Aus den Abteilungen / Ausbildung
Der Notschlitten wird gebaut …
… und getestet.
Alle Fotos : Troels Poulsen und Axel Peter
Lawinentests Gegen Ende des Kurses führten wir einen großen Lawinentest durch, der außerdem eine Untersuchung des Schneeprofils nach professioneller Prognoseart beinhaltete, wie sie auch Lawinenexperten für tägliche Prognosen verwenden. Neben der Hütte auf einem steilen Berg gruben wir eine senkrechte Wand mit 3 m Breite und 1,5 m Höhe ab. Dafür waren wir alle gleichzeitig fleißig mit Schneeschaufeln beschäftigt. Was für eine Baustelle! Nachdem Robbi endlich mit der gebauten Wand zufrieden war, konnten wir die verschiedenen Schneeschichten nach den Parametern Länge, Temperatur, Druckfestigkeit, Kristallstruktur und Härte messen sowie identifizieren und protokollieren. Besonders beeindruckend waren die sehr unterschiedlichen Härtegrade der Schneeschichten, die man leicht nach „Eindringmöglichkeit in die Schneewand” unterteilen konnte: mit der Faust (= sehr weich), mit vier Fingern (= weich), mit einem Finger (= mittelhart), mit einem Bleistift (= hart), mit einem Messer (= sehr hart bis Eis, also kein Eindringen möglich). Lawinengefahr besteht z. B. wenn sich zwei aufeinanderliegende Schichten in mehr als zwei Härtegraden unterscheiden, da dies zu Spannungen in der Schneedecke führen kann. Eine genaue Vorhersage, dass es zu Gleitmöglichkeiten zwischen Schneeschichten kommt, kann durch diese theoretische Schneeprofil-Analyse nicht sicher erfolgen. Dies kann in Kombination mit einem praktischen Rutschblock-Test besser festgestellt werden, weshalb wir auch diesen Test durchführten. Dafür versuchten wir, von unserer gebauten Wand einen großen Block (Breite 2 m) abzusägen, und zwar mit Hilfe einer Reepschnur, die gut verteilte Knoten hatte. Keine leichte Aufgabe mit unserer selbstkonstruierten Säge! Die Schneedeckenstabilität gilt als sehr schwach, wenn sich der Rutschblock bereits beim Abschneiden mit der Reepschnur, beim Annähern von oben oder schon beim Graben löst. Danach wird der Block von einer durch-
Das Wetter war recht unterschiedlich.
schnittlich schweren Person mit Skiern betreten. Nach einer Weile wird leicht gewippt. Wenn der Block sich dabei wie ein Schneebrett löst, ist die Stabilität schwach. Bei uns übernahm Wolfgang diesen Part und versuchte, den Block mit voller Sprungkraft ins Rutschen zu bringen. Zur großen Freude aller war dies nicht der Fall, die Lawinengefahrstufe war also zu diesem Zeitpunkt und für dieses Gebiet absolut gering. Schlittenbau Weil das Wetter an einem Morgen schlecht war, beschlossen wir, uns einen Schlitten in der Hütte zu bauen. Damit war nicht ein üblicher Rodel aus Holz gemeint, wie wir ihn aus unserer Kindheit kennen, sondern ein „Not-Schlitten“. Wenn sich auf einer Skitour jemand schwer verletzt, selber nicht mehr gehen kann und weder Bergwacht noch Hubschrauber organisiert werden können, kommt diese Notlösung zum Einsatz. Mit zwei Skiern, zwei Stöcken, einer zerlegten Schaufel und viel Reep-
schnur bauten wir einen funktionstüchtigen Notschlitten. Bei Skitouren sollte jeder deshalb auch Reepschnüre dabei haben. Als das Wetter besser wurde, probierten wir gleich unser neu konstruiertes Fahrzeug aus. Dafür wurden Christina und Julia als „Fahrgäste“ ausgewählt. Mit Front- und Seitantrieb von jeweils 2 x 2 MS (Mann-Stärke) wurde der Schlitten getestet. Wir hatten alle unseren Spaß damit, am meisten wahrscheinlich die Frauen, denn sie konnten gar nicht genug davon bekommen! Gute Kameradschaft Die Schulung war äußerst lehrreich und die Gruppe sehr harmonisch, Teamwork und Zusammenhalt waren großgeschrieben. Alle waren ziemlich offen, hilfsbereit und aufmerksam zueinander, besonders wenn wir auf Tour waren. So verbrachten wir eine herrliche Zeit mit vielen interessanten Gesprächen und super Skitouren. Der Aufenthalt war ein unvergessliches Erlebnis! alpenblick 1 | 2021
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20.01.2021 09:58:36