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Die Dosis macht das Gift“

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Wie die Mikronährstoffversorgung in der Erkältungssituation optimiert werden kann

Die Aufnahme von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen hängt von verschiedensten Faktoren ab. Dem Thema immunspezifische Mikronährstoffe widmete sich Pharmazeutin Mag.a Marlene Pribyl-Kranewitter im zweiten Teil ihres Gespräches mit der Hausärzt:in.

HAUSÄRZT:IN: Warum ist die Mikronährstoffzufuhr über Lebensmittel häufig unzureichend?

Mag.a PRIBYL-KRANEWITTER: Die Nährstoffversorgung der Menschen in Österreich ist oftmals lückenhaft, viele ernähren sich von Fast Food oder zu einseitig. Auch für Personen mit erhöhtem Mikronährstoffbedarf (Anm.: siehe Infobox) kann es ratsam sein, zusätzlich zur normalen Nahrung Präparate einzunehmen. In Bezug auf die Verwertung gibt es im Grunde keinen Unterschied, ob Vitamine über die Nahrung oder über ein Präparat aufgenommen werden. Letztere sind aber lediglich als Ergänzung zu sehen. Im Gegensatz zu Lebensmitteln lassen sie sich jedoch zielgerichtet dosieren. Nahrungsmittel können aufgrund unsachgemäßer oder zu langer Lagerung, falscher Zubereitung oder wegen einer industriellen Aufbereitung einen geringeren Gehalt von Mikronährstoffen aufweisen. Tiefkühlprodukte enthalten zum Beispiel mehr Mikronährstoffe als zu lange gelagertes Gemüse.

Wodurch wird die Aufnahme von immunspezifischen Mikronährstoffen unterstützt bzw. verhindert?

Lebensmittel können Substanzen enthalten, welche die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen eventuell verringern. Die Phytinsäure, die in der äußeren Schicht des Getreidekorns oder in Hülsenfrüchten vorkommt, bildet gerne Komplexe mit Zink, Eisen und Magnesium. Deshalb ist bei der Einnahme ein großer zeitlicher Abstand empfehlenswert. Die Resorption von Eisen kann bei gleichzeitigem Genuss von Kaffee oder Tee negativ beeinflusst werden. Durch Vitamin C wird sie hingegen begünstigt, während die Selenresorption bei Anwesenheit von Vitamin C oder Zink abgeschwächt werden kann.

Auf was ist bei Qualität und Zusammensetzung der Präparate zu achten?

Unterschiede gibt es hinsichtlich der Rohstoffqualität, der Überprüfung auf Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel sowie der Herstellungsstandards (GMP-Zertifizierung). Hierbei ist auf die genaue Zusammensetzung zu achten. Hypoallergene Formulierungen, die auf künstliche Farbstoffe, Laktose, Gluten und unnötige Konservierungsstoffe verzichten, sind von Vorteil. Auch im Hinblick auf die Bioverfügbarkeit und Verträglichkeit bestehen große Unterschiede. Oft gibt es biologisch aktive Formen eines Vitamins, welche die optimale Resorption auch bei Menschen mit einem Enzymdefekt ermöglichen.

Und wie groß ist die Gefahr einer Überdosierung?

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Dosis das Gift macht. Fettlösliche Vitamine wie Vitamin D werden im Fett- und Muskelgewebe gespeichert und können bei einer falschen Dosierung zur Intoxikation führen. Wer dauerhaft zu viel Selen einnimmt, läuft Gefahr, eine Selenose zu bekommen, die sich u. a. durch neurologische Störungen, Müdigkeit und im späteren Verlauf einen knoblauchartigen Geruch der Atemluft äußern kann. Eine akute Selenvergiftung führt im schlimmsten Fall zu Kammerflimmern oder Herzversagen. Vitamin C gehört zur Gruppe der wasserlöslichen Vitamine und wird daher über den Urin ausgeschieden. Zu hohe Dosen führen unter Umständen zu Verdauungsstörungen wie Durchfall. Darüber hinaus müssen Personen mit einer Nierenschädigung, einer Veranlagung zu Harn- oder Nierensteinen oder mit einer Störung der Verwertung von Nahrungseisen auf die Dosierung von Vitamin C achten. Jedoch ist auch für sie die Zufuhr von bis zu einem Gramm pro Tag ohne schädliche Nebenwirkungen möglich. Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten außerdem bei einer zusätzlichen Einnahme von Zink Vorsicht walten lassen. Die Vergiftungserscheinungen reichen von Übelkeit und Durchfall bis hin zu einem metallischen Geschmack im Mund. Der aus zu hohen Zinkgaben resultierende verminderte Kupferspiegel kann des Weiteren zu Blutarmut führen.

