Mike Schwarz hat sich mit 52 Jahren seinen beruflichen Lebenstraum erfüllt. Allen gesundheitlichen Problemen zum Trotz. Die marie hat den Hüttenwirt im Schiheim Hohenems besucht und mit ihm über sein bewegtes Leben gesprochen. Seiten 8-11.
3,40 Euro
davon 1,70 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer
Foto: Frank Andres
Inhalt
4-7 Denken, was ich noch nie gedacht habe
Pädagogin Barbara Leitenbauer bietet in Hard Philosophierstunden für Schulklassen an
8-11 Er lebt den Hüttenzauber
Mike Schwarz hat sich mit 52 Jahren seinen beruflichen Lebenstraum erfüllt
11 Rätsellösungen
12-14 Krimi im Comicformat
Christoph Abbrederis gewährt der marie einen Einblick in seine geplante Graphic Novel „Gsiberg“
15 Winterliches Wuzeln
Mohnnudeln aus Dans Probelokal
16-19 Hausverstand versus Innovationskraft?
Ein Erklärungsversuch: Warum so viele gemeinschaftliche Bauvorhaben scheitern
19 Reparaturcafés
20 Meine Straße
Erinnerungen von Mundart- und Heimatautor
Wolfgang Berchtold
21 Sudoku
22-23 Weggeworfen, um aufgehoben zu werden
Mit Straßenreiniger Simon Müller auf Tour
24-27 Das Ideal ist ein Wegweiser
Eva Grabherr spricht im Interview über die aktuellen Entwicklungen zum Thema Migration
27 Impressum
28-29 Witze machen übers Trauma
Xenia Brandt erzählt über ihren Weg von der Punkerin zur Comedienne
30-32 Revolution durch Fermentation?
Biologe Martin Reich erklärt, warum Fermentation unser Essen komplett verändert wird
33 Straßenfeger und Gassenhauer marie-Liederbuch erscheint am 14. März
34 Filmclubtipps
35 Rechenrätsel, Schachecke
36-37 Aus dem Musikladen
Charly Müllner entführt uns die Welt der wunderbaren heimischen Musikszene
38-39 Veranstaltungskalender
Kontaktieren Sie uns
Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-MaximilianStraße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677 615 386 40. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!
marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser! ��✨���� Emoji-Alarm auf allen Kanälen ... love forever ... für immer Dein! Amore mio, der heilige Valentin hat als Schutzpatron der Verliebten demnächst wieder alle Hände voll zu tun. Oder vielmehr die Angestellten von Blumenläden und Bijouterien, von Confiserien und Parfümerien, um am 14. Februar weltweit Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Irgendwo zwischen roten Rosen, zwischen Fruchtganache-gefüllten Pralinen und dem ganzen digitalen Exhibitionismuswahn wird sich jedoch vielleicht der eine oder die andere fragen: Aber die wahre Romantik? Das führt mich zu einem Experiment, von dem ich letzthin gelesen habe und allen romantisch Veranlagten da draußen wohl wenig Freude machen wird. Zeigt es doch, dass Amors Pfeile nicht zwingend treffen müssen, um Schmetterlinge im Bauch flattern zu lassen. Dem Zufall bzw. dem Gefühl von Intimität und Nähe kann auch methodisch auf die Sprünge geholfen werden. Einer Studie von 1997 zufolge, federführend durchgeführt vom Psychologen Arthur Aron, soll sich emotionale Verbundenheit zwischen zwei Menschen gezielt über einen Fragenkatalog herstellen lassen. Das Experiment nennt sich „36 Fragen zum Verlieben“ und es geht so: Zwei sich fremde Menschen stellen sich gegenseitig 36 vorformulierte Fragen. Das Gespräch fängt harmlos an und fordert zunehmend mehr Offenheit ein. Zum Schluss schauen sich die Teilnehmenden noch vier Minuten lang schweigend in die Augen, um die emotionale Verbundenheit zu vertiefen. Natürlich seien die „36 Fragen zum Verlieben“ kein Garant für romantische Liebe, sie würden aber effektiv dabei helfen, zwischenmenschliche Nähe aufzubauen. Tatsächlich soll sich während der Studie ein Paar verliebt und später geheiratet haben. Emoji große Augen. Herz Herz Herz.
Mir stellen sich gerade auch ein paar Fragen. Ist vielleicht das die Erklärung, wieso (ernst zu nehmende) Online-Partnerbörsen funktionieren? Was wiederum nützen die 36 ausgetüftelsten Fragen, wenn der schönste Mann, der noch so schön schauen kann, den Mund aufmacht und es kommt nur Nonsens raus? Und – ganz verwegen – was an Einklang hätte sich denn entwickeln können, wenn sich Nehammer, Babler und Meinl-Reisinger die 36 Fragen gestellt hätten? Will man’s wissen? Ohne Interesse für die Ansichten des Anderen wird’s jedenfalls nix mit dem Miteinander. Bitte lesen Sie dazu unbedingt das Interview mit Eva Grabherr, Seiten 24 bis 27. Und mitunter sind es auch schlichte Aussagen von Kindern, die uns das Offensichtliche vor Augen führen. Zum Beispiel: „Ich stelle Fragen, damit ich es besser verstehe.“ Seiten 4 bis 7.
Zurück zum Experiment. Die 36 Fragen an sich regen durchaus zum Nachdenken an. Mit oder ohne Gegenüber. Etwa Frage Numero 6: Wenn du entweder den Körper oder den Geist einer/s 30-Jährigen für weitere 60 Jahre behalten könntest, was würdest du wählen? Oder später: Wenn du morgen mit einer neuen Fähigkeit aufwachen könntest, welche wäre das? Was mich angeht: singen. (Gerade auch angesichts des neuesten marie-Projekts, siehe Seite 33!) Und Sie, was würden Sie ab morgen gerne können?
Kommen Sie gut durch den Februar, singend, fragend, mit oder ohne Emojis, aber hoffentlich mit vielen guten Gefühlen.
Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin
Die nächste Ausgabe der marie erscheint
am 28. Februar.
„DENKEN, WAS ICH NOCH NIE GEDACHT HABE“
Die Pädagogin Barbara Leitenbauer hat an der Schule am See in Hard ein spannendes Angebot ins Leben gerufen: Philosophierstunden für Schulklassen. Hier werden nicht die Schriften Sokrates, Kants und Descartes durch den Gedankenwolf gedreht, hier wird – cogito ergo sum – selbst gedacht und philosophiert. Dabei geht es schon bei den Kleinsten um nichts weniger als existenzielle Fragen wie: Wer genau ist denn eigentlich dieses Ich?
Montagvormittag, ein glasklarer, kalter Wintertag bei strahlendem Sonnenschein. Die Woche fängt nicht nur wetterbedingt gut an, ich bin eingeladen, zwei Philosophierstunden an der Schule am See in Hard beizuwohnen. Barbara Leitenbauer leitet die philosophischen Runden, seit sie 2023 den Praxislehrgang „Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen“ absolviert hat. Inzwischen wurde das Projekt mit dem Vorarlberger Integrationspreis 2024 „AUFWACHSEN IN VIELFALT“ ausgezeichnet. Erst darf ich bei den Erst-bis Drittklässler:innen dabei sein, später dann bei den Größeren – die Klassen sind an dieser Schule jahrgangsgemischt. Möglichst unauffällig platziere ich mich an einem Tischchen und freue mich darauf, den Kindern beim Denken zuhören zu dürfen. Das ist Schule, wie ich sie mag.
„Wenn ich mit jemandem befreundet bin, dann sind das Ich und das Du eine Seele.“
Das goldene Kistchen
Es geht los. Musik läutet die Stunde ein, die Kinder nehmen nach und nach im Bodensitzkreis Platz, Namenskärtchen werden aufgestellt und allerlei symbolhafte Gegenstände lenken den Blick in die Kreismitte: ein Würfel, eine Sanduhr, ein Auto, eine Schatztruhe, ein Kreisel und vieles mehr, dazu bunte Fotografien zur Inspiration. Barbara Leitenbauer setzt sich in die Runde. Alle Augen sind auf sie gerichtet, als sie ein geheimnisvolles, goldenes Kistchen aus ihren Utensilien hervorzaubert: „Das habe ich euch heute mitgebracht. Da muss doch etwas Wertvolles drin sein, was meint ihr?“ Lustvoll machen sich die Kinder auf Ideensuche. Wer den Wuschel hat, darf reden.
„Da ist vielleicht Gold drin.“
„Oder etwas Entspannendes.“
„Geld!“
„Trillionen Dollar!“
„Ein Erbstück!“
„Das Wort gehört nur mir selber.“
Die Stimmen werden immer aufgeregter, die Schätze immer gewaltiger. Die Moderatorin unterbricht den Fantasierausch und verkündet: „Jeder von euch darf nun einzeln hineinschauen, ganz still, und dabei nichts verraten.“ Leise geht sie von Kind zu Kind und lüftet das Geheimnis. Da und dort wird gekichert, als Beobachterin kann ich mir noch keinen Reim drauf machen, welchen Schatz die Kinder in der Box entdecken. Die nächste Rede-Runde offenbart den Clou: Jede und jeder hat etwas anderes gesehen – dank eines im Kistchen angebrachten Spiegels nämlich sich selbst. „Ich hab mich erschrocken“, wird rückgemeldet oder: „Der Spiegel zeigt mir das für mich wertvollste Leben“. Und siehe da, welchen Unterscheid ein einziges, winziges Wort wie „nur“ machen kann: „Ich hab‘ nur mich selber gesehen.“
„Es
sind pädagogische Glücksmomente, dabei sein zu dürfen, wenn Kinder mutig, voller Eifer, mit sprichwörtlich rauchenden Köpfen versuchen, Antworten zu finden, ihre Gedanken zu ordnen oder zu formulieren. Ich erfahre viel von ihrer inneren Größe und tiefen Weisheit.“
Schwer zu fassen, dieses Ich
Was ist eigentlich das ICH? Das ist schließlich die zentrale Frage, die Barbara Leitenbauer in den Raum stellt. Bevor der Wuschel wieder Redezeiten eröffnet, ruft sie mit Hilfe von laminierten Karten all jene Fähigkeiten in Erinnerung, die fürs Philosophieren wichtig sind: das Nachdenken, das Formulieren eines Gedankens, das Zuhören, das Forschen und Entdecken. Das Schild mit der Regel „Zuhören“ wird sie später noch ein paar Mal in die Höhe halten müssen – als Erinnerungsstütze für unermüdliche Plaudertaschen. Derweil beginnt die philosophische Reise. Lina spürt ihr Ich vor allem dann, wenn sie allein ist. „Das Wort gehört nur mir selber“, sagt Ravza. Frieder meint, das Ich ist „nur der Anfang einer genaueren Beschreibung für sich selbst“. Lorena taucht tiefer: „Wenn ich mit jemandem befreundet bin, dann sind das Ich und das Du eine Seele.“
Viel Zustimmung gibt es für die These, dass jeder einmalig und Unterschiedlichkeit etwas Gutes ist, denn sonst „wären alle nur Mädchen oder nur Buben und das wäre voll langweilig“, „hätten alle dieselben Schuhe an“, „würden alle gleich denken“. Außerdem würde die Arbeitsteilung nicht funktionieren: „Wenn niemand einzigartig wär, würde die Welt aussterben, alle würden nur in einem Laden oder auf dem Feld arbeiten und niemand mehr bei den Wasserwerken, also würden alle verdursten“, holt Frieder aus. Kopfnicken reihum. Nachdenkliche Schlussbemerkung von Ravza: „Wenn ich und meine Freundin gleich ausschauen, dann kann ich sie nicht erkennen.“
Angstfreier Raum
Es ist spannend, den Gedankengängen der Kinder zu folgen. Manche befinden sich auf einer heißen Spur, wählen ihre Worte mit Bedacht, andere denken laut und wirr, manche melden sich ständig, andere gar nicht. Niemand wird aktiv zu einer Aussage aufgefordert. Gleichzeitig wird es Kindern mit geringeren Deutschkenntnissen oder Beeinträchtigungen leicht gemacht, sich einzubringen. Das Gehörte wird weitergesponnen oder bleibt einfach stehen, richtig und falsch sind keine Kategorien. Klassenvorstand Pia Dörler ist dankbar für die Möglichkeit der Philo-Stunden: „Für mich ist es immer wieder bewegend, hier >>
zuschauen zu dürfen. Es gibt mir einen Blickwinkel auf andere Potenziale der Kinder. Manche, die sonst nie reden, trauen sich hier, zeigen eine ganz neue Seite von sich. Gerade auch Kinder, die nicht gut Deutsch sprechen. Dieser Perspektivenwechsel bringt mir viel und es kann sich eine ganz andere Tiefe zum Kind entwickeln. Barbara Leitenbauer ergänzt: „Das hier ist ein angstfreier Raum. Nichts zu sagen, ist erlaubt. Es gibt Kinder, die ein Jahr lang nichts sagen. Dabei darf man nicht unterschätzen, wieviel das Kind zugehört hat.“
Was ist Heimat?
Ortswechsel zu den Neun- bis Dreizehnjährigen. Hier dreht sich die Philo-Stunde um den Heimatbegriff. Welcher Aussage stimmen die Schüler:innen am ehesten zu? „Heimat ist ein Gefühl“, „Heimat ist, wo ich mich wohlfühle“, „Heimat ist, wo ich wohne“, „Heimat ist ein Ort“, „Heimat ist, wo meine Familie herkommt“? Ich frage mich selbst, welches Zitat mich am ehesten anzieht. Und merke, wie wichtig und vielschichtig das Thema unter den Kindern ist:
„Ich
Die Pädagogin Barbara Leitenbauer sieht den Bildungsauftrag weit über den aktuellen Lehrplan hinaus bzw. möchte sie ihre Arbeit gerne „mitten im Lehrplan verankern, um zukünftig gestärkte Kinder in die Welt entlassen zu können“. Mit „Philosophieren mit Kindern“ sowie „Frosch-Zeit: Achtsamkeit, Psychohygiene und Selbstfürsorge“ ist sie derzeit in Klassen von der ersten bis zur achten Schulstufe unterwegs. Für Kinder sollen damit Erfahrungsräume aufgehen, in denen sie lernen, achtsam mit sich, der Umwelt und Fehlern umzugehen, sich selbst zu regulieren, das eigene Potential zu erkennen, Selbstwert aufzubauen, Gemeinschaft zu leben und zu entspannen.
Feedback der Kinder:
„Ich kann denken, was ich noch nie gedacht habe.“
„Es bringt mich zum Nachdenken, was andere sagen.“
„Da kann man endlich mal in Ruhe besser über etwas nachdenken.“
„Ich kann von den Antworten der anderen lernen.“
stelle Fragen, damit ich es besser verstehe.“
„Ich habe entdeckt: Andere Kinder sind auch wichtig, weil sie auch viel wissen.“
„Es ist wichtig, aufzuzeigen, ich trau mich etwas zu sagen.“
„Wenn man das Gegenteil wissen will, dann kann man Fragen stellen.“
„Es ist unhöflich, wenn man andere Meinungen nicht akzeptiert.“
Kinder, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, treffen auf Kinder aus Familien, die seit Generationen hier verwurzelt sind. Kinder mit deutscher Herkunft auf Kinder mit türkischer. Die Ausgangslagen sind so unterschiedlich, die Reflexionen entsprechend kontrovers. Kann Heimat überall sein? Oder – wie es ein Schüler formuliert – doch genau dort an jenem Ort, 24 Stunden von hier entfernt, wo er sich frei fühlt? Ist Heimat da, wo man Chancen und Ziele hat? Und kann man das Heimatgefühl auf Hard, Deutschland und Italien aufteilen? Wie ist es, wenn Krieg ist? Ist das dann keine Heimat mehr? Doch, ein zerstörtes Land bleibe eine Heimat im Herzen, sagt Arber, der mit seiner Familie aus Mazedonien hierhergekommen ist. Und ein anderer Schüler meldet sich ganz leise zu Wort: „Beides ist meine Heimat, die Türkei und Österreich, weil in beiden Ländern Familie wohnt und deshalb ist auch das Auto Heimat, weil mich das in die Türkei bringt.“ Heimat kann aber auch ein Nicht-Ort sein: „Heimat, sagt mein Papa, ist dort, wo er seine Ruhe hat“, meint eine Schülerin und ich muss lachen.
Lebensschule
„Ich kann hier denken, was ich noch nie gedacht habe“, so eine der vielen klugen Rückmeldungen von teilnehmenden Kindern. Barbara Leitenbauer selbst liebt die Philosophierstunden: „Es sind pädagogische Glücksmomente, dabei sein zu dürfen, wenn Kinder mutig, voller Eifer, mit sprichwörtlich rauchenden Köpfen versuchen, Antworten zu finden, ihre Gedanken zu ordnen oder zu formulieren. Ich erfahre viel von ihrer inneren Größe und tiefen Weisheit.“ Und sie ist überzeugt, dass durch diese Stunden der Boden bereitet wird, um emotional, sozial und persönlich zu wachsen: „Die Kommunikations- und Konfliktkompetenz der Kinder zu stärken, das ist für mich in diesen Zeiten ein besonders wichtiger ‚Bildungsauftrag‘. Herausfordernd und schön zugleich.“ Andere Meinungen auszuhalten, nicht immer Recht haben zu müssen, eigene Gedanken zu formulieren, respektvoll und vorurteilsfrei zuzuhören, voneinander zu lernen, all das sind Fähigkeiten, die so ungeheuer wertvoll sind. Gerade angesichts populistischer Demagogen, die weltweit auf Spaltung setzen. Nachdenklich mache ich mich auf den Heimweg. So also könnte Schule zu einer echten Lebensschule werden. Kleine, große Philosoph:innen braucht das Land!
