nota bene




Frühling ist die schöne Jahreszeit, in der der Winterschlaf aufhört und die Frühjahrsmüdigkeit beginnt.
Frühling ist die schöne Jahreszeit, in der der Winterschlaf aufhört und die Frühjahrsmüdigkeit beginnt.
03 Editorial
Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss
04 Demenz
Heimat ist mehr als nur ein Ort
06 Pflege aktuell
Was ändert sich für Einrichtungsleitungen
stationärer Pflegeeinrichtungen nach dem Entwurf
der Landesheimpersonalverordnung Baden-Württemberg?
07 Pflege aktuell
Hospiz- und Palliativgesetz:
Gleichbehandlung von Heimbewohnern auf den Weg gebracht
08 Bad Liebenzell
Apothekergarten Bad Liebenzell
10 Musik
Der singende Jazzbass des Eberhard Weber
11 Geriatrie
Pflege bei Schlaganfallpatienten in der geriatrischen Rehabilitation
der Johannesklinik Bad Wildbad
12 Winterzauber 2015
Wir haben die Herzen der Menschen erreicht
14 Soziale Medien
Die Kraft der sozialen Winterzauber-Medien
15 Gemeinnütziger Verein
Unterstützung und Förderung der Jugend- und Altenhilfe, des öffentlichen Gesundheitswesens und der Gesundheitspflege
16 Bad Wildbad
Gestresst kommen – entspannt gehen
18 Ernährung
Der Winter naht und das Immunsystem schwindet. Muss das sein?
19 Gewaltfreie Kommunikation
Was hat unternehmerische Qualität mit Gewaltfreier Kommunikation
zu tun?
20 Literatur
„Ein Leben mehr“
21 Kultur
Chor, Chöre und noch mehr Musik
22 Ergotherapie
Dornbehandlung und Breuss-Massage
23 Natur und Heilkunde
Sonnentau – Hustenstiller und Insektenfresser
Impressum
Herausgeber:
MHT
Gesellschaft für soziale
Dienstleistungen mbH
Hochwiesenhof 5–10
75323 Bad Wildbad
www.mht-dienstleistung.de
www.johanneshaus-bad-wildbad.de
www.johannesklinik-bad-wildbad.de
www.johanneshaus-bad-liebenzell.de
Redaktion:
Gabriele Steckler | Martin Kromer
Wolfgang Waldenmaier
gabriele.steckler@monacare.de
Grafische Umsetzung:
Dagmar Görlitz
kontakt@goerlitz-grafik.com
Drucktechnische Umsetzung:
Karl M. Dabringer
dabringer@gmx.at
Auflage: 3.000
Liebe Leserinnen und Leser, nun sind wir bereits im dritten Jahr unserer Ausgabe und freuen uns über die weiterhin zunehmende Resonanz, die uns motiviert, an immer neuen Themen für Sie zu arbeiten. Herzlichen Dank!
Ostern – die Feier der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Sie fällt zusammen mit dem ersten Vollmond im Frühling. Ein Fest der Veränderung vom Tod zum Leben. Die Natur wandelt sich vom schlichten winterlichen Grau in eine farbenprächtige Lebendigkeit des Frühlings. Wir genießen diesen Wandel. Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen laden uns zu so manchem Spaziergang oder auch nur zum Verweilen an der frischen Luft ein.
Lassen wir diese Energie sprießen und genießen wir, was dieses Jahr 2016 an herausfordernden und frohen Momenten für uns bereithält. Die Haltung gegenseitigen Verständnisses auf der Basis von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung wird uns dabei unterstützen.
Nota bene – wohlgemerkt. Seien Sie wieder gespannt …
Anneli Zenker
Das alte Jahr ist kaum vorbei, da befinden wir uns schon wieder in den Vorbereitungen auf Ostern. Altes ist vergangen, Neues drängt nach vorne. So wie die Sträucher und Bäume sprießen, so sprießen im Frühling auch neue Ideen – der ideale Zeitpunkt, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. „Wandlung ist notwendig, wie die Erneuerung der Blätter im Frühling“ hat Vincent van Gogh einmal gesagt. Und Recht hat er. Wir dürfen mit neuen Ideen und Impulsen ruhig auch immer einen Schritt weiter gehen, einen neuen Weg einschlagen. Nicht immer nur an alt Hergebrachtem festhalten, den Mut zur Veränderung wagen. Das gilt auch für Betreuung und Pflege, für konzeptionelle Weiterentwicklung. Die eigene Arbeit immer wieder zu hinterfragen, Gewohntes und Vertrautes auf den Prüfstand zu stellen – das ist kein Zeichen von Unsicherheit, sondern ein starkes Signal, mit aller Kraft an der Weiterentwicklung von Strukturen, Prozessen und Qualitäten zu arbeiten.
2016 wird in der MHT Gruppe das Jahr der inhaltlichen Neuausrichtung. Nach den schwierigen Konsolidierungsprozessen der vergangenen drei Jahre gilt es, gemeinsam Erreichtes zu bewahren und fachlich wie konzeptionell die Angebote weiter zu professionalisieren und zu differenzieren. Je mehr es uns gelingt, den individuellen Bedürfnissen unserer Bewohner und Patienten gerecht zu werden, ihrer Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit – um so mehr nehmen wir unsere Verantwortung angemessen wahr.
Mit einem Team engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden wir die „Denkfabrik“ starten – nicht zuletzt auch mit Blick auf die in diesem Jahr beginnenden ersten Bau- und Modernisierungsmaßnahmen …
tur zu vermitteln, die dem alltäglichen Leben möglichst nahe kommt, das bedeutet beispielhaft auch, morgens aufstehen, seine Aufgaben erkennen und diesen nachkommen. Die Aufgaben werden so gestaltet, dass sie für den jeweiligen Bewohner zu bewältigen sind, denn viele unserer Bewohner haben in der Vergangenheit Frust, Überforderung, Ängste und in der Regel auch zu geringe Wertschätzung erfahren müssen.
gegangene Fähigkeiten wieder entdeckt und gefördert werden können.