EXPERTIN: Mag.a Marlene PribylKranewitter

Apotheke im Stadion Center, Wien

Das Interview führte Mag.a Ines Riegler, BA.

X INFO

Personengruppen mit einem erhöhten Mikronährstoffbedarf

„ Schwangere und Stillende „ ältere Personen „ Patienten mit entzündlichen Erkrankungen, im Besonderen im Darmbereich (z. B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) oder mit Erkrankungen des Magens (z. B. atrophische Gastritis) „ Jugendliche in der Wachstumsphase „ Raucher „ Alkoholkranke „ Personen, die Medikamente über einen längeren Zeitraum einnehmen „ Leistungssportler „ Personen mit erhöhter Stressbelastung „ Vegetarier, Veganer oder Personen mit einseitiger Ernährung

KAL_PR4000_10_2021

Kaloba® – bei Bronchitis & Erkältung

Gegen Symptome und Ursache: Pflanzliche Dreifach-Wirkung

Der auschließlich in Kaloba® enthaltene Extrakt EPs® 7630 aus der KaplandPelargonie bekämpft bei Erkältung & Bronchitis mit seinem Dreifach-Wirkmechanismus sowohl die virale Ursache als auch die Symptome verlässlich. Auch für Kinder ab einem Jahr!

Obwohl der Wurzelextrakt aus der Pelargonium sidoides EPs® 7630, der gegen Erkältungen sowie gegen Bronchitis wirksam ist, längst zu einem der am besten untersuchten pflanzlichen Arzneiwirkstoffen der Welt gehört, bringen zusätzliche Forschungen immer neue Erkenntnisse über seinen breiten Wirkmechanismus: Dass der in dem Präparat Kaloba® enthaltene Extrakt aus der Kapland-Pelargonie die meisten respiratorischen Pathogene – wie beispielsweise das Influenza A Virus (H1N1, H3N2, H5N1), Respiratorische-Synzytial-Viren (RSV) und Humane Coronaviren – hemmt1, ist schon länger bekannt.

Pflanzlich: Antivirale Wirkung

Die häufigsten Erkältungsauslöser sind jedoch Rhinoviren, die ebenso von EPs® 7630 gehemmt werden. Kürzlich konnte in Untersuchungen zusätzlich gezeigt werden, dass der einzigartige Pelargonium-Extrakt gegen den Rhinovirus RV16 das Überleben menschlicher Bronchialepithelzellen nach einer Infektion signifikant verlängert. Parallel dazu werden die Andockproteine ICOS, ICOSL sowie C1qR gehemmt und die Wirtsabwehrproteine beta-Defensin-1 und SOCS-1 gesteigert.2 Da rund 90 % aller grippalen Infekte durch Viren ausgelöst werden, kommt der antiviralen Wirkung von EPs® 7630 eine ausnehmend wichtige Rolle in der verträglichen und sicheren Behandlung von Atemwegsinfekten zu. Diese Behandlung sollte bereits am Anfang der ersten Erkältungssymptome begonnen werden, da ansonsten selbst an sich harmlose Erkältungen zum Teil komplizierte Folgen – wie eine bakterielle Sekundärinfektion – nach sich ziehen können.

