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Trotzdem aufrecht bleiben
Aufgrund seiner unspezifischen Symptomatik bleibt Morbus Bechterew besonders in seiner frühen Form lange unerkannt
Bei Morbus Bechterew – synonym: Ankylosierende Spondylitis (AS) – vergehen ab dem Beginn der Beschwerden bis zur Diagnose im Durchschnitt fünf bis zehn Jahre. In der hausärztlichen Praxis besteht die Herausforderung darin, aus der großen Anzahl von Menschen mit chronischen Rückenschmerzen diejenigen mit Morbus Bechterew herauszufiltern. Nur bei fünf bis zehn Prozent dieser Schmerzpatientinnen und -patienten liegt tatsächlich eine AS zugrunde. Die durch autoimmunologische Prozesse verursachte Entzündung von Knochen, Knorpeln und Sehnenansätzen führt im Laufe der Zeit zu strukturellen Schäden an der Wirbelsäule. Ein rascher Therapiebeginn wirkt dem entgegen – es gilt, die Progression der Wirbelsäulenversteifung mit Deformation und konsekutiv vornübergebeugter Haltung aufzuhalten.
Junger Mensch mit entzündlichem Rückenschmerz
Spondyloarthritiden (SpA) sind eine Gruppe entzündlich-rheumatischer Erkrankungen, die neben der Wirbelsäule auch die Gelenke betreffen. Bei der axialen Spondyloarthritis (axSpA), zu der auch der Morbus Bechterew gehört, ist hauptsächlich das Achsenskelett (Wirbelsäule, Iliosakralgelenke) betroffen. „Der entzündliche Kreuzschmerz tritt vor allem in der Nacht respektive in den frühen Morgenstunden auf“ , nennt Priv.-Doz. Dr. Burkhard Leeb, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologe, das Kardinalsymptom: „Typischerweise bessert sich der Schmerz in Bewegung. “ Die Frage, ob die betroffene Person das Bedürfnis hat, sich zu bewegen oder aber sich hinzulegen, ist dem Mediziner zufolge diagnostisch wegweisend. Nicht immer äußert sich eine axSpA primär durch Rückenschmerzen. Auch extraartikuläre oder extraskelettale Begleiterkrankungen (z. B. Morbus Crohn/Colitis ulcerosa, Psoriasis, Enthesitis etc.) können auf eine solche hinweisen – auch als Erstmanifestation. Auffallend ist, dass Morbus Bechterew vor allem in jungen Jahren auftritt und somit Menschen in ihrer produktivsten Lebenszeit beeinträchtigt. Erste Symptome zeigen sich meist um das 25. Lebensjahr, das erstmalige Auftreten von Beschwerden nach dem 45. Lebensjahr ist tendenziell selten.
MRT – Bildgebung der Wahl
Die Diagnose des Morbus Bechterew wird durch die Kombination von klinischen Parametern, Laborparametern und Röntgen sowie MRT gestellt. Bei 50–70 % der symptomatischen Patientinnen und Patienten lassen sich entzündliche Veränderungen im konventionellen
Röntgen erst nach mehreren Jahren nachweisen. „Wenn das Röntgenbild trotz entzündlichen Kreuzschmerzes unauffällig ist, dann sollte eine MRT der Iliosakralgelenke gemacht werden“ , betont Doz. Leeb und spricht in diesem Kontext von einer nichtradiografischen axialen Spondylarthropathie: „Mit der Magnetresonanztomographie können aktive entzündliche Läsionen der Sakroiliakalgelenke durch Nachweis eines Knochenmarködems festgestellt werden. “ Eine MRT der Lendenwirbelsäule ist dem Rheumatologen zufolge hingegen wenig aussagekräftig. In der Frühphase zeigten sich in diesem Bereich kaum Auffälligkeiten. Allen Spondyloarthritiden ist ein Zusammenhang mit dem Humanen Leukozytenantigen HLA-B27 gemein – einer Variante des Proteinkomplexes HLA-B, der zur Gruppe der MHC-I-Moleküle (Major Histocompatibility-Complex I) gehört und über die Präsentation von Antigenen an den Zelloberflächen wichtige Funktionen des Immunsystems reguliert. HLA-B27 ist bei 90 % der Patientinnen und Patienten mit Morbus Bechterew vorhanden, allerdings auch bei bis zu 10 % der Allgemeinbevölkerung – abhängig von der ethnischen Zugehörigkeit. Die EXPERTE: Priv.