Neu Nota Bene 27

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bene

Du siehst nicht wirklich die Welt, wenn Du nur

durch Dein eigenes Fenster siehst.

10. Jahrgang | 2. Ausgabe | Sommer 2023 | € 5,00
mehr
Sprichwort aus der Ukraine
flege&
nota

20

21

22

Himbeereis

Der

Waldflug in Schömberg

23 Natur und Heilkunde

Gänseblümchen = Tausendschön

Meilenstein

Die EU-Justizbehörde hat am 3. Juli 2023 das „Zentrum für Verfolgung der russischen Aggression gegen die Ukraine (ICPA)“ in Den Haag eröffnet. Die Behörde soll Beweise sammeln für mögliche Verfahren gegen Personen, die für die Invasion in der Ukraine verantwortlich sind, und Anklage gegen mutmaßliche Täter vorbereiten. nota bene berichtet ausführlich in der nächsten Ausgabe.

Impressum

Herausgeber:

MHT

Gesellschaft für soziale

Dienstleistungen mbH

Hochwiesenhof 5–10

75323 Bad Wildbad

www.mht-dienstleistung.de

www.johanneshaus-bad-wildbad.de

www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de

Redaktion:

Wolfgang Waldenmaier

Manfred Preuss

gcc@mht-dienstleistung.de

Grafische Umsetzung:

Dagmar Görlitz

kontakt@goerlitz-grafik.de

Drucktechnische Umsetzung:

Karl M. Dabringer

dabringer@gmx.at

Auflage: 3.000

nota bene | Sommer – 2023 Seite 2 Inhalt 03 Editorial Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss 04 MHT Gruppe Unser neuer Focus – Vietnam 07 Ausbildung Chancen und Verantwortung 08 Bad Wildbad
Jägerin 10 Sommer Urlaub in Odessa 12 300 Jahre Bach in Leipzig
habe fleißig sein müssen 14 Ausbildung
Erfahrungsbericht … 15 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam
Pflege Beruf oder Berufung? 16 Ernährung
Die
Ich
Ein
Ist
zum Frühstück …
Bad Liebenzell
Hotel 1415
18
OSCARS
Literatur
letzte Sessellift
Musik
Andrea Bocelli in Concert
Aus der Umgebung

Liebe Leserinnen und Leser,

Nun ist es soweit – Sommer und keine Kontakt- und Hygiene-Beschränkungen mehr. Wunderbar! Wir können wieder eine ganz neue Freiheit genießen. Urlaub mit Freizeitaktivitäten aller Art.

Wenn nicht alles teurer geworden wäre. Die Nachwirkungen von Corona und dem derzeitig immer noch schwelenden Ukrainekrieg führen seit mittlerweile über einem Jahr zu gestiegenen Kosten in fast allen Bereichen des täglichen Lebens. Dies bemerken wir alle und wir dürfen bzw. müssen genauer rechnen, um mit unseren finanziellen Mitteln klarzukommen. Die Urlaubsländer in Nah und Fern verzeichnen trotzdem wieder gestiegene Buchungszahlen, fast wie vor Corona.

Es geht uns also trotz allem GUT?

Vor ein paar Wochen sind 7 junge Vietnamesinnen zu uns in unser Land gekommenen, um hier eine Ausbildung in der Pflege zu machen. Ein Aspekt, der Sie bewogen hat, Deutschland zu wählen, war, dass sie hier auf ein Sozialsystem treffen, welches sie auch in Krisenzeiten, in Zeiten der persönlichen Veränderungen, nicht alleine lässt.

Es geht uns GUT!

Auf jeden Fall leben wir in einem Staat, welcher über ein Sozialsystem verfügt, das vergleichbare Länder sucht. Mir wurde dies in den letzten Wochen mit diesen jungen Frauen wieder deutlich. Ich bin dankbar für diesen Anstoß, der mir wieder bewusst machte, wie viel Absicherung und damit auch Reichtum unsere staatliche Gemeinschaft für jeden einzelnen und insbesondere in besonderen Situationen bereithält.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erholsame Sommerund Urlaubszeit und bleiben oder werden Sie gesund – nota bene, wohlbemerkt.

Ihre

Anneli Zenker

Geschäftsführerin MHT

Zum Geleit

Wir alle haben es gebraucht – Sommer und einmal durchschnaufen. Wir alle spüren zunehmend, wie uns die Krisen dieser Welt belasten. Da muss und darf man durchaus einmal durchatmen. Das gilt auch für diese Ausgabe der nota bene. Eine Sommerausgabe mit leichterem Gepäck. Deswegen verlieren wir die Folgen des barbarischen Krieges auf unserem Kontinent oder der bedrohlichen Veränderungen unserer Lebensbedingungen nicht aus dem Blick. Wir lassen auch nicht nach, künftig mit unverändertem Engagement den Finger in die Wunden zu legen, die unserer aller Aufmerksamkeit bedürfen. Gegen die Aggression und die Bedrohung auch unserer Freiheit werden wir nie müde werden, aufzubegehren und anzuklagen. Aber auf diesem weiteren Weg haben wir dennoch alle dieses kurze Durchatmen verdient. Es setzt zudem neue Energien frei. Ganz ausblenden lassen sich die aktuellen Problemlagen sowieso nicht. Aber wenn wir in diesem Heft einen starken Focus auf Ausbildung legen, dann spiegelt dies zum einen eines der großen gesellschaftlichen Probleme, nämlich das beängstigende Defizit an Fachkräften, wider und ist zum anderen doch auch ein Ausdruck von Hoffnung – Hoffnung, durch eigene Kreativität und gemeinsame Anstrengungen in unseren Teams ein Stück Sicherung der Pflege für die Zukunft zu erreichen. Wir dürfen die positiven Perspektiven nie aus den Augen verlieren. Generell. Und wir dürfen alle wieder mehr Vertrauen zurückgewinnen, dass wir viel bewegen können, wenn wir es nur wollen. In allen Lebensbereichen. Mut und Entschlossenheit dürfen nicht zu Fremdwörtern verkommen. Und deshalb – jetzt einmal kräftig Luft holen, ein wenig den Sommer genießen und dann wieder mit voller Kraft daran gehen, die Probleme aus dem Weg zu räumen. Wo immer sie sich uns auch stellen.

Sommer – 2023 | nota bene Seite 3 Editorial Editorial

Der Arbeitsmarkt für die Altenpflege ist ruinös. Freiwerdende Stellen können über Monate nicht nachbesetzt, neue Mitarbeitende nicht gefunden werden. Kreativität ist gefragt.

Es müssen neue Wege gegangen werden. Und die MHT Gruppe geht neue Wege…

Unser neuer Focus – Vietnam

Die Vorfreude war groß. Aber auch die Anspannung – was wird uns gemeinsam erwarten? Ende Mai war es dann soweit, in Zusammenarbeit mit der Pflegeschule im Landkreis Freudenstadt gGmbH (Oberlinhaus) konnten wir sieben junge Damen aus Vietnam in Freudenstadt an der Schule in Empfang nehmen. Sie werden nun über einen Zeitraum von 5 Jahren in unseren Einrichtungen zu Pflegefachfrauen ausgebildet. Die jungen Damen waren kurz zuvor aus Hanoi direkt zu uns nach Deutschland gekommen und hatten ihre ersten Schritte in einem Schulblock absolviert.

Um ihnen ihren Start so angenehm wie möglich gestalten zu können, hatten wir in Verbindung mit sehr verständnisvollen Vermietern erst einmal Wohnraum für die jungen Menschen besorgt. In Bad Wildbad hat uns die Immobiliengesellschaft Keller unterstützt, so dass wir eine 4-Raumwohnung anmieten konnten, in der nun drei der sieben Vietnamesinnen ein Zuhause gefunden haben. In Bad Liebenzell wurden wir durch einen Verwalter eines Appartementhauses in unmittelbarer Nähe zur Einrichtung mit 3 Einzimmerappartements unterstützt. Ein weiteres Appartement konnten wir bei einer Privatper-

son ebenfalls in unmittelbarer Nähe zur Einrichtung anmieten. Überall erfuhren wir Anerkennung für unser Tun und großzügige Unterstützung. Für uns hieß es dann noch, die Einrichtungsgegenstände zu besorgen und dann war er da – der große Tag zur Abholung unserer neuen Auszubildenden.