Um sinnvolle Tätigkeiten ausüben zu können, arbeiten wir u.a. auch mit verschiedenen Firmen zusammen, für welche unsere Bewohner ihren Fähigkeiten entsprechende Arbeiten ausführen, wie leichte Montagearbeiten, Etikettierarbeiten, Entgratungsarbeiten, Verpackungsarbeiten und Sortierarbeiten. Um kontinuierlich und nachhaltig Aufträge für solche Arbeiten zu erhalten,
Als ich vor rd. 16 Jahren meine Arbeit als Leiter der Arbeitstherapie im Johanneshaus Bad Wildbad aufnahm, waren in der Arbeitstherapie gerade ’mal sechs 6 Bewohner konstant beschäftigt. Meine erste Aufgabe bestand zunächst darin, innerhalb eines halben Jahres die Zahl der teilnehmenden Bewohner mindestens zu verdoppeln, was auch mit einigen Anstrengungen gelang.
Seit dieser Zeit haben wir mit dem Team der Arbeitstherapie in enger Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam den Arbeitstherapiebereich konstant weiter ausgebaut, so dass wir heute am Vormittag 30 bis 35 Bewohner und am Nachmittag 20 bis 25 Bewohner beschäftigen. Unseren Bewohnerinnen und Bewohnern täglich (an jedem Arbeitstag) eine sinnvolle Beschäftigung anbieten zu können, ist uns seit 2003 mit zunehmendem Erfolg gelungen.
In der Arbeitstherapie versuchen wir, den Bewohnern eine reale Tagesstruk-
Die ihnen zugewiesenen Aufgaben, ihre Arbeit sollen Freude machen. Dies kann nur erreicht werden, wenn der Bereich Arbeitstherapie auch eine Auswahl an unterschiedlich strukturierten Tätigkeiten zur Verfügung hat, auf die man zugreifen kann. Dabei müssen die Ressourcen der Bewohner in enger Abstimmung mit den Teams aus Betreuung und Pflege mit in die Auswahl der Tätigkeiten einfließen, damit auch teilweise oder auch vollständig verloren
ist es notwendig, ständigen Kontakt zu den infrage kommenden Firmen und Unternehmen zu halten. Die Materialien werden von uns gemeinsam mit Bewohnern von den Firmen geholt und nach Bearbeitung auch wieder zurückgebracht. Unsere Bewohner erfahren dadurch sehr unmittelbar, dass sie etwas gemacht haben, was andere brauchen, und haben auch dadurch ein gewisses Erfolgserlebnis. Die Firmen selbst bringen den Bewohnern und
auch uns eine große Wertschätzung entgegen. Durch das nach Außengehen mit unseren Bewohnern konnten schon viele Vorurteile gegenüber psychisch erkrankten Menschen abgebaut werden.
Es ist nicht immer einfach, all den Anforderungen gerecht zu werden, die man an sich selber stellt. Es ist dabei auch immer wieder erforderlich, sich in der Arbeitstherapie auf neue Gegebenheiten einzustellen, da die Bewohner öfters wechseln, genauso wie sich die
Tätigkeiten, die wir von außenstehenden Firmen erhalten, ändern. Deshalb müssen die Tätigkeiten, die wir annehmen, auf unsere Bewohner abgestimmt sein, was nicht selten auch Probleme aufwirft. Diese Probleme zu erkennen und sachgerechten Lösungen zuzuführen, ist eine der Aufgaben eines interdisziplinären Teams im Johanneshaus, das mit Vertretern aus allen Arbeitsbereichen besetzt ist.
Eine große Stütze für uns sind in der jüngeren Vergangenheit aber auch Hartz IV-Beschäftigte wie auch Asylanten aus den beiden Flüchtlingsunterkünften in Bad Wildbad, die uns unterstützen, die Bewohner in der Arbeitstherapie zu betreuen, und bei schweren Arbeiten tatkräftig mithelfen. Dafür sind wir sehr dankbar.
Mein Bestreben ist es, die Arbeitstherapie im Johanneshaus Bad Wildbad auch künftig an die sich verändernden Bedürfnisse und unterschiedlichen Befähigungen unserer Bewohnerinnen und Bewohner anzupassen und sie so auch weiterhin für alle interessant zu gestalten.
Ottmar MössingerAufgaben der Arbeitstherapie:
Tätigkeiten im Johanneshaus:
A Leichte Montage-, Sortier-, Etikettier- und Entgratungsarbeiten
A Verteilung von Mineralwasser und anderen Getränken im Haus
A Tierversorgung
A Reinigungsarbeiten im Außenbereich (Hof fegen, Mülleimer leeren)
Tätigkeiten außer Haus:
A Wohnungsräumung
A Kleinere Transporte
A Abholung und Zurückbringen von Firmenwaren
A Wenige Außeneinsätze bei Firmen
Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk erhielten die Bewohner der Bad Wildbader Flüchtlingsunterkünfte Uhlandshöhe und Windhof am 14. Januar. Die Johanneskliniken hatten zu einer Neujahrstafel eingeladen und 45 Asylbewerber aus unterschiedlichen Nationen nahmen daran teil.
die ehrenamtliche Kinderbetreuung in den Bad Wildbader Flüchtlingsunterkünften überreichte er an Roswitha Oschewsky im Namen des Vereins eine Spende in Höhe von 1.000 Euro.
