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Hautkontakt mit der Welt
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Text: Daniela Egger Fotos: privat
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Einzig für den Besuch im Gasthaus hat er Sandalen dabei, aus reiner Höflichkeit. Er will niemanden provozieren und er macht kein großes Aufhebens über seine Eigenart, die er seit 2008 sehr konsequent beibehält. Diesen Sommer nahm er die erste Hälfte der Vorarlbergroute „Min Weag“ unter die nackten Füße, die zweite Etappe kommt vermutlich im Herbst noch dran. Eigentlich hatte er sich den Nordweg des Jakobsweges in Spanien vorgenommen, eine wenig begangene Strecke mit vielen Höhenmetern, aber durch die Reiseeinschränkungen war das nicht möglich. Seine Frau war es, die ihn dann auf die Idee brachte, Vorarlberg zu Fuß zu umrunden, entlang der Wanderrouten aus dem Buch „Min Weag“. Es ist eine Art Vorbereitung auf einen neuen Lebensabschnitt, den er im September antreten wird: Dann beginnt seine Altersteilzeit. Auf das Wandern hat das aber vermutlich keinen großen Einfluss, meint Purkart, bisher konnte er noch jede Wegstrecke gehen, die er sich vorgenommen hatte. Auch seine Frau geht manchmal mit – allerdings auf festen Sohlen. Gemeinsam sind die beiden schon durch ganz Österreich gewandert, von der slowakischen Grenze bis nach Hause nach Meiningen, die westlichste Gemeinde in Vorarlberg. Diese Wanderung absolvierten sie in drei großen Etappen, die sich über eineinhalb Jahre erstreckten. Insgesamt waren es 31 Wandertage, um von einem Ende Öster reichs zum anderen zu laufen. „Die Wanderwege bei uns sind gut erschlossen und wunderschön, immer abseits von Straßen und Verkehr. Manche sind Teil des Jakobsweges, allerdings ist die Suche nach günstigen Herbergen etwas komplizierter – nicht wie in Frankreich oder Spanien, wo dieses Netz bestens funktioniert. In Österreich ist man auf Gasthäuser angewiesen, die lieber längere Aufenthalte anbieten. In Spanien lässt sich deshalb weit günstiger pilgern“, berichtet er und betont aber, dass es sich ungeachtet dessen auf jeden Fall lohnt, Österreich zu Fuß kennenzulernen. „Man bekommt ein anderes Verhältnis zum eigenen Land. Jemand hat mal gesagt, da wo man zu Fuß hingegangen ist, dort war man wirklich,“ erzählt er und bestätigt das aus eigener Erfahrung.
Die Frage, ob er sich nicht vor Verletzungen fürchtet oder bei solchen Strapazen seine Füße ruiniert, weist er weit von sich. Im Gegenteil. Er überquert Schneefelder und Berggrate, wo er manchmal sehr vorsichtig sein muss, weil er eben Harald Purkart (61) hat das Gehen schon vor vielen Jahren für sich entdeckt. Aber nicht nur, dass er bereits ganz Österreich und zahlreiche Pilgerwege zu Fuß durchquert und begangen hat – er macht seine Wanderungen ohne Schuhe. Er nimmt die Welt ganz konkret unter seine Füße, und da lässt er sich weder von schmalen Berggraten noch Schnee feldern aufhalten – für ihn ist jeder Weg auch ohne Schuhe möglich.