Wir sind mit zwei Bussen zur Schule gefahren, da uns mitgeteilt wurde, dass die Gepäckstücke vielfältig seien. Es war direkt eine große Freude als wir uns begegneten. Das Gepäck sowie die Menschen fanden in den Bussen Platz und die Fahrt nach Bad Wildbad

nota bene | Sommer –  2023 Seite 4 MHT Gruppe

und Bad Liebenzell konnte beginnen. Die Spannung dieser jungen Frauen war groß, wo soll für die nächsten Jahre ihr Zuhause sein? Nach einem Zwischenstopp in einem Supermarkt ging die Fahrt direkt zu den Wohnungen. Sie hätten die Gesichter sehen sollen. Die Augen leuchteten, als sie ihr neues Zuhause sahen. Dürfen wir wirklich für die weiteren Jahre diese Wohnungen bewohnen und für uns gestalten? Es war der Freitag vor Pfingsten und der praktische Dienst sollte erst in der Woche nach Pfingsten beginnen. Dies nahmen Diana Petrache und ich zum Anlass, mit den Vietnamesinnen ein kleines Programm über die Tage zu absolvieren. Wir wollten uns ein wenig kennenlernen. Dazu trafen wir uns am Samstag erst einmal in Calw in der Fußgängerzone zum Eisessen, Erzählen und weiterem Kennenlernen. Im Anschluss gab es ein paar Fotos an der Nagold. Fasziniert hat alle eine Schwanenfamilie. Am Sonntag stand das Lichterfest in Bad Liebenzell auf dem Programm. Beginn war 16 Uhr und das Ende ca. 23 Uhr. Neben Minigolfspielen und Schminken konnten wir bereits einen vietnamesischen Freund dieser jungen Frauen kennenlernen, der für dieses Wochenende extra aus Erfurt (Thüringen) gekommen war, um seine Freundin zu sehen. Eine weitere junge Frau hat ihre Schwester bereits in Stuttgart. Wir haben an einem Stand etwas gegessen – die Bestellung haben die Damen selbst aufgegeben – und wa-

ren begeistert von der am späten Abend stattgefundenen Feuerwerk-Lasershow. Die Stimmung war fröhlich und am Ende waren alle sehr müde. Es war ein langer Tag.

Den Pfingstmontag haben wir dann in Bad Wildbad verbracht. Wir sind durch den Kurpark gelaufen und jeder hat sich im Eiscafe Salmone einen großen Eisbecher gegönnt. An allen Tagen begleitete uns die Sonne und lies uns eine sommerliche Wärme spüren.

Am Dienstag nach Pfingsten meldeten sich unsere jungen Gäste erst einmal in den Stadtverwaltungen an. Dies ging zügig und mit viel Verständnis über die Bühne. Da die Bürokratiehürden in Deutschland groß sind, musste nun ein paar Tage gewartet werden, bis ein Termin bei der Bank zur Eröffnung eines Kontos für jeden Einzelnen gemacht werden konnte. Bis dahin sollte die dazu notwendige SteuerID zugesandt sein. Natürlich war dies nicht der Fall und die Konten wurden auch ohne Steuer-ID eröffnet.

Am Mittwoch, dem 01.06.2023, nahmen dann alle Sieben ihren Dienst in unseren Einrichtungen auf. Endlich, so sagten sie mir. Sie wurden durch die jeweilige Einrichtung geführt, bekamen die Berufskleidung abgemessen und entsprechende Bestellungen wurden ausgelöst. Der Dienstplan der kommenden Wochen wurde Ihnen vorgelegt und die Dienste erläutert und dann ging es los. Sie waren voller Tatendrang und konnten es kaum erwarten.

An eine besondere Begebenheit erinnere ich mich im Nachhinein sehr ger-

ne. Eine Bewohnerin in der Einrichtung in Monakam hatte 90sten Geburtstag und ihr sollte durch die Einrichtungsund Pflegedienstleitung gratuliert werden. Die Einrichtungsleitung hat die Vietnamesinnen, die gerade den Dienstplan in ihrem Büro studierten, spontan gefragt, ob sie bereit wären, dieser Bewohnerin ein Geburtstagsständchen zu singen. Sie strahlten und waren sofort mit Begeisterung dabei. Bei der Bewohnerin im Speisesaal angekommen, stellten sich alle vier um den Tisch und sangen und klatschten das Lied „Happy Birthday“. Der Bewohnerin rannen sofort Tränen über das Gesicht, als sie diese jungen Frauen sah. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der anderen Tische staunten. Es entfachte sich eine fröhliche Stimmung im ganzen Saal, die noch dadurch unterstrichen wurde, dass alle vier nach dem Ständchen zu den Tischen der übrigen Bewohnerinnen und Bewohner gegangen sind, sich vorstellten und versuchten, in Kontakt zu kommen. Für mich eine berührende Begegnung, bei der mir das Herz vor Freude hüpfte.

Sommer – 2023 | nota bene Seite 5
MHT Gruppe

Diesen natürlichen und durch viel Respekt erfüllten Umgang mit unseren Bewohnerinnen und Bewohnern konnte auch ich, die ich noch nicht ganz so alt bin, am eigenen Leib erfahren, als ich die Tage mit den Vietnamesinnen unterwegs war. Stets wurde darauf geachtet, dass ich mich irgendwie setzen konnte, dass ich einen guten Überblick hatte – und dies stets auf eine herzliche und gewinnende Art.

Dies war nun eine Herausforderung für mich. Ich schaute bei Ebay nach gebrauchten Markenrädern mit Gangschaltung und wurde tatsächlich fündig. Ich konnte den Vietnamesinnen

6 Fahrräder zu 190 € zur Verfügung stellen. Mein Mann und ich sind dafür im Umkreis von 50 km von Ort zu Ort gefahren und haben die Fahrräder meist bei Familien abgeholt, die sich ein neues Fahrrad mit Elektroantrieb besorgt hatten. Die Fahrräder waren in einem sehr guten Zustand und sie gaben uns alle herzliche Grüße an unsere Auszubildenden mit. Auch dies eine gelungene Aktion. Die Freude der jungen Damen war groß und nun wird die Umgebung von Bad Wildbad und Bad Liebenzell-Monakam mit dem Fahrrad erkundet.

rinnen und Bewohnern gefunden. Die Deutschkenntnisse und der Mut zum Sprechen nehmen auch immer weiter zu.

Am 10.07.2023 hat nun der zweite Schulblock begonnen. Wir haben alle mit dem Bus – diesmal nur einem – abgeholt und zur Schule gefahren. Hier werden sie nun die nächsten Wochen wohnen und lernen. Eine kleine Überraschung hatten wir dann doch auch jetzt noch dabei – eine kleine bunte Schultüte für jeden. Sie werden uns fehlen in unseren Einrichtungen! Doch am 07.08.2023 kommen sie wieder, worauf wir uns schon jetzt sehr freuen.

Wir hatten vorgesehen, den Vietnamesinnen ein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel zu besorgen. Dies traf auf wenig Gegenliebe. Lieber ein Fahrrad – so war ihr Wunsch. Wir machen in Vietnam alles mit dem Fahrrad. Also sind wir zu einem Fahrradhändler gefahren und haben uns Fahrräder angeschaut. Doch als sie die Preise sahen, sagten Sie, dass sie ein solch teures Fahrrad nicht fahren wollten. Ein Fahrrad sollte höchstens 200 € kosten.

Bei der Arbeit sind sie in der Zwischenzeit mit viel Fleiß, Einsatz, Empathie und einer schnellen Auffassungsgabe dabei. Die Rückmeldungen von den Bewohnerinnen und Bewohnern sind sehr positiv, auch wenn sie noch nicht so versiert in der deutschen Sprache und schon gar nicht im schwäbischen Dialekt sind. Sie haben in den vergangenen Wochen bereits einen sehr guten Zugang zu so manchem der Bewohne -

Durch die Schule haben wir erfahren, dass die Vietnamesinnen bereits gute Werbung für uns in Hanoi manchen. Drei Freundinnen und ein Freund – so der jetzige Stand – werden zusätzlich ab 01.10.2023 eine Ausbildung zum Pflegefachmann/-frau beginnen und sie möchten diese auch gerne in unseren Einrichtungen absolvieren. Eine Resonanz, die mich und alle in unserem Team sehr froh macht.

Mein besonderer Dank, den ich hier auch einmal kundtun möchte, gilt Herrn Wolfgang Haug, der diese Ausbildung durch seine Einsatzbereitschaft, Nachhaltigkeit und große Gelassenheit und Geduld im Umgang mit verschiedensten Stellen, Behörden und Regierungsvertretern, in dieser Form erst möglich gemacht hat.

Wir wissen um die große Chance, die uns diese Zusammenarbeit bietet. Aber wir wissen auch um die große Verantwortung.

Wir freuen uns auf die weitere gemeinsame Zeit!

nota bene | Sommer –  2023 Seite 6 MHT Gruppe

Wir dürfen dankbar sein, wenn wir sehen, dass junge Menschen sich auch aus sehr fernen Ländern auf den Weg machen, um unserer Gesellschaft aus einer schweren Krise zu helfen –nämlich der, dass wir scheinbar nicht mehr in der Lage sind, unsere eigenen Eltern und Großeltern in ausreichendem Umfang zu pflegen.

den Teams in unseren Einrichtungen. Beginnend mit der Gestaltung der Dienstpläne, mit der Planung von anspruchsvollen Praxisanleitungen, mit der Begleitung und Betreuung in eventuell schwierigen Situationen, mit dem berühmten sogenannten „Offenen Ohr“ bei den Vorgesetzten bis hin zu einem angemessenen, kollegialen Miteinander zwischen Pflege/Betreuung/ Küche/Technik. Dies alles sind unabdingbare Voraussetzungen, damit dieses herausragende Projekt ein Erfolgs-

Fachkräfte und Auszubildende aus dem Ausland

Chancen und Verantwortung

Heute stehen nicht die Gründe im Mittelpunkt, warum dies so ist. Wir haben hierzu schon oft Stellung genommen. Heute wollen wir die Tatsache würdigen, dass Menschen ihre Heimat verlassen, in eine für sie fremde Kultur kommen, die fremde Sprache lernen, eine Ausbildung beginnen und uns ihr Potential zur Verfügung stellen. Dies kann nicht ausreichend gewürdigt werden. Diese jungen Menschen haben unseren Respekt und unsere Anerkennung verdient. Aber auch unsere Unterstützung.

