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Höhenflug am Thunersee: Bericht zu Stephan Eichers
from ThunMagazin 04/13
by WEBER VERLAG
Höhenflug am Thunersee
Entzückt, verrückt, verzaubert – 1¾ Stunden hielt Stefan Eicher, der Grandseigneur der Schweizer Popmusik, die Konzertbesucher Innen im Banne – auf Höhenflug – l’Envolée, so der Titel seines neuen Albums.
Stephan Eicher gastierte auf Schweizer Tournee im KKT Thun – 6. März 2013.
Keine Pause, keine Nebenrolle – immer da, präsent, voller Leidenschaft und Präzision. Ein Stephan Eicher, bei bester Laune, voller Witz und Humor und verblüffend fassbar, nahe. Nicht nur, weil er zum Finale zusammen mit seiner Band durch das Publikum hindurch marschierte – tatsächlich Marschmusik spielend –sondern auch, weil er das Konzert mit amüsanten und zugleich scheu wirkenden, frischen Sprüchen fassbar machte. Selbst die kurze unvorhergesehene Szene, Licht im Publikum und der Star im Dunkeln, schien ihn sichtlich zu amüsieren. Bei den Zugaben ebenfalls verweilte er im Höhenflug, voller Energie,nicht zu bremsen – ein Genuss auf allen Ebenen. Der Meister bedankte sich beim Publikum dafür, dass sie ihm eine Karriere erlaubt hätten, obwohl man nicht klatschen könne zu seinen Liedern, wenn man es auch gerne tun würde. Eine Sprachakrobatik–Stephan Eicher, der Jongleur und Verehrer der Sprachen. L’Envolée, so der Titel seiner Konzerttournee (durch die Schweiz und Frankreich) und von seinem neusten Album. In diesem Höhenflug schwebt Stephan Eicher in luftiger Höhe, mal weich und sanft, mal wild und stürmisch. Er führt das Konzertpublikum aber nicht nur zu neuen Entdeckungen, sondern auch zu zahlreichen bekannten Melodien – wie u.a. Déjeuner en paix, ds Vreneli abem Guggisbärg oder Hemmige. Meisterlich gekonnt das Zusammenspiel zwischen Eicher und seiner neuen Band, mit Violine, Bass, Piano, Schlagzeug und Gitarre. Das Bühnenbild, die Lichtschau, alles voller Präzision, souverän geführt. Die Lieder aus dem vorliegenden Album sind kurz, sehr kurz – so kurz, dass selbst die Plattenfirma längere Songs gewünscht hätte, zum ers ten Mal, amüsiert sich Eicher in einem Interview in Le Monde. Stephan Eicher, 1960 geboren, verbrachte seine Kindheit in Münchenbuchsee, später besuchte er das Internat Ecole d’Humanité in Hasliberg. Bekannt wurde er im deutschsprachigen Raum in den 1980er-Jahren mit seiner Band Grauzone und deren Neue-Deutsche-Welle Chartsingle Eisbär. Seitdem ist er in Frankreich und der Schweiz mit diversen Alben, Tourneen und Nummer-eins-Hits erfolgreich.
Das 11. Album mit 12 Titeln, alle aufeinander aufbauend, bis zum Höhenflug. Dieses Album, so Eicher, habe ihm gefehlt. Hier sei er weiter gegangen als bisher. Die Texte en français und in Deutsch. Keine englischen Texte und das nicht zufällig. Die Amerikaner stimmen ihn nervös derzeit, gesteht Stephan Eicher. Mit dem KK Thun fand das erste Konzert der Schweizer Tournee von Stephan Eicher den passenden Rahmen, einwandfreie Akustik, ein schlicht modernes Design. «Ich will keinen Tee! Ich brauche Wasser», so die Überschrift bei der Getränkeausgabe. Ein Wortspiel, als wäre es für Stephan Eicher platziert worden. Die Ikone des schweizerischen Musikschaffens hat dem KK Thun zum ers ten ausverkauften Konzert verholfen. In diesem Sinne wünschen wir sowohl dem grossen Berner Künstler Stephan Eicher wie auch dem KK Thun guten Flug – l’Envolée – mit sanfter Landung.
Text: Gabi Doerig-Eschler, Konzertbesucherin und freie Mitarbeiterin Bild: Olaf Veit