
7 minute read
Bergsteiger
Jahresrückblick der Bergsteiger 2020
von Thomas Sailer
Advertisement
Wertacher Hörnle. Foto: Thomas John
„Der Mensch denkt und Gott lenkt.“ So könnte man die Aktivitäten der Bergsteigerabteilung der vergangenen Saison zusammenfassen. Unsere Abteilung war – wie auch andere der Sektion – von den coronabedingten Einschränkungen stark betro en. Ein Großteil der geplanten Touren bzw. Veranstaltungen musste schweren Herzens abgesagt werden. Erfolgreich durchgeführte Fahrten Dem großen Engagement ein paar „Unverwüstlicher“ aus der Tourenleitung und dem Teilnehmerkreis ist es zu verdanken, dass trotz widrigster Umstände durch sich laufend ändernde Corona-Vorschriften im In- und Ausland einige Bergtouren dennoch statt nden konnten. Im Winter 2019/20 war es die beachtliche Anzahl von ca. 20 Schneeschuhtouren (inkl. Ausbildungswochenende), die bis Mitte März durchgeführt wurde. Das Team der Fachübungsleitung für diese Touren bestand aus Hans, Uschi, Irene, Tanja, Helia, unserem Vorstand Thomas John, Karl, Enrico, Werner und Markus. Die Ziele waren Wanderungen und


Gletschertrekking im Berner Oberland. Foto: Uli Sichart Am Westgrat der Schneidspitze. Foto: Annette Gröbner

Überschreitung des Thanellers. Foto: Tanja Kopton
Gipfeltouren in den Bayerischen und Allgäuer Alpen sowie in Tirol.
Etwa ab April wurde dann das Vereinsleben bekanntermaßen von coro- nabedingten Absagen ausgebremst – sehr zum Leidwesen der Ehrenamtlichen und Teilnehmenden. Dabei hatten wir uns doch im Frühjahr auf die bevorstehende Sommersaison im Gebirge gefreut! Den meisten blieb deshalb nur die Möglichkeit, alternativ Privattouren im kleineren Kreis zu unternehmen.
Für Bergtouren mit weniger Personen war das Interesse ungebrochen, sie wurden – trotz massiver Au agen – sehr verantwortungsvoll und engagiert durchgeführt. Besonderer Dank gebührt hier vor allem Annette, Irene, Tanja, Carola, Helia, Enrico, Werner und Thomas J., die mit sehr großem persönlichen Einsatz sieben Führungstouren geleitet haben. Darunter waren Mehrtagestouren in die Zillertaler Alpen (siehe Bericht auf S. 40/41), durch die Villgrater Berge oder Gletschertrekking im Berner Oberland sowie Tagestouren wie z. B. auf die Schneidspitze oder die Überschreitung des Thanellers.
Wichtiger Hinweis Generell ist es aktuell empfehlenswert, sich wegen der ständigen Änderungen der Corona-Verordnungen über Neuigkeiten auf unserer Internetseite zu informieren. Das gilt sowohl für spontane Tourenankündigungen als auch für bebilderte Tourenberichte. >> www.dav-augsburg.de/bergsteiger Ausblick Optimistisch blicken wir auf die zweite Jahreshälfte 2021. Die für 2020 geplan- ten und nicht durchgeführten Sommertouren sollen größtenteils nachgeholt werden. Freuen wir uns auf gemeinsame Versammlungen und Busfahrten, bei denen auch der Geselligkeit wieder der gebührende Stellenwert eingeräumt wird. Jammern wir nicht über momentane Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, sondern lasst uns die erlebte Vergangenheit schätzen und zuversichtlich auf die Zeit danach und das Wesentliche im Leben blicken.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen Gesundheit und ein zufriedenes Jahr 2021.
