davon 1,70 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer #103 / April 2025
KUHLER JOB
Mike Schwarz hat sich mit 52 Jahren seinen beruflichen Lebenstraum erfüllt. Allen gesundheitlichen Problemen zum Trotz. Die marie hat den Hüttenwirt im Schiheim Hohenems besucht und mit ihm über sein bewegtes Leben gesprochen. Seiten 8-11.
Foto: Martin Schachenhofer
AK Programm April 25
Mi 02.04. 15.30 Uhr AK Bibliothek Feldkirch Kinderlesung Rabatz in Wabe 13
Lesung für Kinder mit Autor und Illustrator Kai Pannen
Do 03.04. 18 bis 21 Uhr AK Bibliothek Feldkirch Literarische Spurensuche für Erwachsene Schreibworkshop mit Jürgen-Thomas Ernst
Do 03.04. 19 Uhr AK Bibliothek Bludenz
Die schönsten Bücher des Frühlings Ein Abend mit besonderen Buchtipps von Alexander Kluy
Do 03.04. 19.30 bis 22 Uhr AK Saal Feldkirch
Julia Enxing: Und Gott sah, dass es schlecht war Wissen fürs Leben, Vortrag
Fr 04.04. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
Die schönsten Bücher des Frühlings Ein Abend mit besonderen Buchtipps von Alexander Kluy
Mo 07.04. 19 Uhr AK Bibliothek Feldkirch Shared Reading Wer zuhört, gehört bereits dazu.
Mi 09.04. 12 bis 13 Uhr Schaffarei
Mittagessen mit meinem Traumjob: Tierpfleger
Mi 09.04. 20 bis 22 Uhr Schaffarei ArbeitsLebensGeschichten: David Kammann
Inspirierende Arbeitsbiografien, vom Scheitern und wieder Aufstehen, vom Dranbleiben und Ausprobieren.
Di 15.04. 16 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
Literarische Spurensuche für Jugendliche Schreibworkshop mit Jürgen-Thomas Ernst
Fr 25.04. 15.30 Uhr AK Bibliothek Feldkirch
Kinderlesung: Mo & Flo auf Monsterjagd
Lesung für Kinder mit Susa Hämmerle
Mi 30.04. 12 bis 13 Uhr Schaffarei
Mittagessen mit meinem Traumjob: Buchhändlerin
aktuelle Infos unter www.staude n- kopf.at
Inhalt
4-6 Mutmachfrau
Porträt der lettischen Musikerin Baiba, die am 8. März in der Kammgarn Hard gastiert
7-8 Termine rund um den Weltfrauentag
9 Sudoku
10-12 Weder Adam noch Eva Menschen mit uneindeutiger Geschlechtszugehörigkeit stehen beim Human Vision Festival im Fokus
12 Rätsellösungen
14-16 marie präsentiert erstes Liederbuch
Präsentation von Straßenfegern & Gassenhauern bei einem Mitsing-Nachmittag am 16. März in St.Arbogast
17 Impressum
18-21 Dankbar, am Leben zu sein
Staudengärtnerei Elke und Thomas Kopf Kontrolliert biologischer Anbau Haltestelleweg 2 6 832 Sul z- Röthis
Bezahlte Anzeige
BILDUNGSHAUS BATSCHUNS PROGRAMM
Gemeinsam wirksam werden
Impulse für ein nachhaltiges Leben
Do 24. April 18.30 – 21.00 h
Freude am Strafen hat nur der Teufel
Lesung mit Dr. Peter Mück, Richter in Pension
Do 8. Mai 19.00 – 21.30 h
Body Resonance ®
Warum ist es so schwer, unangenehme Gefühle anzunehmen? | Vortrag
Fr 23. Mai 19.00 h
Mitfühlende Präsenz Workshop
Sa 24. – So 25. Mai
Bühne frei! Beeinträchtigung und Demenz spielen (k)eine Rolle! | Workshop
Mi 4. – Do 5. Juni
Weitere Informationen schaffarei.at/veranstaltungen ak-vorarlberg.at/events
Bezahlte Anzeige
Anmeldung | Ort: bildungshaus@bhba.at T +43 5522 44290-0
Sabine Stark über ihren Suizidversuch und ihren Weg zurück ins Leben
22-24 Umgang mit Verschwörungsglaube Psychologin Ulrike Schiesser plädiert für einen Dialog mit Anhängern von Verschwörungstheorien
25 Meine Straße
Corina Albrecht, Leiterin der Kaplan Bonetti Wohnprojekte, erinnert sich an die Straße ihrer Kindheit
26-27 Nahversorgerin mit großem Herz Bäckerei Beirer schließt nach 64 Jahren ihre Türen
28-29 Hausgeschichten
Sonderausstellung im Stadtmusem Dornbirn widmet sich Häusern und ihren Bewohner:innen
30-31 Schützen, was kreucht und fleucht Wie jeder mithelfen kann, gefährdete Amphibien in Vorarlberg vor dem Aussterben zu bewahren
32 Reparaturcafés
33 So schmeckt der Frühling Rezept aus dem Probelokal von Daniel Mutschlechner
34-35 Unter Schneemassen begraben Wie Norbert (6) ein Lawinenunglück überlebte
36 Filmclubtipps
37 Rechenrätsel, Schachecke
38-39 Veranstaltungskalender
Kontaktieren Sie uns Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-MaximilianStraße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677 615 386 40. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!
marie ist Mitglied im Weltverband der Straßenzeitungen. www.insp.ngo
Liebe Leserin, lieber Leser!
Anfang des Jahres durfte ich im prunkvollen Volkstheater in Wien das Schmusechor-Neujahrskonzert miterleben. Vielleicht erinnern Sie sich, die Chorgründerin Verena Giesinger ist Vorarlbergerin, wir hatten im September vergangenen Jahres ein Porträt über sie in der marie Ein Schmusechor-Konzert ist ein mächtiges, ein hoch emotionales Erlebnis. So viel Passion, so viel Power. Man wird glücklich vom Zuhören, man kann gar nicht anders. Und fragt sich während des nicht enden wollenden Schlussapplauses: Was, schon fertig? Bitte, bitte weitersingen! Ein wagemutiges Experiment der vielleicht expressivsten Chorleiterin der Welt hat mich an jenem Abend in Wien besonders bewegt: Verena Giesinger funktionierte das Auditorium zum Chor um. Wild entschlossen forderte sie alle auf zu singen. Und zwar ohne Vorgabe von Text oder Melodie. Auch jene, die glauben, sie können es nicht. Also auch mich. Sie dirigierte, das Publikum improvisierte. Mir fehlen die Worte, zu beschreiben, was im Raum passiert, wenn 800 Menschen glücklich klingen. Wer zumindest durch ein digitales Fenster davon einen ersten Eindruck erspähen möchte, googelt* am besten Jacob Collier. Der macht das auch. Ein brillanter Künstler mit einer unglaublichen Fähigkeit, Menschen durch Musik zu verbinden. Schauen Sie es sich am besten an, wenn Sie allein zu Hause sind. Es ist zum Heulen schön. Wieso ich das Singen zum Thema mache? Weil ich gerade auch meinen „Monday Morning“ musikalisch verbracht habe. Der finale Korrekturgang für unser marie-Liederbuch, das Mitte März erscheinen wird, stand an. Jedes Lied darin ist mit einem QR-Code versehen, der zur Tonaufnahme auf Spotify oder YouTube führt. Ich sollte also alle Codes nochmals auf ihr Funktionieren prüfen. Das reinste Vergnügen! Denn Evelyn Fink-Mennel, die Kuratorin dieses aktuellen marie-Projekts, hat einen wahren Schatz an Vorarlberger Mundartklängen zusammengetragen. In Szene gesetzt wurde dieses Sonderprojekt einmal mehr von unserer wunderbaren Grafikerin Monika Dür. Da ist Humor drin und Tiefe, Ironie und Ernst sowie ganz viel Liebe zu Vorarlberg – und zum Detail. Dank der passenden und vielfach erstmals verschriftlichten Akkorde ist es außerdem ein unverzichtbares Werk für alle, die in geselligen Runden gerne ihre Gitarre auspacken. Singen ist wie Medizin, Singen ist ein Glücks-Booster. Singen vertieft die Atmung und versorgt uns mit mehr Sauerstoff, es stärkt die Produktion von Immunglobulin A und damit die Abwehrkräfte, es bringt die Glückshormone Dopamin, Serotonin und Oxytocin zum Tanzen. Muss ich noch mehr sagen? Ich behaupte: Wir können darauf nicht verzichten, gerade jetzt nicht angesichts so vieler beängstigender Entwicklungen. Wir werden vielleicht durch die Musik nicht die Welt retten, aber es macht in uns eine Welt auf, die unseren Glauben an das Gute retten kann.
Starten Sie gut in den Frühling – und singen Sie, als würde Sie niemand hören,
Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin *Einfach ins Suchfenster eingeben: „Jacob Collier – The Audience Choir“. Gänsehautgarantie.
Die nächste Ausgabe der marie erscheint am 30. April.
ArbeitsLebensGeschichten: David Kammann
Das Geschäft mit billigen Arbeitskräften
Journalist und Autor Johannes Greß setzt sich seit Jahren mit verschiedensten Formen prekärer Beschäftigung auseinander. In seinem Buch „Ausbeutung auf Bestellung“ zeigt er eindrücklich auf, unter welch fragwürdigen Bedingungen Essensund Paketzusteller, Putzkräfte und Forstarbeiter ihr täglich Brot verdienen. Er geht der Frage nach, wie das einem sozialpartnerschaftlich geprägten Land wie Österreich passieren konnte und welche Auswege aus der Misere es gäbe. Wenn man denn wollte.
Interview: Simone Fürnschuß-Hofer Fotos: Markus Zahradnik
„Es gibt diesen gesellschaftlichen Fortschritt, dass immer mehr Frauen Vollzeit arbeiten. Gleichzeitig übernehmen dann oft migrantische Frauen die Care-Arbeit – schlecht bezahlt und unter schlechten Bedingungen.“
Johannes Greß arbeitet als freier Journalist in Wien und recherchiert seit vielen Jahren zu prekären Arbeitsbedingungen und Migration. Er schreibt u.a. für die ZEIT, DOSSIER, STANDARD, WIENER ZEITUNG sowie Arbeit & Wirtschaft und ist Mitglied des FYI-Kollektivs (fyi-kollektiv.at)
„Ein weiterer essenzieller Punkt ist, dass diese Berufe der Mehrheitsgesellschaft das Leben oft sehr angenehm machen, das heißt, auch für die breite Masse besteht wenig Anreiz, an den Bedingungen etwas zu ändern.“
marie: Arbeitskräfte, die uns Pakete und Essensbestellungen bis zur Tür bringen oder unsere Wohnungen reinigen, Menschen, die am Bau arbeiten, in der Forstarbeit oder Spargeln und Spinat ernten sind unverzichtbar für das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft. Gleichzeitig arbeiten sie unter den miesesten Bedingungen überhaupt. Im Grunde ein Paradoxon. Johannes Greß: Ein Paradoxon ist auch diese Gleichzeitigkeit von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Jeder kennt die Foodora- und Lieferando-Fahrer, die in knalligen Farben durch die Stadt fahren. Jeder kennt Paketdienste, die möglicherweise den Gehsteig zuparken, weil sie einfach permanent im Stress sind. Jeder kennt Reinigungskräfte. Dazu dieser Stolz Österreichs auf die Sozialpartnerschaft und die Gewerkschaft, die immer wieder damit prahlt, dass 98 Prozent der Menschen von einem Kollektivvertrag abgedeckt sind. Und gleichzeitig diese Masse an Leuten, die davon ausgeschlossen sind und zu furchtbarsten Bedingungen arbeiten. Obwohl wir so einen ausgebauten Sozial- und Wohlfahrtsstaat haben und obwohl diese Menschen ja jede:r ständig im Alltag sieht.
Dem nachzugehen war der Ausgangspunkt fürs Buch? Genau. Eine These ist eben, dass diese Arbeitskräfte –es sind vorwiegend Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft – sehr wenige Ressourcen haben, um auf sich aufmerksam zu machen. Oft sprechen sie die Sprache nicht und werden auch im Parlament kaum vertreten, weil Migrant:innen in Österreich kein Wahlrecht oder nur sehr eingeschränktes Wahlrecht haben.
Jetzt Ende April bei der Wien-Wahl wird ein Drittel der Bevölkerung über 16 Jahre kein Stimmrecht haben. Für parlamentarische Parteien erzeugt das wenig Anreiz, sich für diese Personengruppe einzusetzen. Ein weiterer essenzieller Punkt ist, dass diese Berufe der Mehrheitsgesellschaft das Leben oft sehr angenehm machen, das heißt, auch für die breite Masse besteht wenig Anreiz, an den Bedingungen etwas zu ändern.
Angenehm und billig. Wenn man Ihr Buch liest, wird einem klar, wieso Cheeseburger und Pizza ohne Aufschlag ins Haus kommen und wer den Versand zum Nullkostentarif bezahlt: Der, der mir die Ware zustellt. Vielleicht will man es aber auch gar nicht so genau wissen. Und schnell ist das Argument zur Hand, dass so ein Job ja immerhin besser als keiner ist.
Bis zu einem gewissen Grad stimmt dieses Argument auch. Eine Arbeit zu haben ist im Sinne der Integration und natürlich auch für das Selbstwertgefühl immer besser: das eigene Geld zu verdienen, nicht auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Wir alle kennen ja den Vorwurf rechter Parteien gegenüber Ausländern, in der sogenannten sozialen Hängematte rumzuliegen. Aber die Frage ist schon, wie diese Arbeit denn ausschaut. Wie wird sie entlohnt, wie sind die Bedingungen. Nur ein Job allein reicht nicht – es braucht auch entsprechende Rahmenbedingungen. Ein großes Problem ist die Regelung, dass Menschen im Asylverfahren kein normales Angestelltenverhältnis eingehen dürfen. Sie dürfen freiwillig arbeiten oder sich selbstständig machen – das heißt aber, ohne Arbeitnehmer:innenschutz. Das führt zur weit verbreiteten Scheinselbstständigkeit und prekären Subunternehmens-Konstruktionen.
Sie sprechen in diesem Zusammenhang auch von der sogenannten „Gig-Economy“. Was hat es damit auf sich? Ursprünglich kommt der Begriff „Gig" aus der Musikszene – ein:e Künstler:in tritt auf, verdient Geld, hat aber keine feste Anstellung. Diese Logik wurde auf andere Branchen übertragen: Menschen nehmen einzelne Aufträge an, oft vermittelt durch digitale Plattformen. Das ist in manchen Berufen wie in der IT teilweise durchaus sinnvoll. Aber bei Jobs wie Essenslieferungen führt es zur Umgehung von Arbeitnehmer:innenrechten. Gig-Worker haben keine bezahlte Kranken- und Urlaubszeit, weder 13. noch 14. Gehalt, keinen Betriebsrat, keine Absicherung. Es ist ein Begriff, der ein Ausbeutungsverhältnis verschleiert.
Dazu kommt die wortwörtliche Entmenschlichung durch Algorithmen. Sprich Kunde und Lieferant werden über eine App vermittelt, das Zwischenmenschliche, ein „Beziehungsraum“ fehlt komplett. Ja, nehmen wir beispielsweise klassische Fahrradkuriere. Früher saß da tatsächlich eine:r am Telefon und dirigierte die Leute durch die Stadt. Mit denen konnte man sich austauschen und auch mal sagen, warum man einen Auftrag grad nicht mehr schafft. Bei den großen uns bekannten Plattformen läuft das über Apps, die nur nach Effizienz optimiert sind. Ein Algorithmus interessiert sich nicht für die Bedürfnisse der Arbeiter:innen, sondern maximiert den Profit des Unternehmens. Die-
„Ein Algorithmus interessiert sich nicht für die Bedürfnisse der Arbeiter:innen, sondern maximiert den Profit des Unternehmens. Diese Entmenschlichung nimmt jeglichen Spielraum für individuelle Absprachen.“
„Einerseits betreibt man eine harte Migrationspolitik, andererseits werden gezielt Pflegekräfte und andere Arbeiter:nnen aus dem Ausland angeworben.“
se Entmenschlichung nimmt jeglichen Spielraum für individuelle Absprachen.
Auch die Verlagerung von Care-Arbeit auf migrantische Frauen ist ein Thema, das einem zu denken gibt. Genau, es gibt diesen gesellschaftlichen Fortschritt, dass immer mehr Frauen Vollzeit arbeiten. Gleichzeitig übernehmen dann oft migrantische Frauen die Care-Arbeit – schlecht bezahlt und unter schlechten Bedingungen. Das „Problem“ daran, dass immer mehr Frauen Vollzeit arbeiten, ist, dass CareArbeit dadurch erstens nicht verschwindet und zweitens, dass Männer ihre Arbeitszeiten meist nicht in dem Ausmaß reduzieren, dass sie ihren Teil übernehmen können. Statt einer gleichmäßigen Verteilung der Care-Arbeit kommt es zur Auslagerung an sozial schlechter gestellte Gruppen.
Könnte zum Fazit führen: Solange es profitorientierte Unternehmen gibt und Menschen in Not sind, wird man immer Kapital daraus schlagen können. Ist es nicht so? Ja, vielleicht könnte man sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, das ist eine notwendige Voraussetzung, um Kapital zu reproduzieren oder zu akkumulieren. Österreich hat zudem die „günstige“ geografische Lage, dass ärmere Nachbarländer einen stetigen Zustrom an billigen Arbeitskräften ermöglichen. Einerseits betreibt man eine harte Migrationspolitik, andererseits werden gezielt Pflegekräfte und andere Arbeiter:nnen aus dem Ausland angeworben. Aus meiner Sicht ein selektives Migrationsregime und im Endeffekt der Beleg, dass ich diese Ungleichheitsverhältnisse brauche, um weiter Kapital beziehungsweise eine Gesellschaft reproduzieren zu können.
