marie 100/ Jänner 2025

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/ Jänner 2025

3,40 Euro

davon 1,70 Euro für die Verkäuferin/ den Verkäufer

Technik

Wirtschaft

Gestaltung

Soziales & Gesundheit

25 Studienprogramme

Bachelor | Master

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17:00—20:00

22.01.2025 | Bachelor

23.01.2025 | Master

Inhalt

4-10

Zu Besuch bei der alten Dame

Frauke Kühn gewährt der marie einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des Literaturhaus Vorarlberg

12-15 „Straßenzeitungen schauen hin, wo andere wegsehen“

Medienforscher Andy Kaltenbrunner über die Chancen der Straßenzeitungen in Zeiten des digitalen Wandels

17 Sudoku

18-21 „Machen wir's ung'hörig“

Bettina Steindl, Geschäftsführerin der CampusVäre, plädiert für mehr Anpacken statt Jammern

22-23 Goldmarie

Goldene Suppenparade zur 100. Ausgabe der marie

24-28 Wider die Spaltung der Frauen

Soziologin Franziska Schutzbach zeigt auf, wie Frauen sich patriarchalen Strukturen entziehen können

30-31 Aufrichten statt unterrichten

Sabine Scheffknecht setzt sich in ihrer neuen Funktion für eine Transformation des Schulsystems ein

32-35 100 Titelseiten der marie

36-38 Hoffnung ist ein Anker

Interview mit Nachhaltigkeitsforscher

Thomas Brudermann über die „Kunst der Ausrede“

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser! 100 – ist das nicht eine schöne Zahl? Wir freuen uns riesig über unsere 100. Ausgabe und haben uns gedacht, man soll es ihr schon ein wenig anmerken, dass sie eine besondere ist. So lassen wir es auf unsere Art krachen: Alle Zeichenlimits wurden aufgehoben, unsere Redakteur:innen durften sich austoben und ihre Geschichten ausführlich in Wort und Bild setzen. Statt der üblichen 40 Seiten halten Sie gerade 64 Seiten marie in der Hand und wir hoffen, Sie haben daran mindestens so viel Freude wie wir! Um möglichst viele Stimmen im Originalton in diese 100. Ausgabe zu bringen, haben wir zahlreiche Interviews geführt. Wir sind dabei auf Menschen zugegangen, die die Konfrontation mit der Komplexität und den Schieflagen unserer Zeit nicht scheuen. Die sich darin jedoch nicht verhaken, sondern mit vorwärtsgewandten Fragestellungen zu einem neuen, bis hin zu revolutionären Denken finden. Denn ja, vieles bricht. Und vieles kann werden. Es liegt an uns, zumindest Puzzleteile davon zukunftsgerichtet zu gestalten.

39

Rechenrätsel, Schachecke

40-43 „Da geht mir das Herz auf“

Manuela Schweighofer erzählt über ihre ehrenamtliche Arbeit als Barber Angel

46-48 „Ich war ein vorlauter Schüler“

Schüler:innen des Poly Bludenz nehmen den Leiter des Jüdischen Museum, Hanno Loewy, ins „Kreuzverhör“

51 Impressum

52 Meine Straße der Kindeheit

Psychotherapeutin Helga Kohler-Spiegel erinnert sich

52 Rätsellösungen

54-55 Wem gehört der öffentliche Raum? Kommentar von Michael Hämmerle (Kaplan Bonetti) zur Situation am Bahnhof Dornbirn

56-57 Was nicht vergessen wird, lebt Öffentliches Erinnern an die Opfer der NS-Diktatur

58-59 Pendler zwischen den Musikwelten Jazzmusiker David Helbock im Porträt

60 Filmclubtipps

62-63 Veranstaltungskalender

Kontaktieren Sie uns

Sie haben Anregungen, Wünsche oder Beschwerden? Dann schreiben Sie uns doch einfach. marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-MaximilianStraße 18, 6845 Hohenems. E-Mail: redaktion@marie-strassenzeitung.at oder Sie rufen uns an unter 0677 615 386 40. Internet: www.marie-strassenzeitung.at. Wir freuen uns über Ihre Zuschriften!

Mit der 100. Ausgabe läuten wir im Übrigen auch unser zehntes Geburtsjahr ein. Die Sektkorken werden allerdings erst zum marie-Geburtstag am 8. Dezember knallen! Was uns das Jahr wohl bis dahin bringen wird? John Lennon hofft in seinem Anti-Krieg-Song „Happy Xmas“, dass es ein gutes wird, ganz ohne Angst: Let’s hope it’s a good one without any fear. Dear Mr. Lennon, ganz schaffe ich das nicht, allein der 20. Jänner liegt mir bereits jetzt trumpig schwer im Magen. Kummer und Harm schweigen nach Weihnachten meist nicht lange. Es wird sich wohl nicht vermeiden lassen, mir wieder tausend Gedanken zu allem möglichen machen zu müssen, unnötige wie notwendige, das Private wie das Weltgebaren betreffende. Gleichzeitig weiß ich aber auch längst: Irgendwas ist da immer. Wirklich immer. Auf Glückszustände zu warten, die sich durch völlige Unbesorgtheit auszeichnen, das kann ewig dauern. Besser also singen, tanzen und lachen, nicht WEIL man glücklich ist, sondern UM ZU. Um Endorphine freizusetzen, um die Stimmung zu heben, umgegen Krisenhaftes einen Puffer aufzubauen. Es machen wie die Lachyogis: Weil der Körper nicht zwischen echtem und gespieltem Lachen unterscheiden kann, lassen sich Immunsystem, Psyche und Herz-Kreislauf auch über simulierte Lachsalven stärken. Also, auch wenn’s grad nicht so läuft, Mundwinkel nach oben, Zähne blecken und einfach mal ohne Grund lauthals drauflos lachen. Spätestens dann hat man eh einen Grund.

An dieser Stelle möchten wir mit einem echten, von Herzen kommenden Lächeln DANKE sagen. Unseren Verkäuferinnen und Verkäufern, Ihnen als Leserinnen und Lesern, unseren leidenschaftlichen Schreiber:innen und Mitgestalter:innen, Bonetti, Caritas, dowas und do it yourself für die gute Zusammenarbeit im Vertrieb und schließlich auch allen uns verbundenen Unternehmen, die durch ihre Inserate einen großen Anteil daran haben, dass wir nachhaltig und unabhängig in dieser Qualität produzieren können. Danke, danke, danke. Das gesamte marie-Team wünscht Ihnen ein glückliches, neues Jahr, in dem es echt viel zu lachen gibt. Let’s hope it’s a good one. Ihre Simone Fürnschuß-Hofer, Redakteurin

Die nächste Ausgabe der marie erscheint am 31. Jänner.

Zu Besuch bei der alten Dame

Im Frühjahr öffnen sich in der ehemaligen Villa Rosenthal in Hohenems die Tore des Literaturhaus Vorarlberg. Wir durften noch während der Sanierungsarbeiten hinter die Kulissen blicken, ließen uns von Geschäftsführerin Frauke Kühn (52) durch Raum und Zeit führen und unterhielten uns mit ihr über den Kernauftrag des Literaturhauses. Fazit vorweg: Literatur ist für alle da. Das Haus sowieso.

Text und Interview: Simone Fürnschuß-Hofer, Fotos: Karin Nussbaumer

I„Das

Haus hat 1890 den Atem angehalten, seitdem wurde keine Wand mehr versetzt.“

ch bin fast ein wenig aufgeregt, als ich Richtung Hohenems Zentrum fahre. Endlich werde ich diese geheimnisvolle Gründerzeit-Villa am Rande des Jüdischen Viertels in der Radetzkystraße 1 betreten dürfen. Ein bisschen was habe ich bereits über sie erfahren. Dass einen das Ambiente direkt in die großbürgerliche Schicht der Jahrhundertwende eintauchen ließe beispielsweise. Zuletzt residierte hier das Ehepaar Franziska und Iwan Rosenthal, bevor deren Nichte 1938 – vor den Gräueln des Nationalsozialismus flüchtend – das Anwesen verkaufen musste. Durch ihren jahrzehntelangen Dornröschenschlaf hat sich die denkmalgeschützte Villa nicht nur ein Stück Zeitgeschichte bewahrt, sie hat sich auch eine Aura der Unnahbaren zugelegt. Zumindest mir, die ich als Besucherin von Hohenems regelmäßig an ihr vorbeigelaufen bin, war sie immer etwas suspekt. Kein Leben schien von ihr auszugehen, viel eher verdächtigte ich sie einer Unterkühltheit, die mich auf Distanz hielt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie mich einmal so um den Finger wickeln würde.

Baukulturelle Schatztruhe

Seit bald drei Jahren wird den Räumlichkeiten nun schon neues Leben eingehaucht. Mit großer Sorgfalt für den historisch bedeutsamen Nachlass, mit viel innenarchitektonischer Finesse und Feinsinn für die zukünftige Widmung eines offenen, allen zugänglichen Ortes. Herzstück der revitalisierten 1500 Quadratmeter soll neben einem Café und weiteren Büros das Literaturhaus Vorarlberg werden. Geschäftsführerin Frauke Kühn ist mit ihrem Team bereits eingezogen und ich bin unterwegs zu ihr. Am Tor der ehemaligen Kutscheneinfahrt nimmt sie mich in Empfang. Noch stapeln sich hier Eimer, Pinsel und allerlei Handwerksgerät. Noch ist hier viel zu tun, gleichwohl sich schon beim Betreten des Gartensalons ein feierliches Wow in mir ausbreitet. Ich weiß nicht, wohin ich zuerst schauen soll: Aufs Ganze, aufs Detail, nach oben, nach unten, hinaus, in oder um die Ecken? Stuckverzierungen und Ornamente, wohin man blickt, dekorative Tapeten, Putten im Wolkenhimmel, herrschaftliches Gewölbe,

schmiedeeiserne Gitter ... Ich gebe kleinlaut zu – Ironie am Rande – meinen ersten Eindrücken ist im Literaturhaus mit Worten nur schwer beizukommen.

„Nicht betreten“ warnt ein handgeschriebener Zettel an der geschwungenen Holztreppe, die vom Gartensalon nach oben führt. Wie schade, gerne würde ich über diese Stufen schreiten, vorbei an den prächtigen Glasmosaiken und der barocken Kanzel, aber Geduld ist gefragt, wo fachkundige Restauration dem Zahn der Zeit zu Leibe rückt. Umso erfreulicher, dass zugunsten der Barrierefreiheit bereits ein Lift eingebaut ist, der uns kurz in die Gegenwart und dann in den ersten Stock führt. Hier in der sogenannten Beletage, das seinem Wortsinn „schönes Geschoss“ mehr als gerecht wird, befinden sich die ehemaligen Repräsentationsräume der Rosenthals – Salon, Wintergarten, Musikund Spielezimmer. Alles in dunkles Holz und mächtige Tapeten gekleidet. Wäre da nicht der Blick nach außen, der die Sicht auf die modernen Neubauten freigibt, man würde sich tatsächlich in einer anderen Zeit wähnen. Ich wanke zwischen Staunen und leichtem Schauder, so etwas kenne ich nur aus Filmen. Ein bisschen fühle ich mich an die Szenerie der Titanic erinnert, wenngleich die monumentale Zeitkapsel hiesigen Orts widrigsten Umständen standhielt. Mehr noch, stellt doch die Villa Iwan und Franziska Rosenthal ein baukulturelles Erbe dar, wie es nur noch dreimal in Österreich zu finden ist. Wohl weniger eine Folge bewussten Bewahrens als vielmehr dem Prinzip „Glück gehabt“ geschuldet. Frauke Kühn: „Das Haus hat 1890 den Atem angehalten, seitdem wurde keine Wand mehr versetzt.“ Dort, wo beim Diner auf einer halbrunden Bühne die Musikanten fürs gesellschaftliche Pläsir aufspielten, hat sie für unser Interview ein Provisorium aus Tischchen und zwei Stühlen aufgestellt. Bevor ich mich für unser Interview am vermutlich edelsten Platz des Hauses trotz ziemlich unangemessener Kleidung niederlassen darf, schweift mein Blick in den derzeit brachliegenden, winterlich kahlen Park, wo Kastanie und Platane den baubedingten Erschütterungen trotzten und kühlendes Schattenglück für den Sommer versprechen.

Haus mit eigenem Sound

Die Tücken und Vorzüge der ehrwürdigen Räumlichkeiten kennt Frauke Kühn wie kaum eine andere. „Das Haus ist eine alte Dame, sie geht leicht gebeugt, aber sie ist äußerst charmant“, sagt sie und lacht – ist sie doch

Die Vergangenheit ist in jedem Detail spürbar, im Sanierungsprozess werden keine Zeitsprünge geduldet. So wenig wie möglich wird verändert oder hinzugefügt.

diesem Charme längst erlegen. Ihre Begeisterung ist ansteckend, mein anfängliches Fremdeln weicht einer seltsamen Behaglichkeit. Und ich bin mir sicher, sie meint auch keine spukenden Geister, wenn sie dem Haus seinen „eigenen Sound“ bescheinigt. Das Literaturhaus Vorarlberg will seine Projekte jedenfalls geschickt am Schatz des Alten anbinden und die Räume mit Gegenwart und Zukunft füllen. „Wir machen bewusst kein Museum daraus, vielmehr soll sich hier ein lebendiger Ort der Sprache und Begegnung entfalten und dabei möglichst alle willkommen heißen“, so die Geschäftsführerin. Eröffnet und gefeiert wird etappenweise, etwas leiser am 5. April und im Zuge der Rathaus-Quartiers-Eröffnung am 14. Juni dieses Jahres dann mit dem offiziellen Startschuss.

„Wir machen bewusst kein Museum daraus, vielmehr soll sich hier ein lebendiger Ort der Sprache und Begegnung entfalten und dabei möglichst alle willkommen heißen.“

„Es geht um den kleinen poetischen Dreh“

Über den Schaffensdrang und die Lust an unkonventionellen

Projekten, die das Literaturhaus auch ohne fixen Sitz seit zehn Jahren ausmachen, und die neu hinzukommenden

Möglichkeiten in der Radetzkystraße 1 hat uns Frauke Kühn im Interview erzählt.

marie: Zurückgespult zu den Anfängen als Literaturhaus, als es noch gar kein Haus dafür gab: Seit wann bist du dabei und was war die Idee?

Frauke Kühn: Gemeinsam mit Daniela Egger und Wolfgang Mörth vom Trägerverein literatur.ist bin ich seit 2015 vom ersten Atemzug an mit dabei und ja, damals haben wir nicht geahnt, dass wir einmal in einem wirklichen Haus verortet sein werden. Dieser Weg der Institutionalisierung ist ein großer Schritt für uns. Umso besser, dass wir in diesen zehn Jahren ohne Haus so viel gelernt haben. Wir haben verstanden, das Literaturhaus ist da, wo wir es brauchen. Wir wissen um den Reiz des öffentlichen Raumes, wir wissen um die Kraft, das Literaturhaus dorthin zu bringen – im Sinne von Interventionen –, wohin es physisch eigentlich nie kommen würde.

Wozu braucht es dann überhaupt ein Literaturhaus mit echten Räumen?

Genau diese Frage hat mich konzeptionell sehr beschäftigt. Klar wurde mir, wir wollen nicht Bestehendes doppeln, es macht keinen Sinn, wenn Autoren die siebte Lesung im Literaturhaus machen, genauso wenig wie die erste. Das Haus muss sich anders verstehen, in ergänzenden Facetten, muss sich erlauben, immer wieder anders zu denken, ohne das große Feuerwerk zu suchen. Es geht um den kleinen poetischen Dreh, eine kleine Variation von etwas Klassischem.

Ihr seid also kein reines Veranstaltungshaus?

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Nein, wir sind nicht das Haus, das nur abends für Veranstaltungen stundenweise öffnet und dann wieder schließt. Wir haben die Fläche hier den ganzen Tag zur Verfügung, die-

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se Fläche muss in ihre Kraft kommen. Und zwar für alle Menschen, die über ihre Steuergelder dieses Literaturhaus mit uns gemeinsam tragen und einen guten dritten Ort brauchen. Also ist dieses Haus tagsüber geöffnet, wir begreifen es als Labor, es ist frei von Konsumzwang und es bietet unterschiedliche Dinge an, die dich alle in die Sprache einladen, ins Schreiben, ins Sprechen, ins Lesen, ins Zuhören.

Geht Literatur und „niederschwellig“ überhaupt? Wie schafft ihr es, die Schwellenangst zu nehmen – in ein so historisch aufgeladenes Haus zu kommen, in dem zudem etwas beheimatet ist, von dem viele glauben, damit „nichts am Hut zu haben“?

Vor dem Hintergrund, dass keiner von uns jeden Tag mit der gleichen Sehnsucht aufwacht, haben wir uns gedacht, es muss die Möglichkeit geben, dass du aus einem Angebot an Impulsen deinen Aufenthalt hier so gestalten kannst, wie er für dich richtig ist. Das kann bedeuten, dass jemand einen Schreibworkshop braucht oder einen ruhigen Ort zum Schreiben. Für Schüler:innen kann es ein Ort sein, um Hausaufgaben zu machen, sich Rat für ihre VWA zu holen oder für ihre Podcast-Idee. Und für Studierende das richtige Ambiente, um ihre Bachelorarbeit zu schreiben.

Und wenn ich gar kein Anliegen habe, außer dem, einfach mal vorbeizukommen?

Dann kommst du bitte herein, ziehst deine Schuhe aus, nimmst dir eine Tasse Tee oder Kaffee, legst die Füße hoch – zum Beispiel im Wintergarten – und guckst aus dem Fenster. Und dann glauben wir, dass der innere Dialog, der gerade in dir stattfindet, genau das ist, was du jetzt brauchst.

Ich darf also auch nur schauen?

(nickt) Du musst hier mit niemandem reden, du musst auch nicht auf uns zukommen, du musst nicht von uns angeleitet werden, wie man dieses Haus benutzt. Wir möchten, dass du so kommst, wie du bist. Dieses Haus

Frauke Kühn an ihrem Arbeitsplatz in der Villa Rosenthal

ist erwartungslos und ergebnisoffen und es umarmt dich und du verbringst hier deine Zeit, so wie das für dich richtig ist.

Ihr realisiert unglaublich viele Projekte. Kannst du vielleicht eines herauspflücken, anhand dessen sich beschreiben lässt, was ihr als eure Kernaufgabe versteht?

Da nenne ich gerne zwei Beispiele. Zum einen haben wir den auf Social Media, aber auch intern gelebten Hashtag #deinliteraturhaus, der verdeutlicht: Das hier ist dein Ort. Du ziehst hier mit uns ein und du bringst diesen Raum für dich in die gewünschte Wirkung. Damit das schon jetzt möglich ist, tourt unser „#tinyliteraturhaus“, eine Art wandernde Mini-Ausgabe des Literaturhauses, seit über einem Jahr durch Vorarlberg und informiert in leichter Sprache über das Haus. Es hat immer die Frage auf sich kleben, was braucht das Literaturhaus, damit du dich darin wohlfühlst. Und da ist von Esterhazy-Schnitten über Dinosaurier bis hin zum ruhigen Ort oder auch internationaler Literatur ganz viel ablesbar.

Was ist dabei der meistgeäußerte Wunsch?

Der Ort der Ruhe. Bei allem Wunsch, die Menschen in Aktion zu bringen, haben wir verstanden, dass es den Raum braucht, wo man den Akku aufladen kann.

Und das zweite exemplarische Projekt?

„Wir möchten, dass du so kommst, wie du bist. Dieses Haus ist erwartungslos und ergebnisoffen und es umarmt dich und du verbringst hier deine Zeit, so wie das für dich richtig ist.“

Wir haben schon im September 2019 im Gartensalon ein Format ausprobiert, in das wir uns sehr schnell verliebt haben: „Kill Your Darlings*“. Live vor Publikum wird ein noch nicht veröffentlichtes Manuskript lektoriert. Das Publikum kann das Manuskript vorher ausgedruckt von uns anfragen, zu Hause vorlektorieren und sich dann am Abend einbringen. Wir haben damals den unglaublichen Glücksgriff gemacht, Verena Rossbacher mit ihrer Lektorin Mona

Leitner im Haus zu haben. Es war ein so leidenschaftlicher Abend, wahnsinnig unterhaltsam, uns ist wirklich das Herz aufgegangen. Im Übrigen war das damals das Manuskript für das Buch „Mon Chéri und unsere demolierten Seelen“, für das Verena Rossbacher dann 2022 den Österreichischen Buchpreis bekommen hat. Wir wollten das Format unbedingt weiterführen, aber dann kam Corona. Heuer werden wir es wieder aufnehmen.

Ihr fühlt euch in euren Aufgaben nicht einer speziellen Zielgruppe verpflichtet, nicht wahr?

Wir haben uns ausführlich mit dem Zielgruppen-Thema auseinandergesetzt und ganz bewusst beschlossen: Wir wollen für alle da sein. Natürlich ist dieses Haus ein Ort für all jene, die Literatur lieben und ihr ganz spezifisches Wissen noch einmal vertiefen möchten, aber ich finde es genauso wichtig, dass dieses Haus für Menschen da ist, die weder in ihrer Erstsprache noch in ihrer Zweitsprache zu Hause sind oder die sich in der Schule in Deutsch immer schwergetan haben. Wir denken als Eltern vielleicht, der Deutschunterricht in der Schule wird’s schon richten, aber nein, es braucht mehr. Nur weil jemand Grammatik oder Orthografie nicht beherrscht, heißt das nicht, dass er nicht eine richtig gute Geschichte in sich trägt. Wir Menschen hätten nicht überlebt, wenn wir uns nicht nach der guten Geschichte gesehnt hätten. Hätten wir damals am Lagerfeuer nicht den Erzählungen zugehört, wie sich ein Säbelzahntiger anschleicht, dann wären wir vielleicht am nächsten Tag tot gewesen.

Was euch auch ausmacht, ist eure Lust und euer Anspruch an Vernetzung und Kooperation.