Antibakteriell und sekretomotorisch

EPs® 7630 setzt auch dabei mit seinem einzigartigen Dreifach-Wirkmechanismus nachhaltig an. Denn neben seiner antiviralen Wirkung verhindert der Extrakt sowohl die Anhaftung von Bakterien an gesunde Schleimhautzellen als auch das Eindringen von Bakterien in ebenjene. Er steigert außerdem das Anhaften von Bakterien an abgestorbene Epithelzellen um ein Vielfaches3 und trägt damit zur Reduktion komplizierter Erkältungsverläufe bei. Gleiches gilt für die sekretomotorische Wirkung: Kaloba® stimuliert die Schlagfrequenz des respiratorischen Flimmerepithels. Durch die so verstärkte Zilientätigkeit wirkt das Präparat schleimlösend. So werden Erreger aus den Atemwegen transportiert. Bakterien wird damit der Nährboden entzogen. Gleichzeitig reduziert sich die Zahl und die Vermehrung der Erreger durch den erhöhten Erregertransport.4

Für die ganze Familie Mit Kaloba® steht demnach ein pflanzliches Arzneimittel zur Verfügung, das nicht nur die lästigen Symptome wie Schnupfen, Halsweh und Husten lindert, sondern gleichzeitig die Ursache der Erkältung an der Wurzel packt. Eine weitere Besonderheit zusätzlich zu dem einzigartigen Dreifach-Wirkmechanismus von Kaloba® ist darüber hinaus die ausgezeichnete klinische Studienlage, die zu dem in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlichen Präparat vorhanden ist. Die Wirksamkeit, Sicherheit sowie auch gute Verträglichkeit wurde in über 30, zum großen Teil placebokontrollierten Studien an mehr als 10.000 Probandinnen und Probanden bestätigt. Unter den Studienteilnehmenden waren insgesamt über 4.000 Kinder, weshalb EPs® 7630 in Form von Tropfen sowie als Sirup bereits für Kinder ab einem Jahr zugelassen ist. Kaloba® ist demnach ein wertvolles pflanzliches Präparat gegen Erkältungen und Bronchitis für die gesamte Familie, das überdies die Krankheitsdauer nachweislich um zwei ganze Tage verkürzt.5

Dreifach-Wirkmechanismus

Bei Erkältungen sowie Bronchitis agiert Kaloba® dreifach: Es wirkt direkt antiviral, schützt die Zellen vor Viruszerstörung, aktiviert natürliche Killerzellen und verhindert durch die Hemmung des Enzyms Neuraminidase die Vermehrung der Viren.6 Gleichzeitig wirkt es nachweislich antibakteriell sowie sekretomotorisch!

Referenzen: 1 Michaelis M. et al., Investigation of the influence of

EPs 7630, a herbal drug preparation from Pelargonium sidoides on replication of a broad panel of respiratory viruses.Phytomedicine 2011; 18: 384 -386. 2 Roth et al., Pelargonium sidoides radix extract

EPs 7630 reduces rhinovirus infection through modulation of viral binding proteins on human bronchial epithelial cells. PLoS One 2019; 14 (2): 1–18. 3 Conrad A. et al., Extract of Pelargonium sidoides (EPs® 7630) inhibits the interactions of group A streptococci and host epithelia in vitro. Phytomedicine 2007; 14 (Supl. VI): 52-59. 4 Neugebauer P. et al., A new approach to pharmacological effects on ciliary beat frequency in cell cultures - exemplary measurements under Pelargonium sidoides extract (EPs 7630). Phytomedicine 2005; 12: 46-51. 5 Matthys H. et al., Efficacy and safety of an extract of

Pelargonium sidoides (EPs 7630) in adults with acute bronchitis. Phytomedicine 2003; 10 (Suppl.4): 7-17. 6 Koch E et al., Naunyn-Schmiedeberg‘s Arch Pharmacol 2002;365(Suppl.1):R75 4 Theisen LL and Müller CP.

Antiviral Res 2012;94(2):147 -156.

Die Kapland-Pelargonie

Die Kapland-Pelargonie (Pelargonium sidoides) ist eine der herausragendsten Heilpflanzen unserer Zeit, die seit Langem Teil der evidenzbasierten Medizin ist. Die südafrikanische Pflanze wurde in ihrer Heimat ursprünglich als Arznei bei Atemwegsbeschwerden verwendet und kam früher in Europa sogar in der Tuberkulose-Therapie zum Einsatz.

