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Grumpara, Gealrüba und Goga
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GRUMPARA, GEALRÜABA & GOGA Die Bezauerin Isabella Moosbrugger hat mit Schul- und Gemeinschaftsgarten mehr als Kartoffeln aus der Erde gezogen. Die SchülerInnen sind begeistert, das Wissen um die Gemüseproduktion wird an Groß und Klein weitergegeben. Im Oktober stellt die Bregenzerwälderin ihr Pionierprojekt im Rahmen der Projektwerkstatt Gemüseallmende vor.
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Text: Christina Vaccaro, Fotos: Herbert Albrecht, Isabella Moosbrugger, Christina Vaccaro „Kinder kriegen nicht mehr mit, wie Grumpara wachsen“, sagt Isabella Moosbrugger mit Bedauern. Doch dem Bedauern hat sie in Bezau vor sechs Jahren selbst ein Ende gesetzt: Auf knapp 60 Quadratmetern beginnt sie mit VolksschülerInnen, Kartoffeln („Grumpara“) anzubauen. Heute steht da ein Schulgarten, der fest im Programm der 3. Klasse steht (und jedes Kind freut sich darauf, in die dritte Klasse zu kommen). Von April weg heißt es einmal in der Woche: Gärtnern! „Was ist gewachsen, was ist zum Ernten, Pflegen und Setzen?“, fragt Isabella Moosbrugger dann. Kommt der Sommer und mit ihm die Schulferien, erhalten die Volksschüler einen Plan in die Hand, in welcher Woche sie dran sind, im Schulgarten nach dem Rechten zu schauen. „Ganz oft kommen Kinder, die gar nicht eingeteilt sind, andere nehmen ihre Geschwisterchen mit“, erzählt die Obfrau der Gartenfreunde Reuthe-Bezau des Vereins Obst- und Gartenkultur Vorarlberg (OGV).
Die 59-jährige gebürtige Bezauerin hat ihr Leben lang gerne in und mit der Natur gearbeitet. Die elterliche Landwirtschaft übernahm der Bruder, doch neben ihrer eigenen Familie hat sie weiter gegärtnert, viel aus Büchern gelernt und noch mehr selbst ausprobiert – etwa die Aufzucht von Jungpflanzen im Glashaus. Zum Schulgarten kam vor vier Jahren als großer Zu- und Glücksfall der Gemeinschaftsgar ten Reuthe-Bezau hinzu. Auf den 2300 Quadratmetern sind inzwischen 40 Beete à 15 bzw. 30 Quadratmeter vermietet, bieten 10 Blühstreifen Insekten Nahrung und Unterschlupf und laden eine Kräutersonne und ein Naschgartenlabyrinth zum Gustieren ein. Ein Kompost darf natürlich nicht fehlen, und nebendran fließt ein Bach, der für Wasser sorgt. An Gartennachmittagen können Anfänger das fünfköpfige Ausschussteam der Gartenfreunde um Rat fragen. Viele junge Familien mieten ein oder manchmal sogar zwei Beete, doch auch Handwerker, Lehrerinnen, Architekten und PensionistInnen sind mit dabei. Auch der Kindergarten Bezau und die Mittelschule Bezau machen mit. Alles in allem sind über 100 Personen am Gemeinschaftsgarten beteiligt.
Förderungen & Bewusstsein für Gemüseallmenden
Gemeinschafts- und Schulgärten sind Beispiele für Gemüseallmenden, also gemeinschaftlich genutzte Flächen, auf denen Gemüse produziert wird. Ihre Vorteile sind vielfältig – von frischem, regionalem, saisonalen Gemüse ohne Kilometer über dem Draußensein und Arbeiten im Grünen bis hin zu Integration und Stärkung von Nachbarschaften und der Gemeinschaft. Diesen Vorzügen und Potenzialen stehen Herausforderungen gegenüber, denen sich der Initiator der Initiative Gemüseallmende Stefan Schartlmüller im Rahmen der Projektwerkstatt Gemüseallmende, bei der auch Isabella Moosbrugger dabei sein wird, stellen möchte. Stefan Schartlmüller: „Nummer Eins ist die Landfrage – für viele Gemeinschaftsgärten ist nicht abgesichert, wie lange die Fläche genutzt werden kann. Gibt es einen Fünf- oder Zehn-Jahres-Vertrag oder muss die Fläche nächstes Jahr aufgegeben werden, weil auf ihr gebaut wird?“