Soll dies zum Erfolg führen, braucht es eine freundliche, faire und auch für Veränderungen offene Gesellschaft. Dass diese Voraussetzungen in Deutschland bei einer breiten Mehrheit vorhanden sind, ist sicher. Auf der einen Seite lassen verschiedene Umfragen den Eindruck zu, dass in weiten Teilen der Gesellschaft eher eine unfreundliche Haltung gegenüber Menschen aus anderen Teilen der Welt besteht, die hierher zu uns kommen, um hier zu arbei-

ten, dass in Teilen sogar Fremdenhass und Ausgrenzung von einzelnen Bevölkerungsgruppen gutgeheißen werden. Auf der anderen Seite muss man aber mit aller Deutlichkeit positiv anmerken, dass bei denselben Umfragen herauskommt, dass die überwiegende Mehrheit (ca. 80 %) gerade den Parteien oder politischen Gruppierungen, die solche Ideologien lautstark vertreten, keine Stimmen zukommen lassen möchte. Für unser Gemeinwesen ist diese Gewissheit immens wichtig. Denn, wo ein Mensch nicht willkommen wäre, würde er auch seine Kräfte und sein Potential nicht einbringen und Engagement zeigen können. Aber genau das brauchen wir.

In Zusammenarbeit mit dem Oberlinhaus in Freudenstadt ist es den beiden Johanneshäusern in Bad Wildbad und Bad Liebenzell nun gelungen, junge Menschen aus Vietnam für eine Pflegeausbildung bei uns zu gewinnen. Dies erfordert ein genauso großes Engagement auch für die bestehen-

modell werden kann. Unsere eigenen Mitarbeitenden sind dabei in besonderer Weise gefordert. Sie haben es in der Hand, ob sich unsere „Neuankömmlinge“ angenommen und aufgehoben fühlen – fachlich ebenso wie vor allem aber menschlich. Es geht letztlich um die Absicherung von Betreuung und Pflege für die Zukunft – für unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ebenso wie letztlich auch für unsere Mitarbeitenden selbst.

Sind wir also von Herzen dankbar für diese zusätzliche Möglichkeit zur weiteren Sicherung unseres Pflegeauftrags und unserer personellen Strukturen und kümmern wir uns um Menschlichkeit, kreativen Teamgeist und ein harmonisches Miteinander.

Sommer – 2023 | nota bene Seite 7 Ausbildung
red

Der Name ist Programm, denn Daliborka Ratkovic hatte zum neuen Konzept die passende Idee. Die Unternehmerin aus Bad Wildbad ist nicht nur umtriebig und fleißig, sondern auch überaus geschäftstüchtig. Mittlerweile betreibt sie nicht nur das „Melange“ im traditionsreichen Kurhaus der Kurstadt, das beliebte Hotel Restaurant Auerhahn auf dem Sommerberg nebst Ferienwohnungen, sondern zudem seit Juni 2023 einen ganz besonderen Schwarzwald ART-Shop im Stadtkern der Bäderstadt.

Unter dem Titel „Die Jägerin“ hat sich Ratkovic für die rund 100 Quadratmeter große Ladenfläche an der belebten König-Karl-Straße etwas ganz Besonderes einfallen lassen: „Ich bin eine Frau und liebe den Schwarzwald. Da über Jägerinnen nie berichtet wird, habe ich diesen Namen für mein Geschäft ausgewählt, um ausgefallene Dinge zu zeigen.“

Und tatsächlich zeigt ein ausgefallenes Schaustück aus Epoxitharz einen

teren Extras und Ideen die Gestaltung des Ladengeschäftes zu finalisieren.

kunstvoll gefertigten Designertisch von Freddy Bühler aus Bad Wildbad. „Wir geben heimischen Künstlern eine Plattform, damit sie ihre Produkte präsentieren können“, so Ratkovic, die über viele Kontakte in die Kunstszene verfügt und ihr Netzwerk nutzt, um mit vielen wei-

Standard ist tabu. Es sind die feinen Nuancen, für die die Inhaberin brennt. Die Ausstattung des Ladens wird nicht nur mit Hirschgeweih und Bollenhut ergänzt, sondern zeigt auf mit schwarzen Schindeln vertäfelten Wandflächen ausgefallene und in Handarbeit

hergestellte Designer-Kuckucks-Uhren. In den eingelassenen Wandregalen stehen neben edlen Bränden und Likören namhafter Hersteller auch heimischer Honig sowie ausgesuchte Schwarzwald-Accessoires.

nota bene | Sommer –  2023 Seite 8 Bad Wildbad
Fotos: Sabine Zoller

Den Schwarzwald auf besondere ART erleben

„Wir bieten hier nicht nur Snacks, Schinken und Kaffee to Go“, so das Credo der Unternehmerin, die ihr künstlerisches Talent und feines Gespür für zeitlose Trends mit ihrem realistischen Geschäftssinn verbindet und Gäste neugierig macht auf Entdeckungen.

Der Schwarzwald ist nicht nur ihre Heimat, in der sie groß geworden ist, sondern darüber hinaus ihre Passion: „Ich liebe die Stadt und unser Publikum, das den Sommerberg als beliebtes Ausflugsziel mit Baumwipfelpfad, Märchenweg und Hängebrücke für sich entdeck hat. Doch das ist nicht alles. Der Schwarzwald bietet viel mehr und daher möchte ich hier auch mit ausgewählten Spezialitäten begeistern.“

Lächelnd zeigt die Vollblut-Unternehmerin auf die Ladentheke für Kuchen und Snacks und betont: „Das ist nicht neu, aber passt hervorragend in unser Interieur.“

Ratkovic geht mit offenen Augen durch die Welt und integriert auch Elemente aus anderen Verkaufsräumlichkeiten. Wichtig ist und bleibt der Gesamteindruck, der zum Verweilen im Schwarzwaldladen einladen soll. Mit den insgesamt 16 Sitzplätzen im Innen- und Außenbereich werden nicht nur kaffeehungrige Gäste mit Espresso, Cappuccino und Café Creme verwöhnt. Als besonderes Extra gibt es dazu Kuchen – und der ist hausgemacht. Dahinter steckt keine andere als Ratkovic’s Mutter, die als „Seele des Hauses“ für eine große Vielfalt an Backwaren sorgt.

Ebenfalls von einem BackEnthusiasten stammen die Brötchen für die belegten Snack’s. „Wir haben die Backwaren von unserem Bäcker Johannes Großmann aus Höfen, der eigens für uns Beagles und Panini Brote entwickelt hat“ erklärt Ratkovic, die auf das liebevoll gestaltete Verkaufsfenster auf die Hauptstraße zeigt, das eigens für eilige Gäste geöffnet ist. Doch das alles ist noch nicht genug. Für die Zukunft ist ein online-Shop geplant, der neben ausgefallenen

Seit fünfzehn Jahren ist Ratkovic selbständig und hat sich mit ihren aktuell 25 Mitarbeitenden den kulinarischen Extras und dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben: „Hier gibt es kein »made in China«, hier ist alles selbst gemacht oder bekommt eine zweite Chance.“

Produkten auch passende ModeAccessoires rund um das Label „Die Jägerin“ anbieten wird.

Sabine Zoller

Sommer – 2023 | nota bene Seite 9 Bad Wildbad

Unbeschwertes Baden ist der Inbegriff von Sommer. Auch in der Ukraine sehnen sich die Menschen danach, doch im Kriegsgebiet ist das nicht mehr möglich. Der Fotograf Klaus Pichler besuchte Odessa im Jahr 2010 und hielt das sommerliche Treiben am Schwarzen Meer fest .

URLAUB IN ODESSA

Redaktion

Wann warst du in Odessa und was hat dich zur Reise veranlasst?

Klaus Pichler

Ich war im Sommer 2010 in Odessa –zu einer Zeit, als die Maidan-Proteste und die russische Annexion der Krim im Jahr 2014 noch bevorstanden und in Odessa unbeschwerte Sommerstimmung herrschte. Für mich hatte alleine

Redaktion

Wie hast du den Ort und die Menschen wahrgenommen?

