Engagement im Ehrenamt
Ein starkes Team Ulrich Waldhauer und das Ehrenamtsprojekt zur Sanierung der Otto-Schwegler-Hütte von Klaus Utzni Die Otto-Schwegler-Hütte liegt auf einer Höhe von 1.070 Meter im Gunzesrieder Tal in den Allgäuer Bergen, südlich der Nagelfluhkette. Die gemütliche Selbstversorgerhütte unserer Sektion ist ein wahres Kleinod mit einem herrlichen Blick von der Südterrasse auf das Riedberger Horn. Eine beliebte, moderne und günstige Unterkunft zu allen Jahreszeiten für Familien, Schulen, Wander- und Wintersportbegeisterte, Firmen- und Behördenseminare. Die Otto-Schwegler-Hütte nach der Sanierung. Beide Fotos: DAV-Archiv
Doch das war nicht immer so. Das 1954 als Ostertalhütte eingeweihte Haus, das seinen heutigen Namen vor 40 Jahren erhielt, war in die Jahre gekommen. Immer wieder hatte es Probleme mit den Pächtern gegeben. Und vor etwa zehn Jahren sackte dann zu allem Überfluss bei einem Hangrutsch eine Ecke des ursprünglichen Teils der Hütte ab. Was also tun mit dem Problemkind Otto-Schwegler-Hütte? Im Vorstand wurden 2013 drei Zukunfts-Szenarien diskutiert. Theoretisch angedacht, aber nicht ernsthaft verfolgt, war sogar eine Schließung oder der Verkauf des Hauses mit seinen 50 Schlafplätzen. Die Sektion beschloss schließlich, die Hütte in Eigenverantwortung der Mitglieder zu betreiben und zu sanieren und künftig auch so zu führen – eine Idee, die zum Erfolgsmodell wurde. Maßgeblichen Anteil daran hatte eine etwa 20-köpfige Gruppe um den heutigen Hüttenreferenten Ulrich Waldhauer – ein Ehrenamtsprojekt in Form und Ausmaß, wie es bislang wohl einmalig in unserer Sektion ist. Frei nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark. Uli Waldhauer, seit 2015 auch der Referent der Hütte, hatte sich damals während der Diskussion um die Zukunft der Hütte gemeldet, als im alpenblick ehrenamtliche Mitarbeiter für die Sanierung gesucht wurden. Als pensionierter Ingenieur fühlte sich der heute 70-Jährige fachlich und körperlich fit genug, um bei dem ambitionierten Projekt mitzuarbeiten. Um Uli scharten sich 20 Ehrenamtliche – Mitglieder der Sektion, die aus allen möglichen Berufen kamen und die bis heute bei der Stange blieben. „Da sind Schreiner und Elektrofachkräfte genauso dabei wie Ingenieure, Lehrer und IT-Leute. Man kann sagen: Die Helferinnen und Helfer, die alle durch ihre Kenntnisse qualifiziert sind, haben sich gesucht und gefunden. Es ist eine Struktur im Team“, schwärmt Hüttenreferent Uli Waldhauer.
Vor den eigentlichen Sanierungsarbeiten standen zahlreiche Projektmeetings. Die Kernfrage war zunächst: Welchen Charakter soll das Haus bekommen? Uli Waldhauer: „Wir entschieden uns für einen Mix. Modern und praktisch für Küchen, Toiletten und Waschräume, einen traditionellen Stil für Schlafräume und Gänge.“ Die Arbeiten wurden nach jeweils vorhandener Kompetenz verteilt – von der Auswahl der Farben für die Wände bis zu Organisations- oder Reinigungsarbeiten. Die Liste der einzelnen Sanierungsschritte, die zum Teil mit lokalen Firmen ausgeführt wurden, ist lang: Fenster und Küchen wurden erneuert, Toiletten renoviert oder neu eingebaut, die Stromversorgung unter die Erde gelegt, die Kanalisation erneuert, Brandschutzvorgaben erfüllt. Ungewöhnlich waren die Arbeiten zur Absicherung des abgerutschten Teils des Holzanbaus. Uli Waldhauer erklärt: „Wir haben Eisenstäbe mit einem Durchmesser von sieben Zentimetern fünf bis sieben Meter tief im Felsen verankert und dann Flüssigbeton reingepresst.“ Rund 60.000 Euro Kosten seien allein für diesen notwendigen Schritt aufgelaufen. Uli schätzt, dass im Rahmen des Sanierungsprojekts rund 3.500 Arbeitsstunden geleistet wurden und so der Sektion eine erkleckliche Summe erspart blieb. In normalen Jahren rechnet das Team mit etwa 4.500 Übernachtungsgästen, die sich in den Küchen selbst verpflegen können. Während der Corona-Zeit allerdings blieben naturgemäß viele Gäste aus. „Die sanierte Hütte findet Rückhalt und Akzeptanz in der Sektion“, ist Uli überzeugt. Die Hütte strahle ein „Flair der Herzlichkeit“ aus. Und so gibt es auch keinerlei Probleme, die Hüttendienste ehrenamtlich zu besetzen. „Da geht eine Liste herum, jeder kann sich um Dienstzeiten bewerben. Die Dienste werden dann gleichmäßig verteilt, damit niemand benachteiligt ist“, erzählt Uli. Denn Hüttenwart im Ostertal zu sein ist ja auch ein wenig Erholung und Bergerlebnis. Zur Belohnung sozusagen. Was den Hüttenreferenten Uli besonders freut und stolz alpenblick 1 | 2021
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