Wenn Kinder online leben...
„Hilfe! Meine Kids leben in der Matrix“, erzählt Carmen (42) und fügt hinzu: „Ich bin überfordert – die Zeitbeschränkungen umgehen sie dauernd und ich bekomme sie kaum weg von den Bildschirmen. Ich werde dann nervös und verbiete ihnen gar alles und ich weiß, dass es eben auch kein guter Weg ist…“
Es entsteht oft Ärger, Frust und Ratlosigkeit, wenn es um die Nutzung von Handy & Co bei den Kindern und Jugendlichen geht.
Der Praxislehrgang zur Methode „Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen“ (in vier Modulen) wird von okay.zusammen leben – Projektstelle für Zuwanderung und Integration durchgeführt. Zielgruppe: Pädagog:innen, Schulsozialarbeiter:innen und Jugendarbeiter:innen.
Seit 2021 haben ca. 60 Teilnehmende den Lehrgang absolviert.
„Dass Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, religiösen oder weltanschaulichen Vorstellungen und Lebensentwürfen konstruktiv miteinander umgehen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Für ein gutes Zusammenleben in einer diversen, von Zuwanderung geprägten Gesellschaft bedarf es Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Widerspruchstoleranz und Empathiefähigkeit. Die Methode ‚Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen‘ eignet sich sehr gut dafür, diese Kompetenzen zu stärken. Und Vorarlbergs Bildungseinrichtungen –in denen sich die Diversität der Bevölkerung abbildet – sind gute Orte, um diese Fähigkeiten einzuüben.
Daher trainieren wir seit inzwischen vier Jahren pädagogische Fachkräfte, die dieses Angebot in Vorarlbergs Schulen und Kindergärten einsetzen.“
Caroline Manahl, Ansprechpartnerin bzw. Programmleiterin bei okay.zusammen leben
Kontakt: caroline.manahl@okay-line.at; weitere Infos: www.okay-line.at/okay-programme/dockenwerkstatt-zusammenleben-lernen/
Gemeinsam mit anderen Bildungseinrichtungen möchte das EFZ die Eltern unterstützen, um ein gutes Arrangements mit der digitalen Welt der jungen Generation zu finden. Im Vortrag und in den einzelnen Workshops zu digitaler Kompetenz, Cyber-Sicherheit, Gaming und positiver Mediennutzung erhalten sie das nötige Wissen und praktische Tipps. Ein Nachmittag voller Inspiration, Austausch und Workshops für alle Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.
Herzliche Einladung: Freitag, 07. März 2025 ab 14:30 Uhr Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast
Impulsnachmittag in Kooperation mit anderen Vorarlberger Bildungseinrichtungen www.efz.at/termine info@efz.at / +43 5522 74139
Er lebt den
Hüttenzauber
Mit 52 Jahren, einem Alter, wo sich andere vielleicht überlegen, beruflich kürzer treten, hat sich Mike Schwarz seinen beruflichen Lebenstraum erfüllt. Er ist Pächter des Schiheim in Hohenems. Die marie hat den Hüttenwirt an seiner neuen Wirkungsstätte besucht und mit ihm über sein bisher schon mehr als turbulentes Leben gesprochen.
Text und Fotos: Frank Andres
Mittwoch kurz vor 13 Uhr. Ich habe mich auf dem Parkplatz des Berggasthof Schuttannen mit Mike Schwarz verabredet. Er ist seit Juli 2024 Pächter des Schiheim Hohenems, einer Berghütte auf 1190 Meter Seehöhe. Von der Hektik im Tal bekommt man hier nichts mit. Es herrscht eine wohltuende Stille. Zeit, um einmal abzuschalten. Doch plötzlich stapft mein Interviewpartner auf mich zu und ruft: „Hallo Frank, wir können loslegen.“ Mit der Stille ist es vorbei. Er zeigt auf ein Gefährt mit Kufen und signalisiert mir unmissverständlich: Jetzt wird nicht gelaufen, sondern es geht mit dem Skidoo zu seinem Arbeitsplatz. Ehrlich gesagt ist es mir fast ein wenig peinlich, die knapp 40 Höhenmeter mit technischer Unterstützung zu meistern. Aber die Scham lege ich schnell ab. Ich schwinge mich auf das motorisierte Schneemobil und genieße die moderne Kutschenfahrt. Nach wenigen Minuten ist der Spaß schon wieder vorbei. Ich steige ab. Mike öff-
net die Tür und führt mich in den Gastraum. Er kennt die Schuttannen von Kindesbeinen an. Und beginnt zu erzählen. Schwelgt in Erinnerungen. Hier ist er Mitglied im Skiverein, hier lernt er Skifahren. Und hier übt er den Einkehrschwung. Er liebt die Besuche mit seinen Eltern im Schiheim. „Da gab es immer Wienerle und Pommes. Das Skigebiet war ein Traum für Kinder mit Familie“, erinnert er sich. Doch zurück ins Jetzt. Als guter Gastgeber hat er den Holzofen schon vorher eingeheizt. Vielleicht hat er sich aber auch gedacht, dass Journalisten zu einer empfindsamen Berufsgruppe gehören, die das harte Arbeitsleben nicht gewöhnt sind. Egal. In der Hütte ist es auf jeden Fall wohlig warm und einem hoffentlich spannenden Gespräch über sein Leben steht damit nichts mehr im Wege.
Unbeschwerte Zeit
Mike absolviert seine Lehre zum Großhandelskaufmann im Büro des EHG Stahlzentrum in Dornbirn. Alles andere als sein Traumberuf. „Das habe ich gemacht, um eine Ausbildung zu haben“, gibt er offen zu. Bereits einen Tag nach seinem Lehrabschluss schmeißt er seinen Job hin und geht zu seinem neuen Arbeitgeber AGM Dogro, nochmals ins Büro. Aber auch dort hält es ihn nicht lange. Stattdessen geht er in die Schweiz. Schnuppert in einem Tanzlokal in Wil bei St. Gallen zum ersten Mal Gastroluft. Er merkt sofort, die Gastronomie ist sein Metier. Und als dann 1992 sein Bruder auf die Idee kommt, eine Bar in Hohenems zu
Man lebt nur einmal in diesem Körper, in dem Leben, auf dieser Welt.“
Für die Ärzte und die Studenten war ich nur ein Anschauungsobjekt.“
eröffnen, muss er nicht lange überlegen. Am 17. Dezember („An das Datum erinner' ich mich noch ganz genau“) startet er im „Verrückt“ als Barkeeper. Er liebt seinen neuen Beruf. Nicht zuletzt, weil die Gastroszene in den 90er Jahren in Vorarlberg seine Hochblüte erlebt. Es sind die goldenen Jahre für Lokale wie das Conrad Sohm, das Opal, das Feuerstein oder das Starlight. „Hatte man mal einen freien Tag, dann hat man die anderen Lokale besucht“, erzählt Mike. Spaß und Party stehen an erster Stelle. Es ist für Mike eine unbeschwerte Zeit. „Wir haben richtig Vollgas gegeben.“
Körper schlägt zurück
In den Jahren als Barkeeper hat Mike seinem Körper vielleicht etwas zu viel zugemutet. Hat es übertrieben. Sein Immunsystem, er musste in seiner Kindheit wegen eines Nierenleidens und einer Harnleiterverengung mehrmals operiert werden, ist offensichtlich geschwächt. Er bekommt eitrige Entzündungen. Zuerst an den Händen und später, außer im Gesicht, am ganzen Körper. Beim Laufen platzt ihm sogar die Fußsohle auf. Die Schmerzen werden immer schlimmer. Er muss teilweise Handschuhe tragen und kann die Flaschen hinter der Bar gar nicht mehr selbst öffnen. Als im Jahr 1997 dann gar nichts mehr geht, wird er von einem Arzt in die Hautklinik nach Innsbruck überwiesen. „Für die Ärzte und die Studenten war ich aber nur ein Anschauungsobjekt“, ist sich Mike heute sicher. >>
Er bekommt eine Cortison-Creme verschrieben und schluckt Antibiotika. Die Behandlung schlägt aber nicht an. Es wird nicht hinterfragt, welche Ursache seine Krankheit hat. Das Martyrium geht weiter. Mike beginnt sich mit seiner Krankheit selbst auseinanderzusetzen. Liest viele Bücher. Stellt seine Ernährung um. Geht viel laufen. Und schafft es, laut eigenen Angaben, über Jahre mit speziellen Atemtechniken seinen Körper wieder in Balance zu bringen. Mike vermutet heute, dass er durch seine geschädigte Niere zu wenig Schutzstoffe in seinem Körper hat. Die Folge seien dann die eitrigen Entzündungen gewesen. Nachdem es ihm gesundheitlich wieder besser geht, verliert er allmählich die Lust an seinem Job als Barkeeper. Im September 2001 ist Schluss mit dem „Verrückt“. Sein Bruder verkauft die Bar an einen seiner Kellner.
Falsche Welt
Nach seiner „verrückten“ Zeit zieht er zu seiner Freundin in die Schweiz. In der Zeitung liest er eine Anzeige, die sofort sein Interesse weckt. „Croupier gesucht“, steht da geschrieben. Er bewirbt sich in Bad Ragaz. Bekommt die Ausbildung in Höhe von 5000 Franken bezahlt, weil er unter den besten zwölf Bewerbern gereiht ist. Er arbeitet an Roulette-, Black Jack- und Pokertischen. Was sich für ihn zuerst wie die Erfüllung eines Traumberufes anfühlt, entpuppt sich als Alptraum. „Es ist eine falsche Welt. Das Casino lebt von Menschen, die nicht aufhören können zu zocken“, lautet heute sein ernüchterndes Fazit. Er erlebt, wie ein Besucher seine Pizzeria im Casino verspielt. Oder dass ein millionenschwerer Treuhänder, ohne mit der Wimper zu zucken, an einem Abend 100.000 Franken verzockt. „Das ist doch Wahnsinn. Mit dem Geld hätte ich mir damals eine Wohnung kaufen können.“ Nach zwei Jahren zieht er seinen Schlussstrich.
Diagnose Krebs
Mike, der unruhige Geist, wechselt 2003 wieder seinen Job. Arbeitet in einer Zeitarbeitsfirma, organisiert Wohnunterkünfte für Mitarbeiter. Er mietet in der Folge Leerstände,
Ich wollte schon immer eine Berghütte. Ich bin einfach gestrickt. Ich brauche keinen großen Luxus. Mir reicht ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und zu trinken und nette Menschen um mich herum.“
möbliert und vermietet diese. Er baut eine Mietzentrale für andere Firmen und ihre Mitarbeiter auf. Er übernimmt die Firma schließlich und ist am Ende für 200 Zimmer in der Schweiz, von Rorschach bis Bern, zuständig. 2017 ist wieder Schluss. Denn sein Körper meldet sich zurück. Bei einem Wellness-Urlaub im Jänner 2017 bekommt er in der Nacht plötzlich starke Schmerzen. Er denkt zuerst, dass er sich seinen Rücken verspannt hätte. Doch die Schmerzen hören nicht auf. Im Gegenteil: Sie werden immer schlimmer. Er glaubt zunächst an einen alten Wirbelschaden. Mike kann nicht mehr schlafen. Er schluckt Schmerztabletten. Erst zehn Monate später macht er eine MRT-Untersuchung. Es werden drei Löcher in der Wirbelsäule entdeckt. Nach einer Biopsie im Krankenhaus ist klar, warum Mike von so starken Schmerzen geplagt wird. Die erschütternde Diagnose: Lymphdrüsenkrebs mit Knochenbefall. Sein Doktor rät ihm dringend ab, die Krankheit selbst in seine Hand zu nehmen. Er sagt zu Mike: „Es kann sonst nämlich passieren, dass du in einem Monat querschnittgelähmt bist, weil deine Wirbelsäule zusammenfällt.“ Mike hört auf den Rat seines Arztes, beginnt sofort mit einer Chemotherapie. Und wie durch ein Wunder schlägt die Therapie sofort an. Nach der ersten Behandlung ist der Schmerz weg. Er hat sofort das Gefühl, dass es ihm wieder gut gehe. Mike sagt, dass er in seinem Leben gelernt habe, Stress und Panik von sich fernzuhalten. Er habe ein Urvertrauen in sich selbst. „Ich habe mich wegen der Diagnose
nie verkopft. Ich habe zu meinen Angehörigen und Bekannten immer gesagt: „Geht normal mit mir um. Ich brauche ein positives Umfeld. Ich brauche kein Gejammer.“ Heute, acht Jahre später, sind seine Entzündungswerte im Blut normal. Jobmäßig regiert bei Mike aber weiterhin die Unvernunft. 2019 liefert er für eine Firma OP-Besteck an Spitäler aus. Er steht täglich um 3 Uhr in der Früh auf. Nach zwei Jahren ist auch damit Schluss. Sein Bruder kommt auf ihn zu und bietet ihm einen Bürojob in dessen Firma an. Seitdem kümmert er sich um die Administration und Lohnverrechnung.
Das Schiheim ruft
Doch das letzte Job-Kapitel ist noch nicht geschrieben. Denn ein letzter beruflicher Lebenstraum ist noch offen. Seit Jahren nervt er seine Frau, dass er mit ihr gemeinsam gerne das Schiheim als Hüttenwirt übernehmen würde. Doch sie lehnt kategorisch ab. Denn im Unterschied zu Mike verspürt sie keinen Wunsch, in der Gastronomie zu arbeiten. Mike versucht, das Thema Gastronomie ad acta zu legen. Denn alleine will er das Abenteuer Schiheim nicht in Angriff nehmen. Er beginnt eine Ausbildung als Mental Coach, Lebens- und Sozialberater. Er will seine Erfahrungen mit seiner Krankheit und seinen Jobs an andere weitergeben. Und dann passiert etwas, was er selbst nicht mehr für möglich gehalten hätte. Leonie (29), die beste Freundin der Tochter seiner Frau, kommt im Mai letzten Jahres auf Mike zu. Die eingefleischte Grastronomin ruft ihn an und sagt: „Du, Mike. Das Schiheim wäre zu haben.“ Er antwortet Leonie spontan mit einer Frage: „Wärst du mit dabei?“ Leonies Reaktion: „Eine Überlegung wäre es schon wert.“ Als sie schließlich zusagt, ist die Sache für Mike klar. Sie pachten zusammen das Schiheim. Den Ort, an dem er einst als Kind den Einkehrschwung gelernt hat. Innerhalb eines Monats machen die beiden Nägel mit Köpfen. Pünktlich zum Klangwandertag am 27. Juli 2024 startet für Mike und Leonie das Abenteuer Schiheim. Und Mike, denkst du schon an einen anderen Job, will ich wissen. „Ich wollte schon immer eine Berghütte. Ich bin einfach gestrickt. Ich brauche keinen großen Luxus. Mir reicht ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und zu trinken und nette Menschen um mich herum. Wenn alles klappt, gehe ich hier oben in Pension. Das wäre im Jahr 2038. Das ist das Jahr, in dem das Schiheim Hohenems sein 100-jähriges Bestehen feiert.“ Und Mike, ganz ehrlich. Hättest du eigentlich nicht viel früher schon Hüttenwirt werden sollen? „Man darf nicht nochejassen. Es zählt das Hier und Jetzt. Ich will keine Erfahrung in meinem Leben missen. Sie hat mich dorthin geführt, wo ich heute bin.“
LÖSUNGEN
Schachecke
Man darf nicht nochejassen. Es zählt das Hier und Jetzt. Ich will keine Erfahrung in meinem Leben missen. Sie hat mich dorthin geführt, wo ich heute bin.“
INFOBOX
Das Schiheim Schuttannen liegt auf 1190 Metern Seehöhe. Zu Fuß (ab Parkplatz) ist die Berghütte in 15 Minuten erreichbar. Kulinarisch setzen Mike und Leonie auf traditionelle Hüttenspeisen wie Kässpätzle, Gulasch mit Spätzle, verschiedene Suppen wie Gerstensuppe, Kaspressknödelsuppe, Tirolerknödelsuppe usw. Weiters gibt es jetzt neu im Winter Käsfondue auf Reservierung.
Im Sommer wird es zusätzlich frische Salate geben.
Auf Voranmeldung kann man am Samstag und Sonntag auch ein Bergfrühstück genießen.
Aktuelle Öffnungszeiten:
Freitag ab 12 Uhr
Samstag, Sonntag: ab 9 Uhr und zusätzlich bei Skibetrieb
Auf Reservierung: Ab 25 Personen ist das Schiheim Hohenems auch an Schließtagen geöffnet
1.Ta1 Nach einer stark vorgetragenen Partie setzt Weiß zum Schlussakkord an. Überraschenderweise hat die schwarze Dame nur ein vernünftiges Feld zur Verfügung. 1...Db3 Es gibt keine Alternative. 2.La4! Nach diesem Zug ist die Dame gefangen und Schwarz wirft das Handtuch.