SCIENTIFIC UPDATE

Unterstützt von Dr. Böhm®

WISSENSCHAFTLICHE ERKENNTNISSE ZU PHYTOTHERAPIE UND MIKRONÄHRSTOFFEN

MAG. PHARM. DR. RER. NAT. XUEHONG NÖST

WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN

APOMEDICA

Die Mariendistel gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Ihren deutschen Namen verdankt sie einer Legende. Der zufolge entstand die weiße Marmorierung der Blätter, nachdem die Milch der Jungfrau Maria auf die Stelle getropft war.

Schon im Altertum kannte man die Mariendistel als Heilpflanze, die vielseitig Verwendung fand. Die besondere Bedeutung als Lebertherapeutikum wurde durch J. C. Rademacher im 18. Jahrhundert erkannt. Nach dem intensiven Studium der Pflanze wendete er sie bei chronischen Leber- und Milzleiden, akuter Hepatitis aber auch Ikterus und Gallensteinkolik an. Heute besitzt die Mariendistel eine hohe wissenschaftliche Evidenz und überzeugt durch ein einzigartiges Wirkspektrum. Bislang ist es nicht gelungen, mit synthetischen Wirkstoffen vergleichbare Effekte zu erzielen.

Inhaltsstoffe

Zur arzneilichen Anwendung kommen die Früchte der Pflanze (Silybi Mariani Fructus). Diese enthalten in der Fruchtwand 1,5-3 % Silymarin, ein Gemisch aus Flavolignanen. Die Hauptkomponenten Silybinin und Isosilybinin liegen beide als Diastereomerenpaare vor (Silybin A und B, Isosilybin A und B) und machen ca. 50 % des Wirkstoffkomplexes aus. Der Anteil an Silychristin A und Silydianin (Isosilychristin) beträgt jeweils etwa 25 %. Daneben finden sich geringe Mengen an Silybin C und D, Silychristin B und Derivate des Silybins. Zusätzlich zu Silymarin kommen in den Mariendistelfrüchten Flavonoide wie z. B. Quercetin, Apigenin, Kämpferol, Naringenin und Taxifolin vor. Weiters enthält die Droge 20-30 % fettes Öl mit einem hohen Anteil an Linolsäure und Ölsäure.1,2

Wirkmechanismen von Silymarin

Silymarin zeigte in diversen pharmakologischen Studien hepatoprotektive und antihepatotoxische Wirkungen, indem es die Stabilität der Zellmembran

Verminderte Lipidanreicherung in Leberzellen Hepatoprotektiv

Senkung des Blutzuckerspiegels

Antifibrotisch

Zytoprotektiv

Verbessertes Lipidprofil Antioxidativ

Verbesserte Leberwerte

Abb. 1: Wirkungen von Mariendistel bzw. Silymarin

Abb. 2: Überlegenheit von Silymarin in allen Studien gegenüber Placebo. Minderung von ALT um durchschnittlich –15 IU/l.4

gegenüber Toxinen erhöht. Silybinin besetzt Bindungsstellen an der Leberzellmembran und inaktiviert Transportproteine, wodurch die Aufnahme von Giftstoffen in die Hepatozyten verhindert wird. Über eine Stimulierung der Proteinsynthese kommt es außerdem zu einer verbesserten Regenerationsfähigkeit der Leberzellen. Für Silymarin wurden darüber hinaus auch antioxidative Eigenschaften nachgewiesen. Es werden sowohl freie Radikale abgefangen (HO-) als auch die Aktivität antioxidativer Systeme gesteigert (Glutathion und Superoxiddismutase).

Die antiinflammatorische und immunomodulatorische Wirkung von Silymarin beruht auf der Hemmung der 5-Lipoxygenase in den Kupfferzellen der Leber. Dadurch werden weniger Entzündungsmediatoren wie etwa Leukotrien B4 gebildet, die an den Prozessen der Leberzellschädigung beteiligt sind. Von Bedeutung ist auch die silymarininduzierte Hemmung von NF-κB, wodurch die Expression von TNF-α und IL-1β vermindert wird.

