Ausgabe 12 Nov./Dez./Jan. 2022/23 • € 5,90 Neues entdecken – Schönes genießen Schwarzwald übrige EU-Länder € 6,90, Schweiz sfr 9,90 10 Kinos besondereganz Infos & Adressen ab Seite 26 KULT-BÄCKEREI Hier stehen die Basler gerne Schlange 4 191453 805901 12 Wo der Wind pfeift… Das Geheimnis der Statue auf dem Schauinsland LIEBLINGSREZEPTE Flammkuchen in tollen Varianten Blumensträuße aus dem Schwarzwald –das ganze Jahr über Mein Leben als Eremit: zu Besuch bei Bruder Otto in der Klause Slow Flower SONNTAGSAUSFLUG Unterwegs im „Tal der 1000 Lichter“ SW1222_001_Titel_338275.indd 1 22.09.22 09:37
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Die winterliche Kreuzfelsenkurve im Höllental von oben: eine ungewöhnliche Perspektive auf das Hin und Her
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Manchmal liegt das Ungewöhnliche, Neue gar nicht so weit weg. Man muss nur eine andere Perspektive einnehmen, einen frischen Blick aufs Altvertraute. Wie bei dem Drohnenfoto oben: Da sieht die Fahrbahnführung wie ein schlechter Scherz der Straßenplaner aus – aber wer schon mal von Freiburg nach Hinterzarten gefahren ist, weiß, dass die Kreuzfelsenkurve durchaus eine sinnvolle Funktion hat (Bericht ab S. 70). Auch andere Geschichten in diesem Heft berichten von frischen Perspektiven: Chris Johnson aus Gernsbach denkt das Thema Duftkerzen ganz neu (ab S. 34), Floristin Sonia Grimm aus Sinzheim bindet Slow-Flower-Blumensträuße (ab S. 46), Eremit Bruder Otto im Kinzigtal erzählt uns von seinem ungewöhnlichen Leben (ab S. 98), und Holzkünstler Thomas Rees findet Verborgenes in Baumstämmen (ab S. 86). Kommen Sie mit uns auf Entdeckungsreise im Schwarzwald!
Herzlichst, Ihre Redaktion „Mein Schwarzwald“
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FOTOS: AdobeStock/Johannpictures TITELFOTOS: Guido Kurth, Stockfood Editorial
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STAUNEN
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Kinovergnügen der besonderen Art
GENIESSEN
Damit wird jedes Messer scharf
Feuer & Flamme für die perfekte Kerze
Ambiente, Filmauswahl, Geschichte: zehn einmalige Schwarzwälder Lichtspielhäuser, in denen Sie unbedingt einmal gewesen sein sollten 34
Diese Er ndung aus Freiburg hat der Welt gefehlt: Mit dem Horl wird das eigentlich komplizierte Messerschleifen kinderleicht 52
Flammkuchen: unsere Lieblingsrezepte
Der Klassiker ist mit Speck und Zwiebeln belegt, wir zeigen Ihnen noch andere feine Varianten 64
Fisch aus dem Räucherofen
Blumensträuße aus dem Schwarzwald
Lange hat Chris Johnson daran getü elt. Jetzt produziert und verkau er in Gernsbach Kerzen aus ungewöhnlichem Wachs 46
… das ganze Jahr über: Sonia Grimm betreibt in Sinzheim ein nachhaltiges Blumenunternehmen 70
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Schwarzwälder Kurvenstar
Die Kreuzfelsenkurve im Höllental ist die wohl schärfste Kurve im ganzen Schwarzwald
Die ganze Welt in Stein
meißeln
Echt irre: Steinmetz Florian Weber hat sogar das Kolosseum aus dem Sandstein geschlagen
In Freiamt ist Michael Wickert endlich angekommen – und bringt das traditionelle Fischräucherhandwerk in den Schwarzwald zurück
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FOTOS: Stockfood, Christina Feser (2), Kino Kulisse Ettlingen, Nicolas Gysin, Gabriele Hennicke, ID Photography/Christina Loesch, Floralita
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14 Unterwegs im „Tal der 1000 Lichter“ 74 Nix wie
die Kult-Bäckerei in Basel 10 26 Diese Kinos sind in jedem Fall einen Besuch wert! ganz besondere Lichtspielhäuser SW1222_004005_Inhalt_337617.indd 4 22.09.22 16:21
Aronia: Power aus der Beere Der Obstbauer Jürgen Engelmeier aus Obersasbach lädt uns zur Ernte ein
Kunstwerke zum Vernaschen Springerle sind für Marion Jentzsch ein Kulturgut, das einfach nicht verloren gehen darf. Die O enburgerin zeigt uns, wie man sie herstellt
der Titelseite angekündigte Themen sind rot gekennzeichnet
Fischliebhaber
Freiamt
hin:
„Slow Flower“ im Schwarzwald
Lichterglanz und Sternenzauber
Zur Weihnachtszeit wird es romantisch in Bühlertal. Dann verwandelt sich der Ort in ein „Tal der 1000 Lichter“ – unser Sonntagsaus ug 60
Das etwas andere Dorfgasthaus
Das „Rössle“ in Geschwend bei Todtnau: wie ein Dorf sein Gasthaus rettet 74
Basels älteste
Bäckerei
… … wird wieder jung. Zu verdanken ist das einem Dreierteam mit frischen Ideen. Jetzt stehen die Basler hier morgens Schlange 86
Thomas Rees und seine Skulpturen
Der „Windbohrer“ auf dem Schauinsland ist eines seiner über 100 Kunstwerke. Uns erzählt der Bildhauer nun vom neuen Projekt
Das
Leben als Einsiedler
Bruder Otto lebt als Eremit in einer Klause bei Wolfach. Doch wie wurde der Mönch zu dem Menschen, der er heute ist?
Freudenstadt
Eine Tankstelle als Ausfl ugsziel
Sie ist charmant im Stil der 1960er-Jahre gestaltet und diente oft auch schon als Filmkulisse: die Retro-Tanke an der Bundesstraße 28 auf dem Kniebis
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ERLEBEN 14
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RUBRIKEN 6 Willkommen! 12 Leserbriefe 38 Meldungen 84 Abo-Vorteile 106 Marktplatz 108 Termine 114 Impressum
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Die farbenfrohste Zeit des Jahres
Ob mit oder ohne Sonne – der Herbst lässt den Schwarzwald im schönsten Licht erstrahlen. Die Natur wirkt dann wie ein erlebbares Landschaftsgemälde. Unterwegs sind wir hier in der Nähe des Schliffkopfs (1054 m) im Landkreis Freudenstadt. Das Gebiet steht bereits seit 1938 unter Schutz. Der Schliffkopf ist somit das älteste Schutzgebiet auf den Höhen des Nordschwarzwalds
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Willkommen im Schwarzwald
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FOTOS: Oliver Wiehl
Waldbewohner
Wenn wir nicht gerade ausgelassen durchs Herbstlaub rascheln, sehen wir unterwegs vielleicht auch einige Waldbewohner. Wer auf Nummer sicher gehen will, spaziert zum Beispiel durchs Rotwildgehege in Enzklösterle, wo dieses Foto entstanden ist. Dort kann man den „König des Waldes“ aus nächster Nähe bestaunen
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FOTOS: Adobe Stock/Tatiana, Christoph Eberle/Schwarzwald Tourismus, Eva Magenreuter
Herzhafter Herbst
Jetzt ist wieder Zwiebelkuchenzeit! Am liebsten genießen wir ihn mit einem Gläschen neuen Wein in einer der vielen Besenwirtschaften (s.u.). Oder soll’s doch lieber ein Flammkuchen sein? Feine Rezepte für zu Hause gibt’s ab Seite 52
Die mit dem Besen winken … Jetzt im Herbst stecken die Bauern wieder bunt geschmückte Reisigbesen aus. Das ist die Einladung in die Straußwirtschaft – auf den Hof oder ins Wohnzimmer. Ausgeschenkt wird, was im eigenen Weinberg wächst, und serviert, was Küche, Keller und Räucherkammer hergeben. Eine Übersicht mit den Adressen findet man hier: www.schwarzwald-tourismus.info/erleben/ kulinarik/essen-gehen/straussen
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| MEIN Schwarzwald Weite und Harmonie … … das findet man im Schwarzwälder Dom in St. Blasien. Die ungewöhnliche Kuppelkirche fast ganz in Weiß lockt viele Besucher an und beeindruckt allein durch ihre Größe. Was sich die Kirchengemeinde wünscht: Die Kirche nicht als ein Museum, sondern als ein einladendes Gotteshaus zu betrachten …
Einfach märchenhaft Schon am Nachmittag geht im Dezember die Sonne unter und verpasst der weißen Puderzucker-Landschaft einen pinken Anstrich. Diese besondere Stimmung, die oft nur einen Moment lang hält, konnte Fotograf Oliver Wiehl mit seiner Drohne einfangen. Wo? Beim Hohlohturm im Naturschutzgebiet Kaltenbronn
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FOTOS: Julia Litz, Oliver Wiehl
briefe Leser
Schreiben Sie uns: Redaktion „Mein Schwarzwald“, Solmsstr. 1, 76530 Baden-Baden oder per Mail an: info@mein-schwarzwald-magazin.de
Spezielle Atmosphäre
Toll, in Ihrem schönen Magazin etwas über die Kapelle auf dem Hörnleberg zu lesen. Das ist tatsächlich ein sehr besonderer Ort, ob man nun gläubig ist oder nicht, kann man die spezielle Atmosphäre da oben spüren. Ich selbst gehe, allein oder mit Freunden, am allerliebsten im November oder Dezember auf den Hörnleberg. Weil es dann noch ruhiger ist, egal ob Sonne, Nebel, Schnee oder Nieselregen – und der Blick von der Kapelle auf die Schwarzwaldberge in meinen Augen noch schöner.
Dani Wandler, per Mail
Stärkung für den Rückweg
Es war wirklich interessant, in Ihrer neuen Ausgabe von „Mein Schwarzwald“ so viel über die wechselvolle Geschichte der Grünhütte zu lesen. Wir kennen die Hütte nur aus den Wintermonaten, wenn wir auf Langlauf-Skiern von Kaltenbronn einen Aus ug dorthin machen und uns für den Rückweg auf der Loipe mit den wirklich köstlichen HeidelbeerPfannkuchen stärken. Sehr zu empfehlen!
Sandra
Lässig die Kugel platzieren Vielen Dank für den schönen Bericht über das Boule-Spiel in Ihrer neuen Ausgabe. Ich werfe selbst auch ab und zu die Kugeln, aber nur hobbymäßig, weil es ja, wie Ihr Autor richtig schreibt, vor allem um Entspannung geht. Und die ginge bei mir öten, wenn sich plötzlich alles um Siege, Pokale und Tabellenplätze drehen würde. Aber es ist schon ein tolles Schauspiel, wenn man den Pro s zuschaut und sieht, wie lässig sie ihre Kugel beim Wurf haargenau platzieren. Deshalb kann ich Ihren Lesern nur empfehlen: Schauen Sie sich mal ein Ligaspiel an – vielleicht werden Sie ja vom Boule-Virus in ziert.
Hanna Bauer, per Mail Das schönste Schloss weit und breit Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, dann hat ihn Ihr Artikel über Sibylla Augusta und ihr „Wochenendhäuschen“ gebracht: Rastatt hat das schönste Schloss weit und breit! Unser Schloss Favorite ist nicht so groß und unpersönlich wie der Riesenbau in Karlsruhe und nicht so verschlossen und unzugänglich wie das Neue Schloss in Baden-Baden. In Favorite kann man live reingehen, die Kacheln und die charmanten Pseudotapeten bewundern, durch den Park schlendern, Nordic Walkern, Tai-Chi-Gruppen und verliebten Pärchen zuschauen. Und sich dann mit einem Stück Torte belohnen. Ein schöner, normaler Ort, der perfekt zu dieser schönen, normalen Stadt passt.
Stefan Müller, per Mail
Ein Wohlfühl-Ort mit Gasthaus
An einem der heißen Sommertage letzte Woche wollten wir an einen angenehmeren Ort üchten und fuhren nach Menzenschwand, zu dem Wasserfall, den Sie in Ihrem aktuellen He auf Seite 9 vorstellten. Wir fanden eine schöne kleine Schlucht vor, einen Spazierweg direkt am Wasser, die Lu war wunderbar frisch, eine Wohltat in diesen heißen, trockenen Zeiten. Als ergänzende Info für Ihre Leser: Der Wasserfall liegt einen knappen Kilometer hinter dem Ortsende, es gibt einen Parkplatz und sogar ein Gasthaus direkt am Wasserfall (Zum Kuckuck), das zwar Montag und Dienstag Ruhetag hat, die Woche über aber bis 20 Uhr geö net ist.
Stiegert, per Mail
Jan Freger, per Mail
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Leckere
Leckere Rezepte Ausflugsziele & Einkehrtipps Alle 2 Monate neu! Die aktuelle Ausgabe oder direkt im Abo bestellen unter: Tel. 025018014418 • shop.landundberge.com Das Magazin für alle, die gerne in der Natur unterwegs sind. Deutsche Medien-Manufaktur GmbH & Co. KG, Hülsebrockstraße 2–8, 48165 Münster
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Spannende Geschichten über Menschen & Regionen
Unsere Autorin Christina Feser (l.) war zusammen mit Freunden unterwegs auf dem Sternenweg in Bühlertal
Unser Sonntagsausflug
Die drei Sternensucher des Schwarzwälder Holzkünstlers Simon Stiegeler markieren den schönsten Aussichtspunkt der Rundtour
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FOTOS: Christina Feser (2), Gemeinde Bühlertal
Wenn die Tage dunkler werden, leuchten in Bühlertal die Sterne. Über 3000 Lampions verwandeln die Schwarzwaldgemeinde in das „ Tal der 1000 Lichter “ . Auf einem drei Kilometer langen Rundweg lässt sich die stimmungsvolle Atmosphäre für eine besinnliche Auszeit nutzen
Bricht die Dämmerung über das Tal herein, schalten sich die orangefarbenen Sternenlampions entlang der plätschernden Bühlot ein
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Vorfreude, schönste Freude“, heißt ein bekanntes deutsches Adventslied, das in vier Strophen beschreibt, mit welch lieb gewonnenen Ritualen die Menschen sich traditionell auf Weihnachten einstimmen. Kränze binden und Plätzchen backen gehören dazu, ebenso das Basteln und liebevolle Dekorieren der Wohnung. Für die Einwohner von Bühlertal gibt es seit einigen Jahren einen neuen Brauch: Stolz schmücken sie ihr Zuhause mit dem Bühlertäler Stern.
Das möchten wir uns auf einem Ausflug in den Ort im Nordschwarzwald einmal anschauen. Denn passend dazu hat die Gemeinde den Sternenweg angelegt. Auf rund drei Kilometern lädt der Rundweg zu einer Auszeit mit Möglichkeiten zur inneren Einkehr. Im Jahr 2015 mit etwa 200 Sternenlampions begonnen, leuchten in dem lang gezogenen Tal zwischen Rheinebene und Schwarzwaldhöhen in der Weihnachtszeit inzwischen mehr als 3000 der Himmelskörper – und verwandeln es in das „Tal der 1000 Lichter“
Den Zauber der Weihnacht erleben
Los geht die Tour am Brunnenplatz beim Haus des Gastes in Bühlertal. Stimmungsvoll leitet dort ein beleuchtetes Motiv der heimischen Künstlerin Eva Tornatzky den Rundweg ein. Im Original ein nur wenige Zentimeter kleiner Scherenschnitt, bringt ihre Tochter Eva Kunsmann die Motive auf gebürstetem Metall groß heraus. Mit der richtigen Beleuchtung werden daraus festliche Kunstwerke. „Als wir den Sternenweg geplant haben und es um die Gestaltung der Stationen ging, war es uns ein Herzenswunsch, die inzwischen 97-jährige Bühlertälerin in das Projekt einzubinden“, erzählt uns Sternenweg-Mitinitiatorin Marianne Schäuble. Umso größer ist die Freude darüber, dass zwischenzeitlich bereits vier Werke der bekannten Künstlerin den Weg
Die Sterne weisen uns den Weg: Und der führt nach einem kleinen Waldstück schnurstracks Richtung Kriegerdenkmal
Die Gemeinde Bühlertal erstreckt sich von der Rheinebene über die Weinberge bis hinauf zum Scheitel des nördlichen Schwarzwaldes
Dank Selbstbedienung war selbst zu Coronazeiten die Einkehr im Außenbereich der „Breitmattstub“ möglich
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FOTOS: Christina Feser
SternenwegImpulsgeberin Marianne Schäuble betreibt mit ihrer Familie das Weinund Klimahotel „Bergfriedel“ Auch hier sind Spaziergänger zur Einkehr eingeladen
bereichern. Und in dieser Saison kommen zwei weitere Stücke dazu, verrät Marianne Schäuble voller Vorfreude. Sowohl an der oberen als auch an der unteren Einfahrt von Bühlertal werden die Ankömmlinge am Ortsschild von je einem großen angestrahlten Engel mit Stern in der Hand begrüßt.
Grundsätzlich ist es dem speziell gegründeten Sternenteam bei der Dekoration wichtig, den Charme des Einfachen zu bewahren. „In der heutigen Zeit geht es doch nur noch um ,höher, schneller, weiter‘. Auf dem Weg möchten wir bewusst gegen diesen Trend halten. Schließlich entfaltet sich der Zauber der Weihnacht doch in den kleinen Dingen“, betont Marianne Schäuble.
Doch von eben diesem Zauber war in den vergangenen Jahren in Bühlertal kaum noch etwas zu spüren gewesen, hatte die Wirtin vom Restaurant Bergfriedel mit großem Bedauern beobachtet. „Unser Haus liegt auf einer Anhöhe mit herrlichem Blick über das Tal. Und dort war es im Winter immer dunkler und trister geworden.“ Heute leuchtet überall warmes Sternenlicht.
Auf die Idee gekommen war die gebürtige Südschwarzwälderin, die seit über 25 Jahren in Bühlertal lebt, bei einem Besuch in ihrer Heimat im Glottertal. Weit weg vom großen Weihnachtsrummel lädt dort der Engelweg zu einem stimmungsvollen Spaziergang mit mehreren Stationen. „Das fand ich so schön, dass ich mir überlegt hatte, etwas ganz Ähnliches bei uns in Bühlertal ins Leben zu rufen“, erzählt Marianne Schäuble. Zu ihrer Freude war Bürgermeister Hans-Peter Braun von der Idee auf Anhieb begeistert und konnte auch den Gemeinderat für
die Aktion gewinnen. „Mir war es wichtig, die Gemeinde mit ins Boot zu holen. Das macht vieles leichter“, so die Impulsgeberin.
Botschaften regen zum Nachdenken an
An der munter dahinplätschernden Bühlot schlängelt sich der Weg vom Brunnenplatz durch das beleuchtete Bühlertal. Anfangs möchte der Lärm der Hauptstraße bei uns noch nicht so richtig besinnliche Gefühle aufkommen lassen. Doch das ändert sich rasch, als wir in die Jahnstraße einbiegen und vor der festlich geschmückten „Breitmattstub“ stehen. Wirtsleute Agnes und Manfred Stolz haben den Außenbereich in eine weih-
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Dank Solarbetrieb beginnen die Sterne mit Einbruch der Dunkelheit von selbst zu leuchten
Wo geht’s lang? Eine Übersichtskarte erklärt die Route. Wer möchte, kann sich auch noch einen Flyer mitnehmen
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nachtliche Einkehrstation mit Selbstbedienung verwandelt. Rund um das Gebäude leuchtet eine Reihe Bühlertäler Sterne. Ein Pärchen hat es sich hier bereits gemütlich gemacht und wir gesellen uns auf einen Punsch dazu.
Über die Haabergstraße setzen wir unseren Spaziergang anschließend fort, und der Rundweg nimmt nun seine erste und einzige Steigung. Zum Atemholen und Innehalten gibt es jedoch vielfache Möglichkeiten. Vor allem die liebevoll gestalteten Sternenstationen laden immer wieder zum Stehenbleiben ein. Auf kleinen Metallsternen sind religiöse, weltliche und literarische Weisheiten sowie Sprichwörter zu lesen. Am Wein- und Klimahotel „Bergfriedel“ angekommen, werfen die lebensgroßen Figuren von Maria, Josef und dem Jesuskind in der Krippe nach Vorlage von Scherenschnitt-Künstlerin Eva Tornatzky ihre beeindruckenden Schatten auf ein weißes Leintuch. Auch hier schmücken wieder zahlreiche Bühlertäler Sternenlampions die Fassade. Genau wie an den folgenden Häusern. Dazu wachsen in den Vorgärten rustikale Holzsterne aus den Beeten, und in so mancher Einfahrt haben die Anwohner ProbierStationen aufgebaut. Selbst gebackene Weihnachtsplätzchen, regionale Schnäpse oder Dörrobst aus heimischen
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Eine Thermoskanne Glühwein hilft unserer kleinen Ausflugsgruppe gegen die frostigen Temperaturen
Blick auf eine von rund 40 Sternenstationen. Dahinter zieht sich das Obertal Richtung Nordschwarzwald zur Bühlerhöhe hinauf
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FOTOS: Christina Feser
Früchten werden zum Kauf angeboten. An der nächsten Abzweigung biegen wir in die Denkmalstraße ein. Der Weg führt durch ein Waldstück bis zur beleuchteten Felswand mit der Figurengruppe „Auf der Flucht“. Von hier sind es nur noch wenige Gehminuten zum Highlight der Tour.
Stolz, ein Bühlertäler zu sein
Auf der Höhe des großen Kriegerdenkmals recken sich auf über drei Meter hohen Holzsäulen die SternensucherFiguren des Schwarzwälder Künstlers Simon Stiegeler in den Himmel. „Der eine Engel schaut ins Obertal, der andere ins Untertal und der dritte hinüber zum Engelsberg“, erklärt Marianne Schäuble. Der Ort für die Skulpturen könnte nicht besser gewählt sein, markiert er doch genau die Scheide zwischen Ober- und Untertal und schafft so eine Verbindung zwischen den Ortsteilen. „Ein alter Bühlertäler hat mir gesagt, dass er viel lieber hier hochgeht, seit die Sternensucher dort stehen. Die Figuren hätten dem Berg seine Schwere genommen. Das hat mich sehr berührt“, erzählt Marianne Schäuble. Ein anderer Einwohner sei letztes Jahr in Karlsruhe auf den Sternenweg angesprochen worden. „Frau Schäuble“, hat er mit glänzenden Augen erzählt, „wir sind ja richtig berühmt!“ Viele können es jetzt schon kaum abwarten, ihren Bühlertäler Stern wieder hell leuchten zu sehen.
CHRISTINA FESER
Auf
dem Rückweg zum Brunnenplatz passieren wir die Marienkapelle, die dank Lichterkette zum hübschen Hingucker wird
Die Weihnachtskrippe ist eines von vier Werken, die nach Vorlage der Bühlertäler Künstlerin Eva Tornatzky entstanden
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Einige Bühlertäler bieten vor ihren Häusern selbst gemachte Leckereien an
Die Wein- und Wanderregion Bühlertal erstreckt sich entlang der Bühlot bis zu den GertelbachWasserfällen. Zwischen Badischer Weinstraße und Schwarzwaldhochstraße gelegen, bietet sich das Tal prima als Ausgangspunkt für Wanderungen an. Im Winter wird die Gemeinde jedoch selbst zur kleinen Sehenswürdigkeit.
î Anfahrt Von der A5 kommend, Ausfahrt Bühl nehmen und der Beschilderung ca. 13 Kilometer nach Bühlertal folgen. Parkplätze gibt es bei der Tourist-Information und am Bühlotbad. Mit dem Bus ist Bühlertal ab Bahnhof Bühl mit der Linie 263 zu erreichen.
î Der Sternenweg beginnt direkt am Brunnenplatz hinter dem Haus des Gastes, führt entlang der Bühlot zum Breitmattplatz über die Haabergstraße und die Denkmalstraße zum Kriegerdenkmal mit einem herrlichen Blick über die beiden Bühlertäler Ortsteile Unter- und Obertal. Von dort verläuft er an der Marienkapelle vorbei zurück zum Ausgangspunkt. Der Rundweg ist etwa drei Kilometer lang und kann problemlos mit dem Kinder- oder einem Bollerwagen begangen werden. Eine ca. 700 Meter kurze Variante führt vom Breitmattplatz über die
Hauptstraße zu den Sternenbänken im Kirchweg und über die Hauptstraße zurück zum Brunnenplatz. Der Sternenweg ist vom 26. November 2022 bis 6. Januar 2023 ausgeschildert. Das Mitbringen einer Taschenlampe empfiehlt sich! Infos: Tourist-Information Bühlertal, Tel.: 0 72 23/710 11 80, www.buehlertal.de î Einkehrmöglichkeiten gibt es zwei: Die „Breitmattstub“ lädt im Außenbereich zu Gulaschsuppe und Punsch, Jahnstr. 22, www.breitmattstub.de. Weiter findet eine Bewirtung im Restaurant „Bergfriedel“ statt, Haabergstr. 23, www.bergfriedel.de
î Die Bühlertäler Sterne können inkl. Leuchtmittel für ca. 55 Euro erworben werden. Verkaufsstellen: Haushaltswarengeschäft Berberich in der Liehenbachstr. 1, Elektrogeschäft Schaufler in der Hauptstr. 78 sowie Stolz Gebäudetechnik, Jahnstr. 20, 77830 Bühlertal.
î Veranstaltungen Ein Tipp für Familien von Marianne Schäuble ist der Besuch des Sternenwegs am 6. Dezember. Dann zieht ein echter Nikolaus mit Knecht Ruprecht und einem Esel durch den Ort, um an die Kinder Äpfel und Nüsse zu verteilen. Die Begegnung kann nicht geplant oder gebucht werden und findet zufällig statt. „Zu erleben, wie die Kinder auf die Begegnung mit dem Nikolaus reagieren, ist einfach einmalig“, berichtet das Mitglied des Sternenwegteams, das sich im letzten Jahr selbst als Nikolaus verkleidet hatte. Bewusst verzichtet das Organisationsteam auf Schokoladen-Nikoläuse. „Wir möchten den Wert der kleinen Dinge vermitteln“, so Marianne Schäuble. î Ausflugstipp Wer gut zu Fuß ist, für den lohnt sich der Weg hinauf zum Engelsberg auf der gegenüberliegenden Dorfseite. Von dort bietet sich abends ein stimmungsvoller Blick auf den Lichterzauber im Tal. Da es auf dem Weg keine Beleuchtung gibt, ist eine Taschen- oder Stirnlampe nötig.
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Viele kleine Botschaften regen zum Nachdenken und Innehalten an
Gelbe Pfeile weisen die beiden Rundwege aus
Himmlische Deko: Neben Sternen gehören auch Engel dazu
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Zu Weihnachten schmücken die Bühlertäler ihre Häuser liebevoll
Faller Konfitüren aus dem Schwarzwald werden seit 1913 im offenen Kupferkessel hergestellt und in kleinen Mengen handgerührt.
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FOTOS: Horl
Eine Erfindung aus dem Schwarzwald: Damit bekommt jeder sein Messer scharf…
Ein Rollschleifer, der kinderleicht für scharfe Messer sorgt: Diese Idee hatte der Maschinenbauer Otmar Horl bereits vor vielen Jahren. Es war sein Sohn, der sie aus der Schublade holte und ein Produkt daraus machte. In der gemeinsamen Firma starten die beiden jetzt durch …
So funktioniert’s: Messer werden ab Werk in einem ganz bestimmten Winkel geschliffen. Diesen Winkel beim Nachschärfen beizubehalten, das erfordert von Hand sehr viel Übung. Hier wird das Messer von einem Magneten in der idealen Position gehalten. Mit dem Schleifstein, der auf einer Rolle sitzt, fährt man dann einfach nur an der Schneide entlang
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Ein gutes Team: Vater und Sohn haben gemeinsam eine Firma in Freiburg gegründet – und das funktioniert ganz wunderbar. Otmar Horl (l.) ist für die technische Leitung, Produktentwicklung und Konstruktion zuständig, Sohn Timo kümmert sich um das Design und die Geschäftsführung
Wer mit dem wohl wichtigsten Küchenwerkzeug, dem Messer, weiterhin gut schnippeln und zerlegen will, wenn es denn mal stumpf geworden ist, muss es immer mal wieder nachschleifen. Bislang brauchte man dafür wahlweise Wetzstab, Schleifstein, Messerschärfmaschine oder die Adresse der nächstgelegenen Messerschmiede. Ganz schön kompliziert, dazu oft zeit- und kräftezehrend.
