Die ersten Anzeichen sind ständiges Niesen und Rhinitis – Symptome, die sehr leicht mit einer Erkältung verwechselt werden können. Um hier eine Unterscheidung treffen zu können, bedarf es einer ausführlichen Anamnese. Treten fortdauernde Beschwerden wie Rhinitis, Niesen, Husten, Juckreiz an Augen oder Nase typischerweise nachts oder in den Morgenstunden auf, ist eine genaue Allergiediagnostik indiziert. Diese kann in jedem Alter durchgeführt werden und umfasst einen Hauttest und eine Blutuntersuchung auf allergenspezifisches IgE, welches gegen die europäische (Dermatophagoides pteronyssinus) und/oder die amerikanische Hausstaubmilbe (Dermatophagoides farinae) gerichtet ist. Jedoch ist die Allergiediagnostik erst angezeigt, wenn die eingehende Anamnese einen plausiblen Zusammenhang der Beschwerden mit dem Allergen aufweist. Da Kinder sich generell vor Blutabnahmen oder Hauttestungen fürch-

ten, ist die strenge Indikation der Untersuchung wichtig und sollte nur bei eindeutiger Klinik erfolgen, aber dann dem Kind nicht vorenthalten werden.

Mit welchen Einschränkungen haben die Kinder im Alltag zu kämpfen?

Vorwiegend äußert sich die Hausstaubmilbenallergie bei Kindern durch morgendliche Symptome einer allergischen Rhinokonjunktivitis. Kinder mit gleichzeitiger atopischer Dermatitis berichten häufig von einem starken nächtlichen Juckreiz und einer Verschlechterung des Ekzems. Bei manchen Kindern können Husten und Atemnot im Rahmen eines Asthma bronchiale im Vordergrund stehen. Das Charakteristische einer Hausstaubmilbenallergie ist, dass diese nicht saisonal, sondern das ganze Jahr über auftritt – wobei die Symptomatik im Herbst/ Winter, also während der Heizperiode, besonders stark ausfallen kann. Durch die nächtlichen Beschwerden können die betroffenen Kinder Schlafprobleme haben, wodurch die Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Zudem wird gerade in Pandemiezeiten eine Symptomatik wie ständige Rhinitis oder fortwährender Husten von vielen Mitmenschen als störend oder alarmierend empfunden und kann zu einer Stigmatisierung des Kindes führen.

Welche Konsequenzen für die Behandlung ergeben sich daraus?

Die therapeutischen Maßnahmen umfassen drei Säulen: Reduktion der Hausstaubmilbenbelastung, symptomatische Therapie und kausale „Gerade in Pandemiezeiten Allergieimmuntherapie. Zunächst kann die Symptomatik zu sollten sogenannte einer Stigmatisierung des Hausstaubmilbensanierungsmaßnah-

Kindes führen.“ men zu Hause durchgeführt werden. Diese betreffen vor allem den Schlafbereich des Kindes, da die Exposition im Bett am höchsten

© Susanne Diesner-Treiber, privat ist. Überzüge, sogenannte Encasings, können die nächtliche Allergenbelastung deutlich reduzieren. Weiters sollten Staubfänger wie Teppiche und Vorhänge beseitigt werden. Stofftiere müssen in regelmäßigen Abständen (z. B. monatlich) über Nacht in den Tiefkühler, wodurch die Hausstaubmilbe abgetötet wird. Die Optimierung des Raumklimas durch mehrmaliges Lüften und durch die Reduktion der Luftfeuchtigkeit kann ebenso zu einer Verbesserung führen.

Was zeichnet die symptomatische Therapie bei einer Hausstaubmilbenallergie aus?