Des Weiteren hemmt Silymarin die HMG-CoA-Reduktase und reduziert die Fetteinlagerung durch Downregulation adipogener Faktoren (u. a. PPARγ). Die zuvor beschriebenen antioxidativen Eigenschaften wiederum wirken sich positiv auf die LDL-Oxidation aus.1-3

Wirkung bei toxischen Lebererkrankungen

In klinischen Studien wurden die leberschützenden und -regenerierenden Effekte sowohl bei nicht-alkoholischer Fettleber (NAFLD) als auch bei alkoholinduzierten oder arzneimittelbedingten Leberschäden bestätigt.

Eine aktuelle Metaanalyse zu Silymarin und NAFLD aus 2021 inkludierte acht randomisierte Studien mit insgesamt 622 Teilnehmern. Im Vergleich mit Placebo führte Silymarin zu einer signifikant stärkeren Senkung

Study or Subgroup

Hashemi 2009 Masoodi 2013 Taghvaei 2013 Solhi 2014 Memon 2015 CW Kheong 2017 Anushiravani 2019 Mean Difference IV, Random, 95% Cl

Rund -15 IU/I ALT Senkung

-50 -25 Favours [Silymarin] 0 25

50 Favours [Placebo]

Total (95% CI) Heterogeneity: Tau2 = 12.32; Chi2 = 9.85, df = 6 (P = 0.13); I2 = 39% Test for overall effect: Z = 6.47 (P < 0.00001)

100%

Anteil der Patienten mit Laborwerten im Normbereich

80%

60%

40%

20%

Anwendung beim metabolischen Syndrom

Das metabolische Syndrom bezeichnet einen Beschwerdenkomplex, der sämtliche Risikofaktoren für Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen vereint. Darunter fallen etwa ein gestörter Kohlenhydratstoffwechsel, Hypertonie, Dyslipoproteinämie und Adipositas. Auch die NAFLD stellt einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar und gilt als die hepatische Manifestation des metabolischen Syndroms.7

In den letzten Jahren verdichteten sich die Studiendaten zu Silymarin und seinen positiven Effekten hinsichtlich verschiedener Komponenten des metabolischen Syndroms. Bei Typ-2-DiabetikerInnen konnten durch die tägliche Einnahme eines standardisierten Mariendistelextraktes sämtliche antioxidative Parameter [Superoxiddismutase (SOD), Gluthationperoxidase (GP) und der Wert für die gesamte antioxidative Aktivität (TAA)] verbessert werden. Zudem waren die Marker für akutes Entzündungsgeschehen und oxidativen Stress [hochsensitiven C-reaktiven Protein (hsCRP) und Malondialdehyd (MDA)] gesenkt.8 Die Anwendung von Mariendistel als Add-on zu einer bestehenden Diabetestherapie ist, so konnte gezeigt werden, effektiver als eine Standardmedikation allein. In der Gruppe mit

0%

ALT (n=141) Vor Therapiebeginn AST (n=143)

GGT (n=129) Nach ca. 2 Monaten

AP (n=109)

TBIL (n=105) Nach ca. 4 Monaten

Abb. 3: Zunehmende Normalisierung der durch leberschädigende Medikamente verschlechterten Laborwerte unter Silymarin. (ALT: Alanin-Aminotransferase, AST: Aspartat-Aminotransferase, GGT: Gamma-Glutamyltransferase, AP: Alkalische Phosphatase, TBIL: Gesamtbilirubin. Alle p < 0,001 (Baseline vs Monat 4)6

der Transaminasewerte. Unter Silymarin nahm die Alanin-Aminotransferase (ALT) im Durchschnitt um 14,86 IU/L (p < 0,00001) ab, die Aspartat-Aminotransferase (AST) um 7,11 IU/L (p < 0,05).4

Ein weiterer systematischer Review samt Metaanalyse aus 19 qualitativ hochwertigen Studien zeigte die Effektivität von Silymarin auch bei alkoholischen Leberschäden. Bei den größtenteils alkoholbedingten Leberzirrhosen kam es unter Gabe von Silymarin zu einer signifikanten Senkung der leberassoziierten Mortalität (i. e. aufgrund von Leberversagen und/oder Blutung im oberen Gastrointestinaltrakt). Diese lag in der Silymaringruppe bei 10,0 % vs. 17,3 % unter Placebo (p = 0,01).5