Ihr Buch regt zur Selbstreflexion an. Haben Sie selbst durch Ihre Recherchen Ihr eigenes Konsumverhalten hinterfragt? Ja, natürlich denkt man darüber nach. Aber ich bin kein Freund dieser individualisierten Konsumpolitik. Man kann sein Verhalten bis zu einem gewissen Grad anpassen, beispielsweise Trinkgeld geben oder bei Bestellungen Tipps geben, welchen Eingang man nehmen muss, damit der Zustellende weniger Stress hat. Aber das eigentliche Problem ist struktu-
rell. Wir haben dieses grundlegende Machtungleichgewicht. Zwischen auf der einen Seite globalen Konzernen mit einer Unmenge an Ressourcen – beispielsweise Anwaltsteams, die sich für das jeweilige Land die beste Regelung überlegen, um den größten Profit rauszuschlagen. Und auf der anderen Seite vereinzelten Lohnabhängige ohne Verhandlungsmacht. Und deswegen bin ich der Meinung, der eigentliche Hebel wäre ein politischer.
Machen wir es konkreter: Welche ersten Schritte wären nötig, um beispielsweise die Situation von Paketzusteller:innen zu verbessern?
Ein wichtiger Punkt wäre der Kampf gegen Scheinselbstständigkeit. Auf EU-Ebene wurde beschlossen, dass die Beweislast umgekehrt wird: Arbeitgeber:innen müssen nachweisen, dass jemand tatsächlich selbstständig arbeitet und nicht abhängig ist. In Österreich ist das noch umzusetzen. Zudem müssen freie Dienstnehmer:innen besser in Kollektivverträge integriert werden, damit sie Anspruch auf Betriebsräte und besseren Schutz haben. Außerdem sollten Gewerkschaften diese Gruppen stärker in politische Kämpfe einbinden, und mit einbinden meine ich auch deren Know-how, deren Ressourcen zu verwenden, statt paternalistisch für sie zu sprechen.
Haben Sie Hoffnungen, dass Ihr Buch etwas bewirken kann? Ich bin realistisch. Solche Themen geraten schnell in den Hintergrund. Aber in Gewerkschaften gibt es ein Umdenken, rein schon aus Eigeninteresse. Die klassische Arbeiterklasse, sprich das klassische Gewerkschaftsklientel wird immer kleiner, man muss sich um andere Zielgruppen umschauen.
Ausbeutung auf Bestellung Von Johannes Greß
In Österreich arbeiten ungarische Paketzusteller bis zu 17 Stunden täglich und syrische Essenslieferanten für sechs Euro pro Stunde. In den vergangenen Jahren starben in Österreichs Wäldern mehr als ein Dutzend rumänische Forstarbeiter und indische Reinigungskräfte beklagen sexuelle Übergriffe, während sie ohne Papiere die Wohnungen von Diplomat:innen und Professor:innen putzen. Die Betroffenen eint, dass sie für das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft unverzichtbar sind – und dafür Unmenschliches erfahren. Sie haben keine Lobby, ihre Stimmen sind marginalisiert. In den vergangenen Jahren konnte der Autor mit Dutzenden von ihnen sprechen und nachzeichnen, wie Unternehmen in Österreich mit der Ausbeutung von Migrant:innen Profit machen – und wir alle dafür bezahlen. Um daran etwas zu ändern, müssen sich Gewerkschaften neu organisieren und politische Organisationsformen jenseits von Betriebsräten und Kollektivverträgen gefunden werden. Ausgezeichnet mit dem Bruno-Kreisky-Preis 2024
Lösen Sie es in 60 Sekunden
Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!
SCHACHECKE
Wie schon seit vielen Jahren fanden die Vorarlberger Landesmeisterschaften im Nachwuchsbereich in den Semesterferien statt. So auch in diesem Jahr vom 8. bis 11. Februar. Erstmalig wurden diese Meisterschaften vom neuen Jugendreferenten des Vorarlberger Schachverbandes, Martin Domig, organisiert. Er konnte sich über die Teilnahme von insgesamt 47 SpielerInnen aus neun verschiedenen Schachklubs freuen und ihm machte die neue Aufgabe sichtlich Spaß.
Der Schachklub Dornbirn stellte seine Räumlichkeiten für die Ausrichtung sämtlicher Mädchenklassen sowie der Kategorie U10 in der offenen Klasse zur Verfügung. Als Turnierleiter und Schiedsrichter agierte in gewohnt souveräner Weise Christian Leitgeber Die anderen Kategorien der offenen Klasse gingen im Klublokal des Schachklub Hohenems über die Bühne. Dort fungierte der Landesspielleiter Simon Heinrici als Hauptschiedsrichter. Tatkräftige Unterstützung erhielt er von der Frauenreferentin Sylvia Karner
Jakob Lins (Hohenems)
Finn Stark (Rankweil)
Vbg. LEM U12, Hohenems 2025
Wie gewinnt Weiß am Zug forciert einen Bauer?
Nach vier spannenden und interessanten Turniertagen standen schließlich die strahlenden SiegerInnen fest:
MU10: Luisa Lins (Hohenems)
MU12: Emilia Johanne Milosevic (Rankweil)
MU14: Christina Domig (Hohenems)
MU16: Mattea Bülow (Lustenau)
U10: Jakob Stark (Götzis)
U12: Jakob Lins (Hohenems)
U14: Tobias Markstaler (Hohenems)
U16: Maryam Turdiyeva (Bregenz)
U18: Jonas Loretz (Sonnenberg-Nüziders)
Groß abgeräumt hat somit der Schachklub Hohenems, der wie im Vorjahr vier Goldmedaillen gewinnen konnte. Die drei nachstehenden Diagramme stammen aus Partien von diesen Landeseinzelmeisterschaften. Wir wünschen Ihnen beim Lösen dieser Kombinationen viel Spaß!
Tobias Markstaler (Hohenems)
Kilian Linder (Dornbirn)
Vbg. LEM U14, Hohenems 2025
Wie nützt Weiß am Zug die unsichere schwarze Königsstellung aus?
Jonas Loretz (Sonnenberg-Nüziders)
Felix Asanger (Rankweil) Vbg. LEM U16/U18, Hohenems 2025
Wie erreicht Weiß am Zug entscheidenden Materialvorteil?
DER SANGESFREUDE
Unter dem Motto „Kommt und singt mit!“ hatte die marie am 16. März zur Präsentation ihres Liederbuches nach St. Arbogast geladen. Knapp 300 Sangesfreudige folgten dem Aufruf und sorgten in Götzis für ein volles Haus. Dafür sagt die marie Danke! Aber damit nicht genug. Auch viele Musiker:innen, die ihre Songs für das marie Liederbuch zur Verfügung gestellt haben, ließen es sich nicht nehmen, gemeinsam mit den musikbegeisterten Besucher:innen zu singen.
Danke an die Herausgeberin des Liederbuches und Organisatorin des Mitsing-Nachmittages Evelyn Fink-Mennel, Philipp Lingg, George Nussbaumer, Wolfgang Verocai, Walter Batruel, Markus Linder, Gerald Fleisch, Ulli Troy, Matthias Härtel und die Studierenden der Stella Musikhochschule.
Das marie Liederbuch gibt es übrigens bei der marie-Verkäuferin/ dem marie-Verkäufer deines Vertrauens um 8 Euro zu kaufen.
Evelyn Fink-Mennel mit Wolfgang Verocai
Studierende der Musikhochschule Stella in Feldkirch
Bild ganz links: George Nussbaumer Bild links: Markus Linder
finkslinggs – Philipp Lingg, Evelyn Fink-Mennel, Matthias Härtel
Walter Batruel
LAUFKUNSTWERKE, MIT PECH UND WACHS GENÄHT
Christine Dünser übt ein altes Handwerk aus. Sie fertigt in der Widagasse in Dornbirn rahmengenähte Schuhe nach Maß.
Bunte Fadenrollen stecken in ihren Halterungen an der Wand. Davor steht eine Pfaff-Nähmaschine, der anzusehen ist, dass sie bereits vielen Schuhen auf die Welt verholfen hat. Schuhbändel in Schwarz hängen an einem Nagel darüber. Auf dem Fensterbrett steht ein Apothekerglas mit der Aufschrift „Gummi Arabicum“, darin versammeln sich viele Nägelchen. Weiter hinten steht Lederbeize mit dem Vermerk „Danger“. In der Zwischenzeit ist eine Dame ins Geschäft getreten, extravagant und mit Hut. „Nicht zu klein, aber kompakt“, sagt sie zu Christine Dünser, der Schuhmacherin, die, wie in diesem Fall, auch selbstgemachte Taschen verkauft. Dickes Leder, formschön, funktionell muss es sein, sagt die Geschäftsinhaberin. Passen muss es. Der Dame passt es. Sie nimmt eine Tasche und hätte gerne noch Schuhe, für ihren neuen Style. Wer Schuhe bei Dünser kauft, ist Kennerin, Liebhaberin, Individualist. Nicht unbedingt reich, aber bewusst. Ein handgefertigtes Paar kostet inklusive Leisten und Probeschuhen ab 2000 Euro. Das macht sich bezahlt, sagt die Handwerkerin, denn Schuhe, die sie 25 bis 30 Stunden lang zum Laufkunstwerk veredelt hat, trägt man, je nach Pflege, zehn Jahre und länger.
Das Geheimnis des Zusammenhaltens
Dünser ist 40 Jahre alt. Seit 13 Jahren geht sie als Selbständige einem uralten Handwerk nach, fertigt Schuhe auf eine Weise, wie sie früher gemacht wurden. Sie vernäht sie innen und
außen: „Das Geheimnis, das alles zusammenhält – so, wie man’s früher gemacht hat.“ Für die sogenannte Einstechnaht sind es pro Schuh etwa 45 Minuten Näharbeit. Als Faden verwendet sie mit Pech und Wachs eingeriebenen Flachsstränge. Das Gemisch, mit dem der Faden eingerieben ist, schmilzt beim Verarbeiten und hinterlässt dabei einen Pfropf im Loch, der für Wasserdichtheit sorgt. „Ich mag es, zu arbeiten wie früher. Ich brauche manchmal die Nähmaschine, manchmal die Schleifmaschine. Ansonsten komme ich ohne Strom aus“, erklärt die Handwerkerin.
„Die Aussage meiner Schuhe ist eine andere als die anderer Produkte. Meine Kunden wissen, dass in den Schuhen viele Stunden Handarbeit stecken. Sie behandeln sie als etwas Wertvolles, ordentlich und mit Bedacht. Dabei geht es auch um die Frage ‚Was bist du dir wert?‘ “
Diejenigen, die in ihre Werkstatt, in den Verkaufsraum kommen, sind interessante Menschen, sagt sie. Werkstattgeschichten vermischen sich mit Lebensgeschichten, mit Anekdoten. Ihre Kunden und Kundinnen sind ab 30 Jahre alt, manchmal bekommen sie Schuhe zum Studienabschluss, zum Geburtstag geschenkt. Manchmal rufen sie nach fünf Jahren an: „Christine, ich möchte noch ein Paar deiner Schuhe.“ Manchmal wollen sie handgeflochtenes Leder, von Dünser persönlich geflochten. Das hat seinen Preis, sagt sie, und trotzdem. Macht sie einen Fußabdruck, nimmt die Maße von Ballen, Fersen, Rist, lässt einen Leisten aus Buchenholz fertigen, nimmt ab, gibt mit Spachtelmasse hinzu. Ein Probeschuh entsteht, mit fertigen Sohlenmodulen ohne Futter. Ihr Kunde, ihre Kundin kommt und probiert ihn an, eventuell wird der Leisten adaptiert, der Schnitt überarbeitet. Das Leder wird zugeschnitten, die Kanten werden geschärft, verdünnt, zu einem Schaft vernäht. Welches Leder darf’s sein? Am häufigsten Kalb, das ist weich und robust zugleich. Der Schaft wird über den Leisten gezwickt, hinten und vorne werden Verstärkungen angebracht. Dann wird von Hand rahmengenäht. In der industriellen Fertigung werden die meisten Schuhe heutzutage geklebt, das geht schneller – auf Kosten der Langlebigkeit.
Zeitlos, schlicht, reparierbar
Dünser verkauft auch Aktentaschen und Weekender für Männer, Shopper für Frauen. Für Kundinen und Kunden, die es handgemacht schätzen, aber nicht unbedingt individuell an ihren Fuß angepasst, hat sie einen schwarzen Schnürschuh aus vegetativ gegerbtem Leder in Größe 36 bis 46 entwickelt. Dieser ist zeitlos, schlicht, immer wieder reparierbar, für Damen und Herren gemacht und kostet 850 Euro.
„ICH MAG ES, ZU ARBEITEN WIE FRÜHER. ICH BRAUCHE MANCHMAL DIE NÄHMASCHINE, MANCHMAL DIE SCHLEIFMASCHINE. ANSONSTEN KOMME ICH OHNE STROM AUS.“
„DIE AUSSAGE MEINER SCHUHE IST EINE ANDERE ALS DIE ANDERER PRODUKTE. MEINE KUNDEN WISSEN, DASS IN DEN SCHUHEN VIELE STUNDEN HANDARBEIT STECKEN. SIE BEHANDELN SIE ALS ETWAS WERTVOLLES, ORDENTLICH UND MIT BEDACHT.“
Anfangs dachte die Schuhmacherin, sie würde gerne allen Fußformen Maßschuhe ermöglichen. Heute fühlt sie sich frei, die Aufträge anzunehmen, die sie als zu ihrem Handwerk passend empfindet, als passend zu ihrer Philosophie. Ihre Nische sitzt wie angegossen, genau wie die Schuhe ihrer Kundinnen und Kunden.
Viele von ihnen kommen gut informiert und kennen sich aus mit Verarbeitungsschritten, Schuhmodellen und Lederarten. Die Anerkennung, die Dünser auf diese Weise erhält, betrachtet sie als ein Geschenk. Tatsächlich ist die Schuhwerkstatt in der Widagasse, so, wie sie sie betreibt, etwas Besonderes: „Ich bin eine von weltweit ein paar hundert“, sagt sie und lauscht dem Nachhall dieses Satzes. Dünser hat in Florenz an der Polimoda „Schuh- und Accessoiredesign“ studiert, drei Jahre lang. Ab dem zweiten Jahr besuchte sie Schuhmacher-Workshops. „Unser Schuhmacher war schon fast 70 Jahre alt und hat uns mit einer Feile, einer Raspel und wenigen anderen Werkzeugen das Handwerkliche beigebracht. Der Weg vom Entwurf bis zum fertigen Pro-
Text: Miriam Jaeneke Fotos: Martin Schachenhofer
„MIT EINEM ABSATZ HÄLT MAN SICH GERADE, NIMMT HALTUNG AN. ES IST AUCH DIE FRAGE, WIE MAN DURCHS LEBEN GEHT. MIT EINEM FESTEN LEDERSCHUH GEHT MAN BEDACHTER, MAN FÜHLT SICH GUT GETRAGEN.“
dukt ist immer wieder ein neuer. Und, dass meine Hände gelernt haben, umzusetzen, was mein Kopf sich denkt, zeigt meine Weiterentwicklung und den stetigen Fortschritt meiner handwerklichen Tätigkeit.“
Dann spricht sie über verschiedene Schuharten und die innere Haltung beim Tragen von ihr gemachter Schuhe. „Mit einem Absatz hält man sich gerade, nimmt Haltung an. Es ist auch die Frage, wie man durchs Leben geht. Mit einem festen Lederschuh geht man bedachter, man fühlt sich gut getragen.“
Nichts zu verlieren
Als sie nach ihrem Studium im Designbüro von Salvatore Ferragamo ein Praktikum machte und den Prozess begleitete, von der Zeichnung zum fertigen Schuh, wurde ihr klar: „Ich will Schuhe machen!“ Sie legte die Gesellen- und die Meisterprüfung ab, mit 26 Jahren machte sie sich selbständig. „Ich dachte mir einfach, dass ich nichts zu verlieren habe. Frei im Kopf hat sich der Weg ergeben. Ich hatte das Gefühl, dass richtig ist, was ich tue. Wenn man etwas gern tut, wird man auch gut darin, denn man übt gerne und daher auch viel.“ Außerdem hat Dünser gelernt, auf bestimmte Zeichen zu achten. Wenn zum Beispiel die Nähmaschinennadel zwei Mal hintereinander abbricht, dann beschließt sie, erstmal etwas anderes zu tun. Überhaupt ist Fingerspitzengefühl gefragt in ihrem Beruf. „Mit dem Maßband zu messen, ist das eine. Auch nach Gewohnheiten und Vorlieben zu fragen, ist aber genauso wichtig.“
Dünser hat das Glück, dass in ihrem Beruf mehrere Komponenten zusammenkommen, die ein stimmiges Ganzes für sie ergeben: Die Arbeit mit schönen Materialien wie Leder, ein Handwerk, das ihr gefällt, Kundinnen und Kunden, die wertschätzen, was sie tut, und viel Freiheit in der Art, wie sie arbeitet: „Freiheit ist eine gute Voraussetzung zum Gestalten, Erschaffen und kreativ Sein.“ Frei sein und gleichzeitig etwas mit den Händen erschaffen, das seinen Wert lange behalten wird, das macht für Christine Dünser vor allem eines: Sinn.
In dieser Folge erzählt uns Hans-Joachim Gögl, Formatentwickler (Tage der Utopie, Montforter Zwischentöne), über seine Zeit auf der Alpe im Lecknertal, auf der er als sogenannter Pfister (Kleinhirt) gearbeitet hat.
Wir stehen bei Tagesanbruch auf und gehen nach Sonnenuntergang zu Bett. Die Morgen sind kalt, bald wird es aber so warm sein, dass es sich nicht lohnt Schuhe anzuziehen. Um meine Füße aufzuwärmen, suche ich frische, dampfende Kuhfladen, in die ich mich mit beiden Beinen hineinstelle, betrachte, wie der zähflüssige Dung zwischen meinen Zehen herausquillt. Ich weiß, dass nichts mehr davon zurückbleiben wird, wenn ich durch das taunasse Gras auf den Hügel links vom Alpgebäude hochlaufe, dem Klang der Glocken folgend.