-Doz. Dr. Burkhard Bestimmung von HLA-B27 soLeeb wie die quantitative Messung Facharzt für Innere Medizin und Rheumavon Akute-Phase-Proteinen tologe, Hollabrunn wie dem C-reaktiven Protein können demnach hilfreich sein, machen aber nicht die Diagnose aus. Etwa die Hälfte der Menschen mit axialer SpA weist erhöhte Spiegel der Entzündungsparameter auf. Zu beachten ist, dass Einzelvariablen nur eingeschränkt verwendet werden können: Exemplarisch sei ein positiver HLA-B27-Befund genannt, der die Diagnose AS keinesfalls sichert. Erst die Kombination von mehreren Variablen erhöht die prädiktive Aussagekraft. Um die klinischen Kriterien zu erfüllen,
© Burkhard Leeb, privat
müssen Betroffene HLA-B27 plus mindestens zwei separate SpondyloarthritisMerkmale aufweisen.
Baseline-Therapie: Physiotherapie und NSAR
Das optimale Therapiemanagement der AS erfordert eine Kombination von nichtpharmakologischen und pharmakologischen Behandlungen. Bei dahingehenden Überlegungen muss berücksichtigt werden, ob der Morbus Bechterew auf das Achsenskelett beschränkt ist oder auch die peripheren Gelenke betrifft – darüber hinaus, ob die Erkrankung Organbeteiligungen wie Darmentzündungen, urogenitale oder kardiovaskuläre Komplikationen inkludiert. Die Grundlage der Therapiestrategie bilden laut Doz. Leeb gezielte Wirbelsäulengymnastik, Balneotherapie sowie intraartikuläre Depotkortikosteroide, wenn ein oder zwei periphere Gelenke eine hohe entzündliche Aktivität aufweisen und physiotherapeutische Maßnahmen dadurch behindert werden. Der Facharzt unterstreicht den Stellenwert von Bewegung für die „Erhaltung der Wirbelsäulenbeweglichkeit bzw. für die Vermeidung einer Wirbelsäulenversteifung. “ Ein weiterer Eckpfeiler für die Therapie des Morbus Bechterew sind NSAR: „Nichtsteroidale Antirheumatika sollten als Mittel erster Wahl eingesetzt werden“ , so der Rheumatologe: „Sie sind bei regelmäßiger Kontrolle auch längerfristig indiziert, wenn die Patientin bzw. der Patient gut darauf anspricht. “ Die tägliche nichtsteroidale AntiphlogistikumDosis ist so niedrig wie möglich zu halten, in aktiven Krankheitsphasen können jedoch Höchstdosen erforderlich sein. Bei Patientinnen und Patienten, die unter der Standardtherapie mit NSAR keine ausreichende Reduktion der entzündlichen Krankheitsaktivität erreichen, stellen Biologika und auch Jakinibe eine Behandlungsoption dar. Wesentliche Mediatoren der Immun- und Entzündungsreaktionen bei AS sind Zytokine wie Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) und Interleukin-17 (IL-17). Biologika unterdrücken die Entzündung an den Wirbelkörpern sowie im Bereich der Iliosakralgelenke und zeigen eine rasche und anhaltende Wirksamkeit. Zur Überwachung der Krankheitsaktivität ist ein regelmäßiges Monitoring sinnvoll. Doz. Leeb empfiehlt hier „Kontrollintervalle zwischen drei und sechs Monaten, sofern der Betroffene keine Beschwerden hat, die kürzere Abstände notwendig machen. “
KLASSIFIKATION DER SPONDYLOARTHRITIDEN
Unterschieden wird zwischen:
ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew) Psoriasisarthritis reaktiven Arthritiden Arthritiden bei chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen undifferenzierter Spondylarthropathie
Mag.a Sylvia Neubauer
Quelle: Axiale Spondyloarthritis inklusive Morbus Bechterew und Frühformen, AWMF-Leitlinien Register-Nummer: 060/003, Entwicklungsstufe: S3-Version: 2019.