Das ging dem technischen Konstruktionsleiter in einem Maschinenbaubetrieb, Otmar Horl, jahrelang genauso. Anfang der 90er-Jahre begann er deshalb ernsthaft darüber nachzusinnen, ob es nicht eine bessere Lösung für dieses Problem geben könnte als die bisher verfügbaren Schleifhilfen und Schleifgeräte – eine „idiotensichere“ Lösung im besten Fall. Aus seiner Erfahrung im Maschinenbau ist ihm klar, dass sich Industriediamanten ideal zum Schärfen aller Messerstähle und deren Härtegrade eignen und dass stumpfen Messern nur mit konstantem Schleifwinkel entgegenzukommen ist.
Seine Tüftelei in der privaten Werkstatt sollte erfolgreich werden. Heute verkaufen Otmar Horl (65) und sein Sohn Timo (34) ihren Horl-Rollschleifer in ganz Deutschland und beschäftigen über 20 Mitarbeiter. Doch wie funktioniert der ausgetüftelte und kinderleicht zu bedienende „Schleifer“ aus dem Hause Horl?
Der Rollschleifer ist ein faustgroßer Zylinder, wahlweise aus dunklem Nussbaumholz oder in heller Eichen-Variante, eine Seite ist diamantbeschichtet, auf der anderen Seite ist beim aktuellen Horl-Modell, dem
„Horl 2“, eine mit Keramik überzogene Abziehscheibe. In Kombination mit einem Holzblock, an dessen Ende wiederum Magnetpunkte eingefasst sind, wird ein Messerschleifer daraus.
Das zu schleifende Messer wird mit der Klinge nach oben an die Magnetseite angedockt, der Rollschleifer mit der Kopfseite daran angelegt und mit Rollbewegungen daran entlang vor- und zurückgerollt. Mit der Diamantseite wird geschliffen, mit der Keramikseite wird das Ergebnis der Diamantseite verfeinert. Die Schleifreste werden einfach mit einem Tuch oder einem speziellen Horl-Leder entfernt. Fertig. Je nach Zustand des Messers benötigt dieser Schritt maximal fünf Minuten. Für das Nachschärfen genügen, durch den konstanten Schleifwinkel, wenige Bewegungen von beiden Seiten.
Die Erfindung lag 20 Jahre im Keller
Das Drehbuch zur Erfolgsgeschichte des VaterSohn-Gespanns geht dabei in etwa so: Über die Ideen und konzeptionellen Ansätze für den heutigen Horl hatte sich Timo zwar hin und wieder mit seinem Vater ausgetauscht – in Fahrt kam das Ganze aber erst, als der Sohn, von Beruf Mediengestalter in einer Werbeagentur, plötzlich selbst auf die Problematik mit dem Messerschleifen stieß. „Ich hatte zum ersten Mal eine eigene Wohnung mit eigenen Küchenmessern“, erzählt er, „und außerdem grille ich sehr gern – deswegen wollte ich auch scharfe Messer haben.“ Beim Aufräumen des Kellers war er zufällig auf frühere Ideen und erste Ansät-
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ze gestolpert und hatte seinen Vater deshalb nochmals genauer „gelöchert“, was es damit eigentlich auf sich hat. Überzeugt, dass genau auf dieses Gerät die ganze Welt gewartet hat, entschlossen sich die beiden, Otmars Ideen als Vater-Sohn-Gespann in die Tat umzusetzen: Der Vater tüftelt an der Technik, Sohn Timo macht Design und Marketing. In zeitgeistig schlichtem Design bringen die beiden im November 2016 die „Rollschleifer“ getaufte Erfindung auf den Markt.
„Wollen nicht emotionslos verkaufen“
„Erst dachten wir, Online-Marketing reicht, um die Sache ins Rollen zu bringen“, erinnert sich Timo. Aber das sollte sich als Fehleinschätzung herausstellen. „Wir haben bald bemerkt, dass wir unseren Rollschleifer nur dann gut verkaufen, wenn man ihn sieht und fühlt“, sagt er. Anderthalb Jahre lief das Geschäft noch vom Keller und Wohnzimmer des Familienhauses aus. Als die Nachfrage allerdings stetig wuchs, kündigten die beiden ihre Jobs und bezogen 2018 eine 250 Quadratmeter große Halle in Freiburg. „Dort sind das Büro und das Lager“, sagt Timo Horl. Die einzelnen Bauteile, aus denen der Rollschleifer besteht, werden größtenteils im 40-Kilometer-Umkreis um Freiburg von Partnerunternehmen produziert und zusammengebaut. „Da bekommen wir die nötige Qualität zu passenden Konditionen“, erklärt Timo.
„Nur“ mit einer guten Idee, etwas Glück und viel Herzblut ist solch eine vorbildliche Unternehmensentwicklung sicher nicht erklärbar. Sie ist letztendlich konsequent entstanden, indem Vater und Sohn Horl beispielsweise alle interessanten Händler in deutschen Städten mit mehr als 200 000 Einwohnern auf ihr Produkt aufmerksam gemacht haben. „Wir möchten den Horl nachhaltig in den Läden positionieren und nicht einfach emotionslos verkaufen“, sagt Timo und erinnert an die Erkenntnis, die alles in Gang gebracht hat: Die Leute müssen den Rollschleifer in die Hand nehmen. Wer einen Rollschleifer verkauft, muss deshalb auch stationären Handel anbieten. Bei über 800 Fachhändlern ist der Rollschleifer inzwischen zu bekommen – ausgewählte Handelspartner bieten einen weltweiten Versand an, der hauseigene Online-Shop liefert in 14 Länder.
„Wir haben von Anfang an Wert auf ein hochwertiges Erscheinungsbild, schö-
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Wie der Horl funktioniert, welche Materialien verwendet werden, das erfährt man auf der Homepage des Unternehmens
In der Produktion: Viele Arbeitsschritte werden in Handarbeit durchgeführt
Das Horl-Hauptquartier befindet sich in Freiburg, die Holz- und Metallfertigung in unmittelbarer Schlagdistanz im Schwarzwald
FOTOS: Horl
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Selbst hochwertige Messer werden mit der Zeit stumpf – dann kommt der Horl zum Einsatz …
nes Design und angenehme Haptik gelegt“, erläutern die beiden Unternehmer, deren Produkt früher auch bei Amazon bestellt werden konnte. Doch das habe sich nicht bewährt. „Die Leute sollen unseren Rollschleifer als Premiumprodukt wahrnehmen und ihn nicht beim Online-Giganten nachgeschmissen bekommen.“
Sogar zum Patent angemeldet
139 Euro kostet der „Horl 2“, Rabatte gibt es nicht mal auf Messen. „Er ist ein simples, aber einzigartiges Produkt, dessen Qualität für sich spricht“, betont Timo Horl. Ihre Erfindung haben sich Vater und Sohn übrigens durch Gebrauchsmuster und Patente schützen lassen, denn „Nachahmer gibt es immer“, sind die beiden sicher. Die Freiburger Firma hat mittlerweile drei verschiedene Modelle im Angebot: den „Horl 2“, das heutige Standardmodell, eine Weiterentwicklung des ersten Geräts. Dann gibt es den etwas günstigeren, weil einfacheren „Horl 2 Cruise“ und auf der anderen Seite der Produktpalette das Premiummodell „Horl 2 Pro“, bei dem Produktentwickler und Designer noch einmal eine Stufe draufgesetzt haben. Wie es mit dem Schwarzwälder Unternehmen weitergeht? Gibt es demnächst den „Horl 3“? „Wir haben noch genug Hausaufgaben in allen möglichen Bereichen zu erledigen, sei es Logistik oder
Marketing“, sagt Timo und verrät zu den klar gesteckten Zielen des Unternehmers nur so viel: „Wir haben einen Fünf-Jahres-Plan, an dessen Ende wollen wir weltweit erfolgreich sein.“
MAREN MOSTER
INFO Das Hauptquartier der Firma ist hier zu finden: Horl GmbH, Breisacher Str. 86, 79110 Freiburg; auf www.horl. com gibt es nicht nur Infos zu den verschiedenen Modellen, sondern auch viele Tipps zum Messerschleifen
Der Horl-Rollschleifer besteht aus einem faustgroßen Zylinder mit einer diamantbeschichteten Schleifscheibe und einer keramikbeschichteten Abziehseite
Gerade werkelten Otmar Horl (r.) und Sohn Timo noch im heimischen Keller, mittlerweile stehen sie in den eigenen Hallen
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Manches vermisst man erst, wenn es weg ist. So auch die Kinos, die noch Tischlampen, Teppich an den Wänden und den Kiosk direkt im Saal hatten. Alles war persönlicher, man fühlte sich wie zu Hause im Wohnzimmer. Doch keine Sorge, es gibt diese Kinos noch! Im Schwarzwald! Wir haben eine feine Auswahl zusammengestellt – perfekt für den nächsten (Film-)Ausflug!
10 ganz besondere
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Lichtspieltheater im Schwarzwald SW1222_026033_Kino_312047.indd 26 22.09.22 14:28
Wandbespannung, Lampen und Vorhang im denkmalgeschützten Kanderner Kinosaal sind noch original. Der erste gezeigte Film 1956 war der Heimatfilm „Ja, ja, die Liebe in Tirol“
Kino Kandern
1.
Ab in die Golden Fifties!
B
etritt man das Kanderner Kino, landet man direkt in den Golden Fifties: Gleich wird die Doppeltür aufschwingen – und dann posieren Marilyn Monroe oder Cary Grant vor den Kinobesuchern. Mit viel Mut, und zusätzlich zu Bäckerei, Lebensmittelladen und eigener Landwirtschaft, hatte Heinz Leonhardt 1956 hier die Vision eines eigenen Kinos wahr werden lassen. Vieles ist heute noch original. 257 Plätze gibt es im Innenraum. 108 davon auf einem Balkon, mit dem manch Einheimischer besondere Erinnerungen (und Gefühle) verbindet. 3-D-Filme wird es zwar auch zukünftig nicht geben, aber mit dem prä-digitalen Bauer-Projektor können Filmklassiker wie Alfred Hitchcocks Kriminalkomödie „Über den Dächern von Nizza“ (1955) auf 35-mmKopien gezeigt werden. Jeden zweiten Donnerstag gibt es ausgewählte Kinofilme, die sonst nur noch selten zu sehen sind. INFO www.kino-kandern.de
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Kulturhungrige Mitglieder des gemeinnützigen Vereins kümmern sich seit 2006 um das Kino
Das einladende Foyer, das immer noch liebevoll im Stil der 50er-Jahre dekoriert ist, strahlt richtig Glanz aus
FOTOS: Jürgen Pach
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Klein, fein und mit ökologischem Fußabdruck Albrecht-Lichtspiele in Waldshut
D ie Albrecht-Lichtspiele, 1927 gegründet, waren lange Zeit in familiärer Hand. Seit 2018 wird das Kino mit zwei Sälen unter neuer Leitung, aber mit dem Namen der Gründer weitergeführt. Technisch modern ausgerüstet, genießt man die neuesten Filme und zeitweise auch Arthaus-Perlen in passender Kulisse: Große Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Elvis, Humphrey Bogart und anderen versprühen im Saal Bernhalde einen Hauch von Hollywood. Zeitgemäß, dass das Kino auf den ökologischen Fußabdruck achtet: regionale Produkte, Getränke in Glas, nachhaltige Lüftungsanlage und Müllvermeidung soweit möglich.
INFO www.albrecht-kino.de
Cocktailsessel oder moderner „Fühl-Sitz“ Kulisse in Ettlingen
M
it viel Beinfreiheit im CocktailSessel bei Kerzenschein und dem Lieblingsgetränk einen alten Film genießen? Oder doch lieber mit speziellem Surround-Sound und Motion-Sitz-System einen Film wirklich „fühlen“? Beides ist in Ettlingen möglich. Das Erstere im kleinen Foyer-Kino. Werbefrei, ermäßigt und mit freier Platzwahl. Die Sache mit dem Schall, der sich auf den Körper überträgt (ohne dass aber der Sitz wackelt!), ist im großen Kinosaal zu erleben – und sogar einzigartig in Baden-Württemberg. Neueste Kino-Technik präsentiert in einem über 100 Jahre alten historischen Gebäude. Aktuell gibt es auf der Großleinwand neben dem üblichen Programm außerdem eine Filmreihe mit Natur- und Klimafilmen zu sehen. INFO www.kulisse-ettlingen.de
Kristallklare Digitalprojektion (auch in 3-D) und 70 qm Konkavleinwand
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Ungewöhnliches Gebäude: ein architektonisches Kulturdenkmal mit neobarocker Formensprache
Schauburg in Karlsruhe
Cinerama und Live-Opern imTraditionskino
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chon 1906 wurden im ehemaligen ApolloVarietétheater Kinofilme gezeigt. Durch einen Umbau entstand 1929 das mit damals 600 Plätzen erste Karlsruher Großraumkino: die Schauburg. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg fanden nach dem Wiederaufbau 1949 sogar bis zu 1000 Besucher Platz. Heute gibt es drei Säle mit 350, 150 und 61 Sitzplätzen. Der größte ist mit einer gekrümmten 17x7 Meter
großen Cinerama-Bildleinwand ausgestattet, und es können Filme in Todd-AO-Technik gezeigt werden. Außergewöhnliche Filme, Seniorenkino, Reisereportagen mit den Filmemachern vor Ort sowie Live-Übertragungen aus der Metropolitan Opera in New York ergänzen das Programm des Traditionskinos mit dem unter Denkmalschutz stehenden, fulminanten Treppenhaus. INFO www.schauburg.de
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FOTOS: Kino Kulisse Ettlingen (2), Schauburg Filmtheater, AdobeStock/APHOTOSTUDIO 4.
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Beeindruckend: die geschwungene, gegenläufige Treppe aus den 1950ern
Mehr gemütliche WohnzimmerAtmosphäre geht fast nicht. Aus den bequemen Kinosesseln mit Stehlampe und Tischchen will man sich am Ende des Films gar nicht mehr erheben
Wohlfühlkino – mit einer Theke im Saal Merkur in Gaggenau
V
om Großvater 1958 erbaut, wird das Merkur-Film-Center bereits in dritter Generation von den Geschwistern Merkel geführt. Der Familie ist es ein Anliegen, niveauvolle Filme für ein anspruchsvolles Publikum zu zeigen. Deshalb finden sich neben den aktuellen und bekannten Publikumslieblingen auch immer nationale und internationale Arthaus-Produktionen im Programm sowie sorgfältig ausgewählte Film-Spezialitäten. Jedwede Zielgruppe soll sich angesprochen und wohl fühlen. „Wir verstehen uns als Service-Kino“, betont Ines Merkel. Deshalb gibt es auch in beiden Sälen eine Theke, die während der Vorstellung besetzt ist. Trink- und Knabberspaß, Beinfreiheit sowie Tisch und Lampe gehören ebenso zum Kinobesuch wie die persönliche Verabschiedung nach Filmende am Ausgang.
INFO www.merkur- lm-center.de
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Am 13. November wird im Merkur-Film-Center der „European Arthouse Cinema Day“ gefeiert. Mit einem sehenswerten Extra-Programm
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6. 7.
Es gibt nichts, was es hier nicht gibt
Kommunales Kino in Freiburg Subiaco in Alpirsbach
Bewegte Bilder hinter Klostermauern
Es gibt Mutmaßungen, dass im früheren Speisesaal des Kloster-Abtes, dem heutigen Kino, schon früher das fahrende Volk seine Künste als Dankeschön für Speis und Trank dargeboten hat. „Subiaco“ heißt das Kino in den Mauern des 900 Jahre alten Klosters in Alpirsbach. Namensgeber ist ein Städtchen unweit von Rom, in dem bis zur Reformation Benediktinermönche lebten, die nicht nur das Christentum, sondern auch Kultur ins Kinzigtal brachten. Kirche und Kino? Passt auf jeden Fall! Historisch findet man in Europa auch Priester als Kinopioniere. Allein die Kulisse macht den Besuch im „Subiaco“ unvergesslich. Filme werden im besten Format und in Dolby Digital präsentiert, und es gibt für jeden das passende Sitzmöbel: Sofa, Sessel oder Stuhl. In unregelmäßigen Abständen findet sogar „Kinderwagenkino“ statt.
INFO www.subiaco.de
Abwechslungsreicher geht Kino kaum als im kommunalen Kino im alten Wiehrebahnhof. Jedes Genre des Filmschaffens ist vertreten, und das Angebot richtet sich an Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten. Unbekanntes und Vernachlässigtes, Wiederzuentdeckendes und Zukunftsweisendes stehen im Vordergrund. Das Repertoire umfasst Filme aus wirklich allen Teilen der Welt – viele davon in Originalfassung. Dazu gibt es Unmengen von Kooperationen mit Vereinen, Museen, Schulen sowie immer wieder viele interessante Gäste. Der Austausch mit dem Publikum wird gewünscht. Auch die Musik kommt nicht zu kurz. Sei es beim Stummfilm mit Live-Begleitung oder im Programmformat Resonance, in dem sich alles um Musik dreht. INFO www.koki-freiburg.de
Außergewöhnlich: anspruchsvolles, preisgekröntes Programmkino in historischem Ambiente
Nur nicht vom Film ablenken lassen durch die ungewöhnlichen Details im Saal
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FOTOS: Reinhold Bauer (2), Subiaco Kinos (2), AdobeStock/matusciac
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Kommunales Kino in Pforzheim
Kaffee, Kuchen & die teuerste Kinokarte der Stadt
S eit 25 Jahren begeistert das „KOKI“ mit einer Vielzahl an Filmreihen. Tagsüber für Schüler, Schräges zu später Stunde, Queeres, Filme ohne Verfallsdatum, über Umweltthemen, Reisefilme und gerne auch mit „Begleiterscheinungen“ wie Kaffee & Kuchen, Brunch oder Diskussionen. Als Aufgabe sieht es das Kino, „die Kinokultur im Raum Pforzheim zu fördern“. Auch Themen aus der Stadt werden aufgegriffen, und man pflegt die Kooperation mit unzähligen Partnern. Was es mit der teuersten Kinokarte der Stadt auf sich hat, kann man auf der Website (unter „Service“) nachlesen. INFO www. kommunales-kino-pforzheim.de
Vom StummfilmLichtspielhaus zur Event-Location
Anfangs flimmerten nur Stummfilme über die Leinwand des Lichtspielhauses in Schwenningen, als es 1927 von Jakob Grötzinger erbaut worden war. Aktuell wird dem Haus viel neues Leben eingehaucht. Der Kultsaal des Capitols soll nicht nur für ein abwechslungsreiches Kinoprogramm, sondern zudem für andere Events wie Kabarett, Comedy und Musik genutzt werden. Ein RundumEntertainment-Paket! Für den Kinobetrieb sind neben aktuellen Filmen auch solche vorgesehen, die man längst mal wieder sehen will. Egal ob Klassiker, Indie-Perlen oder Familienkino: Jeder Film wird ein Erlebnis, versichert der neue Eigentümer, der die lokale Kunst- und Kulturszene bereichern möchte. Fürs leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt. Im hauseigenen Restaurant oder bald auch in der Kinobar. INFO www.capitol-lichtspieltheater.de
Capitol in Schwenningen
Man wähnt sich in Hollywood: Die Fassade sowie das Foyer des historischen Gebäudes sind weitestgehend im Original erhalten. Bald gibt es wieder neues Programm …
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FOTOS: Capitol Lichtspieltheater, Tivoli/Presse-Agentur-Kultur (2), AdobeStock/Anna 8. 9.
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Auch durch die Unterstützung der Eigentümer überstand das Kino die schwierigen Jahre und kann nun die regionale Kulturlandschaft weiterhin bereichern
Magischer Ort für Abenteuer und tiefe Gefühle Tivoli in Achern
Fast wären die Lichter im Tivoli 2016 erloschen. Doch durch die Leidenschaft vieler Acherner, die diesen Ort nicht für immer aufgeben wollten, wurde das Kino 2018 über die Gründung eines Vereins wieder zum Leben erweckt. Die Programmmacher setzen nun alle Hebel in Bewegung, um mit der Programmauswahl und dem Auftritt filmschaffender Persönlichkeiten zu begeistern. Mit aktuellen Filmen, Themenreihen, Konzertund Bühnenveranstaltungen soll das Tivoli-Filmtheater ein magischer Ort mit großer Strahlkraft in Achern sein.
INFO www.tivoli-achern.de
Filmgeschichte erleben, sich bilden, nachdenken. Und am Ende die Begeisterung an der Bar mit Freunden oder Fremden teilen – das ist das Tivoli
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10.
Feuer & Flamme für die perfekte Kerze
Sobald es draußen ungemütlich und wieder früher dunkel wird, erhellen wir unser Zuhause gerne mit Kerzenschein. Das sanfte Licht sorgt für Behaglichkeit und streichelt die Seele. Kerzen stehen für Romantik, Besinnlichkeit, Ruhe, Entspannung und Gemütlichkeit. So gar nicht in das behagliche Bild passen will da die Tatsache, dass die große Mehrzahl der im Handel erhältlichen Kerzen aus Paraffin besteht. Denn dabei handelt es sich um ein billiges Nebenprodukt der Erdölindustrie, das zudem im Verdacht steht, beim Abbrennen gesundheitsschädliche Substanzen freizusetzen.
Ein Freund hatte die zündende Idee
Für Chris Johnson sind Kerzen auf Mineralölbasis ein No-Go. Der gebürtige US-Amerikaner betreibt in der Altstadt von Gernsbach im Murgtal eine DuftkerzenManufaktur und beschäftigt sich schon lange mit dem Thema. „Um ehrlich zu sein, bin ich über einen Umweg darauf gekommen“, verrät der 48-Jährige. Denn ursprünglich war er auf der Suche nach einem ausglei-
Sie bestehen aus ökologischen Materialien, bilden kaum Ruß, brennen lange und duften sehr angenehm. Jeden Tag erschafft Chris Johnson in Gernsbach Kerzen aus besonderem Wachs
chenden Nebenjob, da er vor einigen Jahren in einen Burn-out geschlittert war und nicht wusste, wie er da wieder rauskommen sollte. Seine Tätigkeit als Therapeut für autistische Kinder hatte ihn sehr gefordert, und als Chris einem Freund von seiner angespannten Lage erzählte, meinte der spontan: „Warum probierst du’s nicht mit Kerzengießen?“ „Das hörte sich total verrückt, aber gleichzeitig superinteressant an“, sagt der WahlSchwarzwälder und muss lachen, als er an das Gespräch zurückdenkt, das sein Leben so verändern sollte.
Chris war sofort Feuer und Flamme für die Idee und begann, alles zu lesen und zu hören, was er über Kerzenherstellung auftreiben konnte. Stundenlang wälzte er Bücher, lauschte Podcasts, recherchierte im Internet. Er merkte schnell: „Kerzenleute teilen nützliche Infos nicht gerne. Es war reinste Detektivarbeit.“ Wie wohl die meisten hatte er sich zuvor kaum Gedanken darüber gemacht, woraus herkömmliches Wachs eigentlich besteht. Doch je mehr er in Erfahrung brachte, desto mehr stand für den Umweltfreund fest: „Paraffin kommt für mich auf keinen Fall in Frage. Ich suche nach einer Alternative.“ Außerdem wollte er seinen ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich halten und mit seinem Produkt keinen Müll erzeugen. „Plastik konnte ich noch nie leiden“, sagt er und rümpft dabei die Nase.
Bei Kerzen kann man viel falsch machen Nach ausgiebiger Recherche entschied sich der Kerzenneuling für Sojawachs. Gewonnen aus dem Öl der Sojabohne, wird es durch hohen Druck und Temperaturen von bis zu 300 Grad zu einer wachsähnlichen Masse. Dieser nachwachsende, rein pflanzliche Rohstoff ist frei von Palmöl und gesundheitsschädlichen Stoffen wie Herbiziden, Pestiziden und Phthalaten
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FOTOS: Christina Feser (2), JoCa
(Plastikweich-
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Chris’ Laden befindet sich am Stadtbuckel gegenüber dem alten Gernsbacher Rathaus. Eine Tafel mit den Besonderheiten der Sojawachskerzen weckt die Neugier der Passanten
Die Duftkerzen sind „Made im Schwarzwald“, aber schon weit darüber hinaus gefragt
Vom InternetShop zum Ladengeschäft für die Sinne: Seit März 2022 bietet Chris Johnson seine Duftkerzen auf Basis von Sojawachs auch in der Gernsbacher Altstadt zum Verkauf an. Hier können sich die Kunden nach Lust und Laune durchschnuppern. Dazu bekommen sie wertvolle ProfiTipps
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Ist das Sojawachs geschmolzen, muss es, sobald das Duftöl untergemischt ist, zügig in die vorbereiteten Gläser gegossen werden
macher). Im Vergleich zu Bienen- und Stearinwachs ist Sojawachs auch noch vegan und damit das Richtige für Tierliebhaber. Außerdem gibt es weitere gute Gründe, Sojawachs zu bevorzugen, erklärt Chris: „Es rußt gute 90 Prozent weniger und hat eine bis zu 50 Prozent längere Brenndauer als Paraffin. Auch trägt es den Duft sehr gut, was für mich wichtig ist, da ich ja Duftkerzen herstelle.“
Kerzentipps von Chris Johnson
5Beim Kauf beachten: Hochwertige Duftkerzen riechen auf keinen Fall stechend oder beißend. Außerdem sollte man das Gefäß umdrehen und auf die Warnzeichen achten. Seit 2021 ist die Kennzeichnung mit dem UFICode in der EU verpflichtend. Hinter diesem verbergen sich alle wichtigen Inhaltsstoffe.
5Pflege: Sojawachs produziert 90 Prozent weniger Ruß und brennt bis zu 50 Prozent länger – aber nur, wenn bei der Kerze alles stimmt. Deshalb: Den Baumwolldocht stets auf einer Länge von fünf bis sieben Millimetern halten und gegebenenfalls mit einer Schere zurückschneiden. Ist der Docht länger, „tanzt“ die Flamme, und die Kerze rußt verstärkt. Auch sollte man die Flamme nicht auspusten. Stattdessen den Docht kurz in das flüssige Wachs tauchen und sofort wieder aufrichten.
Was Chris jedoch nie gedacht hätte, ist, wie viele Fehler man bei der Kerzenherstellung machen kann. „Ich hatte anfangs das falsche Sojawachs, den falschen Docht, und der Schmelzvorgang wollte auch nicht richtig klappen“, erzählt er. Trotzdem blieb er stets zuversichtlich und gab nie auf, denn: „Ich liebe es, herumzuexperimentieren und Lösungen für Probleme zu finden.“
Das Duftöl war eine Herausforderung
Im Keller des Hauses seiner Schwiegereltern richtete Chris sich eine erste Werkstatt ein und probierte, was das Zeug hielt. Es war ein langer Prozess, den der US-Amerikaner heute mit einem breiten Grinsen als typisches „Learning by doing“ beschreibt. Eine besondere Herausforderung war die Dosierung des Duftöls. „Am Anfang lag ich bei zwölf Prozent, dann bei zehn, und heute bin ich schließlich bei acht Prozent angelangt. Das ist perfekt! Wenn man zu hoch dosiert, riecht das nicht nur penetrant, sondern es ist auch gefährlich, da die ganze Kerze in Flammen aufgehen kann“, weiß er aus Erfahrung zu berichten. Zum Aromatisieren verwendet Chris ausschließlich Kerzenduftöle aus Deutschland. Überhaupt sind ihm alle zum Einsatz kommenden Materialien wichtig. So werden die Echtholzdeckel für seine in Glas gegossenen Kerzen in einer Reha-Klinik für suchtkranke Männer im benachbarten Gaggenau gefer-
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Der Echtholzdeckel konserviert den Duft und veredelt das Glas
FOTOS: Christina Feser (4), JoCa
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Für die Befestigung des Dochts am Glasboden verwendet Chris eine kleine Metallscheibe. Sie ersetzt den Klebstoff
tigt. Stolz ist Chris auch darauf, dass seine Produktion zu 100 Prozent plastikfrei ist. Zuletzt hat er den Kleber, mit dem der Docht bisher am Glasboden befestigt wurde, durch einen Metallring ersetzt. Geht die „dufte Ware“ dann zu den Kunden auf Reise, wird sie in Graspapier gewickelt und auf Maisflips gebettet. Auch die verwendeten Papierklebebänder sind plastikfrei. Und zu guter Letzt drückt Chris jedem Paket mit dem Brennstempel noch sein Firmenlogo auf. Von Anfang bis zum Ende der Produktion ist alles reine Handarbeit.