Ich bin schnell, springe über Steine, die vereinzelt im Hang liegen, meide die tiefen, feuchten Einkerbungen in der weichen, schwarzen Erde, die die Hufe des Viehs an einer Engstelle zurückgelassen haben. Auf der Anhöhe angekommen, sehe ich eine Gruppe von Fünfzehn, die zusammenstehen. Ich muss auf 156 kommen. 156 Rinder, die in der Obhut unseres Bauerns sind. Meine Aufgabe und die meines Freundes ist, diese morgens und abends zu finden, zu zählen und Tiere, die sich von der Herde entfernt haben zurückzutreiben.
Ich umkreise das Gebiet an seiner von mir abgeschätzten äußersten Grenze, bis zu der sich ein übermütiges Tier innerhalb der letzten zwölf Stunden in
seinem Rhythmus von Fressen und Rasten vorwärtsbewegt haben könnte. Wenn ich an markanten Außenposten stehe, auf einer Anhöhe, am Waldesrand, einem Bachufer, schließe ich die Augen und lausche, ob von jenseits dieser Grenze noch ein Bimmeln vernehmbar ist. Und tatsächlich finde ich dem Geräusch folgend, das sich so künstlich klar vom ständig wehenden Wind in den Tannen, dem silbern klirrenden Brombeerbusch, dem an- und abschwellenden Rauschen des Bachs abhebt, ein Tier, das sich in eine Klamm hinuntergewagt hat. Sein Muhen hätte ich nicht gehört. Ich treibe es mit ein paar nicht zu festen Schlägen meines Haselnussstocks auf das Hinterteil –überrascht und stolz über die Klarheit und den Erfolg meiner Handlungen – durch den Wald in die Mitte unseres Weidegebiets zurück, sodass ich sicher sein kann, es am Abend innerhalb dieser Grenzen wieder vorzufinden.
Nach eineinhalb Stunden um etwa halb sieben Uhr morgens habe ich die Zahl 156 erreicht. Ich bin dreizehn Jahre alt, kann schneller und länger als die Erwachsenen, die ich kenne, diese Steigungen, Abhänge, Bäche, Waldstücke und Moorwiesen überwinden. Ich weiß, wie sich die Herde bewegt und verstehe das Zusammenspiel von Landschaft und Tier. Ich höre die Glocke im Wind über hunderte Meter und finde 60 Tage lang jedes einzelne Tier, bis ich alle 156 beisammenhabe.
Dann kehre ich zur Alpe zurück und der fast achtzigjährige Bauer, der seine letzten Sommer hier, auf der höchst gelegenen Weide seines Hofes verbringt, vertraut meinen Angaben.
Veränderung braucht ein Fundament. Werte, die über Generationen gewachsen sind, geben Halt – gerade in einer Welt, die sich ständig wandelt. Wer weiß, wo er steht, kann offen auf andere zugehen.
GEMEINSAM FÜR STARKE WERTE
Seit 1939 steht TIRO für Holzkompetenz in Vorarlberg –als Genossenschaft, tief verwurzelt im Handwerk und getragen von 300 Tischlern und Zimmerern. www.tiro.at
Weniger Mythos mehr Lebendigkeit in Beziehungen
„Die große Liebe, die uns dauerhaft auf Wolke sieben schweben lässt – oft halten wir an dieser Vorstellung fest, obwohl wir früher oder später feststellen, dass sie dem Alltag nicht standhält,“ so Oskar Holzberg. Der bekannte Paar- & Sexualtherapeut aus Deutschland regt dazu an, dass wir uns von den unerfüllbaren Illusionen unserer romantischen Liebesideale befreien und uns stattdessen auf den Weg der »kleinen Liebe« begeben. Holzberg betont dabei, dass die Liebe eine kontinuierliche Gestaltung braucht: Anhand von fünf Bereichen entwirft er eine praktisch orientierte Landkarte der Liebe, die uns helfen soll, unsere Stärken und Schwächen zu erkennen: Bindung und Intimität, Nähe und Sexualität, Kommunikation, Beziehung zu uns selbst sowie Verletzlichkeit.
Mehr dazu: 09. Mai 2025
„All You Need Is Love. Aber was braucht die Liebe?“ Bildungshaus St. Arbogast
Oskar Holzberg
Gast bei EFZ Familie.Leben Anmeldung: info@efz.at www.efz.at/familienbegleitung
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BILDER MIT ZUGKRAFT FÜR EIN LEBENSWERTES MORGEN
Muskeln, die nicht trainiert werden, werden erst schwächer, mit der Zeit verkümmern sie. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, gibt es reichlich Fitness-Angebote. Doch wie kann es gelingen, den „VisionsMuskel“ am Leben zu erhalten? Wie und wo können wir diesen trainieren? Stella Schaller hat darauf eine Antwort: Gemeinsam mit ihrem Team von „Reinventing Society“ (Anm: „Gesellschaft neu erfinden“), entwickelt sie greifbare Zukunftsbilder – keine illusorischen Träumereien, sondern realisierbare Visionen. Ihr Ziel: Menschen aus der kollektiven Ohnmacht holen und stattdessen in eine gestaltende Rolle bringen. Im April ist sie bei den Tagen der Utopie in Götzis zu Gast. Die marie hat im Vorfeld mit ihr gesprochen.
Text: Judith Lutz, Fotos: ??????????????
Wie wollen wir morgen leben? Und wie könnte eine Welt aussehen, in der sozial-ökologischer Wandel – also der tiefgreifende Umbau unserer Gesellschaft hin zu ökologischer Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und einem achtsamen Umgang mit Ressourcen –nicht nur möglich, sondern bereits gelungen ist? Fragen wie diese treiben Transformationsbegleiterin Stella Schaller an. Mit Organisationen, Kommunen und Individuen werden Visionen erarbeitet, die wieder Lust auf Zukunft machen. „Derzeit werden wir nur von Krisen getrieben, wissen aber nicht, wohin wir selbst stattdessen wollen. Wir brauchen in solchen Zeiten der Veränderung Orientierung und Leitsterne.“ Mit diesem Satz bringt sie auf den Punkt, was in der aktuellen Zeit oft fehlt: Bilder der Zukunft, die nicht nur aus Krisen und Katastrophen bestehen, sondern Lust auf ein lebenswertes Morgen machen.
Warum wir positive Zukunftsvisionen brauchen
Wir leben in einer Zeit, in der gewohnte Strukturen bröckeln. Wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Konflikte und die Klimakrise erzeugen bei vielen Menschen ein Gefühl der Ohnmacht. „Große Veränderungen machen Angst“, stellt Schaller klar. „Und wir haben keine konstruktive Kultur, damit umzugehen. Stattdessen verdrängen wir, fühlen uns machtlos – oder drehen uns endlos im Kreis der Probleme.“
Dieses Phänomen nennt die Psychologie „Problemtrance“. Gesellschaftlich betrachtet, so Schaller, stecken wir in einer Art kollektiver Depression. Nachrichten, die fast ausschließlich auf Krisen fokussiert sind, verstärken diesen Zustand. Dabei liegt in jeder Krise auch eine Chance. Doch damit wir diese ergreifen, braucht es etwas, das uns nicht nur drängt, sondern auch zieht: ein Zukunftsbild, das Sinn gibt und uns begeistert.
„Wir erleben gerade, dass unser Fortschrittsnarrativ nicht länger trägt. Die Geschichte, die wir uns erzählt haben, dass immer mehr Wachstum für uns gut ist und uns glücklich macht, bröckelt“, erklärt Schaller. „Doch wir haben noch keine neue Story, die die planetaren Grenzen integriert und die ein schlüssiges Bild zeichnet, wie wir innerhalb dieser für alle Menschen ein gutes Leben gestalten können.“ Genau hier setzt ihre Arbeit an.
Realutopien – ein Mosaik von Lösungen
Besonders anschaulich gelingt das durch Visualisierungen. In dem von Stella Schaller entwickelten Buch „Zukunftsbilder 2045: Eine Reise in die Welt von morgen“, werden Interessierte auf eine fiktive, aber wissenschaftlich durchdachte Reise in eine mögliche Zukunft mitgenommen. Alles begann mit dieser Frage: „Wenn wir 2045 in einer klimapositiven, gerechten Welt leben wollen, was muss denn realistischerweise bis dahin passiert sein?“ Das Buch zeigt, wie Städte in Deutschland, Österreich und der Schweiz aussehen könnten, wenn der sozial-ökologische Wandel gelingt. „Wo sind denn schon die Keime von etwas Neuem? Also bereits real gewordene Utopien. Wie soll unser Leben in der Zukunft aussehen? Wie tragen uns konstruktive Ansätze durch Krisen, die wir gar nicht mehr vermeiden können?“, so Schaller.
„DERZEIT WERDEN WIR NUR VON KRISEN GETRIEBEN, WISSEN ABER NICHT, WOHIN WIR SELBST STATTDESSEN WOLLEN. WIR BRAUCHEN IN SOLCHEN ZEITEN DER VERÄNDERUNG ORIENTIERUNG UND LEITSTERNE.“
„GROSSE VERÄNDERUNGEN MACHEN ANGST, UND WIR HABEN KEINE KONSTRUKTIVE KULTUR, DAMIT UMZUGEHEN. STATTDESSEN VERDRÄNGEN WIR, FÜHLEN UNS MACHTLOS – ODER DREHEN UNS ENDLOS IM KREIS DER PROBLEME.“
Die Antwort darauf sind keine isolierten Leuchtturmprojekte, sondern ein „Mosaik von Lösungen“. In ihren Zukunftsbildern verbinden sich zum Beispiel Städte, die Regenwasser intelligent speichern und nutzen („Schwammstädte“), mit autofreien, inklusiven Plätzen für Begegnung. Landwirtschaft wird so gestaltet, dass sie die Böden gesund hält und sich in natürliche Kreisläufe einfügt, während Ressourcen insgesamt bewusster genutzt und wiederverwertet werden. Die Idee dahinter lautet: Nicht nur einzelne Probleme lösen, sondern das große Ganze lustvoll gestalten.
Vom Denken ins Handeln – wie Transformation gelingt
Doch wie kommen wir von einer Vision zur Umsetzung? Laut Schaller sind es drei wesentliche Faktoren: Erstens, die eigene Motivation und Inspiration, eine Verbundenheit mit der (eigenen) Vision. Zweitens, Gemeinschaft und Netzwerke. Dazu Schaller: „Transformation gelingt nicht allein. Wir brauchen Verbündete, die ähnliche Ziele verfolgen.“
Und drittens: Realistische Schritte setzen. Vom Zeitpunkt der Verwirklichung der Vision zurückgerechnet bis ins Jetzt: Welche konkreten Schritte bringen mich bzw. uns dorthin?
Die Visionskraft ist wie ein Muskel, den man trainieren kann
Viele Menschen hätten verlernt, über die Zukunft nachzudenken. Schaller spricht von einer „verkümmerten Visionskraft“. Doch diese lässt sich trainieren – beispielsweise durch bewusstes Fragenstellen und gemeinsames Visionieren.
Wie das gehen kann? Eine einfache Übung: „Die innere kritische Stimme mal für zehn Minuten beiseitelegen und frei auf ein weißes Blatt Papier aufschreiben: Wie stelle ich mir eine lebenswerte Zukunft vor? Was sehe ich, was rieche ich, was fühle ich? Und das immer wieder.“ Wer weitergehen möchte, kann sich mit anderen zusammentun –und zum Beispiel in einen „Zukunftssalon“ einladen, einem offenen Gesprächsformat, in dem Zukunftsbilder gemeinsam entwickelt werden.
Diese und viele weitere Methoden zum Trainieren des Visions-Muskels stellt Reinventing Society, das selbst als eine Art Reallabor fungiert, kostenlos auf ihrer Website
„WENN WIR 2045 IN EINER KLIMAPOSITIVEN, GERECHTEN WELT LEBEN WOLLEN, WAS MUSS DENN REALISTISCHERWEISE BIS DAHIN PASSIERT SEIN?“
www.realutopien.de zur Verfügung. „Es ist unsere Einladung, gemeinsam über Zukunft nachzudenken – und sie Schritt für Schritt Realität werden zu lassen.“
Willkommen im Visions-Trainingscamp:
Die Tage der Utopie
Wer sich von dieser Denkweise inspirieren lassen will, hat bei den diesjährigen „Tagen der Utopie“ die Gelegenheit dazu. So viel sei schon verraten:
„Wir schauen uns an, was die Bausteine einer zukunftsfähigen Gesellschaft sind und was wir konkret tun können, um Veränderung zu gestalten.“
Der Vortrag könnte, so Schaller, auch interaktiv werden. Schließlich geht es nicht nur ums Zuhören, sondern darum, selbst aktiv ins Denken und Handeln zu kommen. Denn eines ist für sie klar: Zukunftsbilder sollen erst einmal einladen, über Zukunft selbst nachzudenken. Und das soll wieder Hoffnung geben und Freude machen.
Weitere Infos zu Reinventing Society unter www.realutopien.de und www.realutopien.info
TAGE DER UTOPIE – FESTIVAL FÜR EINE GUTE ZUKUNFT
Vorträge | Dialoge | Zukunftsmusik
6. - 12. April 2025 | Ambach & Arbogast, Götzis
Weitere Informationen unter tagederutopie.org
Jetzt mitmachen:
Tage der Utopie verlost für Kurzentschlossene 3 x 2 Tickets für den Vortrag von Stella Schaller „Besuch aus dem Jahr 2045. Wie Orte des gesellschaftlichen Lebens aussehen, wenn uns der sozial-ökologische Wandel gelingt“ am 9. April, 19 Uhr, Kulturbühne Ambach. Mitmachen unter: redaktion@marie-strassenzeitung.at, Codewort bzw. Betreff: „Inspire the future“, Einsendeschluss 5. April
Stella Schaller begleitet als systemische Transformationsberaterin Veränderungsprozesse. Als Mitgründerin des Thinktanks Reinventing Society entwickelt und leitet sie Beratungsformate sowie Weiterbildungen für eine sozial-ökologische Zukunft. Zuvor war sie in der internationalen Politikberatung tätig, mit Schwerpunkten auf Klimaaußenpolitik, den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs) und der Gemeinwohlökonomie. Sie hat internationale Entwicklungswissenschaften, Nachhaltigkeit, Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie Politikwissenschaft studiert. Mehr unter stellaschaller.de
Eintopf à l‘Europe
Coq au vin vom Bodensee
Zutaten für sechs Personen:
• 1 ganzes Bio-Huhn oder Teile davon (z.B. 4 Keulen und 2 Brüstchen, etwa 1 kg)
• 1 Fl. Weißwein vom Bodensee
• je 400 g festkochende Kartoffeln, Karotten und Champignons
• 2 Stangen Sellerie
• 6 Schalotten oder kleine Zwiebeln
• 4 Knoblauchzehen
• 1 EL Paprikapulver
So geht‘s: Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Reihe, in jeder Spalte und in jedem Block (= 3×3-Unterquadrate) die Ziffern 1 bis 9 genau einmal vorkommen. Viel Spaß!
Hier noch eine kurze Info zum Buch?
• etwas gem. Kreuzkümmel und Cayennepfeffer
• Salz, Pfeffer, Butter und Olivenöl
• ein paar frische oder getrocknete Kräuter
• Brot
Zubereitung:
Huhn in Stücke schneiden (z.B. Brüstchen quer halbieren) und mit etwas Öl und den Gewürzen marinieren. Backrohr auf 160° Umluft einheizen. In einem Schmortopf einen Schuss Öl und einen Löffel Butter erhitzen und Hühnerstücke beidseitig scharf anbraten. Knoblauch hacken und beifügen, salzen, pfeffern, immer wieder mit einem kräftigen Schuss Wein ablöschen und einkochen lassen, bis der Großteil der Flasche leer ist. Ein Glas würde ich mir zum Essen aufbewahren. ¼ Liter Wasser zugeben, Topf abdecken und eine halbe Stunde ins Backrohr stellen. Inzwischen Kartoffeln und Karotten schälen und mit Sellerie in mundgerechte Stücke schneiden. Schalotten schälen, größere Exemplare halbieren. Gemüse in den Topf geben, durchrühren, evtl. noch einen Schuss Wasser dazu, abdecken und nochmals 20 Minuten lang schmoren. Champignons halbieren und mit den Kräutern zum Eintopf geben, abschließend ohne Deckel nochmals 20 Minuten lang schmoren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Ihrem Lieblingsbrot servieren.
Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com
Der Legende nach soll der französische König Heinrich IV. gesagt haben, dass jeder Bauer am Sonntag ein Huhn im Topf haben sollte. Nun bin ich zwar kein Bauer, und es erscheint mir auch übertrieben, jede Woche ein Huhn zu kochen. Doch zu besonderen Anlässen wie Ostern gehört ein geflügeltes Festmahl einfach dazu.
Mein heuriger Oster-Eintopf besteht außer einem zerlegten Huhn noch aus viel Gemüse, Pilzen und einer Flasche Weißwein. Coq au vin nennen das die Franzosen. „Coq au vin de lac de Constance“ müsste es korrekt heißen, schließlich ersetze ich den französischen Rotwein durch Lindauer Weißwein.
Damit wage ich eine kulinarisch-kulturelle Aneignung, um den europäischen Geist durch die Küche wehen zu lassen. Davon können wir derzeit nicht genug haben. Denn angesichts machttrunkener Präsidenten, die Europas liberale Demokratien auseinanderdividieren wollen, erscheint mir das Zusammenrücken vernünftiger Kräfte über die Staatsgrenzen hinweg geboten.