Auch bei medikamenteninduzierter Leberschädigung zeigt Silymarin Wirkung. In einer offenen, prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie wurden 190 Patienten eingeschlossen, die dauerhaft potenziell leberschädigende Medikamente einnehmen mussten und erhöhte Transaminasewerte hatten. Alkoholabusus galt als Ausschlusskriterium. Die Teilnehmer erhielten über einen Zeitraum von vier Monaten 3-mal täglich 140 mg Silymarin. Bereits nach zwei Monaten kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Leberenzymwerte (ALT, AST, GGT, AP und Gesamtbilirubin) und der leberbedingten Symptome wie Oberbauchbeschwerden, Blähungen und Lethargie. Die Werte verbesserten sich im Verlauf noch weiter (p < 0,001). Insgesamt beurteilten die Ärzte die Wirksamkeit für 86,8 % der Patienten mit sehr gut bis gut.6

Durchschnittliche Abnahme in [mg/dl] Senkung der Cholesterin- und Triglyceridspiegel

20

0

-20

-40

-60 Silymarin Placebo

-80

-100

Gesamtcholesterin Triglyceride

Abb. 4: Signifikante Senkung des Gesamtcholsterins und des Triglyceridspiegels unter Silymarin im Gegensatz zu Placebo nach 45 Tagen.10

zusätzlicher Mariendistelgabe wurden Nüchternblutzucker, HbA1c, MDA und hsCRP signifikant gesenkt. Die Verbesserung von HOMA-IR und der Insulinresistenz war deutlich stärker als durch die Monotherapie.9

Weiters hat Mariendistel auch eine positive Wirkung auf die Blutlipide. In einer randomisierten, dreifach verblindeten und placebokontrollierten Studie mit PatientInnen mit Typ-2-Diabetes senkte Silymarin im Vergleich zu Placebo neben Nüchternblutzucker, Seruminsulin und HOMA-IR auch die Serumglyceride sowie das HDL-LDL-Verhältnis. Der HDL-Spiegel stieg um 6,9 % (p < 0,05), während das Gesamtcholesterin um 7,9 % (p = 0,001) und die LDL-Konzentration um 7,2 % (p = 0,02) signifikant abnahmen.10

Vergleichbarer Effekt wie synthetische Arzneimittel

Insbesondere im Rahmen einer NAFLDBehandlung werden verschiedene Arzneistoffe eingesetzt, die klassisch zur Behandlung von Diabetes verwendet werden. Hier erzielt die Mariendistel bzw. Silymarin vergleichbar gute Effekte, wie in einer randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie gezeigt wurde. Die TeilnehmerInnen mit bestehender NAFLD-Diagnose mussten eine kalorienreduzierte Diät halten und erhielten zusätzlich entweder Silymarin 140 mg/Tag, Metformin 500 mg/Tag, Pioglitazon 15 mg/Tag, Vitamin E 400 IU/Tag oder ein Placebo. Nach drei Monaten kam es in allen Gruppen zu einer Verminderung von Taillenumfang und BMI, aber nur in den Verumgruppen kam es auch zu einer signifikanten Verbesserung der Leberenzyme und der Fastenblutglucose. Dabei war die Wirkung von Mariendistel durchwegs mit der von Metformin und Pioglitazon vergleichbar.11

Anwendung

Silymarin ist kaum wasserlöslich, eine Anwendung von Mariendistelfrüchten als Arzneitee macht demzufolge keinen Sinn. Fertigarzneimittel enthalten Trockenextrakte, die auf Silymarin standardisiert sind. Als Auszugsmittel dienen Aceton, Ethylacetat, Ethanol oder Methanol.12

Mariendistelpräparate werden zur Unterstützung der Leberfunktion verwendet. Es gibt Positivmonographien sowohl seitens der HMPC als auch von der ESCOP und der WHO. Fertigarzneimittel zur oralen Einnahme sind für die unterstützende Therapie von chronischentzündlichen Lebererkrankungen und der Leberzirrhose zugelassen.1 Die mittlere Tagesdosis der Mariendistelfrüchte beträgt 12-15 g Droge, entsprechend 200-400 mg Silymarin, berechnet als Silybinin.2