Er ist ein Spezialist – und das ist gut so
Als sich all der Aufwand langsam zu rechnen beginnt, macht Chris Nägel mit Köpfen. Er gibt seine auf Teilzeit reduzierte Stelle ganz auf und weitet den Vertrieb aus. Zusätzlich zum Verkauf auf Märkten und im OnlineShop eröffnet er im März 2022 in der hübschen Altstadt von Gernsbach eine Manufaktur. „Ich fertige ein sinnliches Produkt, und in meinem kleinen Ladengeschäft können sich die Leute durch das Angebot schnuppern. Lavendelkerzen gibt es beispielsweiße Tausende. Meinen gebe ich jedoch noch etwas Amber dazu, und dadurch bekommen sie eine ganz besondere Note“, erklärt er. Aktuell umfasst sein Sortiment 16 Düfte. Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, seine Angebotspalette um weitere Produkte zu erweitern, schüttelt er den Kopf: „Ich bin ein Spezialist. Ich mache nur Kerzen. Aber das ist für mich völlig in Ordnung, denn ich möchte die bestmögliche Kerze herstellen, die ich machen kann.“
CHRISTINA FESER
KONTAKT „JoCa“-Sojakerzen sind erhältlich in der Hauptstraße 14 in 76593 Gernsbach und auf www.joca-kerzen.com
Einer der Kundenlieblinge: Wird die Kerze „Black Forest“ angezündet, entfaltet sich schon kurz darauf ein frischer Tannenduft
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Chris hat ein gutes Näschen und noch viele weitere Duftideen. Er sagt: „Ich muss mich manchmal bremsen“
Wandern und Einkehren
3 Tipps für den Herbst
Für Naturliebhaber gibt es kaum Schöneres als die Kombination von Schwarzwälder Landschaft, Gastlichkeit und der ganz besonderen Atmosphäre einer Wanderhütte oder -wirtschaft im Grünen. Hier kommen drei Tourenvorschläge mit Einkehr-Tipps, die zur genussvollen Vesperpause einladen. Vom Eselsweg zur Kälbelescheuer : Eine kurze Wanderung (hin und zurück 7,5 km, 290 Hm, 3 Std. Gehzeit) zum idyllisch gelegenen Almgasthof Kälbelescheuer startet am Parkplatz/Haltepunkt Eselsweg, erreichbar per Auto oder mit SWEG-Bus 111 ab Badenweiler. Der Gasthof hat urige Innenräume und eine geschützte Aussichtsterrasse. Zu den herzhaften Portionen von Schnitzel, Wurst- und Kartoffelsalat, gemischter Speckund Bergkäseplatte gibt es hier einen Blick auf den magischen Belchen sowie Weitblicke über das Markgräflerland und das Oberrheintal in die Vogesen. Weitere Infos: www.muenstertal-staufen.de Rundtour auf einem Höhenrücken zum Martinsteinhiesli: Der aussichtsreiche Weg auf der Höhe zwischen Durbach und Gengenbach (13 km, 505 Hm, rd. 5 Std.) startet kurz hinter Durbach auf dem Brandeck-Parkplatz. Ziel ist das Martinsteinhiesli mit seinem Holzhaus auf gemauertem Kellergeschoss am Hang und einem großen Biergarten mit schöner Aussicht ins Mittelbach-
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Meldungen
Almgaststätte Kälbelescheuer: ein einzigartiger Panoramablick auf den Belchen und die Rheinebene
Man wandert durch eine wunderbar waldreiche Landschaft
Im Gengenbacher Martinsteinhiesli leuchtet der reiche Geranienschmuck
sind die Krönung jeder Wanderung, das Ziel vieler Ausflüge oder willkommene Rastplätze im atemberaubenden Auf und Ab: Hütten und Berggasthöfe mitten in der Natur SW1222_038039_Meldungen1_326269.indd 38 22.09.22 14:37
Sie
tal. In der Gaststube in Schwarzwälder Holzbauweise erwarten die Wanderer gute badische Weine, herzhafte Schwarzwaldküche (auch für Vegetarier), Vesperplatten mit Speck, Wurst und Holzofenbrot aus eigener Produktion, Apfelmost und Schnäpsle, Wild- und Ziegengerichte von Tieren aus dem eigenen Wildgehege. Kinder können sich auf dem Spielplatz hungrig toben, Sonnenhungrige sich im kleinen Park ausruhen, bevor es zum Ausgangspunkt zurückgeht. www.martinsteinhiesli.de Vom Nationalparkzentrum zum Wildsee und zur Darmstädter Hütte: Das neue Nationalparkzentrum am Ruhestein ist mit seiner außergewöhnlichen Architektur und der tollen Dauerausstellung allein schon einen Ausflug wert. Wer noch weiter in den Nationalpark eintauchen möchte, dem empfiehlt sich eine Rundwanderung (11 km, 343 Hm, 3,5 Std. Gehzeit) auf stillen Pfaden zum Wildsee, einem der schönsten Karseen des Nordschwarzwalds. Als Einkehrstopp lockt anschließend die Darmstädter Hütte (1030 m), die nur zu Fuß erreichbar ist. Die ganzjährig geöffnete Gastronomie bietet HüttenEssen mit regionalen Gerichten und selbst gebackenem (Heidelbeer-)Kuchen. Mit Ausblicken auf die endlosen Wälder geht der Weg von der Hütte direkt zurück zum Ausgangspunkt am Ruhestein (erreichbar mit dem Auto oder per Bus ab Baden-Baden, Achern, Baiersbronn und Freudenstadt). www.darmstaedter-huette.de
u Einzigartiger Supermarkt in Baden
In Offenburg hat ein Edeka-Geschäft eröffnet, das vollautomatisiert rund um die Uhr zum Einkaufen einlädt. Die Waren können mobil oder vor Ort an einem Terminal bestellt werden. Sie werden im rückwärtigen Bereich durch Robotik zusammengestellt. Bezahlt wird bargeldlos oder online. Weitere Märkte des Formats E 24/7 hat Edeka bisher nur am Bahnhof im schwäbischen Renningen sowie in Darmstadt eröffnet.
u Genussmesse in Baden-Baden
Nach zweijähriger Zwangspause findet dieses Jahr wieder die Genussmesse „fine“ in Baden-Baden statt. Vom 28. bis 30. Oktober finden Genießer im Kurhaus handverlesene Aussteller aus den Bereichen Wein, Kulinarik, Lifestyle, Design und Handwerk. Weitere Infos: www.cityandmore.de
u Neuer, optimierter Schneebericht
Wo liegt Schnee, welche Lifte sind geöffnet, welche Loipen gespurt? Alle Infos dazu bündelt der digitale Schneebericht der Schwarzwald Tourismus GmbH, der zur Wintersaison in neuer Optik und mobil optimiert erscheinen wird. Dem Nutzer werden zudem alle Bus- und Bahnhaltestellen angezeigt, mit Abfahrtszeiten in Echtzeit. www.schnee-im-schwarzwald.info
u Der Westweg kommt ins Kino
Der älteste Schwarzwälder Fernwanderweg kommt ab 4. Februar 2023 auf die große Leinwand: Möglich machen das der Naturfilmer Marco Ruppert aus Ettlingen und sein Team. Sie arbeiten seit 2019 an der Naturdokumentation „WildWestwegs“, die nicht nur die Faszination der rund 290 Kilometer langen Wanderstrecke einfängt, sondern auch links und rechts des Wegs spannende Geschichten erzählt. Alle Infos und einen ersten Trailer gibt es unter www.ruppertfilm.de
u Nachhaltiges Reiseziel
Der Hochschwarzwald ist erneut als „Nachhaltiges Reiseziel“ ausgezeichnet worden. Bereits 2016 wurde der Ferienregion das Siegel vom Land erstmals verliehen. Zur Begründung: Die Region stärke ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Dazu werden Projekte angestoßen im Bereich Klimaschutz, Vermarktung regionaler Erzeugnisse, Natur und Umwelt sowie Nachhaltigkeit bei den Gastgebern.
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NEWS
Direkt am Westweg liegt ein Schwarzwald-Idyll: die Darmstädter Hütte
Tourentipps gibt es auch im Nationalparkzentrum Ruhestein
FOTOS: AD.Wissing/Gengenbach
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Kultur-und Tourismus GmbH (2), Thomas Coch/Ferienregion Münstertal-Staufen, Stefan Dangel, Daniel Müller/Nationalpark Schwarzwald
„Wilde Sau“ bei den Naturpark-Wirten
Ein besonderer Genuss im Herbst sind Spezialitäten vom Wildschwein. Ob gegrillt, gebraten oder geschmort, ob als Schinken, Wurst oder Burger – Fleisch vom Schwarzwild ist vielseitig zuzubereiten. Und es kommt selbstverständlich aus der Region. Wer die Wildschweinküche probieren möchte, für den empfehlen sich die Aktionswochen „Wilde Sau“ des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord. Noch bis 30. November stehen vielfältige Gerichte vom sa igen Wildschweinschnitzel aus der Keule mit Karto el-Kürbis-Ragout über Wildschweinmaultaschen mit Butterspätzle bis hin zu Wildschweinsauerbraten mit Rotkohl und Serviettenknödel auf den Speisekarten der Schwarzwälder Gastgeber und sorgen für Gaumenfreuden bei den Gästen. INFO Naturpark-Wirte sind über 100 Gastwirte und Hoteliers, die sich dem Erhalt der Kulturlandscha verschrieben haben. www.naturparkschwarzwald.de
Buchtipps
Unterwegs am Kaiserstuhl und im Südschwarzwald: vom kleinen Spaziergang in Freiburgs Altstadt bis zu den höchsten Gipfeln des Schwarzwalds.
Die Autorin stellt in ihrem Buch 25 abwechslungsreiche Touren vor. Jasmin Schächtele, „Komm, lass uns wandern. Südschwarzwald und Kaiserstuhl“, Emons, 208 Seiten, 16 Euro
Wandern im Albtal
Ob in Karlsruhe, entspannt auf dem Jakobsweg nach Ettlingen oder anspruchsvoll durch die bergige Gegend bei Bad Herrenalb: Der Autor beschreibt 30 schöne Touren zwischen Karlsruhe, Ettlingen und dem Nordschwarzwald. Michael Erle, „Wandern im Albtal“, Verlag Regionalkultur, 184 Seiten, 17,90 Euro
Zeitreise durch die Region: Die Autoren bieten einen unterhaltsamen Spaziergang durch die vergangenen Jahrhunderte, spannende Geschichte(n) und Wissenswertes über Personen, Orte und Ereignisse, die die Region geprägt haben. Anne Grießer, Ute Wehrle, „Zeitreise Schwarzwald“, SilberburgVerlag, 128 Seiten, 24,99 Euro
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Deutschlands erster „Bike-Escape“
Woher der Kaiserstuhl am Westrand der Ferienregion seinen Namen hat? Dieser Frage widmet sich Deutschlands erster „Bike-Escape“: Er entführt spielerisch ins Jahr 994, als der deutsche König Otto III. auf Durchreise ist und Ihringens Stadtschreiber Eckehard alle Hände voll zu tun hat, die zeremoniellen P ichten vorzubereiten. Von Ihringen aus müssen Rätselfreunde mit eigenem oder vor Ort ausleihbarem E-Bike nicht nur 45 Kilometer durch die Weinregion zurücklegen, sondern unterwegs viele Rätsel lösen. Nur so kommen sie Schritt für Schritt der Lösung auf die Spur und ins Ziel nach Breisach. Insgesamt sollten für den Spaß ab 14 Jahren rund sechs Stunden eingeplant werden. INFO www.berggeheimnis.com
Frag die Schwarzwald-Marie…
Mit dieser App gibt es Ausflugstipps direkt aufs Handy: „Frag SchwarzwaldMarie“. Einfach kostenlos herunterladen, Standort oder Ziel eingeben, und schon zeigt das Gerät Freizeitmöglichkeiten im Umkreis von 25 Kilometern an, unterteilt nach Touren, Ausflugszielen, Essen&Trinken, Veranstaltungen und Orten sowie Attraktionen, bei denen die SchwarzwaldCard gültig ist. Das besondere Extra: Dem Nutzer werden alle Bus- und Bahnhaltestellen in der Nähe angezeigt mit Abfahrtszeiten in Echtzeit. www.frag-schwarzwaldmarie.info
SOMEONE IS COMING
Blended Whisky aus 70% Gerste und 30% Getreide. Gelagert in 4 Fassarten. Fruchtige, feine Würze mit malzigem Körper und dezenter Süße.
Längste Bankliege der Welt
Stolze 44 Meter misst die längste Bank der Welt – und die be ndet sich auf dem Stübenwasen, in der Bergwelt Todtnau. Baumliege ist hier an Baumliege gebaut, zwischendrin urige Vesperplätze. Ideal also für ein gemütliches Picknick, für eine Verschnaufpause beim Wandern, um in den Himmel zu schauen oder den fantastischen Blick zu genießen – bei guter Wetterlage bis zum Mont Blanc und dem Säntis. INFO Eine aussichtsreiche Rundwanderung zur Bankliege (7,6 km, 229 Hm, Dauer: ca. 2 Std.) startet am Wanderparkplatz Radschert. www.hochschwarzwald.de (Suchwort: längste Bankliege)
Zweifach destilliert und schonend vermählt von unseren Black Forest Master Distillers. Verfeinert durch reines Schwarzwälder Quellwasser.
FOTOS: Dimitri Dell/Naturpark Schwarzwald Mitte Nord, Verlage (3), Berggeheimnis, Schwarzwald Tourismus, Hochschwarzwald Tourismus
Mit dem Rad auf den Spuren von König Otto III.
Eine App als digitaler Reisebegleiter
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Eine zauberhafte Herbstlandschaft am Bodensee: die farbenfrohe Radolfzeller Aachmündung
Wild im Westen des Bodensees
WildeWochen“ stehen am westlichen Bodensee jetzt auf der GenussAgenda. Vom 10. Oktober bis 28. November beglücken 15 Gasthäuser ihre Gäste mit seelenwärmenden Wildmenüs – darunter beliebte Klassiker und schmackha e Neuentdeckungen in kreativer Zubereitung. Führungen und kulinarische Events sind eine weitere Zutat der Genusswochen. Dabei können Gäste den Zauber der herbstlichen Landscha zwischen Schwarzwald und See erleben – bei Schi fahrten mit Wildbret-Genuss, bei einer Wildsafari mit Bauernvesper, beim Schaukochen auf dem Wochenmarkt oder einem ritterlichen Wildschmaus. INFO zu Gasthäusern und Touren: www.bodenseewest.eu/wildewochen
Der Bohrerhof: Landwirtschaft und Landhotel
Am Anfang war ein Bauernhof im Markgrä erland südlich von Freiburg: Seit mehr als 40 Jahren baut Familie Bohrer hier in der Region Spargel, Zucchini, Kürbis, Chicorée, Feldsalat und neuerdings auch Erdbeeren auf 200 Hektar an.
Die Ernte und andere Köstlichkeiten kann man direkt auf dem Hof im „Landmarkt“ mit angeschlossener Bäckerei kaufen – oder gleich nebenan im hofeigenen „Restaurant Bohrers“ genießen. Bei so viel Initiative der umtriebigen Familie war ein Hotel natürlich der nächste logische Schritt: Pünktlich zur Kürbissaison erö nete jetzt im September der „Bohrerhof“, ein Landhotel mit 64 Zimmern – und fast vollständig aus heimischem Holz gebaut. Finanziert wird das Boutique-Resort über 500 private Investoren, die im Durchschnitt 25 000 Euro bei einem Festzins von fünf Prozent anlegen und durch einen Eintrag ins Grundbuch zusätzlich abgesichert sind.
INFO Landhotel „Bohrerhof“, Zum Bohrerhof 1, 79258 Hartheim am Rhein, www.bohrerhof.de, Tel. 0 76 33/9 20 40 49
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FOTOS: www.bohrerhof.de (2), REGIO Konstanz-Bodensee-Hegau e.V. www.seidenspinnereien (2), TI Grafenhausen Bauernfamilie und Hotelbesitzer: die Bohrers auf einem ihrer Felder Das
„
“ wurde im September eröffnet
neue Landhotel
Bohrerhof
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Seidige Deko-Lichter
Aus einem besonderen Material sind die „Lampenschirmchen“ dieser Deko-Lichter gemacht: Es sind Seidenkokons. Brigitte Rupprecht (Foto) beschä igt sich schon lange mit dem Spinnen und Färben ungewöhnlicher Garne –von Bananen- über Soja- bis hin zu Bambusfasern. Besonders angetan hat es ihr allerdings die Seide.
Für die hübsche Lichterkette, die sich für den Advent genauso eignet wie für die Gartenparty, hat die Freiburgerin die kleinen Kokons mit Naturfarbe eingefärbt und zu kleinen Blüten geschnitten. Die Ketten mit 20 LED-Lämpchen sind 3,2 Meter lang, das Kabel ist transparent und hat ein Batteriekästchen. Die Lichter gibt es in den Farben Weiß, Grün, Rot, Gelb, Blau und Lila. INFO www. seidenspinnereien.de
Die DekoLichterketten kosten jeweils 26 Euro
Dorf der 1000 Sterne
Von Mitte November 2022 bis Mitte Januar 2023 verwandelt sich Grafenhausen im südlichen Schwarzwald wieder in das „Dorf der 1000 Sterne“: Auf Haselnussstöcke gesteckte Holzsterne in drei Farben sorgen in Gärten und auf öffentlichen Plätzen für Adventsstimmung. Die Sterne kann man kaufen, der Erlös wird einem wohltätigen Zweck zugeführt. Info: www.hochschwarzwald.de
Rother – auf diese Touren ist Verlass! Mit genauen Wegbeschreibungen, Zeitangaben, Höhenprofilen, detaillierten Kartenausschnitten und geprüften GPS-Tracks zum Download.
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Mein Tourenbuch
fürs ganze Jahr
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Vinyl – das ist es, wofür Christoph Keim brennt. Der 50-Jährige betreibt in Freiburg den kleinen, feinen Urban Record Store (www. urbanrecordstore.de) mit einer Auswahl an gebrauchten und neuen Platten. Hier kommen seine Ausgehtipps:
Am Abend vor dem Dreikönig-Feiertag wird gerodelt!
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Ein Club, ehrlich, direkt und rau, mitten in der Stadt, in dem man noch so richtig rocken kann: „The Great Räng Teng Teng“. In diesem sensationellen Laden gibt es Swing, Pop, Rave, Song und Poetry-Slams – und natürlich Rock! Genau mein Ding, deshalb freue ich mich umso mehr, dort zweimal jährlich meine „dubandbreakz&rap’n’roll“-Reihe zu veranstalten. www.raengtengteng.comFOTOS: @albi.rich, Hubert Bleyer, Hochschwarzwald Tourismus GmbH
In der „Hilda5“ des Kulturaggregat e.V. ist mein zweites Wohnzimmer – ein Ort mit Magie und großer Geschichte: Im ehemaligen Pianohaus Lepthien fanden in den 1970er-Jahren im Keller viele Künstler eine Bühne zum Jammen. 2016 ist der Verein in das Jugendstilhaus in der Hildastraße 5 eingezogen, und seither werden dort Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Workshops, Performances internationaler und lokaler Künstler sowie Streetart-Projekte veranstaltet. Ein herrlicher Platz zum Relaxen, Vernetzen und Feiern. www.kultur-aggregat.deINFO Tickets unter www.hochschwarzwald.de/veranstaltungen-hochschwarzwald/rodel-waeldmeisterschaft
Mein zweites Highlight auf der Freiburger Ausgehlandkarte ist der „Slow Club“ in der Haslacher Straße 25: Hier haben sich 2010 Kulturschaffende zusammengetan und unter diesem Namen den „Verein für notwendige kulturelle Maßnahmen e.V.“ gegründet, der vielen Künstlern und Bands niederschwellig eine Bühne bietet für Konzerte von Elektro über Punk bis hin zu Surf’n’Roll. Also nur rein in die frisch polierten Tanzschuhe und hin! www.slowclub-freiburg.deSingender Weihnachtsbaum
Mit der Premiere des „Singenden Weihnachtsbaums“ vom 9. bis 18. Dezember bekommt die Orgelstadt Waldkirch eine neue Attraktion zur Advents- und Weihnachtszeit: Die Chormitglieder stehen dabei auf mehreren Ebenen eines übergroßen „Weihnachtsbaumes“ vor der historischen Stiftskulisse zwischen Elztalmuseum und St. Margarethenkirche. An der Fassade des Elztalmuseums sind zudem eigens geschaffene Adventsbilder zu entdecken. Jeweils um 17.30 Uhr und 19 Uhr. Weitere Infos unter www.stadt-waldkirch.de
urvenlage, Speed und etwas Mut: In Schonach werden am 5. Januar 2023, einem Donnerstagabend, die ersten „Wäldmeister“ im Rodeln gesucht. An den Start gehen können Frauen und Männer ab 16 Jahren. Zunächst treten alle Rodel-Piloten auf einem SlalomKurs allein gegen die Zeit an. Anschließend fahren die zeitschnellsten Teilnehmenden in Ausscheidungsläufen zu viert gegeneinander. Erst- und Zweitplatzierte ziehen dann in die nächste Runde ein, ehe im großen Finale die Entscheidung fällt. Besonderes Fahrkönnen wird nicht vorausgesetzt, es geht rein um den Spaß und ums Dabeisein. Die Slalom-Strecke wird speziell für das Event gebaut und mit Flutlicht beleuchtet. Die Rodel werden gestellt, wer keinen Helm besitzt, kann sich vor Ort einen ausleihen.SW1222_044_Meldungen4_325613.indd 44 22.09.22 14:35
Meine Lieblingsorte 44 | MEIN Schwarzwald
Waldkirch hat sich in Zürich von dieser Idee inspirieren lassen
Wer wird Wäldmeister?
Direktverkauf ab Räucherei Dornstetter Straße 29 in 72250 Freudenstadt-Musbach, geöffnet von Mo.– Fr. 7.30 – 18.00 Uhr und Sa. 7.30 – 13.00 Uhr Das Original. SW1222_045_Anzeige.indd 2 14.09.22 12:37
„Jede Blume hat ihre Zeit“, sagt die Slow-Flower-Bewegung. Das bedeutet: im natürlichen Rhythmus der Natur pflanzen und ernten, lokale Alternativen zu Blüten aus Übersee finden. Wir haben eine Farmerin besucht, deren Blumen wildschön sind –und nicht perfekt sein müssen
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Sonia Grimm aus Sinzheim leitet zusammen mit ihrem Vater Markus Schmälzle das nachhaltige Blumenunternehmen „ Floralita“
FOTOS: Floralita, ID Photography/Christina Loesch
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Tierische Helfer: Marienkäfer tragen dazu bei, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten
Blumensträuße aus dem Schwarzwald –das ganze Jahr über
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Schau mal, ein Marienkäfer“, sagt Sonia Grimm und zeigt auf das rote Insekt mit den schwarzen Punkten, das es sich auf einer Kugeldistel gemütlich gemacht hat. Andere Gärtnerinnen würden jetzt vielleicht zur Chemiekeule greifen, um das Tierchen von der Pflanze fernzuhalten, nicht so Sonia. Im Gegenteil: Die 32-Jährige freut sich, dass das Ökosystem, das sie geschaffen hat, intakt ist. Bei „Floralita“, wie sie ihren Betrieb genannt hat, trägt jeder Organismus etwas bei und ergibt als Teil eines nachhaltigen Ganzen Sinn.
In Sinzheim, in der Nähe von Baden-Baden, bewirtschaftet Sonia mehrere Hektar Wiesen, Felder und acht Gewächshäuser, hinzu kommt ein Blumenladen. Nach ihrem Studium der Landschaftsarchitektur und einer Gärtnerlehre stieg sie ins Familiengeschäft ein. Zusammen mit ihrem Vater Markus Schmälzle (63) stellte sie das Unternehmen 2017 auf „bio“ um.
An diesem eisigen Morgen im Spätherbst steht die Blumenfarmerin in ihrem Gewächshaus vor zwei Reihen üppig blühender Eukalyptuspflanzen. Das grüne Myrtengewächs wird durch das Glasdach sanft von der Sonne beschienen. Im Treibhaus ist es kalt; es wird nicht auf tropische Wärme hochgeheizt, damit rund ums Jahr alle Sorten gezüchtet werden können, sondern die Temperatur wird mit sehr geringer Heizenergie aus Holzhäckselabfall auf lediglich über null Grad gehalten, damit sich kein Frost bildet und die Wasserleitungen nicht einfrieren. Das gehört zum Konzept des umweltbewussten Blumenanbaus im Sinne der Slow-FlowerBewegung. 2013 wurde sie in den USA von der Pflanzenexpertin und Autorin Debra Prinzing ins Leben gerufen, um ein Bewusstsein für chemiefreie, saisonal wachsende Blumen zu schaffen. Seit März 2019 finden sich auch in Deutschland die ersten Anhänger. Mittlerweile sind es fast 200 Mitglieder, und es werden stetig mehr. Sie treffen sich regelmäßig, tauschen Tipps und Ratschläge aus, unterstützen sich. Zu den selbst auferlegten Leitlinien gehört der Verzicht auf Pestizide,
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genma-
In dieser Erde arbeitet es! Organisches Mulchmaterial wird dem Boden zugeführt, um ihn mit Nährstoffen zu versorgen
Winterastern bringen zum Saisonende hin Farbe in den Garten
(2),
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In den Gewächshäusern gibt es keine Klimatisierung. Um im Sommer Schatten zu gewinnen, wird weiße Kalkfarbe auf die Dächer gesprüht FOTOS:
Floralita
ID Photography/Christina Loesch (4)
nipulierte Pflanzen, Steckschaum und Einmal-Plastik. Und, ganz entscheidend ist, die Blumen im Rhythmus der Natur anzubauen und zu ernten. „Slow Flower bedeutet ja ‚langsame Blume‘. Es geht um organisches Wachstum. Wie man es auch von regionalen Lebensmitteln kennt. Pflanzen werden nur in der Jahreszeit genutzt, in der sie auch bei uns wachsen“, erklärt Sonia Grimm, die mit „Floralita“ den bisher größten SlowFlower-Betrieb in Deutschland führt.
In ihrem Blumenladen sehen die Sträuße, die sie mit ihren Mitarbeiterinnen bindet, jeden Monat unterschiedlich aus. Im Winter verwenden sie Anemonen, Pistaziengrün, Zierkohl und Amaryllis, jedoch gibt es keine frischen Rosen mehr. Im Gewächshaus stehen ein paar letzte Exemplare, aber wenn sie geerntet sind, wird Sonia keine Importware zukaufen: „Im Winter wachsen bei unseren klimatischen Bedingungen nun mal keine Rosen. Was viele nicht wissen, ist, dass 80 Prozent der Schnittblumen, die man in Deutschland bekommt, aus Lateinamerika und Ostafrika importiert werden. Aber man muss sich nur mal vor Augen halten, dass sie 6000 Kilometer weit geflogen werden und man in diesen Ländern Pestizide einsetzen darf, die in der EU schon lange verboten sind. Beides will ich auf keinen Fall unterstützen.“ Die Konsequenz: „Erst im Mai werden wir wieder Rosen haben. Aber ich finde das überhaupt nicht schlimm: Jede Blume hat ihre Zeit.“
Es verlangt Selbstbewusstsein und unternehmerische Risikobereitschaft, die Rose, die laut Zentralverband Gartenbau die beliebteste Schnittblume der Deutschen ist, nicht
Wilde Natur: Hagebutten sind die ungiftigen Sammelnussfrüchte verschiedener Rosenarten, etwa der Hunds-Rose. Wild wachsende Rosen sind wertvolle Nähr- und Schutzgehölze für viele Tierarten. Hagebutten bieten etwa Standvögeln eine vitaminreiche Nahrung
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Der bevorzugte Standort für Silberblättrigen Eukalyptus ist eine sonnige bis halbschattige Lage. Bei Sonia Grimm wächst er vor und im Treibhaus
Es müssen nicht immer frische Blumen sein. Wer sich bei „ Floralita “ für einen Kranz aus verschiedenen Trockenblumen entscheidet, hat lange seine Freude daran
jederzeit im Sortiment zu haben. Sonia Grimm sagt, es habe etwas gedauert, bis ihr Konzept bei den Kunden angekommen sei. Ihre Slow Flowers sind zwischen 20 und 30 Prozent teurer als Blumen aus dem konventionellen Anbau, aber immer mehr Menschen seien gewillt, dies zu bezahlen, fänden großen Gefallen daran, Blumen nach dem Kreislauf der Natur zu kaufen.