Der Speisesaal der Johanneskliniken war festlich dekoriert. Kerzen auf den Tischen sorgten für eine heimelige
Der Vorsitzende des Gemeinnützigen Vereins für Menschen in den Johanneshäusern Nordschwarzwald, Manfred Preuss, hatte aber auch für die Mitarbeiterinnen des Freundeskreises Asyl eine Überraschung parat: Für
trag für einen besseren Zusammenhalt gerade in der derzeit schwierigen AsylDiskussion leisten wolle.
Das gemeinsame Essen diente aber auch dazu, miteinander ins Gespräch zu kommen und am Ende des Abends erhielten drei syrische Gäste ein JobAngebot von den Johanneskliniken. Ein
Stimmung und das dreigängige Menü wurde vom Küchenteam liebevoll arrangiert. Busse der Johanneskliniken brachten die Asylsuchenden und fuhren sie am Abend auch wieder zurück. Im Nebenraum wurden die Kinder von den Mitarbeitern der Johanneskliniken während des Essens betreut und das Leitungsteam der Klinik servierte die Speisen. Übrigens engagierte sich das Mitarbeiter-Team an diesem Abend freiwillig nach Feierabend.
„Wir heißen Sie als Freunde willkommen. Wir sind glücklich, heute Ihre Gastgeber zu sein“, betonte Preuss in seiner Begrüßungsrede auf Englisch und erhielt dafür Applaus von den Flüchtlingen. Gegenüber dem Wildbader Anzeigenblatt erklärte er, dass ein solcher Abend als „Akt der Menschlichkeit“ zu verstehen sei und man damit einen Bei-
Flüchtling wird auf Vermittlung von Bürgermeister-Stellvertreter Jochen Borg künftig in einem Bad Wildbader Fußballverein auf Torejagd gehen.
Nicole Biesinger
(mit freundlicher Genehmigung des Wildbader Anzeigenblattes)
Aus dem breit gefächerten therapeutischen Angebot der Johannesklinik Bad Wildbad wird in dieser Ausgabe der Bereich Physiotherapie durch einen Beitrag des therapeutischen Teams der Klinik vorgestellt.
Die Physiotherapie in der Geriatrie muss sich heute mit vielfältigen Krankheitsbildern auseinandersetzen. Die Rehabilitanden kommen mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern aus den Bereichen Chirurgie, Neurologie, Orthopädie und Innere Medizin in die Johannesklinik Bad Wildbad. Oftmals sind ältere Menschen multimorbid erkrankt, d.h. sie haben nicht nur eine Hauptdiagnose, sondern auch relevante Nebenerkrankungen, die in der Therapie berücksichtigt werden müssen. Daher sind eine ausführliche Befunderhebung, fachübergreifende Besprechungen und ein an die Ressourcen des Patienten angepasster Therapieplan erforderlich.
Da die meisten Patienten direkt aus dem Krankenhaus in die Reha überwiesen werden, ist eines der höchsten Ziele, ihre Selbständigkeit zu erhalten und zu fördern, um eine dauerhafte Pflegebedürftigkeit zu verringern oder zu verhindern und somit die Teilhabe im Alltag zu erreichen.
Gemeinsam mit dem Patienten werden die Ziele festgelegt und individuell erarbeitet. Aufgrund des höheren Lebensalters kommen häufig erschwerend die geringe Belastbarkeit und die kognitive Situation des Rehabilitanden hinzu. Damit diese Ziele erreicht werden können, bietet die Johannesklinik verschiedene Therapiemaßnahmen, wie z.B. Bobath, Krankengymnastik, Gerätetraining, Massagen, Lymphdrainage, Schlingentisch, Elektrotherapie, Taping an.
In der geriatrischen Physiotherapie werden die Schwerpunkte auf das Transfertraining, die Gangschule und das Treppe steigen gelegt, damit die Rückkehr in die häusliche Umgebung wieder gewährleistet werden kann.
Um die größtmögliche Mobilität und Selbständigkeit im häuslichen Bereich oder auch in Pflegeeinrichtungen zu erreichen, ist auch die Hilfsmittelversorgung von großer Bedeutung. Sie ergänzt die rehabilitative Behandlung und stellt so eine weitgehende Selbständigkeit trotz Behinderung sicher.
Um den Anforderungen der verantwortungs- und anspruchsvollen Arbeit mit älteren Patienten gerecht zu werden, werden durch die Mitglieder des therapeutischen Teams regelmäßig Fortbildungen besucht, damit eine hohe Qualität der Therapiemaßnahmen dauerhaft gewährleisten werden kann.
Aufgrund des demografischen Wandels und der damit verbundenen Zunahme der Lebenserwartung, spielt die Physiotherapie in der Geriatrie eine zunehmend wichtige Rolle.
Am 28. Januar 2016 fand zum elften Mal die erfolgreiche „Show der Meisterpaare“ im Kurhaus von Bad Liebenzell statt. Auf allerhöchstem Niveau zeigten hier die Tanzpaare der internationalen Spitzenklasse ihr Können auf dem Parkett. Die deutsche Elite war ebenso vertreten wie Spitzenpaare aus aller Welt. Die Ästhetik des Tanzes sowie die rhythmische und ausdruckstechnische Perfektion der Bewegung, waren Attraktion des Abends. Dem begeisterten und staunenden Publikum wurde eine Tanzsportveranstaltung der Extraklasse geboten. Schon im Vorfeld ließ der Organisator der Veranstaltung aufhorchen, in dem er ankündigte, die Paare würden das Parkett in Bad Liebenzell zum „Glühen“ bringen. Letztlich sorgte der faszinierende sportliche Auftritt der tänzerischen Spitzenpaare dafür, dass sich diese Ankündigung in jeder Hinsicht erfüllte.