Klaus Pichler

Damals war der Alltag in Odessa noch nicht vom Krieg geprägt und es herrschte in den Fußgängerzonen der Altstadt entspannte Sommerstimmung wie in jedem typischen Erholungsort am Meer – volle Sitzgärten der Cafes, Hüpfburgen für die Kinder, Selfies, Eis und Luftballons. An den Stränden ein ähnliches Bild: urlaubende Familien,

wie vor aktuell ist, der aber in der Ukraine durch den russischen Angriffskrieg jäh gestoppt wurde. Die Menschen in Odessa waren durchgehend gastfreundlich und hilfsbereit – das habe ich vor allem gemerkt, als ich mir eine Schnittwunde am Fuß zuzog und mit der Rettung ins Spital gebracht werden musste, wo die Wunde genäht wurde. Da haben wirklich alle zusammengeholfen und ich wurde bestens versorgt. Mit dem Anästhesisten von damals bin ich immer noch in Kontakt – er arbeitet mittlerweile immer wieder in Lazaretten im Kriegsgebiet und ich habe den größten Respekt vor seinem Einsatz – dieser Kontakt ist für mich auch eine Motivation, selbst etwas zu machen, denn es ist etwas anderes, wenn der Krieg nicht nur mittels Nachrich-

der Name Odessa immer schon einen besonderen Klang und die Stadt war einer der Orte, wo ich unbedingt mal hinwollte. Ich war mit meiner damaligen Freundin dort, wir sind auf gut Glück hingeflogen und haben uns erst vor Ort Unterkünfte organisiert – zuerst am Hauptbahnhof, wo jede Menge Leute herumstanden, die Zimmer oder Wohnungen in der Nähe vermieteten und die man ansprechen konnte. Danach waren wir ein paar Tage in einem nahegelegenen Dorf namens „Kurort Kuyalnik“ – einem Sanatorium an einem Salzsee, an dem die Zeit stehengeblieben schien – und danach wieder ein paar Tage in Odessa.

reges Treiben in den Strandbars, Badefreuden. In den anderen Bereichen der Stadt gab es das typische Alltagsleben, wobei ich damals den Eindruck hatte, dass in manchen Bereichen der Gesellschaft der Wohlstand angekommen war, während andere Gruppen unter Armut litten und man gerade der älteren Bevölkerung anmerkte, dass der Alltag von Entbehrungen geprägt war. Ich kenne diese Stimmung aus anderen osteuropäischen Städten der damaligen Zeit, in denen ich damals war, und ich sehe es als Übergangszeit auf dem Weg zu mehr Stabilität und Wohlstand – ein Weg, der in anderen Ländern nach

ten zu einem kommt, sondern wenn man direkt mit Menschen in Kontakt ist, die das Grauen erleben und mithelfen, um diesen Angriff auf die Menschlichkeit zu bewältigen.

nota bene | Sommer – 2023 Seite 10 Sommer

Redaktion

Was empfindest du angesichts des russischen Angriffskrieges auf die ukrainischen Gebiete?

Klaus Pichler

Es ist eine Mischung aus Trauer, Wut, Ohnmacht und Fassungslosigkeit, wobei je nach den neuesten Nachrichten abwechselnd eines dieser Gefühle die Oberhand gewinnt. Es ist unerträglich, mitansehen zu müssen, wie ein Terrorregime sein Nachbarland überfällt, unvorstellbares Leid verursacht und sich gleichzeitig als Opfer stilisiert –ebenso unerträglich, wie die Tatsache, dass auch Teile der europäischen Ge-

die Fotos ein Versuch, das Alltagsleben in Odessa einzufangen und sind insofern auch ein Zeitdokument, weil von der Schwere, die die Bilder bei der jetzigen Betrachtung durchzieht, damals noch nichts zu spüren war. Dadurch sind die Fotos für mich mit einer Mischung aus Trauer, aber auch mit Hoffnung versehen – der Hoffnung, dass die ukrainische Bevölkerung nach dem

lichkeiten zu leisten. Die Drucke der Fotos sind eine gute Möglichkeit, nicht nur zum Spenden aufzurufen, sondern auch eine Gegenleistung dafür anbieten zu können. Die Erlöse der Aktion gehen zu 100 % an die Ukraine-Hilfsaktion der Volkshilfe Österreich, die seit vielen Jahren in der Ukraine präsent ist und dort Strukturen aufgebaut hat, die es ermöglichen, humanitäre Hilfe dort anzubieten, wo sie am meisten benötigt wird. Die Fotos der Aktion sind im Format 32 x 48cm und gedruckt auf hochwertigem Hahnemühle Büttenpapier, sie kosten 100 Euro pro Stück, wobei diese 100 Euro direkt an die Volkshilfe weitergehen – alle anderen Kosten (für Druck, Papier und Versand) werden von mir und anderen getragen.

sellschaft dieses Narrativ übernehmen und Verständnis für den russischen Terror aufbringen. Gleichzeitig habe ich auch den größten Respekt vor der Resilienz der Ukrainer:innen, die mit großer Entschlossenheit gegen den russischen Angriffskrieg vorgehen und versuchen, sich nicht brechen zu lassen.

Redaktion

Was denkst du, wenn du jetzt auf die Bilder, die du damals in Odessa gemacht hast, blickst?

Klaus Pichler

Ich denke mir oft, wie und was ich damals wohl fotografiert hätte, wenn ich gewusst hätte, was sich 12 Jahre später in der Ukraine ereignen würde. So sind

hoffentlich möglichst schnellen

Ende des Krieges wieder zu einer stabilen Normalität und zu ungestörtem Alltagsleben zurückfindet.

Redaktion

Du hast bereits vor Weihnachten eine Benefiz-Aktion für die ukrainische Bevölkerung mit dem Verkauf deiner Fotos organisiert. Zum Start des Sommers wiederholst du sie. Was motiviert dich und wohin gehen die Erlöse des Projekts?

Klaus Pichler

Für mich als Kunstschaffender ist es wichtig, nicht nur inhaltlich Stellung zu beziehen, sondern auch einen humanitären Beitrag im Rahmen meiner Mög-

Das Interview führte Andrea Ruscher vom Wien Museum Magazin. Für die Genehmigung zum Abdruck danken wir herzlich.

Alle Informationen zu Klaus Pichlers Support Ukraine Print Sale und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter klauspichler.net/book/printsale

Sommer – 2023 | nota bene Seite 11 Sommer

In diesem Jahr feiert die Stadt Leipzig mit zahllosen Konzerten und Veranstaltungen den 300. Jahrestag von Johann Sebastian Bachs Amtsantritt als Thomaskantor.

Anders, als man das aus heutiger Sicht glauben könnte, war Bach jedoch keinesfalls der Wunschkandidat des Leipziger Rats, sondern vielmehr höchstens

4. Wahl. Der Rat der Stadt Leipzig favorisierte damals den Komponisten und

bastian Bach – quasi als „Notlösung“ –zum neuen Thomaskantor. Am 30. Mai 1723 trat er schließlich, begleitet von seiner Frau Anna Magdalena und den Kindern, seinen Dienst in Leipzig an.

Bach hatte es nicht leicht mit den Ansprüchen und Wünschen der Ratsherren. Mal galt seine Musik als zu kompliziert und zu verkünstelt und ausufernd, mal vernachlässigte er angeblich oder tatsächlich seine vertragliche

Ich habe fleißig sein müssen

Leipzig feiert

„300 Jahre Bach in Leipzig“ noch bis zum Jahresende. Weitere Informationen finden sich auf der offiziellen Seite: www.bach300.de

Musiker Georg Philipp Telemann. Als dieser das Angebot ausschlug, wollten die Herren Johann Friedrich Fasch für ihr vakantes Thomas-Kantorat gewinnen. Der stand ebenfalls nicht zur Verfügung. Auch der dritte Kandidat, Hofkapellmeister zu Darmstadt, Christoph Graupner, konnte für Leipzig nicht gewonnen werden.

Vom Ratsherren Abraham Christoph Platz ist zu diesem Sachverhalt folgendes Zitat überliefert: „Da man nun die Besten nicht bekommen könne, so müsse man die Mittleren nehmen.“ Und so wählte die Leipziger Ratsversammlung

am 23. April des Jahres 1723 den Köthener Hofkapellmeister Johann Se -

Verpflichtung, zum Beispiel den Lateinunterricht an der Thomasschule abzuhalten. Resultat: ein oft schwieriges Verhältnis zwischen den Honoratioren und dem als stur und dickköpfig geltenden Kantor.

nota bene | Sommer –  2023 Seite 12 300 Jahre Bach in Leipzig
300 Jahre Johann Sebastian Bach in Leipzig

In den 27 Jahren seiner Tätigkeit als Thomaskantor und Musikdirektor zu Leipzig verfasste Bach 150 Kirchenkantaten, davon allein 60 schon in seinem ersten Amtsjahr. Außerdem entstanden hier unter anderem die „Goldberg-Variationen", Teile des „Wohltemperierten Klavieres“, die „Matthäuspassion“, die „Johannespassion“, das „Weihnachtsoratorium“ und die „H-Moll-Messe“.

Sein Arbeitsauftrag beinhaltete die musikalische Gestaltung der Musik an den vier Hauptkirchen, darunter an der Thomaskirche und an der Nikolaikirche, die Leitung des Thomanerchores, den schon erwähnten Lateinunterricht an der Thomasschule, Beerdigungs- und Trauermusiken, Fest-, Geburtstags- und Jubiläums-Kantaten. Umso verwunderlicher scheint es, dass das Wirken des großen Johann Sebastian Bach nach seinem Tod im Jahre 1750 nahezu in Vergessenheit geriet, zumindest in der breiten Öffentlichkeit.

