alpenblick, Ausgabe 2/2021

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Sektion Friedberg / Hütten

90 Jahre Willi-Merkl-Hütte Meine persönliche Beziehung zu ihr von der ersten Begegnung bis zum Kauf von Paul Pöller Für die Jugend ein ideales Aufenthaltshaus 90 Jahre Willi-Merkl-Hütte, ein Jubiläum, das der Alpenverein Friedberg zu Recht würdigt. Auch für mich persönlich spielt sie eine wichtige Rolle in meinem Bergsteigerleben. Dem Wunsch, darüber zu berichten, komme ich gerne nach. Ich muss jedoch den Rückblick damit beginnen, dass ich kurz erkläre, warum ich diese so wunderbar gelegene Unterkunft erst spät schätzen gelernt habe. Von dem Ort, wo ich aufgewachsen bin, dem kleinen südlich von Memmingen gelegenen Allgäuer Dorf Herbishofen, bin ich schon als kleiner Bub mit Eltern und Geschwistern in die Berge gefahren, aber fast nur ins Ober- oder Ostallgäu. Dass ich dann doch einmal in den Tannheimern war, daran erinnere ich mich gut, weil es für mich damals eine ganz besondere Tour war. Mit Papa übernachtete ich in einem Zweimannzelt im Wald oberhalb von Pfronten auf dem Weg zur Pfrontener, jetzt Kissinger Hütte. Es war nicht sicher, ob wir an dem provisorischen Grenzübergang die Erlaubnis zum Weiterweg nach Österreich in Richtung Füssener Jöchl bekommen würden. Dass so etwas damals ein Problem war, kann man sich heute kaum mehr vorstellen. Es ging gut, aber wir steuerten nicht die Willi-Merkl-Hütte an, sondern stellten unser Zelt vor der Tannheimer Hütte auf. Ab der Zeit, als ich mit Freunden das Klettern anfing, gehörten die Tannheimer Berge zwar zu unserem Lieblingsziel, aber für Tagestouren brauchten wir die Merkl-Hütte nicht, und wenn wir übernachteten, zogen wir bewirtschaftete Unterkünfte wie die Musauer Alm vor, oder vor allem wegen des kurzen Anstiegs die Gimpel-Hütte. Das änderte sich erst, als ich ab 1960 während des Studiums bei Tante und Onkel in Friedberg wohnte und als früheres Mitglied der Sektion Memmingen zum Alpenverein Friedberg übertrat, wo ich vom damaligen 1. Vorsitzenden, meinem Onkel Beppo Pöller, gefördert und richtig verwöhnt wurde. Ab 1966 war mein Hauptwohnsitz in Friedberg, und 1970 bekam ich eine Stelle am neu gegründeten Gymnasium. Jetzt konnte ich Beppos Wunsch, eine Jugendgruppe zu gründen, noch im selben Jahr erfüllen. Nun erwies sich die Merkl-Hütte als das ideale Ziel für Gruppenfahrten: wegen Terminen einfach beim Hüttenwart anfragen, keine lange Anfahrt, kein allzu langer Anstieg, Übungsmöglichkeit für den Umgang mit dem Seil gleich hinter der Hütte, einfache und anspruchsvolle Gipfel, Klettertraining an der nahen Läuferspitze, später Klettertouren aller Schwierigkeitsgrade – und das alles sozusagen vor der Haustüre. Ich denke an die gemeinsamen Abende mit Spielen in der Hütte und das

So präsentiert sich heutzutage die 90-jährige Willi-Merkl-Hütte im Winter. Die Aufnahme entstand im April 2019. Foto: Bernhard Stockmaier

Zur Sonnwendfeier im Jahr 1971 war die AV-Jugend auf der Willi-Merkl-Hütte. Foto: Paul Pöller

Übernachten im Matratzenlager, was für viele Jugendliche etwas ganz Neues war. Wir konnten zusammen mit den älteren Mitgliedern Feste wie Hüttenöffnung, Sonnwendfeuer und Hüttenschluss feiern. Das waren wunderbare Gelegenheiten, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu fördern. Auch für ein Treffen 1975 mit der Jugendgruppe und guten Kletterern von SOSAT, unseren neuen Freunden aus Trient, war die Hütte bestens geeignet. Schöne Erinnerungen verbinde ich ebenfalls mit der Zeit, als ich zum Hüttendienst meine Kinder mitnehmen konnte, weil wir dabei mit dem Auto bis zur Hütte fahren konnten. Natürlich gab es auch aufregende Erlebnisse, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Die Willi-Merkl-Hütte wird zum Symbol des Friedberger Alpenvereins 1977 feierte unser Verein nicht nur sein 25-jähriges Jubiläum, sondern aus der bisherigen Ortsgruppe des Alpenvereins Augsburg wurde auch eine selbstständige Sektion. Unsere Muttersektion gewährte uns für die Merkl-Hütte einen langjährigen Pachtvertrag. Damit stand fest, dass wir weiterhin die Betreuung übernehmen konnten. alpenblick 2 | 2021

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