Musiktipp: „Pazifik“ von Provinz Rund um den Bodensee gedeihen nicht nur feines Gemüse oder Weißwein, sondern auch Musik internationalen Formats. Etwa von der Band „Provinz“ aus Oberschwaben, die mit eingängigem Indiepop alles andere als hinterwäldlerische Musik macht. Frei nach Gerhard Polt, der einmal sagte: „Provinz ist eine Behauptung“. Davon zeugt das Album „Pazifik“ mit Titeln wie „Sommer macht melancholisch“, das mich auf die warme Jahreszeit einstimmt. Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com
JETZT GIBT ES MASSEN UND MASSEN UND MASSEN VON UNS!“
Janis Joplin, 1969
on den Nachkriegsjahren bis ins frühe 21. Jahrhundert war Popkultur maßgeblich an allen westlichen gesellschaftspolitischen Umbrüchen beteiligt. Jedes Umdenken, das die Gegebenheiten in Frage stellte, jede Veränderung, die in Gang gesetzt wurde, war popkulturell begleitet, jede Rebellion hatte ihren Sound. Ein großer Teil der Freiheiten, die wir heute im Alltag genießen, gehen auf subversive Initiativen des Pop zurück, auf GrassrootsBewegungen, regionale Pioniere, Visionäre, Vordenkerinnen, die ein Aufbegehren über soziale Missstände mit neuartigen musikalischen Ausdrucksformen koppelten. Unkonventionelle und provokante Arten, Musiken zu spielen, zu tanzen, sich zu kleiden und die Haare zu tragen, begleiteten den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung, drückten ein Freiheitsstreben aus und trugen es von den Rändern in die Mitte der Gesellschaft hinein. Rock’n’Roll, BeBop, Ska, Beat, Metal, Reggae, Disco, Hip Hop, Punk, Techno und vieles mehr, so wie die Popmusik immer bunter wurde, wurde es die moderne westliche Gesellschaft. Dutzende kleine und größere Rebellionen weichten die vorherrschenden Normen und Hierarchien auf, die sich eingespielt hatten, waren Puzzlesteine, die einer nach dem anderen zu dem führten, was wir als liberale Gesellschaft bezeichnen. Es kommt uns heute selbstverständlich vor, tätowiert, gepierced, bauchfrei, mit gefärbten, langen oder geschorenen Haaren, in Miniröcken oder zerrissenen Jeans auf die Straße zu gehen, sich in der Öffentlichkeit zu küssen oder unterschiedliche sexuelle Orientierungen nicht verbergen zu müssen. All dies ist aber erst im letzten halben Jahrhundert nach und nach gesellschaftsfähig geworden.
1969, in dem Jahr, in dem ich geboren wurde, erlebte die Hippie-Bewegung mit dem Woodstock-Festival „3 Days of Peace & Music“ ihren Höhe- und Endpunkt. Janis Joplin, die als einer von 32 auftretenden Acts auf die Bühne trat, rief den hunderttausenden Besuchern durchs Mikrofon zu: „Früher waren wir nur wenige, jetzt gibt es Massen und Massen und Massen von uns!“ Ein Jahr später starb sie an einer Überdosis Heroin.
Auch die Beatles, wohl die bedeutendste Popband aller Zeiten, lösten sich in meinem Geburtsjahr auf. Doch Canned Heat, die kalifornische Bluesband, die die Festivalhymne Woodstocks „Going Up the Country“ intoniert hatte und ebenfalls infolge rasch in ihre Einzelteile zerfiel, hatte das Motto auf den Punkt gebracht, dem Pop auch über die Hippie-Ära hinaus treu blieb: „I’m going to some place where I’ve never been before.“ Es standen bereits neue Stile in den Startlöchern. Es blieb keine Zeit, um in bekannten Gefilden zu verharren. Dorthin zu gehen, wo man noch nie gewesen war, war ausgerufen worden, die ewige Losung und Verpflichtung des Pop.
Ich wuchs in Innsbruck auf, der konservativen Hauptstadt eines erzkatholischen Bundeslandes. Sogar dort hatte Pop seit den 1950ern begonnen, die starren, prüden Sichtweisen der Menschen aufzuweichen. Meine Mutter war ein bekennender Heintje-Fan und sang jedes Mal, wenn sie staubsaugte, inbrünstig „Mamatschi, schenke mir ein Pferdchen“. Meine älteren Brüder waren schon deutlicher von Pop infiziert, vor allem jener, der mich mit dem Hit „Centerfold“ der J. Geils Band beeindruckte. Als Zwölfjähriger war ich eine Weile lang davon überzeugt, dass dieser Song die beste Musik sein musste, die je erschaffen worden war. Dieser Bruder mutierte, vielleicht angetrieben durch die Erfolge, die er mit meiner musikalischen Geschmacksbildung hatte, bald zum fanatischen Plattensammler. Er bunkerte so viele Schallplatten in seiner kleinen Garçonnière in Innsbruck-Hötting, dass er irgendwann die Wohnungstür nur mehr spaltbreit öffnen konnte. Abertausende. Er schlief auf einem Bett aus LPs, umringt von LPs, konnte in der Küche keine Lebensmittel mehr verstauen, weil die Schränke mit Platten gefüllt waren. Mit der Markteinführung
„DORTHIN ZU GEHEN, WO MAN NOCH NIE GEWESEN WAR, WAR AUSGERUFEN WORDEN, DIE EWIGE LOSUNG UND VERPFLICHTUNG DES POP.“
What Goes up Must Come Down – Kleine Geschichte der Popmusik ist im Wiener bahoe Verlag erschienen, ein Hardcover mit glamourösem Goldleineneinband, 128 Seiten dick und samt Playlist mit 55 essenziellen Titeln durch 91 Jahre Popmusik von 1934 bis 2025.
der Compact Disc wechselte er ins Lager der CDSammler über. Von den praktischen, kleineren Jewel Cases brachte er zuhause deutlich mehr Exemplare unter, inzwischen vor allem im Badezimmer. Bald musste er öffentliche Badeanstalten aufsuchen, weil seine Duschkabine und die Badewanne mit Schichten über Schichten von CDs gefüllt waren. Irgendwann sah er sich gezwungen, sich eine größere Wohnung zu nehmen. Wie er diese Übersiedelung vollbrachte, ist mir bis heute ein Rätsel. Ja, auch er, definitiv Pop-affin. Und sogar mein Vater, Polizeibeamter, später Sicherheitsdirektor von Tirol und Hofrat, ließ sich von Pop beeindrucken. Er mag ein Kunstbanause gewesen sein, der Popmusik keine Beachtung schenkte. Doch als 1997 bei Lady Dianas Beerdigung Elton John sein „Candle In The Wind“ vortrug (wodurch er ein Jahr später in den Adelsstand erhoben und Sir Elton John wurde), war sogar mein Vater tief berührt. „Der kann schon was, der Elton“, sagte er und nickte anerkennend. „Ja, eh“, sagte ich, weil mir nicht anderes zu sagen einfiel. Mein Elternhaus war spießbürgerlich. Der Alltag war bestimmt von Sachen, die sich ziemten, und solchen, die man zu unterlassen hatte, Wörtern, die man sagen und solchen, die man sich verkneifen musste, Kleidervorschriften und Verhaltensregeln. Mein Leben war vorbestimmt. Außerhalb der Familie herrschte eine starre, patriarchalische Gesellschaft, die sich dem Massentourismus unterwarf und ihr Brauchtum als Folklore verkaufte. Die gesellschaftlichen Vorschriften waren darauf ausgelegt, die Jugend einzuengen und das idyllische Bild nicht zu stören, das den Touristen geboten werden sollte. Doch die Stadt war groß genug, um in einer Gruppe gleichgesinnter Nonkonformisten eintauchen zu können. Es fanden sich Orte, Nischen, Plätze, Verstecke, wo wir klandestin unsere Gegengesellschaft ausleben konnten. Unsere Musik, in den Ohren der Eltern nichts als kranker Lärm, war das Medium, über das wir uns definierten. Bald schrieb ich das Alphabet für mich neu: A für Anti, B für Bullen, C für Chaostage, D für Doc Martens, E für Energie F für Falsch, G für G-Saite, H für Hausbesetzer, I für Irokesen, J für Jazzrock, K für Kassette, L für Laut, M für Misanthrop, N für Nein O für Openair P
für Proberaum, Q für Queen, R für Ragoutbrot, S für Schade, dass Beton nicht brennt, T für Triolen U für Underground, V für Veränderung, W für Walkman, X für X (Straight Edge), Y für Yuppie, Z für Zorn Ich wusste, was ich wollte, und vor allem, was ich nicht wollte. Ich wollte weg, ich wollte kein Tiroler sein. Die Welt war groß und ihre Versprechungen auch. Es gab so viel zu entdecken! 40 Jahre später habe ich nun ein Buch über den Pop geschrieben, über die verblüffenden, aufregenden, irrwitzigen Dinge, die es in ihm auch heute noch zu entdecken gibt, nach wie vor, Großartig- wie Peinlichkeiten, Zeug, um uns immer wieder sprachlos und staunend zurückzulassen, in einer Fülle, die uns durch ein ganzes Leben tragen kann.
Selbst und ständig und glücklich
Eingeschlagene Pfade verlassen, um das Eigene in die Welt zu bringen: Klingt erstmal verlockend, inspirierend, aufregend. Spätestens aber, wenn ein größerer Kredit aufgenommen werden muss, scheidet sich die Spreu vom Weizen, sprich: Die Schwärmerei von der Vision. Wir haben drei Gründerinnen gefragt, was ihnen die innere Gewissheit gab, ihre Business-Idee durchzuziehen.
Was haben ein Carport, eine Wienreise und eine nächtliche Eingebung gemeinsam?
„ARBEITEN
TUN WIR
JETZT MEHR.“
In diesem Fall sind sie die Ausgangspunkte für unternehmerische Kraftakte mit vergleichbarer Dramaturgie: Drei Frauen – in den besten Jahren – verlassen ihre sicheren Anstellungen und wagen den Sprung ins eigene Business. Aus einem Auto-Abstellplatz wird ein schmuckes Frisörstudio, eine Wiener Keramik-Malwerkstatt setzt einer Bänkerin kreative Flausen in den Kopf und eine Stewardess hört auf jenen Ruf im Schlaf, der mit Literatur und Bodenhaftung lockt. Für Carmen, Vroni und Judith ist schnell klar: Mit bloßer Schwärmerei hat das alles nichts zu tun. Sie wollen gründen. Und wissen von Anfang an, es würde harte Arbeit werden. Bei allen dreien bietet sich weder ein finanzielles Polster noch das berühmte Erbe einer kinderlosen Tante an, um mal eben „just for fun“ in eine Leidenschaft zu investieren. Umso wichtiger ist das Vertrauen in sich selbst und in die Machbarkeit. „Arbeiten tun wir jetzt mehr“, sagen die Frauen unisono und rollen ein bisschen die Augen. Aber es fühle sich entschieden erfüllter an, auch daran lassen sie keinen Zweifel.
Vision und Vernunft
Der Traum vom eigenen Café oder Blumenladen an der Ecke klebt wohl auf so manchem Vision-Board. Wie groß der Traum tatsächlich ist, zeigt sich an der Bereitschaft, offensichtliche wie vermeintliche Hindernisse zu überwinden: die Finanzierung, Doppelbelastungen durch CareArbeit, der Zweifel der anderen (der den eigenen triggert), der unberechenbare Aufwand in den Aufbaujahren. Summa summarum: Die Vernunft. Die uns so wohlwollend – und manchmal auch ein bisschen scheinheilig – vor dem großen Scheitern beschützen möchte? Oder ist es nur die verkleidete Angst? Carmen, Vroni und Judith waren jedenfalls unvernünftig genug, ihren sicheren Jobs und Komfortzonen den Rücken zu kehren, um neue Horizonte zu erobern. Gleichzeitig wussten sie genau, was sie tun: ja, das Eigene in den Ausdruck bringen, und nein, nicht ohne vernünf-
tigen (!) Plan. Das wollten wir genauer wissen. Wir schauten vorbei, waren wundrig und fragten: Warum plötzlich selbstständig? Was hat euch an eurem Vorhaben so gereizt, dass ihr dafür Schulden aufgenommen habt? Dass ihr auf FaulenzerWochenenden und Urlaube verzichtet? Und Hand aufs Herz: War es das alles wert?
Mach doch du!
Kreativ war die Feldkircherin Vroni Breuß, 49, immer schon – ein wichtiger Ausgleich zu ihrem Beruf als Bankangestellte. Im Sommer 2023 besucht sie mit ihren zwei Töchtern ein Keramik-Malstudio in Wien. Das Konzept dahinter: Der Gast wählt eine Rohkeramik aus und bemalt diese nach Geschmack, danach wird sie glasiert, gebrannt und kann nach 48 Stunden abgeholt werden. Längst ein weltweiter Trend, aber das sollte Vroni erst viel später erfahren. „Meine Kinder waren begeistert und haben gemeint, so ein Angebot fehlt in Vorarlberg“, erzählt sie. Die lakonische Ansage der Töchter, damals 17 und 20 Jahre alt: „Mach doch du!“ Sie könne doch nicht mal einen Brennoffen bedienen, so Vronis erster Zweifel. Dicht gefolgt vom zweiten: „Als Alleinerziehende gibt man sein sicheres Einkommen auf der Bank nicht so schnell auf.“ Sie tut es dennoch. Denn tief in ihr hatte sich nicht nur eine unbändige Lust drauf, sondern auch die Gewissheit ausgebreitet, dass es gelingen kann. Sie tauscht sich mit anderen Keramikstudios aus und fragt bei ihrem Bankkollegen um einen Kredit an. Schmunzelnd erzählt sie: „Den Slogan unserer Bank – #glaubandich – habe ich somit selbst umgesetzt, den Businessplan fasste ich auf eineinhalb Seiten zusammen und schrieb am Schluss drunter: Und wenn du mehr wissen willst, hocken wir uns zusammen und ich erzähle es dir.“
Endlich ich
Etwas später, sie steht an der Ampel in FeldkirchGisingen, entdeckt Vroni „ihr“ Ladenlokal. Ein Leerstand, der ihr schon ins Auge gestochen war, als sie im Traum noch nicht an ein eigenes Geschäft dachte. Ab da an flutscht es regelrecht: der Vermieter sagt ihr zu, der Kredit wird genehmigt, aus dem muffigen Raum wird ein Wohlfühlort mit viel
Text: Simone Fürnschuß-Hofer Fotos: xxx, xxx, Michael Berchtel (die Buchhändlerin)
Vroni hat ihren Job bei der Bank gegen ein KeramikMalstudio getauscht.
Carmen hat ihr Carport zu einem schmucken Friseurstudio umgebaut.
Judith, vormals Flugbegleiterin, hat den Buchladen, in dem sie Stammkundin war, gleich selbst übernommen.
„ENDLICH BIN ICH ICH. ICH KANN ANZIEHEN, WAS ICH WILL, REDEN, WAS ICH WILL, GESTALTEN, WIE ICH WILL.“
Liebe zum Besonderen. Auch ein verlässlicher Lieferant für die Rohware ist schnell gefunden. Vroni will nun, dass es schnell geht. Vor allem, als sie checkt, dass das Keramik-Malen längst ein Trend in Amerika ist, der sich über Instagram auch bei uns verbreitet. „Ich wollte einfach die Erste sein, die in Vorarlberg das Keramikmalen anbietet.“ Die Kündigung bei der Bank ist durch und im Jänner 2024 – nur ein halbes Jahr nach ihrem Wienbesuch – eröffnet Vroni die „Kunterbunt-Wohnwerkstatt“. Ihre Courage hat sich gelohnt. Ihre Keramik-Malplätze sind inzwischen über Wochen hinaus ausgebucht, bereits nach einem Jahr kann sich die Unternehmerin einen zweiten Brennofen leisten. Sie sagt, sie habe noch nie so viel gearbeitet: „Es sind aktuell sicher 60 Stunden die Woche und natürlich soll das nicht so bleiben.“ Aber sie habe so viel gewonnen: „Endlich bin ich ich. Ich kann anziehen, was ich will, reden, was ich will, gestalten, wie ich will.“ Den Zweiflerinnen und Zweiflern in ihrem Umfeld hat Vroni nie Gehör geschenkt. Manchmal schalle aus Unkenrufen auch einfach der Neid. Da halte man sich mal besser an Unternehmerinnen: „Sie sind untereinander nicht neidig, sondern stärken sich“, so ihre Erfahrung. Und ums große Geld gehe es ihr sowieso nicht. Lieber backe sie kleinere Brötchen und bleibe sich selbst treu. Und dass sich das mit ihrem Studio finanziell für ihre Familie ausgeht, freue sie ungemein.
Die Gunst des Lockdowns Für Carmen Giesinger, 47, Frisörin aus Altach, ist der erste Lockdown im Frühjahr 2020 erst Fluch, dann Segen. „Meine damalige Chefin wurde nervös, wir hatten sieben Wochen lang nichts zu tun. Ich spürte, hier kann ich nicht mehr lange bleiben. Gleichzeitig wusste ich, dass ich auch in kein großes Frisörstudio mehr wollte.“ Zu getrieben fühlte sie sich im „System“ wie sie sagt: „Kundentermine wurden einem einfach reingedrückt, Pausen und Urlaube fix zugeteilt, oft fehlt die Wertschätzung. Das war längst nicht mehr meins.“ Viel lieber wollte sie sich als One-Woman-Show aufstellen. „Ich bin eine gute Frisörin, aber keine klassische. Die Leute kommen zu mir, weil ich sie abhole, weil ich auf ihr Bedürfnis und ihr Haar eingehe und es mir
nicht ums Verändern, ums ‚Flippige‘ geht. Und weil ich nicht in erster Linie an den Umsatz denke.“ Die Richtung ist ihr also klar, lange finden sich aber keine passenden Räumlichkeiten. Ihr Einfamilienhaus, das sie mit ihren Teenager-Töchtern bewohnt, bietet sich auch nicht wirklich an. Aber: „Irgendwann habe ich dann kurzerhand zwei Gartenstühle in den Carport gestellt und stellte erstaunt fest: Das ginge doch.“ Es kommt, wie’s kommen darf, wenn die Zeit reif ist für ein Unterfangen: Die Dinge ergeben sich auch hier wieder fast wie von selbst. Noch am selben Tag landet Carmen auf der Website von „Dr‘ Holzbauer“ Dietmar Berchtold. Sie ruft ihn an, er steht schon am nächsten Morgen mit dem Maßband vor der Tür. Carmen: „Er war sofort überzeugt, dass meine Tiny-Anbau-Idee funktioniert und hat gleich alles ausgemessen, obwohl ich mich doch eigentlich nur informieren wollte. Er hat mich beraten, mich auf die Bank und die Gemeinde geschickt, er hat mich regelrecht gepusht. Mein Glück war es, dass er durch den Lockdown Zeit hatte.“ Bereits im Sommer nehmen die Handwerker ihre Arbeit auf und am 10. Oktober 2020 eröffnet Carmen ihr liebevoll eingerichtetes „Schneidezimmer“. Was allerdings nicht geplant war: Dass sie rund sechs Wochen später schon wieder schließen muss. Der zweite Lockdown wird ausgerufen und dann nach Weihnachten gleich noch der dritte. „Da hab‘ ich echt fast Vögel bekommen“, sagt sie schaudernd. Manchmal ist es gut, vorher nicht zu wissen, was kommt.