1.Lxh7+! [Dieses Zwischenschach ist natürlich viel stärker als das sofortige Zurückschlagen der Figur. Nach 1.hxg5? g6 kann Schwarz noch kämpfen.] 1...Kh8 2.hxg5 Weiß droht 3.Lg8+ nebst matt. 2...g6 [Ebenso hoffnungslos ist 2...Te8 3.Le4+ Kg8 4.Lxb7.] 3.Lxg6+ Kg7?! [3...Kg8 Dadurch verhindert Schwarz das unmittelbare Matt, allerdings steht Weiß nach 4.Le4 Lxe4 5.Dxe4 Te8 6.Dh4 Kf8 7.0-0-0 klar auf Gewinn.] 4.Th7+! [Dieser Zug führt forciert zum Matt. In der Partie geschah 4.Lxf7 Txf7 5.Th7+ Kf8 6.Th8+ mit weißem Damengewinn.] 4...Kg8 5.Lxf7+ Txf7 6.Dg6+ Kf8 7.Dxf7# 1...Txb6! [Durch diesen starken Zug gewinnt Schwarz eine Figur. 2.Dxf7 [Das Nehmen des Turmes mit 2.Dxb6? scheitert an 2...Ld8!. Die schwarze Doppeldrohung 3...Dxf2# bzw. 3...Lxb6 ist entscheidend.] 2...Sxf7! [Nur so. Ein schwerer Fehler wäre 2...Txf7? 3.Txe5 Tf8 (3...Lxe5?? 4.Td8+) 4.Tb5 und Weiß steht etwas besser.] 3.b3 Sg5!? Schwarz hat eine gesunde Mehrfigur und steht deutlich auf Gewinn. 4.f3 Se6 5.Kg2 Sd4!? 6.Lc4 Lg5!? 7.Tc3 Lxf3+ Da Schwarz weiteres Material gewinnt, gibt sich Weiß geschlagen.
Rechenrätsel Für Anfänger = 14 Für Fortgeschrittene = 37 Für Genies = 81
Sudoku
Ein spannender Krimi in Comicformat:
wird zum Schmugglereldorado
Der Bregenzer Christoph Abbrederis (63) ist Illustrator, Comiczeichner und Dozent an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Talent, Courage und nicht zuletzt auch das Quäntchen Glück haben ihm in seinem Leben bislang viele Türen geöffnet. Aktuell hat er das spannende Graphic Novel Projekt „Gsiberg“ in der Pipeline.
Text und Foto: Daniel Furxer, Zeichnungen: Christoph Abbrederis
„ES HERRSCHTE EINE RICHTIGE HURRA-STIMMUNG. DIE GROSSEN UNTERNEHMEN HATTEN GELD UND BEAUFTRAGTEN AGENTUREN, UM AUFWENDIG PRODUZIERTE WERBUNGEN ZU BEKOMMEN. IN DIESER ZEIT KAM ICH ALS ZEICHNER ZU VIELEN WERBEAUFTRÄGEN UND LERNTE DAS HIGH-LIFE-LEBEN IN WIEN ZU SCHÄTZEN.“
In der Achzigerjahre-Post-Punkzeit sozialisiert, will Christoph Abbrederis nach der Matura sofort weg aus Vorarlberg, am besten nach Wien. Mit 20 zeichnet er bereits Illustrationen für die Magazine „Profil“ und „Wiener“. „Es herrschte eine richtige Hurra-Stimmung. Die großen Unternehmen hatten Geld und beauftragten Agenturen, um aufwendig produzierte Werbungen zu bekommen. In dieser Zeit kam ich als Zeichner zu vielen Werbeaufträgen und lernte das High-Life-Leben in Wien zu schätzen“, erzählt er. Es folgt der Sprung nach Deutschland zu Magazinen wie Cosmopolitan, FAZ, Süddeutsche und Stern. „Du kannst es gern präpotent nennen, aber ich hatte nie das Bedürfnis, staatliche Förderungen zu beantragen. Mit 26 hatte ich schon ausreichend Geld verdient, zumindest für einen Studenten.“
An der Universität für Angewandte Kunst in Wien bewirbt er sich mit einer Mappe mit lediglich zwölf Zeichnungen. Viel zu wenig, um zur Aufnahmeprüfung zugelassen zu werden. Der Professor ist aber von der Qualität der Arbeiten angetan und vom schneidigen Auftreten von Christoph Abbrederis überzeugt. Er lässt ihn in der zweiten Runde beweisen, was sonst noch in ihm steckt. So schafft er es an die Angewandte. „Das Umfeld war ein sehr gutes. Ich war im gleichen Jahrgang wie zum Beispiel Stefan Sagmeister. Immer im 4. Gang und auf Vollgas bewältigte Stefan das Studium in vier Jahren. Ich brauchte länger, aber zu der Zeit hatte ich längst die Werbejobs und der Abschluss an der Angewandten konnte warten.“
Amerika, Top oft the Top 1989 zieht es ihn nach New York. Amerika ist damals der Inbegriff von Erfolg-Haben. Er sollte viereinhalb Jahre bleiben. Mit der Karre von Stefan Sagmeister, einem alten grünen Chevrolet Cabrio, den er ihm um 400 statt den ursprünglichen 12.000 Dollar abschwatzt, startet er sein Abenteuer im Big Apple. Österreicher:innen gibt es damals schon genug dort und man trifft sich oft im Austrian Cultural Forum zu Vernissagen mit Gratiswein. „In Amerika herrschte damals das Prinzip ‚Hire an Fire‘. Naiv und frech bewarb ich mich, wo ich konnte.“ Mit einer Mappe mit Dias geht er bei Magazinen hausieren und ist schon in der ersten Woche erfolgreich. „Ich hatte sehr oft Glück im Leben“, konstatiert Christoph Abbrederis nüchtern. Glück für drei Leben wahrscheinlich. Kleines Detail am Rande, Hans Platzgumer (seines Zeichens auch marie-Autor), der zwei Jahre später nach New York kommt, um mit seiner Band H.P. Zinker durchzustarten, lernt er bei einem seiner Konzerte im Music Club CBGB kennen und illustriert Jahre später einen seiner Romane. Genauso wie für Monika Helfer und Michael Köhlmeier, die in seinem Bregenzer Elternhaus einen Stock tiefer wohnen. Ein ideales Umfeld, das ihn entscheidend beeinflusst, sich als Zeichner zu beweisen. Daraus entsteht eine Reihe von gemeinsamen Projekten mit heimischen Literat:innen. Christoph Abbrederis ist in der Kulturszene
„WILD ZUGEGANGEN IST ES JA NICHT NUR IN AUSTRALIEN. AUCH IM LÄNDLE WURDEN DIE ZUHÄLTER VOM BARHOCKER GESCHOSSEN.“
bekannt. Er genießt es jedoch, inkognito zu sein – etwa auf ComicMessen in Hamburg. Gelegentlich kommen Kolleg:innen dann ins Staunen, wenn er sich zu erkennen gibt. Aber auch umgekehrt geht es ihm so: „Ich bewundere das Talent von jungen, vornehmlich weiblichen Zeichnerinnen. Sehr viele talentierte Frauen rücken auch in dieses Genre vor. Dann einer solchen zufällig zu begegnen, ist ein warmherziges Erlebnis.“
Polizeibericht mit Folgen
Schon als Jugendlicher liebt Christoph Abbrederis Krimis. In Buchform oder in Schwarz-Weiß im Fernsehen. Als er vor 20 Jahren zufällig über einen australischen Polizeibericht aus den 1930er Jahren stolpert, denkt er sich: „Christoph, daraus muss du was machen!“ Was ihn hauptsächlich an diesem Bericht fasziniert: Alles, was bei den Ermittlungen schiefgehen konnte, ging schief. Die Realität schlägt die Fiktion. Lange Zeit bleibt der Polizeibericht jedoch in seinem Kopf und somit in der Schublade liegen. Zu schwierig scheint es ihm, ihn als Comic schlüssig aufs Papier zu bringen. Bei einem morgendlichen Spaziergang dann der Geistesblitz: „Warum diese exotische Geschichte nicht nach Vorarlberg verlagern? Das Konzept zum Graphic Novel „Gsiberg“ ist geboren. Graphic Novel ist im Übrigen das englische Wort für einen Comicroman, in dem die Geschichte in gezeichneten Bildern erzählt wird. In diesem Fall: Was für eine!
„ICH BEWUNDERE DAS TALENT VON JUNGEN, VORNEHMLICH WEIBLICHEN ZEICHNERINNEN. SEHR VIELE TALENTIERTE FRAUEN RÜCKEN AUCH IN DIESES
GENRE VOR. DANN EINER SOLCHEN ZUFÄLLIG ZU BEGEGNEN, IST EIN WARMHERZIGES ERLEBNIS.“
Gsiberg und Crime
Abbrederis verortet die Handlung des australischen Polizeiberichts in Bregenz, wo er jedes Haus und jeden Baum kennt. Die Story spielt in den 1970er Jahren und bewegt sich im Dreiländereck Schweiz, Österreich, Deutschland. Das illegale Schmuggeln ist das „Main Crime“ der Geschichte. Schauplätze wie die Rappenlochschlucht oder das „Böckle“ sind den zukünftigen Leser:innen wohlvertraute Orte. Freunde, die in ihrer Jugend der „Szene“ näher standen, liefern ihm den nötigen „Background“. Ein wilder Cocktail von Tatsächlichem und Hörensagen. Zum Beispiel Details zum sogenannten „ZuhälterKrieg“ in den 1970er und 1980er Jahren in Vorarlberg. „Wild zugegangen ist es ja nicht nur in Australien. Auch im Ländle wurden die Zuhälter vom Barhocker geschossen“, erzählt Christoph Abbrederis. „Der Handlungsstrang ist anhand von Storyboards schon festgelegt, aber es tun sich immer neue Seitenstränge auf, die nicht selten in Sackgassen landen. Ein echter Krimi eben mit vielen Storytwists.“ Von der ursprünglichen Handlung des australischen Polizeiberichts sei nicht mehr viel da, aber das tue nichts zur Sache. 150 Seiten sind geplant, ein Erscheinungstermin ist noch nicht fixiert. „Ich habe keinen Abgabedruck, keinen Verlag, der mich zum Abschluss drängt. Aber sagen wir es so, der Point Of No Return ist schon überschritten. Ich bin gut über der Hälfte.“ >>
Auf Dialekt
Die Story von „Gsiberg“ – die ersten zwei Kapitel sind auf Christoph Abbrederis Website bereits veröffentlicht – beginnt kurios und erzeugt Spannung. Ein Wildschwein wird angefahren, in die Tierklinik gebracht, überlebt den Unfall, erholt sich mirakulös und spuckt einen tätowierten Unterarm aus. „Es wird viel Vorarlberger Dialekt gesprochen, aber das ist Absicht. Ich will, dass die Figuren authentisch rüberkommen und reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.“ Mit Fußnoten übersetzte er die markantesten Ausdrücke, damit eine breite Leserschaft Zugang zur Geschichte bekommt. Krimi- und Comicliebhaber:innen werden jedenfalls ihre wahre Freude damit haben. Hier kann schon reingeschnuppert werden: abbrederis.jimdoweb.com/
Aufmerksamen Leser:innen ist vielleicht nicht entgangen, dass Christoph Abbrederis bereits für die Spezial Ausgabe im Sommer 2018 das Cover der marie gestaltet hat.
„ES WIRD VIEL VORARLBERGER DIALEKT GESPROCHEN, ABER DAS IST ABSICHT. ICH WILL, DASS DIE FIGUREN AUTHENTISCH RÜBERKOMMEN UND REDEN, WIE IHNEN
DER SCHNABEL GEWACHSEN IST.“
„Portraitbild“ Christoph Abbrederis
Vorarlberger Natursafaris zu besonderen Plätzen
Naturinteressierte aufgepasst: An zehn Wochenenden von Februar bis Mai können sie die besondere Fauna und Flora des Vorarlberger Rheintals kennenlernen. Gemeinsam mit Naturführer:innen stellte Bodensee-Vorarlberg Tourismus wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammen, das vom Seeufer über Flussläufe, Schluchten und Riedwiesen bis auf den Berg führt. Teilnehmende können sich zudem jeweils auf eine kleine Überraschung freuen. Die maximal dreistündigen Exkursionen werden von geprüften ortskundigen Naturführer:innen begleitet. Das Programm startet am 2. Februar mit einer Rundwanderung auf das Bödele bei Dornbirn. Bei passender Witterung geht es dort mit den Schneeschuhen durch das Natura-2000-Gebiet Fohramoos, wo Teilnehmende mehr über die Tier- und Pflanzenwelt sowie ihre Anpassung an den Winter erfahren. Im März führen die Natursafaris zum Birdwatching ans Harder Bodenseeufer, in die geologisch spannende Örflaschlucht nach Götzis und zur artenreichen Achmündung am Mehrerauer Seeufer in Bregenz.
Termine:
(Schneeschuh-)Wanderung am Bödele: Sonntag, 2. Februar
Birdwatching am Bodensee: Samstag, 1. März
Geologie in der Örflaschlucht: Sonntag, 23. März
Achmündung und Mehrerauer Seeufer: Freitag, 28. März Streuwiesen und Riedlandschaften: Samstag, 12. April
Kräuterwanderung Rheindelta: Freitag, 25. April
Fledermäuse am Alten Rhein: Sonntag, 27. April
Klimawanderung Rappenlochschlucht: Samstag, 10. Mai
Kräuter im urbanen Raum: Freitag, 16. Mai
Schwertlilienblüte Bangser Ried: Samstag, 24. Mai Infos und Karten www.bodensee-vorarlberg.com/natursafari
• 100 g glattes Mehl und noch etwas Mehl zum Arbeiten
• 100 g Kartoffelstärke
• 3 Dotter
• 1 Vanilleschote
• 1 Zitrone
• Salz
• Kristallzucker
• 30 g Butter
• 100 g gemahlener Mohn
• 50 g Staubzucker
• evtl. 1 Orange
Zubereitung:
Kartoffeln am Vortrag ungeschält weichkochen, am Folgetag schälen und durch die Kartoffelpresse drücken. Vanilleschote aufschneiden, Mark herauskratzen und zu den Kartoffeln geben (Schote in Ihre Zuckerdose geben, daraus wird feiner Vanillezucker!). Mehl, Stärke, Dotter, abgeriebene Zitronenschale und Salz einrühren und kurz verkneten. Kleine Stücke vom Teig abzwicken und zwischen den Handflächen mit etwas Mehl zu gleichmäßigen Schupfnudeln wuzeln. Wasser aufkochen und mit einer kräftigen Prise Salz und einem Esslöffel Zucker aromatisieren. Nudeln portionsweise knapp zwei Minuten darin sieden lassen, herausnehmen und im Sieb mit etwas kaltem Wasser abschrecken. In einer beschichteten Pfanne Butter zerlassen, Nudeln darin anbraten und mit Mohn und Staubzucker mischen. Ich reibe mir zur Kür gerne noch etwas Orangenschale darüber.
Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com
Es ist ein Hund mit den Algorithmen in den sozialen Medien. Habe ich mich an einem satten Moment zum Jahreswechsel vielleicht über Workouts oder bessere Selbstorganisation informiert? Es scheint so, denn seit Wochen erreichen mich unentwegt Empfehlungen von strahlenden Influencern, die mich in Online-Seminaren zu einem besseren Ich führen wollen.
Doch da muss ich passen. Nicht nur, weil mir ein besseres „Wir“ derzeit notwendiger erscheint als ein besseres „Ich“. Es gibt doch schon viel zu viele „Ichs“ in unserer Gesellschaft, mancherorts ergreifen sie sogar die Macht mit ihren ausgefahrenen Ellenbogen. Außerdem geschieht zu viel Turbulentes auf der Welt. Da ziehe ich mich zwischendurch einfach in die Küche zurück und probiere etwas aus.
Und so wuzle ich einen Berg Mohnnudeln, anstatt mit eiserner Disziplin an meiner Selbstoptimierung zu arbeiten. Zwar verzichte ich dadurch auf einen Sixpack und wegen des vielen Mohns auch auf strahlend weiße Zähne. Aber dafür bin ich zufrieden. Dazu passt eine Weisheit, die mir ein kluger Jesuit kürzlich weitergegeben hat: Sorgen sind sinnlos. Und sie sind wie Nudeln – man macht sich immer zu viele davon. Das sollte zumindest in kulinarischer Hinsicht jedoch das geringste Problem sein, denn über eine dampfende Mohnnudel-Überraschung freuen sich Familie, Gäste oder Nachbarn.
Musiktipp:
„As It Ever Was, So It Will Be Again“ von The Decemberists Der Nordosten der USA gilt als Brutstätte mitreißender Indie-Musik: Grunge-Größen wie Pearl Jam oder Nirvana stammen von dort, aber auch The Gossip, Portugal. The Man oder The Shins. Zu meinen Lieblingsbands aus dieser Gegend gehören The Decemberists. Endlich hat das Indie-Folk-Quintett aus Portland wieder ein Album veröffentlichen. Es heißt „As It Ever Was, So It Will Be Again“ und erfreut mich, während ich versuche, die Zähne vom Mohn zu befreien. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com
HAUSVERSTAND VERSUS VISIONSKRAFT?