Wie frisch von der Wiese gepflückt
Eine von Sonia Grimms Stammkundinnen ist seit zwei Jahren Iris Eggerder. Die Frau mit dem hübschen Blumen-Vornamen liebt frisches Grün. Wenn die 31-Jährige spät dran ist und es nicht mehr während der Öffnungszeiten zu „Floralita“ schafft, legt Sonia ihr sogar einen Strauß vor die Ladentür, den sie online bezahlen kann. Iris Eggerder erzählt am Telefon, dass es ihr wichtig ist, beim Einkaufen Respekt für die Natur mitzubringen. „Die Slow Flowers sehen unregelmäßiger aus – aber für mich viel schöner als perfekt gleichmäßige Blumen, weil sie naturgetreuer sind, wie frisch von der Wiese gepflückt.“
„Wir wollen, dass die natürliche Form der Blumen zur Geltung kommt“, bestätigt Sonia Grimm. „Man soll
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FOTOS: Floralita (4), ID Photography/Christina Loesch (2)
„Es riecht immer so gut –vor allem nicht künstlich, sondern wirklich nach Blumen“, sagt Sonia
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Infos zu „Slow Flower“
5 Durch die Blume: In der Slow-FlowerBewegung haben sich Flowerfarmer, Floristen und Blumengärtnerinnen zusammengeschlossen. Ihre Schnittblumen sind frei von Pestiziden und aus der Region. Mehr Infos unter www.slowflower-bewegung.de
5In Baden-Württemberg betreibt neben Floralita auch „Wildling Blumen“ in Badenweiler bei Freiburg Blumenanbau nach den SlowFlower-Prinzipien: www.wildlingblumen.de Sträuße bietet „Blumenschmuck von Wiesental“: www.blumenschmuck-vonwiesental.de
sehen, dass sie krumme Stängel und Flecken haben und nicht aus Plastik bestehen. Sie sind ja nicht tot, manche wachsen in der Vase sogar noch eine Zeit lang weiter.“
Lebendig geht es bei „Floralita“ auch bei der Schädlingsbekämpfung und beim Düngen zu. Sonia setzt natürliche Helfer ein: Die Marienkäfer etwa, die wir auf der Kugeldistel beobachtet haben, fressen Blattläuse weg. Winzige Fadenwürmer ernähren sich von im Boden lebenden Larven und verhindern damit, dass sich für die Blumen gefährliche Trauermücken entwickeln. Und eine Herde von neun Schafen liefert Dung, der bei der Neupflanzung von Rosen verarbeitet wird. Der Verzicht auf Chemie erfordert viel mehr Handarbeit; Unkraut etwa wird im konventionellen Blumenanbau im Freien mit Herbiziden abgespritzt. Bei „Floralita“ zieht man es komplett per Hand. Ohne Chemie zu gärtnern, heißt aber auch, dass die Mitarbeiter keine Allergien gegen Spritzmittel entwickeln und auf Handschuhe und Pflanzenschutzmasken verzichten können.
Im letzten Gewächshaus, durch das wir gehen, haben Sonia und ihr Team Frühlingsblumen gepflanzt. „Hier werden wir Löwenmäulchen, Levkojen, Ranunkeln und Glockenblumen ernten.“ In der Blütezeit wird sie davon auch einige trocknen, was als Alternative zu Frischblumen mittlerweile sehr beliebt in der Floristik ist. Im Lager des Blumenladens stapeln sich violette, rosafarbene und gelbe Trockenblumen, die schonend von der Sonne gebleicht wurden. Dort finden sich dann doch noch ein paar Rosen – zart verblasst. Sonias Tipp: „Sie eignen sich super zur Deko von Adventskränzen. Und danach muss man sie nicht wegwerfen – sondern kann noch den Weihnachtsbaum damit schmücken!
FRAUKE RÜTH
KONTAKT Floralita, Tiefenau 116a, 76547 Sinzheim. Tel: 07221/83170. Die Öffnungszeiten des Blumenladens: Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Samstag von 9 bis 12 Uhr. www.floralita.de
Violette Frühlingstamarisken, ein Zierstrauch, der sich wunderbar zum Trocknen eignet
Ein Gebinde aus Trockenblumen. Man sollte es vor Sonneneinstrahlung schützen –sonst bleichen die Blumen weiter aus
Silberblatt, auch Mondviole genannt: Im Sommer trägt die Pflanze bunte Blüten, im Winter zartsilberne Blättchen
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52 | MEIN Schwarzwald Flamm Es darf auch mal scharf sein! Dieser Flammkuchen im PizzaStyle wird mit Salami, Zwiebeln und Chilischoten belegt FLAMMKUCHEN MIT CHILI, SALAMI UND ROTEN ZWIEBELN ZUTATEN FÜR 2 FLAMMKUCHEN 200–240 g Crème fraîche, 1 EL frisch gehackte Kräuter (z. B. Thymian und Oregano), Salz, Pfeffer aus der Mühle, 1 rote Zwiebel, 100 g Salami in Scheiben, 8–10 grüne Chilischoten aus dem Glas ZUBEREITUNG: Hefeteig nach Rezept zubereiten (Seite 54). Backofen auf 220 Grad vorheizen. Teig in 2 Portionen teilen, jeweils auf ein Backpapier ausrollen. Crème fraîche und Kräuter glatt rühren. Mit Salz und Pfeffer würzen, auf die Flammkuchen verteilen. Zwiebeln in dünnen Spalten, Salami und Chilis ebenfalls verteilen. Pfeffern. Im vorgeheizten Ofen einzeln ca. 15 Minuten goldbraun backen. FOTOS: Stockfod, AdobeStock/Lisa Bauer SW1222_052059_Flammkuchen_294018.indd 52 22.09.22 14:33
kuchen
– unsere Lieblingsrezepte
Die superknusprigen Fladen sind beidseits des Rheins – in Baden und im Elsass – gleichermaßen beliebt. Auf einen klassischen Flammkuchen kommen zwar nur Rahm, Zwiebeln und Speck. Doch es lassen sich unendlich viele andere Varianten zaubern …
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Den Flammkuchen-Teig selbst zubereiten
Der klassische Flammkuchen stammt aus dem Elsass. Er diente anfangs als Thermometer beim Brotbacken. Um zu prüfen, ob der Ofen heiß genug war, wurden dünne Teigfladen hineingeschoben – und dann gerne verspeist. Mit Schmand, Zwiebeln und Speck belegt, waren die Teigstücke zudem ein schnelles Essen am Backtag. Vom Elsass aus eroberte der Flammkuchen dann auch die andere Rheinseite. Wir haben zwei verschiedene Teigsorten ausprobiert – in beiden Fällen gilt: dünn ausrollen, damit er knusprig wird!
5 Ein Hefeteig dauert durch das Gehenlassen zwar etwas länger, wird aber luftiger. Für vier Flammkuchen (große Ovale auf Standard-Backblechen) 20 g Hefe in 240 ml lauwarmem Wasser zusammen mit einer Prise Zucker verrühren. 440 g Weizenmehl (Type 405), 1 TL Salz und 6 EL neutrales Pflanzenöl (z.B. Sonnenblumen- oder Rapsöl) zugeben, mit dem Knethaken des Handmixers zu einem glatten Teig verrühren. Den Teig mindestens eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen, bevor er weiterverarbeitet wird.
5Schneller geht es mit einem Ölteig. Für vier große Flammkuchen 200 ml lauwarmes Wasser mit 440 g Weizenmehl (Type 405), 4 EL Olivenöl und 1 TL Salz gründlich verkneten. Wer den Teig
sämiger mag, kann noch 1–2 Eigelb zufügen. Der Teig soll dann ca. 30 Minuten ruhen. Dazu ganz dünn mit Öl einpinseln und in Klarsichtfolie wickeln.
5Weiterverarbeitung: Den Teig rollt man am besten direkt auf Backpapier aus, dann reißt er nicht, wenn man ihn später aufs Blech hieven will. Den Teig dann auf dem Blech nach Wunsch belegen. Die Flammkuchen einzeln bei 220 Grad Oberund Unterhitze im vorgeheizten Ofen etwa 12 bis 15 Minuten knusprig backen. Der Ölteig ist ein bis zwei Minuten schneller fertig. Wichtig: Je dünner der Teig ausgerollt wird, desto weniger Belag sollte es sein, sonst wird der Flammkuchen nicht knusprig.
5Der klassische Flammkuchen wird mit einer Rahmmischung bestrichen, dann mit Speckwürfeln und Zwiebelringen belegt. Die Rahmmischung besteht aus 2/3 Quark und 1/3 Schmand. Sie wird mit Salz, Pfeffer und einer kleinen Prise Zucker gewürzt. Man rechnet pro Flammkuchen mit 100 bis 120 g. Für vier klassische Flammkuchen braucht man außerdem 2 mittelgroße Zwiebeln und 250 g geräucherten, durchwachsenen Speck.
5Gegessen wird Flammkuchen gemeinsam. In handliche Stücke geschnitten, wird er auf einem Brett in die Tischmitte gestellt. Und jeder greift zu! So kann man auch mehrere Beläge testen.
TIPP: Statt selbst zu kneten, kann man auch sehr gute fertige Teige kaufen. Unbedingt die Zubereitungshinweise auf der Packung beachten: Die Backzeit kann sich bei Fertigprodukten verringern.
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Den Teig mit etwas Mehl dünn ausrollen und dann belegen. Der Klassiker wird mit einer Rahmmischung bestrichen. Obendrauf kommen dann nur noch ein paar Zwiebelringe und Speckwürfel. Fertig!
FOTOS:
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Stockfood, AdobeStock/Martin
Süßkartoffeln statt Speck: Ganz dünn geschnitten und mit Olivenöl vermengt, garen die Gemüsescheiben auch auf einem Flammkuchen in kurzer Zeit
FLAMMKUCHEN MIT SÜSSKARTOFFELN
ZUTATEN FÜR 4 FLAMMKUCHEN
1 Süßkartoffel (ca. 380 g), 3–4 EL Olivenöl, Salz, Pfeffer, 2–3 rote Zwiebeln, 400–480 g Schmand
ZUBEREITUNG: Den Backofen auf 220 Grad vorheizen. Hefeteig nach Rezept zubereiten (siehe links), in 4 Portionen teilen und jeweils dünn auf einem Stück Backpapier ausrollen. Die Süßkartoffel schälen und in sehr dünne Scheiben hobeln. Mit Olivenöl vermengen, mit Salz und Pfeffer würzen. Zwiebeln in dünne Ringe schneiden. Schmand mit etwas Salz und Pfeffer verrühren, auf die vier Flammkuchen verteilen. Dann alles mit Süßkartoffeln und Zwiebeln belegen. Einzeln etwa 15 Minuten im Ofen goldbraun backen.
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KÜRBIS-FLAMMKUCHEN MIT VIOLETTEN KARTOFFELN ZUTATEN FÜR 4 FLAMMKUCHEN
300 g lila Kartoffeln, 400 g Hokkaido-Frucht eisch, 2 rote Zwiebeln, 4 EL Olivenöl, Salz, schwarzer Pfeffer, 400–480 g Schmand, Schmand zum Servieren, 2 EL glatte Petersilie
ZUBEREITUNG: Backofen auf 220 Grad vorheizen. Hefeteig nach Rezept zubereiten (Seite 54), in 4 Portionen teilen. Jeweils auf Backpapier dünn ausrollen. Kartoffeln waschen und in hauchdünne Scheiben hobeln. Kürbis waschen und in sehr dünne Spalten schneiden. Zwiebeln in dünne Ringe schneiden. Alles mit Olivenöl vermengen und würzen. Schmand ebenfalls mit Salz und Pfeffer würzen, die vier Flammkuchen damit bestreichen und nicht zu dick belegen. Im Ofen einzeln ca. 15 Minuten goldbraun backen. Nach Belieben mit Schmand beträufeln, mit Petersilie bestreuen und mit Pfeffer übermahlen.
Kürbis, lila Kartoffeln und Petersilie ergeben zusammen einen herbstlichen Farbenrausch auf dem Teller. Wichtig: Die Zutaten für den Belag sehr dünn schneiden und den Teig nicht zu dick belegen!
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Zwei Käsesorten, Pesto, Kürbiskerne, dazu noch Zucchini – das klingt für einen Flammkuchen nach einer wilden Mischung. Doch die Kombination dieser verschiedenen Aromen macht’s!
FLAMMKUCHEN MIT PESTO, ZUCCHINI UND KÄSE
ZUTATEN FÜR 4 FLAMMKUCHEN 400 g Crème fraîche, Salz, schwarzer Pfeffer, 300–350 g junge Zucchini, ca. 4 EL Pesto, 50 g Parmesan, 50 g mittelalter Gouda, 3–4 EL Kürbiskerne
ZUBEREITUNG: Ofen auf 220 Grad vorheizen. Ölteig nach Rezept zubereiten (Seite 54) und in 4 Portionen teilen. Jeweils auf Backpapier dünn ausrollen. Crème fraîche mit Salz und Pfeffer würzen, auf den Teig streichen. Zucchini waschen, in hauchdünne Scheiben schneiden, ebenfalls auf die vier Flammkuchen verteilen. Etwas Salz und Pfeffer darüberstreuen. Pesto in kleinen Klecksen dazwischensetzen. Käse reiben, vermischen, mit den Kürbiskernen über den Belag streuen. Flammkuchen einzeln im Ofen 12–15 Minuten knusprig backen.
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FLAMMKUCHEN MIT FELDSALAT UND RÄUCHERLACHS
ZUTATEN FÜR 4 FLAMMKUCHEN
400–480 g Schmand, Salz, Pfeffer, 3 Frühlingszwiebeln, 200 g Räucherlachs in Scheiben, 100 g Feldsalat
ZUBEREITUNG: Backofen auf 220 Grad vorheizen. Ölteig nach Rezept zubereiten (Seite 54) und in 4 Portionen teilen. Jeweils auf Backpapier dünn ausrollen. Schmand mit Salz und Pfeffer würzen, auf die vier Flammkuchen streichen. Frühlingszwiebeln putzen, schräg in dünne Ringe schneiden, drei Viertel davon auf dem Teig verteilen. Die Flammkuchen einzeln im Ofen ca.15 Minuten kross backen. Lachs in Streifen schneiden, Feldsalat putzen, waschen, trocken schleudern. Etwas Feldsalat, Frühlingszwiebeln und Lachs jeweils auf dem fertigen Flammkuchen verteilen, sofort servieren.
Räucherlachs und Feldsalat – das sind zwei, die sich richtig gut verstehen. Das gilt auch, wenn sie zusammen mit Frühlingszwiebeln auf einem knusprigen Flammkuchen serviert werden
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FOTOS: Stockfood, AobeStock/kab-vision
SÜSSER APFEL-FLAMMKUCHEN
ZUTATEN FÜR 4 FLAMMKUCHEN: 2 säuerliche Äpfel, 400 g Sauerrahm, Zimtpulver, Zucker
ZUBEREITUNG: Backofen auf 220 Grad vorheizen. Hefeteig nach Rezept auf Seite 54 zubereiten. Nach dem Gehen in 4 Portionen teilen und einzeln auf Backpapier dünn ausrollen. Äpfel entkernen, in feine Scheiben schneiden. Sauerrahm auf dem Teig verstreichen, Apfelscheiben auf die vier Flammkuchen verteilen. Im Ofen einzeln ca. 15 Minuten goldbraun backen. Den Flammkuchen aus dem Ofen nehmen, mit Zimt und Zucker bestreuen.
Als Dessert nach einem herzhaften Flammkuchen oder auch einfach so –diese süße Variante schmeckt einfach himmlisch. Toppen lässt sich dieser Genuss nur noch, wenn man dazu eine kleine Portion Vanilleeis serviert
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Das etwas andere Dorfgasthaus
Das kleine Geschwend ist ein Schwarzwalddorf wie aus einem Heimatfilm. Mittendrin ein ebenso hübsches Gasthaus, dessen Geschichte allein reichlich Stoff für ein Drehbuch liefern würde
Die Dor irche schlägt gerade zum zwöl en Mal, als sich die Eingangstür zum Gasthaus rege zu ö nen beginnt. Zügig füllt sich die gemütliche Stube. Einige Gäste kennen einander, werfen sich über die Tische ein fröhliches „Hallo, wie geht’s?!“ zu. Zwei Servicekrä e itzen durch das Lokal. Es ist gut zu tun, die Plätze im Vorderraum sind im Nu belegt. Nur wenig später werden bereits die ersten Speisen aus der Küche in die Gaststube getragen. Es du et nach gebratenen Fleischküchle, würzigen Käsespätzle und Schnitzel. Beobachtet man den Ablauf, ist alles wie in anderen Dorfgasthäusern. Und doch ist „dasrößle“ alles andere als eine gewöhnliche Einkehr.
Ein Gasthaus, das allen gehört
Wer vor dem Eintreten einen Blick auf das Schild über dem Haupteingang wir und genau hinschaut, erahnt mitunter schon etwas. „Genossenscha liches Dorfgasthaus dasrößle“ steht darauf geschrieben. Alle anderen nden spätestens beim Lesen der Speisekarte den Hinweis auf die Besonderheit der Gaststätte. Dort ist auf der ersten Seite zu lesen: „Ein herzliches Willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie unser historisches und geschütztes Baudenkmal sowie das etwas andere Dorfgasthaus in Todtnau-Geschwend gewählt haben.“ Im weiteren Text erfährt der Besucher, dass das Gasthaus
Eine Schwarzwälder Kirschtorte darf im Kuchenangebot natürlich nicht fehlen
Unbedingt die "Oxefetze Rößle Spezial“ mit dunkler Zwiebel-Bier-Soße kosten
Badisch, vegetarisch, vegan: Hier findet jeder etwas! Im Gasthaus wird Dorf-Gemeinschaftechtevorgelebt
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Gründe, hier Halt zu machen:
Ist Not an Servicekräften, hilft „Genossin“ Gerlinde Diesslin spontan beim Getränkeausschank SW1222_060063_Roessle_298969.indd 60 22.09.22 14:43
Auf einen Quadratmeter der Fassade des historischen Baudenkmals kommen sage und schreibe 700 FeldbergSchindeln
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FOTOS: Christina Feser
von einer Gemeinscha betrieben wird, die sich im Oktober 2011 zu einer Genossenscha zusammengeschlossen hat.
Ein Projekt, das von langer Hand geplant und gut durchdacht war – auch wenn die eigentliche Idee dazu einst in weinseliger Runde bei einer privaten Feier ein paar Häuser weiter entstanden war, wie Ewald Diesslin erzählt. Als Gründungsmitglied und heutiger Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenscha hat er die Geschichte vom „Rößle“ von Anfang an miterlebt und mitgestaltet. Unzählige ehrenamtliche Arbeitsstunden hat er in das Projekt gesteckt. Der Geschwender, der hauptberu ich als Unternehmensberater tätig ist, erinnert sich: „Nachdem die ehemalige Wirtin und Besitzerin ins Altersheim gekommen war, stand das Gebäude leer und gammelte vor sich hin. Der Zustand des geschützten Baudenkmals war erschütternd und traurig zugleich. Für die fünf örtlichen Vereine gab es keinen ö entlichen Tre punkt mehr. Als das Objekt dann eines Tages zum Verkauf ausgeschrieben war, haben wir Nägel mit Köpfen gemacht. Wir haben die Genossenscha gegründet und den Zuschlag erhalten.“
Der Startschuss für das Abenteuer „Ein Dorf rettet seinen Gasthof“ war gefallen. Die Gesamtplanung konnte beginnen. „Was wir hier zum Teil erlebt haben … das war einfach unglaublich!“, lacht er. Aus einer verrückten Idee wurde harte Arbeit. Aufgeben sei jedoch nie eine Option gewesen. „Zu keiner Zeit!“, schüttelt Ewald Diesslin den Kopf. Das halbe Dorf packte mit an, und gemeinsam haben sie gescha , was einer alleine nie zustande gebracht hätte.
Das Projekt hat Vorbildfunktion
Das Konzept der Genossenscha ist aufgegangen. Aktuell bringen sich 225 Genossen ein. Das Kapital liegt bei stolzen 465 000 Euro. „Davon sind 80 Prozent Eigenund lediglich 20 Prozent Fremdkapital. Wir stehen auf gesunden Beinen“, beleuchtet Diesslin die beeindruckende Zahl. Und längst stammen die Mitglieder nicht mehr nur aus dem Ort, dem Schwarzwald oder Deutschland. „Wir haben Unterstützer aus der ganzen Welt: Amerika, Australien, Südafrika, Portugal, Spanien sowie vielen weiteren Ländern. An Dividende denkt dabei keiner. Vielmehr sind die Leute von der Idee der Gemeinscha so begeistert und wollen mithelfen“, so Diesslin.
Schon häu g ist es vorgekommen, dass sich Besucher anmelden, die ein ganz ähnliches Projekt in ihrer Gemeinde planen. Gerlinde Diesslin, die heute beim Getränkeausschank aushil , da eine Servicekra aus-
Genau das Richtige für kalte Tage: eine badische Flädlesuppe auf Basis einer kräftigen Rinderbrühe
Rund um Geschwend gibt es schöne Spazierund Wanderwege. Hinter der Kirche geht’s zum Beispiel zum Rabenfelsen hinauf
Bodenständig und echt gemütlich: Blick aus dem Nebenraum in die vordere Gaststube mit dem grünen Kachelofen im Eck
FOTOS: Christina Feser (3), Julian Philipp, Hochschwarzwald Tourismus GmbH SW1222_060063_Roessle_298969.indd 62 22.09.22 14:43
gefallen ist, gesellt sich für einen Augenblick zu uns an den Stammtisch am grünen Kachelofen und sagt: „Es ist einfach toll, was sich alles in der Gemeinscha bewegen lässt.“ Genauso wichtig wie ein gutes Miteinander sei aber auch die Qualität der Speisen.
Auch Veganer werden fündig
Die Zutaten für die regional-badischen Gerichte wie „Suuri Leberli“, also saure Rinder-Leber, mit Brägel, Rinder eischstücke an dunkler Zwiebel-Bier-Soße, die auf der Speisekarte „Oxefetze“ heißen, stammen hauptsächlich von Produzenten und Landwirten aus der Umgebung. Man dürfe sich beim Angebot jedoch nicht nur starr an Traditionen klammern, sondern müsse auch mit der Zeit gehen, betont Ewald Diesslin. So ist es im Gasthaus eine Selbstverständlichkeit, vegetarische und vegane Gerichte auf der Speisekarte anzubieten. Auch an Allergiker mit Glutenunverträglichkeit oder Laktoseintoleranz wird gedacht. „Bei uns ndet wirklich jeder etwas“, sagt das Gründungsmitglied. Das sei in vielen anderen Dorfgasthäusern alles andere als üblich.
Ewald Diesslin lacht und ergänzt: „Wir sind halt das etwas andere Gasthaus. Das sieht man auch an unserem Namen ,dasrößle‘, der nicht dudengetreu ist, dafür echt alemannisch.“ Viele Ideen wurden in den letzten Jahren erfolgreich umgesetzt. Neben sieben Gästezimmern etwa der große Außenbereich mit seinem einladenden Biergarten. Als Nächstes ist die Fertigstellung der Tenne dran. „Ideen gibt’s noch genug!“, sagt Ewald Diesslin.
Und so arbeiten alte und junge Geschwender weiter Hand in Hand daran, dass „dasrößle“ in eine rosige Zukun galoppiert.
CHRISTINA FESER
INFO Das Genossenschaftliche Dorfgasthaus „dasrößle“liegt in Geschwend, einem Ortsteil von Todtnau im FeldbergBelchen-Gebiet. Im Dorf stehen noch über 14 wunderschöne, originalgetreu erhaltene und bewirtschaftete Schwarzwaldhäuser, die in den 1950er-Jahren Kulisse für die Heimat lme „Schwarzwaldmädel“ und „Schwarzwälder Kirsch“ waren. Das Gasthaus diente auch der SWR-Erfolgsserie „Die Fallers“ als Schauplatz für den gezeigten „Gasthof Löwen“. ADRESSE: Im Dürracker 3, 79674 Todtnau, www.dasroessle.de
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In einem denkmalgeschützten Schwarzwaldhaus hat „dasrößle“ sein Zuhause
Dunkle Wälder, sanfte Höhen, sonnige Täler, hübsche Orte: Rund um Todtnau präsentiert sich der Hochschwarzwald wie aus dem Bilderbuch
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Aus dem Räucherofen
Jeden Freitagmorgen werden die Schwarzwaldforellen im heißen Rauch über einer Spänemischung aus verschiedenen Hölzern geräuchert
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Ein feiner Räucherduft liegt im blitzblanken Produktionsraum der ehemaligen Landmetzgerei in Freiamt in der Luft. Doch hier wird kein Schwarzwälder Speck, sondern Fisch geräuchert. Michael Wickert öffnet den großen Räucherschrank aus Edelstahl. Rauchschwaden füllen den Raum. „Meine Goldstücke sind fertig“, sagt er. Goldstücke nennt der Räuchermeister, der sich jedem gleich als Micha vorstellt, seine heißgeräucherten Stremellachsstücke.
Räucherlachs nach Schwarzwälder Art Am Tag zuvor hatte er die Lachsfilets in Salzlake eingelegt, in Streifen (Stremel) geschnitten und am Vormittag bei 60 bis 80 Grad über Erlenholzglut geräuchert. Im zweiten Räucherofen hängen kaltgeräucherte ganze Lachsseiten. Die hat Wickert am Dienstag frisch von den Färöer-Inseln bekommen und gleich am Abend mit Salz eingerieben, um dem Fisch Wasser zu entziehen. Die nächsten zwei Tage verbrachten die Lachsfilets bei Zimmertemperatur von etwa 20 Grad im kalten Rauch. Lange hat Wickert an der optimalen Zusammensetzung der Holzspäne von Buche, Erle, Weißtanne, Kirsche und Wacholder getüftelt, deren Glut sich – einmal in der Mitte angezündet – ganz langsam verbreitet und für den feinen und typischen Rauchgeschmack des Räucherlachses Schwarzwälder Art sorgt. Damit der am Ende den Namen „Black Forest Salmon“ tragen darf, wird er mit Honigessenz und Gewürzen veredelt und drei Tage lang luftgetrocknet.
