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Der letzte Sessellift

Der letzte Sessellift bündelt die Themen Irvings aus 40 Jahren des Schreibens, in denen (mit diesem hier) insgesamt 15 Romane entstanden. Herausragende Werke, wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag“, „Garp und wie er die Welt sah“ und „ Das Hotel New Hampshire“ sind nur drei aus der einmaligen Irving-Literaturwelt, die übrigens alle drei auch erfolgreich verfilmt wurden und für die er selbst die Drehbücher schrieb.

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Sein neues Werk ist mit 1088 Seiten sein bisher längster Roman. Alles, was die Leserinnen und Leser an John Irving immer schon schätzten und verehrten, taucht hier wieder auf: Orte der Handlung sind New Hampshire und Vermont (wie meistens bei Irving). Die handelnden Personen sind dem Ringer-Sport verbunden (wie in vielen Irving-Werken), sind sexuell vielschichtig orientiert (auch typisch Irving), sind Außenseiter und ecken mit ihren Lebens- und Liebesweisen in ihrer gesellschaftlichen Umgebung an (das erwartet man von einem „echten Irving“).

Adam Brewster, Irvings Ich-Erzähler, beschreibt das, worum es in diesem

Werk hauptsächlich geht, mit folgenden Worten aus dem Roman: „Ich war neununddreißig Jahre alt, als Ronald Reagan Ende Januar 1981 der vierzigste Präsident der Vereinigten Staaten wurde. Die liebevollsten und meistgeliebten Menschen in meinem Leben waren zwei lesbische Paare und die Transfrau, die mein Stiefvater war.“

Die Atmosphäre des Hasses, die AIDSProblematik und die Ausgrenzung der sexuell anders Orientierten während dieser Jahre und überhaupt sind zentrale Themen dieses Werkes. Hier wieder: Typisch Irving, der alle Stränge der Handlung von Anfang an fest im Griff

John Irving: Der letzte Sessellift · Roman (Aus dem Amerikanischen übersetzt von Anna-Nina Kroll und Peter Torberg) Diogenes Verlag, Zürich 2023 hat und auf das finale Ereignis zusteuern lässt. Ein Kritiker hat vor einigen Jahren einmal geschrieben: „Normale Leser sind glücklich, wenn sie ein Buch zu Ende gelesen haben, und genießen diesen Zustand. John-Irving-Leser wünschen sich dagegen, dass das Buch nie enden möge!“

Nun, vor dem Hintergrund, dass „Der letzte Sessellift“ Irvings Vermächtnis sein könnte, bekommt diese KritikerThese eine ganz neue und magische Bedeutung. John Irvings „Der letzte Sessellift“ ist vielleicht sein politischster Roman und ein starkes literarisches Pamphlet gegen gesellschaftliche Unterdrückung von Minderheiten, für die Würde und das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen.

Wolfgang Waldenmaier

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