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Aronia: Power aus der Beere

Außen schwarz, innen dunkelrot: Die Aronia ist im Durchmesser ungefähr so groß wie eine Heidelbeere

FOTOS: Roland Spether (3), Healthshare

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Power

aus der Beere

Klein, schwarz und mit rotem Innenleben, so wächst die Aronia auf Feldern um Obersasbach. Obstbauer Jürgen Engelmeier lädt uns zur Ernte ein und erzählt, was er mit seiner supergesunden Beere noch so alles vorhat…

Nein, man kann sie nicht so einfach vom Strauch pflücken und wegnaschen wie andere Beeren. Dazu ist ihr Geschmack dann doch etwas zu herb, zu pelzig. Aber zu Saft gepresst und – wenn er pur zu „streng“ schmeckt – mit Apfelsaft gemischt, ist sie ein famoser Durstlöscher. Und mega-gesund obendrein. Kein Wunder, dass sie immer mehr Anhänger findet – die Aronia, nicht umsonst auch „die PowerBeere“ genannt. Denn keine andere Beerenfrucht verfügt über einen derart hohen Anteil an Antioxidantien, die das Immunsystem stärken!

Einer der wenigen, die die kleine schwarze Beere mit dem dunkelroten Fruchtfleisch im Südwesten anbauen, ist Jürgen Engelmeier (37) aus Obersasbach in der Ortenau. „Mein Schwarzwald“ hat den Obstbauern bei der Aronia-Ernte besucht! Eigentlich wäre der beste Zeitpunkt dafür in den letzten Wochen des Sommers.

Zum Naschen nicht geeignet ... schmeckt nur als Saft und Gelee

„Normal wird die Aronia erst Ende August geerntet“, erklärt uns Jürgen Engelmeier. „Dann hat sie genug Sonne getankt, ist in Ruhe ausgereift – was auch bedeutet, dass sie ab und zu mal Regen abbekommen hat. So wäre es halt ideal...“

„Retten, was noch zu retten ist“

Aber dieser „schlimme Sommer 2022“, wie er sagt, mit seiner anhaltenden Bruthitze und der langen Trockenheit hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht: „Ein Teil der Beeren ist an den Sträuchern vertrocknet“, klagt er. „Mir blieb nichts anderes übrig, als schon vier Wochen früher als üblich mit der Erntemaschine rauszufahren, um zu retten, was noch zu retten ist.“ Dabei steht gleichzeitig auch noch die Apfel- und Birnen-Ernte an: „Die Früchte fallen wegen des Wassermangels schon von den Bäumen, wenn ich sie nur angucke.“ Mehrere Ernten auf einmal – ein hartes Stück Arbeit, manchmal bis in die Dunkelheit. Zumal der Nebenerwerbsbauer, der auch Erdbeeren, Obstbauer Jürgen EngelHimbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen meier, inzwischen Herr über schon 9000 AroniaSträucher und Kürbisse anbaut, noch tageweise als Industrie-Elektroniker arbeitet. „Ja, das schlaucht ganz schön“, gesteht er, denn auch seine zwei Kinder, drei und vier Jahre, fordern ab und zu den Papa ein. „Aber ich bin mit langen Tagen und wenig Freizeit groß geworden. Auch mein Vater hat Obst angebaut. Mit zwölf bin ich schon alleine mit dem Traktor los.“

Die Aronia-Beere entdeckte Jürgen Engelmeier vor sechs oder sieben Jahren. „Ich las von der heilenden Wirkung der Beere und fand das sehr interessant. Immer mehr Menschen interessieren sich ja Gott sei Dank für die Gaben der Natur und ihren Nutzen für unsere Gesundheit.“ Nach einigen Aronia-Recherchen im Internet und auf Fachmessen pfl anzte er im Frühjahr 2018 die ersten 1500 Sträucher. Heute sind es 9000 auf 3,5 Hektar Land. Von Anfang an verzichtete er auf Dünge- und Pfl anzenschutzmittel: „Ich wollte das Bio-Zertifi kat und meinen Aronia-Saft in Bio-Märkten und Reformhäusern verkaufen. Da verkehrt die richtige Kundschaft dafür.“ Vor wenigen Wochen – nach der gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeit von drei Jahren, ... fast wie Apfelblüten. Daher trägt Aronia melanocarpa weil die Anbaufl äche vorher konventionell genutzt auch den Zweitnamen „Schwarze Apfelbeere“

Im Mai: Die Aronia blüht strahlend weiß...