EText: Brigitta Soraperra
„Leistbares Wohnen“ ist ein Schlagwort unserer Zeit, mittlerweile hat es sich jede Partei, egal welcher Couleur, auf die Fahnen geschrieben. Dennoch scheint Vorarlberg kein guter Boden für neue, visionäre Formen des Zusammenlebens zu sein. Und das, obwohl es bereits in den 1970ern gute Ansätze im Ländle gab und es mit Blick über die Grenzen noch mehr zum Abschauen gäbe. Warum also scheitern viele gemeinschaftlich orientierte Bauvorhaben hierzulande trotz bester Absichten? Dem Negativphänomen versucht Brigitta Soraperra, erfahrene Akteurin in einem Schweizer Genossenschaftsprojekt und aktuell Mitglied einer Vorarlberger Baugruppe, auf den Grund zu gehen.
nde des vergangenen Jahres stellte der Verein „Gemeinsam Bauen und Wohnen“ (GBW) in gut besuchten Infoveranstaltungen zwei visionäre Bauprojekte in Lauterach und Bregenz vor, bei dem leistbarer Wohnraum für jeweils zirka 80 Parteien, also in etwa 250-300 Personen, geschaffen werden könnte. Das Konzept fußt auf einem Baugenossenschaftsmodell, das keineswegs neu ist, der Vorarlberger Eigenheim-Mentalität aber möglicherweise zuwiderläuft. Oder gibt es eine andere Erklärung dafür, dass wir bislang in Vorarlberg keine gemeinschaftlich-genossenschaftlichen Bauprojekte über die Ziellinie bringen konnten? Zweifelsohne, der Knackpunkt liegt immer in der Frage der Finanzierbarkeit, hat doch diese in den letzten fünf Jahren noch jedes innovative gemeinschaftliche Wohnbauprojekt in Vorarlberg zu Fall gebracht. Aus meiner Sicht sind die durch Inflation und Immobilienspekulation in die Höhe getriebenen Baukosten und Grundstückspreise aber nur ein Teil der Wahrheit. Sicher, Menschen mit Visionen sind nicht zwangsläufig Menschen mit prall gefüllten Bankkonten. Aber kann es vielleicht auch sein, dass es hierzulande einfach nicht üblich ist, Geld in etwas zu investieren, das einem nachher nicht gehört? Nicht umsonst erzielen kommerzielle Bauträger mit Mietkaufmodellen gute Renditen, denn „wenn schon monatlich stattliche Summen überwiesen werden müssen“, so der Vorarlberger Hausverstand, „dann lieber für die Abzahlung von Wohnkrediten als für Wohnungsmieten“. Die Bereitschaft, eigenes Kapital der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen, ist jedoch eine Grundvoraussetzung für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen, das genossenschaftlich – und damit leistbar – organisiert wird.
„DAS KONZEPT FUSST AUF EINEM BAUGENOSSENSCHAFTSMODELL, DAS KEINESWEGS NEU IST, DER VORARLBERGER EIGENHEIM-MENTALITÄT ABER MÖGLICHERWEISE ZUWIDERLÄUFT.“
Siedlung „Hellmutstrasse
Schweizer Erfahrungswerte
Das genossenschaftliche Modell hat sich selbst in der tendenziell konservativen Schweiz, wo ich lange Mitglied der WOGENO Zürich war, bewährt. Es funktioniert so: Man erwirbt sich Anteilscheine und wird Mitglied in einer Wohn- oder Wohnbaugenossenschaft, von denen es in der gesamten Schweiz knapp 1300 (!) gibt. In der Regel sind dabei nicht allzu große Summen im Spiel und das Geld kann jederzeit wieder herausgenommen werden, wenn man aus der Genossenschaft austritt. Anteilscheine können auch als reine Kapitalanlage dienen, verlieren aber – genauso wie Geld auf der Bank – inflationsbedingt an Wert. Die Entscheidung, ob man eine Wohnung bekommt, obliegt der Vergabegruppe innerhalb der Hausgemeinschaft, bei ihr muss man sich mit anderen Bewerber:innen vorstellen. Ich gebe zu, das fühlt sich mitunter stressig an, aber auch der freie Wohnungsmarkt ist eine Wettbewerbssituation. Bei den geplanten Vorarlberger Projekten wäre das Prozedere sicher einfacher, vor allem auch, weil das Interesse noch überschaubar ist. Sobald man dann den Zuschlag für eine Wohnung bekommt, wird je nach Größe des Objekts zusätzlich zur monatlichen Kostenmiete einmalig ein mehrstelliger Anteilkapitalbetrag gefordert, der einem das Wohnrecht in einem unbefristeten Mietvertrag gewährleistet.
In meinen letzten Zürcher Jahren habe ich in der „Hellmi neu“ gewohnt, der allerersten, vor mehr als 30 Jahren von einer Genossenschaft im Neubau errichteten Wohnsiedlung in der Schweiz. Das gemeinsam von den zukünftigen Bewohner:innen entworfene Konzept beinhaltet 34 Ein- bis Neun-Zimmer-Wohnungen für verschiedenste Konstellationen: Familien, Einzelpersonen, Paare, Wohngemeinschaften. Auch Veränderungen in der individuellen Lebenssituation wurden von Anfang an mitgeplant. Wenn beispielsweise Kinder groß geworden und ausgezogen sind, sollen die Eltern in kleinere Einheiten umziehen und anderen Familien Platz machen. Es gibt Gemeinschaftsräume und -flächen und wenn Bewohner:innen alt werden, sorgt die Gemeinschaft dafür, dass sie bei Bedarf in barrierefreie Wohnungen im Erdgeschoss wechseln können. Natürlich leben längst nicht mehr alle an der Planung beteiligten Personen im Haus, aber für viele hat sich das Konzept bewährt und die Warteliste an Interessierten ist lang.
Vorzeigeprojekte als Orientierung
Es gibt noch viele Orte wie die „Hellmi“, die uns Orientierung bieten können: architektonisch etwa das „Hagmann Areal“ in Winterthur, Vorbild auch der beiden GBW Projekte in Lauterach und Bregenz, konzeptionell die berühmte „Kalkbreite“, eine autofreie Wohnsiedlung mitten im Zürcher Stadtzentrum für rund 250 Menschen inklusive Büround Gewerberäumen für noch einmal so viele Personen. Spektakulär ist die international für Furore sorgende „Kalki“ auch deshalb, weil das Gebäude über einem öffentlichen Straßenbahndepot gebaut worden ist und neben Bars, einem Restaurant, und Geschäftslokalen auch ein Kino und ein Geburtshaus beheimatet. Doch auch Österreich kann sich mit innovativen Wohnbauprojekten wie dem „Wohnprojekt Wien“ (39 Wohneinheiten, seit 2013 bestehend) oder der „Auenweide“ rühmen. Letzteres eine Wohn- und Reihenhausanlage, 20 Kilometer von Wien entfernt auf ländlichem Gebiet in Niederösterreich entstanden, und 2024 mit dem österreichischen Bauherrenpreis ausgezeichnet.
Und Vorarlberg?
Historisch gesehen blickt unser Bundesland durchaus auf erfolgreich umgesetzte Projekte zurück. Bereits Ende der 1960er, Anfang der 1970er wurden die ersten Baugruppensiedlungen umgesetzt. Damals planten die sogenannten „Vorarlberger Baukünstler“, allen voran Rudolf Wäger und Wolfgang Purin oder später Carlo Baumschlager und Dietmar Eberle sowohl architektonisch wie sozial reizvolle Wohnsiedlungen im Auftrag von finanziell begrenzten Baugemeinschaften. Auch die „Cooperative Dornbirn“ hat um die 1980er Jahre Wohn- >>
„DIE MEISTEN WOLLEN LIEBER EINZELEIGENTUM HABEN, WEIL ES IHNEN BEIM BAUEN AUCH UM INDIVIDUELLEN VERMÖGENSAUFBAU GEHT, DEN MAN DEN NACHKOMMEN VERERBEN KANN.“
siedlungen im Land umgesetzt, die bis heute als visionär gelten. Damals haben sich die Bauherr:innen als „Wohnungseigentümerschaften“ (siehe Infokasten) zusammengeschlossen, um durch das gemeinschaftliche Bauen die Kosten niedrig zu halten und beim Bodenverbrauch zu sparen. Oft waren es junge Familien, darunter viele Lehrer:innen und Künstler:innen, die sich mit ihren Vorstellungen vom eigenen Zuhause gegen lokale Provinzialität stellen und ihren Kindern das Aufwachsen in Gemeinschaft ermöglichen wollten. Wieso also konnte sich die Vision gemeinschaftlichen Wohnbaus nicht weiter in Richtung kollektiver Modelle entwickeln? Ich frage bei Clemens Quirin vom Vorarlberger Architektur Institut nach. Er ist Experte für gemeinschaftlichen Wohnbau und profunder Kenner der Vorarlberger Situation. Er bestätigt mir, was ich vermutet hatte: Gemeinsames Eigentum sei hierzulande eher fremd und stelle selbst in engagiert gestarteten Baugruppen eine Herausforderung dar, führt er mit Hinweis auf ein zuletzt gescheitertes Bauprojekt in Lustenau aus, über das die marie mehrfach berichtete. „Die meisten wollen lieber Einzeleigentum haben, weil es ihnen beim Bauen auch um individuellen Vermögensaufbau geht, den man den Nachkommen vererben kann.“ Einen zentralen Erschwernisfaktor sieht der Experte aber auch in der Verantwortung der Gemeinden und Städte: „In Wien werden explizit Grundstücke im Vergabeverfahren an Baugruppen vergeben“, berichtet er. So etwas gäbe es in Vorarlberg bisher nicht. „Sobald hierzulande ein Grundstück auf den Markt kommt, ist es von Bauträgern schon gekauft, weil diese ganz andere Möglichkeiten haben.“ Eine Baugruppe hingegen brauche mehr Zeit für Konzeption und Finanzierungsplan. Clemens Quirin nimmt zwar aktuell einen Wandel wahr, weil wieder mehr Grundstücke auf den Markt kommen, „aber die Herausforderung bleibt bestehen, auch für die Bauträger, weil die Zinsen gestiegen sind“. Lassen wir uns also überraschen, wie der Slogan „Leistbares Wohnen“ in die Vorarlberger Realität umgesetzt wird und was Politik und die öffentliche Hand dazu beitragen können und wollen. Aktive Baugruppen gäbe es gerade mehrere, neben dem Verein GBW im Unterland auch in Zwischenwasser und in Feldkirch. Für Visionen wäre also gesorgt. Müssen wir nur noch den Hausverstand loslassen.
Beratungsstelle in Vorarlberg: „Fachservice für gemeinschaftliche Wohnformen“, aufgebaut vom 2018 gegründeten Verein „Weiterwohnen – Plattform für innovative Wohnbauprojekte“. Gesamtprojektleiter ist der in Feldkirch lebende Architekt Andreas MüllerDirnberger. www.weiterwohnen.eu
Wer sich für die in Planung befindlichen Projekte „ZÄMM Blumenweg Lauterach“ und „WIR Lehenweg Bregenz“ interessiert, wendet sich an den Verein „Gemeinsam Bauen und Wohnen eGen“ unter www.gbw-vorarlberg.at
Literaturtipp: Holm, Andrej & Laimer, Christoph. (Hrsg.). (2021). Gemeinschaftliches Wohnen und selbstorganisiertes Bauen. TU Wien Academic Press. Online verfügbar: https://doi.org/10.34727/2021/ isbn.978-3-85448-044-0
„SOBALD HIERZULANDE EIN GRUNDSTÜCK AUF DEN MARKT KOMMT, IST ES VON BAUTRÄGERN SCHON GEKAUFT, WEIL DIESE GANZ ANDERE MÖGLICHKEITEN HABEN.“
Es gibt neben dem gemeinschaftlich-genossenschaftlichen Modell weitere Eigentums- und Rechtsformen, doch vor allem der Wohnbau im kollektiven Eigentum oder im Trägermodell macht es möglich, dass auch Menschen mit weniger Geldreserven an leistbaren Wohnraum kommen. Hier ein Überblick:
//Wohnungseigentümergemeinschaft
Alle Beteiligten investieren eigenes Kapital und gemeinsam treten sie während der Bauphase als „Gemeinschaft bürgerlichen Rechts“ auf und vergeben die Auftragsarbeiten an Architekturbüro, Handwerksbetriebe etc. Ist das Gebäude errichtet, wird es in Einzeleigentum aufgeteilt, und aus der Ges. bgl. Rechts wird dann die WEG, also die Wohnungseigentümergemeinschaft.
//Wohnprojekte im kollektiven Eigentum
Um langfristig gesicherten und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen wird eine Gesellschaft, ein Verein oder eine Genossenschaft gegründet. Die Projektbeteiligten werden deren Anteilseigner/Genossenschafter oder Kapitalgeber. Die Realisierung liegt in den Händen der Projektinitiant:innen, verwaltet wird es über den Verein, die Gesellschaft, die Genossenschaft, mit dem/der die Bewohner:innen individuelle Mietverträge abschließen. Darüber hinaus gibt es Verantwortungsbereiche für die Mieter:innen im Haus und für die Gemeinschaft. Wenn Finanzen fehlen, kann sich die Gemeinschaft dem Mietshäuser-Syndikat oder einer Dachgenossenschaft anschließen oder alternative Finanzierungsmodelle wie etwa einen „Vermögenspool“ einbeziehen.
//Wohnprojekte im Trägermodell
Wenn kein Kapital bei der Baugruppe vorhanden ist, benötigt es eine:n Investor:in. Mögliche Partner:innen: kommunale Wohnungsunternehmen oder Wohngenossenschaften. Die Zusammenarbeit wird über eine Kooperationsvereinbarung geregelt. Darin wird zum Beispiel das Mitbestimmungsrecht der Gruppe bei der Planung, oder der Umgang mit Gemeinschaftsbereichen und Freiflächen geregelt, oder Vorschlagsrechte bei Neuvermietung. Projektmitglieder schließen mit Vermieter:in Einzelmietverträge ab. Die Gemeinschaftsflächen werden an die Gruppe vermietet.
Möslestraße 15, 6844 Altach (carla Einkaufspark Altach) | Jeden 2. Freitag im Monat von 13 bis 16.30 Uhr | carla@caritas.at, T 05522 200 1520
REPARATURCAFÉ ANDELSBUCH
Alter Bahnhof, 6866 Andelsbuch | 27.10. von 15 bis 18 Uhr – kaputte Geräte, Sachen aller Art und kleinere Flickarbeiten können vorbeigebracht werden. Sigrid Albrecht, T 0664 310 73 41 REPAIRCAFÉ BLUDENZ
Klarenbrunnstraße 46, 6700 Bludenz (carla store) | Jeden letzten Freitag im Monat von 13 bis 16.30 Uhr | christine.erath@caritas.at, T 05552 200 26 00 REPARATURCAFÉ BREGENZ
Vorklostergasse 51, 6900 Bregenz (Integra-Fahrradwerkstatt) | Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | T 0650 264 74 46, Roswitha Steger
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Hintere Achmühlerstraße 1b, 6850 Dornbirn (Digitale Initiativen) | Jeden 3. Mittwoch im Monat von 17.30 bis 20.30 Uhr | hallo@reparaturcafedornbirn.at
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Hirschgraben 8, 6800 Feldkirch (Polytechnische Schule) | Jeden 1. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | info@reparaturcafe-feldkirch.at, T 0699 192 870 66
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Büttels 6, 6811 Göfis | Jeden 3. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr reparaturcafe-goefis@aon.at
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Treietstraße 17, Klaus im M2 | Jeden 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr corinna.schaechle@gmail.com
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Arlbergstraße 100, 6751 Innerbraz (Gemeindebauhof) | Jeden 2. Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr | info@klostertal-arlberg.at, T 0664 843 71 33
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Alte Säge, (Lebenshilfe), Hofsteigstraße 4, 6923 Lauterach | Jeden 2. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | repcafe.lauterach@hotmail.com
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Alte Schreinerei Forum Leiblachtal, Lochauer Straße 107, 6912 Hörbranz | Jeden 3. Freitag im Monat von 14 bis 17.30 Uhr | T 0664 384 53 01
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Werkstraße 32, 6712 Thüringen | Jeden 1. Samstag im Monat von 8.30 bis 12 Uhr MACHEREI WOLFURT
Mittelschule Wolfurt, Schulstraße 2, 6922 Wolfurt | Jeden 4. Samstag im Monat von 9 bis 12 Uhr | info@macherei-wolfurt.at, T 0650 567 25 10
Diesmal einnert sich Vorarlberger Mundart- und Heimat-Autor Wolfgang Berchtold an die Straße, in der er aufgewachsen ist.
Im westlichen Ortsrand von Götzis entstand in den 1950er-Jahren eine Neubausiedlung. Viele junge Familien errichteten dort die für diese Zeit typischen Einfamilienhäuschen mit Satteldächern. So auch meine Eltern. Der Ortsteil, in der diese Siedlung entstand, trug den jahrhundertealten Flurnamen „Blattur“, was „große schöne Fläche“ bedeutet. Folglich nannte man diese Straße „Blattur“.
In unmittelbarer Nähe zu unserem Haus befanden sich drei Bauernhöfe, bei denen wir Kinder und Jugendliche gelegentlich mithalfen. Irgendwann in den 1970erJahren sind sie dann alle verschwunden, so wie die „große schöne Fläche“ mit weitreichenden Äckern und Wiesen unter Wohn-, Betriebs- und Straßenbauten verschwand. Das Bauernsterben haben wir als Kinder und Jugendliche hautnah mitbekommen. Dafür boomte die Stickerei. In unserer Straße siedelten sich fünf StickerFamilien an. Alle trugen sie den Namen Ströhle und als Kind war ich deshalb eine Zeitlang der Meinung, dass alle Sticker auf der Welt Ströhle heißen.
Wir waren vier Brüder. Unser Papa hatte eine Kohlenhandlung. Trotz einer Kriegsverletzung trug er die Kohle in Säcken in die Keller der Kundschaft. Wegen des Geschäfts hatten wir das erste Telefon in der Gegend. Das führte dazu, dass unser Haus ein offenes Haus war. Wer telefonieren musste oder wer sich anrufen ließ, kam zu uns. Meine Mutter hatte mit den vier Kindern, der Kundschaft, dem Haushalt und dem Garten viel zu tun. Trotzdem nahm sie sich immer Zeit für ein Schwätzchen mit diesen Nachbarn. Sie war sehr nett zu den Leuten. Auch für den „Briafbott“ hatte sie immer „a Schnäpsle“ parat.
Der „Milkmaa“ brachte die Milch den Leuten noch mit Ross und Wagen. Ein besonderes Erlebnis war es, wenn wir ein Stück auf dem Milchwagen mitfahren durften.