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*Erwachsene mit Risiko zur Entstehung von gastritischen und/oder duodenalen Ulcera, bei welchen eine Behandlung mit geringeren Dosierungen Naproxen oder anderer NSAR als nicht ausreichend erachtet wird. REFERENZEN: 1 Fachinformation Vimovo, Stand der Information: 06/2021. 2 Wang-Smith L, Fort J, Zhang Y, et al. J Clin Pharmacol 2012;52(5):670–680. FACHKURZINFORMATION: Bezeichnung des Arzneimittels: Vimovo 500mg/20mg Tabletten mit veränderter Wirkstofffreisetzung. Pharmakotherapeutische Gruppe: Naproxen und Esomeprazol, ATC Code: M01AE52, Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette mit veränderter Wirkstofffreisetzung enthält 500mg Naproxen und 20mg Esomeprazol (als Magnesium Trihydrat). Sonstiger Bestandteil mit bekannter Wirkung: Vimovo enthält 0,02mg Methyl-para-hydroxybenzoat und 0,01mg Propyl-para-hydroxybenzoat (siehe Abschnitt 4.4. und 6.1 der Fachinformation). Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat, Povidon K90, Silizium, kolloidal wasserfrei. Filmschicht: Carnaubawachs, Glycerolmonostearat 40–55, Hypromellose Typ 2910 (3mPas, 6mPas und 50mPas), Eisenoxid E172 (gelb), Macrogol 8000, Methacrylsäure ethylacrylat Copolymer (1:1) Dispersion 30%, Methyl-para-hydroxybenzoat E218*, Polydextrose, Polysorbat 80, Propyl-para-hydroxybenzoat E216*, Natriumdodecylsulfat, Titandioxid E171, Triethylcitrat, Drucktinte: Hypromellose Typ 2910 (6mPas), Eisenoxid E172 (schwarz), Propylenglycol *Diese Konservierungsmittel sind in einer Filmbeschichtungs-Mischung enthalten und sind im Endprodukt nur in sehr geringen, nicht-funktionellen Dosierungen enthalten. Anwendungsgebiete: Vimovo ist indiziert zur symptomatischen Behandlung von Arthrose, rheumatoider Arthritis und ankylosierender Spondylitis bei Erwachsenen mit Risiko zur Entstehung von gastrischen und/oder duodenalen Ulcera, die durch nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) hervorgerufen werden können, und bei welchen eine Behandlung mit geringeren Dosierungen Naproxen oder anderer NSAR als nicht ausreichend erachtet wird. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe, substituierte Benzimidazole oder einen der in Abschnitt 6.1 der Fachinformation genannten sonstigen Bestandteile. Asthma, Urticaria oder allergische Reaktionen, in Folge der Anwendung von Acetylsalicylsäure oder anderen NSAR in der Anamnese (siehe Abschnitt 4.4 der Fachinformation). Drittes Trimester der Schwangerschaft (siehe Abschnitt 4.6 der Fachinformation). Schwere Leberfunktionsstörungen (z.B. Childs-Pugh C). Schwere Herzinsuffizienz. Schwere Nierenfunktionsstörungen. Aktive peptische Ulzerationen (siehe Abschnitt 4.4. der Fachinformation, gastrointestinale Effekte Naproxen). Gastrointestinale Blutungen, zerebrovaskuläre Blutungen oder andere Blutungsstörungen (siehe Abschnitt 4.4 der Fachinformation, Hämatologische Effekte). Vimovo darf nicht gemeinsam mit Atazanavir und Nelfinavir angewendet werden (siehe Abschnitt 4.5 der Fachinformation). Inhaber der Zulassung: Grünenthal GmbH, A-2345 Brunn am Gebirge. Rezeptpflicht/ Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Stand der Information: 06/2021. Informationen zu den Abschnitten besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie den Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation (z.B. Austria Codex) zu entnehmen. IN DER GRÜNEN BOX