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MENSCHEN
«Ich bin mit mir und meinem Leben im Einklang.» Vor zwei Jahren hat Isabelle Strasser die Strasser AG in dritter Generation übernommen und gleich neue Wege eingeschlagen – weg von Massenproduktionen. In diesen Tagen erwarten sie und ihr Partner ihr erstes Kind.
Isabelle Strasser bewegt sich bei jedem Wetter, mit Vorliebe am Glütschbach.
Im letzten Monat der Schwangerschaft bei letzten Büroarbeiten …
Isabelle Strasser, fühlen Sie sich persönlich als Power-Frau? (überlegt lange) Eigentlich denke ich, Power-Frau ist doch etwas ganz anderes. Aber wenn ich mir überlege – ja, ich habe viel Energie, mir geht es «ring» und ich habe Organisationstalent; in diesem Sinn bin ich wahrscheinlich schon eine Power-Frau, subjektiv gesehen.
Wie lange sind Sie schon im Geschäft? Im 2006 bin ich in die Strasser AG eingetreten. Ich habe in der Buchhaltung angefangen, ganz klar um zu sehen, ob es mir gefällt. Ich habe nicht gesagt, den Betrieb übernehme ich einmal, ohne zu wissen, ob mir das Metier überhaupt zusagt. Sukzessive habe ich das Marketing und das Personalwesen übernommen und bin erst später mit Geschäftsleitungsfragen betraut worden. Ab 2009 konnte ich mir eine Geschäftsübernahme vorstellen. Die Arbeiten dazu haben dann noch zwei Jahre gedauert. Mein Vater ist Verwaltungsratspräsident und für mich da, wenn ich ihn brauche.
Sie stehen alleine der Strasser AG mit 65 Mitarbeitenden vor. Haben diese keine Probleme mit einer Frau? Nein, überhaupt nicht. Die grösste Umstellung für die Mitarbeiter war die neue Generation, es ist nicht mehr das Patron-Dasein wie in den letzten 30 Jahren, es ist etwas anderes. Aber deswegen oder wegen mir als Frau hat noch kein Mitarbeiter gekündigt … Ist die Betriebsgrösse für Sie optimal? Es ist eine sehr gute Grösse, die eine Geschäftsinhaberin und einen Geschäftsführer ermöglicht. Ich bin ja nicht Schreinerin und meine schreinerischen Fähigkeiten reichen gerade zum «Loubsägele». Deshalb leitet der Geschäftsführer den operativen Bereich. Wie schwierig ist es, in dritter Generation ein Unternehmen zu übernehmen und zu führen? Man kann scheitern, aber das kann auch in der vierten Generation so sein. Daran denke ich aber nicht. Ich hatte Glück, dass mein Vater mir Platz gemacht hat und mich machen lässt und ich nicht in seine Fussstapfen treten muss. Ich kann meinen eigenen Weg gehen, mit meinen Ideen und Ansichten. Das macht es einfach.
Für welchen Bereich des Schreinermetiers schlägt Ihr Herz? Mich faszinieren die Kombinationen mit Holz und neuen Materialien wie Stoffe, Glas oder Fischleder, die man mit Schreinerlösungen im Innenausbau zur Geltung bringen kann. Wir entwickeln uns weg von den grossen Submissionen mit Serienproduktionen, unsere Projektleiter werden immer mehr Bau- und Gesamtprojektleiter oder Innenarchitektur-Berater. Bei exklusiven Produkten wie zum Beispiel dem Rindentuch aus Uganda haben wir die Alleinvertretung für die Schweiz. Helfen Sie selber aktiv mit bei der Entwicklung von Trends und Produkteneuheiten? Wenn ich irgendwo ein interessantes Material sehe, bringe ich es mit, genauso, wie das Mitarbeiter auch tun. Ich bringe aber höchstens eine Idee ein, verstehe aber zu wenig von deren Machbarkeit. Ganz neue Sachen kommen nicht von mir, die unterstütze ich mit Finanzen.