Ausgabe 27

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AUF FESTEM FUNDAMENT

INTERVIEW MIT DER GESCHÄFTSFÜHRUNG

HOCHBETRIEB IM TIEFBAU

EINBLICKE IN NEUN BAUPROJEKTE

AUSGABE 2023
JUBILÄUMS

„WIR KÖNNEN STOLZ AUF DIESES JUBILÄUM SEIN”

Liebe Leserinnen und Leser, mit dieser Sonderausgabe des Baureports feiern wir ein ganz besonderes Ereignis: Michel Bau wird 100 Jahre alt. Ich freue mich, Ihnen in dieser umfangreichen Ausgabe einen Einblick in neun aktuelle Bauprojekte zu geben und Ihnen Mitarbeiter unserer Kolonnen persönlich vorzustellen. Außerdem begrüßt Sie unsere erweiterte Geschäftsführung im Interview und drei ehemalige „Michelaner“ teilen ihre Erinnerungen an ein langes und bewegtes Berufsleben.

Unsere Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1923, als der Kulturbaumeister Ernst Michel das Unternehmen in Bartenstein, Ostpreußen, gründete. Die damaligen Bauaktivitäten umspannten ein weites Feld: vom Straßenbau – unter anderem wurde der Bau der Reichsautobahn Elbing-Königsberg ausgeführt – über Drainagen, Wiesenmeliorationen und Flussregulierungen bis hin zum Bau von Kanalisation und Wasserleitungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Michel Bau wieder bei Null anfangen – mit der Beseitigung von Kriegsschutt am Neumünsteraner Hauptbahnhof.

Über die folgenden Jahrzehnte haben mein Großonkel Ernst, mein Vater Reinhard und mein Onkel Klaus Michel das Unternehmen mit viel Weitsicht, Engagement und Fleiß durch gute und auch schwierige Zeiten geführt und dabei stets weiterentwickelt. Die Schwerpunkte der Bauaktivitäten haben sich dabei immer wieder mit den Märkten verschoben. So bilden seit den 1980er Jahren die grabenlose Kanalsanierung begehbarer Querschnitte, der innerstädtische Tiefbau sowie Vortrieb und Grundwasserabsenkung Schwerpunkte der Michel Bau. Nach meinem Einstieg Mitte der 90er Jahre war unser erster Großauftrag in Indien im Jahr 2001 zur Sanierung alter britischer Kanalisation in Mumbai ein außergewöhnlicher Schritt, auf den wir heute noch besonders stolz sind.

dem wir heute und in Zukunft einen Beitrag zur Energiewende leisten. Wir haben immer wieder etwas gewagt und fest daran geglaubt, dass sich diese Investitionen langfristig auszahlen.

Als Familienunternehmen setzen wir seit jeher auf Werte wie Zuverlässigkeit und Fachkompetenz. Bei uns zählt auch heute noch ein Handschlag genauso viel wie eine Unterschrift und wir investieren laufend in die Aus- und Weiterbildung unserer Belegschaft sowie in moderne Ausrüstung. Wir lassen unseren Mitarbeitenden viel Freiraum, weil wir überzeugt sind, dass dies zu einer höheren Motivation und Leistungsfähigkeit führt. Dabei sind wir uns stets der großen Verantwortung für sie und ihre Familien bewusst.

Alle, die in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dieses 100-jährige Jubiläum zu erreichen, können stolz und dankbar sein. Michel Bau wird auch in Zukunft als „Team vom Bau“ gemeinsam mit Auftraggebern und Planern sowie Subunternehmern und Lieferanten anspruchsvolle Bauvorhaben zuverlässig realisieren. Das können wir nur mit langjährigen Partnerschaften erreichen. Ich danke allen Beteiligten für das Vertrauen, das uns damals wie heute entgegengebracht wird.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre des JubiläumsBaureports und freue mich auf die weitere Entwicklung unserer Michel Bau!

Herzliche Grüße

1970: Auslass einer Überpumpanlage beim Bau eines Schöpfwerkes in der Meldorfer Bucht für das Marschenbauamt

INHALT

4 DREI FÜR ALLE FÄLLE

Der Bauhof und die Werkstatt

6 HOCHBETRIEB IM BAUFELD

Sanierung des Fernwärmenetzes in Hamburg-Hammerbrook

8 TIEFBAU UNTER HOCHSPANNUNG

Neue Fernwärmetrasse in Hamburg-Wandsbek

20 QUER UNTER DEN GLEISEN

Großprojekt in Hamburg-Altona

22 EIN WASSERDICHTES PROJEKT

Erweiterung des Fernwärmenetzes in Neumünster

10 AUF FESTEM GRUND

Die drei Geschäftsführer im Interview

12 (K)EINE LANGE LEITUNG Sanierung eines Abwasserkanals in Kiel

14 EINMAL MICHELANER, IMMER MICHELANER!

Drei ehemalige Mitarbeiter im Gespräch

16 MIT ALLEN WASSERN GEWASCHEN

Kanalerneuerung und -sanierung in Walsrode

18 ALLES MUSS RAUS

Schachtsanierung in Elmshorn

24 KEIN AUFSCHUB GEDULDET

Sofortmaßnahme in Hamburg-Langenhorn

26 EINE STABILE LÖSUNG

Schachterneuerung in Hamburg-Steilshoop

28 HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

UND HERZLICH WILLKOMMEN

BEI MICHEL BAU

Herausgeber: MICHEL BAU GmbH & Co. KG

Friedrich-Wöhler-Straße 54 · 24536 Neumünster

Telefon 04321 2005-700 · Telefax 04321 2005-777

www.michelbau.de · baureport@michelbau.de

Druck: Druckzentrum Neumünster GmbH

Konzeption, Gestaltung u. Redaktion: INMEDIUM GmbH

Goebenstraße 10 · 24534 Neumünster www.inmedium.net · info@inmedium.net

Fotos: MICHEL BAU GmbH & Co. KG

DREI FÜR ALLE FÄLLE

Olaf Götsch (links) kümmert sich um die Wartung der Kleingeräte. Denis Kibat (Mitte) ist für die Instandhaltung der Großgeräte zuständig. Marco Timm (rechts) ist für die Ausgabe von Materialien und Geräten verantwortlich und ein wahrer „Michelaner“: Als Kind wuchs er direkt neben dem Firmengelände in der Mitarbeiterwohnung seines Vaters auf.

4 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel Bau

Bauhof und Werkstatt sind das Herzstück der Michel Bau. Das erfahrene Team sorgt dafür, dass alle Baustellen mit den notwendigen Materialien und Geräten ausgestattet sind − von der Bohrmaschine bis zum Bagger. Mit viel Engagement hält das Team seinen Kolleginnen und Kollegen den Rücken frei.

Der Bauhof ist vielleicht nicht so beeindruckend wie manche Baustelle, aber ein unverzichtbarer Arbeitsbereich der Michel Bau. Drei Mitarbeiter sorgen auf dem Gelände in der Friedrich-Wöhler-Straße 54 dafür, dass bei den Projekten alles rund läuft. Das Team kümmert sich darum, dass Rüttler, Spundwand und Co. rechtzeitig auf die Baustelle kommen und nach der Rückkehr gründlich überprüft werden. Auch „Kleinteile“ wie Handschuhe, Reinigungsmittel und Toilettenpapier werden über den Bauhof verteilt. „Für ein Unternehmen unserer Größe haben wir ein ungewöhnlich großes Materiallager“, erklärt Stephan Remer, Geschäftsführer und verantwortlich für die Werkstatt und den Bauhof. „Vor allem im Stahlbereich ist es umfangreicher als bei den meisten anderen Firmen in SchleswigHolstein.“ Das garantiert Michel Bau ein hohes Maß an Flexibilität. „Unsere Baustellen zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie technisch sehr anspruchsvoll sind, aber für die ganz großen Konzerne nicht groß genug“, sagt Remer. „In dieser Nische haben wir uns einen Namen gemacht − und unser Qualitätsmerkmal ist die Flexibilität.“