Erst durch Felix Mendelssohn Bartholdy wurde die Bach-Renaissance ausgelöst, die bis heute weltweit anhält. Mendelssohn führte, fast 100 Jahre nachdem sie erstmals in der Thomaskirche erklang, die Bach’sche “Matthäuspassion” wieder auf (am 11. März 1829). Mendelssohn ist es ebenso zu verdanken, dass das erste Bach-Denkmal finanziert werden konnte. Mit den Erlösen aus Konzerten initiierte er im Jahre 1843 seine Aktion „Ein Denkstein für den alten Prachtkerl“. Heute steht direkt vor der Thomaskirche das neue monumentale Bachdenkmal – von unzähligen Bach-Pilgern als Fotomotiv begehrt. Der alte, von Mendelssohn gestiftete Denkstein steht heute in der Grünanlage am Dittrichring, mit der Hauptansicht auf die Thomaskirche.

Bach selbst hat sich niemals als einsames Musik-Genie betrachtet. Er sah sich selbst eher als Diener an der Musik und unermüdlichen „Handwerker“ auf

dem Orgelbock. Als einer seiner Söhne ihn einmal fragte, wie er es denn soweit habe bringen können, antwortete Bach:

„Ich habe fleißig sein müssen, wer ebenso fleißig ist, der wird es ebenso weit bringen!“ Dennoch – und trotz seines eigenen Understatements – gilt Johann Sebastian Bach heute bei vielen als das größte musikalische Genie der Musikgeschichte und seine „H-Moll-Messe“ wird von der Musikwissenschaft als eine der tragenden Säulen der Abendländischen Musik bezeichnet.

Hier noch einige auf Bach gemünzte Zitate von nachgeborenen Musikern: Ludwig van Beethoven schrieb: „Nicht Bach – Meer müsste er heißen!“, Johannes Brahms ermahnte seine Schüler: „Studiert Bach, dort findet ihr alles!“, Robert Schumann gab zu: „Wir sind alle Stümper gegen ihn!“, Claude Debussy bezeichnete Bach als den „lieben Gott der Musik“ und Mauricio Kagel prägte den vielzitierten Satz: „Nicht alle Musiker glauben an Gott, aber alle glauben an Johann Sebastian Bach!“

Die Musik Bachs beeinflusste und beeinflusst noch immer den gesamten weiteren Verlauf der Musikgeschichte bis in unsere Zeit. Bis hinein in die Jazz-, Pop- und Rockmusik unserer Tage sickerte Johann Sebastian Bachs Schaffen in alle Strömungen und Entwicklungen und durch all die Jahrhunderte hindurch. Der Song „A Whiter Shade Of Pale“ der Gruppe Procol Harum ist nichts anderes als die „Air“ aus Bachs Orchester-Suite Nr. 3. Und die strahlend erklingenden Bach-Trompeten in dem Beatles-Song „All You Need Is Love“ sprechen doch allemal für sich selbst. Das Bach-Archiv Leipzig feiert einen der größten Söhne der Stadt mit vielen Konzerten, mit einem „Bach-Parkour“ im alten Rathaus, mit Ausstellungen, mit zahlreichen musikalischen Gottesdiensten und jeder Menge spannender Events – eingebettet in das, so die Veranstalter, größte Bach-Fest des 21. Jahrhunderts.

Sommer – 2023 | nota bene Seite 13 300 Jahre Bach in Leipzig
Wolfgang Waldenmaier Fotos: Wolfgang Waldenmaier

Mein Name ist Adrijan Lutz , ich bin 19 Jahre alt und im zweiten Ausbildungsjahr zum Kaufmann im Gesundheitswesen bei der MHT. Gerne teile ich meine Erfahrungen und Einblicke bezüglich der Arbeit, dem Umfeld und der Berufsschule mit anderen.

Da ich selbst in der Vergangenheit Praktika im Gesundheitsbereich machen durfte und auch neben der Schule ab und an in einer Reha-Einrichtung tätig war, wusste ich, dass dieses Berufsfeld mit Schwerpunkt auf Verwaltung etc. genau das richtige für mich ist.

Was ich selbst sehr besonders finde, ist vor allem die Abwechslung, denn bei dem Tätigkeitsbereich der MHT bleibt es immer sehr spannend und interessant. Dort gibt es neben der Arbeit in der zentralen Verwaltung auch die Möglichkeit, in einer anderen Verwaltung, wie zum Beispiel der der Johannesklinik, zusätzliche Erfahrungen zu gewinnen.

Als Auszubildender ist man – deutlich spürbar – ein richtiges, dazugehöriges Mitglied des MHT Teams. Man wird respektiert und wertgeschätzt. Auf persönliche Wünsche und Gedanken wird Wert gelegt. Und es wird äußerst viel Rücksicht auf sie genommen.

Neben der Ausbildung in den Pflegeberufen bietet die MHT auch Ausbildungsplätze im Verwaltungsbereich an –die Ausbildung zur/zum Kauffrau oder Kaufmann im Gesundheitswesen

Ein Erfahrungsbericht…

Auch in Sachen Flexibilität und Absprache ist es bei uns äußert angenehm, wenn es beispielsweise um spontane Wechsel von Arbeitsorten oder die Verlegung von Urlaubstagen geht. Ich habe wirklich den Eindruck gewonnen, dass jeder für den anderen da ist. Wenn man unter anderem Hilfe benötigt, wie es am Anfang der Ausbildung in meinem Fall logischerweise auch war, so habe ich immer und überall Fragen stellen können. Mich selbst erfüllt es, in so einem herzlichen und rücksichtsvollen Betrieb tätig zu sein.

Aber nun weiter zur Berufsschule: Hier kann ich sagen, dass die LudwigErhard-Schule in Karlsruhe eine wunderbare Atmosphäre hat und mir sehr zusagt. Neben sehr guten Lehrkräften sind auch die Fächer sehr gut mit den Themen, mit denen man auf der Arbeit zu tun hat, verknüpft. In meinem ersten Lehrjahr hatte ich zweimal die Woche Berufsschule, ab dem zweiten

Lehrjahr geht es mit dem Blockunterricht los, bei dem man für ein paar Wochen in der Schule und dann wieder für mehrere Wochen im Betrieb ist.

Der Unterricht spiegelt obendrein Qualität und Effizienz wider, da die Lehrer starke Kenntnis in ihrem Berufsfeld vorzuweisen und dazu auch Freude daran haben, uns Schülern ihr Wissen zu vermitteln und zu lehren.

Ich selbst bin sehr stolz und glücklich über meine Ausbildung und hoffe, dass andere Menschen auch auf diesen Bereich der Kaufleute stoßen, um zu merken, wie viel Spaß die Ausbildung mit all ihren Einflüssen mit sich bringt. Zudem finde ich es sehr schön, dass ich meine Erfahrungen hier teilen kann, um Anderen aufzuzeigen, wie attraktiv die Ausbildung zum Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen bei uns ist.

Meurer zur Arbeitsmarktsituation in der Pflege: „Lauterbach ignoriert die Insolvenzen“ / Pflegepolitik der Ampel verhindert ein weiteres Wegbrechen der Pflege nicht (02.06.2023)

Zu aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zur Arbeitsmarktsituation in der Pflege sagt der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V., (bpa), Bernd Meurer: „Wie viele alarmierende Zahlen braucht diese Bundesregierung denn noch? Der Bericht der Bundesagentur für Arbeit bestätigt erneut, was im Alltag der Pflegeeinrichtungen ständig erlebbar ist. Die Pflegeeinrichtungen haben in den vergangenen Jahren zehntausende neue Jobs geschaffen und für eine Erfolgsgeschichte bei den Ausbildungszahlen in der Altenpflege gesorgt, die durch die Einführung der Generalistik abgewürgt wurde. Jetzt spricht sogar die Bundesagentur für Arbeit davon, dass der Beschäftigungsaufbau in der Pflege spürbar an Dynamik verloren hat. Ein schrillendes Warnsignal. Versorgungsangebote brechen weg und der zuständige Minister ruht sich auf einem Reformgesetz aus, das diesen Namen nicht verdient. Nicht einmal zum Dialog mit den Betroffenen reicht sein Engagement. Lauterbach bastelt lieber an einer Krankenhausreform und ignoriert die zunehmende Zahl der Insolvenzen von Pflegeeinrichtungen vollständig.“

nota bene | Sommer – 2023 Seite 14 Ausbildung

Fachkräftemangel, berufliche Überlastung, private Sorgen –bleibt da die Menschlichkeit in der Pflege auf der Strecke? Nein, sagt nota bene. Es kommt immer auf den oder die Einzelne an …

Ist Pflege Beruf oder Berufung?

Ich erinnere mich noch gut, als ich einmal eine Bewohnerin auf die Toilette begleitet habe und sich dabei ein Gespräch ergeben hat. Sie fragte mich „Was machst du eigentlich beruflich?” Diese Frage hat mich total überrascht. Was sollte ich darauf antworten?

Wie bei jedem Thema, gehen auch bei der Frage, ob man zur Pflegekraft berufen sein muss, die Meinungen sehr weit auseinander.