leben ihr Hobby in der Tanzstadt
Man ist erstaunt, mit welcher Hingabe hier im Kurhaus Bad Liebenzell getanzt wird. Das tänzerische Können mancher Tanzpaare, die hier wöchentlich oder sogar mehrmals die Woche erscheinen, begeistert sowohl die nur Zusehenden als auch die Mittanzenden. Die Bad Liebenzeller Tanzveranstaltung, der Tanztee mit Livemusik, ist ein Publikumsmagnet. Die Musiker bieten regelmäßig abwechslungsreiche Tanzund Unterhaltungsmusik. Auch Musik- und Tanzwünsche des Publikums werden gerne erfüllt. Hier trifft man sich, um seiner Leidenschaft, dem Paartanz, nachzukommen. Dabei spielt das Alter ganz und gar keine Rolle. Jung und Alt nutzen hier das Parkett, das die Tanzwelt bedeutet. Ob Rumba, Walzer, Tango, Slowfox, Quickstep oder Cha Cha – die gesamte Palette der Tanzmöglichkeiten ist geboten. Und wenn der Sommer kommt, wird die Tanzfläche sogar auf die Terrasse im Kurpark ausgedehnt –und es darf im Freien getanzt werden.
Tanzmöglichkeiten gibt es täglich (außer montags) von 15.00 – 18.00 Uhr Außerdem freitags und samstags von 19.00 – 23.00 Uhr
Die Abwägung von elementaren Grundrechten ist eine Aufgabe, mit der selbst erfahrene Richter bisweilen ihre Probleme haben. Pflegekräfte jedoch müssen diese Entscheidung jeden Tag treffen. Die Grenze zwischen notwendiger Sicherheitsmaßnahme und illegaler Freiheitsberaubung verläuft mitten durch die pflegerische Praxis.
Welchen Wert es hat, in Freiheit leben zu können, davon kann ein Teil unserer deutschen Bevölkerung aus eigenem Erleben berichten. Da sind die Senioren, die selbst noch Kriegsgefangenschaft erlebt haben, und dann die Bürger der ehemaligen DDR, denen es nur unter schwierigsten Bedingungen möglich war, die Grenzen ihres Landes zu überschreiten. Wie kostbar und deshalb schützenswert die Freiheit jedes Menschen in Deutschland bewertet wird, zeigt sich schon in unserem Grundgesetz. Da heißt es im Absatz 2 des Artikels 2: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich ….“ Das hört sich nicht nur wunderbar an, vielmehr ist es ein Privileg, in Freiheit leben zu dürfen.
Aus der Erfahrung, welche die Arbeit im Pflegeheim mit sich bringt, und nicht nur dort, weiß man jedoch, dass an dieser Stelle im Grundgesetz in bestimmten Lebenssituationen oder Lebensumständen miteinander konkurrierende Rechte in einem Artikel genannt werden: Das Recht auf körperliche Unversehrtheit und das Recht auf persönliche Freiheit. So kommt es zum Glück nur äußerst selten, aber dennoch hin und wieder vor, dass die Freiheit von Personen eingeschränkt wird, um deren eigene oder auch die körperliche Unversehrtheit Anderer zu bewahren.
Um eine Bewegungs- oder Freiheitseinschränkung in welcher Form auch immer anwenden zu dürfen, bedarf es eines Procederes, bei dem verschiedene Instanzen mitwirken. Zunächst im besten Fall die betroffene Person selbst, daneben Angehörige und Betreuer, ebenso auch behandelnde Ärzte und nicht zuletzt und ganz wesentlich das Gericht, welches für jede einzelne, konkrete Maßnahme eine Genehmigung erteilen muss, die immer zeitlich beschränkt ist. Dadurch wird die Überprüfung der Notwendigkeit einer Maßnahme in regelmäßigen Zeitabständen gewährleistet. Ohne diesen richterlichen Beschluss darf keinerlei freiheitsentziehende Maßnahme angewandt werden. Würde dies trotzdem geschehen, hätte es strafrechtliche Folgen.
Zu diesen bewegungseinschränkenden oder freiheitsentziehenden Maßnahmen gehört beispielsweise das Anbringen von Bettgittern oder Gurten im Rollstuhl ebenso wie das Verabreichen sedierender Medikamente.
Um die Freiheit unserer Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten, sehen wir es als eine unserer bedeutenden Aufgaben an, die Mobilität der Senioren konsequent und nachhaltig zu fördern und zu erhalten. Dazu bieten wir Sturzprophylaxe, Begleitung und Übung beim Gehen sowie eine intensive Zusammenarbeit mit externer Phy-
siotherapie und Ergotherapie an. Darüber hinaus nutzen wir auch technische Hilfsmittel wie Niederflurbetten, Sturzmatten oder -säcke und andere, welche die Verletzungsgefahr bei möglichen Stürzen ausschließen oder minimieren sollen.
Dessen ungeachtet ergeben sich im Pflegeheim immer wieder schwierige Betreuungssituationen, nämlich wenn zum Beispiel demente Personen einen starken Bewegungsdrang und gleichzeitig eine Sturzgefährdung oder Orientierungsprobleme haben. Selbstverständlich sind bewegungs- und freiheitseinschränkende Maßnahmen immer das letzte Mittel der Wahl und dürfen niemals der Erleichterung der Pflege, sondern ausschließlich dem Schutz der betroffenen Person dienen.
Das Streben nach letzter Sicherheit, hier vor Sturzverletzungen, führt somit unabdingbar zu einem Verlust an Freiheit. So gilt es immer im Gespräch mit den beteiligten Personen abzuwägen, welches Recht Vorrang haben soll. Dazu gehören Vertrauen und nicht zuletzt auch Mut, denn zwischen Freiheit und Sicherheit wird immer ein Spannungsfeld bleiben.
Ursula Dehner Einrichtungsleiterin Johanneshaus Bad Liebenzellnota bene
sprach mit dem Geschäftsführer der Touristik Bad Wildbad GmbH, Bernhard Mosbacher, zur Entwicklung des stilvoll restaurierten Forum
König Karls Bad zu einem gefragten Seminar- und Tagungszentrum
nb: Was verbinden Sie mit dem Slogan „Königlich Tagen“?