STEIGENDE ANFORDERUNGEN AN MATERIAL UND GERÄTE

Das Unternehmen bleibt auch deshalb unabhängig, weil es Geräte grundsätzlich lieber kauft als mietet. Das zahlt sich vor allem bei kurzfristigen Aufträgen aus. Ein Beispiel: Vor kurzem musste Michel Bau 600 Meter einer Abwasserleitung aufständern. Das auf dem Bauhof vorhandene Material musste dafür nur geringfügig ergänzt werden. Auch die Arbeit auf der Baustelle selbst ist von hoher Qualität. „Die Anforderungen an die Prüfung der Geräte und deren Dokumentation werden immer höher“, sagt Stephan Remer. Auch Gewährleistungsfristen und Wartungsintervalle müssen ständig im Blick behalten werden. Bei organisatorischen Aufgaben wie diesen wird das Team von Johanna Mossakowski aus der kaufmännischen Abteilung und der Software Hilti ON!Track unterstützt. Auch bei den Fahrzeugen und Geräten hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten. Stephan Remer: „Technik und Elektronik spielen auf der Baustelle eine immer größere Rolle und ersetzen die früher üblichen mechanischen Lösungen.“

IMMER ZUR STELLE UND GUT VERNETZT

Durch Fortbildungen der drei Mitarbeiter stellt Michel Bau sicher, dass diese in Sachen Materialkunde und Arbeitssicherheit immer auf dem neuesten Stand sind. Kürzlich lernten die Mitarbeiter zum Beispiel, wie man mit asbesthaltigen Materialien umgeht und wie man Leitern und Tritte sicher begutachtet. Doch das ist längst nicht alles, was die Bauhof-Crew leistet: In der Werkstatt werden regelmäßig eigene Geräte gebaut, von Vortriebsköpfen über Rohreinziehwagen bis hin zu Transport- und Haltevorrichtungen für Anbaugeräte. Als echte Allrounder erweisen sich die Bauhof-Mitarbeiter auch, wenn es bei Michel Bau selbst „brennt”. Ob Heizungsausfall oder verstopfte Rohre – ein Anruf oder ein kurzer Gang über den Hof genügt. „Wir haben die Kollegen auch schon um ein Uhr nachts aus dem Schlaf geklingelt“, gesteht Stephan Remer.

Auch Lieferengpässe löst das Team ohne große Umwege. In und um Neumünster bestehen gute und langjährige Geschäftsbeziehungen zu einem Netzwerk von Lieferanten und Händlern. „Vor einiger Zeit waren Motorsägen knapp. Da rief uns ein Geschäftspartner an und fragte: ‚Ich habe noch drei, wollt ihr eine?‘ Solche Kontakte sind gerade in Krisenzeiten unverzichtbar.” Eines ist sicher: Auch in Zukunft werden Bauhof und Werkstatt den Kollegen auf der Baustelle bei allen Herausforderungen den Rücken freihalten.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 5

HOCHBETRIEB IM BAUFELD

Michel Bau ist bekannt für die erfolgreiche Abwicklung innerstädtischer Baumaßnahmen. Bei einer weiteren Sanierung des Hamburger Fernwärmenetzes stellte das Unternehmen diese Kompetenz erneut unter Beweis. Neben der dichten Bebauung und dem hohen Verkehrsaufkommen kam eine zusätzliche Herausforderung hinzu: Drei andere Unternehmen waren im gleichen Baufeld beschäftigt.

ORT

Hamburg-Hammerbrook

PROJEKT

Erstellung von Rohrgräben, Baugruben und Schachtbauwerken zur Sanierung und Erweiterung des Hamburger Fernwärmenetzes

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

April 2022 bis Juni 2023

AUFTRAGGEBER

Hamburger Energiewerke GmbH

Die Hamburger Energiewerke GmbH plante eine Sanierung und Erweiterung des bestehenden Fernwärmenetzes zwischen der Spaldingstraße und der Hammerbrookstraße. Zusätzlich war geplant, im Wandalenweg und in der Gotenstraße neue Fernwärmeleitungen zu bauen bzw. vorhandene zu ersetzen.

V. l. n. r.: T. Brauer, U. Hedtke, T. Seemann, H. Graßmann, F. Thiele, H. Sachau, R. Klatt, T. Wolgast, P. Rusche, nicht im Bild: T. Jörs und R. Allaut Foto rechts: Baugrube FW Hammerbrookstraße Abgang Wandalenweg

UMSETZUNG

Die Kolonne stellte 595 Meter Rohrgräben und Baugruben her, in denen anschließend KMR-Rohre in den Nennweiten DN 50 bis DN 400 verlegt wurden. Darüber hinaus errichtete Michel Bau fünf Schachtbauwerke und vier Übergangsbauwerke. Michel Bau wurde mit den Tief- und Straßenbauarbeiten beauftragt.

HERAUSFORDERUNGEN

Parallele Arbeiten im Baufeld: Im Bereich Nordkanalstr./ Einmündung Hammerbrookstr. musste sich Michel Bau das Baufeld mit drei anderen Firmen teilen, die zeitgleich dort arbeiteten. Je nach Verkehrsführung wurde das Baufeld nur in Teilbereichen freigegeben, die Kolonne musste die Arbeiten in einem eng kalkulierten Zeitfenster erledigen. „Wo es möglich war, haben wir parallel gearbeitet, teilweise haben sich die Leitungen aber auch gekreuzt“, sagt Bauleiter Stephan Remer. Das heißt: „Sobald eine kleine Verzögerung auftrat, hatte das sofort Auswirkungen auf die Termine der anderen Firmen.”

Große Baugruben: Die Kolonne erstellte zwei große Baugruben mit den Maßen 8x12 Meter und 12x25 Meter. „Diese Größe ist an sich schon eine Denksportaufgabe, weil man später mit den Geräten von außen nicht mehr in die Mitte kommt“, erklärt Stephan Remer. Um diese Herausforderung zu lösen, wurden die zu verlegenden Fernwärmerohre über den Rohrgraben eingefädelt.

Viele Fremdleitungen: Bei der Herstellung der Baugruben stieß Michel Bau auch auf zahlreiche Fremdleitungen, die nicht entfernt werden konnten, da sie zumeist in Betrieb waren, darunter eine Schmutzwasserleitung und eine Starkstromleitung. Auch eine neu verlegte Trinkwasserleitung musste zweimal gequert werden.

Auf dem Baufeld wird an allen Ecken gleichzeitig gearbeitet.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 7

TIEFBAU UNTER HOCHSPANNUNG

In Hamburg-Wandsbek baute Michel Bau eine neue Fernwärmetrasse. Logistisch verlangte die Maßnahme dem Team einiges ab, denn die Trasse führte über ein schwer zugängliches Schulgelände. Für den dritten Bauabschnitt galt für Michel Bau die Devise: Besser ohne Risiko!

ORT

Hamburg-Wandsbek

PROJEKT

Tiefbau für eine 600 Meter lange Fernwärmetrasse von der Witthöfftstr. 7 bis zur Böhmestr./Ecke Morewoodstr.

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

April 2022 bis März 2023

AUFTRAGGEBER

Hamburger Energiewerke GmbH

Erschließung des Stadtgebietes Wandsbek mit Fernwärme

V. l. n. r.: H. P. Luck, M. S. Abdelsalam, H. Müllenbach, T. Reiche, A. Elsharkawi, nicht im Bild: S. Brunzen, H. Schade, T. Heinze, J. Graf
8 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel Bau
Großes Foto: Rückbau des Rohrgrabens nach Verlegung der Rohre

UMSETZUNG

Im Rahmen einer ARGE führte Michel Bau die Tiefbauarbeiten für das Projekt aus. Die Kolonnen stellten auf der 600 Meter langen Strecke einen Rohrgraben im Holzbohlenverbau her (2 Meter breit/1,50 bis 3 Meter tief). Anschließend wurden die KMR-Rohre (DN 200 im Vorlauf und DN 250 im Rücklauf) durch eine Partnerfirma eingezogen.