Sicherheit

Mariendistelfrüchte haben ein sehr gutes Sicherheitsprofil. Nebenwirkungen treten äußerst selten auf. Selbst die Verabreichung hoher Dosen von Silymarin (bis zu 800 mg/Tag) über 6 Monate führte nicht zu unerwünschten Effekten. Nur nach Einnahme sehr hoher Dosen wurden vereinzelt eine leicht laxierende Wirkung und Überempfindlichkeitsreaktionen beobachtet.3 Gemäß Arzneimittelmonografien sind bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Medikamenten keine Wechselwirkungen bekannt.12

Fazit

Die Mariendistel stellt eine sichere Arzneipflanze mit umfassenden Studienbelegen dar. Ihr Hauptindikationsgebiet sind Leberschäden und erhöhte Leberwerte, die entweder medikamentös oder alkoholinduziert sind, aber vielfach auch Folge eines hohen Konsums von Fett und Zucker (Saccharose, Fructose) sein können. Da dieser Lebensstil häufig mit einem metabolischen Syndrom einhergeht, stellt Mariendistel auch hier eine wirksame Unterstützung dar. Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit des Wirkstoffkomplexes Silymarin sind Teezubereitungen nicht gebräuchlich. Daher kommen in Arzneimitteln getrocknete Extrakte zum Einsatz, die auf den Gehalt von Silymarin eingestellt werden. Nur so kann die notwendige Dosis für eine therapeutische Wirkung erreicht werden. Mariendistel-Extrakte sollten über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

REFERENCES: 1Blaschek W, Wichtl M, Bauer R, et al., eds. Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. 6th edn. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2016.; 2Bäumler S. Heilpflanzenpraxis heute: Arzneipflanzenporträts. 3rd edn. München, Deutschland: Elsevier, 2021.; 3Abenavoli L et al. Milk thistle in liver diseases: past, present, future. Phytother Res 2010; 24 (10): 1423–32.; 4Kalopitas G et al. Impact of Silymarin in individuals with nonalcoholic fatty liver disease: A systematic review and meta-analysis. Nutrition 2021; 83: 111092.; 5Saller R et al. An updated systematic review with meta-analysis for the clinical evidence of silymarin. Forsch Komplementmed 2008; 15 (1): 9–20.; 6Gillessen A et al. Einfluss von Silymarin auf Lebergesundheit und Lebensqualität. MMW - Fortschritte der Medizin 2014; 156 Suppl 4 (S21): 120–6.; 7Vanni E et al. From the metabolic syndrome to NAFLD or vice versa? Dig Liver Dis 2010; 42 (5): 320–30.; 8Ebrahimpour Koujan S et al. Effects of Silybum marianum (L.) Gaertn. (silymarin) extract supplementation on antioxidant status and hs-CRP in patients with type 2 diabetes mellitus: a randomized, triple-blind, placebo-controlled clinical trial. Phytomedicine 2015; 22 (2): 290–6.; 9Elgarf AT et al. Effect of Silymarin Supplementation on Glycemic Control, Lipid Profile and Insulin Resistance in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus. International Journal of Advanced Research 2015; 2015 (3): 812–21.; 10Ebrahimpour-Koujan S et al. Lower glycemic indices and lipid profile among type 2 diabetes mellitus patients who received novel dose of Silybum marianum (L.) Gaertn. (silymarin) extract supplement: A Triple-blinded randomized controlled clinical trial. Phytomedicine 2018; 44: 39–44.; 11Anushiravani A et al. Treatment options for nonalcoholic fatty liver disease: a double-blinded randomized placebo-controlled trial. European journal of gastroenterology & hepatology 2019; 31 (5): 613–7.; 12European Medicines Agency Committee on Herbal Medicinal Products. European Union Herbal Monograph on Silybum marianum (L.) Gaertn., fructus - Final, 2018.

SECHS MARKENZEICHEN FÜR QUALITÄT:

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