Mosbacher: „Bad Wildbad war das Lieblingsbad der württembergischen Könige und wurde im 19. Jahrhundert zum Staatsbad ernannt. Neben dem Alten Eberhardsbad, dem heutigen Palais Thermal, wurde als zweites imposantes Badegebäude in zwei Bauabschnitten 1882 und 1892 das König Karls Bad erbaut und von König Wilhelm II eingeweiht. Nach einer aufwändigen Sanierung durch das Land Baden-Württemberg erstrahlt das Forum Königs Karls Bad seit 2012 in alter Pracht und moderner Technik. Neben den musealen Bereichen im Erdgeschoss, dem Großen Saal für Konzerte und einem Kino, wurden im Obergeschoss rund um den prachtvollen Kuppelsaal moderne Tagungsräumlichkeiten geschaffen mit drei großen und einem kleineren Raum.
nb: Seit wann ist die Touristik Bad Wildbad zuständig für das Forum
König Karls Bad?
Mosbacher: Im Jahr 2012 wurden Teile der Staatsbad GmbH an die städtische Touristik ausgegliedert, unter anderem das Kurhaus und das Forum
König Karls Bad; seitdem vermarkten wir diese Objekte mit dem Schwerpunkt Events und Tagungen.
nb: Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?
Mosbacher: Insbesondere das Forum König Karls Bad ist ein echter „Hingucker“ – die Teilnehmer, die einmal hier getagt haben, kommen auch gerne wieder. Besonders gerne wird im Kuppelsaal geheiratet, zum Feiern geht man dann ins Kurhaus. Das Ambiente unterscheidet sich substantiell von dem Zweckbau eines Kongresszentrums. Insgesamt hatten wir 2012 mit 20 Events und Tagungen angefangen, letztes Jahr waren es schon 120.
nb: Was gefällt den Tagungsgästen in Bad Wildbad?
Mosbacher: Das schöne Ambiente und die kurzen Wege, Bad Wildbad ist eine „Fußgängerstadt“. Auch die Hotels für Tagungsteilnehmer sind in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen, ebenso die Gastronomie. Wer möchte, kann aber auch die Dienste eines Cateringservice in Anspruch nehmen, im Kuppelsaal kann man wunderbar die Mittagspause verbringen. Im Kurhaus ist sogar direkt ein Restaurant angeschlossen.
Was wir immer wieder hören: die Ruhe, die gute Luft, die Lage im Schwarzwald und die Möglichkeiten rund um Bad
Wildbad ganz prominent natürlich der Baumwipfelpfad seit über einem Jahr.
nb: Gibt es noch andere Tagungsmöglichkeiten in Bad Wildbad?
Mosbacher: Neben dem Forum König Karls Bad und dem etwas größeren Kurhaus gibt es noch die Trinkhalle mit einer max. Kapazität von 700 Teilnehmern, hier finden große Kongresse und Veranstaltungen statt, so haben wir für jeden Anlass ein passendes Angebot.
nb: Herr Mosbacher, wir danken ihnen für das Gespräch.
Basenfasten –
eine andere Form des Fastens Während bei herkömmlichen Fastenkuren gänzlich auf feste Nahrung verzichtet wird, können Sie sich beim Basenfasten satt essen. Beim Basenfasten wird lediglich auf sämtliche Lebens-
Am Anfang eines neuen Jahres wird in den meisten Haushalten gewischt, gefegt, gesäubert, umgeräumt, ausgeräumt und vieles mehr. Die Menschen werden aktiv und möchten eine Veränderung spüren. Diese Veränderung bezieht sich aber nicht allein auf den geografischen Haushalt, sondern vor allen Dingen auf den Haushalt, in welchem jedes menschliche Leben verbracht wird: Den eigenen Körper. Dieser Haushalt muss ebenfalls gereinigt werden, sofern er in den Weihnachts-, Neujahrs- und Karnevalstagen durcheinander geworfen wurde. Diese Reinigung wird allgemein in der Fastenzeit in Angriff genommen. Dazu wird vielerorts das „Basenfasten“ durchgeführt, doch was ist das Basenfasten genau und für wen ist es geeignet?
eine PDF-Datei mit einer guten Übersicht an basischen und sauren Lebensmitteln: https://www.drreinwald.de/ fileadmin/media/downloads/tabellenahrungsmittel-saeurebasen.pdf
mittel, die im Körper Säuren bilden, konsequent verzichtet. Die zugeführten Lebensmittel sind durchweg Basen bildend oder zumindest sollten sie neutral reagieren. Durch den völligen Verzicht auf Säure bildende Lebensmittel können die eingelagerten sauren Stoffwechselschlacken gelöst und ausgeschieden werden. Hier finden Sie
Für wen ist das Basenfasten geeignet?
Basenfasten ist grundsätzlich für jeden Menschen geeignet. Das Basenfasten kann von jedem Erwachsenen als reine Gesundheitsprävention durchgeführt werden. Besonders chronisch kranke Menschen erreichen durch das Basenfasten eine Entlastung und Entgiftung ihres Körpers. Die Zufuhr an Nährstof-
fen ist während der Basenfastenwoche ausreichend und der Stoffwechsel wird nicht strapaziert.
Wer sollte Basenfasten?
Viele Menschen leiden unter trägen Därmen, die sich nicht vollständig entleeren. Das führt im Laufe der Zeit zu Ablagerungen und Verklebungen entlang den Darmwänden. Aber auch bei Menschen, die zu Durchfällen neigen, bilden sich Ablagerungen, die die Darmwände verkleben. Ungesunde Ernährung, ein Zuviel an Nahrungsmitteln sowie Medikamenteneinnahmen und Bewegungsmangel sind für diesen Zustand verantwortlich.
