
4 minute read
Zahlreiche Medika mente wirken verstärkt unter hyperbaren Bedingungen“
Sicher unter Wasser: Tauchunfälle durch die richtige Vorbereitung vermeiden
Besonders in den Sommermonaten erfreut sich der Tauchsport großer Beliebtheit. Vor dem „Abtauchen“ müssen jedoch Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Im Gespräch mit der Hausärzt:in erklärt Prof. Dr. Michael Schröckenfuchs, HNO-Facharzt und Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe Tauchmedizin der Österreichischen HNO-Gesellschaft, was es zu beachten gilt.
HAUSÄRZT:IN: Expertinnen und Experten schätzen die Dunkelziffer von Tauchunfällen besonders hoch ein. Welche Verletzungen und/oder Erkrankungen resultieren typischerweise aus diesen?
Prof. SCHRÖCKENFUCHS: Die häufigste Problematik ist das Barotrauma der Ohren. Ohne Druckausgleich zu den Ohren ist das Tauchen nicht möglich. Fast jede Taucherin, jeder Taucher hat das schon persönlich erlebt. Manche haben immer wieder ein leichtes Barotrauma, ohne dass es ihnen bewusst ist. Funktioniert der Druckausgleich nicht, entsteht beim Abtauchen durch den Unterdruck im Mittelohr ein blutiger Paukenerguss. Nach dem Tauchgang verspürt der Betroffene Flüssigkeit im Ohr, die nicht abrinnt und das Gehör etwas dämpft. Im Extremfall können Trommelfell und Innenohr durch das Barotrauma geschädigt werden.
Können Sie Beispiele für häufige „Unglücksursachen“ nennen?
Um sicher zu tauchen, sind drei Punkte zu beachten: erstens eine adäquate und gut gewartete Ausrüstung. Man beatmet sich in hyperbarer Umgebung und auf die Ausrüstung muss hundertprozentiger Verlass sein können. Zweitens ist eine gute Tauchausbildung notwendig – sollte der letzte Tauchgang länger zurückliegen, ist eine Trainingseinheit sehr zu empfehlen. Drittens muss eine ärztlich bestätigte aktuelle Tauchtauglichkeit vorliegen. Bei Tauchunfällen kommt es meist zu einer unglücklichen Verkettung von Fehlern oder Ereignissen. Zum Beispiel: Der Inflator ist nicht angesteckt, man sinkt ab und der Druckausgleich gelingt nicht ... Man springt vom Boot, hat die Tauchflaschen nicht aufgedreht und verliert seinen Buddy ... Man bekommt keine Luft und hält den Atem beim Auftauchen an, was ein Barotrauma der Lunge verursacht ...
Wie kann dem vorgebeugt werden?
Gewissenhafte Taucher lassen regelmäßig eine Tauchtauglichkeitsuntersuchung durchführen. Wesentlich sind zudem ein gutes Briefing vor dem Tauchen und der „Buddy-Check“ (Anm.: gegenseitige und systematische Kontrolle der Ausrüstung).
Wer darf in Österreich die Tauchtauglichkeitsuntersuchung durchführen?
Die Tauchtauglichkeitsuntersuchung ist eine Risikoberatung. Es geht nicht darum, eine Krankheit zu finden, sondern der Gesundheitszustand und die psychische Eignung für den Tauchsport werden besprochen. Grundsätzlich kann jede Ärztin, jeder Arzt eine Tauchtauglichkeit bescheinigen. Das sollte aber kein Gefälligkeitsgutachten sein. Was vielen Kollegen auch nicht bewusst ist: Als Arzt haftet man für sein Gutachten. Die tauchmedizinischen Gesellschaften ÖGTH und ÖGUHM (siehe Infobox) bieten eine Taucharztausbildung an, bei der alle für den Tauchsport relevanten Aspekte genau erklärt werden. So kann man als Arzt seinen Patienten fundiert eine Tauglichkeit bestätigen oder ihnen vom Tauchsport abraten.
EXPERTE: Prof. Dr. Michael Schröckenfuchs
HNO-Facharzt in Brunn am Gebirge, Vorstandsmitglied der ÖGUHM
© HNO Brunn
Was ist bei Kindern oder älteren Personen besonders?
Kindertauchen sollte erst ab dem zwölften Lebensjahr erfolgen und es darf nur ein Tauchgang pro Tag durchgeführt werden. CAVE: Kinder, die nur wegen der Eltern tauchen, haben gehäuft Tauchunfälle. Bei älteren Tauchern sollte beachtet werden, dass viele von ihnen regelmäßig Tabletten einnehmen und oft chronische Erkrankungen haben. Zahlreiche Medikamente wirken verstärkt unter hyperbaren Bedingungen. Speziell zentral wirksame Arzneimittel können beim Tauchen Probleme verursachen.

Was ist beim „normalen“ Schnorcheltauchen zu beachten?
Ob die Trommelfelle in Ordnung sind, muss abgeklärt sein. Befindet sich nämlich ein Loch im Trommelfell, darf kein Wasser in das betroffene Ohr gelangen. Sind Anfallsleiden, Herzrhythmusstörungen oder Ähnliches bekannt, sollte der Patient nur unter Aufsicht im seichten Wasser schnorcheln oder schwimmen.
Welche Rolle spielen Hausärztinnen und Hausärzte bei der Betreuung von Personen, die Probleme mit bzw. nach dem Tauchen haben?
Grundsätzlich ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle bei leichteren Tauchunfällen. Im Falle eines schweren Tauchunfalls wird der Patient über die Rettungskette in ein geeignetes Spital gebracht. Bei allen neurologischen Symptomen nach dem Tauchen sollte man möglichst sofort Sauerstoff geben und einen tauchmedizinisch versierten Arzt kontaktieren. Der Tauchcomputer muss gesichert werden und auf folgende Frage sollte man nicht vergessen: Wie geht es dem Buddy? Für Tauchunfälle gibt es kein verpflichtendes Meldesystem. Jedoch bietet die ÖGUHM auf ihrer Homepage ein anonymes Melderegister und eine anonymisierte Beurteilung von Tauchunfällen an.
Das Interview führte Anna Schuster, BSc.

INFO


Badesaison
fre i v on l e t t i
K o n ngs m u r s e rvie
ohne Parabene

Otanol
R
Ciprofl oxacin-Ohrentropfen
Tauchmedizinische Gesellschaften in Österreich
Österreichische Gesellschaft für Tauch- und Hyperbarmedizin (ÖGTH): oegth.at Österreichische Gesellschaft für Unterwasser- und Hyperbarmedizin (ÖGUHM): oeguhm.at

Tauchunfall-Melderegister: oeguhm.at/tauchunfallbericht-einsenden.html
Die ÖGUHM sowie die Arbeitsgruppe „Tauchmedizin“ der Österreichischen HNO-Gesellschaft haben im Februar 2022 den ersten OnlineTauchkongress „SAFE DIVING 2022“ veranstaltet. HNO- und Tauchspezialist:innen, unter anderem Initiator Prof. Schröckenfuchs, hielten für Mediziner:innen und Tauchsportler:innen praxisrelevante Vorträge – z. B. über die Tauchtauglichkeit, das Höhlentauchen sowie Probleme mit dem Druckausgleich.

Fachkurzinformation siehe Seite 58 • Für Kinder ab 2 Jahren
• Bei chronisch suppurativer Otitis media • Bei Otitis externa mit vermuteter
Trommelfellperforation oder
Parazentese
Praktische Dosierung durch Einzeldosisbehältnis durch Einzeldosisbehältnis