Entstresst und selbstbestimmt
Die Durststrecke ist längst überwunden, Normalität und Rhythmus sind ins Schneidezimmer eingekehrt. Carmens Wunsch, in einer entstressten, behaglichen Atmosphäre arbeiten zu können, hat sich erfüllt und davon profitieren auch ihre Kund:innen. Natürlich bedeutet das nicht unbedingt mehr Freizeit und auch nicht mehr Geld auf dem Konto. Aber das sei ihr bewusst gewesen, das habe ihr schon der Steuerberater vorausgesagt. Carmen: „Dafür arbeite ich jetzt selbstbestimmter. Das Rundherum, die vielen Stunden Arbeit abseits der Öffnungszeiten, das mag man unterschätzen. Gleichzeitig sind
„IRGENDWANN HABE ICH DANN KURZERHAND ZWEI GARTENSTÜHLE IN DEN CARPORT
GESTELLT UND STELLTE ERSTAUNT FEST: DAS GINGE DOCH.“
„MEIN TUN HAT AN SINN GEWONNEN. MIR GEFÄLLT ES, DASS ICH EINEN
MEHRWERT SCHAFFEN KANN – NICHT NUR FÜR MICH, AUCH FÜR MEINE MITARBEITER:INNEN UND KUND:INNEN.“
das aber auch genau die Aufgaben, die mir Freude machen: Das Ein- und Umräumen, Dekorieren, Bestellungen aufgeben, das lieb‘ ich alles.“ Schlaflose Nächte? „Am Anfang schon“, gibt Carmen zu, „das Finanzielle war ein großer Happen. Und es gibt ja auch immer wieder Leute, die einen unsicher machen“. Geholfen habe ihr dabei stets der Blick aufs „Worst-Case-Szenario“: „Als Alleinerzieherin weiß ich, dass nicht immer alles glatt läuft. Mich haut nichts mehr so schnell um. So hilft mir bis heute der Gedanke: Ich kann immer noch das Haus verkaufen und in eine Wohnung ziehen. Am Schluss ist es nur Geld.“
Gleichzeitig – und das betont auch Vroni aus der kunterbunten Keramikwerkstatt – sei es wichtig zu wissen, was geht und was nicht. Pool und teure Urlaube gehören zu letzterem.
Die Prophezeiung
Der letzte Besuch führt in einen Buchladen nach Feldkirch: „die Buchhändlerin“ Judith Berchtel, 40, hat erst im Dezember vergangen Jahres eröffnet. Jahrelang war die gebürtige Frankfurterin in der Luxushotellerie tätig, bevor sie 13 Jahre als Flugbegleiterin um den Globus flog. Seit längerer Zeit lebt sie in Vorarlberg und ist seitdem „Kundin vom Herbert“, wie sie sagt. Für Nicht-Ortskundige: Herbert Pröll war bis zur Übernahme durch „die Buchhändlerin“ quasi eine Institution in Feldkirch. Er führte seinen Buchladen nur wenige Meter vom jetzigen Standort entfernt, stand kurz vor seiner Pensionierung, nur um diese dann doch nicht anzutreten und stattdessen in Judiths Buchladen-Remake mitzuarbeiten. Sie wiederum war eigentlich gerne Flugbegleiterin, doch dann ereilte sie besagter Traum, einer Prophezeiung gleich: „Eines Nachts träumte ich, dass ich den Laden vom Herbert übernehme. Und als ich meiner Schwiegermama von diesem Traum erzähle, meint sie nur: ‚Ja, diese Idee hatte der Herbert auch schon“. Judith fackelt nicht lange rum, fängt an zu sparen, leiht sich Geld, kündigt ihren Job, macht ein Praktikum bei Herbert, kauft einen Teil des Inventars, mietet und richtet sich im „Rosa Häuschen“, ihrem neuen Standort in der Neustadt, ein. Parallel zu all dem beginnt sie den Fernlehrgang „Grundlagen des Buchhandels“. Aktuell schreibt sie an der Abschlussarbeit. Der Dezember – ihr erster Monat als Buchhändlerin – sei wahnsinnig stressig gewesen, mit Arbeitszeiten von 7:00 bis 21:00 Uhr. Sommerurlaub sei heuer auch keiner in Sicht, aber sie sei trotzdem absolut glücklich mit ihrer neuen Berufswahl: „Mein Tun hat an Sinn gewonnen. Mir gefällt es, dass ich einen Mehrwert schaffen kann – nicht nur für mich, auch für meine Mitarbeiter:innen und Kund:innen.“
Judiths Gespür für gute Geschichten
Judith verfolgt ein eigenes Konzept, arbeitet dabei viel mit ihrer Intuition und weiß, was sie will. Auffallend ist die angenehme Aufgeräumtheit ihres Buchladens. Das vor Ort aufliegende Büchersortiment hat etwas von einer saisonalen Kollektion. Ausgewählt wird auf Basis von Verlagsempfehlungen, Leseproben und mit viel Gespür für gute zeitgenössische Literatur. Es scheint, als treffe das kundige Team rund um Judith – neben Herbert ist noch Fachkraft Antonia mit an Bord – einen Nerv: der Laden läuft, die Community wächst. Apropos: Judiths Passion für Bücher ließ sie bereits Jahre vor ihrer Geschäftseröffnung einen Buchclub mit Vereinsstruktur gründen – die „Bücherliebe.lei“. Die dadurch entstehenden Synergien versteht Judith gezielt zu nutzen, zumal sie ein Händchen für Veranstaltungen hat. Renommierte Autorinnen wie Mareike Fallwickl oder Caroline Wahl füllten bereits das Alte Hallenbad, am 28. April liest Jaqueline Scheiber aus ihrem Debütroman „dreimeterdeißig“. Judith: „Ich hab‘ immer schon gewusst, solche Events möchte ich organisieren, das macht mir richtig Spaß.“ Was machte sie aber so sicher, dass sie diesen Übernahme-Act als Quereinsteigerin finanziell wuppen kann? „Erstens hab‘ ich einfach dran geglaubt und wusste, ich übernehme ein Geschäft, das auf gesunden Beinen steht. Außerdem habe ich einen Unternehmensberater engagiert, der sehr viel Erfahrung in dieser Branche hat. Hinzu kommt, dass mein Mann Michael BWLer ist und sich im Übrigen extra eine Auszeit genommen hat, um mich beim Start zu unterstützen.“ Und eine weitere unverzichtbare Ressource: Der Rückenwind des Freundeskreises. Von Anfang an bestätigen Judiths Freunde ihre Idee, packen mit an. „Ohne ihre Hilfe hätte ich es nicht geschafft“, ist Judith überzeugt. Aber auch sie sieht die Sache mit dem Geld relativ. „Ich habe mir gesagt, wenn der Laden nicht läuft, kann ich jederzeit zurück in den alten Beruf.“ Derzeit schaut es allerdings so aus, als ob die Airlines zukünftig ohne sie auskommen müssen.
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ZEIT FÜR RUHE A
Ruhe wird allmählich als eine Form des Widerstands gegen eine leistungsorientierte Kultur angesehen. Aber was bedeutet das eigentlich? Und für wen ist das möglich?
usruhen liegt im Trend. In diesem Jahrzehnt wurde viel über das Setzen persönlicher Grenzen, das Zuhören zu sich selbst und sogar über den alarmierenden globalen Anstieg von Burnout diskutiert. In Finnland sind psychische Störungen der häufigste Grund für langfristige Krankschreibungen, die als mit den Arbeitsbedingungen und gesellschaftlichen Strukturen verbunden angesehen werden. Hier läuft eindeutig etwas schief, und solche Probleme rufen in der Regel Reaktionen hervor. Selbst in den nordischen Ländern, die von der protestantischen Arbeitsethik geprägt sind, wird Ruhe jetzt als Widerstand gegen die leistungsorientierte Kultur und die Anforderungen ständiger Produktivität verstanden. Oft sind diejenigen, die öffentlich über das Thema sprechen, diejenigen, die mindestens einmal einen Burnout erlebt haben und denen die Augen durch die Tortur geöffnet wurden. Ist Burnout zu einer Art Übergangsritus ins Erwachsenenalter geworden, der einem das Recht auf Ruhe gewährt?
„Ich bin absolut gegen diese Art des Denkens. Ich hoffe, dass niemand so weit kommen muss, bevor ein langsameres oder selbstbestimmteres Leben möglich wird. Es ist ein schrecklicher und unmenschlicher Zustand, und es macht mich traurig, dass ich selbst so weit gehen musste“, sagt die Tanzkünstlerin Eséte Sutinen. Die typische Geschichte handelt von jemandem, der einen persönlichen Zusammenbruch erlebt und sich durch Krankschreibung, Therapie und Selbsthilfebücher erholt. Irgendwann wird ihnen vielleicht klar, dass andere dasselbe durchgemacht haben.
„Leid ist ein wirksamer persönlicher Weckruf, aber es sollte nicht die primäre Methode sein, um diese Dinge zu lernen. Die Veränderung nicht nachhaltiger Strukturen und Einstellungen sollte an erster Stelle stehen“, sagt die Musikerin Zipora Ogola. „Institutionen und Gemeinschaften, in denen wir leben und arbeiten, spielen hier eine wichtige Rolle. Wir haben die gemeinsame Chance, verschiedene Lebensweisen zu reflektieren.“
Sutinen und Ogola haben sich in ihrer Arbeit mit dem Thema „Ruhe“ auseinandergesetzt. „Ruhe als ...“, eine Arbeit, die von einer von Sutinen einberufenen Gruppe geschaffen wurde, zu der auch Biret Haarla Pieski, Gáddjá Haarla Pieski, Kid Kokko, Irene Omwami, Camille Auer und Nayab Ikram gehörten. Die Arbeit lud das Publikum in den letzten zwei Jahren dazu ein, sich auszuruhen – zu schlafen, zu faulenzen, zu lesen – und Zeit mit anderen zu verbringen.
„Während wir an dem Projekt arbeiteten, dachten wir über die Möglichkeit der Ruhe im Privatleben nach und darüber, wer Zugang dazu hat. Unsere künstlerische Arbeit wurde durch Stipendien ermöglicht, aber welche Möglichkeiten hat jemand für solche Überlegungen, wenn seine Zeit vom täglichen Überleben in Anspruch genommen wird?“, sinniert Sutinen.
Ruhe ist kein Privileg, sondern ein Geburtsrecht für alle, sagt die amerikanische Künstlerin, Aktivistin und Theologin Tricia Hersey in ihrem Manifest „Rest is Resistance“ (2022).
Hersey, die sich auf Antikapitalismus und schwarzen Feminismus stützt, ist nicht die einzige Person, die Ruhezeiten politisiert, aber sie wurde in jüngsten Diskussionen zu diesem Thema häufig zitiert. Sie stellt fest, dass der häufigste Grund für das Verzichten auf Ruhezeiten die Notwendigkeit ist, Rechnungen zu bezahlen. Sie ist jedoch der Meinung, dass jeder Mensch das Recht auf Ruhe hat.
Hersey und ihre Organisation The Nap Ministry, die gemeinsame Ruhepausen organisiert, waren wichtige Inspirationsquellen für Sutinen und Ogola. In der Anfangsphase des Projekts Rest as a ... führte Ogola ein hektisches Leben. Sie fand Trost darin, wie Hersey ihre Arbeit mit Ruhe begann. Zu dieser Zeit war Hersey Vollzeitstudentin, arbeitete und war alleinerziehend mit einem kleinen Kind. Ihre Tage waren unglaublich lang. „In dieser Situation beschloss sie, während einer U-Bahnfahrt nicht darüber nachzudenken, was sie als Nächstes tun soll-
Möglichkeiten zur Erholung können unbemerkt bleiben, wenn Körper und Geist in Stresszyklen gefangen sind. Selbst unter anspruchsvollen Umständen kann es kleine Fluchten geben.
„Unsere künstlerische Arbeit wurde durch Stipendien ermöglicht, aber welche Möglichkeiten hat jemand für solche Überlegungen, wenn seine Zeit vom täglichen Überleben in Anspruch genommen wird?“
te, sondern einfach die Landschaft zu betrachten. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie die Freiheit hatte, selbst zu entscheiden, wie sie diesen Moment nutzen wollte. Es war ein Moment, in dem sie nichts tun musste“, sagt Ogola. Sie ist der Meinung, dass es wichtig ist, über Ruhe im Hier und Jetzt nachzudenken: In verschiedenen Situationen und für verschiedene Menschen kann Ruhe viele Dinge bedeuten. Sie merkt auch an, dass Möglichkeiten zur Erholung unbemerkt bleiben können, wenn Körper und Geist in Stresszyklen gefangen sind. Selbst unter anspruchsvollen Umständen kann es kleine Fluchten geben.
„Erholung kann viele Dinge beinhalten: Aktion, Inaktivität und Entscheidungen in verschiedenen Situationen. Sowohl interne als auch externe Faktoren beeinflussen maßgeblich, welche Art von Erholung wann möglich erscheint. Die Unterstützung der Gemeinschaft hat mir geholfen, diese Erfahrungen zu verstehen und sie mit der nötigen kritischen Distanz anzugehen“, erklärt sie. Ruhe wird oft als Erholung von der Arbeit und Selbstfürsorge verstanden, um als produktives Individuum in einer kapitalistischen Gesellschaft besser funktionieren zu können. Laut Ogola birgt Ruhe aber auch ein größeres Potenzial: die Reflexion über ein gutes Leben, das Bewusstsein für die Strukturen, die es beeinflussen, und die Untersuchung der eigenen Handlungen inmitten all dessen.
„Sie verbindet auf spannungsreiche Weise die Untersuchung des Einzelnen, der Gemeinschaften und der Gesellschaft. Sie beinhaltet auch die harte Realität der globalen Ungleichheit. Sowohl die Erfahrungs- als auch die Strukturebene sollten Teil des Gesprächs sein. Wir leben unterschiedliche Leben, daher erfordert auch die Erholung eine differenzierte Betrachtung.“
Erholung ist ein seltener Luxus, zumindest für Ionica Stoica, eine Verkäuferin bei Iso Numero. Normalerweise steht sie den ganzen Tag auf einem Bahnhof und verkauft Zeitungen, um ihre Familie zu ernähren. Sie arbeitet unermüdlich, obwohl sie an Arthritis im Fuß leidet. „Es ist sehr schwer. Ich arbeite, auch wenn ich nicht kann“, sagt Stoica.
Trotz ihrer Beschwerden findet Stoica auch kleine Momente der Ruhe während des Tages. „Wenn mein Fuß wirklich
Text: Hanna Kauppinen, Foto: Monika Dür
„Könnte Ruhe allmählich zu einem größeren Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse führen?“
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schmerzt, suche ich mir eine Bank, um mich eine Weile auszuruhen. Abends ruhe ich mich beim Kochen aus. Nachts ist es wegen der Schmerzen schwierig, sich auszuruhen. Aber wenn ich mich ausruhe, fühle ich mich morgens wunderbar energiegeladen. Dann steht ein weiterer anstrengender Tag bevor.“
Ein konkretes und vielleicht offensichtliches strukturelles Phänomen, das Sutinen und Ogola – und auch Hersey und Stoica – erlebt haben, ist Rassismus. Hersey spricht von dem generationenübergreifenden Trauma der Sklaverei und davon, wie die weiße Vorherrschaft ihr und ihren Vorfahren die Möglichkeit genommen hat, sich auszuruhen.
Eséte Sutinen ist der Meinung, dass Rassismus das Leben in Finnland auf die gleiche Weise überschattet. „Das generationenübergreifende Trauma des Rassismus betrifft die ganze Welt; in Finnland sind insbesondere die Sámi, Roma und andere rassifizierte Menschen betroffen.“
Das Leben fast aller Menschen, zumindest im Westen, ist auch von Individualismus und dem Streben nach Erfolg geprägt. Deshalb wollte Sutinen mit „Rest as a ...“ einen Raum schaffen, in dem niemand etwas leisten oder allein sein muss. „Ich wollte einen Raum schaffen, in dem wir zusammenkommen, zusammen sein, uns ausruhen, miteinander reden und lachen können.“
Durch den künstlerisch-körperlichen Arbeitsprozess an ‚Rest‘ entwickelte sich das Projekt zu einer vierteiligen, installativen Performance-Veranstaltung, die jeweils ortsspezifisch und für alle offen war.
Das Feedback war fantastisch. Viele schliefen sogar während der Veranstaltungen ein, Seite an Seite mit Fremden. Dies passierte auch Sutinen bei der Premiere ihres eigenen Werkes.
Es ist unwahrscheinlich, dass das Werk neu inszeniert wird, obwohl es eine große Nachfrage danach gibt. „Das Werk war an die spezifischen Orte und Situationen gebunden, an die es eingeladen wurde. In unserem Prozess ging es um neue Wege, Dinge zu tun. Wir fühlen uns nicht unter Druck gesetzt, dies auf die gleiche Weise zu wiederholen oder zu replizieren“, erklärt Sutinen.
Frühere Veranstaltungen waren für die Öffentlichkeit kostenlos, beim Love Harvest Festival auf der Frantsila Herb Farm war der Zugang jedoch im Eintrittspreis enthalten.