Für mich war und ist Pflege immer mehr als nur ein Beruf: „Ja, man darf ruhig von Berufung sprechen – dazu gehört eben auch, etwas zu tun, was einen selbst erfüllt und mir einen Sinn gibt. Und natürlich auch Spaß macht. Ich jedenfalls kann mir einen anderen Beruf überhaupt nicht vorstellen. Trotz vieler Probleme im Alltag, Altenpflegerin zu sein bereitet mir nach wie vor sehr viel Freude. Ich fühle mich geehrt, alte Menschen begleiten zu dürfen und helfen zu können.“

Ich bin seit 2015 in diesem Beruf, habe meine 3jährige Ausbildung im Jahr 2017 absolviert und war in verschiedenen Häusern tätig. Seit 2022 arbeite ich in der MHT Gruppe. Dort bin ich gefördert worden und habe die Möglichkeit bekommen, mich weiterzubilden. Zuerst habe ich die Weiterbildung zur Mentorin gemacht, die ich erfolgreich absolviert habe. Und jetzt – kurz vor Abschluss meiner Weiterbildung zur Verantwortlichen Pflegefachkraft (PDL) – habe ich mit Genehmigung der Heimaufsicht und der Pflegekassen die

Chance bekommen, diese verantwortliche Funktion im Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam zu übernehmen.

Ich bin sehr froh und dankbar, hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen zu haben, die immer bereit sind, mich zu unterstützen und auch mal meine Hände zu halten – gemeinsam sind wir stark.

Mein größtes Ziel ist es, unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein schönes Zuhause ermöglichen zu können. Dazu gehört auch hohe Professionalität in allen Fragen, die mit den Mitarbeitenden zu tun haben – Personalplanung, variable Gestaltung der Dienstpläne, aber nicht zuletzt auch die kompetente Begleitung und auch Förderung aller Mitarbeitenden.

Ein nettes Team zu bilden, ist eine gute Grundlage für unsere Arbeit. Wenn unsere Mitarbeitenden zufrieden sind, dann wird Pflege einfacher, attraktiver und erleichtert alles. Das wiederum wirkt sich auch sehr positiv auf unsere Bewohnerinnen und Bewohner aus.

Ann Nyaruiru Muiruri

Ann Nyaruiru Muiruri, geb. am 12.05.1987 in Loitokitok, Kenia, ist deutsche Staatsbürgerin.

Aufgrund ihrer hohen Kompetenz und ihrer Einsatzbereitschaft ist sie bereits kurz vor Abschluss ihrer Fortbildung mit Genehmigung der Heimaufsicht und der Pflegekassen zur neuen PDL im Johanneshaus Bad LiebenzellMonakam berufen worden.

Aus- und Fortbildung

1994 – 2002

Kimana Primary School

2003 – 2006

St. Cleophas Secondary School K.C.S.E 01.2010 – 05.2010

Geothe Cert A1

06.2010 – 09.2010

Computer Certificate

Berufserfahrung

01.2012 – 01.2013

Aupair in Deutschland und Sprachkurs

01.2013 – 01.2014

FSJ Betreuung von geistig und körperlich behinderten Menschen

10.2014 – 09.2015

dm Drogerie Markt Karlsruhe als Bürohilfskraft

09.2015 – 07.2018

Johanna Wittum Schule und Schülerin

Seniorenzentrum Keltern

10.2019 – 03.2020

SR Haus Bergdorf Büchenbronn

04.2020 – 03.2022

SR Haus Nagoldblick Huchenfeld (WBL)

04.2022 – 12.2022

Johanneshaus Bad Wildbad (WBL)

01.2023 – 04.2023

stv. PDL und QM Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

seit 05.2023

PDL Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Weiterbildung

06.2022 – 06.2023

Weiterbildung Praxisanleiter in den Pflegeberufen

11.2023 – 01.2024

Verantwortliche Pflegefachkraft

Sommer – 2023 | nota bene Seite 15 Johanneshaus Bad Liebenzell-Monakam

Himbeereis zum Frühstück …

Dieser Titel eines alten Schlagers aus den 70er Jahren fällt mir oft ein, wenn ich an Sommer und Eis denke. Eine eingängige Melodie, die Lust aufs Mitsingen macht. Dabei habe ich tatsächlich noch nie Eis gefrühstückt, so wie das Pärchen in dem Lied. Aber Sommer und Eis, das ist für mich eine Verbindung, die unzertrennlich ist. Auch wieder anders als das Pärchen im Lied.

Mit Eis verbinde ich nicht nur Sommer, sondern auch Kindheitserinnerungen. Da war dieser Eisladen bei uns um die Ecke. Günstig gelegen auf dem Weg von der Schule nach Hause. Es gab nicht viele Sorten, aber die wenigen waren richtig lecker. Und man konnte zusehen, wie die Eismaschine lief, wenn mal wieder eine Sorte alle war.

Jahre später gibt es diesen Laden immer noch. Und so konnte ich auch meinem Sohn, wenn wir zu Besuch bei den

Großeltern waren, dort ein Eis kaufen. Inzwischen mehr Auswahl als früher, aber immer noch richtig gut.

Doch wo liegen eigentlich die Ursprünge für unser heute so beliebtes Speiseeis? Wer hat das denn erfunden? Aus dem antiken China weiß man, dass die Chinesen schon vor ca. 5000 Jahren Eis in der Erde lagerten, um ihre Getränke zu kühlen. Aber erst 930 vor Christus kommen wir unserem heutigen Eis dann näher. König

nota bene | Sommer –  2023 Seite 16
Gesünder leben –Ernährung als Lebensstil (13)

genoss eine Mischung aus Schneewasser mit Honig und Früchten. Auch Alexander der Große hatte eine Vorliebe für diese Art Wassereis. Sein Eis bestand aus einem Gemisch von Schnee, Wein, Milch und Honig oder Fruchtsaft. Hippokrates, ein Arzt der Antike, verschrieb seinen Patienten das Eis sogar als Schmerzmittel zur Linderung bei Schwellungen oder Entzündungen.

Erst um 1920 öffneten in Deutschland die ersten italienischen Eisdielen und wurden sehr schnell zum Erfolg. In den 1930er Jahren begann die industrielle Herstellung von Eis durch wohl jedem bekannte Firmen wie Langnese und Schöller. Seitdem ist diese Form des Eis – das Speiseeis – aus unserem Leben wohl kaum mehr weg zu denken.

Während es anfangs nur einige wenige Sorten gab, sind der Vielfalt an Geschmacksrichtungen inzwischen keine Grenzen mehr gesetzt. So gibt es auch Matchaeis, Pistazieneis, gesalzenes Karamelleis, Eis mit Keksen, Biereis, Spinateis, blaues Schlumpfeis, Lakritzeis und vieles mehr.

Dennoch gehören Schokolade, Vanille, Nuss, Erdbeere, Jogurt und Stracciatella aber immer noch zu den beliebtesten Sorten. Wie war das mit dem Bauer? Der isst nur was er kennt …

Wer sich mal so richtig durch alle möglichen Eissorten und Variationen durchprobieren will, ist auf der Gelatissimo richtig. Ein Teil der Ausstellung Intergastra in Stuttgart ist voll und ganz

dem Thema Eis gewidmet. Dort dreht sich alles, wirklich alles um die kalte Leckerei – ob nun als Eiscreme, Softeis, Sorbet, Milcheis, Fruchteis, Halbgefrorenes oder Wassereis.

Im Sommer verschafft uns Eis eine Abkühlung, einen Genuss, eine Beruhigung, wenn wir es langsam wegschlecken oder vor uns hin löffeln. Zwischendurch oder als Dessert, als Belohnung nach einer anstrengenden Wanderung oder als Highlight beim Kindergeburtstag – Eis geht immer!

Natürlich haben richtige Eisliebhaber wohl auch eine eigene Eismaschine zu Hause. Damit können sie sich jederzeit ihr eigenes Eis kreieren – nach Geschmack, Vorlieben, aber auch um Unverträglichkeiten oder Allergien zu umgehen. Denn wie sage ich so gerne: „Wenn ich es selber mache, weiß ich, was drin ist“.

Aber auch ohne Eismaschine kann ich mir schnell das kalte Vergnügen bereiten. Ich brauche dazu gefrorenes Obst meiner Wahl, ein Süßungsmittel (hier funktioniert auch die kalorienarme Möglichkeit in Form von Stevia) und entweder Sahne, eine Sahnealternative oder Sauerrahm oder Joghurt (oder Alternative wie Sojajoghurt). Alles zusammen in einen leistungsstarken Mixer geben, mixen und in wenigen Minuten ist das leckere Eis fertig. Besonders cremig, einem Softeis ähnelnd, und auch noch fettarm wird das Eis mit der Zugabe von sehr frischem Eiweiß statt Sahne zu den gefrorenen Beeren.

Inzwischen ist auch die Leckerei mit dem netten Namen Nicecream im wahrsten Sinne des Wortes „in aller Munde“. Dafür werden sehr reife Bananen (optimal, um überreife Bananen zu verarbeiten statt sie zu entsorgen) in Scheiben geschnitten und eingefroren.

Die gefrorenen Bananen gemeinsam mit weiteren Zutaten nach Belieben, wie Kakaonips, anderen Früchten, wie Erdbeeren, Himbeeren oder Heidelbeeren, und etwas Pflanzenmilch mixen. Mit Vanille oder Zimt verfeinern und genießen. Dieses Eis ist frei von zugesetztem Zucker, lactose- und glutenfrei. Dem Genuss steht also nichts im Wege.

