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AugsburgAlpin

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Stützpunkt

Stützpunkt

Kinderleicht singend über den Augsburger Höhenweg

von Barbara Thome

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Es waren einmal – fast drei Dutzend – Frauen, die voller Überzeugung und Tatendrang loszogen, die Berge mit ihresgleichen neu zu entdecken, zu erleben. Die Pläne der neuen Gruppe FrauenAlpin für 2020 waren zahlreich, dann kam das Virus, der Aktionsradius schrumpfte merklich. Ende September trafen sich zum guten Schluss der außer gewöhnlich knappen Saison sieben Frauen, um über den Augsburger Höhen- weg ein letztes Mal zu Gudrun und Ste auf der Augsburger Hütte zu laufen. Für die anspruchsvolle Wanderung war der Berggott wohlgesonnen – Sonne und beste Wegebedingungen machten Steig- eisen und Pickel über üssig.

Flotten Schritts nach oben Wir stiegen südseitig von Flirsch zur Ansbacher Hütte auf – eine steile Angelegenheit. Wer genügend Zeit mitbringt, sollte den Weg von Norden von Madau wählen. Speziell im Hochsommer ist dieser Weg botanisch interessant, die Wegstrecke deutlich abwechslungsreicher und der Rückweg über den Spiehlerweg ein spannendes alpines Erlebnis. Der Hüttenwirt der Ansbacher Hütte, den ich vor Jahren eher grimmig und von sprödem Charme erlebt hatte, erwies sich als entspannter Gastgeber, sein Sohn, der mittlerweile die Hütte führt, ebenso. Geduldig servierten sie auch Spätankömmlingen ein reichhaltiges und wohlschmeckendes Abendmahl, zeigten sich exibel bezüglich der Essenszeiten und freuten sich am Appetit der Frauengruppe. Am späteren Abend belebten Schafhirten aus der Region nach ihrem Tagwerk die Hütte. Sie trieben an diesem Wochenende die Schafe ins Tal.

Der frühe Vogel kann auch anders … So gemütlich der Hüttenwirt am Vorabend war, so ungemütlich wurde er am nächsten Morgen, als sich – der Klassiker – einige heimlich beim Frühstücksbu et mit Proviant versorgten. Es ist die alte Diskussion: Manche Kostverneiner am Morgen, die in der Früh nur wenig zu sich nehmen, leiten daraus die Erlaubnis ab, das nicht Gegessene als Brotzeit einpacken zu dürfen und provozieren damit andere. Miteinander reden könnte jedenfalls helfen …

Mensch und Tier, behände bergauf und bergab. Foto: Anne Spangenberg Mensch und Tier in trauter Eintracht Wir zogen nach dem frühen Frühstück gleichzeitig mit den Hirten los und trafen noch vor dem Winterjöchl auf die bunte Schafherde, die Schneehühner entlang des Weges zeigten sich unbeeindruckt von Mensch und Tier. Bald darauf trennte der Höhenweg Spreu vom Weizen – auf dem Weg zum Roland- Ritter-Biwak wurde schnell klar, wer im schottrig steilen Geröll der Lechtaler trittsicher unterwegs ist und wer nicht. Die Gruppe teilte sich – die konditionsstarke Jugend eilte voran, die kondi-

Die ersten Steilstufen auf dem Weg zum RolandRitter-Biwak. Foto: Barbara Thome

tionsstarke ältere Fraktion bildete die Nachhut. Der Weg war ab der Biwakschachtel bestens, dem Wegeteam sei Dank. Die Querung von der Biwakschachtel zur Dawinscharte habe ich noch nie in einem solch angenehmen Zustand erlebt. Ausgetretene Trittspuren und absolut schneefreie Verhältnisse machten den Weg fast zu einem Spaziergang – vorausgesetzt, man fühlt sich in dieser Art Gelände wohl. Steiler Rollsplit vom Feinsten, in allen Schattierungen, geologisch interessant für den, der sich dem Studium der Gesteine verschrieben hat, immer wieder ausgesetzte Stellen und Querungen über lange Strecken. Wer Fluchtwege und Abkürzungen sucht, ist hier fehl am Platz.

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