
4 minute read
Ausbildung
Mehrseillängenkurs in Nassereith
von Kaj Kusterer
Advertisement
Anfang 2020 wurde es für mich mal wieder Zeit für eine weitere Fortbil- dung im Bereich Sportklettern. Seit längerem liebäugelte ich mit Mehrseillängen. Daher hatte ich mich im April mit großer Ho nung, aber auch Sorge für den Mehrseillängen-Kurs beim DAV Augsburg angemeldet – Sorge, dass Corona es nicht ermöglichen würde. Und obwohl es zuerst eher schlecht aussah, teilte mir die Kursleiterin schließlich mit: Der Kurs ndet statt! Drei Tage Mehrseillängen-Klettern im bestens abgesicherten Klettergarten in Nassereith standen bevor.
Tag 1 Zum besseren Kennenlernen gingen wir zunächst in ein Café in der Ortschaft und warteten den morgendlichen Regen ab. Unser Führungsteam informierte uns über das brandneue Corona-Hygienekonzept des DAV und die Wichtigkeit von dessen Einhaltung. Im Gegenzug informierten wir sie über unser Kletter-Können und was wir uns von dem Kurs versprachen. Danach stiegen wir auch gleich in die Thematik ein und durften unsere Knoten-Kenntnisse demonstrieren. Schließlich war Petrus einsichtig und es ging an den Fels, zuerst in die einfachen Einseillängenrouten am „Botanischen Garten“.
Ziel des ersten Kurstages war die Halbmastwurfsicherung (HMS), also wie man den Partner am Fixpunkt mit einem Halbmastwurf sichert. Zudem wiederholten wir das Abseilen. Abends in der Pension, nach einem gemeinsa-
Gruppenbild mit Corona-Abstand. Foto: Kaj Kusterer men Abendessen, war noch Zeit, die Kursleitung mit Fragen zu löchern und jede Menge Theorie für den Standplatzbau zu besprechen.
Tag 2 Den zweiten Kurstag begannen wir mit praktischen Übungen zum Standplatzbau und Seilschaft in Aktion. Natürlich halfen und überwachten unsere Kursleiter sehr aufmerksam alles, was wir taten, und gaben sich erst nach einem fehlerfreien Ablauf zufrieden. Ich musste mich sehr konzentrieren, denn bei den vielen neuen Schritten, wie zum Beispiel dem Umbau zum Abseilen am Stand, war es äußerst wichtig, sich eine Strategie im Kopf zurechtzulegen: Was tue ich warum und in welcher Reihenfolge?
Um den Kopf wieder etwas frei zu bekommen, waren am Nachmittag zwei Stunden freies Sportklettern an der Wand „Eis am Stiel“ angesagt, bevor wir zum Abschluss die erste richtige Zweiseillängen-Route – noch mit viel Hilfestellung durch die Kursleitung – kletterten.
Persönlicher Tipp: Man muss keine theoretischen Vorkenntnisse über Stand- platzbau für den Kurs mitbringen, jedoch die geforderten Voraussetzungen erfüllen. Außerdem ist es hilfreich, sich vorab in Broschüren des DAV Infos über Standplätze zu bescha en und sich einzulesen.

Beim Abseilen aus der Mehrseillängen-Route. Foto: Franzi Ruo Übung Seilschaft in Aktion mit Trainer. Foto: Franzi Ruo

Tag 3 Der letzte Tag begann erst einmal indoor mit weiterer Theorie und tiefer gehenden Fragen zu verschiedenen Techniken, da es draußen noch regnete. Danach ging es wieder zum Outdoor-Klettern, diesmal zum Gamspfeiler im Tieftal.
Hier durfte ich mit meinem Seilpartner und mit der Begleitung unserer Kurs- leiterin eine Mehrseillängeroute (3 SL – „Samersteig“ bis 4b) durchziehen. Alles klappte echt gut und das Lob unserer Kursleiter ließ uns gleich noch etwas wachsen. Am liebsten wären wir gleich weitergeklettert, aber dafür reichte die Zeit nicht mehr: Schon beeindruckend, wie viel Zeit ins Land zieht für nur eine Route! Ich habe auch gelernt, dass ich mehr Material und vor allem bequemere Kletterschuhe brauche. Eine Feedbackrunde bei Ka ee und Kuchen beendete den Kurs.
Fazit Die Chemie passte bei uns allen. Es war alles sehr entspannt und das Leitungsteam hatte genauso viel Spaß, uns die Techniken zu lehren, wie wir Spaß hatten, diese zu erlernen. Besonders begeisterte mich persönlich, dass wir so viele Fragen stellen konnten, die auch etwas über den Kursinhalt hinaus- gingen. Der Ablauf war super durchgeplant und dem Wetter perfekt angepasst. Unsere Fehler wurden uns mit viel Geduld und Sorgfalt aufgezeigt. Ich habe genau das erlernt, was ich mir erho t hatte, und meinem Seilpartner ging es ebenso. Ich sage DANKE an die DAV-Kursleiter Franzi und Martin für diese mega lohnenden drei Tage!
Wanderung rund um den Grünkopf
von Christiane Altthaler
Da der Herbst ja oftmals Wetterkapriolen für uns bereithält, hatten wir im letzten Herbst eine einfache, nicht zu hoch gelegene Tour rund um den Grünkopf ausgesucht. Diesmal hatten wir jedoch Glück mit den Bedingungen. Trotzdem blieben wir bei der ausgewählten leichten Bergwanderung, eine der wenigen in 2020. Tre punkt war Mittenwald, alle waren pünktlich vor Ort. Natürlich lief wie immer nicht alles nach Plan, die Leutaschklamm war coronabedingt nur als Einbahnstraße begehbar. Weil wir die Tour andersherum geplant hatten, mussten wir also umdisponieren. Dies bedeutete einen Umweg, den wir aber gerne in Kauf nahmen. Der Grünkopf gehört zum Wettersteingebirge und ist ein frecher Bergkopf südwestlich von Mittenwald, der sich nicht scheut, die hinter ihm liegende mächtige Wettersteinspitze zu verdecken, wenn man von der Ederkanzel zu ihm blickt. Mit seinen gerade mal 1.587 m Höhe ist er natürlich keine bergsteigerische Herausforderung, aber für eine Herbsttour geradezu ideal. Oben auf dem großen Gipfelplateau, das ringsum eine herrliche Aussicht beschert, konnten wir unsere Brotzeit genießen. Dann ging es ohne Eile weiter über den Franzosensteig, der hinab zum Ferchen- und Lautersee führt. Am Lautersee kehrten wir im Biergarten ein. Die Wege waren weitgehend trocken, das Gehen also angenehm, und wir konnten gute Gespräche führen, was in diesen Zeiten ja besonders wichtig ist. Auf dem Rückweg marschierten wir noch durch die Leutaschklamm – eine hübsche Ab-
In der Leutaschklamm Gipfelkreuz auf dem Grünkopf



Lautersee
wechslung, die tosenden Wassermassen unterhalb zu sehen, nur getrennt durch einen Gittersteg.
Eigentlich kam uns diese Tour wie ein Spaziergang vor, doch die Daten sagten uns, dass wir 1.111 Hm und 18,3 km gescha t hatten. Der Tag war wie im Flug vergangen, alle hatten Spaß gehabt.
Leider sollte dieser Aus ug der letzte für lange Zeit sein, was uns sehr bekümmert. Aber wir halten zusammen und versuchen mit vielen Aktionen, unsere Gruppendynamik coronakonform aufrechtzuerhalten. Das ist uns bisher sehr gut gelungen.