Ja, wir arbeiten nahezu in jedem Projekt mit wunderbaren Partner:innen zusammen. Gemeinsam kommen Ideen so viel mehr in ihre Schönheit und es ist immer gut, Kräfte zu bündeln. Zu diesen Partner:innen zählen neben internationalen natürlich auch regionale Literaturinitiativen wie zum Beispiel die Literatur Vorarlberg oder das Literaturhaus

Villa Rosenthal

Die heutige Grundform der Villa Rosenthal geht auf Franziska und Iwan Rosenthal zurück, die 1890 das Anwesen umgestalten und modernisieren ließen. Nach deren Tod erbte Nichte Amalie die Villa. 1938 musste diese vor den Nationalsozialisten flüchten, das Haus verkaufte sie an den Zahnarzt Hans Schebesta. Das Hauptgebäude steht seit vielen Jahren leer. 1988 wurde die Villa unter Denkmalschutz gestellt.

Literaturhaus

Eröffnung des Literaturhaus Vorarlberg in 2 Etappen:

Sa, 5. April: Das Literaturhaus Vorarlberg öffnet sich für alle, die es entdecken und erleben wollen. Start des laufenden Programmbetriebs.

Sa, 14. Juni: Das Literaturhaus Vorarlberg wird im Rahmen der Rathaus-Quartier-Eröffnung in Hohenems feierlich eröffnet.

Ausstellung:

Großes kleines Kino aus dem Literaturhaus Vorarlberg am Sa, 10. Jänner um 19:30 Uhr im Literaturhaus Stuttgart, das die kleine Daumenkollektion des Literaturhauses Vorarlberg und ihre neun grafischen Erzähler:innen auf die große Bühne bringt. Den Auftakt begleitet eine Podiumsdiskussion über die Bedeutung von Literaturhäusern mit Monika Helfer, Michael Köhlmeier und Frauke Kühn. Info: literatur.ist

Frauke Kühn wurde 1972 in Peine (D) geboren. Sie hat Germanistik und Anglistik für das gymnasiale Lehramt an der Universität Bielefeld sowie Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg studiert. Seit 2002 lebt und arbeitet sie als Kulturmanagerin in Feldkirch. Sie hat zwei erwachsene Kinder, ist ein Fan von Podcasts und von Dänemark. Wenn der Tag zu laut war, greift sie zum Fotoapparat und geht zum Fotografieren in die Natur.

Liechtenstein. Diese Institutionen stehen für die facettenreiche Literaturlandschaft, in die sich das Literaturhaus nun als jüngste Idee einbetten darf. Mit dem Projekt „Guestroom“ laden wir diese Vielfalt ins Literaturhaus ein, machen sie dort einmal mehr sicht- und erlebbar. Dafür können sich Initiativen, wie beispielsweise das W*ORT in Lustenau oder der Saumarkt in Feldkirch, mit einer ihrer Lieblingsveranstaltungen bei uns einbuchen. Wir stellen die Infrastruktur, tragen die Kosten und freuen uns auf das lebendige Programm unserer Partner:innen. Das Feedback auf diesen Vorschlag ist so positiv, dass wir einige Interessierte bereits auf 2026 schieben mussten.

Weil du ganz sicher nicht ganz zufällig in diesem Beruf gelandet bist: Was bedeutet Literatur eigentlich für dich persönlich?

Darin ist für mich alles zu finden. Was mich aufregt oder ärgert oder verstört, aber auch, was mich sehr, sehr glücklich macht. Gute Texte bringen mich immer wieder zum Staunen und das ist ein Effekt, der sich nicht abnutzt, wie viel Freude es mir macht, in ihnen zu forschen. Obwohl, ein bisschen leidet inzwischen der Lesegenuss. Ich kann mich nicht mehr so hingeben, wie ich das als Kind konnte. Ich habe Jahre meiner Kindheit in Büchern gelebt und weiß, wie sich das anfühlt. Und das ist etwas, was mir durch die Analyse verloren gegangen ist. Heutzutage lese ich Texte natürlich anders und auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Aber das ist ja auch ein Lesegenuss, nur eben ein anderer als früher.

*Geläufiger Ausdruck für die Empfehlung eines Lektors/einer Lektorin, liebgewonnene Teile eines Textes zu streichen, wenn sie dem Gesamtwerk nicht dienen.

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„ STRASSENZEITUNGEN SEHEN HIN, WO ANDERE WEGSEHEN“

Wie lange gibt es noch eine gedruckte Zeitung? Wie kann der digitale Wandel Chancen auch für Straßenzeitungen eröffnen? Und wie lässt sich das alles am Ende auch finanzieren? Fragen über Fragen. Journalist und Medienforscher Andy Kaltenbrunner (62) haben wir um Antworten gebeten.

marie: Wie muss ich mir den Andy Kaltenbrunner am Frühstückstisch vorstellen? Mit der gedruckten Zeitung oder mit dem aufgeklappten Laptop?

Andy Kaltenbrunner: Selten mit dem Laptop, meistens mit dem Handy in der Hand. Zeitungen in Papier habe ich nur sehr selten am Tisch. Aber viele Nachrichten-Apps und Social Media-Kanäle am Telefon. Es gibt ein paar Sentimentalitäten. Den SPIEGEL kaufe ich etwa noch oft in Papierform. Vor allem wegen des typischen Magazin-Geruchs und auf Reisen aus Tradition, um im Zug oder Flugzeug manchmal auch zu blättern.

Diese Entwicklung klingt für uns als Straßenzeitung nicht sehr optimistisch. Denn Basis unseres Geschäftsmodells ist die Zeitung in Papierform. Müssen wir uns ernsthaft Gedanken über unsere Zukunft machen? Na ja. Ich kann mir vorstellen, dass eine Straßenzeitung aus verschiedenen Gründen eine etwas längere Zukunft hat als Traditionsblätter, weil eine andere Zielgruppe und Selbstverständnis. Der Vertriebsweg mit Papier wird da noch etwas länger funktionieren. Aber ob das auf Dauer gelingen kann, bezweifle ich. Der klassische Zeitungsmarkt, Lieferant für den Papierstoß am Frühstückstisch, ist auch in Österreich definitiv Vergangenheit. Die einen Printmedien haben es geschafft zu digitalisieren, die anderen sind schon jetzt verschwunden oder bald weg. Es bleiben nur Papiernischen, etwa für WochenendMedien oder manche Special-Interest- und Hochglanzprodukte. Sie sprechen von verschiedenen Gründen für eine längere Lebenszeit der klassischen Straßenzeitung. Können Sie das konkretisieren? Es gibt bei Straßenzeitungen einen strategischen Vorteil. Vieles was an Vertrieb und Verkauf stattfindet, erfolgt dort über einen Sympathiefaktor für die Idee. Es ist auch ein bewusster Akt der Gemeinnützigkeit, wenn jemand eine Straßenzeitung kauft. Ich kaufe mir in Wien regelmäßig den Augustin, manchmal sogar zwei- oder dreimal bei verschiedenen Verkäufern und zahle eine kleine Preisaufrundung. Aber inhaltlich könnte man mir zentrale Inhalte der Straßenzeitung besser irgendwo auf einem Social-Media-Kanal oder einer Webseite zur Verfügung stellen. Und manches ließe sich gut in einem lebendigen, moderierten Online-Forum diskutieren. Das würde die Wahrschein-

lichkeit, dass ich Augustin-Sozialreportagen und die oft andere Sicht auf unsere Gesellschaft wahrnehme, sogar erhöhen. Die Straßenzeitungsverkäufer treffe ich ja nur sporadisch.

Straßenzeitungen haben bei ihrem Journalismus meist noch das Selbstverständnis eines publizistischen Gegenöffentlichkeitsprojekts, das hinsieht, wo andere wegsehen. Da funktioniert bei der Straßenzeitung noch eine Weile der Papiervertrieb, weil wir Leser auch im Hinterkopf haben, dass jene, die die Zeitung verkaufen, dabei auch fair etwas dazuverdienen. Das ist übrigens ein großer Unterschied zum Zeitungsvertriebsmodell der großen Medienhäuser.

Inwiefern?

Diese haben inzwischen ein großes Problem, um den Vertrieb, speziell Hauszustellung, noch zu organisieren. Das Käufernetz ist aufgrund der Leserund Abo-Rückgänge so löchrig geworden, dass eine Arbeit als freiberuflicher Hauszusteller mit Erlösbeteiligung nach verteilter Stückzahl unzumutbar geworden ist. Zugleich werden die Vertriebskosten pro Exemplar für die Verlage generell zu hoch. Es gibt auch kaum mehr klassische Straßenkolporteure. Genauer betrachtet war das aber ohnehin immer eine unfair entlohnte, riskante Tätigkeit, jahrzehntelang mit Scheinselbstständigkeit und viel Ausbeutung dieser Kolporteure.

Interview: Frank Andres, Fotos: Schedl, iStock

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Wenn die gedruckte Zeitung tatsächlich vom Markt verschwindet, wohin kann die Reise für uns als Straßenzeitung gehen?

Es gibt durchaus Optionen, um die Idee in eine digitale Welt, auch finanzierbar, zu überführen. Es gilt im Mediengeschäft mehr denn je, sich Communities aufzubauen, die bereit sind für Journalismus auch digital zu bezahlen. Wenn ihr das gut macht, ist das für Straßenzeitungen mit ihrer inhaltlichen Mission sogar plausibler, als für viele andere beliebige, einst breitgestreute Printmedien, die ihre eigene Zielgruppe oft nicht mehr gut genug kennen und für den Großbetrieb viel, viel mehr Zahler brauchen.

Ich würde behaupten, dass unsere Straßenzeitung bei Menschen, die uns kaufen und hoffentlich auch lesen, teilweise große Sympathien genießt. Könnte uns das bei einem digitalen Wandel helfen?

Absolut. Wir sehen, dass durch wohlwollende, integrative Communities neue Digitalmedien, neue Plattformen entstehen, die stark und refinanzierbar sind. Ich habe zuletzt auch ein spanisches Medium forschend beobachtet, die Online-Nachrichtenplattform eldiario.es mit Sitz in Madrid. Dieses wurde vor einem Dutzend Jahren von einem Dutzend junger Journalisten und auch Zeitungsveteranen gegründet. Das war in einer Zeit des Umbruchs und der frühen, schweren Krise der Print-Traditionsmedien in Spanien. Diese digitalen Gründer von eldiario.es hatten die Nase voll vom Gejammere ihrer Printmedien-Chefs und wollten ihr eigenes Online-Ding machen und eine eigene Community aufbauen. Heute sind dort mehr als 150 Mitarbeiter tätig, die ein ökonomisch erfolgreiches Medium führen. 90.000 Members zahlen ihnen monatliche Mitgliedsbeiträge. Sie machen einen national sehr guten OnlineJournalismus, inzwischen auch viel Lokalberichterstattung in Spaniens Regionen und erzielen eine 10-Prozent-Umsatzrendite. Ihre Geldflüsse sind ganz transparent für jeden auf der Website jedes Jahr dargestellt, damit klar ist, dass sie von keinen Parteien oder Lobbys abhängig sind. Sie machen den großen Traditionshäusern ernsthaft Konkurrenz und im Gegensatz zu den verbliebenen Zeitungen kontinuierlich Gewinn. Solche spannenden journalistische Neugründungen, die im Geschäftsmodell vor allem Wachstum mit dem stark integrierten Publikum setzen und auf viel Interaktion mit diesem, sehen wir auch schon länger etwa in Skandinavien, den Niederlanden oder Großbritannien.

Sehen Sie in diesem Zusammenhang auch Chancen für lokale Straßenzeitungen?

„Es gibt bei Straßenzeitungen einen strategischen Vorteil. Vieles was an Vertrieb und Verkauf stattfindet, erfolgt dort über einen Sympathiefaktor für die Idee. Es ist auch ein bewusster Akt der Gemeinnützigkeit, wenn jemand eine Straßenzeitung kauft.“

Durchaus. Gerade bei Online-Produkten, die auf lokale Inhalte setzen, gibt es international sehr viele Nischen. Das bedeutet, dass diese Medien sich auf ganz spezielle Interessen konzentrieren, zum Beispiel auf die Kultur- oder eben die Sozialberichterstattung. Eine große Zukunft des Journalismus liegt in lokalen Themen. Das funktioniert dann weiterhin gut, wenn man durch die persönlichen Kontakte seine Community kennt und durch diese Nähe zum Leser mehr Bindung erzeugt. Die relevanten Nachrichten aus Dorf oder Bezirk kennen und können diese Medien außerdem besser als die internationalen Onlineplattformen, die sonst allgemeine Aufmerksamkeit und die Werbegelder in die USA abziehen. In Österreich sind wir in diesen Entwicklungsprozessen noch zurück, eben weil der Traditionsmarkt lange relativ stabil war und der Print-Niedergang von einem sehr hohen Niveau ausging. Neue Lokalund Nischenmedien hatten da wenig Platz. Ein Vergleich: In der spanischen Provinz Alicante, in der 1,5 Millionen Menschen leben, gibt es derzeit 23 derartige lokale Online-Medien als Neugründungen des vergangenen Jahrzehnts, die sich selbst finanzieren und nichts mit den großen Medienhäusern zu tun haben. >>

Werden solche Portale in Spanien von staatlicher Seite finanziell gefördert?

Nein, im Gegensatz zu Österreich gibt es gar keine Medienförderung. Sie müssen also umso mehr Menschen finden, die bereit sind, für ihre journalistische Leistung zu bezahlen. Gut ist auch, wenn sie eine ausreichend große Reichweite erzielen, damit der lokale Markt, Friseur und Autohändler doch auf ihrem Portal inserieren und nicht überwiegend auf Facebook oder Google-Ad. Diese hyperlokalen Medien brauchen keine riesigen Teams. Das wird bei Straßenzeitungen wie der Ihren aber wahrscheinlich auch nicht notwendig sein.

Das stimmt. Und es gibt zudem eine weitere Parallele zwischen der Straßenzeitung marie und den regionalen, spanischen Online-Portalen. Auch wir kommen ohne öffentliche Gelder aus. Das heißt: Wir finanzieren uns zum größten Teil über den Verkauf der Zeitung bzw. Firmen und Institutionen, die bei uns ihre Inserate schalten. Unser Zugang zum Projekt war immer ein journalistischer. Wir versuchen durch unsere Inhalte zu überzeugen und Monat für Monat möglichst viele Menschen zu finden, die bereit sind, für unsere Zeitung zu zahlen. Was Sie hier beschreiben, widerspiegelt genau diese Gründer-Denkweise, die sich an der Zielgruppe orientiert und nicht an einer bestimmten Produktionsform. Ich nenne das: „Kanal egal“. Wenn Sie sagen, es geht ihnen im Kern um die journalistische Idee, um die journalistische Unabhängigkeit, um die Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit, dann zeigt es Ihren publizistischen Start-up-Geist. Es ist dann zweitrangig, welche Kanäle sie dafür brauchen. Sie müssen ihre Community erreichen, wo sie eben ist. Dieser Gründergedanke gehört von staatlicher Seite durchaus stärker unterstützt. Zum Beispiel in Form einer Förderung für journalistisch innovative Projekte. Das gibt es derzeit in Österreich nur in Wien mit dem Förderprogramm „Wiener Medieninitiative“. Im Gegenzug für solche Innovationsförderung wäre eine drastische Reduktion von öffentlichen Inseraten möglich. Diese werden oft politisch ganz freihändig und beliebig für eine willfährige Berichterstattung vergeben. Das ist eine furchtbare Verzerrung des Marktes und eine negative Beeinflussung des unabhängigen Journalismus. Das Blöde an unserem Fördersystem ist, dass es

„Das Blöde an unserem Fördersystem ist, dass es selbst eben gar nicht intelligent ist und im schlimmsten Fall Projekte wie das ihre behindert statt unterstützt. Es verzerrt den Wettbewerb und hält tradierte Dinge auch auf lokaler Ebene aufrecht, die ohne Hilfe des Staates gar nicht aufrechtzuerhalten wären und behindert damit den Neustart der besseren Idee.“

„Wenn ich bei Lehrveranstaltungen für Erstsemestrige frage, wer in den letzten Tagen eine gedruckte Zeitung gelesen hat, dann zeigt einer von fünfzig Studierenden auf. Und der hat die Zeitung wahrscheinlich auch nur darum gelesen, weil er bei der Großmutter zu Besuch war, wo eine herumlag.“

selbst eben gar nicht intelligent ist und im schlimmsten Fall Projekte wie das Ihre behindert statt unterstützt. Es verzerrt den Wettbewerb und hält tradierte Dinge auch auf lokaler Ebene aufrecht, die ohne Hilfe des Staates gar nicht aufrechtzuerhalten wären und behindert damit den Neustart der besseren Idee.

Junge Menschen lesen kaum mehr eine klassische Zeitung. Das wird für Zeitungsmacher zunehmend zum Problem. Denn oben sterben die Leser:innen weg und unten kommen fast keine neuen nach. Gibt es dafür eine Lösung?

Bei den großen Traditionshäusern gibt es kaum jemanden, dem das mit der Printmarke noch gelingt. Zeitungsleser sind 50+. Die 50-Jährigen sind dann schon die Jüngeren. Wenn ich bei Lehrveranstaltungen für Erstsemestrige frage, wer in den letzten Tagen eine gedruckte Zeitung gelesen hat, dann zeigt einer von fünfzig Studierenden auf. Und der hat die Zeitung wahrscheinlich auch nur darum gelesen, weil er bei der Großmutter zu Besuch war, wo eine herumlag. Das heißt aber keineswegs, dass junge Menschen nicht informiert werden wollen. Man muss sie aber dort abholen, wo sie sind. Auch auf Social Media Kanälen wie Instagram, TikTok oder YouTube, trotz aller Skepsis gegenüber dem Ausverkauf auf Plattformen.

Können Sie mir ein Beispiel nennen?

Ein gutes Beispiel im deutschsprachigen Raum ist für mich funk.net, eine Online-Plattform von ARD und ZDF, die sich speziell an 14- bis 24-Jährige richtet. Wenn die dort verbreiteten Informationen mit dem-

Andy Kaltenbrunner (Jahrgang 1962) ist Journalist, Politikwissenschaftler, Medienforscher und -entwickler. Seine journalistische Laufbahn begann in den 1980er Jahren bei der Wiener Tageszeitung „Arbeiter-Zeitung“ bzw. „Neue AZ“. Er studierte Politikwissenschaft und ist heute als Politikwissenschaftler tätig. Er forscht und lehrt an verschiedenen europäischen Universitäten und Hochschulen, wobei sein Schwerpunkt auf Medienforschung und -entwicklung liegt. 2005 gründete Kaltenbrunner das Medienhaus Wien, eine Plattform, die sich der Förderung von Journalismus und Medieninnovationen widmet.

selben inhaltlichen Auftrag wie lineares Fernsehen für die Alten qualitätsgesichert und faktenbasiert sind, dann kann man diesen Onlinekanälen auch trauen und dann sind sie gesellschaftlich besonders wichtig. Funk hat natürlich relativ viel Budget aus den Rundfunkgebühren für seinen Jugendauftrag. Aber es braucht dafür nicht Dutzende Millionen Euro. Junge Menschen zu adressieren, funktioniert auch im kleinen Bereich. Es ist erneut ein großer Vorteil, wenn man dann sehr nahe an seinem Publikum ist. Am besten ist natürlich, wenn die Jungen auch in der eigenen Redaktion gut verankert sind. Man kann dann sein Gegenüber zum Beispiel fragen, über welchen Kanal bist du erreichbar, wie kann ich dich mehr einbinden, wie halte ich dich sogar analog bei der Stange und was muss ich tun, dass du regelmäßig bei mir vorbeischaust und wie immer schon in deinem Lieblingsverein oder neuerdings ohne Murren für Netflix und HBO auch einen Mitgliedsbeitrag für unsere Info bezahlst? Ein solches Modell würde gerade auch für eine Straßenzeitung wie Ihre neue Chancen und Perspektiven eröffnen. Es bedeutet natürlich viel Arbeit und es kann durchaus auch schiefgehen. Aber Journalismus war schon immer auch ein Risiko.

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„Machen wir‘s ung‘hörig“

Bettina Steindl möchte vernetzen und Sinn stiften. Diese Haltung trägt sie als Geschäftsführerin des Kultur- und Kreativwirtschaftszentrums CampusVäre in Dornbirn weiter. Ihr Motto: anpacken statt jammern und im Dialog bleiben. Dann kann alles gelingen.

Interview: Miriam Jaeneke, Fotos: Frank Andres

marie: Was sind für Sie gute Gründe, optimistisch ins neue Jahr zu blicken?

Bettina Steindl: Mich motiviert, dass wir uns gerade in einer Phase der großen Veränderungen befinden. Und es stimmt mich optimistisch, dass wir diese Veränderungen aktiv mitgestalten können. Viele Strukturen und Systeme befinden sich im Wandel. So, als würden wir im Theater sitzen, und das Alte will nochmal auftreten, aber eigentlich wissen wir alle im Publikum, das ist der letzte Applaus, den es von uns bekommt.

Wieso meinen Sie, dass es der letzte Applaus ist?

Ich glaube fest an die Kraft von Veränderung: von der linearen in die Kreislaufwirtschaft, von der bisherigen in eine Gemeinwohlökonomie. Ich habe Wirtschaft studiert, und dass diese Systeme funktionieren, ist seit Langem bekannt. Ich habe Vertrauen in uns Menschen, in unsere Intelligenz, in meine und die nächsten Generationen. Ich bin zuversichtlich, dass sich vieles wandeln wird.

Was heißt das Ihrer Meinung nach konkret?

Dass der Sinn der Wirtschaft nicht mehr darin besteht, immer mehr zu produzieren, sondern die Dinge im Kreislauf zu halten. Das System finanziert sich dann nicht allein durch

„ICH HABE VERTRAUEN IN UNS MENSCHEN, IN UNSERE INTELLIGENZ, IN MEINE UND DIE NÄCHSTEN GENERATIONEN. ICH BIN ZUVERSICHTLICH, DASS SICH VIELES WANDELN WIRD.“

„VIELE STRUKTUREN UND SYSTEME BEFINDEN SICH IM WANDEL. SO, ALS WÜRDE ICH IM THEATER SITZEN, UND DAS ALTE WILL NOCHMAL AUFTRETEN, ABER EIGENTLICH WISSEN WIR ALLE IM PUBLIKUM, DAS IST DER LETZTE APPLAUS, DEN ES VON UNS BEKOMMT.“

DAMIT VERBUNDEN IST, DASS WIR ANDERS

MIT DEM PRODUKT UMGEHEN. WIR TEILEN

DINGE WIEDER EHER.

den Absatz von Produkten, sondern über die Begleitung eines Produktes über einen Lebenszyklus. Zum Beispiel haben Unternehmen früher etwas produziert, das nach vier Jahren kaputtging. Dann hat man das Stück ersetzt. Jetzt stellt das Unternehmen etwas her, das viel länger im Produktlebenszyklus bleibt, wartet das Produkt, stellt Ersatzteile her. Damit verbunden ist, dass wir anders mit dem Produkt umgehen. Wir teilen Dinge wieder eher. Es gibt Forschung, die besagt, wenn ein Mitarbeiter ein gutes Verhältnis zu einer Maschine hat, dann läuft diese Maschine besser und länger, weil er sie gut einstellt, sie wartet, sie wertschätzt.