Chronische Krankheiten durch Übersäuerung
Um zu entscheiden, ob jemand eine Basenfasten-Kur durchführen sollte, kann er sich an seinem Gesundheitszustand orientieren. Wer an Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung leidet, wer über Hautprobleme, Migräne oder Rheuma von sich berichten kann, für all diese Menschen ist das Basenfasten eine ideale kurzfristige Ernährungsform.
Viel Spaß beim Basenfasten und einen gesunden Tag wünscht Ihnen
Mateo Sudar
Unabhängiger Ernährungsberater und Mitarbeiter im MHT-Team
Vertrauen und Kontrolle sind zwei gleichberechtigte Komponenten der Zusammenarbeit. Vertrauen ist für die Verhaltensweisen vorteilhaft, die nicht beobachtbar sind (z. B. Einhaltung von Pausen). Je nach Aufgabenkomplexität und je nach Organisationsstruktur sind Vertrauens- und Kontrollspanne unterschiedlich. Ist Vertrauen vorhanden, besteht eine geringe Notwendigkeit für Kontrolle, Vertrauensverluste dagegen verstärken die Notwendigkeit von Kontrolle. Für die Entfaltung von Kreativität, Innovation und Flexibilität sind eher größere Handlungsspielräume und dadurch Vertrauen erforderlich (wikipedia).
In den letzten Tagen fiel mir ein Artikel von Regine Rachow mit dem Titel „Fünf Minuten Vertrauen“ der Zeitschrift „Kommunikation“ aus dem Junfermann Verlag in die Hände. Der Artikel ist ein Dialog zwischen Frau Rachow und San Ra Weckert, einer Jazzmusikerin, Bandleaderin, Komponistin und Trainerin, die in der JVA Moabit eine Bigband gründete. Dabei setzt sie auf Vertrauen. „In einer Bigband musst du kooperieren. Und du hast, wenn du etwa am Bass stehst, auch ein Interesse daran, dass der Typ, der neben dir am Schlagzeug sitzt, das kann.“
Sie geht mit vielen Instrumenten in das Gefängnis und zeigt den Menschen, dass Sie in fünf Minuten auf einem Instrument ihrer Wahl einen Ton herausbekommen und es spielen lernen können. Fünf Minuten Vertrauen „um ihnen zu zeigen, dass ihr Körper das kann“.
„In diesen fünf Minuten baue ich Verbindung und Vertrauen auf, Vertrauen in meine Person. Fünf Minuten, in denen meine ganze Aufmerksamkeit demjenigen gehört, der vor mir sitzt. Dabei ist es egal, was um mich herum passiert. Es gibt nichts anderes außer uns beiden. Ich bin ganz bei ihm, und zwar mit dem Herzen. Ich beurteile ihn nicht, es ist mir egal, was er getan hat, ich nehme ihn so an, wie er ist. Und das spürt er.“
Führen wollen heißt Vertrauen aufzubauen! Und zwar in mehrfacher Hinsicht. „Grundvoraussetzung ist Vertrauen in dein Gegenüber. Vertrauen in sein Potenzial. Es steckt ja in ihm, du musst es nur freilegen. Und du brauchst auch Vertrauen in dich selbst, dass alles in Ordnung ist, alles okay in diesem einen Moment, was auch immer um dich herum geschieht.“ Und das funktioniert?
„Ja. Die Menschen merken, hey, ich krieg ja einen Ton raus. Und zwar, wenn ich mich so hinstelle, wie Sandra es mir zeigt, und ebenso das Instrument halte und – etwa beim Blasinstrument – den Mund so forme, wie sie es sagt. Jetzt. Und dann kommt immer ein Ton raus. Diesen Ton werte ich nie, ich sage nur: Siehst du? Es geht!“.
Diese Methode nennt sich „Bigbandmethod“ und ist ein Instrument um Führungskompetenz zu lernen. Um Führungskompetenz zu erlangen, darf ich Verantwortung für mich selbst
übernehmen. Um dorthin zu gelangen, darf ich mir meine persönlichen Verletzungen anschauen. Wo liegen die? Welche Verletzungen sind dies? Schuld sich selbst gegenüber – ich habe einen Fehler gemacht (ich bin Opfer), mein Leben ist verpfuscht. Schuld anderen gegenüber – ich habe einen Fehler gemacht (ich bin Täter), ich habe das gemacht.
Ziel ist es, den Menschen ein Spiegel zu sein. „Ich möchte ihnen das spiegeln können, was ich in ihnen sehe, jenseits dessen, was sie taten. Ich spiegele das, was sie können, ich spiegele den, der sie werden können, wenn sie sich auf den Weg machen: den guten Mechaniker, geschickten Tischler, kreativen Unternehmer, den empathischen Vater, den superfreundlichen Taxifahrer – das alles und noch mehr. Es ist alles da.“ Ziel ist es zu erkennen, wer sie sein können, wenn sie andere Strategien zu ihrer Bedürfnisbefriedigung nutzen.
Geht es uns nicht allen ähnlich?
Anneli Zenker
Lesen Sie das gesamte Interview unter 6/2013 Kommunikation & Seminar im Junfermann-Verlag.
Wenn Sie mehr zu der Methode wissen wollen: www.bigbandmethod.com.
Wer vergibt, heilt auch sich selbst
von Jane Gardam
Erzählt wird die Lebensgeschichte des ehemaligen Hongkonger Anwaltes für Baurecht, Edward Feathers, der seinen Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau in ihrem großzügigen Anwesen in Dorset verbringt. Feathers, in Kollegenkreisen auch Old Filth -Failed in London Try Hongkong genannt, hat wenig Freunde, einen ehemaligen Kollegen, den er zutiefst verachtet und den Ruf eines überaus korrekten und ordentlichen Mannes, der sich nie etwas zuschulden kommen lies.