Personalien
Ehrenämter sind nicht gerade einfach zu besetzen. Umso erfreulicher ist es, dass wir für das Schriftführeramt Melanie Olk gewinnen konnten (bisherige Kassenwartin) und als Kassenwartin Anne Korn. Wir wünschen ihnen viel Spaß bei ihrer Tätigkeit und ho en, dass sie uns möglichst lange unterstützen. Ebenso erfreulich ist, dass Tobias Fröhling die Ausbildung zum Trainer C Bergsteigen, Tanja Kopton die Zusatzquali kation für Schneeschuhtouren und Enrico Germann die Ausbildung zum Trainer C Bergwandern erfolgreich absolviert haben. Wir gratulieren allen hierzu!
Melanie Olk Anne Korn Tobias Fröhling Tanja Kopton Enrico Germann
Bergwandern in Corona-Zeiten
von Annette Gröbner
Glücklicherweise konnte die Tour vom 20. bis 23. August aufgrund der Lockerungen und Grenzö nungen doch noch statt nden, was aber bis zum Schluss an einem seidenen Faden hing. Coronabedingt mussten im Vorfeld einige Punkte aufs Neue abgeklärt werden. Geringere Belegungskapazitäten der Hütten machten zum Beispiel eine erneute Abfrage der Reservierungen notwendig. Und wenn es unter normalen Bedingungen das Ziel ist, bei Fahrgemeinschaften die Pkws voll auszulasten, mussten jetzt die aktuell gültigen Regelungen für Fahrgemeinschaften in Deutschland und Österreich eingehalten werden. Unterm Strich wurden letztendlich aber alle Voraussetzungen für einen gemeinsamen Aus ug mit insgesamt zehn Teilnehmer*innen erfüllt.
Tag 1: Geraer Hütte (2.323 m) Am Freitagmorgen starteten wir in Augsburg und fuhren über Innsbruck nach Matrei am Brenner und weiter über St. Jodok hinein ins Valsertal. Am Parkplatz der Geraer Hütte im Talschluss stellten wir unsere Autos ab. Bis dahin hatten uns noch dichtere Wolken und einige Regentropfen begleitet. Nach einer Stärkung im Gasthof „Touristenrast“ wanderten wir mit vollgepackten Rucksäcken (zusätzlicher warmer Schlafsack!) bei immer sonnigerem Wetter hinauf zur Geraer Hütte. Mit leichtem Gepäck ging es nachmittags optional – was von fast allen Teilnehmenden gern genutzt wurde – noch auf den aussichtsreichen Rücken des Steinernen Lamms. Schöne Ausblicke auf Olperer, Fußstein und ins Schmirntal krönten diesen Nachmittagsaus ug. Zurück an der Hütte genossen wir abends die regionalen Hüttenspezialitäten wie Knödeltris, Schlutzkrapfen etc. und bewunderten den malerischen Sonnenuntergang. Ein gelungener Auftakt unserer Tour! Tag 2: Geraer Hütte – Alpeiner Scharte – P tscher-Joch-Haus Ein wolkenloser Himmel begrüßte uns, es war ein Traumtag vorhergesagt! Nach einem ausgiebigen Frühstück am Bu et stiegen wir schattseitig hinauf Richtung Alpeiner Scharte. Unterwegs begegneten wir einem stattlichen Steinbock.
Die Besichtigung der Überreste eines von den Nazis errichteten Molybdänbergwerks (Molybdän ist ein sog. Übergangsmetall) konfrontierte uns mit dem wohl dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Die Stollen wurden während des 2. Weltkriegs größtenteils von Zwangsarbeitern unter hohen Verlusten in den Fels geschlagen, um den kriegswichtigen Rohsto zu fördern.
Nach diesem geschichtlichen Exkurs leitete uns der Steig nun steil zur Alpei ner Scharte (2.959 m) hinauf. Oben angekommen, wurden wir mit einem wunderbaren Panorama auf die Gipfel des Zillertaler Hauptkamms (Großer Möseler, Schwarzenstein, Hochfeiler u. a.) belohnt.