„Aus der Perspektive der Barrierefreiheit ist es uns wichtig, dass die Teilnahme kostenlos ist. Erholungsbezogene Erfahrungen wie Urlaub, Behandlungen und Retreats sind teuer, aber wir sollten uns erholen können, ohne dabei in den Ruin getrieben zu werden. Wir wollten Momente schaffen, die das Bedürfnis nach Nähe, Langsamkeit und Schönheit erfüllen“, sagt Ogola. Sutinen findet es widersprüchlich, dass Ruhe ein wachsender Trend ist. Sie fragt sich, ob die kritische Dimension dieses Modephänomens nicht kommerzialisiert und verwässert werden könnte. Sie hofft, dass es zur Normalität wird, sich die Zeit zu nehmen, die man zum Ausruhen braucht. „Ruhe sollte ein Grundrecht für alle sein“, sagt sie.
Andererseits könnte der Trend zur Ruhe auch darauf hindeuten, dass unsere Lebensweise nicht sehr nachhaltig ist. Das Interesse an Ruhe ist notwendig, weil es die Vorstellung von ständiger Produktivität als Norm in Frage stellt. „Könnte dies bedeuten, dass die Menschen allmählich erkennen, dass es andere Lebensweisen geben muss?“, fragt sie. „Könnte Ruhe allmählich zu einem größeren Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse führen?“
Mit freundlicher Genehmigung von Iso Numero / INSP.ngo
Grundlegende Richtung Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt. Redaktion
marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer
Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Daniela Egger, Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Christina den Hond-Vaccaro, Miriam Jaeneke, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Brigitta Soraperra, Gerhard Thoma
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Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr
Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag bis Freitag: 8.30 bis 13 Uhr
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Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr
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Es sind weit mehr als 30 Ziele, die Susanne und Walter Elsner auf ihrer Suche nach den schönsten und bedeutendsten Wallfahrten und Pilgerzielen in Vorarlberg entdeckt haben. Zusammengestellt aber sind sie zu Rundwanderungen und Touren, die den ganzen Schatz an prächtigen Kirchen und historischen Kapellen, stillen Kraftorten und Klöstern oder religiösen Themenwegen im Ländle erlebbar machen.
Seit Jahrhunderten inspirieren diese Besinnungsorte Pilger und Sinnsucher durch den lebendigen Volksglauben, ihre kulturhistorische Bedeutung und ihre landschaftliche Schönheit – und bieten bis heute Erholung und innere Einkehr. Mit vielen spannenden Details, schönen Fotos und ausführlichen Beschreibungen erkundet das pilgerversierte Autorenpaar etwa das barocke Juwel der Bildstein-Basilika, die gotische Armenbibel in der Stofelkapelle, die Knappenkirche St. Agatha auf dem Kristberg, das alte Walserdorf Bürstegg, die Schiffskapelle der Gottesmutter Maria oder die moderne Theodulkapelle bei Bezau. Sie folgen auf dem Weg der Menschlichkeit den Spuren Carl Lamperts, wandern auf dem Weg der Stille bei St. Gerold, auf dem Eusebiusweg zum Viktorsberg oder besuchen die Hl. Ilga in Schwarzenberg.
Jede Route ist detailliert beschrieben und bietet interessante Informationen zu Geschichte, Kultur und spirituellen Aspekten der jeweiligen Stätten. Neben praktischen Tipps zu Anreise und Einkehrmöglichkeiten gibt es auch wertvolle Hinweise zur spirituellen Einkehr und Meditation – doch auch wer einfach nur auf der Suche ist nach einer Auszeit in Vorarlbergs Natur- und Kulturvielfalt, wird hier auf seine Kosten kommen.
Susanne und Walter Elsner: Pilgern in Vorarlberg 30 Wallfahrtsziele und Besinnungswege, 176 Seiten; 216 farb. Abb., 30 farb. Kartenausschnitte; 1 Übersichtskarte; 14,5 x 21cm, Klappenbroschur; Tyrolia-Verlag, ISBN 978-3-7022-4270-1 Preis: 25 Euro
Die marie verlost drei Exemplare des neuen Pilgerbuches. Senden Sie eine E-Mail mit dem Stichwort „Pilgern“ an redaktion@marie-strassenzeitung.at (bitte Namen und Adresse nicht vergessen!) oder eine Postkarte an marie-Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems
LÖSUNGEN
Schachecke
1.De3 [Offensichtlich entsteht nach 1.Df2 Sg5 2.Db6! die gleiche Stellung.] 1...Sg5 Der Springer hat nur dieses eine Feld zur Verfügung. 2.Db6! Mit diesem Zug gewinnt Weiß einen Bauern. 2...Tad8! [Der einzige Zug, bei dem Schwarz noch Widerstand leisten kann. In der Partie wurde Schwarz nach 2...Tab8? 3.Dc7+ Kf8 4.Dxd6# matt gesetzt.] 3.Dxb7+ Td7 [Nach 3...Kf8? 4.Dc7! steht Weiß klar auf Gewinn.]
4.Db3 Weiß hat einen gesunden Mehrbauer und steht deutlich besser.
Die Julius Blum GmbH unterstützt die Berichterstattung über privat initiierte, gemeinnützige Projekte in Vorarlberg.
1.Se4! [Weiß überführt den Springer zum Königsflügel und droht nun 2.Sg5+ nebst 3.Lxf7+. Weniger überzeugend ist 1.Sd5? und Schwarz hat nach 1...Te6! 2.Sxf6+ exf6 in einer sehr komplizierten Stellung die besseren Aussichten.] 1...Dd8 [Nach 1...Tc4 2.Sg5+ (auch der spektakuläre Computerzug 2.Dxf6! führt zum Sieg) 2...Kg8 3.Lxc4 bxc4 4.h7+ gewinnt Weiß ebenso wie nach 1...Sxe4?! 2.Txf7+.] 2.Sg5+ Kg8 3.Sxf7 Danach bricht die schwarze Stellung zusammen und der Nachziehende gibt sich geschlagen. 1.Sd5! Dieser Zug führt zum Figurengewinn. 1...Dd8 [Nach 1...Dc5? gewinnt Weiß mit 2.Sxe7+ Kg7 3.Txc5 die Dame.] 2.b3! Nun ist es um den schwarzen Läufer auf d4 geschehen. 2...Tc6 3.Dxd4 e5 Schwarz versucht mit dieser Bauerngabel die Figur zurückzugewinnen, allerdings vergeblich. 4.Db2 [Natürlich gewinnen auch andere Damenzüge. Am stärksten ist 4.Dg1!, um nach 4...exf4 (auf 4...Kg7 folgt 5.h5! mit der Idee 6.Txg6+!) mit 5.Txg6+! den schwarzen König matt zu setzen.] 4...Le6 [Das Schlagen des Läufers mit 4...exf4? scheitert an 5.Sf6+!.] 5.Ld2 Weiß steht mit der Mehrfigur klar auf Gewinn.
Im Westen von Bezau besuchen wir die Arche inmitten einer wasserreichen Auenlandschaft.
Das barocke Deckenfresko mit der Legende des hl. Eusebius in der Kirche von Viktorsberg.
„Ich bin vom Schicksal wahnsinnig begünstigt“
Eva Fahlbusch ist kein Mensch, der bloß redet und dann nichts tut. Sie ist eine Frau der Tat. Egal ob beim Verein Vindex oder jetzt bei ihrem neuen Projekt, dem Garten der Solidarität in einem kleinen Dorf in Gambia. Mit der marie hat die heute 65-Jährige über ihre Anfänge in der Sozialarbeit, ihre Arbeit mit Kriegsflüchtlingen gesprochen und wie wir auch einen Beitrag leisten können, damit Menschen nicht aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Über ihre Anfänge in der Sozialarbeit:
In München habe ich jahrelang in einem offenen, handwerklichen WerkstattProjekt gearbeitet. Am Anfang gab ich Kurse für normale Stadtteilbewohner, aber später immer häufiger für Menschen mit bestimmten Problemen, Langzeitarbeitslosen, Haftentlassenen oder Menschen mit Drogenkarriere. Ich habe versucht, ihnen dabei zu helfen wieder Fuß zu fassen, damit sie wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren konnten.
Ich habe einen Pass mit dem ich auf der ganzen Welt herumreisen kann. Ich brauche niemanden um Erlaubnis zu fragen. Fürs Nichtstun habe ich vom Schicksal sehr viel geschenkt bekommen.“
Über ihre Arbeit mit Kriegsflüchtlingen:
Ich bin aus privaten Gründen an den Bodensee gezogen. Am Anfang, das war im Jahr 2007, war ich bei dowas angestellt und habe betriebliche Sozialarbeit für Jugendliche bei der integra gemacht. Zwei Jahre später gab es erstmalig ein Eingliederungsprojekt der Caritas für tschetschenische Flüchtlinge. Das waren zirka 15 Männer im Arbeitsprojekt. Ich habe aber sehr schnell gemerkt, dass ich nicht mit dem gleichen Maßstab in Gespräche gehen kann wie bei den einheimischen Jugendlichen. Die Tschetschenen hatten ganz andere Probleme als Schulden und Drogen. Ich habe mich dann intensiv damit beschäftigt, welche Probleme sie in ihrem Rucksack aus ihrer Heimat mitgebracht haben. Die Männer sind manchmal nicht zur Arbeit gekommen, weil sie schlaflose Nächte hatten. Sie hatten Angst vorm Einschlafen. In den Träumen sind immer wieder die Kriegsbilder aus ihrer Heimat aufgetaucht. Sie hatten schlichtweg Angst vor dem Einschlafen. Aber irgendwann hat auch ihr Körper schlapp gemacht und sie kamen in der Früh nicht aus dem Bett. Ich habe mir ihre Geschichten und Erlebnisse angehört und rasch gemerkt, dass diese Menschen dringend eine Therapie bzw. Gespräche bräuchten. Mir war klar, dass sie zuerst einmal die grauenhaften Erfahrungen verarbeiten müssen, damit sie arbeits- und gesellschaftsfähig werden. Die Menschen waren wie Dampfkessel, bei denen erst einmal der Druck
Was sind Menschenrechte, was haben die Menschen erlebt, wie geht man mit ihnen um, was steht in den Medien und wer bin ich eigentlich?“
raus muss. Ich habe dann versucht eine Therapie für die traumatisierten Männer zu finden, allerdings erfolglos.
Über die Gründung von Vindex: Es gab da ein für mich einschneidendes Erlebnis. Einer meiner Klienten war der Schwiegervater eines Mannes aus Tschetschenien, der abgeschoben werden sollte. Er rief mich um 7 Uhr morgens an und bat mich um Hilfe. Sein Schwiegersohn sei mitgenommen worden. Mehrere Cobra-Beamte hätten um 4 Uhr am Morgen die Wohnung in der Achsiedlung gestürmt. Seine Tochter hatte ein zweijähriges Kind und war im siebten Monat schwanger. Die Frau landete in der Psychiatrie. Es war furchtbar. Da habe ich gemerkt, ich gerate immer mehr in Konfliktsituationen. Was sind Menschenrechte, was haben die Menschen erlebt, wie geht man mit ihnen um, was steht in den Medien, und wer bin ich eigentlich? Und ich stellte fest: Ich bin eine wahnsinnig vom Schicksal begünstigte Person. Ich bin am richtigen Ort auf diesem Planeten geboren, bin in Sicherheit aufgewachsen, ich habe nie Krieg erlebt, hatte immer genügend zu essen und zu trinken. Und ich habe einen Pass mit dem ich auf der ganzen Welt herumreisen kann. Ich brauche niemanden um Erlaubnis zu fragen. Fürs Nichtstun habe ich vom Schicksal sehr viel geschenkt bekommen. Da dachte ich mir: Wenn ich mir morgens in die Augen schauen will, dann muss ich ein Stück meines Lebensglücks abgeben. Da habe ich entschieden, in Lindau einen Raum zu mieten. Ich setzte mich mit den Tschetschenen zusammen und begann, mit ihnen über Menschenrechte zu sprechen. Und an diesem Tag fiel die Entscheidung, den Verein Vindex zu gründen. Das war Ende 2012. Ich habe viele Geschichten erfahren, wie man mit diesen Menschen umgegangen ist. Frauen erzählten mir, dass sie beim Einsteigen in den Bus weggerempelt worden seien und man ihnen nahegelegt habe, zurück in ihre Heimat zu
gehen. Da dachte ich mir: Dagegen möchte ich gerne etwas machen. Ich hatte so eine Art innere Wut und habe gemerkt: Das ist Unrecht.
Über die Arbeit von Vindex: Am Anfang war ich sehr viel mit tschetschenischen Themen beschäftigt. Dann kamen 2014 die ersten anderen Flüchtlinge und 2015 der große Boom. Wir hatten Räume gemietet und machten Beratungen wie am Fließband. Diese Jahre waren sehr arbeitsreich. Syrer bekamen sehr schnell Asyl. Es wurden sehr viele Deutschkurse angeboten und die Menschen bekamen auch rasch Arbeit. Dann kamen die Iraker, Afghanen und Menschen aus anderen Nationen. Sie mussten im Unterschied zu den Syrern jahrelang auf ihre Asylbescheide warten. Die letzten zwei, drei Jahre war ich sehr viel mit Familienzusammenführungen beschäftigt. Mir ging es immer darum, dass sich geflüchtete Menschen, auch wenn ihre Deutschkenntnisse noch nicht perfekt waren, als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft fühlen und für Menschenrechte eintreten sollen.
Über dem Kampf ums Geld: Es war immer ein ewiger Kampf, weil wir keine Strukturförderung bekommen haben. Ein paar Jahre hat uns eine Stiftung unterstützt, aber diese durfte unseren Verein wegen ihrer Statuten nur maximal fünf Jahre fördern. Nach dem Auslaufen dieser Gelder war es dann wirklich kritisch. Mit engagierten Vorarlberger:innen gemeinsam haben wir die Aktion „Rettet Vindex“ gestartet, Kalender gemacht und verkauft. Dann kam uns ausgerechnet Corona zugute. Wir haben für die Ärztekammer und Landesregierung tausende Masken genäht.
Gespräch: Frank Andres, Fotos: Frank Andres, privat
Über die Grenzen der Belastung:
Du hast permanent weinende Menschen bei dir, die dir ihre Geschichten erzählen. Geschichten, die dir abends den Schlaf rauben. Und gleichzeitig musst du immer ums Geld kämpfen. Ich war teilweise wie vor einem Burnout. Und es ging auch immer näher zu meiner Pension. Da haben wir in einer Vorstandssitzung beschlossen, dass wir nicht mehr so weiter kämpfen wollen. Ich mache jetzt nur mehr das, was leicht zu erledigen ist. Ich habe mein Arbeitspensum runtergefahren und nehme keine Klienten mehr an, die ein endlos langes Dauerthema wie Familienzusammenführung haben. Ich habe gemerkt, dass ich mit meiner Energie mehr haushalten muss.
Über das neue Projekt in Gambia:
Ich hatte einen Klienten namens Malick aus Gambia. Ihn hatte unser Verein mehrere Jahre begleitet, bis er endlich einen offiziellen Aufenthaltstitel erhalten hatte. Nach achteinhalb Jahren ist er 2023 zum ersten Mal wieder in seine Heimat gereist. Er fuhr voller Freude dorthin. Und als er zurückkam, war er geschockt wie schlimm die Zustände in seinem Heimatland geworden sind. Er hat dann drei Patenschaften von Kindern aus Gambia übernommen. Und er hat mich dazu überredet auch eine zu übernehmen. Ich habe ihm aber klar gesagt: Eine oder zwei gehen, aber ich fange nicht an, andere Menschen in Vorarlberg um Geld anzubetteln, um weitere Patenschaften zu finanzieren. Das mache ich nicht. Ich habe ihm aber ein Interview in einer Tageszeitung vermittelt, wo er seine Geschichte erzählen konnte. Es erschien Anfang 2024 und plötzlich sind knapp 3500 Euro an Spendengelder eingetrudelt. Ich fragte ihn dann, wohin wir das Geld jetzt schicken sollten. Malick antwortete, er wisse es auch nicht. Er kenne niemanden. Und dann sagte ich zu ihm: Ja, Malick, dann musst dir noch einmal zwei Wochen Urlaub nehmen und ich begleite dich.
Über den ersten Besuch in Toranka Bantang:
Ich fuhr in das Dorf Toranka Bantang in Richtung Landesinnere, ungefähr 200 Kilometer von der Küste entfernt. Es wurde Minute für Minute heißer und heißer. Immer verdorrter und trockener. Ich kam in diesem Dorf an, wo ungefähr 500 Menschen leben. Es gab nur Wellblech- und Strohhütten. Das Dorf hatte keinen Strom und kein Wasser. Das einzig Positive war eine Grundschule, die von einer niederländischen, teilstaatlichen Organisation zusammen mit der Regierung von Gambia geführt wurde. Die Niederländer bauen die Schule, und im Gegenzug entsendet und finanziert Gambia die Lehrer. Ich fragte wovon die Menschen eigentlich leben, die Antwort lautete: Na ja, von der Regenzeit. Da werden die Behälter mit Vorräten gefüllt. Und wie lange dauert die Regenzeit, fragte ich? „Früher war sie vier Monate, jetzt nur noch drei.“ Und auf dem Schulareal gab es einen Brunnen und einen Schulgarten.
Du hast permanent weinende Menschen bei dir, die dir ihre Geschichten erzählen. Geschichten, die dir abends den Schlaf rauben. Und gleichzeitig musst du immer ums Geld kämpfen. Ich war teilweise wie vor einem Burnout.“
großes Bild unten: Alphabetisierungskurs für Frauen Bild rechts: .............. Bild rechts unten: ...........
Über die Idee der Hilfe zur Selbsthilfe:
weitere Spenden für die Umzäunung und Gartengeräte gesammelt. Wir haben gemeinsam mit Gambiern einen Verein gegründet. Und mir war klar: Wir müssen ein Hilfsprojekt zur Selbsthilfe leisten – den „Garten der Solidarität“, die Foundation Water Earth Vision Alliance (Weva).