Sie sagen, dass Sie den Menschen zutrauen, das System zu einem nachhaltigeren umzustellen. Was spielt die CampusVäre dabei für eine Rolle? Wir sind einerseits ein Bauprojekt der Stadt Dornbirn: Aus 12.000 Quadratmeter großen, ehemaligen Industriehallen wird ein Zentrum für Innovation, Kreativwirtschaft und Kultur. Wir adaptieren dabei den Bestand nach den Kriterien des kreislauffähigen Bauens. Meter für Meter schaffen wir Raum für Ateliers, Werkstätten, Ausstellungsräume, Büros, Gastronomie und vieles mehr. Böden, Fenster, Deckenpaneele, Lichter, Schalter halten wir im Kreislauf. Wenn außen Fenster ausgebaut werden, weil sie dreifach verglast sein müssen, setzen wir sie im Innenraum wieder ein. So werden aus riesigen Fenstern plötzlich Atelierräume, aus ehemaligen Schultischen wird jetzt ein großer Esstisch, wo wir jeden Dienstag Mittagessen von der Elfenküche für alle, die kommen möchten, anbieten. Und wir sind andererseits ein Innovationsprojekt im Land Vorarlberg: Über Projekte, Ausstellungen, Workshops, Vorträge und Führungen erreichen wir viele Menschen und bringen Kreativschaffende und Studierende mit Unternehmen und Institutionen zusammen.

Damit hat die CampusVäre Vorbildfunktion, oder? Genau. In Vorarlberg wurde erkannt: „Wir brauchen mehr Kreativwirtschaft und mehr Innovation im Land.“ Der damalige Leiter der Tabakfabrik in Linz, der Chris Müller, wurde beauftragt zu untersuchen, wie man dazu eine Starthilfe geben könnte. Als er diese Hallen entdeckt hat, sagte er, „so tolle Hallen direkt neben der FH, da sind schon viele Unternehmen, viele Menschen. Gebt die Hallen doch für junge Unternehmen frei, lasst sie was Tolles machen“. Das durfte ich mit meinem Team übernehmen. „Hallen umbauen, das machen alle Städte Europas schon lange“, dachte ich. „Aber was kann Vorarlberg denn besonders gut?

Wodurch können wir uns abheben? Es hat die Baukultur, die unglaublich guten Architekten und Handwerker:innen.“ Dazu kam, dass in Dornbirn Dr. Erich Wutscher die Hochbauleitung übernommen hat, der einzige Mensch in Österreich, der eine Dissertation geschrieben hat zum Thema „nachhaltiger Umgang mit Ressourcen der öffentlichen Hand“ – was für ein Glück. Also sagten wir uns: „Machen wir’s nicht high end, sondern nachhaltig, machen wir’s ung’hörig, keinen weiteren Palast, sondern einen Ort mit und für die Menschen.“ Und er hat gesagt, „ja, so machen wir’s“.

Was waren die Herausforderungen und wie sind Sie damit umgegangen?

Die Herausforderung ist sicher nach wie vor das Spannungsfeld, in dem wir arbeiten. Wir arbeiten sehr transparent und strukturiert. Auf der anderen Seite schaffen wir ein Zentrum für Künstler:innen, Kreative, und das passt manchmal so gut zusammen, als wolltest du ein Dreieck durch eine runde Öffnung stecken. Ganz lang habe ich versucht, es allen recht zu machen: hier ganz offen und kreativ und dann wieder ganz strikt und g’hörig. Aber irgendwann habe ich gespürt, dabei zerbreche ich. Und habe dann der Politik gesagt: „Ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber glaubt mir, das ist die Zukunft, und vertraut mir, dass wir die richtigen Leute ansprechen und die richtigen Schritte setzen.“ Und den Kreativen habe ich gesagt: „Wir sind von der öffentlichen Hand finanziert, wir müssen die richtigen Antworten finden, damit die, die das hier ermöglichen, damit auch Erfolg haben.“ Das ist auch Gesellschaft: Man muss lernen, einander zuzuhören, sich zu verstehen und sich einander zu erklären. Ich mag Fronten überhaupt nicht.

Fronten heißen meistens: Ich hab Recht und du nicht. Richtig. Und ins Gespräch zu gehen ist das Gegenteil. Mein Mentor von mir, zumindest bezeichne ich ihn so, ist Stefan Hagen. Er sagt immer: Dialog bedeutet davon auszugehen, auch der andere könnte Recht haben.

Wichtig ist Ihnen auch, nicht zu jammern … Wenn man gut ist in dem, was man tut, gepaart mit Klugheit, und sich den Menschen zuwendet, empha-

„MACHEN WIR'S NICHT NICHT HIGH END, SONDERN NACHHALTIG, MACHEN WIR'S UNG'HÖRIG, KEINEN WEITEREN PALAST, SONDERN EINEN ORT MIT UND FÜR DIE MENSCHEN.“

DIALOG BEDEUTET DAVON AUSZUGEHEN, AUCH DER ANDERE KÖNNTE RECHT HABEN.

tisch ist, kann man ganz viel schaffen. Das Jammern mag ich nicht, weil dann muss ich nichts ändern. Es bedeutet, Verantwortung abzugeben, jemand anderen für etwas verantwortlich machen, das an mir liegt. Wenn wir alle aufgeben, ans Gute zu glauben, das Gute zu tun, dann geben wir’s ja aus der Hand.

Also geht es ums Positivsehen, ums Anpacken … Was sind Projekte, die Sie heuer anpacken?

Dieses Jahr ist hier Bauphase, der Titel ist „Wegen Umbau geöffnet“. Eine der sechs Hallen, die Nr. 4, wird adaptiert. Es kommen Holzboxen rein, so werden für fast 200 Leute Arbeitsplätze geschaffen. Darauf freue ich mich sehr, weil ich möchte, dass hier noch viel mehr Menschen jeden Tag arbeiten und sich mit uns gemeinsam um dieses Denkmal der Vorarlberger Industriekultur kümmern. Ich fragte mich, wie ich es schaffe, dass die Leute nicht sagen, „warum habt ihr das nicht abgerissen?“ sondern: „Boah, das ist ja cool da“? Das schaffe ich nur, wenn wir möglichst vielen diese Hallen ins Herz legen. Also haben wir Formate entwickelt, wie wir Menschen über Essen, Workshops, Vorträge einladen. Wenn die Menschen hier sind, sagen manche, „ich kann nichts anfangen mit alten Hallen, aber toll, wie ihr das macht“. Und viele andere lassen sich mitreißen und finden sie richtig gut.

Können Sie von Projekten erzählen, die hier ihre Bühne bekommen?

Im März fangen wir unseren Ausstellungsreigen an mit dem Staatspreis Design, er kommt aus dem Museumsquartier in Wien zu uns. Dann beherbergen wir den Josef Binder Award, einen weltweiten Designaward, da hat das Gestaltungbüro Super BfG aus dem Bregenzerwald den gesamten Auftritt designt. Außerdem finden Führungen durch die Baustelle statt, und im Herbst haben wir eine Ausstellung zum Kreativpreis Vorarlberg, den die Wirtschaftskammer ausruft und wo wir dann die Preisträger:innen ausstellen. Und wir machen den Mittagstisch mit Ulli Marberger von der Elfenküche, denn wir suchen auch Formate, wo wir gezielt Frauen ansprechen. Da sitzen dann immer dienstags 30-50 Leute an einer langen Tafel, es wird gutes, gesundes Essen geschöpft, wir stellen Wasser und Gläser. Man stellt sich einander vor, so kommen Gespräche und neue Projekte zustande.

Bettina Steindl, geboren 1979 in Kufstein/Tirol, mit drei Schwestern aufgewachsen in Ebbs bei Kufstein. Studierte Betriebswirtschaftslehre mit Spezialisierung auf Internationale Handelsbeziehungen, Kulturmanagement und Gender Studies. Sie arbeitete bei den Kulturhauptstädten Linz 2009 und Ruhr 2010 und hat die Kulturinstitution Urbane Künste Ruhr, angesiedelt bei der Ruhrtriennale, mitbegründet. Ab 2014 leitete sie das designforum Wien und übernahm 2017 die Leitung des Bewerbungsbüros als österreichische Kulturhauptstadt Europas Dornbirn plus. Daraus ging die CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg GmbH hervor, deren Geschäftsführerin und Kuratorin sie ist.

Heute funktioniert eine Entlastung besonders auch von Frauen über Netzwerke. Ja, und zwar nicht nur über berufliche. Ich finde, man hat „Netzwerk“ immer so kapitalistisch verstanden. „Netzwerk bedeutet Auftrag, Arbeit, Geld verdienen.“ Ich denke hingegen, Netzwerken ist auch wichtig, um persönliche Ansprache zu haben, um Hilfe zu bekommen, Güter zu teilen. Ich wohne im Bregenzerwald und ich habe dort ein altes Bauernhaus. Und die ganze Nachbarschaft hilft mir dabei, das Haus gut zu versorgen. Das kann man Netzwerk nennen oder Gemeinschaft.

Gemeinschaft wird oft auf Familie reduziert … Dabei macht Gemeinschaft sehr oft ein gutes und passendes Netzwerk aus. Man muss nicht den klassischen Weg gehen, um Erfüllung zu haben, aufgehoben und geborgen zu sein, zu lieben und geliebt zu werden. Ich glaube, es gibt ganz viele Möglichkeiten der Lebensgestaltung. Die CampusVäre ist ein Ort, der neue Formen des Arbeitens, des Kollaborierens, des Werkens und Wirkens zulässt und aktiv fördert. Wir sind ein kollaborativer Konzern, und alle, die sich hier einbringen oder schon hier arbeiten, beweisen, dass Innovation täglich passiert. Ich lebe überhaupt nicht traditionell und bin so erfüllt von unserem Tun hier und glücklich, im Auftrag unserer Stakeholder dieses Projekt leiten zu dürfen. Gemeinschaft erfahren ich und mein Team dabei täglich – das ist schön und motiviert.

Goldmarie

Knochen sind die Hauptzutat für den großen Topf Suppe.

Optimal ist die Flädle-Suppe dann, wenn der Löffel darin stehen kann. Das erkannte schon Marcel Prawy.

Glänzende Suppen-Parade zur 100. Ausgabe der Straßenzeitung

Zutaten für einen großen Vorratstopf:

Suppe:

• 1 kg Rindsknochen

• 1 kg Siedfleisch oder – wenn trotz Teuerung noch etwas Geld übrig ist – Tafelspitz

• 6 l Wasser

• je 400 g Karotten und Sellerie

• 1 Stange Lauch

• 3 Zwiebeln

• 20 schwarze Pfefferkörner

• 5 Pimentkörner

• falls vorhanden 1 Bund frische oder 2 TL getrocknete Kräuter (Petersilie, Liebstöckel)

• Salz und Pfeffer (die Zutaten können auch halbiert werden, wenn der Topf nicht groß genug ist)

Zubereitung:

Flädle für 2-4 Personen:

• 3 Eier

• 60 g Mehl

• 100 ml Milch

• Salz, Pfeffer, Butter

• Weitere Suppen-Einlagen und Varianten siehe probelokal.com

Knochen kalt waschen und in Ihrem größten Topf mit Wasser bedeckt erhitzen. Sobald es kocht und grau-brauner Schaum aufsteigt, Knochen abseihen und mit kaltem Wasser bedeckt wieder erhitzen. Leise köcheln lassen, Siedfleisch oder Tafelspitz dazugeben, wieder aufkochen und rasch zurückschalten, damit das Wasser nur leise dahinsimmert. Immer wieder Schaum abschöpfen. Nach einer halben Stunde gewaschenes und gehacktes Gemüse und Gewürze dazu geben, zwei Stunden leise köcheln lassen. Suppe abseihen und salzen. Falls Sie das Fleisch nicht gleich servieren, in Frischhaltefolie einwickeln. Ich koche immer etwas mehr Rindfleisch mit, aus dem ich am Folgetag mit Käferbohnen, Zwiebel und Paprika einen Rindfleischsalat

Neben Flädle die beste Suppen-Einlage: Ein Berg gebackener Grießknödel. Kinder wissen: Sie schmecken auch ohne Suppe exzellent … Das Rezept steht auf probelokal.com

rühre. Einen Teil der abgekühlten Suppe friere ich portionsweise ein. Den anderen Teil verarbeite ich innerhalb weniger Tage in Risotto, Cremesuppe oder Marinade für Kartoffelsalat. Für die Flädle Eier verquirlen und salzen. Mehl in eine Schüssel sieben, Milch in dünnem Strahl eingießen und dabei mit einem kleinen Schneebesen von innen nach außen verrühren – so entstehen keine Klumpen. Pfeffern und ein paar Minuten rasten lassen. In einer heißen, beschichteten Pfanne in zerlassener Butter den Teig portionsweise dünn eingießen und unter Wenden backen. Straff einrollen und in dünne Streifen schneiden.

Kren- und Randigsuppe – nur zwei der unzähligen Möglichkeiten, Rindssuppe zu veredeln. Die Rezepte stehen auf probelokal.com

Fehlen frische Kräuter, verfeinern die Trocken-Kräuter aus dem elterlichen Garten die Rindssuppe.

BUCHTIPP

Praktischer Journalismus – ein Lehrbuch für alle, die wissen wollen, wie Medien arbeiten; herausgegeben von Ingrid Brodnig, Florian Klenk, Gabi Waldner, Armin Wolf

Musiktipp: Die Jänner-Playlist – mit diesen neuen Alben gelingen Suppe und Jahresanfang:

• Woodland von Gillian Welch und David Rawlings

• Wild God von Nick Cave & The Bad Seeds

• Moon Mirror von Nada Surf

• Sincerely, Thees Uhlmann von Thees Uhlmann

• Only God Was Above Us von Vampire Weekend

Weitere Rezeptgeschichten und Musiktipps finden Sie auf www.probelokal.com

Von Daniel Mutschlechner, probelokal.com

Wie gut, dass es ambitionierte Zeitungen gibt. Egal, ob klein oder groß, ob marie oder ZEIT, ob Presse, Falter oder viele andere: Im Gegensatz zum uferlosen Web haben sie einen Anfang und ein Ende. Wer sie aufschlägt, liest denselben Inhalt. Auch Artikel, die der Algorithmus im Web vorenthalten hätte. Geschrieben von Journalistinnen und Journalisten, die aus einer Flut an Informationen eine relevante Auswahl treffen, Hintergründe beleuchten und komplexe Themen einordnen.

Soziale Medien interessiert das Gegenteil: Sie verstärken gerne den Unmut, verbreiten in Sekundenschnelle das, was Klicks bringt oder gesponsert wird, selbst wenn der Inhalt hasserfüllt ist oder krude Meinung als Wahrheit verkauft wird. Erstaunlich, dass unser Bundeskanzler unlängst ausgerechnet Elon Musk für die Meinungsfreiheit auf seiner Plattform X lobte. Dabei setzen gerade diese Art von Medien unsere liberalen Demokratien massiv unter Druck.

Suppen-Parade zum Jubiläum

Die heutige Rezeptseite widme die deshalb allen seriösen Journalistinnen und Journalisten. Und natürlich der marie, die ihre 100. Ausgabe feiert. Zum Jubiläum ließ ich die Suppentöpfe im Probelokal dampfen. Festessen gab es zu Weihnachten und Silvester schließlich schon genügend. Außerdem passt zur marie kein Haubenmenü, sondern etwas Einfaches, das gut gemacht ist. Und das hilft, den Jänner gut zu überstehen.

Denn es ist und bleibt der zähste Monat des Jahres – die Feiertage sind vorbei, die Festbeleuchtung wird abgebaut und sommerliche Leichtigkeit ist noch nicht in Sicht. Rechnungen flattern ins Haus, der nächste Zahnarztbesuch steht an und weder die Angelobung Donald Trumps, der neue Modus der Champions League noch die Suche nach Regierungsmehrheiten in Wien sind Anlässe zur Freude.

Selbst gekochte Rindssuppe hilft da ungemein. Sie verlangt kein teures Filet, sondern nur Knochen und Abschnitte. Kein eingeflogenes Edelgemüse wie Spargel, sondern nur gelagertes Wurzelgemüse. Rindssuppe ist preiswert und leicht zu machen, sie wärmt und schmeckt einfach großartig.

Man kann sie zu Cremesuppen weiterverarbeiten und erhält feine Randig-, Kartoffel- oder Krensuppe. Oder man belässt sie einfach pur mit ihrem goldenen Schimmer. So schmeckt sie mir derzeit am besten. Gerne mit gebackenen Grießknödeln als Einlage. Oder natürlich mit Flädle. Und zwar mit so vielen, dass der Löffel in der Mitte der Suppentasse stehen kann. So pflegte schon Opernkritiker Marcel Prawy im Hotel Sacher seine Frittatensuppe zu bestellen. Der Mann hatte Geschmack.

Schließlich sollten wir nicht frittatenlos zusehen, wie sich die Extremisten in der Mitte der Gesellschaft ausbreiten. Wie sogenannte alternative Medien, Fake News und digitale Revolver-Medien ohne journalistische Ethik die Leser in ihren Echokammern aufhetzen. Trotz dieser Entwicklungen meine ich, dass die Suppentasse halbvoll ist – und nicht halbleer. Nun müssen wir eben die Suppe auslöffeln, die wir uns eingebrockt haben. Lassen wir uns nicht entmutigen: Wir schaffen den Jänner, wir schaffen die Krisen, wir schaffen Suppe, Knödel und Flädle. Und die marie schafft die nächsten 100 Ausgaben. Alles Gute!

Der kapitalistischen Maxime „alle gegen alle“ setzt Franziska Schutzbach die Idee einer weiblichen „Revolution der Verbundenheit“ entgegen. Mit ihrem aktuellen Buch möchte die Geschlechterforscherin und Soziologin den Begriff der Frauensolidarität – Zitat – „von seiner Kalenderspruch-Betulichkeit befreien“. Sie greift dazu auf persönliche Briefe und scharfsinnige Essays als Stilmittel zurück und zeigt, was möglich ist, wenn Frauen sich der patriarchalen Spaltungslogik entziehen und sich stattdessen an anderen Frauen orientieren. Ein Plädoyer für die Kraft weiblicher Beziehungen.

Wider die Spaltung der Frauen

Interview: Simone Fürnschuß-Hofer Foto: Anne Morgenstern Illustrationen: iStock

Die existenzielle Grunderfahrung des Menschseins, dass wir quasi als Einzigartige geboren werden, erzeugt ein Gefühl von Einsamkeit. Es gibt jeden Menschen nur ein einziges Mal, niemand ist gleich. Wir können also nie ganz wissen, wie andere sich fühlen, oder andere können nie ganz wissen, wie es mir geht.“

marie: Echte Verbundenheit setzt voraus, so Ihr Ansatz, unsere Verschiedenheit auszuhalten. Stolpern wir aber nicht genau über diesen Aspekt immer wieder, weil wir uns in solidarischen Gruppen eigentlich ein Wir mit möglichst viel Gleichklang wünschen? Franziska Schutzbach: Ja, ich denke wir stolpern darüber. Die existenzielle Grunderfahrung des Menschseins, dass wir quasi als Einzigartige geboren werden, erzeugt ein Gefühl von Einsamkeit. Es gibt jeden Menschen nur ein einziges Mal, niemand ist gleich. Wir können also nie ganz wissen, wie andere sich fühlen, oder andere können nie ganz wissen, wie es mir geht. Diese Grunderfahrung der Differenz macht uns anfällig dafür, uns nach Einheit und Verschmelzung zu sehnen, sie macht uns anfällig für homogenisierende Beziehungskonzepte wie „Volk“ oder „Nation“ oder auch Familie. Oft sind das Beziehungsmodelle, die stark vereinheitlichen und dabei auch wiederum ausschließen und Grenzen ziehen: Wer gehört dazu, wer nicht? Ich habe mich in meinem Buch auf die Suche gemacht nach Solidaritäts- und Beziehungsmodellen, die zwar gemeinschaftsbildend sind, aber eben nicht vereinheitlichend. Meine Idee von weiblicher Solidarität ist auf gar keinen Fall, dass Frauen gleich sein müssen oder „harmonische Schwestern“ zu sein haben.

Da ist einerseits also diese existenzielle Einsamkeitserfahrung, die alle Menschen betrifft, hinzukommt, dass wir in einem patriarchalen System als Frauen strukturell benachteiligt sind. (nickt) Diese kapitalistisch-patriarchale Ordnung ist wiederum ein System der Vereinzelung, eine spaltende Ordnung, die wir uns selbst eingebrockt haben. Sie bringt die Menschen gegeneinander in Position, macht

sie zu Konkurrent:innen. Besonders Frauen werden gespalten, ihre traditionelle Rolle in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft ist es, für andere da zu sein, für die Familie, den Ehemann, Kinder für den Staat und das Militär zu gebären und dabei abhängig zu sein von Männern. Diese Abhängigkeit machte Frauen zu Konkurrentinnen: Welche bekommt den Prinzen, wer ist die Schönste? Welcher Mann „nimmt“ mich? Auch heute ist es nicht selbstverständlich, dass Frauen eine ökonomisch unabhängige Existenz aufbauen. Der Großteil aller Machtpositionen ist immer noch von Männern besetzt – in Wirtschaft, Kultur und Politik. Das heißt, Frauen werden immer noch daraufhin sozialisiert, um die wenigen guten Plätze zu konkurrieren, an Männern orientiert zu sein, sich mit Männern gutzustellen, eine gute Partie abzubekommen oder von Chefs befördert und von Professoren gefördert zu werden. Und das bringt Frauen eben auch heute in eine Konkurrenzsituation zueinander.