Auf der Südseite ging es nun ebenso steil, aber in der Sonne – bei steigenden Temperaturen – hinunter, bis wir die Querung des Höhenwegs von der Olpererhütte passierten und ohne nennenswerten Höhenverlust das P tscher Joch erreichten. Dort genossen wir am P tscher-Joch-Haus Ka ee und Kuchen. Den restlichen Nachmittag zog es uns wahlweise Richtung Rotbachlspitze (2.897 m) mit grandiosem Blick auf die

Rast an der Alpeiner Scharte


Am Gipfel des Kraxentragers
Hängegletscher des Hochferner und/ oder zum Baden an den unterhalb der Hütte gelegenen See.
Tag 3: P tscher-Joch-Haus – Landshuter Europahütte Um 6.15 Uhr wurde ich wach und schaute zum Fenster hinaus: Der Himmel glühte im Morgenrot, das sich auch im See unterhalb spiegelte. Ein Farbenfeuerwerk, das aber nichts Gutes versprach. Laut Wetterbericht war für den Nachmittag eine Gewitterfront angekündigt.
Daher starteten wir gleich nach dem Frühstück. Auf panoramareichem Weg ging es leicht bergauf hinüber zur Landshuter Europahütte. Die Hütte liegt aussichtsreich an der Friedrichshöhe auf 2.693 Metern, steht je zur Hälfte auf österreichischem und italienischem Grund und hat durch die beiden Weltkriege eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Auf dem Weg nahmen die Wolken zu und wir bekamen bei unserer Ankunft vom Hüttenwirt die Empfehlung, für die Besteigung des Kraxentragers bald aufzubrechen.
So dauerte unsere Brotzeitpause nicht allzu lange. Doch die Wolken blieben über Gipfelniveau, nur im oberen Bereich versperrte eine Wol kenbank den Blick auf die Nordseite des Kraxentragers und erzeugte beeindruckende Stimmungen beim Aufstieg über den langen Grat zum Hütte auf: Aufgrund massiver Permafrostschäden muss sie in den nächsten Jahren neu gebaut werden.
Den Abschlussabend vertrieben wir uns mit Dehnübungen unter fachkundiger Anleitung von Ingrid und fröhlichem Beisammensein mit guten Gesprächen.
Gipfel. Dort legten wir aufgrund der nicht realisierbaren Mindestabstände unseren Mund-Nasen-Schutz an – der Gipfel des Kraxentragers (2.998 m) ist kleinräumig und bricht nach drei Seiten steil ab. Danach stiegen wir über den gleichen Weg ab und noch kurz auf die Friedrichshöhe (ca. 20 m oberhalb der Hütte).
Aufgrund der sich schnell verdunkelnden Wolken hielten wir uns nicht länger als nötig auf und beeilten uns, wieder zur Hütte zurückzugelangen. Kaum hatten wir die Tür hinter uns geschlossen, tobte ein Unwetter bis weit in die Nacht hinein.
Wir genossen es, bei diesem Wetter nicht draußen sein zu müssen. Der Hüttenwirt klärte uns über die Besonderheiten und die Zukunft dieser historischen Tag 4: Landshuter Europahütte – Sumpfschartl – Valsertal – Heimreise Über Nacht hatte sich das schlechte Wetter verzogen und wir konnten nach dem Frühstück und kurzer Morgengymnastik unsere Tour über den Geistbeckweg zum Sumpfschartl und hinunter ins Valsertal fortsetzen. Die noch feuchten Felsplatten erforderten konzentriertes Gehen und Trittsicherheit. Bald jedoch trockneten Sonne und ein leichter Wind die Felsen ab und es ging wieder besser voran. Eine anregende kurze Drahtseilpassage mit Leiter führte uns über eine Steilstufe hinunter und der Weg zog dann abwechslungsreich durch Alpenrosenhänge und vorbei an mehreren Wasserfällen zum Parkplatz der Geraer Hütte – dem Ausgangspunkt unserer Tour.
Eine Ka eepause im Gasthof „Touristenrast“ und eine Einkehr in einer Pizzeria in Garmisch ließen uns die erlebnisreiche Tour würdig abschließen.
Werner und ich bedanken uns ganz herzlich bei unseren Teilnehmer*innen, die unsere Tour zu einem wunderbaren Erlebnis gemacht haben!