Die Häuser in unserer Straße wurden immer mehr, die Straße wurde immer breiter und viele Erwachsene ebenso. Endlich hatte man genug zu essen, und die meisten Erwachsenen hatten keinerlei Erfahrungen mit diesem Überangebot an Nahrungsmitteln. Aus Mangelzeiten hatte man allerdings die eine oder andere Selbstversorgungstradition beibehalten, indem man z.B. Gemüsegärten anlegte und Obstbäume pflanzte. Viele hielten auch Hühner, Hasen und anderes Kleinvieh. Meine Mutter kümmerte sich mit viel Zuneigung um
unsere Hühner, bis sie an Alzheimer erkrankte und von einem Tag auf den anderen die Hühner vergaß.
Bei uns Kindern bestand keine Gefahr von Übergewicht. Uns gehörten die Wiesen und Felder, welche hinter den Häusern bis zum Dorfbach hinunter reichten. Das war unser Reich, wo wir in jeder freien Minute herumräuberten. Niemand hatte einen Fernseher zu Hause, und auch deshalb verbrachten wir die Freizeit fast ausschließlich im Freien. Wir bauten Hütten, stauten den Bach auf, legten Labyrinthe in Schilfwiesen an, spielten „Indianerles“ und manchmal haben wir auch „gwäsalat“, d.h., wir haben trockenes Gras abgebrannt, was einmal zu einem Löscheinsatz der Feuerwehr führte.
Die Erwachsenen müssen übrigens großes Vertrauen in uns Kinder gehabt haben, denn wir hatten völlige Freiheit. Helikoptereltern gab es damals bei uns im Blattur noch keine. Von den Eltern hörten wir nur dann etwas, wenn Essen auf dem Tisch stand. Dann riefen sie so laut sie konnten unsere Namen, und nach kurzer Zeit waren alle in den Häusern verschwunden. Die kurvige und raue Blatturstraße mit den vielen Schlaglöchern war Teil unserer Erlebniswelt. Irgendwann hat die Gemeinde begonnen, die Straße mit Altöl gegen den Staub zu besprühen. Das machte das Barfußlaufen zwar angenehmer, war aber für alles, was sich unter und neben der Straße befand problematisch.
Dann kam die Zeit, in der unsere Straße nicht nur verbreitert, sondern auch begradigt wurde. Die Ortsplaner hatten in diesen Jahren die gerade Linie entdeckt. Viele Leute kauften sich jetzt ihr erstes Auto. So wurden die Straßen nun vor allem den Erfordernissen des Autoverkehrs angepasst. Spielende Kinder waren da nicht mehr vorgesehen. Die männlichen Autofahrer (Frauen hatten damals keine Führerscheine) waren zwangsläufig Führerscheinneulinge und entsprechend unerfahren. So wurde es für uns Kinder immer gefährlicher.
Die Straße meiner Kindheit ist heute eine relativ ruhige Erschließungsstraße. Parallel zur Blatturstraße durchschneiden heute die Lastenstraße und die Rheintalautobahn die einst „große schöne Fläche“.
BILDUNGSHAUS BATSCHUNS
PROGRAMM
Palliative Lebenskunst
Start: 17. Feb. / 10. März / 31. März
jeweils Mo 18.30 – 20.00 h | Detailinfos anfordern
Praktisches für die Pflege daheim für pflegende An- und Zugehörige
Termine: Di 11. März / 19. März / 2. April / 11. April 13.30 – 17.00 h | Detailinfos anfordern
Ein guter Start ins Leben | Achtsamkeit im Leben und der Arbeit mit Säuglingen und Kleinkindern
Start: 14. – 16. März | Die Fortbildung ist gleichgestellt mit dem Basislehrgang Kinderbetreuung. | Detailinfos anfordern
Mehr Ausgeglichenheit und Lebensfreude
Retreat für ein besseres Lebensgefühl
Sa 15. März 9.00 – 17.00 h
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Anmeldung | Ort: bildungshaus@bhba.at T +43 5522 44290-0
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So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!
Firobad Erzählcafé
Vereinbarkeit
Mi 19.02. 18.30 Uhr
AK Programm Februar / März 25
Mi 05.02. 12 bis 13 Uhr Schaffarei Mittagessen mit meinem Traumjob: Artdirektorin
Mi 12.02. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
It‘s your turn! Du bist dran!
Das Sprachencafé für Englisch und Deutsch als Fremdsprache
Mi 19.02. 18.30 Uhr Schaffarei Firobad Erzählcafé: Vereinbarkeit
Kindererziehung, Ehrenamt, Care-Arbeit – Vereinbarkeit hat viele Facetten – und viele Fallstricke.
Do 20.02. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
Wollmaus trifft Leseratte
Stricken, Häkeln, Quasseln und der Vorleserin zuhören.
Mi 26.02. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
¡Hablamos! Parliamo! A vous la parole!
Trainieren Sie Ihre Sprachkenntnisse in Spanisch, Italienisch oder Französisch mit Muttersprachler:innen.
Do 06.03. 19.30 bis 22 Uhr AK Saal Feldkirch
Lisz Hirn: Wie muss er sein, der neue Mensch?
Wissen fürs Leben, Vortrag
Mi 12.03. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
It‘s your turn! Du bist dran!
Das Sprachencafé für Englisch und Deutsch als Fremdsprache
Di 18.03. 19.30 bis 22 Uhr AK Saal Feldkirch
Wilhelm Schmid: Die Suche nach Zusammenhalt Wissen fürs Leben, Vortrag
Weitere Informationen schaffarei.at/veranstaltungen ak-vorarlberg.at/events
Jeden Tag geht Simon Müller seine Runde als Straßenreiniger in Dornbirn. Eine Tätigkeit wider die Zeichen der Zeit? „Im Gegenteil“, sagt Müller.
„Müll gibt es immer, und auch uns wird es immer geben.“ Eine Tour mit Tempo und Toleranz.
Text: Miriam Jaeneke Foto: Frank Andres
Weggeworfen, um aufgehoben zu werden
Jeden Morgen um 7 Uhr packt Simon Müller seine Siebensachen. Der Straßenreiniger von Dornbirn hat noch eine Handvoll Kollegen und eine Kollegin. Zusammen halten sie die Innenstadt sauber. Die Sonne scheint an diesem Tag. Es ist klirrend kalt. Müller trägt eine gelbe Jacke mit der offiziellen Aufschrift der Stadt Dornbirn drauf und eine gefütterte Hose. Seine private Jeans hat er drunter, sicherheitshalber. Nein, kalt hat er nicht, sagt er. Das ist gut, es hat Minusgrade.
Müller überprüft seine Arbeitsutensilien. Seinen Handkarren, der seit ein paar Jahren einen elektrischen Antrieb hat. In vollgepacktem Zustand ist er schwer und muss trotzdem hohe Bordsteinkanten überwinden. 15 volle Müllsäcke wird er aufgeladen bekommen im Verlauf der Tour, die nicht Tour heißt und auch nicht Runde, sondern die Simon Müllers Aufgabe ist, seine Arbeit. Auch der Handkarren hat keinen Namen, auch kein Namensschild, wie man es von LKW-Fahrern kennt und wie ein Kollege das mal hatte. Vielmehr ist im Handkarren eine – wohlgemerkt leere – Bierkiste befestigt. In ihr stecken acht ganze Rollen schwarze Müllbeutel. Übertrieben? Nein, vielmehr entspricht die Anzahl dem bewährten Durchschnitt, den Müller heute verwenden wird. Links am Handkarren die Halterung für die Schaufel, rechts für den Besen, beides wird Müller brauchen an diesem Tag. Sein wichtigstes Utensil ist die Greifzange. Mit ihr wird er eine platte Fantadose ebenso
SEIT DER EINFÜHRUNG VOM PFAND SIND DIE LEUTE DURCHEINANDER UND WISSEN NICHT MEHR GENAU, WAS SIE WO ENTSORGEN SOLLEN. SAGT MÜLLER, VIELLEICHT HAT ER RECHT.
auflesen wie weggeworfene Plastikverpackungen. Noch bevor ich als Begleitung diese Fremdkörper überhaupt erspäht habe, hat die Zange sie schon am Schlafittchen und befördert sie in den bauchigen Handkarren. Schnell, ruhig, ohne zu urteilen. Die Zigarettenkippen an der Bushaltestelle? Müller hat früher selbst geraucht, jetzt nicht mehr. Die Dosen in dicken Tüten neben dem Mülleimer? Seit der Einführung vom Pfand sind die Leute durcheinander und wissen nicht mehr genau, was sie wo entsorgen sollen. Sagt Müller, vielleicht hat er recht.
Seine Strecke ist jeden Morgen dieselbe: Neben dem Friedhofseingang in der Bergmannstraße die Arbeitsklamotten anziehen, den Handkarren richten, rechts abbiegen und los. Die Bergmannstraße hoch an der Mittelschule vorbei bis zur Bündtlittenstraße, die Straßenseite wechseln und links abbiegen. Die Bündtlittenstraße hinunter bis zur Kehlerstraße, links die Kehlerstraße hinauf, dann rechts die Nachbauerstraße entlang Richtung Berufsschulen. Vor bis zum ehemaligen Ventilator, dann weiter zur Volksschule Edlach und schließlich Richtung Stadtstraße und zurück zur Bergmannstraße. Dort ein Tor aufschließen und die Säcke von Hand in die Mulde werfen. Ein paar Mülldetails mit der Müllzange aufgelesen, und schon geht die Tour weiter in die Innenstadt. Ob ihm die Routine zum Hals raushängt? Jeden Tag dieselbe Strecke? Das ist eine Erleichterung, sagt Müller. Ein Aspekt mehr, auf den man nicht extra achten muss. Der sich in den Körper eingeschrieben hat. Müller kennt jeden Mülleimer. Das Müllaufkommen von Montag bis Freitag und am Wochenende. Das Müllaufkommen an Schulen, das an Bushaltestellen, das sonstige. Handkarren abstellen, dazu einfach den Hebel am rechten Griff loslassen, schon steht der Karren wie ne Eins, auch bei abschüssigem Gelände. Mit dem rechten Arm in den Müllbeutel fahren, mit links den vollen Müllbeutel rausholen, rechts den neuen überstülpen, liebevoll hin- und herzupfen, den vollen Müllbeutel in den Handkarren werfen, dieser summt an, weiter geht's. Es ist eine Sache von Sekunden, tiefenentspannt, sonst würde Müller wahrscheinlich die Stunden von sieben bis halb zwölf und von eins bis fünf nicht so gut überstehen. Besser als der letzte Job, sagt er, da war er in der Produktion, das war anstrengend. Als Straßenreiniger kann er sich vorstellen zu bleiben bis zur Pension.
Simon Müller ist 49 Jahre alt. Er lebt in Dornbirn allein, wirkt zufrieden. Mit den Kollegen hat er nicht so viel zu tun, sagt er. Sein Chef ruft an, das Desaster einige Straßen weiter haben sie bereits beseitigt, da muss Müller nicht mehr hin. Normalerweise hält sich der Müll in Grenzen, sagt er, an den Schulen ist es manchmal viel, nach lauen Sommernächten, die manche Jugendliche auf dem Schulhof verbringen. Ein Mülleimer auf dem Schulhof der Volksschule Edlach ist abgeschlossen. Warum eigentlich? Müller zuckt die Schultern. Damit man den Deckel nicht mitnimmt vielleicht oder den Inhalt nicht auf den Boden leert. Hat er sich noch nie Gedanken drüber gemacht.
„DEN TRAUMJOB, DEN GIBT ES DOCH GAR NICHT.“
Ob er einen Traumjob hätte? „Den Traumjob, den gibt es doch gar nicht“, sagt er.
Wenn er heute nicht alles, aber doch das allermeiste wegräumt, hat er morgen weniger zu tun. Insgesamt wird es immer mehr Müll, findet er. Woran das liegt? Vielleicht werden es mehr Leute. Nach Silvester hatte er dieses Jahr frei, erzählt er und klingt zufrieden. Einmal im Monat muss er auch am Wochenende ran. Dass nicht gar zu viel rumliegt in der Stadt, ist Müller ein Anliegen. Auch privat hat er sich schon nach Weggeworfenem gebückt. Im Winter gilt es außerdem, die Übergänge von Gehwegen zu Straßen freizuschaufeln, damit die Leute keine Schneehaufen überwinden müssen. Im Sommer müssen Müller und seine Kollegen und die Kollegin Büsche an den Straßenrändern zurückschneiden. Zu tun gibt es immer was, „langweilig wird es nicht“. Müller ist an der frischen Luft, bei Sonnenschein oder Regen, er hat den ganzen Tag Bewegung. In der Tat läuft er so zügig wie gleichmäßig. Dieses Tempo mitzuhalten, ist eine unerwartete Herausforderung. Er schaut auf die Uhr. Viertel nach neun, die erste Tour an diesem Tag ist geschafft. Ob ich ihn aufgehalten habe mit meinem Tempo und meinen vielen Fragen? „Nein, nein. Zu früh zurück zu sein, ist auch nicht gut. Dann denken alle, du hast es nicht ordentlich gemacht“, grinst Simon Müller. Ganz zuletzt ist uns noch ein agiler älterer Mann begegnet, der auf der Slackline balanciert ist. „Wir treffen uns jeden Morgen“, hat er mit Blick auf Müller gesagt. „Ich werde mir die Zeitung besorgen und den Artikel lesen. Dann weiß ich am Ende endlich mehr über Sie.“ Beide grinsen. Weiter geht’s auf einer Tour, die im Grunde kein Ende kennt.
„ICH WERDE MIR DIE ZEITUNG BESORGEN UND DEN ARTIKEL LESEN. DANN WEISS ICH AM ENDE ENDLICH MEHR ÜBER SIE.“
Das Ideal ist ein Wegweiser
Eva Grabherr, die Begründerin und Geschäftsführerin von okay.zusammen leben, spricht im Interview mit Daniela Egger über die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zum Thema Integration. okay.zusammen leben versteht sich als Wissens- und Kompetenzort in Migrations- und Integrationsfragen und wurde 2001 als Initiative des Vereins Aktion Mitarbeit gegründet. Neben der Vernetzung von Akteur*innen auf nationaler und internationaler Ebene und dem Wissens- und Erfahrungsaustausch setzt die Initiative auf konkrete Förderprogramme, die vor Ort wirksam werden.
Die Medien transportieren diese komplexen Zusammenhänge wenig. So entstehen Vorbehalte. Einen komplexen Sachverhalt wahrhaftig zu kommunizieren ist aber natürlich auch eine hohe Kunst.“
marie: Wie versteht ihr eure Positionierung im Land? Seid ihr auch eine Interessensvertretung für Migrant*innen?
Eva Grabherr: Unsere Telefone und EMails sind grundsätzlich für alle mit Fragen offen. Speziell richten wir unsere Angebote jedoch an Integrationsakteure in Vorarlberg, darunter Mitarbeiter*innen in der Verwaltung und in Institutionen, Politiker*innen, Lehrer*innen, Elementarpädagog*innen, Ehrenamtliche und Funktionär*innen in Migrantenvereinen. Wir haben kein Advocacy-Profil, quasi „immer und von vornherein“ auf der Seite einer Gruppe zu stehen. Manchmal sind wir vielleicht sogar zu vorsichtig, aber das Nachdenken über die unterschiedlichen Aspekte eines komplexen Themas und die unterschiedlichen Perspektiven, mit denen man auf etwas schauen kann, spielen für uns immer eine große Rolle. Deshalb ist unsere Positionierung gut durchdacht. Wir versuchen im Handeln
klar zu sein, also pro Chancengerechtigkeit und pro soziale Anerkennung, aber ohne Ressentiments zu triggern. Wir vermeiden, wenn möglich, Polarisierungen, auch wenn man sie hin und wieder doch braucht.
Wie sieht das konkret aus, wenn ihr vorsichtig bleibt? Ein Beispiel aus den Jahren 2015 und 2016, den Jahren der starken Fluchtmigration vor allem aus Syrien: Wir haben damals auch die Freiwilligeninitiativen unterstützt, aber wir waren nie euphorisch, wissend, was wir noch alles zu bewältigen haben werden. Damals gründeten sich Initiativen zur Unterstützung von Geflüchteten, die sich Freundeskreise nannten. Wir regten an zu bedenken, was eine solche Bezeichnung auslösen kann. Beispielsweise Vorbehalte, weil das Gerechtigkeitsempfinden anderer Gruppen verletzt werden kann. Wir waren nicht dagegen, aber brachten solche Überlegungen ins Spiel. Ressentiments gibt es nicht nur zwischen Zugewanderten und sogenannten Einheimischen. Beispielsweise hat die besondere Behandlung der Vertriebenen aus der Ukraine auch zu Ressentiments von früher Geflüchteten geführt. Ukrainische Menschen hatten von Anfang an die Möglichkeit zu arbeiten. Ihr Status bedeutet für sie aber auch, dass sie keine Mindestsicherung bekommen. Aus Sicht von afghanischen Menschen, die auf einen Asylbescheid warten, ist die Arbeitserlaubnis für diese Gruppe oder die ÖBB-Freifahrt natürlich nicht gerecht. Die Medien transportieren diese komplexen Zusammenhänge wenig. So
Interview und Fotos: Daniela Egger
entstehen Vorbehalte. Einen komplexen Sachverhalt wahrhaftig zu kommunizieren ist aber natürlich auch eine hohe Kunst.
Die jetzige politische Konstellation ist auch ein Ergebnis von Hetze und selektiver Wahrnehmung. Wie geht es den Menschen, die du vertrittst und wie ist ihre Perspektive?
Das politische Klima verschärft sich, und es ist belegt, welche Auswirkungen die Sprache hat. Wenn an der Staatsspitze sprachliche Grenzen fallen, dann haben auch mehr Bürger*innen das Gefühl, man kann alles sagen.“
Ist das nicht alles in Gefahr mit einer FPÖ-Regierungsbeteiligung?