HERAUSFORDERUNGEN

Knappes Timing: 100 Meter der Trasse führten über das Gelände des Matthias-Claudius-Gymnasiums. Die Arbeiten konnten nur während der Hamburger Sommerferien durchgeführt werden. Weil auch andere Gewerke berücksichtigt werden mussten, verkürzte sich die verfügbare Zeit für diesen Abschnitt auf rund 14 Tage. „Da es keine freie Zufahrt zum Gelände gab, mussten wir einen Zaun aufnehmen und rund 60 Fahrradbügel entfernen, die anschließend von einer Straßenbaufirma aufwendig wieder aufgestellt wurden“, so Bauleiter Michael Gruner. „Die Zusammenarbeit mit dem Schulträger und dem Facility Manager verlief reibungslos.“

Enge Platzverhältnisse: Da neben der Trasse auf dem Schulgelände kein Platz zur Verfügung stand, musste Michel Bau alle Materialien vor Kopf anliefern und den Sand aus der Baugrube mit einem Dumper zur Straße transportieren.

Schwieriger Untergrund: An der Ecke zur Josephstraße stand ein altes Wohnhaus, das durch den Anbau eines neuen Gebäudes bereits Setzungsrisse aufwies. „Planmäßig hätten wir im Abstand von 1,50 Meter einen Dehnungsbogen eingebaut“, so der Bauleiter. Wegen des rolligen Bodens und um keine weiteren Risse zu riskieren, suchten und fanden die Kolonnen eine freie Trasse in größerem Abstand. Das Team verlängerte den Dehnungsbogen von 3 auf 26 Meter.

Starkstromkabel: Im dritten Bauabschnitt lagen große Pakete von Starkstromkabeln im Boden, unter denen der Rohrgraben in 3 Meter Tiefe geführt werden musste. Die 110 kV-Leitungen mussten zudem vor jedem Einsatz von den Hamburger Energiewerken heruntergeschaltet werden.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 9
KMR-Rohre mit Dehnpolster im Bogenbereich

AUF FESTEM GRUND

Seit dem 1. Januar 2023 wird Michel Bau von einem dreiköpfigen Team geführt. Die beiden Prokuristen Sebastian Florczak und Stephan Remer wurden zu weiteren Geschäftsführern neben Ulf Michel bestellt. Im Interview sprechen sie über ihre neuen Aufgaben und die Herausforderungen, denen das Unternehmen heute und in Zukunft gegenübersteht.

Herr Michel, was hat Sie dazu bewogen, die Geschäftsführung zu erweitern?

Ulf Michel: Mir ist es wichtig, dass wir uns als Michel Bau für die Zukunft gut aufstellen und auf einem soliden Fundament stehen. Seit dem Ausscheiden meines Vaters aus der Geschäftsführung habe ich das Unternehmen alleine geführt. Das hat gut funktioniert, es birgt aber natürlich auch Risiken, wenn alles an einer Person hängt. Ich wollte das Unternehmen auf eine breite, verlässliche Basis stellen.

Warum haben Sie sich für Stephan Remer und Sebastian Florczak entschieden?

Ulf Michel: Sebastian Florczak hat viele Jahre erfolgreich unsere Abteilung „GRUWA“ mit Vortrieb und Wasserhaltung geleitet. Stephan Remer ist ein erfahrener Bauleiter, der über mehrere Jahre große Kanalsanierungsprojekte in Indien mit bis zu über 250 eigenen Mitarbeitern geleitet hat. Beide waren sich sofort einig, dass sie die Geschäftsführung gemeinsam übernehmen wollten. Was ich besonders schätze: Neben dem fachlichen Know-how zeichnen sich beide durch Teamfähigkeit, Engagement und Verbindlichkeit aus. Außerdem sind sie völlig uneitel und können auch den anderen glänzen lassen.

Wer ist wofür zuständig?

Ulf Michel: Ich bin nach wie vor geschäftsführender Gesellschafter. Stephan Remer und Sebastian Florczak kümmern sich um das operative Geschäft. Jürgen Bucher ist kaufmännischer Leiter und Prokurist. Ich bin eigentlich nur das Back-up, die anderen können alles ohne mich entscheiden!

Sebastian Florzcak: Stephan und ich sprechen alles miteinander ab und entscheiden dann gemeinsam. Wir sind uns sehr ähnlich, Statusdenken zum Beispiel ist uns völlig fremd. Wir vertrauen uns gegenseitig, weil wir alle im Sinne von

Michel Bau handeln und wissen, wie wir das Unternehmen gestalten wollen.

Haben Sie beide vorher schon viel zusammengearbeitet?

Stephan Remer: Wir sind ein kompaktes, überschaubares Team bei Michel Bau. In den letzten Jahren haben wir beide in unterschiedlichen Bereichen Verantwortung getragen und uns immer kollegial abgestimmt. Wir überlegen nicht erst im stillen Kämmerlein, wie wir etwas nach außen kommunizieren, sondern versuchen immer, alle Verantwortlichen eines Projektes frühzeitig in unsere Planungen mit einzubeziehen. Das war auch schon unter Ulf Michel so.

Was ändert sich durch die neue Aufgabe in Ihrem Alltag?

Stephan Remer: Ich habe schnell gemerkt, dass die beiden Rollen sehr unterschiedlich sind. Als Technischer Leiter habe ich mich vor allem auf die internen Prozesse oder eine einzelne Baustelle konzentriert. Als Geschäftsführer ist man auch für die Außenwirkung des Unternehmens verantwortlich. Ich beschäftige mich jetzt viel mehr mit Personalfragen, mit der strategischen Ausrichtung und der Planung von Investitionen. Das erfordert einen anderen Fokus und mehr Blick nach links und rechts.

Ist die Erweiterung der Geschäftsführung mit einer neuen Ausrichtung von Michel Bau verbunden?

Ulf Michel: Es ist wichtig, immer wieder den Markt zu prüfen und zu überlegen, ob wir etwas ändern müssen. Aber die Entscheidung, die Geschäftsführung zu erweitern, war selbst keine strategische Neuausrichtung.

Stephan Remer, Geschäftsführer und Bauleiter

„Die zukünftigen Herausforderungen in Bezug auf die Infrastruktur sind enorm.“
10 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel Bau

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie?

Stephan Remer: Die zukünftigen Herausforderungen in Bezug auf die Infrastruktur sind enorm. Ob es nun um den Klimawandel und die damit verbundene veränderte Mobilität, um erneuerbare Energien oder intelligente Netze geht: Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in den nächsten Jahren in Deutschland mehr Geld in die Infrastruktur stecken müssen und werden. Angesichts des aktuellen Fachkräftemangels wird es eine große Herausforderung sein, sich dafür gut aufzustellen. Da kommt einfach mehr Arbeit auf den Markt bei weniger verfügbaren Fachkräften.

Sebastian Florczak: In unserer Branche haben wir das Glück, in den richtigen Arbeitsfeldern und Nischen tätig zu sein. Aber die Herausforderung besteht darin, die Aufträge erfolgreich mit genügend Fachkräften abwickeln zu können.

Was tun Sie, um neue Auszubildende zu gewinnen und Mitarbeitende im Unternehmen zu halten?

Ulf Michel: Um Auszubildende zu gewinnen, haben wir unser Marketing stark verändert. Wir sind in den sozialen Medien aktiv, nutzen die Presse und gehen in Schulen. Unseren Mitarbeitenden bieten wir verschiedene Sonderleistungen an, die sich in der Branche bereits herumgesprochen haben. So bieten wir jedem Mitarbeitenden eine Krankenzusatzversicherung und eine Michel Bau-Kreditkarte, die wir monatlich mit bis zu 40 Euro aufladen. Ergebnisbeteiligungen gehören zu

unserer Unternehmensphilosophie genauso dazu wie flexible Arbeitszeiten oder mobiles Arbeiten, wo es sinnvoll umsetzbar ist. Auch durch dieses Arbeitsumfeld haben wir im vergangenen Jahr viele Initiativbewerbungen erhalten. Es ist erkennbar, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Freundesund Bekanntenkreis weitererzählen, dass bei Michel Bau eine gute Atmosphäre und gute Bedingungen herrschen.

