marie 52/ September 2020

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#52 | September 2020

Die Müllpiraten – Auf der Suche nach außergewöhnlicher Beute Sie kapern keine Schiffe, sie nehmen keine Gefangenen und sind nicht auf der Suche nach dem großen Schatz. Die Müllpiraten unter der Leitung von Sandra Harrer (44) und Nicole Paqué (38) verfolgen ein ganz anderes Ziel. Sie wollen in ihrer näheren Umgebung den Müll, der achtlos weggeworfen wird, einsammeln und richtig entsorgen. Eine neue Bewegung entsteht. Text: Daniel Ongaretto-Furxer Fotos: Daniel Ongaretto-Furxer

„Als wir heuer am 2. Jänner beim Spazierengehen viel Müll erblickten, haben wir spontan begonnen, den Abfall aufzusammeln. Aus dieser spontanen Aktion ist dann der Entschluss gereift, jeden Monat mit Kindern Müll einzusammeln“, schildert Sandra Harrer die Anfänge der Müllpiraten. Auch die Eltern sind mit dabei, die so ihre Kinder tatkräftig unterstützen. Zwischen 15 und 20 Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren treffen sich jeden ersten Samstag im Monat in Hard und sammeln, ausgerüstet mit professionellem Gerät, den Müll ein. „Coronabedingt mussten wir zwei Monate auslassen, aber insgesamt waren wir jetzt schon fünf Mal im Freien unterwegs. Von der Rheinstraße bis zur Ach und dem Bodenseeufer durchforsteten wir schon ganz unterschiedliche Orte“, erklären Sandra und Nicole. Von der Gemeinde Hard be-

kommen die Müllpiraten die Müllsäcke zur Verfügung gestellt. Auch ihnen ist dieses Engagement etwas wert. „Das Kurioseste, was wir bisher gefunden haben, war ein Zehn-Liter-Kanister mit Speiseöl“, berichtet ein Kind. „Meistens finden wir Zigarettenstummeln, viele Dosen und Glasflaschen.“ Sechs Säcke Restmüll nach zwei Stunden Arbeit sind die traurige Ausbeute einer erfolgreichen Tour der Müllpiraten. „Wir wollen die Kinder sensibilisieren und darauf hinweisen, wie wichtig es ist, die Umwelt intakt zu halten. Eine saubere Natur ist dabei eines unserer Hauptanliegen“, so Sandra. „Wir planen außerdem mit den Kindern Führungen zu Firmen, die uns zeigen, wie man nachhaltig Rohstoffe nützt und verarbeitet.“ Neben dem Engagement für die Umwelt, das die Kinder antreibt, gibt es einen weiteren Anreiz: den Sammelpass. Jedes Kind erhält einen und bekommt bei je-

der Müllsammelaktion einen Stempel in den Pass. Wenn der Sammelpass voll ist, können die Kinder diesen beim Kulturveranstalter Kammgarn für Gratisgetränke oder einen vergünstigten Eintritt einlösen. Je mehr Geschäfte sich beteiligen, desto attraktiver wird das Angebot für die Kinder. Was in Hard angefangen hat, wird jetzt bald auf Dornbirn ausgeweitet. Mit der Hilfe von Christoph Kutzer vom aha plus soll dies gelingen. „Mein Ziel ist, dass es in allen Orten in Vorarlberg am ersten Samstag im Monat eine Müllsammelaktion gibt. Die Fridays for Future haben ihren Tag. Wir wollen den Samstag zu unserem Tag machen“, so definiert Sandra das ehrgeizige Ziel der Müllpiraten. Wenn man an die kleine Dame mit den Zöpfen denkt, die eine weltweite Bewegung angestoßen hat, dann scheint Sandras Ziel gar nicht mehr so unrealistisch.

Die Müllpiraten könnt ihr auch auf Facebook finden: www.facebook.com/DieMuellpiraten

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