Wem jetzt noch nicht das Wasser im Munde zusammenläuft, der ist wohl kein Eisfan. Auch kein Problem, für uns andere bleibt dann mehr übrig. Sommerliche Eiszeit!

Mehr Infos und Links: https://de.wikipedia.org/wiki/Speiseeis https://www.gesund-mit-genuss.com/eismaschine/wer-hat-das-eis-erfunden/ https://utopia.de/ratgeber/nicecream-leckere-rezepte-fuer-5-minuten-eis/ https://utopia.de/ratgeber/eis-selber-machen-ohne-eismaschine-5-sommerliche-rezepte/ https://www.messe-stuttgart.de/intergastra/aussteller/themenbereiche/gelatissimo-speiseeis https://eatsmarter.de/ernaehrung/news/die-10-beliebtesten-eissorten

Sommer – 2023 | nota bene Seite 17 Ernährung
Bianka Zielke Fotos: istock, pixabay

Das einstige Obere Badhotel in Bad Liebenzell zeigt sich nicht nur in neuem Outfit, sondern glänzt zudem mit einem neuen Konzept der Betreiber, die allesamt aus der Gastronomen Familie Koch in Bad Liebenzell stammen. Als Hommage an Ihren Ur-Ur-Opa haben die drei Brüdern Patrick (38), Christopher (36) und Raphael (28) Koch mit der Neueröffnung den Namen OSCARS für das bereits im Jahr 1415 erbaute Gebäude gewählt.

Seit Dezember 2022 führt das junge Trio mit einem neuen Konzept das Haus, das als „Gute Stube der Stadt“ bezeichnet wird. „Unser UrUr-Opa hat bereits das Untere Bad in Bad Liebenzell betrieben und darüber

Gastlichkeit in historischem Gebäude

OSCARS Hotel 1415

hinaus 1897 das Badhaus gebaut“, erläutert Christopher Koch nicht ohne Stolz. Der zweitälteste der aktuellen Koch-Dynastie ist Betriebswirt und hat sich für den Vollzeitjob in der Hotellerie und Gastronomie entschieden, um dem einst als „Oberes Bad“ bekannten Haus neues Leben einzuhauchen und erneut zum gesellschaftlichen Treffpunkt zu machen.

„Gemeinsam mit meinen beiden Brüdern zählen wir drei nun zur fünften Generation, die in Bad Liebenzell in der Hotelbranche tätig ist“, so der Unternehmer, der damit an eine Familientra-

dition anknüpft, die ihren Ursprung im Jahr 1870 hat. Weitaus älter ist die Tradition des historischen Gebäudes, das im Jahr 1415 seine Geburtsstunde hatte. Wo einst gekrönte Häupter logierten, sind nun Geschäftsreisende und Urlauber gleichermaßen willkommen. Seit der ersten urkundlichen Nennung des Beherbergungsbetriebes sind mehr als 600 Jahre vergangen und eine am Haus angebrachte Bronzetafel erinnert an die wechselvolle Geschichte und die damit verbundenen Namensgebungen „Oberes Bad“, „Zellerbad“, „Dekers Badhotel“, „Kurhotel Helenenbad“ und „Thermenhotel“.

nota bene | Sommer –  2023 Seite 18 Bad Liebenzell
Fotos: Sabine Zoller

Das Haus, das unter Denkmalschutz steht, wurde 2019 von der Stadt Bad Liebenzell erworben. Trotz einer umfangreichen Sanierung bleibt das historische Gemäuer seiner optisch eindrucksvollen Außenhülle treu. Im Innenbereich aber lockt nun ein neues Flair mit einer Kombination aus klassischem und modernem Design.

„Unser Konzept basiert auf einem modernen, aber zurückhaltenden Schwarzwald Stil“, so Koch, der damit den Charme des Hauses zu bewahren sucht und für die 23 liebevoll und komfortabel eingerichteten Zimmer eine wunderschöne Atmosphäre geschaffen hat. Alles passt perfekt – von der Möbelauswahl über das Beleuchtungskonzept bis hin zu maßgefertigten Einbaumöbeln, die zum EichenNaturparkett passen, und neuen Rolf Benz Sitzmöbeln, die in allen Zimmern zu finden sind. Für das stimmige Gesamtbild wurden neue Ideen und Impulse eingebracht, um das Haus zudem für Restaurant und Spa-Gäste zu öffnen, denn „schließlich ist die Lage am SOPHI-Park, dem ersten philosophische Themen-

park Europas, der in Bad Liebenzell direkt an der Nagold entstanden ist, und dem Kurhaus der Kurstadt etwas ganz Besonderes“, betont Koch.

Im Erdgeschoss befindet sich die Rezeption und der Eingang in den Wellnessbereich, der mit individuellen An-

eine regionale Wertschöpfung. Und das nicht nur bei der Renovierung und Erweiterung des Hotels.“

Auch in der Gastronomie wird der Fokus auf Lieferanten, Partner und Handwerker aus Bad Liebenzell oder dem näheren Umfeld gelegt. Das auserkorene

wendungen zur Schönheitspflege, für Bäder und Massagen im „Fürstenbad“ lockt. „Dieser Bereich ist in der Hand des Naturkosmetikherstellers Börlind und daher öffentlich für alle Besucher zugänglich“, so Koch. „Wir glauben an

Ziel gilt dem Thema Regionalität sowie der Umwelt- und Ressourcenschonung: „Es galt zu erhalten, was zu erhalten war, wie zum Beispiel das alte Parkett im Restaurant oder die Stuck- und Deckenleuchten im Festsaal.“ Auch bei dem verandaähnlichen Anbau, der aus dem Jahr 1860 stammt und noch vor der Jahrhundertwende überdacht war, war es Koch wichtig, den Charme des späten 19. Jahrhunderts zu erhalten: „Die Gäste lieben diesen Bereich und wir hatten dort schon viele Veranstaltungen zu Hochzeiten und Geburtstagen.“

Gemeinsam mit seinem Bruder Patrick, der für die Abendgastronomie, und Bruder Raphael, der für Marketing zuständig ist, wird im Sommer zudem der Biergarten bewirtschaftet, der von Mittwoch bis Sonntag geöffnet ist. Damit fügen sich die einzelnen Bereiche wie bei einem Puzzle zu einem großen Ganzen zusammen und bieten Gästen aller Couleur eine willkommene Oase der Gastlichkeit.

Sommer – 2023 | nota bene Seite 19 Bad Liebenzell https://www.oscars1415.de/

Die erste und dringlichste Frage eines wahren John-Irving-Fans muss sein: Ist das jetzt wirklich sein letzter großer Roman? Der kanadischen Zeitung „Toronto Star“ teilte der 81jährige Autor nämlich in einem Interview mit, dies sei sein letztes großes Werk, vielleicht sein letztes schlechthin.

John Irvings neuester Roman

Der letzte Sessellift

Der letzte Sessellift bündelt die Themen Irvings aus 40 Jahren des Schreibens, in denen (mit diesem hier) insgesamt 15 Romane entstanden. Herausragende Werke, wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Garp und wie er die Welt sah“ und „ Das Hotel New Hampshire“ sind nur drei aus der einmaligen Irving-Literaturwelt, die übrigens alle drei auch erfolgreich verfilmt wurden und für die er selbst die Drehbücher schrieb.

Sein neues Werk ist mit 1088 Seiten sein bisher längster Roman. Alles, was die Leserinnen und Leser an John Irving immer schon schätzten und verehrten, taucht hier wieder auf: Orte der Handlung sind New Hampshire und Vermont (wie meistens bei Irving). Die handelnden Personen sind dem Ringer-Sport verbunden (wie in vielen Irving-Werken), sind sexuell vielschichtig orientiert (auch typisch Irving), sind Außenseiter und ecken mit ihren Lebens- und Liebesweisen in ihrer gesellschaftlichen Umgebung an (das erwartet man von einem „echten Irving“).

Adam Brewster, Irvings Ich-Erzähler, beschreibt das, worum es in diesem

Werk hauptsächlich geht, mit folgenden Worten aus dem Roman: „Ich war neununddreißig Jahre alt, als Ronald Reagan Ende Januar 1981 der vierzigste Präsident der Vereinigten Staaten wurde. Die liebevollsten und meistgeliebten Menschen in meinem Leben waren zwei lesbische Paare und die Transfrau, die mein Stiefvater war.“

Die Atmosphäre des Hasses, die AIDSProblematik und die Ausgrenzung der sexuell anders Orientierten während dieser Jahre und überhaupt sind zentrale Themen dieses Werkes. Hier wieder: Typisch Irving, der alle Stränge der Handlung von Anfang an fest im Griff

John Irving: Der letzte Sessellift · Roman (Aus dem Amerikanischen übersetzt von Anna-Nina Kroll und Peter Torberg) Diogenes Verlag, Zürich 2023

hat und auf das finale Ereignis zusteuern lässt. Ein Kritiker hat vor einigen Jahren einmal geschrieben: „Normale Leser sind glücklich, wenn sie ein Buch zu Ende gelesen haben, und genießen diesen Zustand. John-Irving-Leser wünschen sich dagegen, dass das Buch nie enden möge!“

Nun, vor dem Hintergrund, dass „Der letzte Sessellift“ Irvings Vermächtnis sein könnte, bekommt diese KritikerThese eine ganz neue und magische Bedeutung. John Irvings „Der letzte Sessellift“ ist vielleicht sein politischster Roman und ein starkes literarisches Pamphlet gegen gesellschaftliche Unterdrückung von Minderheiten, für die Würde und das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen.

nota bene | Sommer – 2023 Seite 20 Literatur

Drei Stunden Sommer ohne Sorgen…

ANDREA BOCELLI IN CONCERT

Als wir die Karten für dieses Konzert kauften, schien die Welt noch in Ordnung – es gab noch keine Pandemie, keinen Krieg und keine existentiellen Ängste wie heute. Nach zwei Verschiebungen in den Vorjahren fand sie nun endlich statt, die große Bocelli Gala mit rd. 18.000 begeisterten Zuschauern im Klagenfurter Stadion.