Ändert sich auch für die Mitarbeitenden etwas durch die erweiterte Geschäftsführung?

Sebastian Florczak: Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Mitarbeitenden vorher etwas zögerlicher waren, Ulf Michel anzusprechen. Als gäbe es eine natürliche Mauer. Wir werden jetzt schon mehr als Kollegen auf Augenhöhe wahrgenommen.

Was ist Ihre größte Aufgabe für die Zukunft?

Ulf Michel: Die größte Herausforderung ist es, neue Mitarbeitende zu finden und sie langfristig an das Unternehmen zu binden. Als Arbeitgeber bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel, erwarten aber auch viel von ihnen. Unsere Branche ist sehr facettenreich. Sie ist genau das Richtige für Menschen, die gerne draußen arbeiten und Lust auf abwechslungsreiche Projekte haben, auch wenn sie mal schmutzig oder kompliziert sind. Genau diese Menschen zu finden, ist unsere Aufgabe. Dazu müssen wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben und als solcher wahrgenommen werden.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 11
Sebastian Florczak (seit 2006 bei Michel Bau), Ulf Michel (Geschäftsführung seit 2000), Stephan Remer (seit 2010 bei Michel Bau). Nicht im Bild: Jürgen Bucher (Kaufmännischer Leiter und Prokurist, seit 2014 bei Michel Bau)

(K)EINE LANGE LEITUNG

Als Teil einer ARGE sanierte Michel Bau einen Abwasserkanal in Kiel. Auf der langen Strecke von 1.300 Metern traf die Kolonne auf zahlreiche Fremdleitungen und bewies viel Geschick auf engstem Raum.

ORT

Kiel, Heidenberger Teich

PROJEKT

Neubau eines Abwasserkanals, Abbruch eines Schachts, Erstellung von zwölf Baugruben und Umbau einer Pumpstation

ANLASS DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

März 2022 bis April 2023

AUFTRAGGEBER

Stadt Kiel

Die zu sanierende Abwasserleitung wurde bereits 1967 gebaut. Sie verläuft vom Pumpwerk Heidenberger Teich bis zum Pumpschacht im Hasseldieksdammer Weg. Seit ihrem Bau wurde die Leitung nahezu störungsfrei betrieben, jedoch nahm die Betriebssicherheit im Verlauf der Trasse stetig ab. Auch drei Be- und Entlüftungsventile funktionierten nicht mehr einwandfrei. Im Jahr 2014 kam es bereits zu einem größeren Störfall mit Abwasseraustritt, der nur mit erheblichem technischen und finanziellen Aufwand behoben werden konnte.

12 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel
V. l. n. r.: A. Angermann, A. Harms, P. Götsch, M. Kähler, D. Völskow, S. Hinz. Großes Foto: Hergestellter Rohrgraben mit KringsVerbau sowie verlegter PE-Leitung DN 400/450. Kleines Foto: Verlegte PE-Leitung mit Bogen
Bau

ZIEL UND UMSETZUNG

Michel Bau baute einen 50 Meter langen Kanalabschnitt neu, in den anschließend eine PE-Leitung DN 400/450 eingezogen wurde. 1.300 Meter des bestehenden Kanals wurden von einem ARGE-Partner mit einem Schlauchliner saniert. Für die gesamte Strecke erstellte die Michel Bau-Kolonne zwölf Baugruben mit einer Tiefe von 1,50 Meter. Außerdem baute Michel Bau in einem Pumpwerk eine zusätzliche Leitung, die künftig parallel zur Bestandsleitung betrieben wird. Da sich einer der vorhandenen Schächte vor der geplanten Auskleidung mit GFK als baufällig erwies, wurde er von Michel Bau abgebrochen und von einem Subunternehmer neu gebaut.

HERAUSFORDERUNGEN

Lange Lieferzeiten: Vor dem Einbau der Schlauchliner stellte das Team fest, dass der Außendurchmesser der Rohre größer

war als angegeben. Die von Michel Bau bestellten Rohrreduzierungen konnten erst nach mehreren Monaten geliefert werden, so dass die Kolonne andere Bauarbeiten zeitlich vorziehen musste.

Fremdleitungen: Auch beim Verbau musste Michel Bau flexibel reagieren. „Ausgeschrieben war ein Verbau mit Kanaldielen. Aufgrund der vielen Baumwurzeln und Fremdleitungen im Boden haben wir auf Holzbohlenverbau umgestellt“, erklärt Bauleiter Rouven Voß.

Enge Platzverhältnisse: Viel Geschick verlangte dem Team auch der begrenzte Platz im Baugraben ab. Rouven Voß: „Dort lagen mehrere Bestandsleitungen, unter anderem ein Asbestzementrohr, das wir aus Sicherheitsgründen nicht aufschneiden durften. Die Verschraubung unserer Rohre in dem engen Zwischenraum erwies sich als sehr knifflig.”

100 Jahre Michel Bau |

BAUREPORT 2023 13

EINMAL MICHELANER, IMMER MICHELANER!

Was zeichnete früher den Arbeitsalltag bei Michel Bau aus? Welche Baustellen sind unvergessen? Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums erinnern sich drei ehemalige Mitarbeiter an ihre Zeit bei Michel Bau.

GÜNTER WRIEDT

Günter Wriedt arbeitete von 1967 bis 2007 bei Michel Bau. Er kam als LKWSchlosser zum Unternehmen und lernte das Baugeschäft von der Pike auf. „Ich war zunächst acht Jahre Baggerfahrer und habe mich dann bis zum Polier hochgearbeitet.“

HEINZ-OTTO NISSEN

Heinz-Otto Nissen war von 1964 bis 2009 bei Michel Bau tätig, zuletzt als Polier. „Ich bin mit 19 Jahren aus der Landwirtschaft hierhergekommen und habe hier alles gelernt“. Er arbeitete noch in früheren Geschäftsfeldern von Michel Bau, zum Beispiel der Entwässerung von Mooren und der Begradigung von Flüssen.

Schön, dass Sie als langjährige „Michelaner“ mit uns auf Ihr vergangenes Berufsleben zurückblicken. Was macht einen Michelaner oder eine Michelanerin eigentlich aus?

Günter Wriedt: Ein Michelaner ist jemand, der sich freut, bei Michel Bau zu arbeiten oder stolz auf seine Zeit bei Michel Bau ist. Wir drei sind ja richtige „Urgesteine“ der Firma. Gemeinsam mit unseren anderen früheren Kolleginnen und Kollegen werden wir regelmäßig zum Seniorenkaffee eingeladen. Sie glauben nicht, wie viele Leute stolz darauf sind, hier gearbeitet zu haben! Heutzutage wechseln die Leute beruflich mal hierhin, mal dorthin, das konnten wir uns gar nicht vorstellen. Unser Geschäftsführer Reinhard Michel hat immer gesagt: Wenn du erstmal Michelaner bist, dann bleibst du Michelaner, auch in schlechten Zeiten.

HELMUT VOLLSTEDT

Helmut Vollstedt war von 1971 bis 2009 bei Michel Bau beschäftigt. „Angefangen habe ich als einfacher Bauingenieur, wurde dann Bauleiter, dann Oberbauleiter, dann Abteilungsleiter und schließlich Technischer Leiter. Immer wenn ich Wechselgedanken bekam, wurde ich befördert!“

Können Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag bei Michel Bau erinnern?

Günter Wriedt Ja, sehr gut. Michel Bau hatte einen Schlosser für LKW gesucht. Ich kam frisch aus dem Militärdienst. Als ich zum ersten Mal die Werkstatt betrat, habe ich mich gewundert. Es gab nur eine Baracke und eine einfache runde Blechhütte. Ich musste einen langen Gang entlang gehen und hinten saß der Meister in der Werkstatt. Mein erster Gedanke war: „Wo bist du hier gelandet? Mach, dass du wegkommst!“ Aber ich bekam gleich zwei Mark mehr als beim Militär, fünf Mark dreißig waren das damals. Dann bin ich 40 Jahre geblieben! Etwas später wurden dann die heutigen Gebäude gebaut. Ich habe damals die Keller mit ausgehoben.