Deshalb tun sich Frauen oft schwer, sich das Anderssein zuzugestehen, mehr noch, verurteilen sich gegenseitig sogar dafür?

Natürlich ist das Teil der Spaltungslogik, weil die patriarchale Ordnung in gute und schlechte Mütter, in faule und fleißige, schöne und hässliche Frauen einteilt. Das heißt, Frauen müssen sich in dieser allgegenwärtigen Bewertungsmaschinerie dauernd dem Patriarchat beweisen und sich anderen Frauen gegenüber durchsetzen. Wir sehen das auch in den Märchenerzählungen ganz stark: die Feindschaft unter Frauen, der Kampf um den Platz der Schönsten. Bis hin zu Müttern, die ihren Töchtern die Füße verstümmeln, damit sie in einen Schuh passen, um im Konkurrenzkampf um den Prinzen zu siegen.

Dr. phil. Franziska Schutzbach ist Autorin, promovierte Geschlechterforscherin, Soziologin, Dozentin und Moderatorin. Themen: Sorgearbeit und Vereinbarkeit, geschlechtsspezifische Gewalt, Misogynie und Antifeminismus, Rassismus, reproduktive Gesundheit und Rechte.

Mutter von zwei Kindern, Geschäftsleiterin von FemWiss, Mitglied Gleichstellungskommission Basel-Stadt und Gastgeberin eines feministischen Salons. Immer wieder ist Franziska Schutzbach auch in Vorarlberg und Umgebung zu Gast.

Frauen werden immer noch daraufhin sozialisiert, um die wenigen guten Plätze zu konkurrieren, an Männern orientiert zu sein, sich mit Männern gutzustellen, eine gute Partie abzubekommen oder von Chefs befördert und von Professoren gefördert zu werden.“

Es ist auch eine sehr ermutigende Geschichte, dass sich Frauen trotz schlechter Ausgangsbedingungen immer wieder verbündet haben – in privaten Beziehungspraxen, aber auch in feministischen Bewegungen, in politischen Koalitionen, oft über große Differenzen hinweg.“

Ihre gute Nachricht: Eine „Revolution der Verbundenheit“ könnte unsere Praxis der Spaltung kippen?

In meinem Buch mache ich mich auf die Suche nach den gelingenden Beziehungen, nach Frauenverbindungen als Keimzelle der Emanzipation. Es ist auch eine sehr ermutigende Geschichte, dass sich Frauen trotz schlechter Ausgangsbedingungen immer wieder verbündet haben – in privaten Beziehungspraxen, aber auch in feministischen Bewegungen, in politischen Koalitionen, oft über große Differenzen hinweg. Gleichzeitig versuche ich, die Schwierigkeiten der Verbündung angesichts des spaltenden Systems herauszuarbeiten.

„Die Arbeit an einer Revolution der Verbundenheit funktioniert nicht, ohne Trauerarbeit zu leisten über die Verletzungen, die Frauen einander auch antun“, so ein Satz aus Ihrem Buch. Meinen Sie Dynamiken wie diese, wenn Sie von Schwierigkeiten sprechen? Ja, wir müssen mitbedenken, dass Frauen im Patriarchat zu Mittäterinnen werden oder auch als Täterinnen Gewalt ausüben. So wie die amerikanische Theoretikerin bell hooks schreibt: „Die lauteste patriarchale Stimme in meinem Kopf war die meiner Mutter.“ Sie hat die Tochter passförmig gemacht fürs Patriarchat, sie hat von ihr erwartet, angepasst, brav und eine gute Ehefrau zu werden. Dieser Schmerz, von Frauen verraten zu werden, ist eben auch Teil der Revolution der Verbundenheit. Wir können nicht einfach eine naive Harmonie ausrufen, weil es diese nicht gibt. Es ist viel widersprüchlicher.

„Die lauteste patriarchale Stimme in meinem Kopf war die meiner Mutter.“ bell hooks, amerikanische Theoretikerin

Die weibliche Verbundenheit unterwandert die Vorherrschaft der Männer und Männerbünde, Frauen werden unabhängiger, wenn sie tragende Frauenbeziehungen haben.“

Würden Sie sagen, Sie persönlich wurden mehr von Ihrer Mutter oder von Ihrem Vater geprägt?

Lange war ich der Meinung, dass mich vor allem mein politisch und philosophisch interessierter Vater beeinflusst hat, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Der Einfluss meiner Mutter ist ebenso bedeutsam, ich musste ihn nur viel genauer suchen. Sie hat mir zum Beispiel als Kind Lieder vorgesungen, in denen es sehr viel um Flucht, um Hunger, um schwierige Lebensumstände ging. Melancholische, kämpferische Lieder, die in mir schon als kleines Kind über die Gefühlsebene einen Sinn für Ungerechtigkeit reifen ließen. Mein Buch möchte Frauen dazu anzuregen, sich selbst auf diese Spurensuche zu begeben und ihre eigene Auseinandersetzung mit Frauenbeziehungen zu entwickeln.

Was könnte eine „Revolution der Verbundenheit“ gesellschaftlich verändern?

Die weibliche Verbundenheit unterwandert die Vorherrschaft der Männer und Männerbünde, Frauen werden unabhängiger, wenn sie tragende Frauenbeziehungen haben, ganz konkret können sie etwa toxische Beziehungen zu Männern besser verlassen, wenn sie gute Freundinnennetzwerke haben. Zudem können sie einander fördern, sich gegenseitig in Machtpositionen bringen und vieles mehr. Neben diesen eher kleinteiligen emanzipatorischen Möglichkeiten der weiblichen Verbundenheit versuche ich, mit dem Konzept der Verbundenheit auch eine alternative Gesellschaft denkbar zu machen. Eine Gesellschaft, in der Menschen nicht nur fürsorglicher miteinander umgehen, sondern auch ökologisch gegenüber dem Planeten verbunden sind – und diesen nicht ausbeuten.

In Ihrem letzten Kapitel geht es um weiblichen Separatismus. Ich habe mir die Frage gestellt, ob es nicht unendlich Mut kostet, sich „gelernter“ und möglicherweise auch lieb gewonnener Zugehörigkeiten zu entsagen.

Sich separatistisch zu organisieren, muss ja nicht den kompletten Ausstieg aus der Gesellschaft bedeuten. Natürlich gab und gibt es tatsächlich Frauenkollektive, die sich vollständig verabschiedet haben und ihre eigenen Dörfer und Gärten, Gremien und Genossenschaften, gar Armeen, gegründet haben. Mir geht es aber in diesem Kapitel vor allem darum aufzuzeigen, warum es wichtig ist, sich zu trauen, zwischendurch auch eigene Räume zu kreieren. Beispiele aus der Vergangenheit wie die Gründung von Frauenhäusern zeigen das. In den 70er Jahren hatten wir den Slogan „Frauen helfen Frauen“. Sprich, wenn der Staat es nicht hinkriegt, dann nehmen wir es selbst in die Hand. Diese Selbstorganisierung hat eine große Kraft, sie war und ist ein starker Antrieb für die weibliche Emanzipation.

Aber der Ausschluss von Männern wird Frauen dann doch gerne übelgenommen. Man müsse doch Gleichstellung zusammen erreichen, so das Argument. Bis zu einem gewissen Punkt stimme ich dem zu, aber ich finde, Frauen dürfen durchaus auch Grenzen ziehen, so wie es traditionellerweise die Rolle der Männer war, den Zutritt zu Räumen zu kontrollieren. Dieses Nein-Sagen, die Räume für Männer unzugänglich zu machen, halte ich für eine Form der legitimen Weigerung. Frauen lernen darin, nicht immer verfügbar zu sein. Das Nein auszuhalten lernen, das ist für mich quasi die Kraft der separatistischen Strategie.

Als Mütter von Söhnen und Töchtern, was können, was müssen wir ihnen mitgeben?

Unsere Söhne werden in einer toxisch-patriarchalen Kultur erzogen, man muss nur ins

Wichtig scheint mir vor allem, uns auch als moderne Mütter und Väter bewusst zu sein, wie oft wir immer noch geschlechterungleich erziehen, eine sexistische Perspektive einnehmen, ohne dass wir es merken.“

Internet schauen oder in die Gaming-Kultur mit ihren stark machoiden Prägungen. Da können wir versuchen, dagegen zu halten, aber es ist schwer. Wichtig scheint mir vor allem, uns auch als moderne Mütter und Väter bewusst zu sein, wie oft wir immer noch geschlechterungleich erziehen, eine sexistische Perspektive einnehmen, ohne dass wir es merken. Dass wir zum Beispiel Töchter viel eher loben für Fürsorglichkeit und Nettigkeit, während Söhne eher gelobt werden, wenn sie tolle technische Geräte zusammenbasteln, auf Bäume klettern und autonome Dinge tun. Es gibt Studien, die bestätigen, dass Söhne schneller Lob erhalten für Dinge, die sie nur versuchen und Töchter erst dann, wenn sie ein Resultat vorweisen können. Töchter werden auch schneller für unangepasstes Verhalten gemaßregelt, während Söhne mehr Toleranz dafür genießen oder sogar Applaus erhalten. Studien zeigen zudem, dass selbst bei jenen, die behaupten, sie würden ihre Kinder gleichbehandeln, es faktisch nicht stimmt.

Wohl mit ein Grund dafür, dass Frauen im Erwachsenenalter sehr streng miteinander sind.

Ja, auch das ist mit Studien belegt, Frauen sind mit anderen Frauen kritischer, die Gruppe der Männer untereinander ist wohlwollender – trotz ihrer Konkurrenzverhältnisse und Wettbewerbe.

Aber das ist ja nicht in Stein gemeißelt. Richtig. Wir sind selbst angefragt, gelernte sexistische und patriarchale Bewertungslogi-

Es gibt Studien, die bestätigen, dass Söhne schneller Lob erhalten für Dinge, die sie nur versuchen und Töchter erst dann, wenn sie ein Resultat vorweisen können.“

„If I can’t dance, it’s not my revolution“.

ken zu hinterfragen und sie uns abzutrainieren. Da müssen wir selbstkritisch sein und uns fragen, ob wir in bestimmten Momenten selbst sexistisch auf andere Frauen schauen und sie strenger bewerten als Männer.

Mit all dem Wissen um die strukturellen Gegebenheiten, die Frauen in die Abhängigkeit und Erschöpfung führen, ist da nicht gleichzeitig der Druck immens hoch, es als Frau in dieser Zeit und in dieser Gesellschaft besonders gut zu machen im Beschreiten emanzipatorischer Wege?

Ja, das ist natürlich ein großer Fallstrick. Es besteht die Gefahr, dass wir auch Emanzipationsprozesse wieder perfekt machen wollen, dass wir die top-modernen, emanzipierten Frauen mit den super Frauen-Solidaritätsbeziehungen sein wollen. Ich möchte davor warnen, sich zu überfrachten oder zu übernehmen. Wir können auch unperfekt sein und trotzdem etwas bewegen, wir können in manchen Bereichen auch unemanzipiert oder gescheitert sein. Solange wir in patriarchalen Verhältnissen leben, gilt, was Adorno sagte: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Wir können es immer wieder versuchen, aber wir werden auch immer wieder scheitern und Fehler machen, auf die Nase fallen und mit Widersprüchen umgehen müssen. Im Übrigen ist auch eine freudvolle Militanz wichtig – sprich den Genuss nicht zu vergessen, selbst im Kampf. Etwas, was gerade feministische Bewegungen in der Vergangenheit immer wieder vorgemacht haben: Sie haben getanzt und gefeiert und wollten – so wie es die Textilarbeiterinnen bereits in ihrem „Bread and Roses Strike“ 1912 forderten – auch die Rosen. Oder um es mit der Anarchistin Emma Goldman zu sagen: „If I can’t dance, it’s not my revolution“. („Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution.“)

Ich möchte davor warnen, sich zu überfrachten oder zu übernehmen. Wir können auch unperfekt sein und trotzdem etwas bewegen, wir können in manchen Bereichen auch unemanzipiert oder gescheitert sein.“

BUCHEMPFEHLUNGEN

Revolution der Verbundenheit / Wie weibliche Solidarität die Gesellschaft verändert (2024) Franziska Schutzbach zeigt anhand zahlreicher Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart, wie Frauen trotz Spaltung und Differenz durch ihre Beziehungen Revolutionen ermöglicht haben. Wie sie patriarchale Strukturen in Alltag und Politik lockerten, weil sie sich verbündeten und befreundeten. Sie beschreibt, was möglich ist, wenn Frauen sich an anderen Frauen orientieren.

Die Erschöpfung der Frauen / Wider die weibliche Verfügbarkeit (2021)

Feministische Streitschrift über ein System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt – und darüber, wie Frauen sich dagegen auflehnen und alles verändern: ihr Leben und die Gesellschaft.

Getrennt GEMEINSAM ELTERN bleiben

„Ich fühle mich wie eine Hochseilartistin“, meint Claudia (37) in einem Beratungsgespräch. Die Trennung von ihrem Partner liegt zwei Jahre zurück, die gemeinsamen Kinder sind im Volksschulalter. „Franz ist ein bemühter Papa, jedoch reden wir immer wieder aneinander vorbei und infolge kommen wir in ein Fahrwasser, das wir aus unserer Beziehung her kennen und es geht nichts mehr“.

„Mir sind im Grunde noch keine Eltern nach einer Trennung begegnet, die das Wohl ihrer Kinder nicht im Auge hätten“, erklärt Martina Höber vom EFZ: „Jedoch poppen regelmäßig Themen wie zum Beispiel Besuchskontakt, Schule, neue Partnerschaft auf. Unterschiedliche Lebenswelten bewegen sich gleichzeitig und Entscheidungen sollen getroffen werden. Wenn ein Paar sich trennt, bleibt es dennoch durch die gemeinsamen Kinder miteinander verbunden.“

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In der neuen Impulsreihe „Getrennt gemeinsam Eltern bleiben“ werden getrennt lebenden Eltern Perspektiven aufgezeigt, wie es gelingen kann, die Bedürfnisse aller im Auge zu behalten: 1. Februar, 1. März, 5. April 2025. Mehr unter www.efz.at/termine

Anmeldung: info@efz.at www.efz.at/trennung

DSA Martina Höber EFZ Getrennt.Leben

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Oesterreichische Nationalbank

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OeNB

Kostenloses Schulangebot der Oesterreichischen Nationalbank

In den abwechslungsreichen zweistündigen FinanzFit-Workshops für die 9. bis 13. Schulstufe werden finanzielle Inhalte, wie der Überblick über die eigenen Finanzen, Themen rund ums Bezahlen oder die Bedeutung der Inflation interaktiv erarbeitet.

Aufgrund einer Kooperation mit dem ifs – Institut für Sozialdienste sind die Module im Rahmen des Vorarlberger Finanzführerscheins in der Stufe L anrechenbar.

Informationen und Anmeldung unter finanzbildung.oenb.at

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Entgeltliche Schaltung der OeNB

Seit Anfang dieses Jahres leitet Sabine Scheffknecht (46) die Initiative „Schule im Aufbruch Österreich“. Die Unternehmerin, ehemalige NEOS-Klubobfrau und Mama von zwei Kindern sieht in dieser Aufgabe eine große Chance zur Transformation des Schulsystems. Hin zu mehr Potenzialentfaltung, hin zu einer Bildungslandschaft, die jungen Menschen das Rüstzeug für eine Welt gibt, die komplett andere Fragen stellt als bisher.

Text: Simone Fürnschuß-Hofer, Foto: Ben Haemmerle

Aufrichten statt unterrichten, begeistern statt belehren

VSabine Scheffknecht studierte an der FH Vorarlberg Internationale Unternehmensführung und war in mehreren Unternehmen tätig bevor 2013 ihre politische Tätigkeit begann, erst als stellvertretende Landessprecherin, dann als Fraktionsobfrau, ab 2019 bis 2023 als Klubofrau. Von 2009 bis 2015 absolvierte sie außerdem an der englischen Leeds Beckett University ein Ph.D.-Studium an der dortigen Fakultät für Wirtschaft und Recht. Mit ihrer aktuellen Tätigkeit bei Schule im Aufbruch möchte sie Schulen ermutigen, neue Wege zu gehen.

iele Kinder starten voller Neugierde und Freude in ihren ersten Schultag. Doch noch bevor die Süßigkeiten aus der Schultüte vernascht sind, ist die anfängliche Begeisterung mitunter auch schon wieder verpufft. Welches Potenzial damit auf lange Sicht vergeben wird, will man sich gar nicht vorstellen. Eltern, die sich wie ihre Kinder dem Pflichten-Strudel des Schulsystems ausgeliefert sehen, hadern zwar, aber meist fehlen die Ressourcen, um dagegen aufzubegehren. „Gefangen im System“ scheint vielerorts die Devise zu sein. Doch eben nur vielerorts und nicht überall. Denn es gibt sie, die guten Beispiele, zu Neudeutsch die „best practices“. Schulen, die zeigen, wie es anders gehen könnte, selbst wenn einen die Systemstrukturen nicht gänzlich aus den Fängen lassen. Solange also der große Hebel zum Paradigmenwechsel im Off-Modus bleibt, gilt es die Kraft der kleinen Schritte zu nutzen.

Schatzsuche statt Fehlersuche

„Diese Initiative gibt uns die Chance, vor Ort Prozesse in Gang zu setzen, um Schule weg von einer defizitorientierten hin zu einer potenzialorientierten Lernkultur zu gestalten.“

Eine, die sich aktiv einbringen möchte, Schule zu verändern, ist Sabine Scheffknecht, ehemalige NEOS-Klubchefin in Vorarlberg, promovierte Betriebswirtin und Unternehmerin aus Lustenau. Ihre Expertise baut dabei nicht nur auf das persönliche Erleben von Schule und den Erfahrungsschatz als Politikerin, immer wieder hat sie auch ehrenamtlich an Schulen ausgeholfen, wenn der Lehrer:innenmangel für Engpässe sorgte. Dieser Einblick ist für ihre neue Tätigkeit Gold wert. Mit Jänner dieses Jahres übernimmt sie nämlich die Österreich-Leitung für die Initiative „Schule im Aufbruch“ und erfüllt sich mit dieser Aufgabe ein echtes Herzensanliegen: „Diese Initiative gibt uns die Chance, vor Ort Prozesse in Gang zu setzen, um Schule weg von einer defizitorientierten hin zu einer potenzialorientierten Lernkultur zu gestalten.“ In einer Welt, die immer mehr von künstlicher Intelligenz, globaler Vernetzung und Digitalisierung geprägt ist, braucht es umso mehr einen Fokus auf menschliche Fähigkeiten wie Empathie, Teamgeist und Konfliktlösungsfähigkeiten, sagt sie.

„In einer Welt, die immer mehr von künstlicher Intelligenz, globaler Vernetzung und Digitalisierung geprägt ist, braucht es umso mehr einen Fokus auf menschliche Fähigkeiten wie Empathie, Teamgeist und Konfliktlösungsfähigkeiten.“

„Jedes Kind, so einzigartig und wunderbar, verdient es, dass seine Stärken erkannt und wertgeschätzt werden. Diese Haltung, Kinder mit all ihren Talenten wahrzunehmen und sie auf ihrem Lernweg zu begleiten, sie nicht zu ‚unterrichten‘, sondern ‚aufzurichten‘, das ist unser Ziel“, so Scheffknechts leidenschaftliches Plädoyer für Bildungswege abseits ausgetretener Pfade. Ihre eigene Schulzeit ist ihr grundsätzlich positiv im Gedächtnis geblieben, hatte sie doch Freude am Lernen – und dennoch: „Ich erinnere mich auch an Ängste vor Prüfungen, die manchmal so stark waren, dass sie mir buchstäblich auf den Magen geschlagen haben. Heute denke ich oft daran, wie schön es gewesen wäre, lernen zu dürfen, ohne diese Ängste – frei, neugierig und unbeschwert. Denn Lernen ist für mich etwas Wunderbares, das Begeisterung und Freude verdient.“ Umso dankbarer ist sie für innovative Lehr- und Lernkonzepte sowie Pädagog:innen, die auf Augenhöhe mit den Kindern arbeiten. Best-Practice-Beispiele, die es zu teilen und zu vervielfachen gelte. Damit es nicht reine Glückssache bleibe, ob ein Kind in einer Schule und bei Lehrpersonen lande, die sich mutig an neue Angebote wagen.

Schulen, die aufbrechen

Was zeichnet nun Bildungssorte aus, die den Schule-im-Aufbruch-Weg gehen? „Sie stellen die Kinder in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen und nicht formale Vorgaben, von denen es natürlich auch genug gibt. Sie nehmen die Kinder als Menschen mit all ihren Eigenschaften wahr – weit über das hinaus, was Schulnoten ausdrücken können. Sie geben unseren Kindern ein Fundament mit, das gefestigte, resiliente, mutige, lösungsorientierte, kreative und konfliktlösungsbereite Menschen aus ihnen macht“, erläutert Sabine Scheffknecht. Und weiter:

„Sie geben unseren Kindern ein Fundament mit, das gefestigte, resiliente, mutige, lösungsorientierte, kreative und konfliktlösungsbereite Menschen aus ihnen macht.“

„Sie nutzen den vorhandenen Spielraum im österreichischen Bildungssystem, um etwa alternative Lernmethoden wie projektbasiertes Lernen, jahrgangsübergreifende Klassen oder den FREI DAY* einzuführen.“ Als Hauptaufgabe der „Schule-imAufbruch-Bewegung“ versteht sie allerdings nicht das Kritisieren des Bestehenden, vielmehr läge die Kraft in der Inspiration und Vernetzung, damit das Neue wachsen kann. „Wir begleiten und unterstüt-

zen Schulen auf ihrem Weg, liefern keine starren Konzepte, sondern schaffen einen Rahmen, in dem sie ihre eigenen Ansätze entwickeln können.“ Mut sei das Gebot der Stunde, das bestehende System weise durchaus eine gewisse Elastizität auf. „Da ist enorm viel möglich“, behauptet eine, die es wissen muss.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Coaching würde Schule im Aufbruch nicht anbieten, im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe rege man aber durch Methoden und Tools zur Veränderung an und unterstütze diesen Prozess durch Vernetzung der Protagonist:innen. Weder politischen Parteien noch bestimmten pädagogischen Konzepten fühlt sich die Bewegung zugehörig. Und im Übrigen ist die ÖsterreichInitiative mit Sitz in Wien eng mit „Schule im Aufbruch Deutschland“ verbunden. Auch hier helfe der bilaterale Austausch, um voneinander zu lernen und gegebenenfalls Synergien zu nutzen. Sabine Scheffknecht: „Gleichzeitig gehen wir in Österreich aber auch eigene Wege, die auf unsere regionalen Gegebenheiten und Herausforderungen zugeschnitten sind.“

*Am FREI DAY bekommen Schüler:innen an einem Halbtag pro Woche während des Regelunterrichts die Zeit, sich mit Fragen der Zukunft zu beschäftigen und Lösungen zu finden. Selbstgewählte Gemeinschafts-Projekte setzen sie mit Hilfe von Expert:innen um. Aktuell beteiligen sich über 60 Schulen in ganz Österreich, davon einige Vorzeigeschulen auch im Ländle, die regelmäßig Inspiration für andere bieten. www.frei-day.at

Schule im Aufbruch

Die Initiative Schule im Aufbruch wurde 2012 von Bildungsinnovatorin Margret Rasfeld, Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe und Bildungsforscher sowie Stephan Breidenbach, Rechtswissenschaftler und Mediator, in Deutschland gegründet. Die Vision: Schulen zu transformieren hin zu Orten, an denen junge Menschen ganzheitlich, werte- und zukunftsorientiert lernen können. Schulen dabei von starren Strukturen zu befreien und sie hin zu einer begeisternden Kultur des Potenzialentfaltens zu führen.