Naturgemäß richtet sie sich gezielt gegen die Symptome. Eine allergische Rhinokonjunktivitis sollte bevorzugt mit intranasalem Kortikosteroid behandelt werden. Bei schwerer Symptomatik können Kombinationspräparate eines intranasalen Kortikosteroids und Antihistaminikums verordnet werden. Ist die Applikation des Nasensprays aufgrund mangelnder Compliance nicht möglich, kann alternativ ein orales Antihistaminikum der neueren Generation gegeben werden. Steht Atemnot oder Husten im Rahmen eines Asthma bronchiale im Vordergrund, sollte die Therapie entsprechend dem Asthma-Stufenplan, wie sie in der GINA-Empfehlung oder der Nationalen Versorgungsleitlinie „Asthma“ beschrieben ist, erfolgen. Die Inhalationstherapie beinhaltet die Anwendung eines inhalativen Kortikosteroids, eines inhalativen kurzwirksamen Beta-2-Mimetikums und/oder von Kombinationspräparaten. Die regelmäßige Evaluierung des Therapieerfolgs und der Symptomkontrolle ist notwendig und sollte ab dem fünften Geburtstag auf jeden Fall eine Lungenfunktion umfassen.

Ab welchem Alter wird eine Allergieimmuntherapie empfohlen?

Eine spezifische Immuntherapie, welche gegen die Hausstaubmilbe gerichtet ist, ist ab dem fünften Geburtstag mög-

lich. Diesbezüglich befinden sich zwei unterschiedliche Anwendungsformen am Markt. Bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT) wird der Allergenextrakt in steigenden Konzentrationen subkutan in den Oberarm injiziert. Das Aufdosierungsprotokoll ist präparatabhängig und umfasst jedenfalls eine Erhaltungsdosis, welche monatlich appliziert wird. Eine Alternative, die vor allem im Kindesalter von hohem Interesse ist, stellt die sublinguale Immuntherapie (SLIT) dar. Hierbei wird das Allergen entweder in Tropfenform oder in Tablettenform täglich unter die Zunge appliziert. Beiden gemeinsam ist die empfohlene Therapiedauer von drei Jahren. Die Entscheidung über die Art der Allergieimmuntherapie sollte immer mit der Patientenfamilie getroffen werden, da eine gute Therapieadhärenz ausschlaggebend für die Wirksamkeit der Allergietherapie ist.

Stichwort Familie ... Welche Rolle spielen die Angehörigen des Kindes?

Allergien betreffen nicht nur den Patienten selbst, sondern können auch eine Auswirkung auf die gesamte Familie haben. So sind gehäuft andere Familienmitglieder ebenso von Allergien betroffen. Andererseits führen die gesetzten Maßnahmen zu einer Einschränkung im Familienalltag. Die HausstaubmilbensanierungsmaßEXPERTIN: nahmen sollten im gesamten PDin Dr.in Susanne Diesner-Treiber, PhD Haushalt umgesetzt werden. Leitung Spezialbereich Die Urlaubsplanung könnte Pädiatrische Allergo- beinhalten, dass Destinatiologie und Pulmologie, Kindergesundheitszen- nen ausgewählt werden, wo trum Donaustadt, Wien die Belastung geringer ist. Zum Beispiel ist in höheren Lagen oder nördlicheren Gebieten das Klima für die Hausstaubmilbe nicht ideal. Weiters muss immer daran gedacht werden, die Medikamente mitzuführen. Vor allem dann, wenn es durch eine Staubbelastung zu akuten AsthmaExazerbationen mit Atemnot kommen kann. Insofern ist eine gewisse Krankheitsawareness der gesamten Familie wichtig, um dem allergischen Kind einen halbwegs beschwerdefreien Alltag zu ermöglichen.

Das Gespräch führte Anna Schuster, BSc.

Hausärzt:in medizinischEndlich, ein Weg zur Behandlung der Hausstaubmilbenallergie.

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Willkommen zu Hause.

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Milbentablette erstmals als ASTHMA-THERAPIEEMPFEHLUNG (GINA-GUIDELINES)

Referenzen: 1. Demoly P et al., J Allergy Clin Immunol 2016 Feb;137(2):444-451 2. Fachinformation ACARIZAX® 12 SQ HDM Lyophilisat zum Einnehmen. ALK Abelló Allergie Service GmbH, April 2017 3. Virchow et al., JAMA 2016;315(16):1715–1725. Weitere Informationen zu ACARIZAX® finden Sie auf Seite

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