14 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel Bau

Welche Momente bei Michel Bau sind Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?

Heinz-Otto Nissen: Ich erinnere mich noch an meine erste Baustelle im Jahr 1967. Wir haben den Fluss Treene in Hude begradigt. Der Fluss war dort 50 Meter breit und 9 Meter tief. Die großen Steine haben wir mit dem Bagger in eine Schute verladen. Eines Tages geriet diese plötzlich aus dem Gleichgewicht. Vier Arbeiter standen auf der Schute, einer davon mit einer Pfeife im Mund. Plötzlich kippte die Schute um. Ich schrie noch: „Alle runter!“ aber es war zu spät, alle fielen ins Wasser. Ich konnte drei Männer herausziehen, aber einer war bereits unter der Wasseroberfläche verschwunden. Zum Glück war einer unserer Kollegen Seemann und konnte ihn noch rechtzeitig greifen und nach oben bringen. Als erstes tauchte die Pfeife auf, er hatte sie immer noch im Mund! Ich rief: „Hans, hol Luft, Pfeife weg!“ Danach mussten wir alle erstmal durchatmen.

Gibt es Baustellen, die für Sie aus technischer Sicht unvergesslich sind?

Helmut Vollstedt: Da gibt es viele, zum Beispiel die Sanierung des Kieler Schmutzwassersammlers am Klärwerk Bülk im Jahr 1990, in dem alle Abwässer der Stadt zusammenfließen. Das war mit einem Auftragsvolumen von 48 Millionen DM eines unserer größten Projekte überhaupt; allein die aufwendige Wasserhaltung kostete eine Million DM. Einen ähnlich großen Sammler haben wir in Hetlingen gebaut, mit Rohren von bis zu drei Metern Durchmesser. Damals haben wir erstmals neue Kunststoffrohre in marode Betonrohre eingezogen und den Ringraum mit Beton verpresst. Damit waren wir damals führend.

Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte von Michel Bau war der Großauftrag in Indien. Wie kam es dazu?

Helmut Vollstedt: Ende der 1980er Jahre hatten wir unsere erste größere Baustelle in Hamburg. Mitten in der Innenstadt. In der Straße Große Bleichen haben wir in Arbeitsgemeinschaft mit einem Partnerunternehmen einen 640 Meter langen Kanal erneuert. Diese Arbeiten waren spektakulär und wurden von Fernsehteams gefilmt. Kurze Zeit später bauten wir in Kühlungsborn eine Pipeline, die weit in die Ostsee hinausführte. Das Projekt wurde von einem Hubschrauber aus gefilmt. Auch mehrere Rohrhersteller haben auf unseren Baustellen Imagefilme für ihre Messen gedreht. Egal, wo man hinkam, plötzlich liefen überall Filme über Michel Bau! Wir wurden überregional bekannt und hatten plötzlich mehrere Anfragen aus dem Ausland, sogar aus Zypern und dem Jemen. Das Motto unseres Geschäftsführers Reinhard Michel lautete damals: Michel kann alles, Michel macht alles!

Günter Wriedt: So haben wir auch unseren ersten Großauftrag in Mumbai, Indien, erhalten: die Sanierung von 4,3 Kilometern begehbaren Abwasserkanälen, finanziert von der Weltbank. Was uns dort wirklich fasziniert hat: Die indischen Arbeiterinnen und Arbeiter haben alles von Hand gemacht. Sie haben in einem unglaublichen Tempo mit Schaufeln die Baugruben ausgehoben. Und das nachts, weil es tagsüber viel zu heiß war.

Hohe Qualität und Zuverlässigkeit - dafür steht Michel Bau heute. War das früher schon so?

Heinz-Otto Nissen: Auf jeden Fall. Wir hatten immer das modernste Gerät. Michel Bau hatte schon einen Kanallaser, als andere noch mit Joch und Schnur gemessen haben. Auch unsere Fahrzeuge waren immer auf dem neuesten Stand. Wir waren die Ersten, die in den 60er Jahren vom Seilbagger auf Hydraulik umgestiegen sind. Wenn wir als Poliere und Bauleiter neue Geräte anschaffen wollten, hat man uns immer zugehört und es meistens möglich gemacht.

Helmut Vollstedt: Michel Bau war auch unglaublich gründlich in der Vorbereitung und Kontrolle der geleisteten Arbeit, da haben sich andere schon mal darüber lustig gemacht. Zur ersten Begehung kamen damals mindestens sieben Leute von Michel Bau, inklusive unserer Kalkulationsabteilung. Und der Bauherr war nur mit zwei Leuten dabei! Und wenn jeden Donnerstag der Bauleiter kam, um zu kontrollieren, wie die Kolonne gearbeitet hat, haben wir schon manchmal gedacht: „Big brother is watching you!“

Was hat Ihnen persönlich an der Arbeit hier am besten gefallen?

Heinz-Otto Nissen: Bei Michel Bau wurde gute Leistung immer honoriert. Wir haben immer pünktlich unsere Löhne und Tariferhöhungen bekommen. Und wenn die Baustellen gut liefen, gab es immer eine Prämie, auch in schlechten Zeiten.

Günter Wriedt: Es gab keine starken Hierarchien, das Verhältnis zwischen den verschiedenen Ebenen war immer sehr gut. Wenn Helmut uns als Technischer Leiter auf der Baustelle besuchte, hatte er stets eine Wathose im Koffer, damit er mit uns in den Kanal kriechen konnte. Andere Besucher kamen mit Schlips und Kragen, Helmut duzte einfach alle und brachte immer Kekse mit.

Helmut Vollstedt: Einmal hatten wir auf einer Baustelle in Hamburg ein Problem mit der Wasserhaltung und ein neuer Bauingenieur bei Michel Bau, der gerade von der Uni kam, hatte seine besten Sonntagsschuhe an. Er hat auch nicht jeden Mann auf der Baustelle begrüßt. Ich sach zu ihm: „Wir müssen runter, da warten vier Mann und viel Schlamm!“ Er wollte nicht. Da hab ich zu ihm gesagt: „Deine Schuhe mögen viel wert sein, aber du musst höher stehen als deine Schuhe. Wenn du nicht runterkommst, bist du nicht mehr bei Michel.“ Das war seine Kolonne, und wenn man bei Michel arbeitet, muss man jeden in der Kolonne einzeln begrüßen. Das erwarten die Leute hier, und dann sind sie zuverlässig an deiner Seite, auch wenn’s mal schwierig wird.

Wir bedanken uns für diesen spannenden Einblick!

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 15

MIT ALLEN WASSERN GEWASCHEN

Im Industriepark Walsrode konnte Michel Bau gleich zwei Ausschreibungen für sich entscheiden. Zwei Kolonnen arbeiteten hier gleichzeitig an verschiedenen Maßnahmen. Auf dem anspruchsvollen Gelände galt es nicht nur, ein knappes Zeitbudget einzuhalten, sondern auch mit speziellen Abwässern und strengen Sicherheitsvorkehrungen zurechtzukommen.

PROJEKT 1

Kanalerneuerung bis Sauerwasserbrunnen und PE-Schacht-in-Schacht-Sanierung (Werkstraße A3), Umschluss MW an Chemiekanal (Fabrikhof), Schachtsanierung mittels PE-HD-Schachtauskleidung

PROJEKT 2

Kanalsanierung von fünf Haltungen durch PP-Kurzrohre DN 400 (Werkstraße A2), Sanierung von Anschlussleitungen der Säureaufbereitung (Werksteil Fuchsberg)

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ORT

Walsrode, Niedersachsen

ZEITRAUM

Oktober 2022 bis April 2023

AUFTRAGGEBER

DDP Specialty Products

Germany GmbH & Co. KG

Die DDP Specialty Products Germany GmbH & Co. KG betreibt im Industriepark Walsrode ein umfangreiches Kanalnetz. In einzelnen Bauabschnitten waren die Schächte und Abwasserleitungen teilweise undicht, so dass Reparaturen und Sanierungen, wie der Einbau von Schacht-in-Schacht-Systemen aus PEHD sowie neuen Schächten zur Wiederherstellung der Dichtheit, durchgeführt werden mussten.