Mit Traktor und Erntemaschine ging’s für Jürgen Engelmeier Anfang August raus zur Aronia-Ernte

FOTOS: Roland Spether (4), Michael Santen (3)

Und dann hat der extreme Sommer doch noch etwas Gutes

Die Maschine schüttelt die Beeren ab, sie fallen aufs Laufband

Danach werden die Früchte maschinell von Laub und Stielen befreit

worden war – bekam er das Bio-Zertifi kat! „Das war wie ein vorgezogenes Weihnachten“, freut er sich.

Zumindest auf den 2022er-Jahrgang „Aronia-Saft pur“ darf das Siegel jetzt drauf. Auf den „AroniaApfelsaft “, bestehend aus 30 Prozent Aronia und 70 Prozent Apfelsaft aus den Sorten Elstar, Gala, Jonagold und Braeburn, leider nicht, weil die Äpfel nicht „bio“ sind. Zu kaufen sind alle Produkte von Engelmeier an Verkaufsständen rund um Sasbach und Lauf, je nach Jahreszeit sind es bis zu fünf. Auch einige Supermärkte, Bäckereien und Konditoreien beliefert er.

Gesundheitsbewusste Stammkunden

Inzwischen freut er sich über eine gesundheitsbewusste „Aronia-Stammkundschaft “, die stetig wächst – und berichtet von einem Mann, der unter hohem Blutdruck leidet und off enbar dank des Aronia-Saft es weniger Medikamente einnehmen muss. Ein anderer habe zwei Monate vor einer schweren OP mit einer „Aronia-Kur“ angefangen, und die Ärzte hätten über seine plötzlich fabelhaft en Blutwerte gestaunt ...

Die diesjährige Ernte ist indes eingefahren. Noch ganz gute sieben bis acht Tonnen sind es geworden. „Einerseits waren zwar viele Beeren vertrocknet und

unbrauchbar, aber die jungen Sträucher haben natürlich mehr Beeren getragen als letztes Jahr, wo sie noch ganz klein waren – so ist der Ernte-Ertrag noch ganz okay.“ Mehr als „okay“ wird dagegen wohl der Geschmack. „Vermutlich ist der Saft , der einem pur ja eher ein wenig den Mund zusammenzieht, dieses Jahr dann milder und süßer. Da hat der Extrem-Sommer mit seiner SonnenPower doch noch etwas Gutes ...“

Die Beeren bringt er zu einem biozertifi zierten Fruchtsaft -Hersteller, der sie presst und den Saft in Literfl aschen abfüllt, pur oder als Aronia-Apfelmix. Engelmeier würde gerne ein drittes Aronia-Produkt auf den Markt bringen: Gelee! Der Autor durft e es probieren – von Engelmeiers Ehefrau Raphaela daheim hergestellt und auf frisches Weißbrot gestrichen. Köstlich! Da ist die zögerliche Haltung der Hersteller, die mit einer Produktions-Zusage noch warten, kaum zu verstehen. Das tiefdunkle Gelee schmeckt fruchtig-wunderbar! „Ich muss eben noch Überzeugungsarbeit leisten“, sagt der badische Obstbauer. „Aber irgendwann kommen die Firmen schon auf den Trichter, dass das etwas richtig Leckeres ist – und gesund dazu!“ MICHAEL SANTEN

KONTAKT Schwarzwald Aronia, Schulstraße 15, 77880 Obersasbach, www.schwarzwald-aronia.eu (mit Online-Shop)

Anfang des Sommers sind die unreifen Beeren noch violett

Sehr gesund – und sehr farbig

Die „Aronia melanocarpa“ stammt ursprünglich aus den USA. Um 1900 gelangte sie nach Russland, in den 1950er-Jahren nach Mitteleuropa. Die Früchte werden vorwiegend für Säfte verwendet – und als dunkler Farbstoff in der Lebensmittelindustrie. Aronia-Beeren enthalten die Vitamine C und E, haben einen hohen Eisen- und Jodgehalt und wirken antioxidativ: Sie bewahren Zellen vor negativem Einfl uss durch freie Radikale, gelten in der Volksheilkunde als natürliche Hilfe bei Bluthochdruck, Arterienverkalkung, Magenentzündung und Harnwegs-Infektion. Auch Krebspatienten wird ein Genuss von Aronia (in kleinen Mengen) empfohlen. Einen winzigen Nachteil

Aronia 2022: Dürre–geschädigt, aber hat die „Powerbeere“ aber dann mild und süß doch: Ihre Farbfl ecken in der Wäsche sind sehr hartnäckig und kaum zu entfernen ...

„Jürgens Obsthisli“: An bis zu fünf Ständen verkauft Engelmeier in der Saison sein Obst und Gemüse

Gibt’s literweise: Aronia pur, AroniaApfel-Mix, Apfelsaft

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