Andrea Bocelli gilt weltweit als Ikone der großen italienischen Gesangstra-

dition. Er besitzt die Gabe wie kaum ein anderer Künstler, Klassik und populäre Musik in einem einzigartigen und unverwechselbaren Stil zu verbinden. Bocellis Stimme ist gefühlvoll, unverwechselbar und vielseitig, seine gesanglichen Interpretationen versprühen eine stark emotionale Note. Das Publikum liebt ihn dafür.

Er selbst war an diesem Abend bestens aufgelegt, seine Stimme voller Kraft und restlos überzeugender Klarheit –und mit einem schier nie enden wollenden Hohem C. Sensationell. Aber auch seine Gaststars überzeugten auf der ganzen Linie. Die 35jährige Rumänin, Cristina Pasaroiu, zählt heute schon zu den ganz großen Sopranistinnen unserer Zeit. Ihr kann man eine steile weitere Karriere zutrauen. Und auch die in der Ukraine geborene und in Italien aufgewachsene Anastasya Petryshak zählt mit ihren erst 29 Jahren wohl zu den besten Violonistinnen ihres Jahrgangs. Beide performten an diesem Abend in beeindruckender Weise.

Von Bocelli sagt man nicht selten, dass er die „Drei Tenöre“, Luciano Pavarotti, Placido Domingo und Jose Carreras, an Popularität inzwischen längst überholt hätte. Wie großartig war es da, bei seiner Interpretation des „O Sole Mio“

über die ganze Bühnenleinwand genau diesen lachenden Pavarotti präsentiert zu bekommen. Eine wunderbare Hommage. Eine große Haltung. Gänsehaut.

Nicht enden wollende Standing Ovations feierten Bocelli, das Symphonic Orchestra Prag, den Bachchor Stuttgart und seine Gastkünstler frenetisch. Und bei den vielen Zugaben hätte man sich gewünscht, dass das ewig so weitergeht. Danke für drei unbeschreiblich glückliche Stunden ohne Sorgen …

Sommer – 2023 | nota bene Seite 21 Musik
mmp

Seit einem Jahr kann man in Schömberg schwerelos wie ein Vogel durch die Lüfte gleiten. Mit den beiden Waldfluganlagen „Flyline“ und „Flying Fox“ bietet die Schömberg Erlebnis GmbH gleich zwei touristische Attraktionen im Nordschwarzwald, die von Deutschlands höchstem HolzAussichtsturm starten.

Waldflug in Schömberg bietet Nervenkitzel und Glücksgefühle

„Flying Fox“

Erstellt in nur sieben Monaten Bauzeit, feiern die außergewöhnlichen Seilrutschbahnen in diesem Jahr ihr einjähriges Jubiläum und begeistern mit ganz besonderen Vogelperspektiven auf die Natur und das Erlebnis Wald.

„Flyline“

Während die Besucher im Sitzsack der „Flyline“ von der 35 Meter hohen Plattform des Aussichtsturmes „Him melsglück“ starten und mit rund zwölf Kilometer pro Stunde fast lautlos an den Trägerstangen vorbei entspannt und gemächlich in den Wald ein tauchen, ist die rasantere Variante „Flying Fox“ denjenigen vorbehal ten, die schon immer davon ge träumt haben, freischwebend durch die Lüfte zu fliegen.

„Das ist ein ganz besonderer Kick“, beschreibt Michael Wernicke, Geschäftsführer der Schömberg Erlebnis GmbH, das besondere Erlebnis.

Gehalten von einem 16 Millimeter starken Stahlseil, rauschen die Gäste kopfüber von der 50 Meter hohen Plattform des Aussichtsturmes über die Baumwipfel hinweg mit einer Geschwindigkeit von rund 60 Kilometern pro Stunde abwärts ins Tal. Was bleibt, ist ein unvergessliches Flugerlebnis, das zudem ein Suchtpotential auslöst, um immer wieder einen rasanten Flug über die Tannenwipfel zu wagen. Zum Auftakt des besonderen Erlebnisses geht es zunächst einmal die 200 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform des „Himmelsglücks“. Dann werden den flughungrigen Gästen alle

wichtigen Sicherheitsinformationen vermittelt und die Wagemutigen an Karabinern abgesichert, um die Abflugplattform zu betreten. „Das ist schon ein ganz besonderes Gefühl und wenn man sich dann in dieser Höhe direkt am Abgrund hinlegen muss, um in die richtige Startposition zu kommen, ist das ein Adrenalinkick“, berichtet Marina Moser, Betriebsleiterin der Schömberg Erlebnis GmbH.

Glücksgefühle beim Fliegen

„Das ist ein wunderbares Erlebnis, das Endorphine, also echte Glücksgefühle, bei mir auslöst und mir das Gefühl gibt, dass man richtig fliegt“, schwärmt Sabine Seifert, die sich als Wiederholungstäterin bei der „Flying Fox“ outet. „Man merkt gar nicht, dass man an den Trageguten hängt, weil es total bequem ist, und man hat auch nicht das Gefühl, dass man eingepackt ist wie eine Mumie.“ Durch die nach ihrer Aussage relativ „legere Fluglage“ gibt es für sie die Möglichkeit, den Flug so richtig zu genießen. „Das dauert eine ganze Minute und wenn man sich mal hinstellt und eine Minute lang auf die Uhr schaut, dann ist das ganz schön lange.“ Auf die Frage „Alles fertig?“ folgt ein Kopfnicken und Sabine Seifert rauscht mit ausgestreckten Armen wie ein Vogel im Flug den Waldwipfeln von Schömberg entgegen.

nota bene | Sommer –  2023 Seite 22 Aus der Umgebung
https://www.waldflug.de/
Sabine Zoller
Alle Infos:
Fotos:

Natürliche Hilfe

Ein Ratschlag aus der Apotheke

Gänseblümchen = Tausendschön

Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.

Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.

In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.

Friedrich Böckle

(Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)

Foto: Bellis perennis

(Friedrich Böckle)

Bei unseren Spaziergängen, entlang von Wiesen, erfreut uns vom Frühjahr bis in den späten Herbst hinein die kleine herrlich blühende Pflanze, deren lateinischer Name „Bellis perennis“ (das ganze Jahr über schön) diese Besonderheit unterstreicht. Die auch als Maßliebchen bekannte Blume ist Kindern auch für das Spiel „liebt mich oder liebt mich nicht“ bekannt, bei dem die sehr zahlreichen weißen Zungenblüten abwechseln gezupft werden.

Als potentielle Heilpflanze ist das Gänseblümchen leider in Vergessenheit geraten und wurde deshalb bewusst 2017 zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Sowohl im Kraut, als auch in den Blüten sind bekannte Arzneistoffe enthalten, wie Saponine, Bitterstoffe, Schleimstoffe und Flavonoide.

Für eine innerliche Anwendung bei Verdauungs- und Stoffwechselproblemen, chronischen Hauterkrankungen und auch bei Atemwegserkrankungen zur Schleimlösung und gegen Hustenreiz sind die Pflanzenauszüge gut wirksam.

In der Naturheilkunde werden noch zahlreiche weitere Anwendungen, wie Nieren- und Blasenbeschwerden oder Erkrankungen des Bewegungsapparates aufgeführt, fundierte Wirknachweise sind mir hierzu jedoch nicht bekannt.

Es gibt auch gute äußerliche Behandlungen bei Verletzungen, Prellungen, Blutergüssen, Hauterkrankungen, wie Juckreiz, Furunkel und bei Insektenstichen. Entsprechend sind hier auch Salbenprodukte auf dem Markt, die Extrakte aus dem Gänseblümchen enthalten.

Das Tausendschön ist übrigens eine typische „Lichtblume“, die ihre geöffnete Blüte der Sonne zuwendet und bei Regen sofort das Blütenköpfchen schließt.

Mit dieser kurzen Beschreibung des Gänseblümchens hoffe ich, Ihnen die durchaus vorhandene Heilkraft der Pflanze etwas näher gebracht zu haben und wünsche Ihnen den Bezug dazu, wenn Sie der kleinen blühenden Schönheit begegnen.

Sommer – 2023 | nota bene Seite 23
Natur und Heilkunde
Seite 24 nota bene | Sommer – 2023

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