In Österreich ist Schule im Aufbruch seit 2014 aktiv, hat sich als eigenständige Organisation etabliert und arbeitet eng mit der deutschen Initiative zusammen. Die Initiative wird von einem Kernteam aus Pädagog:innen, Bildungsexpert:innen und Unterstützer:innen geleitet. Sie bietet Workshops, Netzwerktreffen und Veranstaltungen und unterstützt die Bildung regionaler Netzwerke. Schule im Aufbruch finanziert sich über Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit. www.schule-im-aufbruch.at

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Welche Themen sind Ihrer Meinung nach bis jetzt zu kurz gekommen? Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Schreiben Sie uns Ihre Wünsche und Anregungen für die kommenden Ausgaben! Per E-Mail an redaktion@marie-strassenzeitung.at oder an: marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems. Wir freuen uns auf Ihre Post!

Hoffnung ist ein Anker

In seinem Buch „Die Kunst der Ausrede“ beleuchtet Thomas Brudermann auf humorvolle Weise die psychologischen Mechanismen hinter typischen Ausreden, die Menschen nutzen, um klimafreundliches Verhalten zu vermeiden. Brudermann, Psychologe und Professor für Nachhaltigkeitsforschung an der Uni Graz, zeigt auf, wie Selbsttäuschung und Bequemlichkeit oft dazu führen, dass nachhaltige Entscheidungen vermieden werden. Was steckt hinter diesem Verhalten? Warum fällt Menschen Veränderung so schwer? Und welche Strategien helfen dabei, die Ausreden zu erkennen und sie zu überwinden? Ein Plädoyer für Gemeinschaft, Realität und Ehrlichkeit.

Interview: Judith Lutz

Illustration: A Hoeben & T Brudermann - CC-BY-ND

marie: Ich würde gerne mit einem Zitat von Ihnen starten: „Wir hassen Verlust, und Verzicht schreckt uns ab.“ Warum ticken wir Menschen so?

Was wäre denn eine hilfreiche Alternative? Ich spreche viel lieber von Tausch statt Verzicht. Es geht wirklich darum, grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Wir sollten den Fokus also stärker auf die Sinnhaftigkeit und den Gewinn dieser Veränderungen legen. Die Frage ist nicht: „Was verliere ich?“, sondern: „Was kann ich gewinnen?“

Studien zeigen, dass viele Menschen ein Problembewusstsein für Klimathemen haben. Trotzdem fällt es auch ihnen oft schwer, ihre Denkund Handlungsweisen zu ändern. Warum ist das so?

Das hat viele Gründe. Verhalten zu ändern ist immer schwierig, vor allem wenn die äußeren Rahmenbedingungen gleich bleiben. Solange wir in unserem Alltagstrott gefangen sind, ist es unwahrscheinlich, dass wir unser Verhalten ohne äußere Anstöße ändern. Zudem sind Einstellungen und Werthaltungen oft stabil. Menschen bevorzugen das Bekannte gegenüber dem Unbekannten – auch wenn das Bekannte Probleme birgt. Neues ist mit Unsicherheit verbunden, und diese Unsicherheit schreckt uns ab.

Es geht wirklich darum, grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Wir sollten den Fokus also stärker auf die Sinnhaftigkeit und den Gewinn dieser Veränderungen legen.“

Thomas Brudermann: Wir müssen menschliche Entscheidungen und die menschliche Psyche immer im Kontext der Evolution betrachten. Unser Gehirn hat sich unter ganz anderen Bedingungen entwickelt, als wir sie heute vorfinden. Unsere Vorfahren lebten in Gruppen, zogen durch die afrikanische Savanne, und dort war Verlieren immer ein großes Problem. Wenn man nicht viel besitzt, wird jede Form von Verlust als existenzielle Bedrohung empfunden. Diese natürliche Scheu vor Verlust hat sich über die Evolutionsgeschichte hinweg erhalten. Sie löst auch heute noch Besorgnis, Angst oder Abwehr aus.

Und was ist mit Verzicht?

Wir Menschen sind vernunftbegabte Wesen, wir haben die Fähigkeit, bewusst zu verzichten. Allerdings hängt die Bereitschaft dafür immer an zwei Faktoren: Erstens müssen wir den Sinn hinter dem Verzicht erkennen. Zweitens muss der Verzicht zeitlich begrenzt sein. Ein Beispiel ist die christliche Fastenzeit, wo Menschen bereit sind, für eine bestimmte Zeit auf Fleisch oder Bier zu verzichten. Aber wenn wir über die Klimakrise sprechen, dann geht es nicht um einen begrenzten Verzicht, sondern um eine fundamentale Änderung unserer Lebensweise. Da stoßen wir mit der Verzichtsperspektive schnell an Grenzen.

In der Klimapolitik folgt eine Hiobsbotschaft der anderen. Die Wiederwahl von Donald Trump, und damit ein voraussehbarer Höhenflug der fossilen Industrie, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die Welt fühlt sich unsicher an. Fällt es Menschen dann besonders schwer, konkrete Veränderungen wahrzunehmen?

Ja und nein. Diese problematischen geopolitischen Entwicklungen führen oft zu einem Gefühl der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit. Menschen, die sich machtlos fühlen, neigen dazu, passiv zu werden. Andererseits suchen wir Stabilität in bekannten Sozialbeziehungen oder darin, was andere denken und tun. Aus alten Studien wissen wir, dass Menschen besonders anfällig für den Einfluss anderer sind, wenn sie sich in unsicheren Situationen befinden. Diese Anfälligkeit wird noch stärker, wenn dazu Gefühle wie Angst oder Aufregung kommen. In solchen Momenten orientieren sich viele daran, was andere sagen. Das sieht man auch jetzt oft: Es werden falsche Informationen und einfache Erklärungen verbreitet, die viele leicht glauben. Solche Erklärungen wirken oft beruhigend, weil sie vermitteln, dass alles in Ordnung ist und man nichts ändern muss.

Sie sprechen in Ihrem Buch von „Klima-Ausreden“ und haben unterschiedliche Typen identifiziert. Welche davon begegnen Ihnen im Alltag am häufigsten?

Beschrieben habe ich 25 Klima-Ausreden, einige davon kommen häufiger vor als andere. Ers-

tens: Der Öko-Hans oder die Öko-Hanna. Diese Personen haben ein sehr positives Selbstbild und glauben, dass sie schon genug tun. Sie trennen Müll, kaufen Bio-Fleisch, fahren hin und wieder Fahrrad – und sagen: „Ich mache ja eh schon alles.“ Studien zeigen, dass viele Menschen dieses Selbstbild haben, obwohl ihre tatsächliche Klimabilanz nicht immer dazu passt. Zweitens: Der Technologie-Hans. Dieser Typ setzt seine Hoffnung auf technologische Innovationen, die unsere Probleme lösen sollen. Technologien sind eine wichtige Komponente, aber sie können nicht alle Herausforderungen – etwa in der Mobilität oder Ernährung – bewältigen. Drittens: Der Aber-Hans, der mit Argumenten wie „Aber China macht ja auch nichts!“ versucht, die Verantwortung von sich zu schieben.

Ein bequemes Argument.

Genau, weil es die eigene Untätigkeit rechtfertigt, aber objektiv betrachtet nicht haltbar ist. China trägt auch zum Klimaschutz bei – etwa durch den massiven Ausbau erneuerbarer Energie. Das gegenseitige Schuldzuweisen bleibt destruktiv. Diese Logik führt nirgendwohin, da jeder auf andere zeigt und niemand handelt. Einzig sinnvoll ist es, selbst aktiv zu werden und andere mit ins Boot zu holen.

Was würden Sie Menschen raten, die sich fragen: „Warum soll ich zurückstecken, wenn alle anderen so weiter leben wie bisher?“ Ich verstehe diesen Gedanken, aber es ist eine Frage der Perspektive. Wenn ich den Sinn hinter meinen Handlungen erkenne, nehme ich sie nicht mehr als Verzicht wahr. Ich selbst fliege nicht mehr und esse kein Fleisch. Statt das als Verlust zu sehen, empfinde ich es als Gewinn: weniger Stress, mehr Lebensqualität, ein besseres Körpergefühl. Es hilft, sich daran zu erinnern, warum man etwas tut, und sich nicht von der Untätigkeit anderer entmutigen zu lassen.

Es könnte also ein erster Schritt für jede und jeden sein, darüber nachzudenken, welche Praktiken im Alltag durch klimafreundlichere ersetzt werden können, damit eine Aktivierung gelingt?

Die Einladung ist, darüber nachzudenken, ob es nicht andere Wege gibt, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen. Laut Maslows Bedürfnishierarchie gehören Dinge wie Vielfliegen, SUVs oder Luxussteaks nicht zu den zentralen menschlichen Bedürfnissen. Wichtiger sind physische Grundbedürfnisse, Zugehörigkeit, soziale Beziehungen und das Gefühl, etwas Sinnvolles beizutragen. Derzeit werden diese echten Bedürfnisse oft durch klimaschädliche Konsumgüter ersetzt, weil uns Social Media und Werbung suggerieren, dass sie notwendig sind. Doch das ist eher eine künstliche Erzählung als eine echte Notwendigkeit. >>

Die Einladung ist, darüber nachzudenken, ob es nicht andere Wege gibt, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen. Derzeit werden diese echten Bedürfnisse oft durch klimaschädliche Konsumgüter ersetzt, weil uns Social Media und Werbung suggerieren, dass sie notwendig sind.

Moralisches Lizenzieren: Das psychologische Phänomen, nach einer guten Handlung das Gefühl zu haben (bzw. „sich die Lizenz zu geben“), sich anschließend oder in anderen Bereichen weniger korrekt verhalten zu müssen. Hier: Kleine Maßnahmen fühlen sich wie ein Ausgleich für große umweltschädliche Entscheidungen an – sind es aber nicht.

Thomas Brudermann (geb. 1981) ist Nachhaltigkeitsforscher und assoziierter Professor an der Universität Graz. Seine Arbeit konzentriert sich auf Verhaltensaspekte von Klimawandel und Nachhaltigkeit. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und engagiert sich in der Klimakommunikation, u.a. als Kolumnist für Focus Online und Tag Eins, und als Mitglied des wissenschaftlichen Klimabeirats der Stadt Graz. Sein Buch „Die Kunst der Ausrede“ wurde 2023 mit dem Eunice-Foote-Preis für Klimakommunikation ausgezeichnet. Auf seinem Blog www.klimapsychologie.com schreibt er regelmäßig zu Themen, die sich dem Zusammenspiel von Klimawandel und menschlichem Verhalten widmen und stellt humorvolle Illustrationen & Infografiken zur freien Verwendung zur Verfügung.

Sie sprechen von „Tausch statt Verzicht“. Was heißt das im größeren gesellschaftlichen Kontext?

Es bedeutet, Dinge nicht einfach aufzugeben, sondern sie durch etwas Besseres zu ersetzen. Statt das Auto zu nehmen, fahre ich oft mit dem Zug – das ist für mich kein Verzicht, sondern ein Gewinn an Lebensqualität. Auf gesellschaftlicher Ebene brauchen wir jedoch strukturelle Veränderungen, die es einfacher machen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Politik und Wirtschaft sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die klimafreundliches Verhalten fördern, statt den fossilen Lebensstil zu begünstigen. Denn wir dürfen nicht in die sogenannte Individualisierungsfalle tappen, also die Verantwortung allein den Konsumentinnen aufbürden. Das zentrale Problem ist, dass wir Öl, Kohle und Gas verbrennen. Und damit müssen wir schnellstmöglich aufhören.

Und trotzdem kann ich auch als Individuum Wege finden, um hoffnungsvoll zu bleiben. Welche Strategien helfen da?

Drei Dinge helfen: Erstens darüber reden und sich vernetzen. Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist. Zweitens Pausen einlegen – sich bewusst von den schlechten Nachrichten abkoppeln, Zeit in der Natur verbringen, Social Media bewusst – zeitweise – vermeiden. Drittens aktiv werden, idealerweise in Gruppen. Gemeinsamkeit gibt Kraft und unterstützt, das Gefühl von Hilflosigkeit zu überwinden.

Würden Sie von sich sagen, dass Sie hoffnungsvoll sind? Ja, ich bin hoffnungsvoll – aber nicht naiv. Mein Zugang ist Zweckoptimismus. Das bedeutet, dass ich die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sehr ernst nehme und mir bewusst bin, dass der Weg nicht leicht wird. Aber ich glaube auch daran, dass Pessimismus keine brauchbare Alternative ist. Wenn wir die Hoffnung aufgeben, werden wir passiv, und Passivität ist in einer Krise wie dieser das Schlimmste, was uns passieren kann.

Was braucht es denn, um aktiv bleiben zu können?

Ich versuche, mir die kleinen Fortschritte bewusst zu machen: die Menschen, die sich engagieren, die Veränderungen, die möglich werden, wenn wir uns zusammentun. Den Glauben daran, dass es eine Chance gibt, nicht zu verlieren – auch wenn wir diesen hart erarbeiten müssen. Gleichzeitig erfordert Hoffnung Ehrlichkeit. Wir dürfen die Herausforderungen nicht schönreden, sondern müssen sie offen benennen, um Lösungen zu finden.

Hilft da ein Blick in die Vergangenheit?

Es gibt diesen Gedanken, dass Geschichte oft von unerwarteten Wendungen geprägt ist. Kleine, scheinbar unbedeutende Handlungen können große Auswirkungen haben. Das macht mir Mut. Soziale Dynamiken sind mächtig und manchmal unvorhersehbar. Und trotzdem: Es gibt Tage, an denen die Sorgen schwer wiegen, und das ist okay. Wichtig ist, dass wir weitermachen – auch dann, wenn die Hoffnung nur noch ein kleines Flämmchen ist. Denn genau in diesen Momenten zählt sie am meisten.

Was für schöne Schlussworte. Vielen Dank für das Gespräch!

Graz
Tzivanopoulos

Lösen Sie es in 60 Sekunden

... auf vielfachen Wunsch zurück!

Beginnen Sie die Kopfrechnung mit der Zahl im Feld ganz links. Rechnen Sie von links nach rechts – Kästchen für Kästchen. Die Lösung im leeren Feld rechts eintragen. Jede Rechnung unabhängig von der Schwierigkeit sollte in weniger als 60 Sekunden gelöst werden. Keinen Taschenrechner verwenden!

SCHACHECKE

In dieser Jubiläumsausgabe widmen wir uns einer der faszinierendsten Persönlichkeiten der Vorarlberger Schachszene: Günter Amann. Der gebürtige Bludenzer, Jahrgang 1968, entdeckte seine Leidenschaft für das Schachspiel bereits im Alter von elf Jahren. Schon bald wurde sein außergewöhnliches Talent für dieses königliche Spiel erkannt und schnell erreichte er die ersten Turniererfolge.

Bei den Vorarlberger Landesmeisterschaften im Jahr 1982 dominierte er die Schülerklasse und gewann unangefochten mit 100 % der möglichen Punkte. Dies markierte den Beginn einer beeindruckenden Schachkarriere, in der der sympathische Vorarlberger zahlreiche Siege und Auszeichnungen feiern konnte. So wurde Günter Amann vom internationalen Schachverband FIDE als einer der wenigen Vorarlberger mit einem internationalen Titel ausgezeichnet.

Seine Kreativität und sein tiefes Verständnis für das Schachspiel sind für Günter Amann nicht nur im Turnier-

Günter Amann Studie 1

Weiß am Zug gewinnt

Günter Amann Studie 2

schach von Vorteil, sondern auch bei seinen Schachkompositionen. Diese speziell erstellten Schachstellungen, auch Schachstudien genannt, stellen eine bestimmte Aufgabe oder Herausforderung dar, deren Lösungen unterschiedlich schwierig sind. Der Bludenzer komponiert seit 2003 Schachstudien und hat dabei mehrere Preise gewonnen. Seine Werke zeichnen sich durch prägnante und partienahe Stellungen aus. Nachstehend präsentieren wir drei Studien aus dem Schaffen von Günter Amann. Nach Rücksprache mit dem Komponisten haben wir nur Fragmente der Originalstudien ausgewählt, da diese ansonsten für die meisten viel zu schwierig und praktisch unlösbar wären. Die teilweise extrem komplizierten Einleitungen haben wir weggelassen, um die Lösungswege erheblich zu erleichtern. Trotzdem können Sie stolz auf sich sein, wenn Sie die eine oder andere Studie lösen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!

Weiß am Zug gewinnt

Günter Amann Studie 3

Weiß am Zug gewinnt

Lösungen auf Seite 52

„DA GEHT MIR

DAS HERZ AUF“

Manuela Schweighofer arbeitet seit fünf Jahren ehrenamtlich als „Friseurengel.“ Dieses Engagement bei den Barber Angels hat das Leben der heute 53-Jährigen nachhaltig verändert. Die marie sprach mit der Inhaberin des Friseursalons „HaarOase“ in Feldkirch über ihren wirklichen Lohn für ihre Arbeit, die Not der Menschen und warum sie sich ein soziales Jahr besonders für Politiker:innen wünschen würde.

Interview: Frank Andres, Fotos: Barber Angels

„DAS HABE ICH GESUCHT, UM DEN MENSCHEN EIN STÜCK ANERKENNUNG ZU GEBEN. MICH HABEN MENSCHEN SOGAR UMARMT, NUR WEIL ICH IHNEN DIE HAARE GESCHNITTEN ODER IHNEN DEN KOPF MASSIERT HABE. MANCHE HABEN DANACH ZU MIR GESAGT, DASS SIE SICH NOCH NIE SO SCHÖN GEFÜHLT HÄTTEN.“

Was hat Sie dazu bewegt, Barber Angel zu werden?

Ich wollte schon immer für die Menschen im Land etwas Gutes tun. Etwas, das mit meinem Handwerk, dem Haare schneiden, zu tun hat. Vor etwas mehr als fünf Jahren habe ich dann in der Zeitung über den ersten Einsatz der Barber Angels im Haus Kaplan Bonetti in Dornbirn gelesen. Und da war mir klar: Das ist es.

Wie ging es dann weiter?

Ich habe mich gleich gemeldet und wurde drei Monate später nach Salzburg eingeladen. Ich bin dann gemeinsam mit meinem Mann und meinem Sohn angereist und hatte im Dezember meinen allerersten Einsatz als Barber Angel.

Wie hat es Ihnen gefallen?

Ich war total begeistert. Die liebevolle Herzlichkeit, wie mich das Team aufgenommen hat, war einfach nur gigantisch. Das hat mich beeindruckt. Aber ich muss zugeben, dass die Geschichten der Menschen, denen ich die Haare geschnitten haben, mich an meine emotionalen Grenzen gebracht haben. Eine Frau erzählte mir zum Beispiel, dass sie ihre echten Freunde nicht in der Familie, sondern erst auf der Straße getroffen habe. Ich war danach fix und fertig. Trotzdem war für mich danach vollkommen klar, dass ich als Barber Angel arbeiten will. Das habe ich gesucht, um den Menschen ein Stück Anerkennung zu geben. Mich haben Menschen sogar umarmt, nur weil ich ihnen die Haare geschnitten und ihnen den Kopf massiert habe. Manche haben danach zu mir gesagt, dass sie sich noch nie so schön gefühlt hätten. Da geht mir das Herz auf. Mir war gar nicht bewusst, dass ich durch mein Friseur-Handwerk so viel Positives bewirken kann. Diese Form der Dankbarkeit war für mich eine gänzlich neue Erfahrung.

Ist das der wirkliche Lohn Ihrer Arbeit?

Ja. Die Menschen freuen sich, wenn wir kommen. Viele verstehen nicht, warum wir diese Arbeit gratis machen. Bevor sie sich in den Friseurstuhl setzen, sagen sie zu mir: „Ich habe kein Geld, um mir die Haare schneiden zu lassen.“ Dann antworte ich: „Das brauchst du auch nicht.“ Die meisten empfinden es als außergewöhnlich, dass die Barber Angels in ihrer Freizeit am Sonntag kommen. Bei einem Einsatz zuletzt im Caritas-Café ist eine Frau extra noch in den Supermarkt am Bahnhof gegangen, um uns eine Schokolade zu kaufen. Ich hatte

ein schlechtes Gewissen, weil die Frau selbst nichts hatte. Aber ihr war es wichtig, uns etwas zurückzugeben. Inzwischen haben wir unsere Stammgäste.

Und wer sind Ihre Kund:innen?

Bunt gemischt, Frauen und Männer, jung wie alt. Es spielt aber natürlich eine Rolle, wo wir im Einsatz sind. Im Caritas-Café sind die Leute eher jünger, in der AQUA Mühle Frastanz kommen vorwiegend ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen. Wir waren auch schon zwei Mal im Vorarlberger Kinderdorf und in der Frauennot-Wohnung des ifs. Das sind auch ganz besondere Einsätze.

Wie sehr erschreckt Sie die Not der Menschen in einem so reichen Land wie Vorarlberg?