Wenn ich mithelfen kann, dass Menschen nicht aus Armut auf ein Boot steigen und ihr Leben riskieren, dann freue ich mich darüber.
es schaffen, dass junge Menschen sich nicht auf den Weg übers Meer machen. Wenn in einem Land Krieg ist, bleibt einem nichts anderes übrig als zu flüchten. Gegen Armut können wir aber etwas machen. Wenn ich mithelfen kann, dass Menschen nicht aus Armut auf ein Boot steigen und ihr Leben riskieren, dann freue ich mich darüber.
Ich habe mich im Dorf mit den wenigen, die Englisch sprechen konnten, unterhalten und gefragt: „Was würde euch denn helfen?“ Die Antwort lautete: „Wasser. Dann könnten wir auch einen Garten anlegen und Gemüse anbauen.“ Dann bin ich zurück in meine Wohnung gefahren, habe mich hingesetzt und mir gedacht: „Wir haben das Jahr 2024 und die leben hier wir in der Steinzeit. Das gibt es doch gar nicht.“ Es fließen natürlich Entwicklungshilfegelder nach Gambia. Damit werden zwischen den Städten Straßen gebaut und es gibt auch schon Straßenlaternen. Aber sobald du in Richtung Landesinnere unterwegs bist, siehst du davon nichts. Da habe ich dann das Telefonbuch an meinem Handy durchgeblättert und mich gefragt, wen ich kenne, der helfen könnte. Ich schickte dann Fotos aus Gambia an meine Kontakte und schrieb dazu: Ich würde gerne einen Brunnen bauen. Ich habe mich erkundigt: Ein Solarbrunnen kostet zirka 3500 Euro. Wer ist bereit mitzuhelfen und Geld aufzustellen?“ Es dauerte genau drei Tage, dann hatte ich das Geld zusammen. Dann beauftragte ich eine Brunnenbaufirma. Ich bin in der Zwischenzeit wieder zurückgeflogen und in Vorarlberg aktiv geworden. Mit dem Brunnen allein war es ja nicht getan. Damit Gemüse angebaut werden kann, musste das Gelände eingezäunt werden, um es vor wilden Tieren zu schützen. Drei Monate später bin ich noch einmal nach Gambia gereist. Der Brunnen war inzwischen installiert. Ich hatte inzwischen
Über ihre Motivation: Mir persönlich geht es darum, den Menschen dabei zu helfen, gar nicht erst aus ihrem Land flüchten zu müssen. Wenn ich den Menschen in diesem einen kleinen Dorf helfen kann, dass sie eine Existenzgrundlage haben, sie nicht nur Gemüse für ihren eigenen Bedarf anbauen, sondern so viel Ernte bekommen, um es auf dem Markt verkaufen können, dann brauchen sie nicht mehr daran zu denken, wie man am schnellsten abhauen kann. Der inzwischen eingezäunte Garten der Solidarität hat eine Fläche von gut einem Hektar und einen Brunnen mit 5000 Litern. Und es wächst schon ziemlich üppig. Diesen Garten bewirtschaften zur Zeit 30, 40 Frauen und Männer bzw. deren Familien. Von den insgesamt 500 Bewohnern nutzt zirka die Hälfte den Garten für den Eigenbedarf. Wir wollen den Garten aber um mindestens die doppelte Fläche vergrößern, damit weitere BewohnerInnen den Garten nutzen und ein Teil des Ertrages auch verkauft werden kann. Die ersten Orangen- und Zitronenbäume sind gepflanzt. Diese brauchen aber drei, vier Jahre bis sie richtig Früchte tragen. Das Wasser des Brunnens reicht nicht für alle aus. In zwei Monaten reise ich wieder nach Gambia und versuche einen zweiten Brunnen zu bauen, um das landwirtschaftliche Gelände zu vergrößern. Noch wird überlegt, welches Getreide dafür am besten geeignet ist.
Über die Bekämpfung gegen die Fluchtursachen:
Nähere Infos zum Projekt „Garten Solidarität“ unter www.wevahelpforgambia.com
Bitte helfen Sie mit und unterstützen Sie das Projekt „Garten der Solidarität“ Spendenkonto:
Vindex ist in der Liste der begünstigten Einrichtungen auf der Homepage des BMF eingetragen. Die Registrierungsnummer lautet: SO13782 Dadurch ist Ihre Spende an Vindex für Sie steuerlich absetzbar. Wir haben das Jahr 2024 und die leben hier wir in der Steinzeit. Das gibt es doch gar nicht.“
Die Menschen, die bei uns angekommen sind, haben Kriege (IS, Taliban) erlebt oder haben ihr Land aus blanker Überlebensnotwendigkeit verlassen und die Flucht überlebt. Diese müsste man korrekterweise nicht als Flüchtlinge, sondern als Überlebende bezeichnen. Diese Fluchten sind wahnsinnig gefährlich und viele Menschen sind dadurch traumatisiert. Durch das Vorhandensein von Wasser können Pflanzen und Tiere wachsen. Die Ernährung ist gesichert. Damit können wir
Der blinde Fotograf Alessandro Bersani über das Einfangen des Unsichtbaren
Oft ist das Wesentliche für das Auge unsichtbar.“
Alessandro Bersani, der aufgrund von Toxoplasmose von Geburt an blind ist, ist ein professioneller Fotograf, der sein eigenes Sehen der Welt in Bildern festhält. „Ich habe eine sehr geringe Sehkraft und kann keine Farben sehen, aber da ich sie studiert habe, benutze ich sie, um anderen meine Emotionen zu vermitteln“, sagt er.
Text: Giulia Ghirardi Fotos mit freundlicher Genehmigung von Alessandro Bersani
Es liegt ein Geheimnis darin, das Leben zu hinterfragen: Oft ist das Wesentliche für das Auge unsichtbar. 1943 veröffentlichte Antoine de Saint-Exupéry in New York den Kleinen Prinzen, ein Werk, das einen Fuchs mit der komplizierten Aufgabe betraut, darüber nachzudenken, wie wichtig es ist, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Seitdem sind 80 Jahre vergangen und die Geschichte wurde in fast 500 Sprachen übersetzt, womit sie nach der Bibel das am zweithäufigsten übersetzte Werk ist.
Es bleibt also die Frage: Was ist nach all den Jahren aus den Lehren des kleinen Fuchses geworden? Vielleicht findet man die Antwort in vielen kleinen Splittern verborgen, die über die Zeit und die Welt verstreut sind. Ein solcher fing 1960 in Piacenza mit einer Katze an.
„Meine Mutter hatte eine Katze, durch die sie sich während ihrer Schwangerschaft mit Toxoplasmose infizierte“, erklärt Bersani. Toxoplasmose ist eine Krankheit, die durch die Infektion mit einem Parasiten verursacht wird, der von anderen Tieren, insbesondere von Katzen, auf den Menschen übertragen werden kann.
Die Infektion verläuft bei Erwachsenen in der Regel asymptomatisch, kann aber während der Schwangerschaft besonders gefährlich sein, da der Parasit Risiken für den Fötus mit sich bringt, wie z. B. Fehlgeburten oder Entwicklungsstörungen.
„In meinem Fall führte er zur Blindheit. Er beeinträchtigte die Macula der Netzhaut, den Teil des Auges, der für das Sehen und die Wahrnehmung von Details verantwortlich ist und in dem Bilder entstehen“, erklärt Bersani.
„Ich bin völlig blind, obwohl ich einige visuelle Informationen verarbeiten kann. Die Macula funktioniert wie ein digitaler Zoom, sodass ich aus nächster Nähe
ein ziemlich genaues Bild sehe, weil ich die geringe Auflösung, die ich habe, nutzen kann. Aus der Ferne wird alles schlechter, denn es ist, als hätte ich ein sehr hochauflösendes Bild genommen, es zugeschnitten und vergrößert, wodurch alle Details verloren gehen“.
Dann ist da noch die Frage der Farben. „Ich kann sie nicht sehen. Ohne Macula gibt es keine Farben. Ich kenne sie, ich kann mit ihnen umgehen und sie in gewisser Weise beherrschen, weil ich sie studiert habe. Aber ich kann keine Farbe sehen. Mein Sehen besteht in Grautönen“, sagt er, „so wie ihr Sehenden es versteht; für mich gibt es kein Grau, denn ich habe es noch nie gesehen“.
Dieser Zustand begleitete Bersani durch seine gesamte Jugend hindurch, in seinem Studium, seiner Arbeit und seinen Beziehungen. „In der Buchhalterschule saß ich immer in der ersten Reihe, konnte aber nicht sehen, was an die Tafel geschrieben wurde; ich konnte nur zuhören.
Erst als ich anfing, einen Computerkurs zu besuchen, hatte ich zum ersten Mal die Kontrolle über die Situation und es eröffnete sich mir eine Welt, die mir bis dahin verschlossen war, und das lag nur daran, dass in all den Jahren niemand wirklich verstanden hatte, was mein Potenzial und meine Probleme waren. Denn am Ende ist es immer eine Frage, wie es aussieht“.
Nun ist Bersani seit über 35 Jahren Berufsfotograf. Seine Leidenschaft für die Fotografie begann im Alter von sieben Jahren, als sein Vater ihm eine Kamera zum Entfernungsmessen gekauft hat. „Am Anfang war es schlecht, weil ich nie scharf stellen konnte. Der Durchbruch kam mit der Innovation des Autofokus. So begann ich im Alter von etwa 30 Jahren zu spüren, dass die Fotografie aus mir herausdrang.“
Bersani beschloss, einen Fotojournalismus-Kurs bei Franco Lefèvre, dem Chefredakteur und künstlerischen Leiter von Venerdì dì Repubblica, zu belegen, der kurz darauf begann, seine ersten Reportagen zu kaufen. „Am Anfang war es schwer, aber ich habe hartnäckig weitergemacht, bis ich meine eigene Sprache entwickeln konnte“, sagt Bersani.
„Heute mache ich vier Arten von Fotografie: Porträtfotografie im Studio, Reproduktion von 2D- und 3D-Kunstwerken, Schmuckstillleben sowie Außen- und Innenarchitektur. Darüber hinaus gibt es das, was ich intuitive Fotografie nenne: Reportagen, die aus einer Umkehrung des Paradigmas entstanden sind. Ich bin nicht der, der das Foto sucht, sondern es ruft mich, während ich die Straße entlang gehe. Es ist eine Fotografie, die Emotionen vermittelt“.
Vor einigen Jahren verschlechterte sich jedoch Bersanis Zustand. „Es trat eine neue Krankheit auf: das Glaukom“, sagt er.
„Es ist ein erhöhter Augendruck, der meine Netzhaut weiter zerstört hat.“ Dennoch arbeitet er weiter. „Ich werde nie damit aufhören, denn es ist die einzige Möglichkeit, anderen zu zeigen, wie ich die Welt sehe“ – seiner monochromen Wahrnehmung Farbe zu geben und so das Unsichtbare hervor zu bringen, in dem, wie der kleine Fuchs wusste, dass es möglich ist, das Wesentliche zu sehen.
Am 12. März 2024 erschien Vedo, Bersanis erstes Gesamtwerk. „In diesem Buch habe ich 35 Jahre meines Lebens als blinder Fotograf festgehalten“, sagt er. „Es war kein einfacher Prozess; die Krankheit hat sich im Laufe der Jahre verschlimmert. Glücklicherweise hat mir technische Innovationen geholfen.
Ich möchte, dass jeder versucht, einen bestimmten Zustand zu verstehen bevor er hilft, denn nur so, durch Zuhören und Verstehen, können die Auswirkungen einer solchen Schwierigkeit verringert werden.“
Mit der Umstellung von der analogen Technik auf die Arbeit an einer Grafikstation habe ich durch spezielle Werkzeuge und Techniken eine bessere Kontrolle über Farben erlangt. Ich kann sie immer noch nicht sehen, aber ich kann sie beurteilen, indem ich ihre Verteilung auf den roten, blauen und grünen Kanälen untersuche. Auf diese Weise kann ich mehr oder weniger verstehen, welche Farbe ein Teil des Bildes im Vergleich zu einem anderen haben kann.
Und dann sind da noch die Vorurteile. Auch heute noch gibt es die Vorstellung, dass behinderte Menschen in bestimmten Bereichen wie Arbeit oder Kunst nicht zugelassen werden sollten. Ich habe mich entschieden, trotz allem meiner Leidenschaft zu folgen, und versuche, auf meine eigene kleine Art und Weise etwas zu bewirken, damit sich die Dinge ändern können“. Die Kritiken, die das Buch erhalten hat, sind ein Beweis dafür, dass etwas in Bewegung kommt. „Viele Menschen haben mir geschrieben und gesagt, dass meine Worte ihnen geholfen haben“, sagt Bersani. „Ich möchte, dass die Botschaft dieser Seiten eine Botschaft des Verstehens ist. Ich möchte, dass jeder versucht, einen bestimmten Zustand zu verstehen bevor er hilft, denn nur so, durch Zuhören und Verstehen, können die Auswirkungen einer solchen Schwierigkeit verringert werden. Außerdem werde ich nie aufhören, zu sagen: Kämpfe, denn sonst gibt es keine Hoffnung“.
Mit freundlicher Genehmigung von Scarp de' tenis / INSP.ngo
Die Wohlriechenden
Leserbriefe gibt es, seit es Zeitungen gibt. Ein wichtiges Anliegen hatte ein gewisser Herr namens Sincerus, als er im April des Jahres 1840 die Redaktion der österreichischen „Gesundheits-Zeitung“ kontaktierte. Der gute Mann wollte ein Theaterstück genießen, aber sein Sitznachbar hatte zu viel und noch dazu ein schlechtes Parfüm erwischt. Erbost brachte Herr Sincerus den verpatzten Theaterabend in die Öffentlichkeit, wohl in der Meinung, dass er nicht das einzige Opfer von lästigen Parfümdüften war und ist. In der „Gesundheits-Zeitung“ stieß er auf offene Ohren. Der Leserbrief wurde am 6. April 1840 sogar auf Seite 1 veröffentlicht.
Schätzbarster Herr Redakteur!
Ich kam neulich Abends mit den heftigsten Kopfschmerzen aus dem Theater nach Hause und verbrachte, trotz meines sonst gesunden Schlafes, eine schlaflose Nacht. Lange forschte ich über die Ursache dieses bei mir höchst seltenen Schmerzens nach, und kann Sie gewissenhaft versichern, dass ich keiner anderen Veranlassung mir bewusst bin, als dass mich das Unglück traf, einen Nachbar im Schauspielhause gehabt zu haben, der seinen Körper und seinen Anzug mit wohlriechenden Essenzen mehr bedacht hatte, als es für einen gesunden Menschen ziemt.
Daher erlaube ich mir, Sie, als den Herausgeber eines diätetischen Zeitungsblattes, auf den schädlichen Missbrauch aufmerksam zu machen, den manche mit einem Luxusartikel treiben, der, wie ich glaube, zu den unangenehmsten Auswüchsen der Mode und Zivilisation gehört.
Ich gestehe offenherzig, dass ich diesen Brief in einem Anfalle von Unwillen gegen jenen parfümierten Theater-Nachbar geschrieben und vielleicht die Farben etwas zu grell anfgetragen habe. Allein dessen ungeachtet kann ich die Bitte an Sie nicht unterdrücken, dieses Schreiben, so wie ich es verfasst, in Ihr Blatt einzurücken; vielleicht gelingt es mir, durch diese, wenn auch etwas derbere Rüge, den einen oder den anderen solcher Parfümsauger auf die üble Meinung, die er sich selbst und seinem Nebenmenschen zuzieht, aufmerksam zu machen.
Ich will Ihnen vor allem zwei Anekdoten erzählen, deren eine der antike griechische Historiker Laertes, und deren andere der römische Historiker Sueton erzählt. „Zu einem Mann“, so erzählt Laertes, „welcher sein Haupt mit starkriechenden Substanzen durchsalbt
hatte, sprach der griechische Philosoph Diogenes: „Sei auf der Hut, Freund! Der Wohlgeruch deines Kopfes könnte über dein Privatleben und über deinen guten Ruf einen bösen Geruch verbreiten.“
Hören Sie noch die zweite Anekdote, die der ehrliche, wahrheitsliebende römische Biograph Sueton von einem Kaiser erzählt, der zu seiner Zeit die Weltherrschaft besaß. Ein junger Mann, der erst vor Kurzem von dem Kaiser Vespasian ein öffentliches Amt erhalten hatte, kam zur Audienz, um dem Kaiser persönlich seinen Dank abzustatten. Vespasian warf auf den, mit den feinsten und stärksten Gerüchen Indiens durchdrungenen Weichling einen Blick voll Verachtung und sagte unwillig: „Ich wollte, du riechst lieber nach Knoblauch.“ Der junge Mann ward auch sogleich seines Amtes enthoben.
War der Kaiser gegen diesen Mann zu streng? War es gerecht, einem seiner Untertanen ein Amt zu entziehen, weil er sich zu stark parfümierte? Diese Frage gehört vor ein anderes Forum; was mich betrifft, will ich damit nur beweisen, dass man es sich sogar mit seinen Vorgesetzten ein- für allemal verderben kann, wenn man gar zu fein die Toilette macht.
Erlauben Sie mir vor Allem zu bemerken, dass wir gerade dann, wenn wir in den Kreis der gebildeten und feinen Welt treten, am sparsamsten mit Essenzen und Parfüms umgehen sollen, und zwar aus dem Grunde, weil man es da mit den zartesten Nerven zu tun hat.