„Meine wichtigste Zutat ist Zeit. Daneben braucht es jahrelange Erfahrung, Liebe zum Produkt und beste Zutaten“, beschreibt der Fischereiwissenschaftler sein Vorgehen, das sich allein schon wegen des Zeitfaktors vollständig von der industriellen Lachsräucherei unterscheidet. Am Donnerstag und Freitagvormittag wird geräuchert, Freitagnachmittag und Samstagvormittag ist der kleine Laden im „Dörflein nahe am Himmel“, wie sich das Dorf Freiamt nördlich von Freiburg nennt,
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FOTOS: Daniela Haug, Gabriele Hennicke
Die wichtigste Zutat bei Michael Wickert ist Zeit: Zwei Tage lang hängen die ganzen Lachsseiten im kalten Rauch, um den typischen Geschmack anzunehmen
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„I like fish“ – bei Michael Wickert dreht sich seit seiner Kindheit alles um Fisch. Mit seiner Fischräucherei „Glut & Späne“ in Freiamt hat der Fischereiwissenschaftler vom Bodensee nach mehrjährigen Aufenthalten in Berlin-Kreuzberg und der Uckermark nun seinen endgültigen Standort gefunden. Hier veredelt er Forellen und Lachs und bringt das traditionelle Fischräucherhandwerk in den Schwarzwald zurück
Der Schwarzwaldlachs
Seit 2001 wird im Restrhein zwischen Weil am Rhein und Breisach und in zahlreichen Zuflüssen ein koordiniertes Wiederansiedlungsprogramm für den Lachs umgesetzt. Dafür müssen die stromaufwärts und -abwärts gerichteten Wanderwege in den Flüssen wiederhergestellt werden. Dies erfordert den Bau von Fischaufstiegsanlagen, Abstiegsanlagen, den Umbau von Wehren und die Verbesserung der Gewässerstruktur. Erste Erfolge zeigen sich bereits: Heute kehren Lachse und andere LangdistanzWanderfische zurück und legen in Alb, Murg, Kinzig und Elz wieder ihre Laichgruben an. Am weitesten fortgeschritten ist das Programm in der Kinzig und ihren Zuflüssen. Hier werden inzwischen Lachse bis zum Stadtgebiet von Schiltach, 70 Kilometer oberhalb der Kinzigmündung, beobachtet. Seit mehr als zehn Jahren findet hier wieder eine natürliche Fortpflanzung statt. An der Kontrollstation im Fischpass des Rheinkraftwerks Iffezheim konnten 2020 an die 200 aus dem Atlantik zurückgekehrte Lachse gezählt werden. Mit seiner Lachszuchtanlage „Wolfstal“ trägt der Landesfischereiverband maßgeblich zum Aufbau neuer Lachsbestände bei.
„Nach 20 Jahren bin ich nach Südbaden zurückgekommen“
geöffnet. In der Theke liegen frisch geräucherte Forellen, Filets von Forelle, Saibling und Lachsseiten, die als Ganzes oder scheibenweise verkauft werden. Außerdem Aufstrich vom Räucherfisch, Meerrettich- und HonigSenf-Dill-Sauce, alles hausgemacht. Samstags gibt es Fischbrötchen zu kaufen, ein Angebot, das auch von Wanderern gerne angenommen wird.
Längst hat sich in Freiamt und Umgebung herumgesprochen, mit welchen Delikatessen Michaels Fischräucherei aufwartet. Schon vor der offiziellen Öffnungszeit um 15 Uhr kommen die ersten Kunden, schnell hat sich vor dem Laden eine Warteschlange gebildet. Kein Problem. Wer hierher kommt, hat Zeit, der freut sich an der offenen Schwarzwaldlandschaft rund um den Schwarzwaldhof im Ortsteil Mußbach, war vorher womöglich schon in der Bioland-Käserei auf dem Nachbarhof und macht den Wochenendeinkauf anschließend auf dem Freiämter Markt rund um den einstigen Freihof in der Nähe. Im Hof steht ein kleiner Räucherofen, in der nebenstehenden Scheune hat Micha bereits einen Verkostungsraum samt Freisitz eingerichtet, wo er künftig Gruppenverkostungen anbieten möchte. Nebenan eine kleine Weinhandlung, selbst ein paar Reben gibt es hier.
„Nach 20 Jahren bin ich wieder nach Südbaden und in den Schwarzwald zurückgekehrt, und hier will ich bleiben, weil einfach alles passt“, freut sich der 42-Jährige, der am Bodensee bei Radolfzell aufgewachsen ist. Als Sechsjähriger bekam er eine Angel geschenkt, später war er Mitglied im Angelverein, damit war der Grundstein für die Liebe zum Fisch gelegt. Nach dem Abitur ging es zum internationalen Studium Agrar- und Fischerei-
Wenn es um Spezialitäten geht, nehmen die Kunden auch eingeschränkte Öffnungszeiten in Kauf. Viele verbinden den Einkauf mit einem kleinen Ausflug
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Die Lachsfiletstücke werden heißgeräuchert, nachdem sie in Salzlake eingelegt waren
FOTOS: Gabriele Hennicke (5), Daniela Haug
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mischung
ständlich
nis.
wesen nach Berlin. „Um der ganzen Theorie etwas entgegenzusetzen haben wir einen ,Arbeitskreis Räucherofen‘ gegründet, im Innenhof der Fakultät zwei ordentliche Räucheröfen gebaut und bei Unifesten Räucherfisch angeboten, der supergut ankam“, erinnert sich Wickert. Diese Erfahrung war der Zündfunke für sein Unternehmen „Glut & Späne“.
Nach Praktika in Fischzuchten und Fischräuchereien im In- und Ausland und einer Anstellung als Betriebsleiter bei einer Forellenzucht in der Normandie hatte der Fischenthusiast genug Erfahrung und Kapital für ein eigenes Unternehmen zusammen: Im Oktober 2012 eröffnete er in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg einen Stand, an dem er live Fisch räucherte und verkaufte. „Die Zeit war damals reif für handwerklich hergestellte Lebensmittel bester Qualität, und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt Micha rückblickend. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, Wickerts traditionelles Fischräucherhandwerk und seine Produkte waren selbst bei der Berlinale gefragt, ebenso er selbst als Experte. Nach einigen Jahren Großstadt zog es den Jungunternehmer aufs Land in die Uckermark, er wollte näher am Produkt sein, wenn möglich sogar eine Forellenzucht übernehmen. Fünf Jahre lang produzierte er dort in seiner Landräucherei mit angeschlossener Gastwirtschaft. Eigentlich wollte er in der Gegend blei-
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Vom Bodensee über Berlin und die Uckermark nach Freiamt: In der weitläufigen Schwarzwaldgemeinde nördlich von Freiburg hat sich der Fischräucherer jetzt auf Dauer niedergelassen
Fischbrötchen made in Schwarzwald
Die genaue Räucher-
ist selbstver-
Betriebsgeheim-
Lange hat Michael Wickert daran getüftelt
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Die frischen Forellen bezieht der Fischräucherer von kleinen Forellenzuchten im Schwarzwald und vom Bodensee
Stremellachs werden heißgeräucherte Portionsstücke vom Lachs genannt – die Bezeichnung „Stremel“ stammt aus Ostpreußen, das im 19. Jahrhundert eine Hochburg der Lachsveredelung war, und bedeutet „Streifen“
STREMELLACHS MIT PASTINAKENSTAMPF & POSTELEIN
ZUTATEN FÜR 2 PORTIONEN
Salat: 150 g Postelein (Winterportulak), 3 EL Olivenöl, 1 EL Apfelessig, 2 EL naturtrüber Apfelsaft, 1TL grober Senf, 1 Prise Salz, 1 Prise frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Pastinakenstampf: 500 g Pastinaken, 1 weiße Zwiebel, 50 g Butter, 2 Prisen Salz, 1 Prise frisch gemahlener schwarzer Pfeffer, 50 g Sahne, 50 g Schmand
Fisch: 2 Stücke (jeweils ca. 150–200 g) heißgeräuchertes Lachsfilet
ZUBEREITUNG
1. Für den Salat den Postelein waschen, vorsichtig schleudern und auf einem sauberen Geschirrtuch ausgebreitet vollständig trocknen lassen.
2. Für den Pastinakenstampf Pastinaken und Zwiebel schälen und in walnussgroße Stücke schneiden. Die Butter in einem mittelgroßen Topf
bei geringer Hitze schmelzen, dann Zwiebeln und Pastinaken hinzugeben und unter gelegentlichem Rühren weich dünsten. 100 ml Wasser in den Topf geben und alles mit Salz und Pfeffer würzen. Bei mittlerer Hitze köcheln lassen, bis die Pastinaken weich sind und das Wasser größtenteils verkocht ist. Sahne und Schmand unterrühren und das Ganze mit einem Pürierstab mehrmals mixen, bis keine großen Stücke mehr zu sehen sind.
3. Für das Salatdressing alle restlichen Zutaten in einer kleinen Schüssel mit einer Gabel verquirlen. Das Dressing unter den Salat heben.
4. Den noch warmen Stremellachs mit dem Pastinakenstampf auf zwei Tellern verteilen und mit dem Salat garnieren. Rezept aus „Das Fischräucherbuch“
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FOTOS: Daniela Haug, Gabriele Hennicke (3), Ulmer Verlag
ben, nachdem aber ein trockener Sommer nach dem anderen den Fischzüchtern Probleme bereitet hatte, spürte der Unternehmer, dass eine neue Entscheidung anstand. „Meine Partnerin und ich besannen uns auf die Heimat, auf den Schwarzwald mit seiner Räuchertradition und den deutlich kühleren Temperaturen, wo klare Bäche und Flüsse das Wasser für die kleinen Forellenzuchten liefern“, beschreibt er den Entscheidungsprozess. „Die Fische im Schwarzwald sind immer in Bewegung, das schmeckt man am Ende.“
An glorreiche Zeiten anknüpfen
Die Forellen, die Michael Wickert als Wälderforellen vermarktet, kauft er alle bei kleinen Zuchtbetrieben im Schwarzwald oder am Bodensee, gelegentlich auch Felchen und Saiblinge. Er räuchert sie jeweils am Freitagvormittag im heißen Rauch über einer Spänemischung aus verschiedenen Hölzern. „Leider ist der Lachs wegen der schlechten Wasserqualität und Bauhindernissen aus dem Schwarzwald verschwunden, dabei waren der Oberrhein und die Nebenflüsse wie Kinzig, Murg und Dreisam bis Mitte des 20. Jahrhunderts das größte Lachsrevier Europas. Aber seit den 1990er-Jahren ist man dabei, den Lachs wieder anzusiedeln“, weiß Wickert, der seinen Lachs von Zuchtbetrieben auf den schottischen Hebriden und den Faröer-Inseln bezieht. Keine Frage, dass er sich bei der Lachszuchtstation des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg in Wolfach engagiert, auch wenn er weiß, dass erst seine Enkel oder Urenkel erleben werden, dass die Schwarzwaldflüsse wieder voller Lachse sein werden. „Ich würde so gerne eine Zeitreise machen und miterleben, wie die Lachse von ihrer Reise nach Grönland in den Rhein und die Schwarzwaldflüsse zum Laichen zurückkommen. Und auch die heimische Lachsfischerei erleben“, sagt er. Denn letztendlich will Michael Wickert mit seiner Fischräucher-Manufaktur an diese glorreichen Zeiten anknüpfen.
GABRIELE HENNICKE
KONTAKT Glut & Späne, Lachsfisch-Räucherei und Manufaktur, Mußbach 11, 79348 Freiamt, www.glutundspaene.de
Buchtipp
In diesem Standardwerk zum Thema Fischräuchern … trifft traditionelle Handwerkskunst auf innovative Räuchertechniken: Fischereiwissenschaftler und Räuchermeister Michael Wickert zeigt, wie man in einfachen Schritten aus frischem Fisch und Feuer, Holz und Spänen rauchig-würzige Köstlichkeiten zaubert. Ein kompletter Überblick über Räuchertechniken und -geräte, eine umfangreiche Warenkunde und Expertentipps vermitteln aktuelles Wissen für Einsteiger und Räucherprofis. Über 40 klassische Räucherrezepte und inspirierende Neukreationen begeistern sowohl Hobby- als auch Spitzenköche. Michael Wickert, Daniela Haug, „Das Fischräucherbuch, Wissen & Methoden – Rezepte & Genuss“, 336 Seiten, Eugen Ulmer Verlag, 39,95 €
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Ein Blick in die Theke: Hier ist alles handgefertigt – mit Liebe, Sachverstand und Grundprodukten von bester Qualität
Schwarzwälder Kurvenstar
Nanu: Was ist das für eine seltsame Windung?
Aus der Vogelperspektive betrachtet, macht die Wegführung der Kreuzfelsenkurve im Höllental keinen rechten Sinn. Wir haben mal etwas genauer hingeschaut…
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FOTOS: AdobeStock/visualitte
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Der besondere Ort
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Wer im Südschwarzwald von Freiburg nach Hinterzarten will, muss durchs Höllental.
Der rund neun Kilometer lange Streckenabschnitt auf der Bundesstraße 31 schlängelt sich vom Örtchen Buchenbach-Himmelreich durch den Wald, vorbei an der Ravenna-Schlucht den Berg hinauf. Ihren spektakulären Höhepunkt findet die Strecke in einer 360-Grad-Kehre: Das ist unsere Kreuzfelsenkurve. Wie eindrucksvoll sich die Verkehrsschleife um den Felsen mit dem Kreuz darauf windet, lässt sich auf der Luftaufnahme gut erkennen. Aus der Vogelperspektive sieht es allerdings so aus, als habe sich ein Team von Verkehrsplanern einen schlechten Scherz erlaubt: Führt die Straße wirklich nur einmal um den Felsen herum und auf fast gleicher Strecke wieder zurück? Das macht auf den ersten Blick keinen Sinn. Was man auf den Drohnenfotos allerdings nicht sieht, sind die Höhenmeter, die dazwischenliegen.
Das Höllental trägt seinen Namen völlig zu Recht, ist es doch von teilweise bis zu 600 Meter hohen, bedrohlich wirkenden Steilhängen eingeschlossen, die einst durch herabfallende Felsstücke das Durchkommen für Reisende sehr gefährlich und manchmal auch unmöglich machten. Die Franzosen tauften es „Val d’Enfer“ , das Tal der Hölle, wie es bis heute genannt wird. Mittlerweile ist die Straße natürlich gut ausgebaut und deshalb auch viel befahren: „Der durchschnittliche tägliche Verkehr liegt zwischen 19 000 und 23 000 Fahrzeugen, davon rund 13 Prozent Schwerverkehr“, erklärt Manfred Kocher vom Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald.
Kurvenradius und Fliehkraft
Immer wieder ist die Kreuzfelsenkurve auch Schauplatz von Unfällen, denn hier findet eine bekannte Physik-Regel ihre praktische Anwendung: je enger der Kurvenradius, desto höher die Fliehkraft. Zum Glück ist die Kurve so eng, dass die meisten sich gar nicht trauen, anständig aufs Gaspedal zu treten.
„Die dem Gelände angepasste Straßenführung und der große Höhenunterschied machen die Steigungsstrecke vor allem für Lastwagen-Fahrer zu einer echten Herausforderung“, weiß Manfred Kocher. Für ortsunkundige Brummi-Fahrer sollte eigentlich die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von nur zehn Stundenkilometern eine Warnung sein. Zusätzlich gibt es auch noch ein Blinklicht, das zur Aufmerksamkeit aufruft. Doch manche wollen es einfach nicht glauben.
Naja, zumindest auf der Luftaufnahme sieht die Kreuzfelsenkurve ja wirklich harmlos aus …
FRAUKE RÜTH
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FOTOS:
AdobeStock/Leonid Andronov, AdobeStock/Johannpictures
Die Bundesstraße 31 ist die wichtigste Ost-WestVerbindung des Schwarzwalds
Ein Foto mit Seltenheitswert: die Kreuzfelsenkurve autofrei
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Einladung zu Ruhe und Besinnung
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Mit „viel Liebe und Butter“ handgemacht: die Gipfeli von „KULT“, einem Himmelreich (nicht nur) für Croissant-Fans
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Out of Schwarzwald
IndieserAusgabe:Ein Ausflug in die Schweiz
Basels älteste Bäckerei wird wieder jung
Ein fast 300 Jahre altes „ Backlädeli “ , ein drohender Konkurs, drei junge Leute mit vielen frischen Ideen – das ist die Geschichte der Bäckerei „ KULT “ in Basel. Hier lesen Sie aber außerdem noch, warum die Kunden bis auf den Gehweg Schlange stehen …
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FOTOS: Nicolas Gysin (2), Anaïs Pohler Klein, aber fein: Basels ältestes Backlädeli in der Riehentorstraße 18
Die aktuelle Chefetage der Bäckerei KULT (von links): Lukas Schertenleib, Lea Gessler, Florian Girandel und Leon Heinz
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Wir schreiben das Jahr 1726. In Dresden beginnt der Bau der Frauenkirche. In Reutlingen vernichtet ein Großbrand 80 Prozent der Stadt. Und der Ire Jonathan Swift veröffentlicht seinen Roman „Gullivers Reisen“ ... In jenem Jahr eröffnet nahe des Rheinufers in Basel eine kleine Bäckerei. In einem schmalen, unscheinbaren Haus in der Riehentorstraße 18 in Kleinbasel, dem Stadtteil der „einfachen Leute“. Fast 300 Jahre existierte diese Backstube, die damit nachweislich älteste der Stadt, als sie 2015 plötzlich vor dem „Aus“ stand. Es drohte der Konkurs. Aber drei pfiffige Studenten verhinderten, dass der Ofen in der Riehentorstraße 18 für immer ausging: Sie stellten einen Aufruf ins Internet, übernahmen den Betrieb und ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Heute beschäftigt die Bäckerei über 40 Mitarbeiter und gehört zu den beliebtesten in der Region! „Mein Schwarzwald“ hat die Bäckerei KULT besucht, um sich von Mitgründerin und Co-Chefin Lea Gessler (34) die spannende Rettungsgeschichte erzählen zu lassen!
Immer wieder: „Bitte ein Gipfeli!“
Zunächst mal heißt es aber: anstehen. Denn die morgendliche Schlange vor dem Backlädeli, wie es viele nennen, reicht wieder bis auf den Gehweg. Eine Kundin kauft knusprige Baguettes, denen man bei KULT vom Ansetzen des Vorteiges bis zum Verlassen des Ofens 72 Stunden Zeit gibt. Ein Familienvater mit zwei Kids nimmt gleich mehrere Sauerteigbrote und ein junger Mann in Fahrradmontur ein Sandwich, mit Pesto bestrichen, mit würzigem Käse und gegrilltem Spargel belegt. Und immer wieder hört man: „Bitte ein Gipfeli!“
Die „mit viel Liebe und Butter“ hausgemachten Croissants sind ein Renner, ob pur, gefüllt mit Nuss- oder Mandelcreme oder auch als „Pain aux Raisins“ – Gipfeliteig in Schneckenform gerollt und mit Vanillecreme und Rosinen gefüllt. Ebenfalls homemade. „Bei uns wird eigentlich alles handgemacht, selbst die Marmeladen“, sagt Lea Gessler stolz. Industriell vorgefertigte Halbfabrikate und Zusatzstoffe, also alles jenseits von Mehl, Salz, Butter, Zucker, Eiern, Milch, sind bei KULT ein No-Go. Verwendet werden fast nur Produkte regionaler Anbie-
Eine süße „Winkekatze“ (in Japan ein Glücksbringer) begrüßt die Kunden der Bäckerei
ter, wie z. B. Weizen-, Roggen- und Dinkelmehl einer Mühle, die ausschließlich Korn von Bauern der Gegend verarbeitet. „Nur Zutaten wie Schokolade oder Senf kaufen wir fertig ein.“
Das war von Anfang an Teil der KULT-Philosophie, die da lautet: nur „ehrliche“ Rohstoffe verwenden. Allen Teigen viel Zeit geben. Sorgfältige Handarbeit. Allen Kunden mit Herzlichkeit begegnen. Die Mitarbeiter mit ihren Ideen in die Produktion miteinbeziehen!
Von Anfang an – das heißt seit Herbst 2015. Verrückt, was damals passierte ... „Mein Schulfreund Leon Heinz und Felicia Schäfer, die an der Basler Hochschule für Gestaltung und Kunst studierten, bastelten an Ideen herum, wie sich Essen und Events verquicken lassen“, erzählt Lea. „Dafür gründeten sie schon zu Uni-Zeiten die ‚Gastronautische Gesellschaft‘.“
Als sich Felicia Schäfer im Backlädeli, das zu dieser Zeit „Feinbäckerei am Riehentor“ hieß, ein Gipfeli kauf-
FOTOS: Michael Santen (2), Nicolas Gysin (2), KULT
Einer der sieben Elsässer Bäcker, die bei KULT arbeiten, beim Abwiegen von Roggenmehl
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Auch bei den Produkt-Namen ist man kreativ, wie hier bei den Sandwiches
Ständig werden neue Leckereien ertüftelt
te und es auf Facebook lobte, wurde die Frau des Bäckereibesitzers auf die kreativen Gastronauten aufmerksam und kontaktierte sie. Denn das Geschäft lief schlecht. „Vielleicht haben diese jungen Menschen ja eine Idee, wie wir die Schließung verhindern können“, hoffte sie. Das Hausbesitzer-Paar wollte sich von Leon und Felicia beraten lassen. Voll Eifer holten die beiden Endzwanziger auch noch ihre Freundin Lea ins Boot, begannen zu dritt, ein „frisches Konzept“ für das Lädeli zu erarbeiten. Neuartige Produkte, Events im Geschäft.
Lea studierte zu dieser Zeit in Paris Theaterwissenschaften, hatte in Frankreich schon in einer Land-Bäckerei gearbeitet. „Uns verband die Lust auf gutes Backwerk. Und der Wunsch nach einer echten Bäckerei – traditionell, aber zukunftstauglich. Wir wollten den historischen Ort neu denken.“ Aber es war zu spät ... „Es tut mir leid, der Konkurs steht an“, teilte der Hausbesitzer den dreien mit. „Vielleicht mögt ihr das Geschäft übernehmen und es mit euren Ideen und auf eigenes Risiko versuchen?“
Leon, Lea und Felicia sagten zu. Auch, weil ihnen der Mann die Bäckerei für anfänglich einen Franken Miete pro Monat überließ – aus Liebe zu dem kleinen, alten Lädeli, das nicht sterben sollte. Aber: wie an das nötige Geld kommen, um solch ein Projekt zu stemmen? Die drei starteten einen Crowdfunding-Aufruf auf der
Internet-Plattform „We make it“ – ein Volltreffer! „In wenigen Tagen kamen fast 40 000 Schweizer Franken durch 350 ‚Sympathisanten‘ zusammen“, berichtet Lea. „Viel mehr, als wir erwartet hatten!“ Alle Investoren bekamen dafür Goodies, wie Gutscheine für ein Frühstück mit Gipfeli und Kaffee. Einzulösen für den Fall, dass alles klappt. Und es klappte. Leon, Lea und Felicia engagierten einen jungen Bäcker aus dem Elsass und boten der neugierigen Kundschaft ihre handwerklich
Der Meister und sein Lädeli: So sah es vor ziemlich genau 100 Jahren in der kleinen Bäckerei aus
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An den kleinen Häschen aus Zopfteig, bestreut mit Hagelzucker, wird letzte Hand angelegt
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hochwertigen Brote, Sandwiches, Törtchen und Gipfeli an. Warum unter dem Namen KULT? „Wir wollten, dass er klassisch klingt – wie Bäckerei Müller. Also Bäckerei KULT“, sagt Lea schmunzelnd. „Uns gefiel aber auch, dass das Wort Kultur darin steckt. Es war ja unsere Vision, gute Backwaren zu kultivieren. Und natürlich hofften wir, dass unser Baby auch wirklich einmal Kult wird“, fügt sie augenzwinkernd an. Wurde es.
Durch die immer wieder neu ertüftelten Backwaren. Wie das Wasserbrot – 0,9 Liter Wasser auf ein Kilogramm Mehl. Oder die Pizzaschnecke – hausgemachte Sauce aus Oliven, Mozzarella, Parmesan, in Baguetteteig eingewickelt. Aber auch durch Events wie SauerteigWorkshops oder eine „Nacht der offenen Backstube“, wo man den Bäckern zuschauen und sie befragen kann,
dazu Wildschwein-Wecken schlemmt und ein Bier trinkt. Schon bald war es im Lädeli, in dem nur Platz für eine Theke, ein Brotregal, zwei kleine Tischchen und die kleine, offene Backstube ist, zu eng – die Bäcker (inzwischen gab es mehrere Elsässer) traten sich beim Gemüseschneiden, Zitronenreiben, Eieraufschlagen und Gipfelirollen auf die Füße. Und es war kein Platz mehr da für die vielen verschiedenen Teige.
KULT bekam Zuwachs im Stadtteil St. Johann – ein großer Laden in der Elsässerstraße mit viel Platz für Öfen, Arbeitstische und eine lange Theke. „Aber es läuft so gut, dass wir schon wieder an Grenzen stoßen“, gesteht Lea Gessler. Und so ist KULT-Standort Nummer drei bereits in Planung, wie sie verrät. Wird aus dem Erfolgsrezept von Leon, Felicia und Lea vielleicht eine Bäckerei-Kette? „Nein. Wir wollen lokal bleiben und anspruchsvolles Back-Handwerk anbieten. Das war der Ur-Gedanke, und dem bleiben wir treu.“
Es ist Mittag geworden. Vor dem unscheinbaren Haus Riehentorstraße 18 bildet sich die zweite Schlange des Tages. Jetzt sind Gemüse-Quiches, exotische Sandwiches und Stücke von der puren Schoko-Bombe „Don Chocolato“ gefragt. Und frische Gipfeli, natürlich.
MICHAEL SANTEN
Nachhaltig und ein wirklich schöner Anblick: die BioBaumwolltaschen der Bäckerei
KONTAKT: Bäckerei KULT, Riehentorstr. 18, CH-4058 Basel, geöffnet von DI–FR 6.30–18.30 Uhr, SA 8–16 Uhr, SO 8–14 Uhr, www.baeckereikult.ch
Verkäuferin Iris und eine glückliche Kundin – Freundlichkeit wird bei KULT ganz groß geschrieben
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Traditions-Bäckereien im Schwarzwald
Auch diesseits der Grenze gibt es alteingesessene Bäckereien – mit feinen Brot- und Kuchen-Spezialitäten. Hier eine Auswahl:
5 Bäckerei + Café Müller, Freudenstadt, MartinLuther-Str. 12–14 (www.cafe-mueller.de): Im Jahr 1856 von Johann Georg Müller im Altkaufhausviertel eröffnet. Am heutigen Platz seit über 100 Jahren und in fünfter Generation geführt. Das Angebot reicht von Brezeln bis Pralinen, von Torten bis Chia- und 5-KornQuarkbrot.
5 Bäckerei Ochsenmühle im idyllischen Unterharmersbach (Hauptstr. 157). Hier ist die elfte Generation am Start – mit 100 Prozent Frauenquote im Team von Chefin Angelika WelleMännle. Renner bei den Kunden: Nussecken, Elsässer Weckle und Zwetschgen-Streusel.
5 Salinencafé, Schwenningen, Rietenstraße 16 (www.salinen-cafe.de): Im Jahr 1924 von Walter Jauch eröffnet. Eine seiner Töchter heiratete den Bäcker Hubert Singer. Ihr Nachfahre Frank führt den Betrieb heute, ist für seine Torten bekannt – und in der Fasnachtszeit für seine „Schwenninger Lebkuchenbären“.
5 Bäckerei Burger, Emmendingen, Karl-FriedrichStraße 51: Schon seit 1888 wird in diesem Haus gebacken – früher unter dem Namen „Bäckerei Müller“, seit 2007 von der Familie Burger. Beliebtes Backwerk ist das Schneckenbrot – ein extra langsam geknetetes Weizenmischbrot, gedreht wie eine Schnecke.
5 Bäckerei Schwehr, Dielenmarktstr. 3 in Endingen (www.baeckereischwehr.de): 1898 von Wilhelm Schwehr gegründet, heute in vierter Generation geführt von Matthias Schwehr (Brot-Sommelier, Brot-Blogger, Deutschlands Brot-Botschafter 2020). Prämiert wurden unter anderem: sein Hanfbrot, das Radlerbrot, das Kaiserstühler Krustenbrot und der Bireweck.
5 Bäckerei Baier, dreimal in Herrenberg (www. baecker-baier.de): Existiert seit 1835, bezieht seine Mehle von einem der ältesten Demeterhöfe des Landes, backt knusprige Bio-Brote (vom Älbler Ur-Dinkel bis zum Feigen-Walnussbrot). Man kann die Backwaren auch im Online-Shop bestellen und es sich – spezialverpackt – frisch zusenden lassen!
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Autor Michael Santen traf KULT-Chefin Lea Gessler – am größeren Standort in St. Johann. Das Ur-Lädeli war voller Kunden ...