V. l. n. r.: B. Baumgart, B. Jochimsen, S. Kogut, nicht im Bild: P. Matern-Bauer Großes Foto: Aufgeständerte Vorflutleitung aus PE-HD im Schutzrohr

Kleines Foto: Auszeichnung für hervorragende Leistungen in den Bereichen Arbeitssicherheit, Gesundheitsund Umweltschutz am Standort Bomlitz

16 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel Bau

UMSETZUNG

Michel Bau wurde vor einigen Jahren nach einer ersten Probebaustelle und aufgrund der SCC-Zertifizierung in den Kreis der Unternehmen aufgenommen, die auf dem Industriepark arbeiten dürfen.

HERAUSFORDERUNGEN

Hoher Organisationsaufwand: Die Arbeiten durften nur in einem engen Zeitfenster von zwei Wochen während eines Werkstillstands durchgeführt werden. Tatsächlich standen Michel Bau am Ende nur neun Tage einschließlich der Wochenenden für die Arbeiten zur Verfügung. Für jeden Arbeitsschritt mussten täglich Arbeitsgenehmigungen eingeholt werden. Außerdem bestand eine Ungewissheit über den Leitungsverlauf und -zustand.

Spezielle Abwässer: Durch die zu sanierenden Rohre flossen chemische Abwässer, die eine besondere säurefeste Schutz-

kleidung erforderten. Die Kanäle durften erst nach der Reinigung durch Fremdfirmen begangen werden und konnten nicht im laufenden Betrieb inspiziert werden. Die Anforderungen an das Rohrmaterial waren hoch. „Die Temperatur des Abwassers betrug teilweise bis zu 95 Grad, der pH-Wert konnte zwischen 0 und 14 schwanken. Deshalb haben wir statt der geplanten PEHD-Rohre PP-Rohre verwendet“, erklärt Michel Bau-Geschäftsführer und Bauleiter Sebastian Florczak. „Auch die Schächte wurden teilweise nicht aus PEHD, sondern aus Polymerbeton hergestellt.“

Der Auftraggeber und alle Beteiligten lobten ausdrücklich die gute, unkomplizierte und flexible Zusammenarbeit mit den Kolonnen von Michel Bau, die für jeden Fall die passende Lösung fanden.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 17

ALLES MUSS RAUS

In Elmshorn stieß Michel Bau auf einen maroden Schacht mit kompliziertem Innenleben. Die Sanierung mit PE-Platten gestaltete sich aufwändiger als erwartet. Doch das erfahrene Team fand für alle Widrigkeiten die passende Lösung.

ORT

Elmshorn PROJEKT

Sanierung des polygonalen Schieberschachtes auf dem ehemaligen Klärwerksgelände „Kruck“

ZIEL

DER BAUMASSNAHME:

ZEITRAUM

Juni 2022 bis Februar 2023

AUFTRAGGEBER

Stadt Elmshorn – Stadtentwässerung

Im Abwassernetz der Stadt Elmshorn befand sich ein aus Klinkermauerwerk errichteter Schieberschacht. Aufgrund von Schäden war die statische Sicherheit gefährdet. Zudem traten durch die defekte Schachtabdeckung permanent Gase aus, die angrenzende Bauwerke wie das Pumpwerk angriffen und deren Elektrotechnik gefährdeten. Auch die unmittelbare Umgebung war von den Gasaustritten betroffen. Die Sanierung des Schachtes war daher zwingend erforderlich.

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V. l. n. r.: A. Marten, D. Witt, S. Baumgart, nicht im Bild: C. Wehde Foto rechts: Montage der PE-Platten im Schacht

UMSETZUNG

Da das Mauerwerk locker war, entkernte Michel Bau den gesamten Schacht. Anschließend wurden die Wände verpresst und mit PEHD-Platten ausgekleidet. Schließlich baute das Team drei neue Schieber ein. Während der Arbeiten leitete die Kolonne das Wasser mit einer Vorflutanlage um: „Rund 60 Prozent des Abwassers der Stadt Elmshorn und teilweise Abwasser der Umlandgemeinden kommen im Pumpenschacht an, das sind regulär 480 Liter und in Spitzenzeiten sogar bis zu 900 Liter pro Sekunde“, berichtet Geschäftsführer und Bauleiter Sebastian Florczak. „Um zu verhindern, dass die Pumpe zu stark belastet wird, haben wir zusätzlich temporäre Absperrblasen eingebaut.“

HERAUSFORDERUNGEN

Tiefer Schacht: Um oberhalb der Wasserlinie des sechs Meter tiefen Schachts arbeiten zu können, baute Michel Bau

einen provisorischen „Tisch“ aus Stahlplatten. „Um zu verhindern, dass der Dämmer durch die Fugen dringt, wurden die Stöße zwischen den einzelnen PE-Platten für die Wandverkleidung verschweißt“, erklärt der Bauleiter. Im Bereich der Zu- und Ablaufleitungen aus Polymerbeton wurden passgenau Verstärkungsplatten aus PE mit einer dahinterliegenden Quelldichtung angedübelt. Beim Verschweißen der Platten war besondere Sorgfalt geboten. „Das PE muss völlig trocken sein, sonst halten die Nähte nicht“, erklärt Sebastian Florczak. „Von unten drückte ständig Grundwasser, wir mussten den Schacht mit Pumpensümpfen trocken halten.“Die Schweißnähte wurden anschließend mehrfach verstärkt.

Gase in der Luft: Trotz zweier Belüftungsgeräte konnten die durch das Schmutzwasser verursachten Gase im tiefen Schacht nicht vollständig beseitigt werden. Deshalb musste das Team die Arbeiten mehrmals unterbrechen.

VORHER 100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 19

QUER UNTER DEN GLEISEN

Im Rahmen eines Großprojekts verlegt die Deutsche Bahn den Fern- und Regionalbahnhof Hamburg-Altona an den Standort der S-Bahnhaltestelle Diebsteich. Um das Gelände für neue Kabelverlegungen vorzubereiten, presst Michel Bau mehrere Strecken unter den Gleisen. Dabei hat die Kolonne das Ziel stets fest im Blick – trotz Hindernissen und beengtem Platz.

ORT

Hamburg-Altona

PROJEKT

Erstellung von 27 Gleisquerungen mit gesteuertem Pilotvortrieb

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

seit Januar 2022

BAUHERR

Deutsche Bahn Netz AG

Seit Herbst 2020 entsteht in Hamburg-Altona am S-Bahnhof Diebsteich ein neuer Fern- und Regionalbahnhof. Der neue Bahnhof wird über zwei Gleise für den S-Bahnverkehr und sechs Gleise für den übrigen Nah- und Fernverkehr verfügen. Um Leerrohre unter den bestehenden Gleisen verlegen zu können, wurde Michel Bau als Subunternehmer mit der

20 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre
V. l. n. r.: P. Matthiessen, P. Bornemann, W. Neumann, V. Renk, nicht im Bild: B. Lange Foto rechts: Herunterlassen eines Stahlrohres DN 900 in die Startbaugrube
Michel Bau

UMSETZUNG

Michel Bau hat bereits sechs Pressungen von insgesamt 27 Gleisquerungen in den Nennweiten DN 300 bis DN 1000 und Längen zwischen acht und 40 Metern ausgeführt. In die gepressten Stahlschutzrohre werden später diverse Leerrohre eingezogen. Beim Pressen feierte die neue Pressanlage Premiere, die Michel Bau erst kürzlich angeschafft hat. „Mit der neuen Anlage können wir bis DN 1400 pressen, sie hat deutlich mehr Kraft als unsere bisherige Anlage. Bis Ende 2023 sollen alle Pressungen abgeschlossen sein.