Wir haben in Österreich zum Glück einen funktionierenden Rechtsstaat, auf den ich zähle. Ich möchte dazu etwas ausholen: Die Sozialpsychologie spricht von zwei Charaktertypen, die einen gehen eher in Richtung Entgrenzung oder auch Befreiung. Die anderen sind die Bewahrer, die Ordnungstypen. Das sind grundsätzliche Charaktertypen, die überall zu finden sind. Diese beiden sind auch nicht starr festgelegt, wir haben sozusagen beide in uns. Ich bin eher auf der Freiheit-Seite, aber ich weiß, dass wir einen Konsens schaffen müssen mit Menschen, die eine andere Sicht auf die Dynamiken >>
Ich denke, die größte Verunsicherung kommt auf Menschen zu, die um Asyl ansuchen oder noch keinen auf lange Sicht gesicherten Aufenthalt haben bzw. auf diesem Weg sind.“
Dazu gibt es nicht eine Antwort, weil auch Zugewanderte vielfältig sind. Viele treffen solche Aussagen in ihrem existenziellen Lebensgefühl, sie sind stark verunsichert. Wir müssen uns aber auch im Klaren sein, dass Parteien wie die FPÖ auch Migrantengruppen anspricht. Wir hatten in den letzten Jahren eine starke Neuzuwanderung, empirische Befunde und Studien belegen, dass diese im Land neue Außenseiterkonflikte ausgelöst haben. Da stellt sich für die Wähler*innen nicht mehr die Frage, ‚was ist gut für mich‘, sondern ‚was ist weniger schlecht‘. Oder auch: Wo habe ich Vorbehalte, die getriggert werden? Alles andere schalte ich aus. Das politische Klima verschärft sich, und es ist belegt, welche Auswirkungen die Sprache hat. Wenn an der Staatsspitze sprachliche Grenzen fallen, dann haben auch mehr Bürger*innen das Gefühl, man kann das alles sagen. Das bekommen dann bestimmte Gruppen im Alltag zu spüren. Wir schauen uns die neuen Entwicklungen jetzt einmal an, warten auch auf die konkreten Vorhaben. Ich denke, die größte Verunsicherung kommt auf Menschen zu, die um Asyl ansuchen oder noch keinen auf lange Sicht gesicherten Aufenthalt haben bzw. auf diesem Weg sind. Da spielt aber die EU-Politik eine größere Rolle. Es wird härter werden. Man wird versuchen, Europa stärker abzugrenzen und Migration, die nicht aus politischen Gründen erfolgt, zurückzuweisen. Man muss aber auch sehen, dass Österreich in den letzten zehn Jahren einen wirklich großen Beitrag zur Bewältigung der Fluchtmigration in Europa und auch zur Integration geleistet hat. Das bestätigen auch Kenner wie Gerald Knaus*. Unsere Integrationssysteme können natürlich immer besser werden, aber es wurde auch viel geschafft.
Ich kann nicht darüber bestimmen, wie jemand anderer das sieht. Das bedeutet auch eine gewisse Achtung, andere in ihrer Haltung ernst zu nehmen. Es kann in einer Demokratie nicht sein, dass nur der eine Typus das Sagen hat.“
in einem Staat haben. Ich kann nicht darüber bestimmen, wie jemand anderer das sieht. Das bedeutet auch eine gewisse Achtung, andere in ihrer Haltung ernst zu nehmen. Es kann in einer Demokratie nicht sein, dass nur der eine Typus das Sagen hat. Und während ich das sage, weiß ich, dass wir gerade über Schicksale von Menschen sprechen, die nicht wie wir jetzt im warmen Zimmer beim Tee sitzen. Sie werden diese Grenze zu spüren bekommen. Zugleich kann es aber auch nicht die Lösung sein, dass wir in unserem Zuhause nicht darüber diskutieren dürfen, wie viel Zuwanderung wir vertragen, wie viel wir wollen. Das ist eine wesentliche Frage: Wie viel an Veränderung wollen und können wir in unserer Gesellschaft aushalten?
Es gibt ja auch großen Bedarf an Zuwanderung, in vielen Bereichen wären wir ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland aufgeschmissen. Auch das! Umfragen belegen deutlich, dass die Bevölkerung weiß, dass wir auch Zuwanderung brauchen. Das heißt jedoch nicht, dass diese Erkenntnis emotional eindeutige Gefühle auslöst. Und – die Menschen verbinden diesen Bedarf nicht mit der Fluchtmigration – in gewisser Weise zu Recht. Trotzdem kann aus der Fluchtmigration auch eine Antwort auf unsere demographische Entwicklung erwachsen. Tausende Geflüchtete der Jahre 2015/16 nehmen heute in Vorarlberg Arbeitsplätze ein. Auf diesen Weg der Flüchtlingsintegration müssen wir setzen. Natürlich ist das aufwendiger, als wenn Menschen mit genau den Fertigkeiten kommen, die wir brauchen, und wir keine Anstrengung mehr investieren müssen. Aber dass die Geschichte für uns so wunschgerecht läuft, darauf können und sollten wir uns nicht verlassen.
Es gibt ja auch ein Recht auf Asyl. Natürlich. Das zählt zu unseren verfassungsmäßig verankerten Werten. Das gilt für Menschen, die das brauchen, ob sie etwas beitragen können oder nicht.
Ich würde derzeit gerne die Frauen aus Afghanistan evakuieren. Ich stelle mir das Leben unter den Taliban schrecklich vor, und doch ist mir klar, dass man das nicht machen kann. Ja, verständlich. Die Frage stellt sich, was dann in Afghanistan passieren würde. Und dann müsstest du auch beispielsweise aus dem Sudan aus den großen Lagern evakuieren. Dort herrscht tägliche Gewalt, egal, wie Frauen sich verhalten. In Afghanistan ist es immerhin so, dass sie, solange sie aus unserer Sicht zwar menschenunwürdige Regeln einhalten, zumindest der Gewalt entkommen können. Solche eigentlich absurden Vergleiche zeigen, in was für moralischen Zwickmühlen man steckt, wenn einem nicht egal ist, wie es Menschen auf dieser Welt geht. Und dann sollten wir auch noch aufpassen, aus diesen Gedankenspielen heraus nicht in moralische Überlegenheitsgefühle zu kippen, so gut die einem auch tun können. Wir Menschen sind so, wir brauchen einen Gewinn für uns, entweder materiell oder moralisch. Eine solche Selbstgerechtigkeit verhindert in einer Demokratie aber dann eventuell eine Allianzbildung mit Menschen, die in einer Sache nicht ganz so idea-
Buchempfehlung:
Aladin Mafalaani, Mythos Bildung
listisch denken, sich aber doch für gewisse Schritte gewinnen lassen würden.
Das sind sehr komplexe und moralische Herausforderungen.
Ja, für jede und jeden Einzelne*n. Je mehr wir wahrnehmen können, desto komplexer wird es –und wir können heute fast alles sehen, wenn wir wollen. Die Informationen sind zur Verfügung, 24 Stunden am Tag. Das beschleunigt die Dynamik, von der wir reden.
Hältst du eine friedliche Welt für eine realistisch umsetzbare Möglichkeit?
Ich verstehe Frieden so, dass die Menschen gelernt haben, ihr Aggressionspotential, das anthropologisch, also menschlich bedingt ist, so zu leben, dass keine großen Kollateralschäden entstehen. Ich bin eine Idealistin im Sinne der zu verfolgenden Ziele. Es geht nicht darum, ob dieses Ideal je zustande kommt, aber ich muss mich jeden Millimeter darum bemühen, mich in diese Richtung zu bewegen. Das Ideal ist ein Wegweiser. Es gibt vielleicht nie eine gesamtfriedliche Welt, aber das Ideal ist das Zugbild für Verbesserungen. Ich bin aber auch jemand, der den Menschen sehr ernst nimmt in seiner Verfasstheit, dazu gehören Altruismus wie auch Egoismus, Kooperation wie Aggression. Unsere Zivilisation ist eine Schicht – dünn wie ein „Apfelhäutchen“, frei nach Friedrich Nietzsche. Es ist nicht mehr als das, aber diese dünne Schicht ist enorm wichtig. Wir sollten die Leistung anerkennen, die
Wir Menschen sind so, wir brauchen einen Gewinn für uns, entweder materiell oder moralisch.“
Das Ideal ist ein Wegweiser. Es gibt vielleicht nie eine gesamtfriedliche Welt, aber das Ideal ist das Zugbild für Verbesserungen.
ein zivilisierter Umgang miteinander von uns abverlangt und Verständnis haben für diese Anstrengung. Genau deshalb sind aber auch die Rahmen so wichtig, die Menschen sich als Gruppen setzen und deren Verletzung Folgen nach sich zieht: die Akzeptanz des Rechtstaats, grundlegende Werte, auf die man sich einigt, wie in unserer Verfassung zum Ausdruck gebracht, Standards des Umgangs miteinander, … sie helfen uns, zivilisiert zu sein.
Wie sind aus deiner Sicht die Schule und das Schulsystem als wichtiger Rahmen für diese Werte aufgestellt in Österreich? Bildungsgerechtigkeit ist für uns ein wesentliches Ziel. Sie ist heute eine zentrale Voraussetzung für Chancengerechtigkeit. Die Frage ist, was muss das System schaffen, um Integration und Chancengerechtigkeit zu befördern? Wir versuchen mit den wenigen Mitteln, die wir haben, intensiv in diese Richtung zu unterstützen. Europaweit belegen Untersuchungen beispielsweise gut, dass die soziale Ungleichheit bei den Lernergebnissen der Kinder verringert wird, wenn ein Bildungssystem sich als „lernendes System“ begreift und die Unterrichtsqualität auf diesem Weg laufend weiterentwickelt wird. Konkret heißt das, Pädagog*innen und Schulen beschäftigen sich mit der Wirkung ihrer Arbeit, überprüfen, ob sie wirkt, bei welchen Kindern sie wie wirkt, beobachten sich selber, prüfen sich selber und lernen daraus kontinuierlich und zwar gemeinsam. Das klingt einfach, ist aber vor allem in der Haltung eine große Veränderung. Auch das österreichische Bildungssystem bewegt sich langsam in diese Richtung, was wir für unsere Anliegen sehr begrüßen. Heute müssen wir jedoch solche Transformationsprozesse trotz Pädagog*innenmangel bewältigen. Für die Weiterentwicklung der Chancengerechtigkeit ist dieser Ressourcenmangel ein Problem, der mir große Sorgen macht.
Was würdest du dir für die kommenden Jahre wünschen?
Am Kernziel des Vorarlberger Integrationsleitbildes dranzubleiben: dass Vorarlberg auch in Zukunft als Bundesland mit hoher Integrationskompetenz gelten wird, das von hoher wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, stabilem sozialen Zusammenhalt und einem produktiven und innovativen Umgang mit kultureller Vielfalt gekennzeichnet ist. Darauf haben sich schon einmal alle im Landtag vertretenen Parteien geeinigt.
Vielen Dank für das intensive Gespräch!
*Gerald Knaus ist ein österreichischer Sozialwissenschaftler und Migrationsforscher. Er ist Mitgründer und Vorsitzender der Denkfabrik Europäische Stabilitätsinitiative (ESI)
okay.zusammen leben
Projektstelle für Zuwanderung und Integration Tel +43 5572 398102 0 office@okay-line.at www.okay-line.at
Vorarlberger Integrationsleitbild, S. 39 (siehe www.vorarlberg.at, Suchbegriff: Integrationsleitbild).
Die Kernaufgaben von okay.zusammen leben, wie im Vorarlberger Integrationsleitbild beschrieben, werden durch das Land Vorarlberg gefördert.
Impressum
Grundlegende Richtung
Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion
marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at
Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer
Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Wolfgang Berchtold, Daniela Egger, Daniel Furxer, Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Miriam Jaeneke, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Charly Müllner, Brigitta Soraperra
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Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr
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FACTBOX
WITZE MACHEN ÜBERS TRAUMA
Brandt
Eine junge Frau mit schwarz geschminkten Augen läuft auf die Bühne. „Hey, Leute, habt ihr Bock?“, fragt sie ins Publikum. Xenia Brandts breites Grinsen wirkt ansteckend. Sofort demonstriert ihr die Menge in der ausverkauften „Mathilde Bar“ in Ottensen, wie sehr sie gefüllt ist mit Bock: Sie applaudiert, jubelt. Das Publikum ist gekommen, um zu lachen – und zwar über Witze mit Niveau. Xenia eröffnet den „Smash Comedy Open Mic“-Abend – eine queerfeministische Comedy-Show. „Wenn man mich früher gefragt hat, was ich mal werden will?“ Xenia zieht schelmisch die Augenbrauen hoch und lässt das Publikum einen Moment lang auf die Antwort warten. „Reich“, sagt sie dann. Das Publikum lacht, viele nicken, scheinen einst den gleichen Traum gehabt zu haben. Nach einer Kunstpause fügt die 32-Jährige hinzu: „Dass ich dann später mal auf der Straße schlafe und Pfandflaschen sammle, habe ich da noch nicht geahnt.“
Mit 14 Jahren schlief Xenia Brandt das erste Mal auf der Straße. Als Punkerin machte sie lange Platte* auf St. Pauli. Heute lebt die 32-Jährige in einer Wohnung, hat einen Job – und macht Comedy.
„DAS ERSTE KIND IST WIE DER ERSTE PFANNKUCHEN. VÖLLIG MISSLUNGEN, ABER DOCH ZU SCHADE, UM IHN WEGZUSCHMEISSEN.“
Worüber Xenia auf der Bühne Witze macht, ist ihre eigene Vergangenheit. Viele ihrer Gags haben einen ernsten Hintergrund und berühren, doch sie schafft es, das Publikum zum Lachen zu bringen. Obdachlos sei sie geworden, weil sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten habe. Ihre Familie habe ihr nämlich immer deutlich gezeigt, dass sie seltsam sei und ihr vermittelt: „Das erste Kind ist wie der erste Pfannkuchen. Völlig misslungen, aber doch zu schade, um ihn wegzuschmeißen.“
Eine Woche später. Unter der Kersten-Miles-Brücke auf St. Pauli parken Busse von Tourist:innengruppen. Xenia steht auf dem Gehweg, der unter der Brücke hindurchführt, und schaut in Richtung Hafen. Links von ihr geht es bergab und hinein in eine Ansammlung von aufgeschichteten Findlingen. Xenia zeigt auf die großen Steine und sagt: „Hier habe ich geschlafen.“ Damals war das Kopfsteinpflaster noch ebenerdig. Heute kann hier niemand mehr übernachten. Dafür sorgte 2015 das Bezirksamt Mitte. Eineinhalb Jahre lang hat Xenia hier Platte gemacht*, gemeinsam mit anderen jun-
*norddeutsch bzw. umgangssprachlich für „auf der Straße leben“.
Text: Luca Wiggers, Foto: Mauricio Bustamante
Xenia
schlief einst unter der Kersten-Miles-Brücke. Heute verhindern große, aufgeschichtete Steine, dass Menschen hier übernachten.
gen Punks. Das ist 14 Jahre her. Anfang 2010 berichtete die „Bild“-Zeitung abfällig über die Gruppe. Danach veränderte sich das Leben unter der Brücke. „Das hat viele Leute angelockt. Die haben Böller geworfen und Flaschen“, erinnert sich Xenia. „Einmal hat mir jemand auf den Schlafsack gepisst, als ich drin lag.“ Sie schüttelt sich, als wolle sie diese Erinnerung loswerden. „Da war ich richtig verzweifelt.“ Eines Morgens sei die Gruppe von Polizei und Ordnungsamt geweckt und weggeschickt worden. „Ich weiß noch, wie ich danach erst mal am Hauptbahnhof geschlafen habe. Es hat in Strömen geregnet. Ich wusste nicht, wohin“, sagt Xenia. Sie versuchte es in einer Notschlafstätte für Frauen, doch da waren keine Betten mehr frei. Dann ging sie ins Winternotprogramm für Obdachlose. Doch dort fühlte sie sich so unwohl, dass sie noch in der Nacht wieder ging. „Ich war ganz allein unter Hunderten von Männern. Und ich war ein junges Mädchen.“
Bereits mit 13 Jahren trug Xenia blaue Haare und zerrissene Strumpfhosen. Freiheit und ein Verbundenheitsgefühl hatte sie im Punk gefunden. Ihre Familie habe ihr das nie gegeben. „Sie war streng. Es gab Gewalt“, sagt sie knapp. Damals vertraute sie sich ihrem Lehrer an, der sie in ein Kinderheim begleitete. Doch dort konnte sie nicht bleiben, weil es keinen Platz gab. „Zurück nach Hause war keine Option für mich“, sagt sie. Deswegen packte sie mit 14 Jahren ein paar warme Klamotten in ihren Schulranzen, griff einen Schlafsack und verließ ihre Heimat Luxemburg. Sie fuhr nach Köln, in die nächstgelegene Großstadt. „Ich war schüchtern“, erinnert sich Xenia. „Doch ich wusste, dass ich es nicht allein schaffen konnte.“ Deshalb suchte sie nach anderen Punks. Auf der Domplatte fand sie Gleichgesinn-
„ES IST SUPERSCHÖN, DENN ICH KANN JETZT FÜR
KINDER DIE BEZUGSPERSON SEIN, DIE DAMALS MEIN
LEHRER FÜR MICH WAR.“
te, die sie bei sich aufnahmen. Nachts neben fremden Menschen zu schlafen, traute sie sich aber noch nicht. „Ich musste das erst mal mit mir selbst ausmachen.“ Sie kletterte über den Zaun eines Friedhofs. Denn sie wusste, dass der nachts abgeschlossen wurde und sie dort sicherer war als an öffentlichen Orten. Die erste Nacht draußen habe sie nie vergessen. „Es war saukalt, und ich hatte riesige Angst.“ Morgens ging Xenia zurück zu den anderen Punks und bettelte mit ihnen. Vier Jahre lang reiste sie durch Deutschland, schloss sich immer wieder anderen Punks an. Sie schlief in besetzten Häusern und unter Brücken. Manchmal fühlte sie sich wie eine Abenteurerin. „Aber ich hatte oft Angst“, sagt sie heute. „Zum Beispiel musste ich mir jeden Monat überlegen: Was mache ich, wenn ich meine Tage kriege?“ Dann brauchte sie noch mehr Geld, um Binden oder Tampons zu kaufen. „Wenn das nicht klappte, musste ein altes Stück Stoff reichen.“ Mit 16 Jahren hielt sie das Leben auf der Straße nicht mehr ohne Alkohol aus. „Der hat mir geholfen gegen die Sorgen“, sagt sie. „Doch je älter ich wurde, je länger ich auf der Straße war und
je mehr man mir meine Sucht anmerkte, desto weniger Geld bekam ich beim Betteln.“ So wurde es für sie immer schwerer, sich zu versorgen. „Manchmal rief ich bei meinen Eltern an, um zu sagen, dass ich noch lebe“, erzählt sie kühl. Ihre Familie hatte sie suchen lassen. Da Minderjährige nicht allein ohne Erziehungsberechtigte leben dürfen, wurde sie immer wieder von der Polizei aufgegriffen. Die brachte sie zurück nach Luxemburg in ein Heim für „schwer erziehbare“ Jugendliche. „Das war wie ein Knast“, erinnert sie sich. Sie haute immer wieder ab. „Die Polizei verlor irgendwann die Lust auf unser Spiel“, sagt sie.