Ganz ehrlich: Vor meiner Arbeit als Barber Angel war mir nicht so bewusst, wie viele Menschen es im Land gibt, die alkohol- oder drogensüchtig sind. Mein Sohn und mein Mann sind inzwischen auch bei den Barber Angels dabei und kümmern sich um das Organisatorische. Diese Arbeit macht uns erst so richtig bewusst, wie viele anderen Menschen es an einer Lebensperspektive fehlt. Man ist dankbar für das Glück, das man bisher selbst hatte. Die keine Familie hinter sich haben, um aus einer Misere wieder rauszukommen. Ich und meine Familie sind an der Aufgabe als Barber Angels gewachsen.

Wie finanzieren sich eigentlich die Barber Angels?

Durch Sponsoren, durch Spenden und unsere Mitgliedsbeiträge.

Verstehe ich Sie richtig, dass Sie selbst für ihre ehrenamtliche Tätigkeit auch einen finanziellen Beitrag leisten müssen?

Ja, aber ein Teil der Reisekosten wird rückerstattet.

Inzwischen gibt es die Barber Angels auch als eigene Regionalgruppe in Vorarlberg. Mit elf Mitgliedern ist diese, umgerechnet auf die Bevölkerungszahl, die größte in ganz Österreich. Sind Sie überrascht?

Zuerst einmal freut es mich, dass wir ein so tolles Team im Ländle haben. Daraus sind auch Freundschaften entstanden. Wir sind füreinander da. Das berührt mich. Ich bin aber gleichzeitig schockiert, dass es in Vorarlberg nur elf Barber Angels gibt. Vor allem, wenn man >>

„ICH GLAUBE, ES GIBT NACH WIE VOR BERÜHRUNGSÄNGSTE. VIELE WOLLEN DER NOT ANDERER MENSCHEN NICHT INS AUGE BLICKEN. SIE LEBEN LIEBER IN IHRER HEILEN WELT, IN DER ALLES FUNKTIONIERT.“

„ICH BIN DER MEINUNG, DASS JEDER MENSCH IN EINE NOTLAGE GERATEN KANN. JEDER MENSCH HAT SEINEN RUCKSACK ZU TRAGEN. UND MANCHE KOMMEN MIT DIESEM RUCKSACK

NICHT MEHR KLAR. DESHALB FINDE ICH ES WICHTIG, DASS WIR MENSCHEN AM RANDE UNSERER GESELLSCHAFT WIEDER ETWAS MEHR IN DIE MITTE HOLEN.“

bedenkt, wie viele FriseurInnen es im Land gibt. Da gibt es eindeutig Luft nach oben. Ich habe zum Beispiel eine Freundin, die selbst Friseurin ist. Die ist total verwundert, dass ich die Arbeit als Barber Angel an Menschen am Rande der Gesellschaft tun kann. Sie selbst sei nicht dazu in der Lage. Ich glaube, es gibt nach wie vor Berührungsängste. Sie wollen der Not anderer Menschen nicht ins Auge blicken. Sie leben lieber in ihrer heilen Welt, in der alles funktioniert. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch in eine Notlage geraten kann. Jeder Mensch hat seinen Rucksack zu tragen. Und manche kommen mit diesem Rucksack nicht mehr klar. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir Menschen am Rande unserer Gesellschaft wieder etwas mehr in die Mitte holen.

Wie groß ist eigentlich der Männeranteil unter den Vorarlberger Barber Angels? Unter den elf „Haarschneideengeln“ gibt es einen Mann. Ich habe dafür auch keine richtige Erklärung. Ich kann nur für mich sprechen. Ich habe meinen Mann und meinen Sohn zu den Barber Angels geholt. Allerdings nicht, um Haare zu schneiden, sondern für organisatorische Aufgaben. Ich habe beide mit meiner Begeisterung und Euphorie dermaßen angesteckt, dass sie auch unbedingt dabei sein wollten.

Macht die Arbeit als Barber Angel einen mit dem eigenen Leben zufriedener? Du wirst dankbarer, weil du einen Beruf hast, der dir Spaß macht. Ich habe zuvor 18 Jahre lang in einem großen Friseur-Salon in der Schweiz gearbeitet. Umso mehr schätze ich, dass ich heute mein eigenes Geschäft und damit meinen Seelenfrieden habe. Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit und habe eine Familie, die mich auffängt, wenn es mir schlecht geht. Ich habe das Gefühl, dass wir als Familie auch an der Aufgabe gewachsen sind.

Hat die Arbeit als Barber Angel Ihre Sichtweise auf die Menschen am Rande unserer Gesellschaft verändert?

Selbstverständlich. Gerade die Corona-Zeit hat mir vor Augen geführt, wie schnell du vor dem wirtschaftlichen Aus stehen kannst. Mein Geschäft musste zusperren. Hätte ich nicht den Rückhalt meiner Familie gehabt bzw. einen Mann, der arbeiten gehen konnte, dann wäre ich heute wahrscheinlich pleite. Da wurde mir selbst noch einmal wirklich bewusst, wie schnell das gehen kann. Und das ohne Eigenverschulden.

Würde man sich nicht manchmal mehr Wertschätzung von politischer Seite wünschen?

Ich engagiere mich, weil mir diese Aufgabe eine Herzensangelegenheit ist. Mir war es schon immer wichtig, anderen Menschen zu helfen. Aber eines möchte ich feststellen. In Vorarlberg habe ich von der Politik bisher noch nie ein Dankeschön bekom-

„ICH FINDE, DASS JEDER MENSCH, DER IN DIE POLITIK GEHEN WILL, SICH DAVOR SOZIAL ENGAGIEREN MÜSSTE. ICH BIN ÜBERZEUGT, DIE POLITIK WÄRE EINE ANDERE, EINE BESSERE. ETWAS MEHR HERZ UND GESPÜR FÜR DIE SORGEN DER MENSCHEN ZU HABEN, SCHADET NIEMANDEM.“

men. Das ist in Restösterreich anders. Da wurden schon einige Mitglieder der Barber Angels für ihre Verdienste ausgezeichnet. Über eine Anerkennung der politischen Verantwortlichen würde ich mich sicher freuen. Es würde schon reichen, wenn jemand zu mir sagt: „Tolle Arbeit, die ihr hier leistest.“

Es gibt in Österreich das Freiwillige Sozialjahr. Was halten Sie davon, so etwas verpflichtend einzuführen?

Ein Freiwilliges Soziales Jahr ist grundsätzlich eine gute Sache. Eine Verpflichtung halte ich jedoch nicht für sinnvoll. Aber ich finde, dass jeder Mensch, der in die Politik gehen will, sich davor ein Jahr sozial engagieren müsste. Ich bin überzeugt, die Politik wäre eine andere, eine bessere. Etwas mehr Herz und Gespür für die Sorgen der Menschen zu haben, schadet niemandem.

Die Barber Angels Brotherhood ist eine internationale Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, obdachlosen und bedürftigen Menschen durch kostenlose Haarschnitte ein Stück Würde und Selbstbewusstsein zurückzugeben.

In Österreich gibt es die Barber Angels seit Jänner 2018. Seitdem sind die engagierten Friseur:innen regelmäßig unterwegs, um Menschen in Not zu helfen. In Vorarlberg hatten die Barber Angels unter anderem Einsätze – jährlich 8 bis 10 – bei sozialen Institutionen wie Kaplan Bonetti oder dem Caritas-Café, aber auch im Vorarlberger Kinderdorf. Der nächste Friseur-Termin ist für Februar im dowas in Bregenz geplant.

Wie kann man mitmachen?

Jeder, der eine Friseurlizenz besitzt und Interesse hat, kann sich bei den Barber Angels melden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich zu engagieren, sei es durch regelmäßige Einsätze oder durch Spenden. Weitere Infos finden Sie unter www.barberangels.at

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Mi 29. Jän. 13.30 h – Do 30. Jän. 17.00 h

Tai Ji Zen | Stille in Bewegung Fr 7. Feb. 10.30 h – Sa 8. Feb. 13.00 h

Praktisches für die Pflege daheim für pflegende An- und Zugehörige

Start: Do 6. Feb. 13.30 – 17.00 h | 5 Termine zu verschiedenen Themen | Detailinfos anfordern

Palliative Lebenskunst

Start: 17. Feb. / 10. März / 31. März jeweils Mo 18.30 – 20.00 h | Detailinfos anfordern

Anmeldung | Ort: bildungshaus@bhba.at T +43 5522 44290-0

LIEBE LESERINNEN UND MITARBEITERINNEN DER MARIE,

für das kommende Jahr wünschen wir Ihnen viel Freude, Gesundheit und Zuversicht

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„Ich war ein vorlauter Schüler“

Ins „Kreuzverhör“ nahmen Schülerinnen und Schüler der Polytechnischen Schule Bludenz Museumsdirektor Dr. Hanno Loewy bei ihrem Besuch im Jüdischen Museum Hohenems.

Dokumentation: Gerhard Thoma, Fotos: Frank Andres

AKTUELLE AUSSTELLUNG IM JÜDISCHEN MUSEUM HOHENEMS:

YALLA.

ARABISCH-JÜDISCHE BERÜHRUNGEN

Die Ausstellung ist noch bis 24. August 2025 zu sehen. Eine Führung ist buchbar.

Weitere Infos: www.jm-hohenems.at

marie: Herr Loewy, waren Sie ein fleißiger Schüler?

Hanno Loewy: Ich muss sagen, ich war vor allem ein vorlauter Schüler. Einige Lehrer habe ich dadurch sicher verärgert. Freilich habe ich meine Sachen gelernt. Und wenn ein Lehrer „cool“ war, hat es mich auch interessiert.

Was meinen Sie mit „cool“?

Nun, wenn ich gespürt habe, dass ein Lehrer leidenschaftlich ist, dass er sein Fach engagiert unterrichtet, dann war die Stunde für mich meist spannend. Ich hatte ja das Glück, in Frankfurt an einer Gesamtschule zu sein. Das war damals eine der ersten Gesamtschulen in Deutschland – ein Experiment oder ein „Schulversuch“ würde man heute wohl sagen. Das heißt, bei uns gab es keine Unterschiede. Alle wurden gemeinsam unterrichtet. Daneben gab es viele Aktivitäten, zum Beispiel ein Theater und ein Orchester. Und eine Druckerei, in der wir unsere Schulzeitung druckten. Für die Schulzeitung habe ich schon Artikel geschrieben. Ich lernte dort auch fotografieren. Ich spielte gern Fußball und lernte tanzen – ich tanzte sogar im Ballett.

Warum sind Sie in Österreich?

Ich habe mich in das Museum in Hohenems verliebt. In Frankfurt und anderswo hatte ich schon Ausstellungen gemacht. Nach der Matura habe ich Filmtheorie studiert, war mit Museumsarbeit beschäftigt. Dann, im Jahr 2003, stießen meine Frau und ich in der „Zeit“ zufällig auf ein Inserat: Museumsdirektor in Hohenems gesucht. Ich kannte das Museum in Hohenems schon von früher. Es hatte auch international einen guten Ruf. So kam ich nach Vorarlberg.

Unter Jugendlichen gelten Museen häufig als beschauliche, eher langweilige Orte.

Das muss durchaus nicht sein. Es kommt ganz darauf an, was mit einer Ausstellung bezweckt wird: Museen können auch spannend sein. Bei unserer derzeitigen Ausstellung zum Beispiel können Besucher ins Gespräch kommen. Sie können dazu provoziert werden, sich auf die Suche nach ihrer Identität zu machen. Jede und jeder sieht etwas anderes, stellt etwas anderes in den Vordergrund. Man betrachtet Ereignisse aus einer anderen Sichtweise. Das kann ganz schön spannend sein. Das unterscheidet sich von einer Ausstellung zum Beispiel über Gemälde alter Meister.

Ändern Sie Ihre Meinung oft?

Also da muss ich zuerst klären, was „Meinung“ überhaupt bedeutet. Kurz gesagt: Es gibt Meinungen, die sind wichtig als allgemeiner Konsens. Zum Beispiel die Meinung, dass man bei Rot über die Ampel gehen soll, ist nicht gut, weil gefährlich. Es gibt allgemeine Regeln, die sind sinnvoll. Da würde ich mei-

Die fünf Nachwuchs-Journalistinnen und Journalisten des Poly Bludenz bei der Arbeit: Nela Schwendinger, Mohamad Abdulrahman, Ceylen Topcu, Aurelius Ströhle-Scherer und Hira Gürler – begleitet von Fachlehrer Mag. Clemens Scherrer und marie-Mitarbeiter Mag. Gerhard Thoma.

ne Meinung nicht ändern. So, und dann gibt es Meinungen, die ich ständig ändern kann oder sollte. Das meine ich so: Wir leben in einer Welt, in der wir ständig dazulernen müssen. Die Fakten von gestern sind heute keine unumstößlichen Wahrheiten mehr. Damit ihr mich richtig versteht: Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse sind wichtig. Sie sind Halt und Orientierungspunkt. Aber wir müssen dazulernen und sie verbessern. Wenn ich das tue, wenn ich aufgrund neuer Erfahrungen und Erkenntnisse dazulerne, heißt das: Ich ändere meine Meinung. Und so lautet meine Antwort: Manchmal ändere ich meine Meinung, manchmal nicht.

Herr Loewy, was sagen Sie zum Krieg in Israel und Gaza?

Wie konnte es dazu kommen?

Diese Frage habe ich erwartet. Kommen wir jetzt also zu einem aktuellen Thema. Nun, das ist ein sehr schwer zu lösender Konflikt. Ich kann unmöglich auf alle Ursachen dieser Tragödie eingehen. Aber vielleicht wird euch das Problem klarer, wenn ich nur einen einzigen Aspekt ein bisschen beschreibe. Für alle Menschen, die dort leben, sind diese Wohnorte existenziell wichtig. Egal ob für Juden oder Moslems. Und alle – Juden, Christen und Moslems – haben ihre Geschichte an diesem Ort, haben ihre Wurzeln an diesem Ort. Und alle haben immer versucht, dieses Gebiet zu beherrschen und über die anderen zu herrschen. Das war und ist immer noch mit Tod und Leid verbunden. Dazu kommt noch das Unglück, dass von außen großes Interesse besteht an allem, was dort passiert. Es ist, als ob sich Europa, Amerika, Asien und Afrika um den „Mittelpunkt der Welt“ streiten würden. Die Emotionen sind groß. Alle wollen mitreden. Das Kuriose dabei: Sowohl Israelis als auch Palästinenser sind ja zahlenmäßig im Vergleich sehr kleine Völker. Weltweit gibt es zirka 20 Millionen Juden. Aber beide stützen sich auf „große Brüder“, die ihnen helfen. So nimmt die Tragödie ihren Lauf.

Wie könnte ein Friede entstehen?

Dr. Hanno Loewy

Geboren 1961 in Frankfurt am Main

Studierte Literaturwissenschaft, Theater-, Filmund Fernsehwissenschaft sowie Kulturanthropologie

Zunächst: Ich glaube nicht, dass eine sofortige Zwei-Staaten-Lösung hilft, weil beide Seiten dieselben Gebiete beanspruchen. Das führt zu weiteren längeren Streitereien. Ich bin für den Dialog: Beide Seiten müssen loslassen und gemeinsam dort leben. Zuerst müssen zwei Grundsätze festgelegt werden: Alle haben das Recht, dort zu leben und alle sind gleichberechtigt. Dann muss ein Modell erarbeitet werden, das beiden Seiten ihre sprachliche, kulturelle und politische Entwicklung ermöglicht. Vielleicht interessant für euch zu wissen: Mehr als 20 Prozent der Bevölkerung in Israel sind ja Palästinenser. Das heißt: Jeder fünfte israelische Staatsbürger ist Moslem. Ich weiß, dass meine Lösung momentan schwierig ist. Hass und Misstrauen sind groß.

Würde es helfen, wenn man die Religionen „einbremst“?

Ich verstehe die Frage. Du meinst wohl, dass man sämtliche religiösen Dinge einfach beiseite lässt. Das ist sehr schwierig und würde auf allen Seiten zu Revolutionen führen. Religionen werden auch dazu benutzt, um sich abzugren-

Publizist und Ausstellungsmacher u.a. an den Jüdischen Museen Frankfurt und Berlin; Lehrbeauftragter an der Universität Konstanz im Bereich Literatur- und Medienwissenschaft; Seit 2004 Direktor am Jüdischen Museum Hohenems.

zen. Sie sind auch identitätsstiftend. Das scheint ein natürliches Grundbedürfnis vieler Menschen zu sein. Das ist ein weiterer Grund, warum Kriege geführt werden.

Sind Sie religiös?

Nein, ich bin kein streng religiöser Mensch. Ich bete, wenn ich das Bedürfnis danach habe, aber als religiös würde ich mich nicht bezeichnen.

Herr Loewy, Sie sind auch Jude. Wie war das mit Ihrer Familie während der Nazi-Zeit?

Mein Großvater väterlichseits wurde ermordet. Ebenso viele aus der Familie meiner Mutter. Sie lebten großteils in Polen. Ein Onkel von mir war Deutscher. Er konnte noch flüchten und kämpfte in der britischen Armee. Meine Eltern konnten nach Palästina flüchten.

War der Holocaust bei Ihnen zu Hause ein Thema?

Ab und zu. Meine Eltern haben relativ wenig erzählt. Ich persönlich habe mich intensiv damit befasst. Mein Vater hat während all der Jahre, die er in Palästina gelebt hat, kaum ein Wort hebräisch gelernt. Er war Bibliothekar und Publizist und hatte Sehnsucht nach der deutschen Sprache und nach der deutschen Literatur. Schließlich entschieden sich meine Eltern dafür, dass sie wieder nach Deutschland zurückkehren – trotz der schrecklichen Vergangenheit. Ich wurde 1961 in Frankfurt geboren. Mir ist nur aufgefallen, dass bei uns zu Hause meistens nur Leute auf Besuch waren, die zum Teil deutlich jünger als meine Eltern waren. Als ich meine Eltern einmal fragte, warum das so ist, sagten sie: „Weißt du, wir wollen sicher sein, dass kein Mörder unter unseren Gästen ist.“

Word-Rap mit Hanno Loewy

Mathe oder Sportunterricht: Sportunterricht

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Schnitzel oder Kässpätzle: Kässpätzle

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Zeitreise ins Jahr 2125 oder 1925: 1925

Buch oder Hörbuch: Buch

Komödie oder Krimi: Komödie

Wein oder Bier: Wein

Hund oder Katze: Hund

Herzlichen Glückwunsch zur 100. Ausgabe der Marie Straßenzeitung!

Die inatura - Erlebnis Naturschau Dornbirn möchte zu diesem besonderen Meilenstein herzlich gratulieren. Die Marie ist seit Jahren eine wertvolle Stimme in unserer Region und leistet einen wichtigen Beitrag, um soziale Themen, Kultur und die Geschichten von Menschen in besonderen Lebenslagen in den Vordergrund zu rücken.

Mit jeder Ausgabe wird ein Stück mehr Bewusstsein geschaffen und ein weiteres Kapitel über gesellschaftliche Verantwortung und Solidarität geschrieben. Es ist uns eine Ehre, mit Inseraten einen kleinen Beitrag zu diesem wichtigen Projekt zu leisten. Wir danken euch für die kontinuierliche Arbeit und das Engagement, das in jeder Ausgabe steckt. Wir schätzen die Marie sehr!

Auf viele weitere Ausgaben, die weiterhin inspirieren, aufklären und Menschen verbinden – Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zur 100. Ausgabe!

Herzlichst, Das Team der inatura

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Erstberatungszeiten der ifs Sozialberatung

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Mo – Fr, 8 – 12 Uhr ohne Terminvereinbarung

Mo – Do, 13 – 17 Uhr nach Terminvereinbarung

Bludenz

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Klarenbrunnstr. 12

Tel. 05 1755-560

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Tel. 05 1755-510

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Tel. 05 1755-520

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Impressum

Grundlegende Richtung

Die Straßenzeitung marie versteht sich als Sprachrohr für die Anliegen von Randgruppen unserer Gesellschaft. marie ist ein Angebot zur Selbsthilfe für Menschen an oder unter der Armutsgrenze, die ihren Lebensmittelpunkt in Vorarlberg haben. Ziel ist die Förderung des Miteinanders von Menschen am Rande der Gesellschaft und der Mehrheitsgesellschaft. Die Hälfte des Verkaufspreises von 3,40 Euro verbleibt den Verkäufer:innen. marie ist ein parteiunabhängiges, soziales und nicht auf Gewinn ausgerichtetes Projekt.

Redaktion

marie – Die Vorarlberger Straßenzeitung, Graf-Maximilian-Straße 18, 6845 Hohenems, Telefon: 0677 615 386 40, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Internet: www.marie-strassenzeitung.at Redaktion: Frank Andres, Simone Fürnschuß-Hofer

Mitarbeiter:innen dieser Ausgabe: Samantha Bildstein, Daniel Furxer, Guntram Gärtner, Walter Gasperi, Michael Hämmerle, Miriam Jaeneke, Judith Lutz, Christine Mennel, Daniel Mutschlechner, Gerhard Thoma, Wolfgang Weber Zeitungsausgabestellen:

Dornbirn: Kaplan Bonetti Sozialwerke, Kaplan-Bonetti-Straße 1, Montag, Mittwoch und Freitag von 7.15 bis 9 Uhr

Bregenz: dowas, Sandgrubenweg 4, Montag bis Freitag: 8.30 bis 13 Uhr

Feldkirch: Caritas-Café, Wohlwendstraße 1, Montag bis Freitag 8.30 bis 14 Uhr

Bludenz: do it yourself, Kasernplatz 5-7/3b, Montag und Mittwoch 14 bis 16 Uhr

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Kontakt: anzeigen@marie-strassenzeitung.at Medieninhaber und Herausgeber Verein zur Förderung einer Straßenzeitung in Vorarlberg, ZVR-Zahl 359044778, 6833 Klaus, eMail: redaktion@marie-strassenzeitung.at Vorstand

Frank Andres, Obmann, Christina den Hond-Vaccaro, Obmann-Stellvertreterin, Schriftführerin, Oliver Mössinger, Kassier Gabriele Hörl-Anselmi, Daniel Mutschlechner

Druck: Russmedia Verlag GmbH, Schwarzach Auflage: 15.000 Exemplare, Erscheinungsweise monatlich Layout/DTP/Bildbearbeitung :TAGWERK Grafik|Design Monika Dür Bankverbindung & Spendenkonto Raiffeisenbank im Rheintal, IBAN: AT94 3742 0000 0648 3580, BIC: RVVGAT2B420 © 2025 marie. Alle Rechte vorbehalten.