HERAUSFORDERUNGEN

Hindernisse: Von den ersten sechs Pressungen verlief nur eine ohne Hindernisse. „Bei der ersten Pressung eines 21 Meter langen Abschnitts stießen wir knapp 1,5 Meter vor der Zielgrube auf ein unbekanntes Hindernis“, berichtet der Bauleiter. „Dort lag eine Fremdleitung im Gleisbereich und es musste erst ein Zeitfenster gefunden werden, in dem der Auftraggeber diese außer Betrieb nehmen konnte. Beim weiteren Vortrieb stießen wir auf Steine, die teilweise so groß waren, dass wir einen ganzen Tag brauchten, um sie zu entfernen.“

Enge Platzverhältnisse: Die Länge der Baugruben ist zum Teil begrenzt, weil sie sich direkt zwischen den bestehenden Gleisen befinden. „In einer sieben Meter langen Baugrube konnten wir deshalb nur zwei Meter lange Rohre verwenden und brauchten entsprechend länger für die Pressung“, erklärt Bauleiter Roman Mejramov.

Keine Abweichungen: Bei mehreren Pressungen musste Michel Bau mit dem Vortriebsrohr in den bereits gesetzten Schacht einfahren, weil die Zielbaugruben aufgrund von in Betrieb befindlichen Gleisen so schnell wie möglich wieder zurückgebaut werden mussten. Beim Einpressen des Stahlrohres DN 900 musste die Kolonne den Bohrkopf im Schacht auf engstem Raum ausbrennen – eine Aufgabe, die Michel Bau erfolgreich gemeistert hat.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 21
Leerfahren der gepressten Stahlrohre

EIN WASSERDICHTES PROJEKT

In Neumünster baut Michel Bau das letzte Trassenstück für den Fernwärmering. Direkt unter den Bahngleisen traf das Team auf viel Grundwasser – eine schwierige Konstellation, welche die Kolonne mit Bravour meistert.

ORT

Neumünster Innenstadt

PROJEKT

Erweiterung des Fernwärmenetzes in Neumünster

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

Seit Oktober 2022

AUFTRAGGEBER

SWN Stadtwerke Neumünster GmbH

Die Stadtwerke Neumünster haben in den letzten Jahren die Ringversorgung mit Fernwärme nahezu vollständig hergestellt. Mit der Baumaßnahme wird die Lücke zwischen den vorhandenen Leitungen geschlossen.

V. l. n. r.: N. Spieckermann, P. Reinecke, K. Möller, T. Kähler, C. Damerow, T. Reinecke, C. Bourceanu, P. Apinka, A. Behrens, nicht im Bild: S. Rieck
22 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel Bau
Foto rechts: Herstellung des Rohrgrabens zur Verlegung der Fernwärmeleitungen

UMSETZUNG

In der Rendsburger Straße stellt Michel Bau einen ca. 150 Meter langen Rohrgraben für KMR-Rohre DN 450 und DN 500 her. Die Rendsburger Straße befindet sich direkt am Hauptbahnhof Neumünster und bildet die Hauptverkehrsachse in die Innenstadt. Ein Teil der Straße verläuft unter der Eisenbahnbrücke der DB. Da in diesem Bereich viel Grundwasser ansteht, das nicht abgepumpt werden darf, verlegt die Kolonne den Rohrgraben in den Gehweg. Dieser wird mit einer Winkelstützwand auf eine Höhe von 1,60 Meter angehoben.

HERAUSFORDERUNGEN

Querende Leitungen: Bei der nördlichen Anbindung der Fernwärmetrasse stieß Michel Bau auf ein umfangreiches Telefonkabelpaket, das nicht verlegt werden konnte. Die Baugrube musste daher fünf Meter tief ausgehoben werden.

Belastetes Grundwasser: Da das anstehende Grundwasser nicht abgepumpt oder umgeleitet werden darf, musste das Team einen wasserdichten Verbau herstellen. „Wegen der Nähe zu den Bahngleisen musste dieser absolut erschütterungsfrei hergestellt werden“, berichtet Bauleiter Sönke Koth. Die wasserdichten Stahlspundwände wurden von Spezialtiefbauunternehmen eingepresst. Im Bereich der Kommunikationsleitungen war jedoch eine andere Lösung gefragt: „Die Stahlprofile hätten uns beim Einpressen jede Leitung gekappt“, so der Bauleiter. Eine Spezialtiefbaufirma injizierte eine Betonsuspension im Düsenstrahlverfahren. Nach der Herstellung der Baugrube bauten Taucher eine Unterwasserbetonsohle ein.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 23

KEIN AUFSCHUB GEDULDET

Manchmal wird aus einer eiligen Sofortmaßnahme ein Megaprojekt: Nach einem Sieleinbruch in Hamburg erneuerte Michel Bau statt eines einzelnen Schachtbauwerks gleich einen 126 Meter langen Abschnitt. Dabei erlebte die Kolonne immer wieder Überraschungen.

ORT

Hamburg-Langenhorn

PROJEKT

Offene Erneuerung eines Schmutzwassersiels und zugehöriger Schachtbauwerke

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

Januar 2022 bis voraussichtlich August/September 2023

AUFTRAGGEBER

Hamburger Stadtentwässerung AöR

Wegen eines Sieleinbruchs wurde Michel Bau kurzfristig mit einer Sofortmaßnahme in Hamburg-Langenhorn beauftragt. Ein Schacht unter dem Brückenwiderlager im Böschungsbereich des Bornbachs war unterspült. Michel Bau erneuerte das unter dem Bach querende Schmutzwassersiel auf einer Länge von 126 Metern und errichtete zwei neue Schachtbauwerke.

24 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre Michel
V. l. n. r.: H. Fels, M. Pries, D. Lehmann, C. Knorn, nicht im Bild: J. Lippert Großes Foto rechts: Hergestellter Rohrgraben mit wasserdichtem Spundwandverbau und Gurtlage
Bau

UMSETZUNG

Zu Beginn der Baumaßnahme musste Michel Bau echte „Detektivarbeit“ leisten. Denn es war unklar, woher der Wasserstrudel kam, der sich im Bach unter dem Brückenpfeiler gebildet hatte. Der Auftraggeber Hamburg Wasser vermutete, dass eine alte Regenwasserleitung DN 300, die in den Bach mündete, defekt war. Vor der Reparatur wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt, welche dann das gesamte Ausmaß dieses Schadens und weiterer Schäden sichtbar machten. Das unterhalb des Baches verlaufende Schmutzwassersiel war stark beschädigt und musste auf einer Länge von 126 Metern komplett erneuert werden. Die Kolonne verrohrte den Bornbach mit einem Stahlrohr DN 1000, baute zwei Dämme und leitete das Schmutzwasser über ein 150 Meter langes Heberrohr. Der neue Rohrgraben wurde als wasserdichter Verbau mit Spundwänden und Unterwasserbetonsohle hergestellt. Um das bewachsene Gelände befahren zu können, legte Michel Bau zuvor eine 150 Meter lange Baustraße an.

HERAUSFORDERUNGEN

Große Wassermengen: Das Abwasser im Siel hatte mit 250 Litern pro Sekunde eine sehr hohe Fließgeschwindigkeit. „Es gab kilometerweit keine Möglichkeit zum Aufstauen“, erzählt Bauleiter Michael Gruner. „Wir haben deshalb eine extra große Heberleitung mit DN 600 gebaut – eine gute Idee, denn bei Regen flossen bis zu 500 Liter pro Sekunde hindurch.“ Um den Kanal spülen und inspizieren zu können, dichtete Michel Bau ihn temporär mit zwei Dichtkissen ab. Für die Kamerabefahrung saugten zwei Saugwagen das eindringende Grundwasser ab. „Auch dies erwies sich als schwierig, da sich im Siel Kanalklinker und eine starke Anhäufung von Sand befanden“, so Michael Gruner. Hierbei zeigte sich ein klaffendes Loch im Mauerwerk.

Lieferschwierigkeiten: Spundbleche für den wasserdichten Verbau waren zum Zeitpunkt der Maßnahme knapp, sehr teuer und schwer zu bekommen. Sie wurden für diese Notmaßnahme aus Belgien geliefert.