Hier gibt es „gutes Brot“, verspricht das kleine Schaufenster
Brot-Literatur zum Blättern und (für KULT produzierter) Kaffee zum Mitnehmen
FOTOS: Michael Santen
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Power aus der Beere
Klein, schwarz und mit rotem Innenleben, so wächst die Aronia auf Feldern um Obersasbach. Obstbauer Jürgen Engelmeier lädt uns zur Ernte ein und erzählt, was er mit seiner supergesunden Beere noch so alles vorhat…
Nein, man kann sie nicht so einfach vom Strauch pflücken und wegnaschen wie andere Beeren. Dazu ist ihr Geschmack dann doch etwas zu herb, zu pelzig. Aber zu Saft gepresst und – wenn er pur zu „streng“ schmeckt – mit Apfelsaft gemischt, ist sie ein famoser Durstlöscher. Und mega-gesund obendrein. Kein Wunder, dass sie immer mehr Anhänger findet – die Aronia, nicht umsonst auch „die PowerBeere“ genannt. Denn keine andere Beerenfrucht verfügt über einen derart hohen Anteil an Antioxidantien, die das Immunsystem stärken!
Einer der wenigen, die die kleine schwarze Beere mit dem dunkelroten Fruchtfleisch im Südwesten anbauen, ist Jürgen Engelmeier (37) aus Obersasbach in der Ortenau. „Mein Schwarzwald“ hat den Obstbauern bei der Aronia-Ernte besucht! Eigentlich wäre der beste Zeitpunkt dafür in den letzten Wochen des Sommers.
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Außen schwarz, innen dunkelrot: Die Aronia ist im Durchmesser ungefähr so groß wie eine Heidelbeere
FOTOS:
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Roland Spether (3), Healthshare
Zum Naschen nicht geeignet ... schmeckt nur als Saft und Gelee
„Normal wird die Aronia erst Ende August geerntet“, erklärt uns Jürgen Engelmeier. „Dann hat sie genug Sonne getankt, ist in Ruhe ausgereift – was auch bedeutet, dass sie ab und zu mal Regen abbekommen hat. So wäre es halt ideal...“
„Retten, was noch zu retten ist“
Aber dieser „schlimme Sommer 2022“, wie er sagt, mit seiner anhaltenden Bruthitze und der langen Trockenheit hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Ein Teil der Beeren ist an den Sträuchern vertrocknet“, klagt er. „Mir blieb nichts anderes übrig, als schon vier Wochen früher als üblich mit der Erntemaschine rauszufahren, um zu retten, was noch zu retten ist.“ Dabei steht gleichzeitig auch noch die Apfel- und Birnen-Ernte an: „Die Früchte fallen wegen des Wassermangels schon von den Bäumen, wenn ich sie nur angucke.“ Mehrere Ernten auf einmal – ein hartes Stück Arbeit, manchmal bis in die Dunkelheit. Zumal der Nebenerwerbsbauer, der auch Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen und Kürbisse anbaut, noch tageweise als Industrie-Elektroniker arbeitet.
„Ja, das schlaucht ganz schön“, gesteht er, denn auch seine zwei Kinder, drei und vier Jahre, fordern ab und zu den Papa ein. „Aber ich bin mit langen Tagen und wenig Freizeit groß geworden. Auch mein Vater hat Obst angebaut. Mit zwölf bin ich schon alleine mit dem Traktor los.“
Die Aronia-Beere entdeckte Jürgen Engelmeier vor sechs oder sieben Jahren. „Ich las von der heilenden Wirkung der Beere und fand das sehr interessant. Immer mehr Menschen interessieren sich ja Gott sei Dank für die Gaben der Natur und ihren Nutzen für unsere Gesundheit.“ Nach einigen Aronia-Recherchen im Internet und auf Fachmessen pflanzte er im Frühjahr 2018 die ersten 1500 Sträucher. Heute sind es 9000 auf 3,5 Hektar Land. Von Anfang an verzichtete er auf Dünge- und Pflanzenschutzmittel: „Ich wollte das Bio-Zertifikat und meinen Aronia-Saft in Bio-Märkten und Reformhäusern verkaufen. Da verkehrt die richtige Kundschaft dafür.“ Vor wenigen Wochen – nach der gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeit von drei Jahren, weil die Anbaufläche vorher konventionell genutzt
... fast wie Apfelblüten. Daher trägt Aronia melanocarpa auch den Zweitnamen „Schwarze Apfelbeere“
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Obstbauer Jürgen Engelmeier, inzwischen Herr über schon 9000 AroniaSträucher
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Im Mai: Die Aronia blüht strahlend weiß...
Und dann hat der extreme Sommer doch noch etwas Gutes
worden war – bekam er das Bio-Zertifikat! „Das war wie ein vorgezogenes Weihnachten“, freut er sich.
Zumindest auf den 2022er-Jahrgang „Aronia-Saft pur“ darf das Siegel jetzt drauf. Auf den „AroniaApfelsaft“, bestehend aus 30 Prozent Aronia und 70 Prozent Apfelsaft aus den Sorten Elstar, Gala, Jonagold und Braeburn, leider nicht, weil die Äpfel nicht „bio“ sind. Zu kaufen sind alle Produkte von Engelmeier an Verkaufsständen rund um Sasbach und Lauf, je nach Jahreszeit sind es bis zu fünf. Auch einige Supermärkte, Bäckereien und Konditoreien beliefert er.
Gesundheitsbewusste Stammkunden
Inzwischen freut er sich über eine gesundheitsbewusste „Aronia-Stammkundschaft“, die stetig wächst – und berichtet von einem Mann, der unter hohem Blutdruck leidet und offenbar dank des Aronia-Saftes weniger Medikamente einnehmen muss. Ein anderer habe zwei Monate vor einer schweren OP mit einer „Aronia-Kur“ angefangen, und die Ärzte hätten über seine plötzlich fabelhaften Blutwerte gestaunt ...
Die diesjährige Ernte ist indes eingefahren. Noch ganz gute sieben bis acht Tonnen sind es geworden. „Einerseits waren zwar viele Beeren vertrocknet und
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Mit Traktor und Erntemaschine ging’s für Jürgen Engelmeier Anfang August raus zur Aronia-Ernte
Die Maschine schüttelt die Beeren ab, sie fallen aufs Laufband
Danach werden die Früchte maschinell von Laub und Stielen befreit
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FOTOS: Roland Spether (4), Michael Santen (3)
unbrauchbar, aber die jungen Sträucher haben natürlich mehr Beeren getragen als letztes Jahr, wo sie noch ganz klein waren – so ist der Ernte-Ertrag noch ganz okay.“ Mehr als „okay“ wird dagegen wohl der Geschmack. „Vermutlich ist der Saft, der einem pur ja eher ein wenig den Mund zusammenzieht, dieses Jahr dann milder und süßer. Da hat der Extrem-Sommer mit seiner SonnenPower doch noch etwas Gutes ...“
Die Beeren bringt er zu einem biozertifizierten Fruchtsaft-Hersteller, der sie presst und den Saft in Literflaschen abfüllt, pur oder als Aronia-Apfelmix. Engelmeier würde gerne ein drittes Aronia-Produkt auf den Markt bringen: Gelee! Der Autor durfte es probieren – von Engelmeiers Ehefrau Raphaela daheim hergestellt und auf frisches Weißbrot gestrichen. Köstlich! Da ist die zögerliche Haltung der Hersteller, die mit einer Produktions-Zusage noch warten, kaum zu verstehen. Das tiefdunkle Gelee schmeckt fruchtig-wunderbar!
„Ich muss eben noch Überzeugungsarbeit leisten“, sagt der badische Obstbauer. „Aber irgendwann kommen die Firmen schon auf den Trichter, dass das etwas richtig Leckeres ist – und gesund dazu!“
MICHAEL SANTEN
Sehr gesund – und sehr farbig
Die „Aronia melanocarpa“ stammt ursprünglich aus den USA. Um 1900 gelangte sie nach Russland, in den 1950er-Jahren nach Mitteleuropa. Die Früchte werden vorwiegend für Säfte verwendet – und als dunkler Farbstoff in der Lebensmittelindustrie. Aronia-Beeren enthalten die Vitamine C und E, haben einen hohen Eisen- und Jodgehalt und wirken antioxidativ: Sie bewahren Zellen vor negativem Einfluss durch freie Radikale, gelten in der Volksheilkunde als natürliche Hilfe bei Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Magenentzündung und Harnwegs-Infektion. Auch Krebspatienten wird ein Genuss von Aronia (in kleinen Mengen) empfohlen. Einen winzigen Nachteil hat die „Powerbeere“ aber dann doch: Ihre Farbflecken in der Wäsche sind sehr hartnäckig und kaum zu entfernen ...
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„Jürgens Obsthisli“: An bis zu fünf Ständen verkauft Engelmeier in der Saison sein Obst und Gemüse
Gibt’s literweise: Aronia pur, AroniaApfel-Mix, Apfelsaft
Anfang des Sommers sind die unreifen Beeren noch violett
KONTAKT Schwarzwald Aronia, Schulstraße 15, 77880 Obersasbach, www.schwarzwald-aronia.eu (mit Online-Shop)
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Aronia 2022: Dürre–geschädigt, aber mild und süß
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Wo der Wind pfeift…
Am obersten Rand der Kappler Wand neben dem Weg vom Schauinslandgipfel hinunter zum Sonnenobservatorium steht seit 2019 die markante Skulptur „Windbohrer“ – „als Hommage an die Kraft der Natur und als Warnung vor deren sinnloser Verschwendung“. Thomas Rees schuf sie aus dem Stamm einer Eiche. Bis zur Spitze des Bohrers hat sie eine Höhe von sechs Metern
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Baumstämme, die Geschichten erzählen
Holzkünstler Thomas Rees macht aus tonnenschweren Baumstämmen beeindruckende Skulpturen. Die Meisterwerke sind den Kräften der Natur ausgeliefert. Doch der Zerfall bringt auch Schönes hervor …
Künstler und Bildhauer
Thomas Rees hat bereits als Kind gerne Figuren geschnitzt. In den letzten 25 Jahren schuf der bekannte Künstler aus Kappel bei Freiburg weit mehr als 100 Holzskulpturen. Darunter den „Windbohrer“ auf dem Schauinsland (links)
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FOTOS: Thomas Rees
Mahnmal ganz aus Müll
Um auf die Verschmutzung der Meere hinzuweisen, wechselte Thomas Rees das Material und kreierte aus Plastikabfällen den „Plastikmenschen“. Dieser stand zu Beginn im Gewerbekanal in Freiburg. Alle drei Monate ändert sich der Standort
Die Erderwärmung
… ist Teil des Themenweges „Lebensraum Kappel, Mensch-ZeitErde“ im Biosphärengebiet Schwarzwald. Die Skulptur zeigt einen zufriedenen Teufel, der sich über eine aufgespießte Erdkugel beugt. Darunter brennt ein Feuer, das mit dem linken Fuß über den Blasebalg angefacht wird
Der Zahn der Zeit
… nagt auch am „Jäger“. Die Figur gehört zum Skulpturenpfad „Waldmenschen“, der 2008 im Arboretum Freiburg eröffnet wurde. Er wird häufig von Kindergärten und Schulklassen besucht
Eine Tonne Holz
„Der Kopf“ stand 15 Jahre lang auf dem Schauinsland und wurde aus einer 150 Jahre alten Weißtanne gearbeitet. Er wog ca. eine Tonne und hatte an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 168 Zentimetern
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Die Kraft der Natur
Der „Kamelreiter“ war eine von vielen Skulpturen an einer Weihnachtskrippe auf dem Pfeiferberg in FreiburgKappel, entstanden aus Bruchholz von dem Orkan „Lothar“. Er stand später auf dem „Mundenhof“ und ist inzwischen verfallen
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FOTOS: Thomas Rees (4), picture alliance/imageBROKER/Jürgen Wiesler
Sechs Meter ragt sie in die Höhe, wiegt etwa 2000 Kilogramm und steht auf dem Schauinslandgipfel – die markante Skulptur „Der Windbohrer“ (siehe Seite 86). Von ihrem Platz oberhalb der Kappler Wand aus blickt man weit in die Breisgauer Bucht bis hinüber zu den Vogesen sowie hinunter ins Kappler Tal, das sich ins Dreisamtal öffnet. Dort wuchs der 63-jährige Künstler auf, der den „Windbohrer“ erschaffen hat. Eine von inzwischen weit mehr als 100 imposanten Holzfiguren, die in den letzten 25 Jahren entstanden sind.
Bereits als Kind schnitzte der Familienvater zweier erwachsener Töchter, der früher in einem Kommunikationsunternehmen arbeitete, gerne, und irgendwann machte er sein Hobby zum Beruf. Die Kunstwerke von Thomas Rees umrahmen heute Themenwege und stehen an öffentlichen Plätzen. Überwiegend in und rund um Freiburg im Breisgau, aber auch im Schwarzwald wie am Hasenhorn oder eben auf dem Schauinsland.
Sein neuestes Projekt führt ihn zur Hochburg Emmendingen. Vom Verein zur Erhaltung der Ruine
Hochburg bekam er den Auftrag, aus einer abgestorbenen Linde, die noch in den Wurzeln stand, eine Figur zu machen. Der Künstler sagte umgehend zu, denn er fand die Kulisse spannend: Eine Burg, die ihren Ursprung vor 800 Jahren hat, ist ein Ort mit Geschichte. Und Geschichten sind es, die Thomas Rees mit seinen Baumkunstwerken erzählen will.
Tatsächlich wurde er schnell fündig. Im Landesarchiv Karlsruhe stieß er auf einen Brief vom Burgkommandanten an den damaligen Markgrafen von Baden. Darin beschrieb der Kommandant, wie 1677 zwei Landsknechte desertierten und zum Tode verurteilt wurden. Der Rädelsführer sollte noch härter, über den Tod hinaus, bestraft werden. Doch das Gericht konnte ihn nicht ermitteln, und so sollten die beiden Verurteilten um ihr Schicksal würfeln. Wer die niedrigste Zahl würfelt, sollte gehängt, und wer die höchste Zahl würfelt, sollte erschossen werden. Es war ein Spiel um das Schicksal der Seele. Denn damals galt es als ehrenvoll, durch Erschießen aus dem Leben zu scheiden – für die Seele bestand noch die Hoffnung, über das Fegefeuer ins Himmelreich zu gelangen. Der Tod durch Erhängen hingegen galt als unehrenhaft – die Seele ging zum Teufel und war für immer verloren …
Arbeit direkt am Baum
Thomas Rees machte sich ans Werk. Prinzipiell arbeitet er gerne am stehenden Baumstamm, weil die Proportion und die Ansicht dann eine ganz andere ist, wie er sagt. Ein Gerüst wird um den Baum angebracht, dann markiert Rees mit einer Spraydose die Stellen, an denen die Hauptfiguren der Szene stehen sollen. Das Grobe entfernt er mit der Motorsäge. Mit Stechbeiteln, Messern und einem großen Hammer geht’s dann ans Schnitzen. So entstand nach knapp fünf Wochen „Das Würfelspiel“. Meistens bearbeitet Thomas Rees bereits abgestorbene Bäume. Eichen zum Beispiel. Deren Holz ist zwar
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Der Holzkünstler arbeitet mit einem großen Hammer, Schnitzmessern und Stechbeiteln in verschiedenen Formen und Größen
Auf der Hochburg bei Emmendingen entstand das neueste Werk von Thomas Rees
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härter und dadurch schwieriger zu bearbeiten als beispielsweise das weichere Holz der Linde. Dafür ist Eichenholz länger haltbar. Da Rees in der Natur arbeitet und seine Werke äußeren Einflüssen und Witterungsbedingungen unterworfen sind, ist dies wichtig. Durch kräftige Sonneneinstrahlung entstehen immer wieder Risse, durch die Holzstücke herausbrechen können und die das sorgfältige Bearbeiten erschweren. „Ein anderes Problem ist die Feuchtigkeit“, erklärt der Holzkünstler. „Die Risse füllen sich mit Wasser, und wenn im Winter Frost, Schnee und Eis kommen, wird das Holz weiter aufgesprengt. Durch Feuchtigkeit unterstützt, breiten sich zudem Pilze im Holz aus, die dieses im Laufe der Zeit zerstören.“
Zeichen des Verfalls
Früher versuchte er, seine Werke zu „retten“, indem er hier und dort flickte, reparierte und abgefallene Stücke wieder anschraubte. Inzwischen hat er aber akzeptiert, dass er gegen die Natur keine Chance hat, und findet sogar Gefallen an der Vergänglichkeit. „Wenn Baumpilze wachsen, oft orangefarben oder weißbraun, sieht das am Anfang wunderschön aus. Oder wenn sich die Pilze am Kopf bilden, ändern sich manchmal die Gesichtszüge. Die Natur formt die Figuren weiter, gibt ihnen einen neuen Charakter, aber es sind auch Zeichen des Verfalls!“ Mitunter dokumentiert Thomas Rees seine Werke fotografisch in ihrem Vergehen.
Gerade beim Skulpturenpfad „Die Waldmenschen“, der 2008 am Rande von Freiburg entstand, kann man die Vergänglichkeit gut beobachten. Diese hat auch einen Einfluss auf die Verkehrssicherungspflicht, die gerade bei den „Waldmenschen“ eine große Rolle spielt, da häufig Kindergartengruppen und Schulklassen den Pfad besuchen. Wenn marodes Holz abbricht oder Figuren umstürzen, gefährdet dies natürlich die Sicherheit der Besucher. Deshalb müssen die Skulpturen regelmäßig kontrol-
FOTOS: Thomas Rees, Beate Bannach (2)
Das Würfelspiel
Fünf Wochen lang hat Holzkünstler Thomas Rees an dieser fünf Meter hohen Stele gearbeitet, die unterhalb der Hochburgruine ihren Platz hat. Die Stele zeigt ein tödliches Würfelspiel aus dem Jahr 1677. Entstanden ist das Kunstwerk aus dem Stamm einer abgestorbenen und geköpften Linde
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liert werden. Das macht der für das Waldstück zuständige Förster. Da die Baumstämme häufig mehrere Tonnen schwer sind, arbeitet Thomas Rees vor Ort. Manchmal kommt es aber auch vor, dass eine Figur transportiert beziehungsweise aufgestellt werden muss. Dann rücken Lastwagen, Bagger und Kran an. Dies war zum Beispiel bei einem Themenweg im Biosphärengebiet in Kappel der Fall, für den Rees Skulpturen geschaffen hat. Die Kosten für die Transportmittel trägt dann der Auftraggeber, in dem Fall die Stadt Freiburg gemeinsam mit dem Biosphärengebiet.
Plastik statt Holz
Dass ein Transport durchaus seine Tücken haben kann, erlebte Thomas Rees bei einer Drachenfigur – ein großer Baumstamm mit einer etwa drei Meter langen AstGabel hintendran, die den Schwanz bildete. Ein Landwirt unterstützte den Künstler und lud die Figur mit seinem Traktor auf einen Anhänger. Ein Stück des Schwanzes ragte in die Höhe, und beim Kreuzen einer Straßenbahnlinie blieb der Schwanz an der Oberleitung hängen. Gerade noch rechtzeitig konnte Rees den Traktor zum Anhalten bringen. Wäre die Leitung gerissen, hätte der Künstler die Kosten tragen müs-
sen. Aber es ging alles gut, und der Schwanz wurde abgesägt, damit die Fahrt weitergehen konnte. Normalerweise bevorzugt Thomas Rees Holz als Arbeitsmaterial. Für die Clean-up-Week 2018, bei der es um die Vermüllung der Welt, speziell die Verunreinigung der Meere durch Plastik ging, beschäftigte sich der Künstler jedoch – passend zum Thema der Veranstaltung – mit Plastik. Statt zu Hammer und Stechbeitel griff er nun zu Brenner und Schweißgerät und schuf den 3,5 Meter hohen „Plastikmenschen“. Dessen Korpus
„Manchmal verändern sich die Gesichtszüge einer Figur“
besteht neben Eisen und Draht ausschließlich aus Abfall: Bunte Plastikverpackungen und Alltagsgegenstände werden mit dünnem Maschendraht zusammengehalten. Sogar eine Autofelge ziert das übergroße Kunstwerk. Der Speer, den die Figur in der Hand hält, hat etwas Mahnendes. Eine große Symbolkraft hat auch der aufgespießte Fisch auf dem Speer: Aus seinem Maul ragt Plastik. Rees’ ursprünglicher Gedanke war, die Skulptur auf Reisen bis ans Meer zu schicken. Bisher hat sie es immerhin vom Gewerbekanal in Freiburg über viele Stationen über den Schwarzwald bis vor das Umweltministerium in Stuttgart geschafft …
BEATE BANNACH
KONTAKT Der Holzkünstler und Bildhauer Thomas Rees stellt sich und seine Arbeit auf seiner Homepage vor: http://thomas-rees.com
Das anstrengende Arbeiten am Holz hält den Künstler fit
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Thomas Rees werkelt am liebsten am stehenden Baum. Ein Gerüst um den Stamm herum erleichtert ihm die Arbeit
FOTOS: Beate Bannach (2)
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Meine Einkaufs- und Erlebnismesse
o erta.de
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Ausfahrt:
An die Zapfsäule fahren, tanken, bezahlen, den Fuß erneut aufs Gaspedal drücken – und ab die Post! Ein Tankstellenstopp ist in der Regel eine unspektakuläre Angelegenheit von wenigen Minuten. Bloß nicht länger aufhalten als nötig.
„Und das ist bei uns halt ganz anders!“, sagt Christoph Port, der beim Gedanken an Hast und Hektik lachend den Kopf schüttelt. „Im Gegenteil. Wer es an der Zapfsäule eilig hat und sich vielleicht sogar noch erdreistet zu hupen, weil jemand Fotos macht und es nicht schnell genug vorangeht, der erntet von den anderen Kunden höchstens unverständliche Blicke“, so der Tankstellenleiter.
Verkehr nimmt Fahrt auf
In einer Zeit, als sich der Automobilverkehr in Deutschland langsam auszubreiten begann, hatten Karl und Berta Fahrner die kleine Tankstelle im Jahr 1954 an der B28 erbaut. Nach sieben Jahren war sie in den Besitz von Gustav und Ria Schoch gewechselt, wo die Station
die folgenden 45 Jahre verblieb. Nur wenige Pkws kamen anfangs über den rund 970 Meter hohen Bergrücken Kniebis bei Freudenstadt. Dabei war die Lage an der Bundesstraße strategisch nicht schlecht, ist sie doch eine bedeutende Verbindung vom Schwarzwald hinunter in die Rheinebene nach Kehl und weiter bis nach Straßburg im Elsass. Außerdem führt sie direkt zur B500, über die man bei herrlicher Panoramafahrt in die Kurstadt Baden-Baden gelangt.
Doch die kleine Tankstelle konnte vom rasant ansteigenden Verkehr nicht so profitieren wie neuere Stationen im Umkreis. Weil das Regendach über den Zapfsäulen für sie zu niedrig war, rauschten die Lkws vorbei, um ihre mehrere hundert Liter fassenden Tanks an einer wenige Kilometer entfernten Kraftstoffstation zu füllen.
Unauffällig fristete die Station viele Jahre ihr Dasein an der B28. Bis die Firma Oest den Betrieb im Jahr 2014 gekauft und ein internes Expertenteam gegründet hatte.
Nach zwei Jahren Planungsphase
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Früher Zapfsäule, heute Deko mit Raffinesse: Nach einer aufwendigen Umrüstung kann hier nun Bier statt Sprit gezapft werden
Nahezu perfekt wird die Zeitreise, wenn schmucke Oldtimer an den Zapfsäulen zum Tanken haltmachen
Eine Tankstelle als Ausflugsziel – wo gibt es denn so was? An der Bundesstraße 28 auf dem Kniebis bei Freudenstadt. Charmant im Stil der 60er-Jahre gestaltet, ist die kleine Station eine Sehenswürdigkeit für sich – und ein Treffpunkt für Kenner SW1222_094097_Retrotankstelle_296188.indd 94 22.09.22 14:53
Retro-Tankstelle
Runde Formen, gekachelte Außenwände, Zapfsäulen im Retro-Look. Die Tankstelle erstrahlt nach ihrem Umbau wie einst in den 60er-Jahren. Glücklicherweise lagen die OriginalBaupläne noch vor und umfassenden Umbauarbeiten wurde die Station im August 2016 wieder eröffnet. Und, oh Wunder, statt einen gewaltigen Schritt in die Zukunft zu unternehmen, hatte das Unternehmen den Sprung um mehr als ein halbes Jahrhundert zurück gewagt. Hoch oben am Kniebis steht seitdem Deutschlands erste und einzige Retro-Tankstelle.
Wer hat an der Uhr gedreht?
„Wir können weiterhin nicht von Brummis über 7,5 Tonnen angefahren werden, denn das niedrige Dach gibt es ja noch. Aber das wollen wir auch gar nicht. Mit dicken Lkws auf dem Hof, die zügig tanken wollen, wäre die Atmosphäre längst nicht so entspannt. Vielmehr möchten wir
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FOTOS: Christina Feser (3), Oest Tankstellen GmbH & Co. KG Für jeden Spaß zu haben: Teamleiter Christoph Port als Tankwart an der Zapfsäule
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Platz nehmen und den Charme der 60er genießen
den Menschen ein Erlebnis bieten“, erklärt Christoph Port das Konzept. Und das ist der Betreiberfirma überaus gut gelungen. Sobald das Auto auf die Station zusteuert, kommt das Gefühl auf, als passiere man eine Zeitschleuse. Mit seinen sanft gerundeten Formen und den gefliesten Außenwänden entspricht das Tankstellengebäude ganz dem Stil der Wirtschaftswunderzeit. Ebenso die mit einem rot-weißen Schachbrettmuster lackierten Zapfsäulen. Aus den Lautsprechern trällern Songs von Elvis Presley über The Beatles und Peter Kraus bis hin zu den Beach Boys. Und auch im Shop setzt sich die Zeitreise konsequent fort. Bunte Neonröhren und Emailleschilder hängen an
Und Action! Die Tanke als Film-Set
Schon mehrfach diente die AVIA Retro-Tankstelle als Kulisse für Kino- und TVProduktionen. Unter anderem wurde am Kniebis eine Szene für das unterhaltsame Road-Movie „25 km/h“ gedreht. Denn hier im Schwarzwald beginnt die abenteuerliche Reise der beiden Hauptdarsteller Bjarne Mädel und Lars Eidinger, die sich mit ihren alten Mopeds auf den Weg quer durch Deutschland bis an den Timmendorfer Strand machen. Zwei der Mofas aus dem Streifen sind übrigens in der RetroTankstelle ausgestellt.
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FOTOS: Christina Feser (2), Oest Tankstellen GmbH & Co. KG (2)
Bjarne Mädel (links) und Lars Eidinger bei den Dreharbeiten in der Tankstelle
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Orangefarbene Industrieleuchten baumeln von der Decke, der Boden ist schwarz-weiß gefliest und auch Tisch und Stühle sind original 60erJahre-Design. Da schlägt das Herz von Retro- und Vintage-Fans höher
den Wänden, Stühle und Sessel in knalligen Farben gruppieren sich um Nierentische. Das Schmuckstück bildet eine Retro-Musikbox, die zwar CDs abspielt, aber ansonsten genauso in einem 60er-JahreCafé gestanden haben könnte.
Trotz des Retro-Charmes ist die Anlagentechnik auf dem neuesten Stand. „Das geht gar nicht anders, da gibt es unzählige Sicherheitsauflagen zu erfüllen“, sagt der Tankstellenleiter. Ein Unding wäre es auch gewesen, die Preisanzeige zu belassen, da sich diese heute ja mehrmals am Tag ändert. „Wenn wir da jedes Mal jemanden mit der Leiter hochschicken müssten …“, schüttelt Port den Kopf, „... das wäre viel zu gefährlich.“
Kunst und Küche
An der Gestaltung der RetroStation war auch der für seine begehbaren Bilder bekannte Künstler Christoph Hodgson beteiligt. Seine Handschrift schafft besonders in der liebevoll gestalteten „Werkstatt“, in der jetzt das Bistro untergebracht ist, eine einmalige Atmosphäre.
Und dieser Raum füllt sich jetzt um die Mittagszeit merklich mit Gästen. Dazu gesellt sich der würzige Duft von Bratwurst, Käsespätzle und Linsen mit Spätzle. „Das gastronomische Angebot ist uns wichtig“, erzählt Christoph Port, weshalb er seinen Stellvertreter auch nach Erfahrung in diesem Bereich ausgesucht hat. Und die Überlegung hat sich ausgezahlt, denn immer mehr wandelt sich die Retro-Tanke am Kniebis zu einer Lokalität für Feierlichkeiten. „Darunter sind viele Oldtimer- und
Motorrad-Fans, die bei uns ihren Geburtstag feiern. Auch RockabillyHochzeiten und Kommunionen haben wir schon ausgetragen“, berichtet Christoph Port, dem die Station spürbar am Herzen liegt. Es ist also möglich, die ganze Tankstelle zu mieten? Der Tankstellenleiter bestätigt das.