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DORNBIRN

Diesmal einnert sich Human- und Bildungswissenschaftlerin, Psychotherapeutin und Obfrau der Telefonseelsorge Vorarlberg Dr. Helga Kohler-Spiegel an die Straße ihrer Kindheit.

„Die frühere ‚Wingatstraße‘ führte vom ‚Bockacker‘ bis zum Pestild an der Oberdorferstraße, die heutige ‚Wingatstraße‘ ist jedoch sei 1885 nur noch die Verbindung zur ‚Rosenstraße‘. Die Bezeichnung der Wingat-Flur (1715 als ‚Wingart‘ beurkundet) geht auf die ausgedehnten Weingärten zurück, die in früheren Jahrhunderten bis in die Tallagen herab reichten.“ So Albert Bohle in „Dornbirner Straßennamen Dornbirn“ von 2012.

Es war eine ruhige ungeteerte Privatstraße mit Schlaglöchern, mitten in der Stadt Dornbirn. Was die Verletzungen betraf, war das manchmal anspruchsvoll, bei Trittroller- und Fahrradunfällen mussten von Mama und Oma kleine Steinchen und anderer Dreck weggewischt werden. Da es auf dem Acker genügend Obstbäume gab, um Most und Schnaps zu machen, wurden die kleineren Wunden mit dem Hinweis „Zähne zusammenbeißen“ und Schnaps verarztet.

Ja, wir hatten Platz zum Spielen, einen Garten mit Wiese und Sandkasten und Schaukel und Bäumen und Sitzgelegenheiten und Blumen und Gemüse – und immer ein kleines Gärtchen für uns Kinder, in dem wir für uns selbst anbauen durften, was wir am liebsten hatten. Selbstverständlich mussten wir auch selbst für diese Pflanzen sorgen. Es gab eine Wiese mit Kühen und Heinzen (oder allgemeiner: Heumandl), zum Verstecken wunderbar. Es gab Geschwister und meine Freundin, es gab Eltern und Großeltern und eine Katze, es gab all die Spiele meiner Kindheit, Räuber und Gendarm, Völkerball, Gummitwist und und und. Mitten in

Dornbirn – es gab zwar keine Weingärten mehr, aber es fühlte sich nach Heimat an, nach Zugehörigkeit. Es gab auch eine „geteerte Wingatstraße“, dort wohnten „reiche Menschen“, wir schauten durch die Gitterstäbe der Zäune auf das Schloss im Park. In unserem „ungeteerten Teil“ der Straße kannten sich die Menschen, manchmal waren wir eher laut, wir kommunizierten durch Zuruf, auch über weitere Distanzen. Wenn wir zu lange schrien, schimpften die Erwachsenen, nachhaltig war das aber nicht.

Es ist eine unwichtige Straße – die Wingatstraße. Als Privatstraße wurde im Winter nicht einmal der Schnee weggeräumt. Bei akuten Einsätzen war das für ein Rettungsfahrzeug nicht ganz einfach. Zugleich ist es schön, in einer Nebenstraße aufzuwachsen. Unwichtige Straßen lassen viel Freiheit, und alles schien nur da zu sein, damit wir unsere Wege machen und spielen konnten – so in meiner Erinnerung. Natürlich – es gab auch manchmal Streit, es gab einen Hund, den wir fürchteten, unsere Katzen fürchteten ihn nicht.

Im Winter wurde die Rosenstraße zur Rodelstraße. Sie wurde extra für uns Kinder gesperrt, jeden Nachmittag rodeln, eine Schlange bilden mit anderen Kindern! Auch wenn es heute noch so viel Schnee gäbe, auch wenn es heute noch üblich wäre, über Wochen hinweg eine Straße für Kinder zu sperren, auch dann wäre vieles vermutlich zu gefährlich und verboten.

Vieles hat sich nicht nur in der Wingatstraße verändert. Ich selbst wohne seit 40 Jahren nicht mehr dort, das Elternhaus ist verkauft und eine andere Familie wohnt an diesem hoffentlich auch für sie wunderschönen Ort. Auch nach viel Reflexion über eigene Herkunft und eigene Biografie bleibt das Bewusstsein von Glück, so aufwachsen zu dürfen – und viel Dankbarkeit.

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1.Sg4+ Kg7 Es gibt keine Alternative, der Läufer muss gedeckt werden. 2.Kd1! Normalerweise führt dieses Materialverhältnis zu einem Remis. Allerdings nimmt Weiß mit dem Textzug dem Läufer das Feld c1 und Schwarz befindet sich in Zugzwang. 2...g5 3.h5 Der entscheidende Zug. Schwarz muss mit dem König ziehen und danach gewinnt Weiß mit 3.Sxh6 den Läufer.

2

1.Sd4! Diese weiße Doppeldrohung gewinnt. 1...a1D [Das Endspiel nach 1...Sxf2 2.Lxa2 ist für Weiß aufgrund der Mehrfigur gewonnen.] 2.Sf3+ Danach zappelt der schwarze König im Mattnetz. 2...Kg4 3.Le6+ In dieser Stellung gibt es für den schwarzen König kein Entrinnen. 3...Kf4 4.e3# 1.Df6!! [Ein fantastischer Zug! Nach einer sehr schwierigen Einleitung, die wir, wie bereits erwähnt, weggelassen haben, führt dieser unglaubliche Damenzug zum Gewinn für Weiß. Nur Remis ergibt 1.Dg4? Lc6! und nach 1.Dg5?? Da1! verliert Weiß sogar.] 1...Lc6 [Die Alternativen enden unweigerlich mit einem Matt: a) 1...exf6 2.Lb4# b) 1...Lxf6 2.Lh6+ Lg7 3.Lxg7# c) 1...Ld7 2.Dxg7+ Ke8 3.Dg8#.]

2.Dxc6 f5 [Nach 2...e6 kann Weiß mit 3.Lb4# direkt matt setzen.] 3.Dc8+ Kf7 4.Dg8+ Schwarz verliert seine Dame und wird schnell matt gesetzt.

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Wem gehört der öffentliche Raum?

Immer wieder ist der Bahnhof in Dornbirn in aller Munde. Zuletzt gab es viel öffentliche Aufmerksamkeit, als die Stadt weitere Sicherheitsmaßnahmen am Bahnhof verkündet hat. So wurden u.a. die Sitzbänke am Busbahnhof mit Holzleisten versehen, damit keine Personen mehr darauf liegen können und die Beschallung mit klassischer Musik wurde erweitert. Neben einer verstärkten Polizeipräsenz soll zukünftig auch ein privater Sicherheitsdienst für Ordnung sorgen. Das Ziel ist klar: Für gewisse Personengruppen soll der Bahnhof so unattraktiv sein, dass sie sich dort nicht mehr aufhalten wollen. Die wesentliche Frage, die dabei aber auch zu beantworten sein wird, ist: Wem gehört der öffentliche Raum und wer darf sich in diesem unter welchen Bedingungen aufhalten oder eben nicht?

Schon seit Jahren gilt ein umfangreiches Alkoholverbot am Bahnhof. Wer es sich leisten kann, kann in der am Bahnhof ansässigen Gastronomie Alkohol bestellen und konsumieren, im Sommer sogar im Freien direkt am Gehweg. Wer sich das aber nicht leisten kann und sein Getränk nur wenige Meter daneben über der Straße auf der Bank beim Busbahnhof konsumiert, macht sich strafbar. Seit Jahren verschärft die Stadt also die Maßnahmen gegen sich am Bahnhof aufhaltende Personen und setzt eine ausgrenzende Maßnahme nach der anderen. Aber welche Ziele wurden damit bisher erreicht?

Soweit ich die Situation am Bahnhof überblicke, gibt es dort kein größeres Problem der Obdachlosigkeit im öffentlichen Raum. Vielmehr wird der Platz am Bahnhof von unterschiedlichsten Personen auch als Treffpunkt und Ort der sozialen Interaktion genutzt. Die Verfügbarkeit von Alkohol bis spät in die Abendstunden und auch an Sonn- und Feiertagen durch den sich vor Ort befindlichen Lebensmittelhandel üben eine zusätzliche Anziehungskraft für gewisse Personen aus.

Der öffentliche Raum unterliegt immer der Aushandlung von sich dort aufhaltenden und den Raum nutzenden Personen und Personengruppen. Dornbirn ist damit nicht alleine. Auch in Bregenz und Feldkirch, in Salzburg, Graz und Wien, in Berlin oder Paris wird über die Gestaltung und die Nutzung von öffentlichem Raum diskutiert – leider oftmals mit dem Ergebnis, dass gewisse Personengruppen aus dem öffentlichen Raum vertrieben werden sollen. Unter dem Begriff „Defensive Architektur“ versteht man strategische Baumaßnahmen gegen unerwünschte Personengruppen. Die Holzleisten auf den Sitzbänken und die Beschallung mit klassischer Musik zählen dazu.

Zwei Drittel der Vorarlberger Bevölkerung wohnen im Rheintal. Dieses ist inzwischen nach Wien die dichtest besiedelte Region Österreichs und wird in der Literatur als Metropolregion bezeichnet. In den Köpfen vieler Menschen scheint diese Entwicklung noch nicht angekommen zu sein. Auf der einen Seite wird eine gewisse Urbanität geschätzt, etwa wenn es um die vielen Kulturinitiativen im Land oder um das stark verbesserte Angebot im öffentlichen Verkehr geht. Andere Folgen einer urbanen Regionsentwicklung wie das Thema Zuwanderung oder eben die Frage nach der Nutzung von öffentlichen Räumen führen andererseits aber zu großer Emotionalität – zumindest in Teilen der Bevölkerung. Das wird gerade auch am Bahnhof Dornbirn sichtbar. Rund 30.000 Fahrgäste von Bus und Bahn nutzen täglich den Bahnhof. Zusätzlich queren hier zahlreiche Fußgänger und Radfahrer die Bahnlinie. Der Bahnhof ist damit der meistfrequentierte Platz in Vorarlberg und der wichtigste ÖPNV-Verkehrsknotenpunkt in der Metropolregion Rheintal.

Laut Polizei passieren dafür, dass sich täglich so viele Personen am Bahnhof Dornbirn aufhalten, im Verhältnis kaum Straftaten. Und wenn Straftaten passieren, sind in der Regel keine unbeteiligten Personen betroffen. Rein faktisch

Kommentar: Michael Hämmerle, Fotos: Frank Andres

betrachtet ist der Bahnhof ein sehr sicherer Ort. Es gibt eine umfassende Videoüberwachung, die Polizei und Sicherheitsdienste sind regelmäßig vor Ort. Was ist es denn, warum der Bahnhof von vielen Menschen als so gefährlich empfunden wird?

„Laut Polizei passieren dafür, dass sich täglich so viele Personen am Bahnhof Dornbirn aufhalten, im Verhältnis kaum Straftaten. Und wenn Straftaten passieren, sind in der Regel keine unbeteiligten Personen betroffen.“

Meine Vermutung ist, dass diese vorhandene Unsicherheit bei Vielen damit zu tun hat, dass uns Fremdes oder Unbekanntes Unbehagen bereitet oder uns sogar ängstigt. Am Bahnhof treffen alle möglichen Menschen aufeinander: Zugewanderte wie Einheimische, Arme wie Vermögendere, Junge und Alte, Menschen mit sozialen Problemen und solche, die in stabilen Verhältnissen leben. Offensichtlich führen diese Begegnungen mit dem mir Fremden bei vielen Menschen zu einem subjektiven Unsicherheitsgefühl. Eine objektive Gefahr geht von diesen Menschen allerdings nicht aus. Leider ist das Thema Bahnhof im Vorwahlkampf angekommen und es findet von manchen Protagonisten eine problematische Überspitzung der tatsächlichen Situation statt. Die neuen Maßnahmen sind sicherlich auf diesen steigenden Druck hin zu verstehen. Dazu kommt, dass auch Teile der Medien mit ihrer Berichterstattung zum schlechten Ruf des Dornbirner Bahnhofs beitragen. Die wenigen Einzelfälle wurden medial extrem hochgeschaukelt.

Insgesamt bräuchte es eine gelassenere, tolerantere Grundhaltung dem Thema gegenüber, verbunden mit dem Bekenntnis, dass der öffentliche Raum eben ein Platz für alle Menschen sein soll.

„Die wenigen Einzelfälle wurden medial extrem hochgeschaukelt.“

Was nicht vergessen wird, lebt

In dem US-amerikanischen Roadmovie „Nomadland“ der Regisseurin Chloé Zhao aus dem Jahr 2020 tröstet eine verwitwete Nomadin die Tochter einer verstorbenen Freundin, die wie sie ein Tramp war, mit der Anmerkung, dass die Verstorbene so lange weiterleben werde, solange jemand an sie denke. Sie sagt das in Erinnerung an ihren toten Mann und die Stadt, in der beide lebten. Denn auch diese Stadt starb, als die dortige Industrie zum Erliegen kam und die Bewohner:innen aus ökonomischen Gründen abwandern mussten und dadurch nomadisiert wurden.

Text: Wolfgang Weber & Samantha Bildstein, Fotos: Wolfgang Weber

Die Erkenntnis, dass der physische Tod nicht zwingend das Ende einer menschlichen oder materiellen Existenz ist, leitet viele Erinnerungsinitiativen an, die sich um öffentliche Orte des Gedenkens bemühen. In Deutschland und in Österreich stehen solche Bemühungen etwa jeden 27. Jänner eines Jahres im Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und im November an die Verfolgten und Ermordeten des NS-Pogroms vom 9. November 1938.

Die Landeshauptstadt Bregenz enthüllte im Zuge des November-Gedenkens 2024 am 8. November am Gebäude des ehemaligen Bezirksgesundheitsamtes eine Tafel, die daran erinnert, dass dort Menschen mit Behinderungen von der NS-Medizin diagnostiziert und in den Tod geschickt wurden. Für 28 dieser Opfer verlegte sie vor dem Gebäude sogenannte Stolpersteine mit den Namen dieser Toten. Wer mehr über sie erfahren will, findet in einem digitalen Gedenkbuch auf der Homepage der Landeshauptstadt weitere Informationen zu diesen Personen.

Fünf Jahre digitales Gedenken

Nachrichten für die Verstorbenen und Ermordeten der NS-Zeit als temporäres Erinnerungszeichen.

Damit beschritt Bregenz einen Weg des öffentlichen Erinnerns an die Toten der NS-Diktatur, welchen die Stadt Hohenems bereits am 27. November 2019 gegangen war. Damals hatte sie vor dem Gebäude des ehemaligen kommunalen Armenhauses beim heutigen Landeskrankenhaus ein vom Künstler Udo Rabensteiner gestaltetes Erinnerungszeichen für die Verfolgten, Toten, aber auch die Überlebenden der sogenannten NS-Euthanasie aus Hohenems eröffnet. Die Namen dieser Opfer nationalsozialistischer Politik sind jedoch nicht in den sprichwörtlichen Stein des Hohenemser Denkmals gemeißelt, sondern sie werden durch einen QR-Code erschlossen, der auf die Homepage der Stadt Hohenems führt. Dort finden sich nicht nur die Namen der ermordeten Menschen mit Behinderungen und Details zu ihrem Leben, sondern auch die Namen jener wenigen, die überlebten.

Das Hohenemser digitale Gedenkbuch macht zudem auch jene namenlosen Opfer sichtbar, die aufgrund der Behinderung ihrer Mutter auf Anordnung der staatlichen Behörden noch vor ihrer Geburt im Zuge von Zwangsabtreibungen getötet wurden. Ihre Zahl ist bis heute unbekannt.

Auf diese Weise macht Hohenems seit fünf Jahren das Gedenken an die Opfer der NS-Euthanasie zu einem partizipativen Prozess, der in unterschiedlichen Kontexten genutzt werden kann. Historisches Erinnern wird so in seiner Form nicht statisch vorgeschrieben wie es etwa die Stolpersteine und die Gedenktafel in Bregenz tun, sondern es wird eine dynamische Nutzung aus der Gegenwart heraus durch unterschiedliche Nutzer:innen ermöglicht.

Dynamisches und partizipatives Erinnern

Wie das geschehen kann, zeigt das von der Stadt Hohenems und dem dortigen Lions Club beim ehemaligen Armenhaus 2019 initiierte Erinnerungszeichen an der Kaiserin-Elisabeth-Straße. Das dortige Denkmal für die ermordeten und überlebenden Hohenemserinnen und Hohenemser mit Behinderungen ist in medizingeschichtlichen Stadtführungen des Jüdischen Museums ebenso eine Station wie in sozialpädagogischen Vermittlungsprojekten der Offenen Jugendarbeit sowie bei schulischen Projektarbeiten der Grafenstadt.

Am 9. Mai 2024 machten sich zum Beispiel die Teilnehmenden der Stadtrallye der Offenen Jugendarbeit Hohenems über digital verfügbare biographische Quellen auf der genannten Homepage der Stadtverwaltung ein Bild von jenen Menschen, die vor über 80 Jahren aufgrund einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung vom NS-Staat verfolgt und ermordet wurden. Sie sprachen vor Ort, beim Denkmal, über deren Leben, sie zogen Vergleiche zur Gegenwart – und sie gestalteten einen Baum neben dem Denkmal zu einem weiteren temporären Erinnerungszeichen, indem sie den Verstorbenen und Ermordeten auf kleinen Postkarten Nachrichten schrieben und diese auf den Baum hängten.

Auf diese Weise schufen die teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein vergängliches Denkmal, welches mit der dauerhaften Steinskulptur von Udo Rabensteiner für eine bestimmte Zeitspanne korrespondierte und es mit gegenwärtigem Leben befüllte. Sie machten den Hohenemser Erinnerungsort an die NS-Euthanasie damit dynamisch und sie gestalteten ihn partizipativ. Dies verdeutlicht, dass ein zeitgemäßes Erinnern an die Opfer des

Samantha Bildstein ist Geschäftsführerin der Offenen Jugendarbeit Hohenems.

Wolfgang Weber ist Gastprofessor an der Fachhochschule Vorarlberg.

Nationalsozialismus so divers sein kann wie jene Menschen, die sich der NS-Vergangenheit in ihrer eigenen biographischen Vielfalt und mit entdeckerischer Neugierde für die menschliche Geschichte aus der Gegenwart heraus nähern. Eine solche Diversität ist notwendig, wenn Erinnern nicht erstarren, sondern in den gegenwärtigen Lebensvollzug eines jeden einzelnen Mitgliedes einer Gesellschaft integriert werden soll.

Im Winter 2024/25 wird die Offene Jugendarbeit Hohenems im Rahmen von spielpädagogischen Workshops die Erinnerungsarbeit an die dortigen von der NS-Diktatur ermordeten, verfolgten und überlebenden Menschen mit Behinderungen um eine weitere gegenwartsbezogene Dimension erweitern und den partizipativen Weg, welchen das Hohenemser Denkmal vor fünf Jahren beschritten hat, um eine zusätzliche Vermittlungsform ergänzen. Dadurch trägt sie dazu bei, dass jene Menschen, die vor über 80 Jahren verfolgt und ermordet wurden, leben und nicht vergessen werden.

© Amt der Stadt Hohenems
„Ich

hole mir andere Musikrichtungen in meine musikalische Welt herein“

David Helbock (40) ist weit über die Grenzen Österreichs hinaus ein gefragter Jazzpianist und Komponist, Bandleader und Arrangeur. Die marie hat mit ihm über seine Leidenschaft zur Musik, das neue Jazzfestival AmBach und Joe Zawinul gesprochen.

Text: Daniel Furxer, Fotos: Severin Koller

Ich erreiche David Helbock am Telefon, als er gerade in Berlin weilt. Er ist dort, um sein neues Album aufzunehmen. Triostücke von Arnold Schönberg arrangiert er gerade neu. Aber wie entsteht neue Musik?

Wie kommen die Ideen?

„Ich bin nicht der Typ, der spazieren geht und dann einfach die Megaidee hat. Ich setze mich ans Klavier und beginne zu komponieren. Das hat sehr viel mit Disziplin und Ausdauer zu tun, damit etwas weitergeht.“ So beschreibt David Helbock seine Kunst und seine tägliche Leidenschaft. „Kreativität kann man trainieren, das ist wie ein Rad, das man immer mehr ins Laufen bringt. Am besten ist immer: einfach anfangen.“

„Ich spiele bewusst mit der Erwartungshaltung des Publikums, die ich einmal einhalte, das andere Mal enttäusche.“

Zu komponieren hat er bereits mit 11 Jahren begonnen, erste Versuche auf einem Keyboard mit Begleitautomatik, bevor es Computer gab, die dabei entscheidend helfen können. Mit sechs Jahren nimmt ihn sein Vater, der selbst Gitarrenlehrer ist, zum Tag der offenen Tür der Musikschule mit und David entscheidet sich für das Klavier. Ein Entschluss, den er nicht mehr hinterfragt. Was nach einer relativ typischen Musiklaufbahn klingt, entwickelt sich bei David Helbock rasant. Das Studium am Landeskonservatorium (heute Stella Vorarlberg Privatschule für Musik) und seine Klavierlehrer Ferenc Bognár und Peter Madsen lassen den Entschluss reifen, die Musik zum Beruf zu machen. „Mit 16 war mir klar, dass ich nichts anderes mehr machen will. Hinterher fällt mir auch nichts anderes ein, was mir genauso so viel Freude gemacht hätte“, so David Helbock. Aber warum gerade die Stilrichtung Jazz? „Ich hatte als Jugendlicher immer großes Lampenfieber vor den Auftritten. Bei der Klassik muss eben jeder Ton perfekt wie in den Noten geschrieben passen. Das ist beim Jazz durch die Improvisation nicht so und daher war mir das immer schon sehr sympathisch. Es gibt quasi keine Fehler, weil wenn man mal daneben greift, kann man das gleich improvisatorisch und musikalisch sinnvoll verarbeiten.“ Was aber nicht heißt, dass David nichts mit Klassik am Hut hat. Seine Spezialität:

Er holt Klassikkomponisten wie Bach, Schönberg und Beethoven in seine Welt und verjazzt sie, was wunderbar funktioniert. Viele seiner Tonaufnahmen zeugen davon. Und davon gibt es nicht wenige. Jedes Jahr kommt mindestens ein neues Album heraus, manchmal auch zwei oder drei. „Ich habe klassische Werke wie zum Beispiel den 2. Satz der 7. Symphonie von Beethoven verjazzt. Dabei nehme ich Fragmente heraus, arrangiere diese dann aber komplett um. Ich spiele bewusst mit der Erwartungshaltung des Publikums, die ich einmal einhalte, das andere Mal enttäusche.“ Fusion Jazz ist das, was David gerne arrangiert und spielt. „Ich bin ja kein Brasilianer, aber ich hole gerne brasilianische Musik, die ich liebe, in meine Welt herein.“ Auch beim Pop bedient er sich, Prince ist hier sein großer Favorit. Ihm hat er vor zehn Jahren bereits ein Album gewidmet.