Nähe zum Flughafen: Für das Rammen der Spundwände konnte die Kolonne nur mit einem LKW-Kran arbeiten. Denn Geräte, die höher als 20 Meter sind, hätten im benachbarten Hamburger Flughafen vom Radar erfasst werden können.

100 Jahre Michel Bau | BAUREPORT 2023 25
Einbringen eines Stahlschotts zur Abdichtung des Rohrgrabens vor dem Altsiel

EINE STABILE LÖSUNG

Seit vielen Jahren arbeitet Michel Bau als verlässliches Partnerunternehmen im Rahmenvertrag für die Energiewerke Hamburg. In Hamburg-Steilshoop wartete auf die Kolonne ein wortwörtlich großer Auftrag. Bei der Erstellung einer Baugrube für einen neuen Fernwärmeschacht zählten Stabilität und Organisationstalent.

ORT

Hamburg-Steilshoop

PROJEKT

Erneuerung eines Schachtes für Fernwärmeleitungen

ZIEL DER BAUMASSNAHME

ZEITRAUM

Juni 2022 bis Oktober 2022

AUFTRAGGEBER

Hamburger Energiewerke GmbH

Ein alter Fernwärmeschacht im Eichenlohweg war baufällig und musste erneuert werden. Dazu wurde der alte Schacht, der sich unter der Hauptstraße befand, abgebrochen und im einmündenden Ruwoldtweg neu errichtet. Die vorhandenen Leitungen wurden in den neuen Schacht verlegt.

26 BAUREPORT 2023 | 100 Jahre
V. l. n. r.: O. Kersten, K. Tegge, A. Gries, L. Delling Großes Foto: Blick in die Baugrube mit gemauertem Schacht und Verrohrung
Michel Bau

UMSETZUNG

Die bestehende Fernwärmeleitung befand sich in einem Haubenkanal aus Beton. Nachdem ein Subunternehmer den Asphalt aufgeschnitten hatte, brach Michel Bau den Betonkanal bei laufendem Betrieb ab. Anschließend erstellte das Team eine Baugrube mit den Maßen 10,70 Meter Breite x 9,80 Meter Länge x 4 Meter Tiefe. „Aufgrund der Größe und des hohen Drucks auf die Oberfläche, vor allem durch die Busse, haben wir die Statik vorher gesondert berechnen lassen“, erklärt Bauleiter Christian Chmel.

Das Team baute eine 50 cm dicke Betonsohle ein. Für den Holzbohlenverbau vibrierte die Kolonne HEB 180-Träger schwingungsarm ein und stellte anschließend die Sielbohlen mittels Schiebliereisen als geklammerten Verbau her. Die Träger

dienten gleichzeitig als Absturzsicherung. Zusätzliche Aussteifungsprofile und Diagonalträger sorgten für die notwendige Stabilität der Baugrube.

Nach den Maurerarbeiten und der Rohrverlegung durch weitere Vertragsfirmen sowie der Einbindung der Fernwärmeleitungen verfüllte Michel Bau die Baugrube und verschloss sie mit einer 50 cm starken Betondecke aus Ortbeton. Im Rahmen der Maßnahme mussten zahlreiche Gewerke und Lieferungen koordiniert werden. „Rahmenvertragsbaustellen sind zwar in der Regel kleiner, aber immer mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden“, so der Bauleiter. Den hatte Michel Bau hier gut im Griff – nicht umsonst hat Michel Bau das größte Los aller Partnerunternehmen des Tiefbau-Rahmenvertrags.

100 Jahre Michel Bau |

BAUREPORT 2023 27

40 JAHRE BEI MICHEL BAU – WIR GRATULIEREN!

Klaus Möller begann 1983 als Bauhelfer bei Michel Bau. Er bildete sich zum Spezialtiefbauer weiter und arbeitete seit 2010 als Geräteführer. Heute ist er Baumaschinenführer. „Löcher graben, Gräben bauen und anderen das Schaufeln abnehmen“ – so beschreibt er selbst seine abwechslungsreichen Aufgaben. Besonders gerne erinnert er sich an die 25 Jahre in der Kolonne von Rüdiger Bergeest: „Das war eine tolle Zeit. Wir hatten eine gute Kameradschaft und haben alles mit offenen Worten geregelt. Das war schon etwas Besonderes. Ansonsten gilt: Es gibt gute und schlechte Tage!“ Am Wochenende und im Urlaub geht er gerne angeln oder ist mit seiner Frau im Wohnmobil unterwegs.

Jürgen Lippert arbeitet seit 1982 bei Michel Bau als Tiefbaufacharbeiter. Sein Einsatzgebiet: der Einbau von Inlinern und die Kanalsanierung. Was ihn so lange bei Michel Bau gehalten hat? „Ich kam vom Hochbau und wollte eine Flaute überbrücken. Dann habe ich einfach vergessen zu kündigen“, lacht er. „Mit den Kolleginnen und Kollegen passt es einfach und wir machen wirklich interessante Sachen.“ Zu seinen prägendsten Erlebnissen gehören ein dreimonatiger Einsatz in Indien im Jahr 2020 und die Sanierung des Isebekstammsiels in Hamburg, eines der größten und anspruchsvollsten Projekte der Firmengeschichte.

Holger Müllenbach bezeichnet sich selbst als „Draußenmensch“ und Improvisationstalent. „Eigentlich wollte ich Maurer werden. Aber ich durfte nicht, weil meine drei Brüder schon Maurer waren“, erzählt er. Über das Arbeitsamt bekam er 1976 eine Lehrstelle bei Michel Bau. „Das war damals der tollste Betrieb in Schleswig-Holstein“, schwärmt er. „Die hatten die neuesten Geräte und große Baustellen, das war schon etwas Besonderes. Die Kameradschaft bei Michel Bau hat mich von Anfang an glücklich gemacht!“ Nach seiner Ausbildung zum Kanalbauer wurde Holger Müllenbach Rohrleger. 1990 absolvierte er den Vorarbeiterlehrgang und war danach „Kantenmann“ und inoffizieller Polier. Seit 2008 arbeitet er als Polier mit eigener Kolonne. Sein Anspruch? „Sicherheit, Sauberkeit, Ordnung und ein reibungsloser Ablauf!“ Seine zweite große Leidenschaft ist der Fußball: Von 1972 bis 1990 spielte er selbst bei Blau-Weiß-Wittorf.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH

24.01.2023

HERZLICH WILLKOMMEN

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 01.07.2022 Andreas Behrens (Baumaschinenführer) 17.10.2022 Mohamed Saleh Abdelsalam (Fachwerker) 01.07.2022 Tim Reiche (Vorarbeiter) 06.03.2023 Morten Ekman (Werker) 15.08.2022 André Angermann (Tiefbaufacharbeiter) 18.04.2023 Kyamran Kerimov (Bauhelfer) 15.08.2022 Dirk Lehmann (Fachwerker) 02.05.2023 Alexander Brodersen (Werkstudent) 15.10.2022 Thomas Kähler (Fachwerker) 01.06.2023 Marc Fleischer (Facharbeiter)
Geburtstag 11.02.1963 Holger Fels 23.04.1963 Dirk Lehmann 31.05.1963 Jürgen Lippert 05.12.1963 Uwe Hedtke 40. Geburtstag 07.03.1983 Denis Kibat 30. Geburtstag 17.06.1993 Tim Reinecke 17.12.1993 Sascha Rieck 20. Geburtstag 03.01.2003 Kjell Pieper 40. Firmenjubiläum
Jürgen Lippert 14.04.1983 Holger Müllenbach
Klaus Möller 25. Firmenjubiläum 01.10.1998 Dagmar Caliskan 01.11.1998 Paul Apinka 10. Firmenjubiläum 09.04.2013 Björn Baumgart 22.07.2013 Michaela Weber Bestandene Prüfungen
Fin-Leonard Schwien (Kanalbauer)
Aileen Schaible (Industriekauffrau)
60.
11.08.1982
02.06.1983
26.06.2022
16.01.2023
Alina Möller (Industriekauffrau)

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