Fotografen mögen das liebevolle 60er-Jahre-Ambiente genauso wie Film-Teams. So wurden an der Tankstelle z.B. schon Sequenzen für den Schwarzwaldkrimi und das deutsche Road-Movie „25 km/h“ gedreht (s. auch Info links). Das sei natürlich toll und aufregend, aber am liebsten ist Port der Kontakt zu den ganz „normalen“ Kunden.
Speziell unter Oldtimer-Liebhabern hat sich die Retro-Tanke zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, erzählt er und sogleich meldet sich ein Gast zu Wort. „Das stimmt! Hier kommt man gut mit Gleichgesinnten ins Gespräch. Früher hatte ich selbst mehrere Oldtimer. Hauptsächlich Porsche. Jetzt habe ich die meisten verkauft und fahre einfach hierher, wenn ich Lust auf gepflegte alte Autos habe. Meist habe ich Glück und es fährt ein sehenswertes Modell vor“, erzählt der Bühlertäler, der regelmäßig auf den Kniebis zum Essen, Schauen und „Schwätzlehalten“ kommt. Christoph Port freut sich über den bekennenden Tankstellen-Fan und sagt: „Sehen Sie, das meine ich. Egal ob Porsche- oder Bullifahrer, die Leidenschaft für alte Fahrzeuge verbindet die Menschen hier über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg. Es gibt keine Berührungsängste, und das macht diesen Ort so besonders.“
ADRESSE AVIA Retro-Tankstelle, Straßburger Str. 304, 72250 FreudenstadtKniebis, Telefon: 0 74 42/26 57
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CHRISTINA FESER
Tankstelle liegt kurz vor Freudenstadt, nur eine Autominute entfernt von der Schwarzwaldhochstraße
Die
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Das Ambiente ist retro, das Angebot der Zeit angepasst. Es gibt auch einen Bereich mit regionalen Produkten
Diese Steinfigur des Erzengels Michael fand Bruder Otto beschädigt auf einer Straße liegen. „Sie ist wie ich“, sagt er lachend. „Auch sie lag am Boden und wurde wieder aufgerichtet“
Der Eremit vom Klausnerhof
Rückzug, Einsamkeit und Stille: Was für viele eine willkommene Auszeit vom Alltag ist, hat Bruder Otto zu seinem Lebensstil gemacht. Er lebt als Eremit in der Klause von Sankt Jakobus in der Nähe von Wolfach im Kinzigtal. Doch das war nicht immer so. Wir haben den Mönch getroffen und erfahren, wie er zu dem Menschen wurde, der er heute ist
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Bruder Otto ist alleine. Er sitzt vor seiner Klause, den Kopf weit nach hinten geneigt, als wolle er den Himmel in seine Augen fallen lassen. Der Tag war lang. Stille legt sich über das kleine Bergplateau, untermalt vom Plätschern der Quelle, Rauschen des Waldes und hie und da vom Rascheln der Blätter, die der Wind über den Vorplatz treibt. In Momenten wie diesen fühlt sich Bruder Otto Gott ganz nah.
Der 63-jährige Mönch ist Eremit. Vor drei Jahren hat er sich entschieden, den katholischen Glaubensgemeinschaften den Rücken zu kehren und in die Einsamkeit zu gehen – nur mit dem Notwendigsten, frei von jeglicher Annehmlichkeit und Ablenkung. Es ist die älteste Form geweihten Lebens, der heute rund 90 Gläubige in Deutschland folgen. Vorbild sind die Wüstenväter des dritten Jahrhunderts, die in der Abgeschiedenheit Gottes Nähe suchten. Und auch die ersten Mönche in Europa waren Eremiten. „In der Gemeinschaft der Klöster fühlte ich mich zuletzt oft einsam“, erzählt der Geistliche. „Es zog mich fort. Heute weiß ich, dass es Jesus war, der mich rief.“ Seit er alleine ist, sei das Gefühl der Einsamkeit verschwunden.
Er war ein Kind der schrillen 1970er
Mit der Klause Sankt Jakobus in Wolfach hat der Einsiedler seine Bestimmung gefunden. Herzstück des Ensembles ist die Kapelle Sankt Jakobus, um die sich der 63-Jährige kümmert. „Es ist ein Ort der Kraft“, sagt er und verweist auf die Römer, die hier bereits einen Kultplatz errichtet haben sollen. Fast täglich kommen Menschen, um zu beten oder eine Kerze anzuzünden. Der Kinzigtäler Jakobusweg führt direkt über das kleine Plateau, das sich wie eine Empore an den steilen Hang schmiegt. Wenn der Geistliche in der Kutte der Franziskaner an der Brüstung steht und über das Kinzigtal blickt, dann sprechen Freude und Dankbarkeit aus seinem bärtigen Gesicht. Oft sei er in seinem Leben schon „ganz unten“ gewesen, am Boden zerstört. Besonders als junger Erwachsener, als sein Sinn noch nicht nach Beten, Fasten und Entbehrungen stand.
Bruder Otto, der mit weltlichem Namen Jürgen Otto Stahl heißt, war ein Kind der schrillen 70er-Jahre: ein Rebell, der polarisierte, demonstrierte und auf Konven-
Nicht immer finden die Pilger im Weihwasserbecken das, was sie erwarten. Ein Moospolster hat sich hinein verirrt
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Eng schmiegen sich die Jakobuskapelle und der Klausnerhof an den Berghang, umrahmt von einem dichten Wald
FOTOS:
An der Eingangstür des Klausnerhofs darf jeder klingeln
Silke Keil
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St. Jakobus – der Weg dorthin
Die über Wolfach idyllisch am Berghang gelegene Kapelle Sankt Jakobus wird auf das 11. Jahrhundert datiert. Sie soll auf der alten Römerstraße erbaut worden sein, die von Straßburg nach Rottweil führte. Nicht nur der Ausblick lohnt einen Besuch. Die Kapelle selbst ist mit ihrem barocken Interieur ein kleines Schatzkästchen. Sie ist das ganze Jahr über geöffnet, Patrozinium wird am 25. Juli gefeiert. Die Zufahrt ist über den geteerten St. Jakobsweg möglich, der von der Bergstraße abzweigt. Doch Vorsicht: Das Plateau bietet nur wenig Platz für Pkws. Gerade sonntags kann es eng werden. Reizvoll für alle, die mehr Zeit mitbringen, ist der Aufstieg über den „Kinzigtäler Jakobusweg“ (www.jakobusweg.com). Kontakt: Bruder Otto Stahl, St. Jakobsweg 21, 77709 Wolfach, www.bruder-otto.de
tionen pfiff. Als Punk in Freiburg besetzte er Häuser, vermöbelte Nazis und machte die Nächte zum Tag. Auch Drogen und Alkohol zehrten an dem gebürtigen Vöhrenbacher. „Ich sah meine Freunde sterben“, erzählt er über eine Zeit, die genauso faszinierend wie beängstigend war. Sein Geld verdiente der gelernte Buchdrucker, Schriftsetzer und Buchbinder in der alternativen Bundschuh-Druckerei. Daneben wurde der 1,87 Meter große, gut aussehende Mann auch als Modell und Schauspieler gefördert – bis sein Leben eine 180-Grad-Wende nahm.
Ein Zen-Mönch nahm den jungen, vom exzessiven Leben gekennzeichneten Mann unter seine Fittiche und lehrte ihn die Meditation. „Einfach nur dasitzen, das war hart“, erinnert sich der Mönch. Doch es ließ ihn nicht mehr los. In einem Zen-Kloster in Kyoto begann schließlich seine große spirituelle Reise. „Die Stille tut gut“, sagt der Eremit, „nicht zu fragen, wenig zu antworten, einfach nur bei sich zu sein.“ Er stand um drei Uhr auf, meditierte, arbeitete und ging als Bettelmönch durch die Straßen. „Unser Motto war: Jeder Tag ist ein guter Tag.“ Das habe auch dann gegolten, wenn der Tag zum 478. Mal mit fadem Hirseauflauf begann.
Als Jürgen Otto Stahl knapp drei Jahre später nach Freiburg zurückkehrte, war seine Wohnung geräumt.
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Fast immer brennen in der Wallfahrtskapelle Sankt Jakobus die Kerzen
Ein Kreuzweg führt über drei Kilometer von Wolfach zur Eremitage
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Auf der Holzbank vor der Klause sitzt Bruder Otto oft viele Stunden und lauscht der Natur. Oft kommen Besucher vorbei und erzählen von ihren Sorgen und Nöten FOTOS: Silke Keil (4), Wikipedia
Hoch über dem Tal der Wolfach ruht die Wallfahrtskapelle Sankt Jakobus. Eine kleine Antoniuskapelle ist ihr vorgelagert. Daneben liegen der Klausnerhof und ein Gästehaus, in dem Pilger übernachten können
„Man hatte mich für tot erklärt“, schmunzelt er. Spontan setzte er sich in den Zug und stieg an der Endstation Nürnberg wieder aus. Dort suchte er sich einen Job und eine Wohnung. Doch nach den tiefen spirituellen Erfahrungen fiel ihm das weltliche Leben schwer. Beruflich und auch privat sei er mehrere Male gescheitert – bis zur Insolvenz. Bei der Seelsorge und Sterbebegleitung im „Kloster auf Zeit“ fühlte er sich hingegen am rechten Ort. Gott und den Menschen nah sein zu können, erfüllte ihn. Der katholische Glaube widersprach dabei keineswegs den Zen-Praktiken, er war vielmehr Ergänzung und Bereicherung. Bei den Franziskanern legte Bruder Otto schließlich das Gelübde ab. Seitdem lebt er nach dem Leitbild des Ordens: „Erst die anderen, dann ich.“
„Erst kommen die anderen, dann ich“
Als Pflegehelfer, Seelsorger und Sterbehelfer gewann er in Wolfach schnell die Herzen der Menschen. Er leitete auch die Gruppe der Anonymen Alkoholiker und sprach als einer von ihnen, als einer, der es geschafft hatte, der Sucht zu entfliehen. Heute trinkt er nur noch das Wasser seiner Quelle, das heilend sein soll. Einkaufen fährt er nur selten. „Im Sommer nehme ich das, was der Wald mir schenkt“, lächelt der heilkundige Mönch. Was von seinem Lohn übrig bleibt, lässt er anderen Einsiedlern zukommen, die wie er in der Eremiten-Vereinigung Frauenbründl organisiert sind. Daneben kommen viele Menschen zur Klause, um mit Bruder Otto über ihre Sorgen und Wünsche zu sprechen. „Mein Herz ist weit offen, für jeden“, so der 63-Jährige. Ob der Ratsuchende Christ ist, spielt für ihn keine Rolle. Denn er spricht keine Bibelworte, sondern sagt geradeheraus, was er als Mensch denkt und empfindet.
Bruder Otto lebte glücklich auf Sankt Jakobus, bis ihn im März 2021 erneut ein Schicksalsschlag traf. Er infizierte sich mit Corona, musste ins Krankenhaus. „Es
Bruder Otto schöpft am Brunnen frisches Quellwasser. Es soll Augenleiden heilen können
brodelt noch in mir drin“, schrieb er wenige Wochen danach auf Facebook. Die Atemnot zwang ihn, kürzerzutreten. Doch dabei blieb es nicht: Am 24. Dezember 2021 eröffneten ihm die Ärzte eine weit schlimmere Diagnose: Lungenkrebs mit Hirn- und Lebermetastasen. Die Krankheit erlaubt es ihm nun nicht mehr, zu arbeiten. Doch an guten Tagen besucht er andere Krebskranke und schenkt ihnen Mut. Und auch die Besuche bei ihm auf dem Berg reißen nicht ab. Oft treffen ihn die Menschen auf der Bank vor seiner Klause an, wo er lauscht und betet. Manchmal sagt er auch nur „Danke“.
„,Danke‘ ist ein kurzes, aber kraftvolles Gebet“, bedeutet der Mönch. Es gebe so vieles, für das man dankbar sein könne. Vor dem Tod selbst habe er keine Angst. „Aber ich glaube, dass Gott noch etwas mit mir vorhat.“ Jürgen Otto Stahl hebt seine Brauen, lächelt. Sein Plan: einen alten Traktor flottmachen und damit in ganz Deutschland zu den Menschen fahren. Der Eremit zeigt voller Vorfreude zur Garage: „Der Trecker wartet schon.“
SILKE KEIL
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zum Vernaschen Kleine Kunstwerke
Springerle werden gerne zu Weihnachten gebacken. Mit Holzformen, den sogenannten Modeln, werden Motive in den Teig gedrückt
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Sie sehen wunderschön aus:
Springerle sind für die Offenburgerin Marion Jentzsch nicht nur ein feines Gebäck. Sie sind auch ein Kulturgut, das einfach nicht verloren gehen darf. Deshalb zeigt uns die Bäckerin, wie sie am besten gelingen
Ganze 40 Minuten lang quirlt sich das Rührgerät durch die Eiermasse. Das ist eine kleine Ewigkeit – doch darauf kommt es an. „Nur so bekommt der Teig die richtige Konsistenz“, verrät Marion Jentzsch, die sich dabei von einer Küchenmaschine helfen lässt. Doch der Rest ist reine Handarbeit, verlangt nicht nur viel Gespür, sondern auch Erfahrung. Das Ergebnis am nächsten Tag: kleine Kunstwerke. Wie es sich gehört, sind die traditionellen Anisplätzchen im Ofen gleichmäßig aufgegangen, und die feinen Motive der Springerle zeichnen sich deutlich ab. Und der Geschmack? Hmmm, herrlich! Das Eierschaumgebäck ist wunderbar weich mit leichtem Biss und zergeht förmlich auf der Zunge. Marion Jentzsch ist zufrieden.
„ Für Springerle braucht man Zeit “
Das Backen ist seit jeher die große Leidenschaft der Offenburgerin. Schon vor über 20 Jahren hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht, später natürlich auch eine Prüfung bei der Handwerkskammer abgelegt und eine angemietete Backstube auf den geforderten Standard aufgerüstet. Ihre süßen Köstlichkeiten, die sie größtenteils über das Internet vertreibt und auf kleinen Messen verkauft, waren selbst der überregionalen Zeitschrift „Stern“ einen Tipp wert. Schwarzwälder Kirschtorte, den regionalen Klassiker, den beherrschte sie schon als Kind. Ihre Liebe gehört mittlerweile einer anderen Region. Marion Jentzsch hat sich auf italienisches Gebäck spezialisiert, stellt Biscotti, Cantuccini und Amaretti her nach Originalrezepten aus der Toskana und dem Piemont. Das hat sie ihrem Mann zu verdanken. „Er war Halbitaliener“, verrät sie, „gemeinsam waren wir viel in Italien unterwegs.“
Ab November jedoch duftet es in der kleinen ProfiKüche nach Anis. Puderzuckerpackungen stapeln sich, und an der Eierstation ist die Küchenmaschine im Dauereinsatz. Dann nämlich widmet sich die Badenerin ganz ihren Springerle. Mit hölzernen Modeln, von denen Marion Jentzsch mittlerweile eine ganze Sammlung besitzt, werden filigrane Motive in den Teig gedrückt
November duftet es in der kleinen Backstube von Marion Jentzsch wieder nach Anis. Ein eindeutiges Zeichen: Jetzt sind Springerle in der Produktion
und später ausgestochen. „Ich liebe diese Bildgebäcke“, schwärmt die studierte Kunsthistorikerin, der es einfach wichtig ist, dass diese schöne Tradition nicht verloren geht. Mal eben schnell ein paar Plätzchen backen, das funktioniere bei Springerle nämlich nicht. Schon beim Eieraufschlagen braucht es Geduld, dann muss der Teig ruhen und nach dem Ausstechen lange trocknen. Und vor dem Backen wird jedes einzelne Plätzchen noch einmal auf ein feuchtes Tuch gedrückt. „Man braucht einfach Zeit, und das ist heutzutage leider gar nicht mehr im Trend, selbst bei Menschen, die eigentlich gerne backen“, bedauert die Bäckerin.
Springerle sind in Süddeutschland, dem Elsass, der Schweiz, in Teilen Österreichs und in Ungarn bekannt. Der Name kommt wahrscheinlich vom Aufspringen (Aufgehen) des Teigs beim Backvorgang. Das im Teig enthaltene Hirschhornsalz und auch das Kirschwasser bewirken das Hochgehen des Gebäcks. Beim Backen kann man beobachten, wie die Plätzchen auf die doppelte Höhe wachsen. „Man sagt dazu, sie bekommen Füßle“, erklärt Marion Jentzsch. Eine andere Theorie besagt, der Name komme vom allerersten Motiv, das angeblich eine Reiterfigur war. Wann genau die Springerle erfunden wurden, ist unbekannt. In Mitteleuropa lassen sich Model bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen, hat die Offenburgerin nachgelesen. In Süddeutschland und in den angrenzenden deutschsprachigen Regionen kennt man Springerle seit dem 16. Jahrhundert.
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FOTOS: Michael Bode
Wo kann man Model kaufen?
Die Springerle-Model werden überwiegend aus Birnbaumholz hergestellt, das für diese Art Schnitzkunst am besten geeignet ist: Es ist mittelhart und außerdem kurzfaserig. So kann es quer zur Faser und damit in alle Richtungen gestochen werden, ohne dass das Holz splittert und Teile herausbrechen. Alte Springerlemodel werden gerne vererbt. Fündig wird man auch auf Handwerkermärkten oder auf dem Flohmarkt. Schöne handgefertigte Model aus Birnenholz gibt es hier: www.modelmanufaktur-angele.de
Die Manufaktur fertigt auch Motive nach Wunsch der Kunden an.
Die Schweizer Firma Änis-Paradies stellt Formen mit alten und neuen Motiven aus Gießharz her. Das Material ist zwar weniger ansprechend als Holz, ist aber pflegeleichter: www. springerle.com
Die Offenburger WerresVögel als Springerle
Die Themen reichen von Tieren und Blumen bis zum Jäger, der von der Jagd heimkommt. Die ersten Springerlemotive waren kirchlichen Ursprungs, die Bilder biblischen Geschichten entlehnt, oder sie stellten christliche Symbole dar. Heutzutage darf natürlich auch ein Schneemann zur Weihnachtszeit nicht fehlen. Mit einem Bändel zum Aufhängen sind die Springerle auch ein schöner Weihnachtsschmuck. „Passen perfekt zu Äpfeln und Bienenwachskerzen – ein Weihnachtsbaum wie früher.“
Was Model und Motive angeht, ist Marion Jentzsch durchaus kreativ und lässt sich bei einem Modelstecher in Thüringen auch Formen nach eigenen Vorstellungen anfertigen: Die Offenburger Hex, die Werres-Vögel, die im Offenburger Stadtbild häufig zu sehen sind, oder auch das Durlacher Engele wurden bereits in Eierschaumteig verewigt.
Bewundern, ja, aber bitte auch essen!
Der Teig selber besteht nur aus wenigen Zutaten, weshalb Marion Jentzsch auch kein Problem damit hat, ihr Rezept preiszugeben (siehe rechts). Auf die richtige Konsistenz kommt es an, und dafür braucht es viel Erfahrung. „Der Teig muss weich genug sein, um die Modeltextur aufzunehmen, zugleich fest genug, damit das Motiv nicht verschwimmt.“ Vor dem Backen müssen die Springerle leicht antrocknen, damit sich das Motiv verfestigt. Aber auch hier kommt es auf die Dosis an. „Wenn sie zu trocken sind, gehen sie nicht richtig auf und die Füßle werden nicht schön.“
Viele sagen ja, an Springerle beiße man sich die Zähne aus. Doch Marion Jentzsch weiß: „Das kommt ganz darauf an, wie man den Teig herstellt.“ Ihre Exemplare jedenfalls sind überraschend weich. Damit sie nicht hart werden, sollte man sie jedoch nicht in beheizten Räumen lagern. Sollte es doch passieren, dass die Plätzchen hart werden, hilft dieser Trick: „Die Springerle in ein Leinensäckchen packen und draußen aufhängen. Dann ziehen sie aus der Luft die Feuchtigkeit.“
Aber darf man solche Kunstwerke überhaupt essen, Frau Jentzsch? „Unbedingt“, betont die Bäckerin. „Anschauen und bewundern, ja. Dann aber unbedingt reinbeißen und genießen.“
ANDREA BUCHMANN
KONTAKT Damit Springerle gut gelingen, braucht es etwas Übung. „Es soll aber vor allem Spaß machen“, sagt Marion Jentzsch, deshalb plant sie, in Zukunft auch Backkurse anzubieten. Ihre eigenen Produkte verkauft sie vor allem über die Homepage. Auch einige Feinkosthändler und Kaffeeröstereien gehören zu ihren Abnehmern. Wer in Offenburg wohnt, hat Glück, denn dort hat Edeka Timm-Zinth der Bäckerin sogar ein eigenes Regal eingeräumt. Kontakt: Marion Jentzsch, Telefon 07 81/9 19 52 09, www.die-backwerkstatt.com
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FOTOS: Michael Bode
Für die Zubereitung braucht man nicht allzu viele Zutaten, dafür jedoch jede Menge Gefühl
Die Holzform fest und gleichmäßig in den Teig drücken, damit sich die Motive abzeichnen
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Beim Backen sind die Springerle aufgegangen und haben „Füßle“ bekommen. Das Motiv ist trotzdem schön zu sehen. Perfekt!
SPRINGERLE – SO GELINGEN SIE AM BESTEN
ZUTATEN
ZUBEREITUNG
1. Alle Zutaten sollten Zimmertemperatur haben, vor allem die Eier.
2. Zunächst die Eier mit dem Rührgerät oder der Küchenmaschine auf höchster Stufe 10 Minuten lang sehr schaumig schlagen. Dann die Geschwindigkeit auf die niedrigste Rührstufe reduzieren und den gesiebten Puderzucker löffelweise dazugeben. Sobald der Puderzucker eingearbeitet ist, die Geschwindigkeit wieder auf Maximum stellen und den Teig weitere 10 Minuten rühren.
3. Das Hirschhornsalz im Kirschwasser auflösen und dazugeben. Weitere 20 Minuten lang rühren.
4. Die Geschwindigkeit auf Minimum reduzieren und das gesiebte Mehl löffelweise – bis auf gut 5 bis 6 gehäufte Esslöffel – unterrühren.
5. Den Teig aus der Schüssel auf eine mit Mehl bestäubte Arbeitsfläche geben und von Hand weiterverarbeiten. Jetzt nur noch so viel Mehl unterkneten, dass der Teig nicht mehr klebt, aber noch weich ist.
6. Den Teig in zwei Portionen teilen und zwei schöne Kugeln mit glatter Oberfläche formen. Die Kugeln etwas flach drücken, in zwei Gefrierbeutel packen, gut verschließen und 1 Stunde in den Kühlschrank legen.
7. Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen und mit jeweils 1 EL Anissamen so gleichmäßig wie möglich bestreuen.
8. Die Arbeitsfläche dünn mit Mehl bestäuben und eine der beiden Teigportionen 1 cm dick ausrollen. Die andere Portion in der Zwischenzeit im Kühlschrank lassen. Zwei Kanthölzer rechts und links des Teigs können helfen, dass der Teig beim Ausrollen gleichmäßig dick wird.
9. Die Teigoberfläche dünn mit Mehl bestäuben und dieses mit Gefühl in den Teig „einmassieren“. Die Model mit etwas Mehl bestäuben und mit gleichmäßigem Druck auf den Teig pressen. Mit einem passenden eckigen oder runden Ausstecher (oder einem Teigrädchen) die Motive ausschneiden. Überschüssiges Mehl mit einem weichen Backpinsel von den Springerle entfernen. Die Springerle dann auf das mit Anissamen bestreute Backblech legen und über Nacht an einem warmen Ort trocknen lassen.
10. Den Backofen auf 150 Grad (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Wichtig: Kurz bevor man das Blech in den Ofen schiebt, jedes Springerle kurz auf ein feuchtes Tuch stippen. Die Unterseite soll dabei gleichmäßig feucht werden.
11. Die Springerle auf der zweiten Schiene von unten 15 bis max. 18 Minuten backen. Sie sollten oben ganz hell bleiben und unten nur einen Hauch von Farbe annehmen. Vollständig auskühlen lassen und zur Aufbewahrung in eine gut schließbare Dose geben.
FÜR 2 BACKBLECHE
4 Eier (Größe M), 500 g Puderzucker, 1 Msp. Hirschhornsalz, 1 EL Kirschwasser, 470 bis 500 g Weizenmehl (Typ 405), 2 EL Anissamen; Außerdem: Mehl zum Arbeiten, Backpapier, weicher Backpinsel, 2 Kanthölzer (je 1 cm hoch)
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Essen & Trinken
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Berghaupten
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Neues entdecken – Schön Unser Sonntagsausflug ntagEineSogrün!Radtour querdurch Karlsruhe Ein ganz besonderer Ort Ohhh …, wie schön ist Altensteig! Alpen-Feeling Wo der Feldberg am wildesten ist Edelfuchs-Lodge Die Wohlfühlhütte am Westweg Ein Supermarkt ganz aus Holz T o l l e I d e e ! Tolle Idee! Hallo, ich bin der Bienenfresser! Auf den Spuren des Vogel-Exoten im sommerlichen Kaiserstuhl Wassermelonen wachsen jetzt im Schwarzwald? JA! für BERGWELT KANDE L BERGWELT KANDEL Von Geistern, Hexen und dem Leibhaftigen BAIERSBRONN Retro-Radtour mit Sterne-Verpflegung K ä s e Käse Mystischer Zauberberg Ein echte Schatz Ein echter Schatz! Das Tagebucharchiv in Emmendingen Die Straußenclique: Mitwanderer gesucht Braten & Ragout Braten & Leckere Rezepte mit Wildschwein Das Rätsel um Eine Entdeckungsreise im Schwarzwald Design-Paradies Die Nudelmaschine im Elztal rattert wieder Schwarzwald-Pasta Ziiieh! Zu Besuch bei den Tauzieh-Profis von Goldscheuer Das verborgene Paradies Unterwegs zum Huzenbacher See Eine Leidenschaft für alte Obstsorten Lieblings-Wanderungen Tipps der Reda ktion Der Rosenflüsterer von Baden-Baden Ein Park voller Blumen-Champions 24 Tickets zuRulanticafür gewinnen winneGroßeVerlosung auf Seite 6 Neues en decken – Sch entdecken – Schönes genießen Ver veine Verveine Schicksalsberg mit traumhafter Aussicht HORNISGRINDE Gute-Laune-Kraut aus der Ortenau Das Besondere am Schwarzwälder Speck Neuer Genießerpfad in Hinterzarten Wie macht man einen perfekten Wanderweg? Schwarzwald genussvolle Ausflüge 10 Trauben & Wein Neues entdecken – Sch – Schönes genießen Willkommen im Kirschparadies! Die süße Seite des Schwarzwaldes 12 besondere Erlebnisse am Wasser Das Geheimnis von Stefans Käsekuchen Gigant mit Aussicht Der Aufzug-Testturm von Rottweil wird zur Attraktion Blütenrausch Im Staudengarten der Gräfin von Zeppelin Schwarzwald Wanderabenteuer: Hungern auf dem Westweg SCHWARZWALD-GIN Die besten Rezepte zum Ausprobieren Schöne neue Aussichtstürme Wie zwei Hobbyköche ihre Heimat in Häppchen verpacken Das Geheimnis der Schwarzwald-Tapas Neues entdecken – Schö Neues entdecken – Schönes genießen Schwarzwald Frühling/Sommer 2018 4,90 Eine Genusstour im Nordschwarzwald Mitgroßer Verlosung: den50Ticketsfür Europaparkzugewinnen Infos Seite Neues entdecken – Schönes genießen Selbstversuch: eine Nacht allein im Wald Wo es richtig gutes Brot gibt Sagenhafte Bäume und ihre Geschichte Auf in die Heidelbeeren! Schwar z wald Schwarzwald Jetzt bestellen unter: www.mein-schwarzwald-magazin.de, Leser-Telefon: 0 22 25 / 7 08 53 45 zzgl. Versand. Dieses Angebot gilt für die Ausgaben 1–11, solange der Vorrat reicht. Ausgabe 8 Ausgabe 1 Ausgabe 2 Ausgabe 3 Ausgabe 4 191453 804904 09 Ausgabe 9 Schwarzwald Neues entdecken – Schönes genießen Unser Sonntagsausflug Der Felsenweg:neuetolle Aussichten Dreisamtalim Ganz besondere Plätze im Schwarzwald Kraftorte, die der Seele guttun LANGLAUFEN AM KALTENBRONN: Die besten Tipps vom Loipenmacher Ausgabe 10 Schwarzwald Neues entdecken – Schönes genießen Erdbeerfest die weltbeste Marmelade, eine Tarte mit Pep und zauberhafte Deko-Ideen… Unser Sonntagsausflug dieNordschwarzwald: Stille genießen im Eyachtal Jetzt nachbestellen! Ausgabe verpasst? Aktion nur 3 € pro Heft * Ausgabe 11 Aug./Sept./Okt. 2022 5,90 Schwarzwald übrige EU-Länder 6,90, Schweiz sfr 9,90 Neues entdecken – Schönes genießen WAS FÜR EIN SPASS! Mit dem E-Roller durchs Dreisamtal Mein Sonntagsausflug Prunk, Park und Sahnetorte – Schloss Favorite bei Rastatt AUF ZUR GRÜNHÜTTE! Wo Pfannkuchen mit Heidelbeeren locken Bühne frei fürBaden-Baden Neue Erlebnisse in der Welterbestadt Der Schwarzwald von seiner sonnigen Seite Sommer, draußen, Lebensfreude … Wo man im Schwarzwald Boule spielen kann Super Wurf! SW1122_001_Titel_270084.indd Ausgabe 11 MEIN Schwarzwald | 107 SW1222_106107_Marktplatz_339136.indd 107 22.09.22 14:47
Schwarzwald-Termine im Winter 2022/23
WannWas Wo
?