Pendler zwischen den Musikwelten

David pendelt zwischen Vorarlberg, Wien und Berlin. Dazwischen ist er oft auf Tour. Was opfert man im Leben für so eine Karriere? Wie anstrengend ist das Tourleben? „Man muss fanatisch sein, mir fällt dazu nichts anderes ein. Ich bin viel unterwegs, generell leiden da die Beziehungen zu Familie und Freunden. Ich habe jedoch das Glück, dass ich mit einer Frau zusammen bin, die als Kuratorin auch viel auf Achse ist. Wie das mit Kindern ginge, das weiß ich allerdings nicht.“ Ja, auch die Gesundheit würde durch das viele Reisen leiden, gesteht sich David Helbock ein: „Man isst, was man kriegt, und probiert, sich halbwegs gesund zu ernähren.“ Den Stress mache man sich aber meist selber, den könne man schon etwas regulieren. Viele Konzertanfragen würden ein bis eineinhalb Jahre vorher hereinkommen, zusätzlich dann kurzfristiger noch jene zu den Festivals. Die Schwierigkeit liege darin, das gut auszubalancieren.

100 bis 120 Konzerte spielt er jährlich. Diesen Jänner startet die nächste Tour in Spanien, die ihn durch ganz Europa führen wird. „Ich spiele im Duo, Trio oder auch in einer größeren Besetzung mit fünf Personen, dem ‚Austrian Syndicate‘. Das ist mir aber fast schon zu viel geworden mit dem ganzen Organisieren. Mittlerweile liebe ich eher wieder die kleinen Sachen im Duo.“ Wie zum Beispiel neu mit Julia Hofer, einer Bassistin/Cellistin aus Wien.

Apropos „Austrian Syndicate“: Mit dieser Formation brachte er 2023 ein von der Fachpresse vielgepriesenes Debutalbum heraus. „Die Grundidee war die: Ich wollte etwas mit Peter Madsen machen, ihm Danke sagen für die vielen Jahre, die er mein Lehrer war. Er ist kürzlich in Pension gegangen und hat jetzt viel Zeit, um wieder live zu spielen. Bei zwei Klavierspielern war für mich klar, dass ich Keyboards spiele. Und bei der Keyboardburg, die ich mit sieben Keyboards um mich herum gebaut habe, kommt man an Joe Zawinul gar nicht vorbei. Er ist quasi die Referenz, an der sich jeder Keyboarder orientieren muss. Wieso also machen wir es nicht gleich richtig mit Perkussion und allem drum herum und widmen Zawinul das Projekt?“ Auf dem Album gibt es nur ein Zawinul Cover, „Mo-

„Ich wollte etwas mit Peter Madsen machen, ihm Danke sagen für die vielen Jahre, die er mein Lehrer war. Bei der Keyboardburg, die ich mit sieben Keyboards um mich herum gebaut habe, kommt man an Joe Zawinul gar nicht vorbei. Wieso also machen wir es nicht gleich richtig mit Perkussion und allem drum herum und widmen Zawinul das Projekt?“

Jazzfestival AmBach in Götzis

Ein neues Projekt ist David ein besonderes Anliegen. Von 26. Februar bis 2. März 2025 findet das von ihm kuratierte Jazzfestival „jazzambach“ zum ersten Mal statt. Das Programm besteht zu 50% aus heimischen Musiker:innen und zur anderen Hälfte aus internationalen Acts. „Mir als Kurator geht es darum, junge Vorarlberger Jazzmusiker:innen mit internationalen Musiker:innen zusammen zu bringen.“ Neben den Auftritten bei der Kulturbühne AmBach gibt es außerdem in St. Arbogast ein „Jazzdorf“, wo die Künstler:innen wohnen und Workshops geben. Für jeden ist etwas dabei: brasilianische Musik, Jazzgeschichte, Artist Talks, Interviews und vieles mehr.

Das ganze Programm, weitere Infos und Tickets unter: www.jazzambach.at

ney In The Poket“, moderner arrangiert, das zwischen dem Stil der 1960er und der heutigen Zeit hin und her wechselt. Die anderen Stücke sind im Geist von Zawinul komponiert. „Dass wir sehr viele Gastmusiker:innen auf dem Album haben, ist ebenfalls eine Hommage an ihn, zwei unserer Gäste waren auch in seinen Bands – Alex Acuña und Maria João.“ Mit 18 Jahren durfte David mit seiner damaligen Band im Alten Kino in Rankweil beim Konzert von Zawinul auch als Vorgruppe spielen. „Ein unglaublicher Musiker, der seinen Sound in die Welt hinausgetragen hat.“

Wie oft übt er und kommt man bei dem vielen Reisen überhaupt dazu? „Wenn ich live spiele, dann spiele ich sowieso tagelang mehr als sonst, da bleibt neben den Soundchecks und Konzerten nicht viel Zeit zum Üben. Es gibt aber auch Phasen, wo ich längere Zeit daheim bin, die nütze ich, um zu komponieren, zu üben und Neues zu entwickeln.“ In seiner Freizeit spielt David Schach und sieht sich auch gern die Weltmeisterschaften an. Das ist sein Ausgleich zur Musik. Auch wenn der Computer beim Schachspielen längst stärker ist als jeder Mensch: „Ich schaue lieber zwei Menschen beim Spielen zu als zwei Computern. Bei der Musik ist es ähnlich. Die Künstliche Intelligenz wird uns Livemusiker nie ersetzen. Das Publikum will Menschen aus Fleisch und Blut auf der Bühne sehen, die auch Fehler machen.“ Gerade in der Musikrichtung Jazz, in der so viel improvisiert wird, steht der Mensch im Mittelpunkt. „Der Computer kann es vielleicht, es wirkt aber langweilig.“

Die Witwe Clicquot

FILMCLUBTIPPS von Walter Gasperi

Ausführliche Filmrezensionen zu Mainstream- ebenso wie zu Arthausfilmen und einen Filmclubkalender finden Sie unter www.film-netz.com

Universal Language Still ©Metafilms

Thomas Napper zeichnet das Porträt Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardins, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts in der männerdominierten Weinherstellung zu behaupten versucht: Ein solide inszeniertes, mit großartigen Bildern und starken Schauspieler:innen beeindruckendes, wenn auch etwas kurzatmiges Biopic.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 02.01., 20 Uhr (franz. O.m.U.)

Weinprobe für Anfänger

Kaum etwas haben ein verbitterter Weinhändler und eine verhärmte Hebamme gemeinsam, doch der Wein führt sie zusammen. Im Grunde nicht viel Neues bietet Ivan Calbéracs Feelgood-Movie, doch dank der blendend harmonierenden Hauptdarsteller:innen Bernard Campan und Isabelle Carré, einem warmherzigen Blick und überraschenden Wendungen wird geschmackvolle Unterhaltung geboten.

→ „Treffpunkt Kino“ im Kino GUK, Feldkirch: Mo 07.01., 15.30 Uhr (deutsche Fassung)

Hijo de Sicario

Wird der Sohn eines getöteten mexikanischen Auftragskillers den gleichen Weg wie sein Vater einschlagen oder gibt es eine Möglichkeit, aus dem Kreislauf der Gewalt auszubrechen? Fernanda Valadez und Astrid Rondero erzählen in ihrem bildstarken zweiten Spielfilm ebenso ruhig wie einfühlsam eine Coming-of-Age- und Entwicklungsgeschichte.

→ Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 13.01., 20.15 Uhr (span. O.m.U.)

The Room Next Door

Eine krebskranke Frau, die nicht langsam an ihrer Krankheit sterben, sondern selbst über ihren Tod entscheiden will, bittet eine Freundin sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten: Julianne Moore und Tilda Swinton brillieren in Pedro Almodóvars zurückhaltend inszeniertem, aber bewegendem Sterbehilfedrama, das beim Filmfestival von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.

→ Kinothek extra in der Kinothek Lustenau: Mi 15.01., 20 Uhr + Mo 20.01., 18 Uhr (engl. O.m.U.)

→ LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 05.02., 19 Uhr (engl. O.m.U.)

Radical – Eine Klasse für sich

Ein unkonventioneller Lehrer fördert in einer von Gewalt und Armut geprägten mexikanischen Grenzstadt mit seinen Methoden die ver-

steckten Talente seiner Grundschüler:innen: Christopher Zalla gelang mit einem großartigen Ensemble ein mitreißendes, aber auch glattes Feelgood-Movie, das 2023 beim Sundance Film Festival den Publikumspreis gewann.

→ Altes Kino Rankweil: Mo 20.01., 15 Uhr (deutsche Fassung)

Universal Language

Der Kanadier Matthew Rankin entführt in seinem zweiten Spielfilm in ein winterlich kaltes Winnipeg, in dem sich die zunächst getrennten Wege eines iranischen Touristenführers und eines kanadischen Heimkehrers am Ende auf ebenso wundersame wie selbstverständliche Weise kreuzen. Durchzogen von hinreißenden Szenen voll absurdem Humor erzählt Rankin dabei berührend von Heimat- und Identitätsverlust ebenso wie vom Finden einer neuen Heimat.

→ TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Sa 25.01. bis Do 30.01. (franz.-farsi O.m.U.)

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 29.01., 20 Uhr (franz.-farsi O.m.U.)

Kobieta Z…. – Frau aus Freiheit Von Kindheit an fühlt sich Andrzej anders, doch Jahrzehnte wird es dauern, bis er sich in der Öffentlichkeit zu seiner weiblichen Identität bekennt: Getragen von der herausragenden Małgorzata Hajewska-Krzysztofik in der Hauptrolle vermitteln Małgorzata Szumowska und Michał Englert intensiv sowohl die psychischen Belastungen als auch die gesellschaftlichen Repressionen gegenüber einer Transfrau in Polen.

→ Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 30.01., 20 Uhr (poln. O.m.U.)

Die kompletten Filmclubprogramme finden Sie hier: www.filmforum.at // www.spielboden.at // www.allerart-bludenz.at/leinwand-lounge // www.fkc.at // https://saumarkt.at/taskino

Im und um das nahegelegene Tettnang am Degersee in Deutschland findet von Februar bis Mai an vier Samstagen ein „Explorationszyklus für Erwachsene“ statt. Angelika Mangold ist Fachfrau für Naturwahrnehmung und führt gemeinsam mit dem Naturpädagogen David Kerrell durch die Tage. Sie erklärt, worum es geht: „Wir geben der Stille und den sensorischen Fähigkeiten ganz viel Raum und widmen uns den Pflanzen unserer Bio-Region. Ein Fokus unserer gemeinsamen Zeit liegt auf der Weiterentwicklung der Spürfähigkeit.“ So könne die Verbundenheit mit Landschaft und Pflanzen wachsen. Es gehe nicht um theoretisches Wissen, das praktische Arbeiten mit den Pflanzen hingegen sei fester Bestandteil der gemeinsam verbrachten Zeit. Miteinander wird gesammelt, verarbeitet, gekocht und kreativ gestaltet.

Draußen still werden

Explorationszyklus „pflanzenwach“: 08.02., 08.03., 12.04., 24.05. jeweils 10-16 Uhr plus 3 Vertiefungsabende mit Gastvorträgen (wochentags); Infos: www.exploringsenseofplace.eu

Leitung: Angelika Mangold (37), Fachfrau für Naturwahrnehmung und lebendige Prozessgestaltung, Landschaftsarchitektin gemeinsam mit DI David Kerrell (35), Natur- und Umweltpädagoge, Wildpflanzenkundler

Unverbindlicher Kennenlern- und Infoabend: 10.01., 18:00 Uhr, im Helixgarten, Degersee 2, DE-88069 Tettnang

Anmeldung: info@exploringsenseofplace.eu

Was können wir tun, was kann der Beitrag jeder und jedes Einzelnen sein, um die Welt lebenswerter zu machen? Auch für Tiere, deren Lebenswelt durch den Menschen immer stärker bedroht ist? Dieser Frage widmet sich die Musical-Produktion „Waaritaanka! Eine tierische Konferenz“, die im Jänner 2025 an fünf weiteren Terminen im Kulturhaus Dornbirn auf die Bühne kommt.

kommt noch einmal auf die Bühne!

3.500 Menschen konnte das Stück im vergangenen Jahr bereits begeistern, MusicalSchreiberin und Projektleiterin Nicole Kantner freut sich außerdem über den BNE Award (Auszeichnung des Bundesministeriums für Klimaschutz „zu Bildung für nachhaltige Entwicklung“) und den VN Klimapreis. Sie sagt: „Meine Musicalthemen weichen etwas vom üblichen Broadway-Glamour ab. Sie behandeln wichtige Themen und erklären auch schwierigere Sachverhalte wie beispielsweise die Kinderrechtskonvention. Dabei holen sie das Publikum musikalisch und kreativ ab und können so schlussendlich auch Lehrpersonen bei ihrem Bildungsaufträgen thematisch unterstützen.“

Ideal für Familien und Schulklassen, Gebärdensprache ist fixer Bestandteil des Musicals!

Vorführungen:

Di, 21.01., 9:30 Uhr und 14:30 Uhr, Sondervorstellung um 19:00 Uhr Mi, 22.01., 9:30 Uhr und 14:30 Uhr Eintrittspreis für Schulklassen: EUR 9,- inklusive Workbook und Quizkarte, kostenlose Anfahrt mit VVV, Rückfragen: nicole@upcs.at, Kartenverkauf: ticketist.io

Bildungsmusical Waaritaanka

VERANSTALTER AKZEPTIEREN DEN KULTURPASS FÜR FREIEN/ERMÄSSIGTEN EINTRITT

Infos über den Kulturpass unter www.hungeraufkunstundkultur.at

Do., 02.01. 9.30 Uhr

Mo., 06.01. 18 Uhr

Do., 09.01. 9.30 Uhr

Frauenmuseum, Hittisau STOFFWECHSEL

Führung durch die neue Ausstellung

So., 05.01.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn EVERYTHING IS DIFFERENT NOW

Krebshilfe Benefizkonzert —

Mi., 08.01.

20.30 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz JAZZ IM FOYER

Jänner. Treffpunkt der lokalen Jazzszene, zum Zuhören und Mitspielen. Eröffnungsband – danach offene Session. Eintritt frei.

Do., 09.01.

17.30 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

WORKSHOP: ROTATION

Rotation und zyklische Bewegungen sind in vielen natürlichen und mechanischen Prozessen zu finden. In diesem Workshop werden die Prinzipien der Rotation durch den Bau und die Beobachtung von Mühlen und anderen rotierenden Geräten erforscht. Für Erwachsene.

Do., 09.01.

19.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn NEUE SPIELRÄUME

Die politische, sozioökonomische und humanitäre Situation im Gazastreifen im Lichte des HamasIsrael-Krieges. Vortrag

Do., 09.01.

20 Uhr, Kammgarn, Hard WEGEN APOKALYPSE

VORVERLEGT

Tino Bomelino, Kabarett

Fr., 10.01.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard THINGS WILL FALL INTO PLACE

Julia Zischg, Musik

Sa., 11.01.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn

GEMEINSAM DEUTSCH LESEN

Lesekreis für Deutsch-Lernende, Diskussion | Vorlesen

Sa., 11. & So., 12.01.

je 14 - 17 Uhr, Kunsthaus, Bregenz

MINI-KONZERTE mit Gobi Drab in Tarek Atouis „Wind House“

Sa., 11.01.

15 Uhr, Spielboden, Dornbirn DIE KUH ROSEMARIE

Theater PATATI-PATATA, Familienstück ab 4 Jahren

Sa., 11.01.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

EIN WINTER AUF MALLORCA

Paul Winter liest Briefe von Chopin und Texte von Georg Sand und spielt Werke von Frédéric Chopin. Lesung und Klavierrezital

So., 12.01.

19.30 Uhr, Kammgarn, Hard BÄR: CAFÉ FUERTE von Tobias Fend. Theater

Di., 14.01.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn DIGITAL ÜBERALL

Meine digitale Signatur, Workshop

Mi., 15.01.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn DIGITAL ÜBERALL

Meine digitale Identität gestalten, Workshop

Do., 16.01.

9 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn DIGITAL ÜBERALL

Was mein Handy sicherer macht, Workshop

Do., 16.01.

19 Uhr, vorarlberg museum, Bregenz

KLIMA KAMPAGNE

Neujahrsempfang der Klima Kampagne Vorarlberg, Vortrag

Do., 16.01.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

KLAUS CHRISTA & ENSEMBLE

Weltberühmtes Streichquartett sucht … Die wundersame Welt der Bratsche, Musik

Fr., 17.01.

20 Uhr, Remise, Bludenz ANFÄNGERGLÜCK

Martin Weinzier, Kabarett

Fr., 17.01.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard OBERSTÄDTLER STUBENMUSIG

Musik

Sa., 18.01.

15 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems

YALLA

Arabisch-jüdische Berührungen, Öffentliche Führung zur aktuellen Ausstellung

Sa., 18.01.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

ANGENEHM

Antonia Stabinger, neues Soloprogramm, Kabarett

Sa., 18.01.

20 Uhr, Conrad Sohm, Dornbirn ELVANA

Elvis Fronted Nirvana, European Tour 2025, Musik

Mo., 20.01. - 24.08.

18.30 Uhr, inatura, Dornbirn FELDORNITHOLOGIEKURS Ornithologische Weiterbildung, Kurs/Workshop

Sa., 21.01. 9.30, 14.30, 19 Uhr

So., 22.01. 9:30, 14.30 Uhr

Kulturhaus, Dornbirn

WAARITAANKA

Bildungsmusical

Sa., 21.01.

19.30 Uhr, Jüdisches Museum, Hohenems

NUR NOCH GRÄBER & RUINEN?

Was von den jüdischen Gemeinden Kurdistans geblieben ist. Vortrag von Thomas Schmidinger, anschl. im Gespräch mit Hanno Loewy.

Do., 23.01.

19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn ÜBER DIE LIEBE

Veronika Fischer, Vortrag, Diskussion

Do., 23.01.

19 Uhr, Frauenmuseum, Hittisau PREVIEW IN THE BODIES

Projektpräsentation mit Live-Musik

Do., 23.01.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

VON MENSCHEN, FISCHEN UND GESPENSTERN

Lyrik-Queens und Klanglabor: Wir befinden uns am Ende des Anthropozäns. Es ist die beste und die schlimmste aller Zeiten, Kabarett/Theater

Do., 23.01.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn AUSTROFRED

Gänsehaut: Unerklärliche Phänomene erklärt. Lesung, Konzert, Kabarett

Fr., 24.01.

17 Uhr, vorarlbergmuseum, Bregenz JUNG, MODERN – UND NAZI

Der Fotograf Werner Schlegel und seine Generation, Vortrag und Diskussion

Fr., 24.01.

19 Uhr, Domino s'Hus, Frastanz ZENTANGLE® IM DOMINO

Lieblingsmuster: „Alles ist möglich – ein Strich nach dem anderen“. Zentangle ist eine leicht zu erlernende, entspannende Zeichenmethode, bei dem mit strukturierten Mustern kleine Kunstwerke entstehen.

Fr., 24.01.

19 Uhr, vorarlberg museum, Bregenz BIANCA KÄMPF

Die gegenwärtige (extreme) Rechte und ihr Zuspruch. Vortrag anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Jänner

Fr., 24.01.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

STREITEN

Svenja Flaßpöhler, Moderation: Peter Bilger, Vortrag und Diskussion

Fr., 24.01.

20.30 Uhr, Kammgarn, Hard DUELLING PIANO SHOW

The Keys – Kevin Owen & Christof Waibel. Musik

Sa., 25.01.

10 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn ES WAR EINMAL…

FamilienMärchenZeit, Märchenstunde mit Gabriele Kanonier.

Sa., 25.01.

19.30 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

CHARMONIE THREE PLUS

Zeitreise von Chanson, Swing und Jazz bis Pop

Sa., 25.01.

20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz WURST, OBST, STIRBST

Gastspiel —

So., 26.01.

10 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn MUSIK & POESIE

Matinee – Köstlichkeiten der Liebe, Lesung | Musik

So., 26.01.

17 Uhr, Kammgarn, Hard KAMM.AND.DANCE

Lust auf einen energiegeladenen Tanzabend?

Di., 28.01.

19 Uhr, vorarlberg museum, Bregenz DIE VORARLBERGER BAROCKBAUMEISTER

Cornelia Jöchner, Mathias Moosbrugger, Networking, Kooperation. Vortrag und Diskussion

Mi., 29.01.

20.30 Uhr, Spielboden, Dornbirn JAZZ &

The Andy Middleton Quartett, Musik —

Do., 30.01.

19 Uhr, Stadtbibliothek, Dornbirn LIEBESMÜHE

Christina Wessely. Lesung | Diskussion —

Fr., 31.01.

10 Uhr, Theater am Saumarkt, Feldkirch

WENN ALLES AUSEINANDERFÄLLT

Figurentheater. Ein Stück zum SA Terror der Köpenicker Blutwoche 1933 für Menschen ab 13. Ein Projekt von Stefka Ammon & Susi Claus —

Fr., 31.01.

19 Uhr, Kunsthaus, Bregenz PRECIOUS OKOYOMON Ausstellungseröffnung —

Fr., 31.01.

20 Uhr, Spielboden, Dornbirn IN THE BODIES

Argentinisch-österreichische Tanzproduktion, Premiere, www.otrosamores.com inkl. Tango Crash Kurs um 19:15 Uhr und Tango DJ nach der Vorstellung

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