Nach ihrem 18. Geburtstag ging es langsam bergauf. Als Volljährige durfte sie endlich Sozialleistungen beantragen und eine Wohnung mieten. Die fand sie in Köln – dank eines verständnisvollen Vermieters, der ihr vertraute und zu dem sie bis heute Kontakt hält. Dort holte sie erst ihren Haupt- und dann den Realschulabschluss nach. In dieser Zeit kämpfte sie gegen ihre Alkoholsucht – und gewann den Kampf schließlich. Das alles schaffte sie aus eigener Kraft. „Weil ich ein Ziel vor Augen hatte“, sagt sie. Schon lange wollte sie Erziehe-
„ENDLICH KANN ICH HIERHER ZURÜCKGEHEN UND DARÜBER REDEN – SOGAR MIT STOLZ. ICH BIN MIR TREU GEBLIEBEN.“
rin werden. Die Ausbildung machte sie schließlich in Hamburg. Hier arbeitet sie heute in einer Grundschule. „Es ist superschön, denn ich kann jetzt für Kinder die Bezugsperson sein, die damals mein Lehrer für mich war“, sagt sie. Doch ihre Zeit auf der Straße ließ sie nicht einfach los. Es machte sie noch lange traurig, an Orten wie der Kersten-Miles-Brücke vorbeizugehen. Das habe viele schlimme Erinnerungen hochgeholt. Wie die an Männer, die ihr häufig Sex gegen Geld angeboten hätten. „Ich will das nie mehr erleben müssen“, sagt sie. Wenn sie heute unter der Brücke am Alten Elbpark steht, 14 Jahre nach ihrer letzten Nacht auf der Straße, fühlt Xenia sich befreit. „Endlich kann ich hierher zurückgehen und darüber reden – sogar mit Stolz“, sagt sie erleichtert. „Ich bin mir treu geblieben. Es ist alles gut, so wie es jetzt ist.“ Sie grinst. „Heute kann ich sogar Witze machen über meine Traumata.“ Generell sei sie ein Mensch, der über die eigene Vergangenheit eher lache. „Ich finde, Comedy ist eine gute Art, sie zu verpacken und zu verarbeiten. Stolz könne sie sagen, dass sie schon viel erreicht habe. Doch das sei kein Grund, nicht weiter zu träumen. Einen eigenen Comedy-Klub in Hamburg, den wünscht sie sich. Ohne Eintritt, nur auf Spendenbasis, damit alle mitlachen können. Den Erlös wolle sie dann spenden – für Obdachlose. „Denn auch sie sind Menschen mit Träumen.“
Zurück in der Mathilde Bar in Ottensen. Ein letztes Mal läuft Xenia auf die Bühne. Sie bedankt sich für den Abend. „Kommt alle gut nach Hause. Bis dann!“ Der letzte Beifall gehört ihr. Und sie strahlt – als sei genau er dieser Reichtum, von dem sie früher mal geträumt hat.
Revolution durch Fermentation?
Der Biologe und Autor Martin Reich ist überzeugt, dass Fermentation unser Essen, und wie wir es erzeugen, komplett verändern kann. Im Interview erklärt er, wie und warum.
Text: Eva Schwienbacher, Fotos: privat
Seit Kurzem gibt es in Supermärkten in Österreich erstmals veganen Käse aus Proteinen von einem Pilz. Mit „What a time to be alive?“ haben Sie das auf X kommentiert. In welcher Zeit leben wir, wenn es um Lebensmittelproduktion geht?
Martin Reich: Was wir momentan erleben, ist eine Fortführung der Fermentation, einer Methode, die wir schon seit Tausenden von Jahren nutzen. Diese traditionelle Methode, die Mikroorganismen zur Lebensmittelverarbeitung nutzt, wurde nun mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen weiterentwickelt. Das ist Wissen aus jahrelanger Forschung, die jetzt zu konkreten Produkten wie diesem Käse führt. Die Forschung bringt Lösungen für große Herausforderungen wie den Klimawandel und das Artensterben. Das finde ich extrem spannend.
Wie unterscheidet sich dieser Käse von anderen veganen Produkten?
Der Käse aus dem Labor nutzt die Vorteile der Fermentation, einer Technik, die Lebensmittel durch den Einsatz von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen verändert oder produziert. Dieser Prozess macht die Produkte nährstoffreicher und geschmacklich intensiver im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen. Mikroorganismen produzieren beispielsweise natürlich Vitamin B12 und bieten ein hochwertigeres Protein. Außerdem bringen sie den Umami-Geschmack mit, der vielen pflanzlichen Produkten fehlt. Dies führt zu einem Produkt, das in Geschmack und Nährwertprofil näher an tierische Produkte herankommt und somit eine fortschrittlichere Version veganer Käsealternativen ist.
Was genau passiert bei der Fermentation?
Fermentation kann auf drei Arten passieren. Erstens, ganz klassisch, indem man Mikroorganismen nutzt, um ein bereits vorhandenes Lebensmittel zu verändern –das kennen wir vom Sauerkraut oder Wurstsorten wie Salami. Zweitens, indem man Mikroorganismen direkt konsumiert, was sehr nahrhaft sein kann. Viele Mikroorganismen wie bestimmte Hefen sind reich an Nährstoffen. Auch Pilze und Bakterien – nicht solche, die uns krank machen, sondern Bakterien, die man tatsächlich essen kann. Das klingt vielleicht befremdlich, ist aber nichts Neues. Wir essen ja jetzt schon mit Lebensmitteln wie Joghurt oder Emmentaler Mikroorganismen mit. Neu ist, dass die Mikroorganismen beziehungsweise ihr Protein das Lebensmittel darstellen. In der dritten Fermentationsweise kommt Biotechnologie ins Spiel. Dabei fungieren Mikroorganismen als zelluläre Fabriken. Sie werden genetisch so verändert, dass sie bestimmte Proteine produzieren, die sonst in tierischen Produkten vorkommen. Beim Käse zum Beispiel wird der Mikroorganismus dazu gebracht, Milchproteine zu produzieren.
Martin Reich ist Biologe und Mitgründer des gemeinnützigen Vereins Öko-Progressives Netzwerk und der Initiative Progressive Agrarwende.
Der Käse aus dem Labor nutzt die Vorteile der Fermentation, einer Technik, die Lebensmittel durch den Einsatz von Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen verändert oder produziert. Dieser Prozess macht die Produkte nährstoffreicher und geschmacklich intensiver im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen.“
Das gibt es auch mit Palmöl oder mit Blut. Man stellt tierische Blutbestandteile her oder tierische Fette ganz ohne das Tier – durch die Implementierung der genetischen Information in einen Mikroorganismus. Da spricht man von Präzisionsfermentation.
Klingt kompliziert. Was steckt dahinter?
Die Präzisionsfermentation nutzt Gentechnik, um Mikroorganismen so zu modifizieren, dass sie etwas produzieren, das sie normalerweise nicht herstellen würden. Das passiert jetzt teilweise bereits bei der Herstellung von beispielsweise Zitronensäure, Vanillearoma oder Insulin. Ein Beispiel ist die Nachbildung von Proteinen, die normalerweise in der Kuhmilch vorkommen. Es werden, vereinfacht gesagt, spezifische DNA-Sequenzen in die Mikroorganismen eingefügt, wodurch diese in der Lage sind, die gewünschten Proteine zu erzeugen. Das ist allerdings sehr kompliziert, weil die Integration und Funktion der fremden DNA in Mikroorganismen präzise kontrolliert und optimiert werden muss. Aber am Ende produziert man quasi Milch ohne die Kuh, indem man biotechnologische Methoden in einem Fermentationstank verwendet. Mit solchen Tanks könnte man viele Kühe ersetzen.
Wie findet man die richtigen Mikroorganismen? Man kann ganz einfach auf die Suche gehen, auch in der Natur, weil es so viele Mikroorganismen gibt, die gar nicht bekannt sind. Man nimmt Proben aus dem Boden oder aus dem Meer und schaut, was da alles so drin ist. In dieser Vielfalt, die kaum erforscht ist, findet man viel Neues. Ein anderer Ansatz ist, mit bekannten und gut beschriebenen Mikroorganismen zu arbeiten.
Wie weit ist man bei der Präzisionsfermentation? Im Labor ziemlich weit. Die Herausforderung besteht darin, die Produktion zu skalieren. Es geht darum, die Prozesse so anzupassen, dass Mikroorganismen die gewünschten Produkte verlässlich und in großen Mengen herstellen, ähnlich wie in modernen Bierbrauereien. Derzeit ist die Finanzie-
rung dafür schwierig und die Produktionskosten sind noch zu hoch. Ein weiteres Hindernis in der EU ist der aufwendige Prozess zur Zulassung neuer Lebensmittel. Sie werden oft als risikoreicher angesehen als traditionelle Lebensmittel, was das Ganze verkompliziert. Es wäre gut, regulatorische Zwischenschritte einzuführen, die es ermöglichen würden, Produkte, die noch nicht endgültig zugelassen sind, zumindest probeweise zu verkosten, um die öffentliche Akzeptanz zu fördern.
Wann haben Sie eigentlich entdeckt, dass Fermentation, der Sie mit „Revolution im Mikrokosmos“ ein ganzes Buch widmen, großes Potenzial hat?
Mein Aha-Moment kam nicht direkt aus dem Lebensmittelbereich, sondern aus der Bioökonomie und der Idee der Bio-Raffinerie. Da geht es darum, von fossilen auf regenerative Ressourcen umzustellen und Reststoffe in hochwertige Chemikalien umzuwandeln. Besonders beeindruckte mich die Gasfermentation, bei der Gase direkt aus der Luft zur Herstellung von Produkten genutzt werden, ohne dass Biomasse angebaut werden muss. Das hat das Potenzial, Klimagase direkt als Rohstoffe zu nutzen und könnte im Idealfall eine Wirtschaft ermöglichen, die CO2 direkt aus der Luft verwertet. Das führte mir das transformative Potenzial der Fermentation vor Augen. Wir könnten fast ohne landwirtschaftliche Flächen auskommen, was angesichts der Tatsache, dass fast die Hälfte der bewohnbaren Erdoberfläche für die Landwirtschaft genutzt wird, erhebliche Auswirkungen auf den Flächenverbrauch haben könnte. Platz für naturschonendere Landwirtschaftsformen und Flächen für Naturschutz würden frei werden. Der Druck auf bestehende Landressourcen würde sinken.
Das heißt, diese Lebensmittelproduktion durch Fermentation soll die Landwirtschaft nicht komplett ersetzen, sondern sie ergänzen.
Genau. Die Vorstellung, dass wir in Zukunft keine Landwirtschaft mehr benötigen, ist weit von der Realität entfernt. Es wird immer einen Bedarf an Lebensmitteln geben. Wir brauchen die Landwirtschaft auch dann noch, wenn wir zunehmend alternative Methoden wie die Fermentation entwickeln. Sie spielt auch im NonFood-Bereich, etwa wenn es um Biomaterialien und Kleidung geht, eine Rolle. >>
Welche Vorteile haben durch Mikroorganismen hergestellte Lebensmittel im Vergleich zu anderen veganen Ersatzprodukten fürs Klima?
Ich würde nicht sagen, dass durch Mikroorganismen hergestellte Lebensmittel besser fürs Klima sind als andere vegane Fleischalternativen, aber sie sind besser als Massentierhaltung. Der Druck auf die Landwirtschaft wird zunehmen, da die Weltbevölkerung und der Fleischkonsum weiter steigen. Die Herausforderung liegt darin, das Wachstum der Landwirtschaft einzubremsen und zugleich alle Menschen mit Proteinen zu versorgen. Tiere brauchen im Vergleich zu Mikroorganismen viel mehr Ressourcen, um Pflanzen in hochwertiges Protein umzuwandeln. Mikroorganismen sind effizienter, da sie als Einzeller schnell wachsen. Sie brauchen auch Nahrung, um zu wachsen, aber viel weniger. Der Flächenbedarf wird gesenkt. Bioreaktoren können fast überall aufgestellt werden, unabhängig von den klimatischen Bedingungen, was das Risiko von Ernteeinbrüchen durch Wetterextreme mindert. Diese Form der Nahrungsmittelproduktion ist damit nicht nur nachhaltiger, sondern auch resistenter gegenüber dem Klimawandel, was unser Ernährungssystem widerstandsfähiger macht.
Wie viel CO2 könnte man einsparen?
Das variiert stark und hängt von den Produktionsbedingungen und dem Energiemix des jeweiligen Landes ab. Konservative Schätzungen gehen von einer Einsparung von zwanzig bis dreißig Prozent aus, bei optimalen Bedingungen kann man bis zu neunzig Prozent im Vergleich mit der Herstellung der tierischen Pendants einsparen. In Finnland zum Beispiel sind die Einsparungspotenziale aufgrund des hohen Anteils an Atomstrom sehr groß, während man in Polen durch die starke Nutzung von Kohle weniger Vorteile sieht. Fakt ist, dass man die Rechnung nicht ohne Einbeziehung der verwendeten Energiequellen machen darf. Es braucht also auch in anderen Sektoren eine Transformation. Zugegeben, im Moment haben wir noch nicht genug Strom aus erneuerbaren Energien, damit eine klimafreundliche Massenproduktion möglich wäre. Andererseits kann aus geschlossenen Tanks, anders als von Kühen auf der Weide, kein Methan entweichen. Und Wasser wird effizienter genutzt, was in Zeiten von Wasserknappheit von großer Bedeutung ist. Das sind weitere Vorteile.
In meiner Nachbarschaft produzieren Leute begeistert selbst ihre Lebensmittel – mit Kräutern am Balkon, Hühnern im Garten und Bienenstöcken am Feld. Was überzeugt Sie, dass Essen aus dem Labor akzeptiert wird? Ich sehe eine Zukunft, in der fortschrittliche Biotechnologien diesen Do-ityourself-Trend ergänzen. Stellen Sie sich vor, kleine, effiziente Bioreaktoren werden so alltäglich wie Küchengeräte, ermöglichen es Menschen, zu Hause frische Lebensmittel selbst herzustellen. Diese Geräte könnten eine Revolution in der Lebensmittelproduktion einläuten, indem sie Frische und Sicherheit direkt in die Küchen bringen und es den Leuten ermöglichen, ihre Nahrung genau nach ihren Bedürfnissen zu gestalten. Durch die einfache Nutzung dieser Technologien könnten Verbrauchende die Inhaltsstoffe ihrer Lebensmittel kontrollieren und ein neues Bewusstsein für nachhaltige Ernährungsweisen entwickeln. Dies würde nicht nur zur Dezentralisierung der Lebensmittelproduktion beitragen, sondern auch jedem Einzelnen ermöglichen, aktiv an der Nahrungsmittelkette teilzunehmen. Eine solche Entwicklung könnte weg von der Massenproduktion führen, hin zu einer persönlicheren, nachhaltigeren und lokal kontrollierten Lebensmittelherstellung.
Was lässt Sie an diese Revolution glauben?
Mein Glaube an die Fermentation hängt damit zusammen, dass wir eine lange Tradition des Brauens haben. Das ist nichts Neues, sondern eine Praxis, die wir über Jahrhunderte verfeinert haben. Mikroorganismen sind in ihrer
Funktion außergewöhnlich effizient und robust. Das stimmt mich optimistisch. Wir haben bereits bewiesen, dass wir mit Mikroorganismen in der Pharmaindustrie erfolgreich Medikamente produzieren können. Die Frage ist nicht, ob Fermentation funktioniert – das tut sie zweifellos –sondern, wie wir Fermentationsprozesse weiter verbessern und ausbauen können.
Revolution aus dem Mikrokosmos, Residenz Verlag, 2024
In seinem Buch begibt sich Martin Reich auf die Spur der alten und neuen Fermentation und zeigt ihre Möglichkeiten für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion auf.
StraßenfegerGassenhauer&
Kommt vorbei und singt mit!
Marianengraben
FILMCLUBTIPPS von Walter Gasperi
Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com
Ein ungleiches Duo, das durch schwere Verluste traumatisiert ist, kommt sich auf einer Reise mit einem Wohnmobil langsam näher: Altbekannt ist die Geschichte, doch das Spiel von Luna Wedler und Edgar Selge sowie eine gefühlvolle Regie sorgen dafür, dass Eileen Byrnes tragikomisches Langfilmdebüt dennoch berührt.
→ Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mi 29.01., 20 Uhr + Mo 03.02., 18 Uhr (deutsche OV)
No Other Land
Hautnah vermittelt ein palästinensisch-israelisches Kollektiv in seinem vielfach preisgekrönten Dokumentarfilm das Vorgehen der israelischen Armee gegen die palästinensischen Bewohner:innen der Dörfer des im Westjordanland gelegenen Masafer Yatta: Ein Film auf der Höhe der Zeit, erschütternd, aber auch entschieden parteiisch.
→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz:
Mi 05.02., 20 Uhr (arab.-hebr.-engl. OmU)
→ Spielboden Dornbirn: Di 25.02., 19.30 Uhr (arab.-hebr.-engl. OmU)
Black Dog – Weggefährten (Zou Ghao)
Ein entlassener Häftling freundet sich nach seiner Rückkehr in seine am Rand der Wüste Gobi gelegene Heimatstadt mit einem streunenden Hund an: Ein Film wie ein chinesischer Western mit einem wortkargen Protagonisten und der grandiosen Landschaft als zweitem Hauptdarsteller.
→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 06.02., 20 Uhr (mandarin OmU)
→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 19.02, 18 Uhr + Do 20.02., 19.30 Uhr (mandarin OmU)
En Fanfare – Die leisen und die großen Töne
Klassische Musik und Blasmusik, gehobenes Bürgertum und Arbeiterschicht: Emmanuel Courcol träumt in seiner gefühlvollen Tragikomödie anhand der Geschichte zweier Brüder von der Aussöhnung dieser Gegensätze und spiegelt im Privaten die gesellschaftliche Zerrissenheit Frankreichs.
→ Kinothek extra in der Kinothek Lustenau:
Mi 05.02., 20 Uhr (franz. OmU)
→ Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 10.02., 20.15 Uhr (franz. OmU)
The Village Next to Paradise
Mo Harawe erzählt in seinem Langfilmdebüt langsam und unaufgeregt, aber mit genauem Blick für Details anhand einer Patchwork-Familie vom schwierigen Alltag in einem somalischen Dorf. Trotz der vielfältigen Probleme im Leben verfällt der mit dem Wiener Filmpreis ausgezeichnete Spielfilm aber nicht in Tristesse und Pessimismus, sondern verbreitet durch seine starken Protagonist:innen und seine kräftigen Farben Hoffnung.
→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 13.02., 20 Uhr (somali OmU)
The Beast
2044 taucht eine Frau während eines Verfahrens, bei dem alle Gefühle beseitigt werden sollen, in ihre früheren Leben in Paris um 1900 und in Los Angeles im Jahr 2014 ein. – Bertrand Bonellos Mix aus Kostümfilm, Thriller und Science-Fiction ist ein ziemlich verstörender Brocken von einem Film: Visuell brillant, aufregend erzählt und mit einer großartigen Léa Seydoux in der Hauptrolle, aber auch sehr kühl und verkopft.
→ Spielboden Dornbirn: Di 18.02. + Mi 26.02. –jeweils 19.30 Uhr (franz. OmU)
Thelma – Rache war nie süßer
Eine 93-Jährige will sich das Geld zurückholen, das sie einem Enkeltrick-Betrüger überwiesen hat: Mit einer wunderbaren June Squibb in der Titelrolle entwickelt Josh Margolin eine warmherzige Action-Komödie, die beiläufig auch Probleme des Alterns thematisiert.
→ FLeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 19.02., 19 Uhr (engl. OmU)
Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino
Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!
SCHACHECKE
Erneut berichten wir über ein spannendes Wochenende in der 2. Bundesliga West. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Zum einen ist nahezu die gesamte Schachelite aus Vorarlberg in jeder Runde im Einsatz, zum anderen sind alle Partien unmittelbar nach ihrem Abschluss online zum Download verfügbar. Vom 17. bis 19. Jänner 2025 wurden in der Mittelschule Kufstein die Runden sechs bis acht gespielt. Die große Turnhalle bot den zwölf Teams viel Platz, jedoch waren die Lichtverhältnisse und die Luftqualität alles andere als optimal. Der beeindruckende Siegeslauf von Hohenems setzte sich auch an diesem Wochenende fort. Das Team unter der Leitung des Erfolgscoachs Philipp Lins gewann erneut alle Wettkämpfe und führt nach acht Runden mit dem Punktemaximum die Tabelle an. Die mannschaftliche Geschlossenheit und die unglaubliche Serie vom neuen FIDE-Meister Benjamin Kienböck, der acht Punkte aus ebenso vielen Spielen erzielte, sind maßgeblich für die Tabellenführung der Nibe-
FM Benjamin Kienböck (Hohenems)
FM Mario Muskardin (Absam)
2. Bundesliga West, Kufstein 2025
Wie erreicht Weiß am Zug entscheidenden Materialvorteil?
lungenstädter verantwortlich. Allerdings bleibt die Spannung erhalten: Mit nur jeweils einem Mannschaftspunkt Rückstand folgen das nominell stärkste Team Schach ohne Grenzen und Jenbach. Hohenems wird noch gegen beide Teams antreten und kann dann beweisen, ob es reif für den Meistertitel ist.
Nicht weniger spannend ist es am anderen Ende der Tabelle. In der achten Runde erzielten Dornbirn gegen Ranshofen und Götzis gegen Kufstein/Wörgl wichtige Siege im Kampf gegen den Abstieg. Beide Vorarlberger Teams haben noch die Chance, aus eigener Kraft den Klassenerhalt zu sichern. Für Bregenz hingegen ist dies praktisch nicht mehr möglich und ihnen bleibt nur noch die Möglichkeit, über die Vorarlberger Landesliga den direkten Wiederaufstieg zu schaffen.
Im Folgenden präsentieren wir drei interessante Stellungen aus Partien mit Vorarlberger Beteiligung, die an diesem Wochenende in der 2. Bundesliga West gespielt wurden. Viel Spaß beim Lösen dieser Aufgaben!
Alaa Akel (Bregenz)
FM Jochen Maurer (Kufstein/Wörgl)
2. Bundesliga West, Kufstein 2025
Wie bringt Weiß am Zug den schwarzen König zur Strecke?
IM Patrick Zelbel (Kufstein/Wörgl)
IM Fabian Bänziger (Hohenems)
2. Bundesliga West, Kufstein 2025
Mit welcher forcierten Variante gewinnt Schwarz am Zug Material?
Lösungen auf Seite 11
Ich darf aus dem Musikladen erzählen, in einer richtigen, gedruckten Zeitung. In einer Zeitung von echten Menschen gemacht, von echten Menschen an echte Menschen verteilt. Nicht in sozialen Medien. Ich kann den Ausdruck schon gar nicht mehr hören.
Von Anfang an war für mich der Musikladen in Feldkirch ein Ort der Kommunikation, des zwischenmenschlichen Austauschs. Dabei habe ich viele Künstler aus der Region kennengelernt. Musiker, die mir vertrauensvoll das Ergebnis ihres kreativen Schaffens in die Hände gedrückt haben. Meine Aufgabe ist es, dieses Schaffen unter die Menschen zu bringen. Herkunft prägt, ganz gleich ob Rock'n' Roll, ob Klassik oder Punk, Country oder Jazz, Hip-Hop oder Blues. Es geht um die Menschen dahinter und ihre Wurzeln.
Hier ein erster, willkürlicher Auszug aus wunderbarer Musik, die Menschen in den letzten Jahren in unserem Land geschaffen haben.
AUS DEM MUSIKLADEN
Text: Karl Müllner, Musikladen Feldkirch
Fräulein Hona: Nowhere But Here
„Trailer Of Scenes“, Opener vom dritten Fräulein Hona Album, tönt nach Frühling, leicht melancholischer Unbeschwertheit, Fliederduft. Ein verhatschter Percussion-Grundgroove, umspielt von Gitarren und anderen Saiteninstrumenten wie Ukulele und Viola. Glockenspiel und Pfeifsolo runden ab. Darüber engelsgleich der Harmoniegesang der vier jungen Frauen. Das Singen locker, verspielt und ausgefinkelt arrangiert. Mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Die Texte poetisch, unaufdringlich und auch infrage stellend. Die Instrumentierung songdienlich und flockig.
Die Vier haben ein sicheres Gespür für Melodien zwischen Folk, Singer-Songwriter, Easy-Pop und Neo-Romantik. Was mir fehlt sind Reibepunkte, der Rost, der Dorn unter dem Fingernagel. Harmonie darf sich nicht nur auf das Gute und Schöne beschränken.
Seit 2010 musizieren Kerstin Eckert, Johanna Schmid, Judith Prieler und Melanie Künz gemeinsam. In dieser Zeit beehrten sie europäische Theater-und Festivalbühnen und wurden in Qualitätsradiosendern gespielt.
Sie fordern vom Hörer ein Sicheinlassen auf ihre Stimmungswelt. Gut, dass es Bands wie Fräulein Hona gibt. Bilden sie doch einen erfreulichen Gegenpol zum Pop-Einheitsbrei, zu Belanglosigkeit und Abgestumpftheit.
Of Horses And Men: First Dance
Ein Lagerfeuer erleuchtet den Platz hinter der alten Scheune. Ums Feuer bärtige Gesellen in karierten Wollhemden, wortkarg, die Whiskeyflasche macht die Runde. Einer greift zur Mandoline, eine leise Melodie, der nächste schnappt sich den Bass, Schlagzeug und Gitarre folgen, Gesang kommt dazu. Die ersten umstehenden Füße beginnen im Takt mitzuwippen. Das Feuer lodert höher, im Hintergrund Grillenzirpen, es riecht nach Heu und frisch ausgebrachter Jauche. Die Band nimmt Fahrt auf, Frauen und Männer tanzen, ringsum leuchtende Augen. Johlender Applaus.
Die Band reagiert, das Tempo zieht an, Finger fliegen leicht über die Saiten, das Singen kraftund lustvoll und jetzt kommt noch eine Zieharmonika dazu.
Die Party ist in ganz großer Fahrt, die Band auch. Später dann, das Feuer heruntergebrannt, auf dem Plattenteller dreht sich eine Hank-Williams-Platte oder waren’s die Pogues? Auf dem Heimweg ein Lied auf den Lippen und das Gefühl, dass es gut war. Möglich, dass sich der Kopf am Morgen danach etwas mitgenommen anfühlt. Wurscht. Möglichst bald wieder. Für die, die guten Americana oder Irish-Sound mögen: Hört euch die Platte an.
Peter Herbert: Nake Bass II
Nackt kommen wir auf die Welt. Schutzlos, hilflos die ersten Atemzüge. Erst im Laufe eines Lebens kommen sie dazu, die Schutzschilder, Verkleidungen, die Verbiegungen, die wir nie wirklich wollten. Atmen wird zu etwas Selbstverständlichem. Nackt-Sein im Sinne von FreiSein von Bedrückendem, Engmachendem.
Nackt-Sein, hautnahes Spüren, ganz an sich heranlassen, Staunen. Peter Herbert und sein Kontrabass, eine lebenslange Beziehung, sie kennen einander, sie brauchen einander. FreiKlettern war eine ursprüngliche Passion Peter Herberts. Ganz bei sich sein, auf sich hören, den nächsten Griff suchen, sich leiten lassen vom Instrument vom Klang. Wie reagiert der Bass auf meine Berührung, kann ich ihn zum Singen bringen?
Eine Resonanz-Geschichte ist das, Peter Herbert und sein Bass. Wer berührt wen? Jede Berührung setzt Klang frei, löst neues Klingen aus. Naked Bass, da bringen zwei einander zum Klingen. Finger tanzen über Saiten, über den filigranen Holzkörper, lustvoll verspielt, nuancenreich, keine Scheu vor neuen Wegen, sich überraschen lassen in Demut. Chris Laine und Gerhard Klocker sind beim Festhalten dieser Resonanz-Geschichte hilfreich zur Seite gestanden. Raum und Fülle, Wärme und Klang für Menschen mit Muße und Ohren.
Prinz Grizzley: To My Green Mountains Home Scharfe Felskonturen, Abenddämmerung, im Gegenlicht tanzen ungezählte Insekten und Grillen zirpen dazu. Diese Stimmung vermittelt das erste Hören von Prinz Grizzleys neuem Werk. Doch aufpassen, da geht’s um mehr als Country-Glückseligkeit. Tiefgründig die Lyrics, da können sich schon Abgründe auftun. Er erzählt uns von Sehnsucht, Liebe und Narben, die das Leben in das Herz eines Menschen kerbt. Stehengeblieben ist er nicht, in Schubladen lässt er sich auch nicht stecken. Qualitäten, die er schon auf der ersten Platte gezeigt hatte, wurden ausgebaut, die Stimme einmal samtig verletzlich klingend, mit traumwandlerischer Sicherheit immer wieder ins Falsett fallend, einmal schneidend und hart, dann wieder düster bis dunkel, manchmal mit melancholischem Unterton. Die Band folgt ihm stilsicher, wunderbar tough, keiner spielt sich in den Vordergrund und die Pedal Steel tanzt schmetterlingsgleich um die Stimme. Funkige BluesElemente, Polka, Train-Songs bis zum astreinen Seemannslied unterlegt mit CountrySchmelz, ein Konglomerat, das Gänsehaut erzeugt. Homogener denn je und mit „Drifting“ ein Ohrwurm, ein Liebeslied ... „your eyes changed my sight lost the place where I used to hide ...“ Prinz Grizzley, in Musik gegossene Leidenschaft, jetzt schon ein ganz Großer.
VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT
Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at
Mi., 05.02.
19 Uhr, inatura, Dornbirn WER SCHÜTZT UNSERE KINDER?
Ein Vortrag über die Veränderungen in Familien und Schulen durch künstliche Intelligenz.
Do., 06.02.
20 Uhr, Kammgarn, Hard FRAUEN SIND KEINE MENSCHEN
Christl Sittenauer, Kabarett
Do., 06.02.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn THINGS WILL FALL INTO PLACE
Julia Zischg – Albumpräsentation
bis So., 09.02.
17 Uhr, Frauenmuseum, Hittisau DER LEBENSBORN IN FEICHTENBACH
Am Rande des Wienerwaldes, Ausstellung
So., 09.02.
20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn
BIBIZA
Bis einer weint Tour 2025, Musik —
Mo., 10.02.
20 Uhr Remise, Bludenz IREK GLYK QUARTETT Musik
Mi., 12.02.
20.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz JAZZ IM FOYER
Treffpunkt der lokalen Jazzszene, zum Zuhören und Mitspielen. Eröffnungsband – danach offene Session. Eintritt frei.
Veranstaltungskalender
Do., 13.02.
19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz
RAOUL SCHROTT
Sternenhimmel und Weltschöpfungsmythos der Nördlichen Dene und der Eskimo, Vortrag
Do., 13.02.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn SCHEIBSTAS RAP UP SHOW
Musik
Fr., 14.02.
18.30 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz WORT&KLANG ZUM
VALENTINSTAG
mit dem Ensemble La Rocaille und Yasmin Ritter, Rezitation „mit der Liebe um die Welt“
Fr., 14.02.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
AMORE
Linder & Trenkwalder, Kabarett
Sa., 15.02.
10 Uhr, Kunsthaus, Bregenz KINDERKUNST
Führung und Workshop für Kinder von 5 bis 10 Jahren
Sa., 15.02.
15 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems YALLA
Arabisch-jüdische Berührungen, Öffentliche Führung zur aktuellen Ausstellung —
Sa., 15.02.
20.30 Uhr, Kammgarn, Hard STONES FREE
Harri Stojka, Musik —
So., 16.02.
15 Uhr, Kammgarn, Hard DER TEUFEL MIT DEN DREI GOLDENEN HAAREN
Ein Puppenspiel nach dem Märchen der Gebrüder Grimm. von Christoph Bochdansky, für Kinder ab dem 4. Lebensjahr. —
So., 16.02.
16 Uhr Stadtsaal Bludenz WER HAT DIE SÜDTIROLER
SIEDLUNG ERBAUT?
Vortrag
So., 16.02.
17 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
NIX ALS BLÖDSINN
Eine Valentinade der Studiobühne Schönbrunn, Theater —
Mi., 19.02.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn JAZZ&
David Friedman Generations Trio, Musik —
Do., 20.02.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn
SOLO, SELBST & STÄNDIG
Anne Dittmann: Was Alleinerziehende wirklich brauchen. Lesung | Diskussion
Do., 20.02.
19 Uhr, vorarlberg museum, Bregenz
DAS SEXUELLE IST JENE AXE, UM DIE SICH ALLES DREHT
Änne Söll, Rudolf Wackers Sammlung von Sex-Graffiti als intime Ethnografie, Vortrag
6845 Hohenems ODER redaktion@marie-strassenzeitung.at
jazzambach götzis
mittwoch 26 februar
peter madsen & the silent movie ensemble improvisieren zu charlie chaplins „the circus”
donnerstag 27 februar
alegre corrêa & françois muleka jazzorchester vorarlberg
freitag 28 februar
alfred vogel & norbert mayer iiro rantala & david helbock david helbocks random/control feat. fola dada late night jazz: fierobad jazz bludenz
samstag 1 märz veronika morschers of cabbages and kings marialy pacheco & joo kraus onq ensemble & peter herbert late night jazz: jakob lampert & friends
sonntag 2 märz
nicole johänntgen trio
workshops in st. arbogast jazzgeschichte mit peter madsen, brazil mit alegre correa, piano mit iiro rantala, saxophon mit nicole johänntgen, gesang mit fola dada, artist talk mit marialy pacheco und david helbock. alle mit anmeldung.