NOVEMBER
BAD DÜRRHEIM
Martinimarkt mit viel Kunsthandwerk
Es ist ein fester Termin im Jahresprogramm der Kurstadt Bad Dürrheim: Am Wochenende vom 12. und 13. November findet im Haus des Bürgers ein vorweihnachtlicher Martinimarkt statt mit vielen kunsthandwerklichen Unikaten. Ob gemalt, geschmiedet, getöpfert, gefilzt: Die Auswahl bietet reichlich Gelegenheit zum vorweihnachtlichen Stöbern.
INFO Sa./So., 11 bis 18 Uhr. badduerrheim.de
TODTNAUBERG
Autoren lesen aus ihren Werken
Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland und der Schweiz gehen vom 25. bis 27. November im Kurhaus von Todtnauberg aus und ein. Zum 17. Mal finden dort die Literaturtage „ Lesen auf dem Berg “ statt. Zu Gast sind unter anderem Marie Malcovati, Joachim B. Schmidt und Annika Büsing, die aus ihrem Debütroman „Nordstadt“ liest. In der neuen Reihe „ Klassiker – Vergessene Literatur neu entdecken “ erinnern Doris Wolters und Pianist Andreas Erchinger an die 1975 verstorbene Dichterin Mascha Kaléko.
INFO www.hochschwarzwald.de
Der
OFFENBURG
Es kann auch ohne Lametta glitzern
Jeder kann seinen Teil beitragen: Das ist die Idee der Nachhaltigkeitsmesse „ Mach mit! “ , die am 5. und 6. November erstmals in Offenburg stattfindet. Da geht es um nachhaltige Alternativen aus allen Bereichen des täglichen Lebens: Ernährung, Mode und Kosmetik. Ein weiteres großes Thema ist die Mobilität. Auch Weihnachten wird unter die Lupe genommen unter dem Slogan „ Es glitzert auch ohne Lametta “ .
INFO Sa./So., 10 bis 18 Uhr. Tagesticket: 6 Euro. www.mach-mit-messe.de
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Stadtpark in Lahr zeigt sich ab Mitte November zwei Wochen lang in neuem Licht
ST. PETER
Der heilige Martin hoch zu Ross
Am 11. November beginnt nicht nur die Fasnacht, es ist auch der Tag von St. Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Nach dem gemeinsamen Laternenumzug findet im Klosterhof von St. Peter traditionell das Martinsspiel statt, das an die guten Taten des Heiligen erinnert. Nach dem Gottesdienst in der Pfarrkirche werden Martinshörnchen verteilt. Beginn: 17.30 Uhr. INFO www.st-peter.eu
FREIBURG
Spezialitäten aus dem Dreiländereck
Die Hallen der Messe Freiburg verwandeln sich vom 11. bis 13. November in ein Städtchen für Genießer. Auf der Plaza Culinaria gibt es alles zu probieren, was die Küche im Dreiländereck an Spezialitäten zu bieten hat. Da weht jede Menge Savoir-vivre von der anderen Seite des Rheins herüber. Feste Bestandteile sind das Slow-Food-Convivium wie auch der Weihnachtsmarkt.
INFO Fr., 14–22 Uhr, Sa., 10–22 Uhr, So., 10–19 Uhr. Tickets ab 9,50 Euro. www.plaza-culinaria.de
SCHOPFHEIM
Die Geschichte eines Nebenflusses
Die Wiese lautet der Name des einzigen rechtsrheinischen Zuflusses. Sie mündet noch auf dem Gebiet der Schweiz in den Oberrhein, ihre eiszeitliche Schotterfläche formte das heutige Rheinknie. Ab 20. November zeigt das Museum der Stadt Schopfheim die Ausstellung „ Die Wiese. Geschichte(n) eines Nebenflusses “ . Sie erzählt von der Verbindung von Rhein und Wiese als
komplexem ökologischem System, vom Wandel des Flusses und von den Menschen an seinen Ufern. Wanderfische wie der Lachs zogen bis ins 19. Jahrhundert die Wiese hinauf, Bauholz aus dem Schwarzwald erreichte über die Wieseflößerei das Rheinland bei Köln und Düsseldorf.
INFO Bis 2. April 2023. Mi., 14–17 Uhr, Sa., 10–17 Uhr, So., 11–17 Uhr. Preis: 3 Euro, unter 18-Jährige haben freien Eintritt. www.dreilaendermuseum.eu
PFORZHEIM
Schmuck, Schrift und Sprache
DEZEMBER
LAHR Den Park zum Leuchten bringen
In der Kaiserstraße und damit mitten in der Stadt gibt es in Lahr einen 4,5 Hektar großen Stadtpark. Zu verdanken ist das dem erfolgreichen Kaufmann Christian Wilhelm Jamm, der Mitte des 19. Jahrhunderts einen alten Lindengarten, damals noch vor den Toren der Stadt, erwarb, dort eine Villa baute und einen Park im englischen Stil anlegen ließ. Heute ist das ein grünes Kleinod, das vom 19. November bis 4. Dezember abends beim Parkleuchten ganz besonders in Szene gesetzt wird und im wahrsten Sinne des Wortes für vier Stunden am Tag in neuem Licht erstrahlt.
INFO Täglich von 18 bis 22 Uhr. Eintritt: 8 Euro. www.lahr.de
TRIBERG 37 Tunnel unter Dampf
Das Schmuckmuseum widmet dem Diplomaten Johannes Reuchlin, der vor 500 Jahren starb, noch bis zum 6. November die Ausstellung „ Schöngeschrieben – Schmuck, Zeichen- und Druckkunst “ . Dem bibliophilen Humanisten lag die Kunst des Buchschmucks besonders am Herzen. Und so sind im ganzen Museum viele Jahrhunderte alte Bücher aus Bibliotheken des In- und Auslands zu sehen, die den Bogen von Schöngeschriebenem zum Druck bis hin zu computergesteuerten „ Handschriften “ spannen. Und es geht auch um Schriftzeichen zur Gestaltung von Schmuck. INFO Di.–So., 10–17 Uhr. Eintritt zur Sonderausstellung: 10 Euro, ermäßigt 8,50 Euro. Kombiticket: 12,50 Euro/10 Euro. www.schmuckmuseum.de
Der Bau der Schwarzwaldbahn von Hausach über Triberg nach St. Georgen war im 19. Jahrhundert ein Glanzstück der Ingenieurskunst. Noch heute beeindruckt, wie sich die Strecke den Schwarzwald hinaufschlängelt. Sie führt durch sage und schreibe 37 Tunnel. Vom 27. bis 30. Dezember kommt etwas von dem Lebensgefühl des Reisens anno dazumal auf, wenn es mit einer Dampflok von Triberg nach Hausach und zurück geht. Während der Fahrt sind interessante Details zur Baugeschichte zu erfahren.
INFO Abfahrt ist um 13.15 Uhr am Bahnhof Triberg, Rückkehr: 17.15 Uhr. Preise: 20 Euro, Kinder (6–14 Jahre): 10 Euro. www. eisenbahnfreunde-zollernbahn.de
FOTOS: Stadt Lahr, Schmuckmuseum Pforzheim/Robotlab
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Der Roboterarm „Bios“ schreibt die Bibel Wort für Wort in Schönschrift ab
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WOLFACH-KIRNBACH
Adventssingen in Bollenhut-Tracht
Elf Wollrosen machen zusammen einen Bollenhut. Wer einmal erleben möchte, wie die Schwarzwälder Tracht ganz selbstverständlich getragen wird, ist im Wolfacher Stadtteil Kirnbach richtig. Dort findet am 11. Dezember in der Gemeindehalle ein vorweihnachtliches Liedersingen zum dritten Advent statt. Beginn ist um 14.30 Uhr. Die Männer sind übrigens längst nicht so farbenfroh gekleidet: Schwarze Hose und ein weißes Hemd mit schwarzer Samtweste, dazu ein knielanger Samtmantel, Schlips und Samthut prägen bei ihnen das traditionelle Outfit. INFO www.bollenhut.de/ kirnbacher-kurrende
KARLSRUHE
Warum ist Quantenmechanik so wichtig beim Spielen? Diese Frage wird vom 13. bis 16. Dezember bei einer Ausstellung im Triangel Open Space am Kronenplatz beantwortet. Denn obwohl kaum jemand weiß, was es mit der Quantenmechanik auf sich hat, kommt dieser Technologie im Hinblick auf Elektronik, Digitales, Mobilfunk oder Medizin eine enorme Bedeutung in unserem Alltag zu. Begleitend zur Ausstellung gibt es Podiumsdiskussionen und ein OnlineSchach-Quantenspiel, bei dem auch Besucher mitmachen können. Diese Ausstellung ist Teil des Wissenschaftsfestivals „ Effekte “ : Immer an einem Dienstag im Monat präsentieren Karlsruher Hochschul- und Forschungseinrichtungen wissenschaftliche Themen der Öffentlichkeit. INFO www.effekte-karlsruhe.de
HAUSACH
Ein Winterwald auf dem Klosterplatz
Auf dem Klosterplatz schaffen Hunderte Tannen eine weihnachtliche Atmosphäre – und mittendrin: die Waldbühne. Dort sind vom 27. November bis 18. Dezember immer am Samstag und Sonntag abends Konzerte oder Lesungen zu hören. Nachmittags ab 17 Uhr werden Kinderbücher vorgestellt. Am zweiten Advent findet dort auch der Hausacher Weihnachtsmarkt statt. INFO www.hausach.de
IFFEZHEIM
Ein Renntag mit winterlichem Zauber
JANUAR
HINTERZARTEN Das Fotoalbum von Georg Thoma
1960 gewann Georg Thoma bei den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley die Goldmedaille in der Nordischen Kombination. Er war damals gerade 22 Jahre alt. In seiner Karriere sollten noch viele Medaillen folgen. Zum 85. Geburtstag des Ausnahmetalents aus Hinterzarten zeigt das Schwarzwälder Skimuseum noch bis zum 9. Januar Aufnahmen aus dem Fotoalbum des Sportlers, die bisher noch nicht öffentlich zu sehen waren. Ergänzt wird die Schau mit Medaillen, Urkunden und Skiern von Georg Thoma. INFO Di./Mi./Fr., 14–17 Uhr, Sa./ So., 12–17 Uhr. Eintritt: 5 Euro, Kinder bis 16 Jahre frei. www. schwarzwaelder-skimuseum.de
SCHWENNINGEN
Ein Dorf vor dem
U(h)rknall
Was hat die Spielbank von BadenBaden mit der Galopprennbahn in Iffezheim zu tun? Ganz einfach: Edouard Bénazet, der Betreiber der Spielbank, initiierte 1858 vor den Toren der Stadt die Pferderennen als weiteres Highlight für Kurgäste und die feine Gesellschaft. Ein Event, das bald zum Treffpunkt des europäischen Hochadels avancierte. Heute gehören das Frühjahrsmeeting im Mai und die Große Woche von Iffezheim Ende August zu den Hauptveranstaltungen. Erstmals ist in diesem Jahr am 3. Dezember ein WinterzauberRenntag mit sieben Rennen bei freiem Eintritt geplant. Weihnachtliche Atmosphäre inklusive. INFO www.badengalopp.de
Schwenningen galt lange als Uhrenmetropole. Es ist interessanterweise ausgerechnet das Uhrenindustriemuseum, das in einer Ausstellung der Frage nachgeht, wie Menschen ihre Zeit wahrnahmen und strukturierten, bevor Sekundenzeiger im Alltag den Takt vorgaben. „Vor dem U(h)rknall. Zeit und Leben im Dorf Schwenningen“ verknüpft Heimatgeschichte mit sozialgeschichtlichen Fragen. Was bedeutete früher Zeit ohne Uhren? Eines ist sicher: Der U(h)rknall muss heftig gewesen sein – mit maßgeblicher Beteiligung Schwenninger Unternehmen. Bis 8. Januar. Führungen am Sonntag, 20. November und 11. Dezember, jeweils um 15 Uhr. INFO Di.–So., 11–17 Uhr. Eintritt: 3 Euro, Minderjährige frei. www.uhrenindustriemuseum.de
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Eine Bühne für die Wissenschaft
In Iffezheim hat in diesem Jahr der Winterzauber-Renntag Premiere
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BAIERSBRONN
Das schwäbische Krimidinner
Es ist ein Abend für MaultaschenLiebhaber, aber auch für alle Miss Marples und Sherlock Holmes dieser Welt. Nur Schwäbisch sollte man zumindest der Spur nach verstehen, wenn der Waldknechtshof am Freitag, 13. Januar, um 19 Uhr zum schwäbischen Krimidinner für Jung und Alt einlädt. So viel sei schon verraten: Es geht um eine vergiftete Maultäschlesupp. INFO Tickets ab 82,40 Euro. Buchung online: www.eventim.de
WALDKIRCH Orgelführung im Elztalmuseum
Das Elztalmuseum besitzt eine einzigartige Sammlung an Orgeln und anderen mechanischen Musikinstrumenten: Um sonst so viele von ihnen auf einmal zu erleben, müsste man eine ganze Reihe an Kirchen besuchen. Bis einschließlich 1. Januar finden immer sonntags um 14.30 Uhr und um 15.30 Uhr öffentliche Orgelführungen mit Klangproben statt.
INFO Eintritt mit Orgelführung: 6 Euro, Familienkarte: 12 Euro. www.elztalmuseum.de
LENZKIRCH Sonnenaufgang mit Säntisblick
Einen morgendlichen Ausblick auf den Säntis verspricht die Sonnenaufgangstour am 6. Januar. Los geht es um 7 Uhr am Kurhaus von Lenzkirch. Zur Wahl steht eine Fünf-Kilometer-Tour und ein Rundgang von einem Kilometer. Preis: 5 Euro. Auskunft bei den Wanderführern Sabine Schmid, Tel.: 01 62/7 80 85 43, und Reinhard Rieger, Tel.: 01 62/8 82 46 61. INFO www.hochschwarzwald.de
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FREIBURG Zwischen Zwickeltank und Kesselhaus
ie wird aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser ein gutes Bier?
Die Brauerei Ganter lässt sich bei einstündigen Erlebnisführungen gerne in sämtliche Kessel gucken. Der abwechslungsreiche Rundgang findet zwischen 4. November und 16. Dezember immer freitags um 18 Uhr statt. Es gibt natürlich auch Kostproben samt frischer Brezel – ob am Zwickeltank oder im Kesselhaus.
INFO Preis:13,50 Euro, Schüler/Studenten: 12,15 Euro, Kinder (6 bis 15 Jahre): 6 Euro. Auskunft und Buchung: Tel.: 07 61/ 2 18 56 00. Tickets auch online erhältlich: brauerei-ganter.reservix.de
NORDRACH Weihnachtsrätselweg für Kinder
Gestatten? Nordi, das Maskottchen aus dem Nordrachtal. Der kleine, gutmütige grüne Drache mit gelbem Bauch begleitet Kinder mit ihren Familien noch bis zum 6. Januar entlang des Weihnachtsrätselwegs. Dort gilt es, 14 Rätselund Erlebnisstationen zu meistern, um bei einem Gewinnspiel mitmachen zu können. Geöffnet ist Nordis Weihnachtsrätselweg schon ab Sonntag, 27. November – also vom ersten Advent an. Im vergangenen Jahr waren mehr als 2000 Kinder bei dem Gewinnspiel dabei. Weitere Auskünfte gibt es bei der Gemeinde Nordrach, Tel.: 0 78 38/9 29 90.
INFO www.nordrach.de
ST. PETER Umgeben von bibliophilen Schätzen
Jedes Kloster birgt Schätze, die nicht für alle zugänglich sind. Das Geistliche Zentrum St. Peter in der ehemaligen Benediktinerabtei öffnet bis einschließlich 15. Januar immer dienstags (11 Uhr), donnerstags (15 Uhr) und sonntags (11.30 Uhr) seine Pforten für Führungen. Zu sehen sind dann die barocke Kirche, der Fürstensaal und die Rokokobibliothek mit ihren bibliophilen Schätzen.
INFO Eintritt: Erwachsene: 6 Euro, ermäßigt: 2 Euro. Kinder unter zwölf Jahren sind frei. Ticket-Hotline: Tel.: 0 76 60/ 9 10 10. Buchung auch online: www.geistliches-zentrum.org
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Es mutet wie ein kleines Wunder an, wie aus Hopfen, Hefe und Malz viele gute Biere entstehen
FOTOS: Baden Galopp GmbH & Co. KG/www.marcruehl.com, Brauerei Ganter/Britt Schilling
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Die ganze Welt in Stein meißeln
Mit elf Jahren bekamen seine Kumpels einen Fußball oder ein Fahrrad geschenkt – bei Florian Weber waren es Hammer und Meißel. Gekau von seinen Eltern im Baumarkt. Weil sie früh sein Talent erkannten. Heute ist er 34 und mit Leib und Seele Steinmetz, den es auch in der Freizeit zur Werkstatt zieht: Vor der täglichen P icht (Grabsteine, Steinbänke u.a.) zaubert der Bühler im Morgengrauen in o monatelanger Arbeit beeindruckende Kunstwerke wie das römische Kolosseum oder eine Leonardo-DiCaprio-Büste – echte Hingucker! Ein Gespräch über Kreativität vor Sonnenaufgang und böse Verletzungen ...
Ihr Job in der Firma fängt um 7.30 Uhr an. Ist das nicht früh genug?
Florian Weber (lacht): Nein, für mich nicht. O bin ich schon um fünf Uhr früh in der Werkstatt und hämmere an meinen Eigenkreationen herum.
Gerade bei Ihrer Arbeit muss man doch hellwach sein ...
Bin ich auch. Ich trinke dann einen Ka ee, hör mir über AirPods einen Podcast an. Oder WachmachMusik, zum Beispiel von „Rammstein“.
Eines seiner beeindruckendsten Werke: Florian Webers Kolosseum. So eine Arbeit hat natürlich ihren Preis ...
Warum verbringen Sie denn auch Ihre Freizeit mit diesen harten, krä ezehrenden Arbeiten?
Steinbildhauerei ist mein Ding, da geh ich total drin auf. Da sind Uhrzeit und Anstrengung egal. Wenn ich eine Idee habe, hält mich nichts auf. Ich muss dann wissen, ob diese Idee geht.
Wie kam es denn dazu, dass Sie schon mit elf Jahren mit Hammer und Meißel hantierten?
Als Kleinkind hab ich aus Lego-Steinen Fußballstadien nachgebaut, ein paar Jahre später dann gezeichnet, eine Kunstschule
besucht. Als ich schließlich einen Bildhauer-Schnupperkurs für Kids von Waldemar Friedmann in Ottersweier besuchte, wo wir mit leichtem Ytong gearbeitet haben und räumliches Denken geschult wurde, war es um mich geschehen.
Und irgendwann nach den Meisterbriefen als Steinmetz und Steinbildhauer 2014 juckte es Sie in den Fingern ... ... auch mal populäre Motive auszuprobieren, die mich künstlerisch herausfordern. Zuerst einen Adler, sitzend, mit einem
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Grabsteine oder Bänke herstellen – das ist der Alltags-Job von Steinmetz Florian Weber. Doch warum erschafft der Bühler in seiner Freizeit Fantastisches aus Sandstein, Tiere, Gebäude, Möbel und wilde Sagengestalten?
Fuß auf der Beute. Dann den Kopf von Leo DiCaprio – mit Fotos als Vorlage. Genauso bei der „Game of rones“-Figur Tyrion Lannister. Den Schauspieler, Peter Dinklage, hab ich in Lebensgröße verewigt – 1,35 Meter! Dieser Tyrion ist ein optisch fantastischer Charakter. Respekt, alles nicht einfach –aber das Kolosseum ...
(Er lacht): Ja, das war eine MegaHerausforderung. Puh! Das größte Amphitheater mit all seinen vielen Details, das war kni ig!
Welchen Stein benutzen Sie?
Hellen Sandstein. Roten nehm ich nicht mehr, das ist eine Sauerei – da muss ich ewig duschen, bis alles von der Haut ist.
Was passiert mit all diesen herrlichen Objekten?
Die sind bei meinem Arbeitgeber, der Steinbildhauerei Jacobs in Bühl, ausgestellt. Wenn Sie da einen Käufer nden, bitteschön ...
Was müsste man berappen?
Das ist Verhandlungssache. Aber das Kolosseum gebe ich sicher nicht unter 9800 Euro ab. Mein Meisterstück – ein Tisch, dessen Glasplatte von einer steinernen Hand getragen wird – für mindestens 4500 Euro. Vier Stücke sind aber vollkommen unverkäu ich ...
Warum das?
Das sind Motive aus „Star Wars“. Da bekäme ich juristische Probleme, weil alles lizenziert ist. Ich hab o bei Disney angefragt, aber leider keine Rückmeldung bekommen.
Behalten Sie kein Stück für sich?
(lacht): Einmal wollte ich es –einen Totenkopf-Tisch! Den wollte meine Freundin aber leider nicht in unserer Wohnung haben. Da hab ich ihn einem Kumpel geschenkt.
Kommen Leute, die Ihr Talent kennen, mit Wünschen auf Sie zu?
Durchaus. Kürzlich hab ich „Rocky“, den Jack Russell meines Nachbarn, in Stein gemeißelt.
Wunderbar, wenn man so etwas kann. Viel Spaß noch – und passen Sie gut auf Ihre Hände auf ... Mach ich. Ein Trümmerbruch reicht mir. War bei einem Sturz mit einem großen Stein passiert – der linke Daumen, übel. Ich kam in die Handchirurgie, wo mir die Ärztin sagte, was sie jetzt mache. Ich sagte: „Mir egal. Hauptsache, ich kann wieder meiner Arbeit nachgehen!“
MICHAEL SANTEN
KONTAKT per Mail oriweb@t-online.de Und wer Florian Weber auf Instagram folgen will: oses87
Eine Französische Bulldogge – „die Lieblingshunde meiner Freundin!“
Der Glastisch, getragen von einer Steinhand, war die Arbeit für seinen Meisterbrief
Hat Florian Weber monatelang beschäftigt: die „Game of Thrones“-Figur Tyrion Lannister
FOTOS: privat
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Handwerklich sehr herausfordernd, so ein T. Rex. „Als Kind war ich Dino-, später dann Jurassic-Park-Fan.“
Leserservice
Abonnement- und Einzelhe bestellung: Tel.: 0 22 25/7 08 53 45 E-Mail: meinschwarzwald@aboteam.de www.mein-schwarzwald-magazin.de
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Solmsstraße 1, 76530 Baden-Baden Tel.: 0 72 21/96 97 40 Mail: info@sammet-media.de
Chefredaktion
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Andrea Buchmann
Gra sches Konzept & Layout
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Verlagsassistenz
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Schlussredaktion
Dr. Judith Holuba
Mitarbeiter dieser Ausgabe
Beate Bannach, Christina Feser, Gabriele Hennicke, Silke Keil, Christine Knäble, Maren Moster, Renate Reckziegel, Frauke Rüth, Michael Santen, Annette Willaredt
Anzeigenmarketing und -verwaltung wilderer marketing agentur Sche elstr. 57, 70193 Stuttgart Tel.: 00 49/(0) 7 11/2 48 78 92 mail@wilderer-marketing.de Anzeigenleitung: Sandra Wilderer Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 5 vom 1. Januar 2022
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FOTOS: Andrea Buchmann Die nächste Ausgabe von erscheint am 11 . Januar 2023 SW1222_114115_ImprVorschau_ABO_Anzeige_U3_342968.indd 114 22.09.22 16:27
Schwarzwald Immer der Muschel nach: Pilgern im Schwarzwald – die schönsten Wege und die besten Tipps gibt es in der nächsten Ausgabe
Ausgabe 9 SchwarzwaldübrigeEU-Länder€5,80,Schweizsfr9,20Neuesentdecken–Schönesgenießen Grüne Power aus demKinzigtal MitRezeptenleckeren Kraftorte,dieder „BREISGAU“: vielFreiburgsteckt im neuen TV-Krimi? Geheimnisvolles Scheibenschlagen BADEN-BADEN Das Luxusleben von Hotelkatze Kléo Schiibi, Schiibo! Brunnenkresse SW922_001_Titel_121521.indd 1 Neues entdecken – Schönes genießen Schwarzwald Ein ganz besonderer Ort Ohhh… wie schön ist Altensteig! übrige EU-Länder € 5,80, Schweiz sfr 9,20 Neues en Unser Unser Sonntagsausflug ntagEineSogrün!Radtour querdurch Karlsruhe Ein ganz besonderer Ort Ohhh …, wie schön ist Altensteig! Alpen-Feeling Wo der Feldberg am wildesten ist Edelfuchs-Lodge Die Wohlfühlhütte am Westweg Ein Supermarkt ganz aus Holz Tolle I dee! Tolle Idee! SW821_001_Titel_47656.indd 1 Ausgabe12 Nov./Dez./Jan.2022/23•€5,90Neuesentdecken–Schönesgenießen Schwarzwald übrigeEU-Länder€6,90,Schweizsfr9,90 10 InfosbesondereKinosganz &AdressenabSeite26 KULT-BÄCKEREI Hierstehen dieBaslergerne Schlange 4 191453 805901 12 WoderWindpfeift… Das Geheimnis der Statue auf dem Schauinsland LIEBLINGSREZEPTE Flammkuchenin tollenVarianten demBlumensträußeaus Schwarzwald–MeindasganzeJahrüber LebenalsEremit: OttozuBesuchbeiBruder inderKlause Slow Flower SONNTAGSAUSFLUG derUnterwegsim„Tal 1000Lichter“ SW1222_001_Titel_338275.indd 1 22.09.22 09:37 Schenken Sie ein Jahr Lesefreude Das Geschenk-Abo u Vier Ausgaben für 23,60 Euro u Der Beschenkte erhält „Mein Schwarzwald“ direkt nach Hause geliefert (das Porto übernehmen wir ) u Das Geschenk-Abo endet automatisch nach einem Jahr * Jetzt Abo bestellen unter: Leser-Telefon 0 22 25/7 08 53 45 www.mein-schwarzwald-magazin.de, Abo-Preis Inland (Auslandspreise auf Anfrage) * SW1222_114115_ImprVorschau_ABO_Anzeige_U3_342968.indd 115 22.09.22 16:28
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