Ich bin kein Arzt und weiß daher nicht, wie es kommt, dass ein Wohlgeruch das ganze Nervensystem angreifen und manche zartgebaute, nervenschwache Personen sogar bis zur Ohnmacht reizen kann; allein auch ohne genügende theoretische Erklärung besteht dennoch die Tatsache, dass stark parfümier-
„Ich gestehe offenherzig, dass ich diesen Brief in einem Anfalle von Unwillen gegen jenen parfümierten TheaterNachbarn geschrieben und vielleicht die Farben etwas zu grell anfgetragen habe.“
Leserbriefschreiber Sincerus
te Personen bei allen, welchen sie sich plötzlich nähern, ein unangenehmes Gefühl auslösen. Bei reizbaren Naturen, bei vollblütigen oder empfindlichen Personen können sie heftigen Kopfschmerz, Schwindel, Nasenbluten, Verstimmung des Gemütes, Übelkeit, Ekel, ja sogar Erbrechen und dergleichen verursachen. Ich frage Sie nun im Namen des gesunden Verstandes, ob es irgend jemand je einfallen wird, in einer Gesellschaft seinem Nachbarn Salz auf die Zunge zu streuen, ihn mit feinen Nadeln in die Finger zu stechen, mit einem Brennglas die Lichtstrahlen auf dessen Netzhaut zu konzentrieren oder endlich knapp vor dessen Ohr eine Pistole abzufeuern? Gewiss nicht! Und doch haben wir für den Geruchssinn unserer Umgebung so wenig Schonung, dass wir ihm unsere Salben, Essenzen, Waschwasser, Moschus und weiß Gott wie all diese scharfriechenden Dinge heißen, gewaltsam und in überreicher Menge zumuten. Ich bin kein Prediger der Moral, daher sei es fern von mir, hier einen Kommentar über das bei den Spartanern geltend gewesene Gesetz zu schreiben, vermöge welchem sie alle Parfümhändler und Salbenfabrikanten aus den Städten wegjagten und sogar über die Landesgrenze trieben, und zwar aus zwei
Der erste Eindruck täuscht: In den Perücken der Damen und Herren nisteten oft Läuse. Ein Chronist berichtet sogar von einer Maus, die an einer der bis zu einem halben Meter hohen Damenperücke herumknabberte.
„Ich enthalte mich aller wohlriechenden Salben. Der Körper verbreitet den besten Wohlgeruch, wenn er gar nicht riecht.“
Seneca, römischer Philosoph
Gründen: erstens weil sie zu viel Öl verbrauchten, und zweitens, weil die vielen Salben und Parfüms das Umsichgreifen von Weichlichkeit und Luxus förderten; auch könnte ich durch ein Langes und Breites geschichtlich nachweisen, dass der Gebrauch von wohlriechenden Salben eine aus dem Orient zu uns gekommene Sitte sei, und dass diese Sitte, wie der römische Historiker Plinius bemerkt, bei den Asiaten daher stamme, um den durch allzugroßen „Magenluxus“ zuweilen entstehenden üblen Geruch aus dem Munde zu maskieren.
Allein, diese Untersuchungen gehören mehr in eine Geschichte des Luxus als in eine „Gesundheits-Zeitung“. Ich wollte mit diesem Schreiben nur auf die zarte Schonung aufmerksam machen, die ein jeder, der sich der Wohlgerüche
„Sei auf der Hut, Freund! Der Wohlgeruch deines Kopfes könnte über dein Privatleben und über deinen guten Ruf einen bösen Geruch verbreiten.“
Diogenes, griechischer Philosoph
König Ludwig der XIV. Wenn der „Sonnenkönig“ ein Wannenbad nötig hatte, tauchte er nur Teile seines Körpers unter, und selbstverständlich ertrug er die Prozedur nicht nackt, sondern in einer Badebekleidung, die den Körper verhüllte. Der barocke Genussmensch griff viel lieber zum Parfüm. Sich von Kopf bis Fuß mit feiner Seife und einem Tuch (französisch „toile“) abzuwaschen, galt als völlig ausreichend. Auf dieses morgendliche Ritual geht unser heutiges Wort „Toilette“ zurück – nicht zu verwechseln mit dem, was wir darunter verstehen.
bedient, für die Geruchsnerven seines Nebenmenschen haben sollte. Ich könnte mehr als ein Beispiel von Unwohlsein, besonders von Kopfleiden und Nervenreizungen, anführen, welche ihre Ursache in den grellen Einwirkungen starker Parfüms haben. Allein ich kann mich in dieser Hinsicht auf die tägliche Erfahrung berufen, und bemerke daher schließlich nur folgendes: Wohl dem Menschen, dessen Gesundheitszustand der Art ist, dass er mit dem römischen Philosophen Seneca sagen kann: „Ich enthalte mich aller wohlriechenden Salben. Der Körper verbreitet den besten Wohlgeruch, wenn er gar nicht riecht.“
Allein: Mode, Sitten und Luxus haben es teils anders gewollt. Sie haben dazu geführt, dass manche und mancher sich zur Maskierung seiner Atmosphäre gleichsam gezwungen sieht. Wohlan! Wenn es schon der Maske bedarf, so sei es eine wohlanständige, die Nase erfreuende, aber keine grelle, zurückstoßende und jede Rücksicht für die Gesellschaft verkennende.
Da es ja eben diese Rücksicht ist, die uns zur Parfümbüchse und zum Riechfläschchen verführt, so sollten wir auch in dieser Beziehung uns der Mäßigkeit
befleißen, damit wir nicht, anstatt uns angenehm, uns nur desto unerträglicher machen. So viel sah ich mich unwillkürlich gedrängt, Ihnen, Herr Redakteur, zu schreiben, und bitte Sie nur noch am Schluss, das Motto zu meinem Brief nicht zu vergessen. Denn die wenigen Worte des römischen Dichters Martial scheinen mir mehr zu sagen, als alle Abhandlungen über diesen Gegenstand: „Hoc mihi suspectum est, quod oles bene, Postume, semper – Postume, non bene olet, qui bene semper olet.“ („Dass du immer wohlriechst, Postumus, ist mir verdächtig; derjenige riecht nicht gut [hat keinen guten Namen], der immer gut riecht!“)
Kleine Geschichte der Hygiene
Das Zeitalter des Barock (zirka 1600 bis 1770) war in hygienischer Hinsicht eine extreme Epoche. Gab es im Mttelalter wenigstens noch öffentliche Bäder, scheuten die Leute im Barock das Baden wie der Teufel das Weihwasser. Man war der festen Überzeugung, dass die Pest durch das Wasser in den öffentlichen Bädern übertragen werde. Dass Flöhe die Überträger waren, war noch unbekannt. >>
Textauswahl: Gerhard Thoma, Fotos: pixabay
So griffen Männer und Frauen viel lieber zum Parfüm statt in die Badewanne zu steigen. Zum Waschen tupfte man sich vorsichtig mit einer feinen Seife und einem Tuch ab. Ob Schloss Versailles in Paris oder Schloss Schönbrunn in Wien:
Badezimmer oder eine Toilette mit fließendem Wasser gab es nicht, sie wurden ursprünglich gar nicht eingebaut. Das gemeine Volk erleichterte sich auf der Straße, hinter Büschen oder im Hausflur. Der Adel benutzte einen speziellen Stuhl, in dessen Sitzfläche ein Nachttopf eingebaut war. Damit begann auch der König oder Kaiser sein Tagwerk – beobachtet und betreut von einer ganzen Schar von Höflingen. Für die Herzöge, Grafen und Barone war es eine Ehre, dabei sein zu dürfen.
Auch die vornehmen Damen hatten ihren Nachttopf. Eine Zofe hob bei Bedarf die zahlreichen Unterröcke, schob den Topf darunter und wartete, bis die Dame sich ihrer Notdurft entledigt hatte. Das kostbare Nass wurde schnell abtransportiert, im besten Fall gesammelt und an Gerbereien weiterverkauft, die Urin in großen Mengen für ihre Lederbearbeitung benötigten. Selbst in den Perücken der Damen und Herren nisteten oft Läuse. Ein Chronist berichtet sogar von einer Maus, die an einer der bis zu einem halben Meter hohen Damenperücke herumknabberte. Flöhe waren eine arge Plage. Ihrer Vorliebe für frisches Blut kam man mit einer speziellen Flohfalle aus Holz, Knochen oder Silber entgegen. Sie sah aus wie ein heutiges „TeeEi“. Die Hülle der Flohfalle war fein durchbohrtes Gitter. Im Inneren lag ein blutgetränktes Stück Stoff, mit dem man die Flöhe anlocken wollte. Damen trugen die Flohfallen zum Beispiel im Unterrock.
Das Parfüm überdeckte unangenehme Gerüche. Dazu kamen bei vornehmen Damen und Herren dicke Schichten von Talkum-Puder, wodurch ihre Gesichter weißlich-blass aussahen. Etwas Rouge sollte den Adeligen etwas Leben einhauchen. Manchmal konnte man bei der hellen Haut der Adeligen die Adern durchscheinen sehen, was ihnen den Namen „blaublütig“ einbrachte.
Für die alten Römer wäre die Zeit in Europa von zirka 500 bis 1900 die reinste Barbarei gewesen. In jeder römischen Stadt gab es öffentliche Bäder. Im alten Rom selbst gab es viele Hundert öffentliche Bäder und Thermen. Sie dienten der Hygiene, Unterhaltung und Bildung. Es gab dort unter anderem Theater und Tanzvorführungen sowie Bibliotheken, Gärten zum Spazieren und Flaniermeilen zum Einkaufen. Kaltund Warmwasserbäder waren selbstverständlich. Und natürlich gab es separate Toiletten. Und alles war sehr preisgünstig, damit sich jede römische Bürgerin und jeder römische Bürger pflegen konnte.
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Pepi Fandango
FILMCLUBTIPPS
von Walter Gasperi
Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com
Lucija Stojević begleitet in ihrem Dokumentarfilm den in Wien lebenden Holocaust-Überlebenden Peter Perez bei einer Reise nach Spanien und zum französischen Lager Rivesaltes, in dem er interniert war und in dem er den Fandango kennenlernte. Begegnungen vermischen sich mit bruchstückhaften Erinnerungen, die nicht Fakten, sondern vielmehr die Gefühlswelt Pepis vermitteln und auch die Brüchigkeit und Bruchstückhaftigkeit von Erinnerungen und das Heraufdämmern des Verdrängten erfahrbar machen.
→ Spielboden Dornbirn: Di 01.04 + Do 10.04. –jeweils 19.30 Uhr (mehrsprachig. OmeU.)
La Cocina – Der Geschmack des Lebens Der Mexikaner Alonso Ruizpalacios taucht in die multikulturelle Großküche eines New Yorker Restaurants ein: Kein kulinarisches Kino, sondern die elektrisierende Auslotung von brodelnden sozialen und ethnischen Spannungen.
→ FFKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 02.04., 18 Uhr + Do 03.04., 19.30 Uhr (span.-engl. O.m.U.)
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→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Do 17.04. bis Sa 19.04. (span.-engl. O.m.U.)
→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 28.05., 19 Uhr (span.-engl. O.m.U.)
Meine Schwester, ihre Hochzeit und ich Adrien hat mit sich und dem Leben zu kämpfen, seit seine Freundin sich in eine Beziehungspause verabschiedet hat und er zudem bei der Hochzeit seiner Schwester eine Rede halten soll. Und dann gibt es da noch ein langweiliges Familienessen. – Laurent Tirard zaubert daraus mit Einfallsreichtum und einem groß aufspielenden Benjamin Lavernhe eine hinreißende Komödie.
→ Treffpunkt Kino im Kino GUK, Feldkirch: Mo 07.04., 15.30 Uhr (ab 14.30 Uhr Kaffee und Kuchen)
Samia
Ein großer Traum in dem vom Bürgerkrieg und vom Terror der Islamisten erschütterten Somalia: Die junge Läuferin Samia Yusuf Omar (1991-2012) möchte bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking teilnehmen. – Yasemin Şamdereli und Deka Mohamed Osman verbinden in ihrem bewegenden Biopic Sportfilm und bedrückende Flüchtlingsgeschichte.
→ Kinothek Lustenau: Mo 07.04., 18 Uhr + Mi 16.04., 20 Uhr (somali O.m.U.)
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Bird
Eine Zwölfjährige, die in einem Küstenstädtchen nahe bei London in tristen Verhältnissen aufwächst, freundet sich mit einem Außenseiter an: Andrea Arnold mischt schonungslosen Sozialrealismus mit märchenhaften Momenten und beschwört in einer bedrückenden Welt die kleinen Schönheiten des Alltags.
→ Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 7.4., 20.15 Uhr (engl. O.m.U.)
→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 23.04., 18 Uhr + Do 24.04., 19.30 Uhr (engl. O.m.U.)
Cranko
Der südafrikanische Choreograph und Tänzer John Cranko führte das provinzielle Stuttgarter Ballett in den 1960er Jahren zu Weltberühmtheit: Mit einem großartigen Sam Riley in der Titelrolle zeichnet Joachim A. Lang ein bewegendes Porträt des vom Tanz besessenen und visionären, aber auch verzweifelten homosexuellen Künstlers.
→ FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 16.04., 18 Uhr + Do 17.04., 19.30 Uhr (dt. Originalfassung)
→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: So 20.04. bis Do 24.04. (dt. Originalfassung)
→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 14.05., 19 Uhr (deutsche Originalfassung)
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Min Bahadur Bham entführt in den nepalesischen Himalaya, wo sich eine schwangere Frau auf die Suche nach ihrem Mann macht: Ein bildmächtiges Drama, das mit seinem ethnographischen Blick und seinem meditativen Erzählrhythmus nicht nur in das alltägliche Leben in dieser abgeschiedenen Region, sondern auch in das buddhistische Streben nach Ruhe und Gelassenheit eintauchen lässt.
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Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino
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Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at
Fr., 04.04.
20 Uhr, Freuenmuseum Hittisau TRAVELING SONGS
Konzert mit Nadine Jeanne & Julia Sebastian
Sa., 05./So., 06./13.04.
jeweils 15 Uhr, Kammgarn, Hard FRANZI AUF DER LEITER
Puppentheater Hard
—
Sa., 05.04.
21 Uhr, Spielboden, Dornbirn DEPECHE MODE & MORE PARTY
Die 43. Ausgabe findet am 05. April 2025 ab 21 Uhr wieder im Spielboden statt. —
Di., 08.04.
18 Uhr, inatura, Dornbirn KRÄUTERWORKSHOP
Winterblues adé mit heimischen Wildkräutern
—
Do., 10.04.
9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn DIGITAL ÜBERALL
Klicks und Tricks: Digitale Kompetenz für das beste Alter. Workshop für Senior:innen.
—
Do., 10.04.
19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
SELMA MITTELDORF
Historiker Johannes Spies beschäftigte sich mit der spannenden Lebensgeschichte der Fürsorgeschwester Selma Mitteldorf aus Hannover, die zwanzig Jahre lang in Vorarlberg in der Säuglingsund Tuberkulosefürsorge aktiv war. Vortrag
— Fr., 11.04.
14 Uhr, inatura, Dornbirn
INATURA GOES WILMA
Nester und Behausungen. Workshop für Kinder ab 8 Jahren.
—
Fr., 11.04.
17 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz „DIE ZEIT“-REPORTER WOLFGANG BAUER
über Afghanistan und andere Krisenschauplätze, freitags um 5 – Landesgeschichte im Gespräch
—
Fr., 11. + 12.04.
20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz GASTSPIEL THEATERALLIANZ klagenfurter ensemble: „mit dem großen Löffel (Musil)“, Uraufführung
— Fr., 11.04.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn AVEC
All my imaginary friends – Tour 2025 Support: no:no
—
Sa., 12.04.
15 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch
EI – EIN EI, KINDER von Stefanie Seidel präsentiert
—
Sa., 12.04.
19 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn CARI CARI Tour 2025, Musik
—
Sa., 12.04.
20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn OEHL
Tour der guten Hoffnung, Musik
—
Mo., 14.04.
20.30 Uhr, Kammgarn, Hard JOE GHATT
Musik —
Di., 15./16./17./18.04.
16 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn VON BÄREN UND SCHMETTERLINGEN
Osterworkshop für Kinder von 6 bis 12 Jahren
—
Mi., 16.04.
16 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn SHARED READING
Miteinander lesen, Lesung Diskussion
—
Mi., 16.04.
19 Uhr, Domino 's Hus, Frastanz
ITALIENISCH HOCK
Ungezwungener Treff für Freunde der italienischen Sprache mit Fokus auf Konversation.
—
Do., 17.04.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn DAS LAND DER KINDHEIT
Rainer Wisiak erzählt vom Aufwachsen in Dornbirn in den 60er- und 70er Jahren. Musikalisch umrahmt von Lakshmi Witzemann auf der Gitarre. Lesung.
—
Do., 17.04.
20 Uhr, Kammgarn, Hard UNNÜTZES MUSIKWISSEN
Hannes Tschürtz, Bühne
—
Sa., 19.04.
19 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn OIMARA
Kimm ma ned auf de Tour, Musik —
Mi., 23.04.
19 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch „STERNLESEN“ 2025 Literatur
—
Mi., 23.04.
19.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz DIE POETIK DER WERKSTATT
Erwin Einzinger und Günther Eisenhuber, Lesung & Gespräch
—
Do., 24.04.
19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn
ZUKUNFT MENSCH
Martin Grassberger, Regeneration als Revolution. Vortrag | Diskussion
—
Do., 24.04.
20 Uhr, Kammgarn, Hard 10 DEKA LIEBE, BITTE Franzalander, Comedy-Solo des anderen der ehemaligen Gebrüder Moped
— Fr., 25.04.
14 Uhr, inatura, Dornbirn KINDER KRÄUTERWORKSHOP Wildkräuter Abenteuer, Workshop
Ein Arabisch-jüdischer Kochkurs mit Gesprächen über Rezepte, orientalische Gaumenfreuden, Lieblingsgerichte, Kindheitserinnerungen, Familie, Zugehörigkeit, Diskriminierung und Flucht.
15 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn DREI WASSERSCHWEINE WOLLEN’S WISSEN
Matthäus Bär | Fortsetzung der beliebten Geschichte der drei Wasserschweine.
Mi., 30.04.
19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn SCHOREN ROCKT! 2025 Einmal im Jahr am Spielboden Dornbirn und nun das 15. Mal. Jeder Schüler vom BORG Dornbirn Schoren kann hier mit seiner Band auftreten. Auch beim 15. Mal dieser Veranstaltung sind acht talentierte junge Bands am Start.
EINE ZUKUNFT FÜR UNSERE ZUKUNFT.
ZU VORARLBERG GEHÖRT VIELES: DIE NATUR, DIE NEUGIERDE, DER FLEISS, DER MUT, DIE MENSCHEN. UND RAIFFEISEN.