Als dieser ungeliebte Kollege eines Tages das Haus direkt neben ihm bezieht, seine Frau plötzlich stirbt und er gezwungenermaßen Kontakt zu ihm aufnehmen muss, fängt die sorgsam gehegte Fassade an, Risse zu zeigen. Er wird sich seiner Vergänglichkeit bewusst und dadurch gezwungen, über seine Vergangenheit nachzudenken.
Mittels stilsicher eingefügter Rückblenden wird auf fast liebevolle Art Stück um Stück seiner Kindheit offenbart, die ihn letztendlich zu diesem Mann machte, den er heute darstellt: Einen kühlen, liebesunfähigen Kopfmenschen.
Feathers ist ein Raj-Kind oder auch Empire-Waise. Dies sind Kinder der britischen Kolonialbeamten aus Hongkong, Singapur und Malaysia, die im Alter von ca. fünf Jahren aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen und nach England verschickt wurden. Dort kamen sie zu Verwandten oder Pflegeeltern, die sie in der Regel gegen Bezahlung aufnahmen, in die Schule und das Internat schickten und gegebenenfalls auch zum Studium. Da diese Wohnverhält-
nisse kaum kontrolliert wurden, waren Raj-Kinder den Aufsichtspersonen völlig ausgeliefert, was teilweise zu großen physischen und psychischen Verletzungen führte.
Jane Gardam widmete dieses Buch den Raj-Waisen, sie kennt (Jahrgang 1928) viele von ihnen persönlich.
Feathers wächst die ersten viereinhalb Jahre bei seiner Amme in einem malay-
ischen Dorf auf. Seine Mutter starb bei der Geburt und sein Vater, stark traumatisiert durch den Ersten Weltkrieg sowie alkoholkrank, zeigt kein Interesse an ihm. Auch er wird dann nach England verschifft und kommt, zusammen mit zwei entfernten Cousinen, zu Pflegeeltern nach Wales. Er durchläuft anschließend die seinerzeit übliche Laufbahn: Internate, Militär, Jura-Studium. Er geht nach Hongkong und erwirbt durch seine Arbeit als BaurechtsAnwalt großen Reichtum, heiratet und zieht sich nach seiner beruflichen Laufbahn in den Neunziger Jahren wieder in seine „Heimat“ England zurück.
Nach dem Tod seiner Frau und seines ehemaligen Kollegen, der ihm inzwischen so etwas wie ein Freund geworden war, beschließt Feathers zu reisen. Er trifft sich mit seinen Cousinen und sucht den Ort auf, an dem es ihm längere Zeit gut ging. Er lässt immer mehr Erinnerungen zu und mit Hilfe seiner Cousinen und einem jungen Geistlichen wird es ihm möglich, die ihm zugefügten Verletzungen zu erkennen, anzunehmen und seine vermeintliche Schuld als das wahrzunehmen, was es wirklich war. Er lernt sich zu vergeben und dadurch auch seinen Peinigern.
Gabriele Steckler„Ein untadeliger Mann“
von Jane Gardam, aus dem Englischen von Isabel Bogdan Erschienen im Hanser Verlag Bestell-Nr. 978-3-446-24924-0
Die Autorin Jane Gardam, geboren am 11.07.1928 als Jean Mary Pearson in Coatham, Yorkshire, schreibt Erzählungen, Romane und Kinderbücher. Ebenso arbeitet sie als Kritikerin für Zeitungen und schreibt für BBC Radio.
Musik in der Betreuung und in der Pflege
Dass das Singen, das Musizieren und auch das Musikhören eine immense Auswirkung auf die Lebensqualität besitzen, ist hinlänglich bekannt und in verschiedenen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen. Gerade das Singen kann laut Prof. Dr. Günter Kreuz (Universität Oldenburg) das Immunsystem stärken und durch die Ausschüttung des Hormons Oxytozin den Stressabbau unterstützen und den Wohlfühleffekt fördern.
In der Pflege älterer Menschen und in deren Alltagsgestaltung hat das Singen und Musizieren eine ganz besondere Bedeutung. Dies kann man, wenn man tagtäglich damit umgeht – anders als durch das bloße Studieren theoretischer Abhandlungen – in realen, erfassbaren Aktionen und Reaktionen hautnah erleben. Gleich ob eine Pflegeoder Betreuungskraft zur Gitarre greift und ein bekanntes Volkslied anstimmt oder ob auch nur von der Musikkonserve ein beliebtes Lied erklingt, die meisten Menschen in der Runde sprechen unmittelbar darauf an. Einige beginnen sofort textsicher mitzusingen, einige sprechen oder flüstern den Liedtext mit und einige zeigen durch ihre Mimik und Körpersprache an, dass etwas Wohlbekanntes bei ihnen ankommt.
Die Generation, die im Moment in unseren Senioreneinrichtungen lebt, hat
anders als vielleicht die Jüngeren – einen unmittelbaren Bezug zum Singen. Egal ob zu Hause, im Schulunterricht, im Gesangsverein oder im Freundeskreis: gerade das gemeinsame Singen und Musizieren ist für unsere Bewohner immer schon ein herausragender, wichtiger und geliebter Bereich im Leben gewesen.
Da ist es selbstverständlich auch kein Wunder, wenn man als Pflegekraft oder als Alltagsbetreuer(in) zum Teil erstaunliche Erfahrungen macht. Menschen, die kommunikativ nur sehr eingeschränkt aktiv sind, deren kognitiven Fähigkeiten krankheitsbedingt reduziert sind oder die ganz und gar nicht mehr in der Lage sind, an Angeboten der Betreuung teilzunehmen, zeigen tatsächlich durch Musik individuell unterschiedliche Reaktionen.
