Hausärzt:in politisch
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„Mehr Wissen führt nicht zum Handeln“ Wie klimafreundliche und gesundheitsbewusste Verhaltensweisen gefördert – und sabotiert – werden
Wenn das Wissen vorhanden ist, aber die entsprechende Handlung ausbleibt, dann folgt die Frage nach dem Warum. Umweltpsychologin Dr.in Isabella Uhl-Hädicke, Universität Salzburg (PLUS), griff unter diesem Gesichtspunkt das brisante Thema Klimakrise in ihrem kürzlich erschienenen Buch „Warum machen wir es nicht einfach?“ auf. Welche Überschneidungen es zwischen klima- und gesundheitsbewussten Verhaltensweisen gibt, erläuterte die Autorin nun im Gespräch mit der Hausärzt:in. HAUSÄRZT:IN: Oft wissen Menschen, welche Verhaltensweisen gut wären, handeln aber anders. Das betrifft genau genommen nicht nur die Klimakrise, oder? Dr.in UHL-HÄDICKE: Wie Sie richtig sagen: Diese Diskrepanz, dass wir eigentlich etwas wissen, aber nicht dementsprechend handeln, zieht sich beim Menschen durchs Leben. Oft nehmen wir an, dass wir rationale Wesen sind – dem ist aber nicht so. Wir sind vielfach durch unbewusste Faktoren gesteuert. Die Psychologie beschäftigt sich schließlich damit, warum die Menschen wie und wann handeln. Mein Fokus liegt dabei auf dem klimafreundlichen Verhalten.
16
Juni 2022
Kann man klima- und gesundheitsfreundliches Verhalten so gesehen „über einen Kamm scheren“? Ja und nein. Es gibt Faktoren, die verschiedenste Verhaltensweisen beeinflussen. Natürlich ist es so, dass je nach Gebiet spezifische Variablen relevant sind. Faktoren, die generell eine Rolle spielen, sind die Gewohnheiten, ein Großteil unseres Alltagsverhaltens: sei es, was ich esse, wie ich mich bewege, ob ich rauche, aber auch, ob ich klimafreundlich handle. Das ergibt aus psychologischer Sicht Sinn, weil wir sonst eine kognitive Überlastung hätten. Es erleichtert einem, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Wenn es nun darum geht, dass diese Gewohnheiten gesundheitsschädigend oder klimaschädigend sind, dann stehen sie uns jedoch eher im Wege. Wie kann es uns gelingen, solche Gewohnheiten zu ändern? Es ist herausfordernd, Gewohnheiten zu ändern – aber es ist möglich. Die Forschung zeigt, dass Intentionen der Gewohnheitsänderung in bestimmten Zeitfenstern besonders fruchten: zum Beispiel, wenn sich natürliche Lebensumstände ändern, weil man umzieht, einen neuen
Job annimmt oder in Pension geht. Wenn es wirklich darum geht, Gewohnheiten bewusst zu ändern, dann ist es wichtig, dass die betroffene Person eine entsprechende Bereitschaft zeigt. Gewohnheiten finden regelmäßig statt, im selben Kontext, und werden durch einen Hinweisreiz ausgelöst: Das kann zum Beispiel ein Autoschlüssel sein, den ich sehe und mir nehme, anstatt auf den Bus zu warten. Es hilft daher, die Situation durchzuspielen und zu überlegen: Was ist so ein Auslöser? Und was sind die Alternativen? Was kann ich stattdessen in der Situation tun? Idealerweise kann man unterstützende Hinweisreize setzen, damit man aus diesem Automatismus herausgerissen wird. Zum Beispiel: Ich lege meinen Fahrradhelm über den Autoschlüssel. Das sind Mechanismen, bei denen sich gezeigt hat, dass sie wirken können. Dabei ist es wichtig, konkrete, realistische, aber auch messbare Ziele zu wählen. Sonst werden schnell Ausreden gesucht. Wie können umweltfreundliche und gesundheitsfreundliche Verhaltensweisen gefördert werden? Wir müssen weg von dem Gedanken, andere überzeugen zu wollen. Das kann so-