So ist der wunderbare Fall der Dame aus dem Johanneshaus Bad Liebenzell erwähnenswert, deren Lieblingsoper „La Boheme“ von Puccini ist. Mit herkömmlichen Mitteln der Kommunikation dringt man normalerweise nicht
mehr in ihre Welt vor. Bei Arientexten aus der deutschen Fassung des Werkes jedoch spricht sie sofort an und rezitiert ganze Textzeilen daraus. Noch verblüffender ist es nun aber, dass diese Bewohnerin auf das italienische Original von der CD noch intensiver reagiert: Sie singt leise in italienischer Sprache mit und ihre Körpersprache signalisiert äußerstes Wohlgefühl.
Wie Musik als Brücke dienen kann, lässt sich durch solche Erfahrungen doch leicht erahnen. Manchmal bleibt sie die einzige Verbindung zu Menschen, die durch andere Kommunikationsformen nicht oder nur sehr schwer zu erreichen sind. Hinsichtlich dieser Erkenntnis ist es ganz wichtig, dass innerhalb der Ausbildung zur Pflegekraft und auch zur Betreuungskraft, ein besonderes Augenmerk auf das Singen und Musizieren gelegt wird. Neben der Vermittlung der medizinischen Grundlagen, der anatomischen Zusammenhänge, der physiologischen Prozesse und des psychologischen Wissens, die zusammen die Grundvoraussetzung für eine fachlich korrekte Pflege bilden, gehört zur humanen und würdevollen Pflege nämlich auch das Erlernen einer Sprache, die auch dann noch funktioniert, wenn die herkömmlichen Formen versagen.
Wolfgang WaldenmaierEin Ratschlag aus der Apotheke
Vielen Besuchern einer heutigen Apotheke ist sicherlich nicht bekannt, dass trotz der großen Anzahl chemisch produzierter Arzneimittel bis heute ungefähr ein Drittel des Arzneischatzes aus unserer Natur stammt. Selbst modernste Entwicklungen nutzen häufig die Natur als Lieferanten der Ausgangssubstanzen.
Um die Vielfalt der Pflanzenwelt mit ihren Arzneistoff liefernden Arten besser kennen zu lernen, bin ich immer wieder auch mit der Kamera in der Natur unterwegs, um einzelne Exemplare für mein Archiv festzuhalten.
In regelmäßiger Folge möchte ich deshalb an dieser Stelle einzelne Pflanzen vorstellen und über ihre Wirkungsweise informieren.
Friedrich Böckle(Quellen-Apotheke, Bad Liebenzell)
Bei Spaziergängen im Juni und Juli staunen wir oft über ein großflächiges, rotes Blütenmeer in Lichtungen des Schwarzwalds. Es handelt sich um den hier weit verbreiteten roten Fingerhut (Digitalis purpurea) Extrakte aus seinen Blättern werden seit Jahrhunderten bei Herzleiden eingesetzt, speziell bei ungenügender Leistung des Herzmuskels und auch bei erhöhter Herzfrequenz. Es sind dabei sogenannte Glykoside, die in der Lage sind, die Kontraktionskraft des Muskels zu verstärken unter gleichzeitiger Verlangsamung der Pulsfrequenz. Diese hochwirksamen Glykoside haben jedoch den Nachteil, dass sie hochgiftig sind und bereits bei einer relativ geringen Konzentration sogar tödlich sein können. Eine Anwendung als Tee oder durch eigene Pflanzenauszüge verbietet sich also absolut!
Die Pharmaindustrie stellt die Digitalis-Tabletten entsprechend exakt auf einen Wirkstoffgehalt ein. Allerdings muss trotzdem die vom Arzt vorgegebene Dosierungsvorschrift durch die Patienten genau eingehalten werden, damit es auch hier zu keinen Überdosierungen kommt und dadurch Vergiftungserscheinungen auftreten.
Botanisch interessant ist die Tatsache, dass es sich bei dem Roten Fingerhut um eine zweijährige Pflanze handelt. Man wird deshalb oft auf Flächen, die man im vergangen Jahr noch in Blüte antraf, hauptsächlich große grüne Grundblätter ohne Blüten vorfinden. Erst im darauf folgenden Jahr dürfen wir uns dann wieder an den wunderschönen Blüten erfreuen.
Im Schwarzwald wenig anzutreffen ist der Gelbe Fingerhut. Seine Inhaltsstof-
fe sind sehr ähnlich und werden auch zur Arzneigewinnung verwendet.
Die moderne Herztherapie wird heute nur noch in wenigen Fällen mit Digitalispräparaten durchgeführt. Hauptgrund ist sicherlich für die Ärzte das Problem der Giftigkeit. Viele ältere Patienten sind jedoch noch auf diese Präparate eingestellt und vertragen sie auch seit vielen Jahren gut. Entscheidend ist dabei die regelmäßige Einnahme mit möglichst demselben zeitlichen Abstand. Es gibt noch einige volkstümliche Anwendungen für den Fingerhut, auch für äußerliche Zwecke. Davor möchte ich hiermit jedoch absolut abraten!
Ja, der Winter ging zur Neige, holder Frühling kommt herbei, Lieblich schwanken Birkenzweige, und es glänzt das rote Ei.
Schimmernd wehn die Kirchenfahnen bei der Glocken Feierklang, und auf oft betretenen Bahnen nimmt der Umzug seinen Gang.
Nach dem dumpfen Grabchorale tönt das Auferstehungslied, und empor im Himmelsstrahle schwebt er, der am Kreuz verschied.
So zum schönsten der Symbole wird das frohe Osterfest, dass der Mensch sich Glauben hole, wenn ihn Mut und Kraft verlässt.
Jedes Herz, das Leid getroffen, fühlt von Anfang sich durchweht, dass sein Sehnen und sein Hoffen immer wieder aufersteht.
Ferdinand von Saar (1833 - 1906), österreichischer Schriftsteller, Novellist, Lyriker und Dramatiker