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Die ganze Welt in Stein meißeln

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Grabsteine oder Bänke herstellen – das ist der Alltags-Job von Steinmetz Florian Weber. Doch warum erschafft der Bühler in seiner Freizeit Fantastisches aus Sandstein, Tiere, Gebäude, Möbel und wilde Sagengestalten?

Mit elf Jahren bekamen seine Kumpels einen Fußball oder ein Fahrrad geschenkt – bei Florian Weber waren es Hammer und Meißel. Gekau von seinen Eltern im Baumarkt. Weil sie früh sein Talent erkannten. Heute ist er 34 und mit Leib und Seele Steinmetz, den es auch in der Freizeit zur Werkstatt zieht: Vor der täglichen P icht (Grabsteine, Steinbänke u.a.) zaubert der Bühler im Morgengrauen in o monatelanger Arbeit beeindruckende Kunstwerke wie das römische Kolosseum oder eine Leonardo-DiCaprio-Büste – echte Hingucker! Ein Gespräch über Kreativität vor Sonnenaufgang und böse Verletzungen ...

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Ihr Job in der Firma fängt um 7.30 Uhr an. Ist das nicht früh genug?

Florian Weber (lacht): Nein, für mich nicht. O bin ich schon um fünf Uhr früh in der Werkstatt und hämmere an meinen Eigenkreationen herum.

Gerade bei Ihrer Arbeit muss man doch hellwach sein ...

Bin ich auch. Ich trinke dann einen Ka ee, hör mir über AirPods einen Podcast an. Oder WachmachMusik, zum Beispiel von „Rammstein“.

Eines seiner beeindruckendsten Werke: Florian Webers Kolosseum. So eine Arbeit hat natürlich ihren Preis ...

Warum verbringen Sie denn auch Ihre Freizeit mit diesen harten, krä ezehrenden Arbeiten?

Steinbildhauerei ist mein Ding, da geh ich total drin auf. Da sind Uhrzeit und Anstrengung egal. Wenn ich eine Idee habe, hält mich nichts auf. Ich muss dann wissen, ob diese Idee geht.

Wie kam es denn dazu, dass Sie schon mit elf Jahren mit Hammer und Meißel hantierten?

Als Kleinkind hab ich aus Lego-Steinen Fußballstadien nachgebaut, ein paar Jahre später dann gezeichnet, eine Kunstschule besucht. Als ich schließlich einen Bildhauer-Schnupperkurs für Kids von Waldemar Friedmann in Ottersweier besuchte, wo wir mit leichtem Ytong gearbeitet haben und räumliches Denken geschult wurde, war es um mich geschehen.

Und irgendwann nach den Meisterbriefen als Steinmetz und Steinbildhauer 2014 juckte es Sie in den Fingern ...

... auch mal populäre Motive auszuprobieren, die mich künstlerisch herausfordern. Zuerst einen Adler, sitzend, mit einem

Eine Französische Bulldogge – „die Lieblingshunde meiner Freundin!“

Fuß auf der Beute. Dann den Kopf von Leo DiCaprio – mit Fotos als Vorlage. Genauso bei der „Game of rones“-Figur Tyrion Lannister. Den Schauspieler, Peter Dinklage, hab ich in Lebensgröße verewigt – 1,35 Meter! Dieser Tyrion ist ein optisch fantastischer Charakter.

Respekt, alles nicht einfach – aber das Kolosseum ...

(Er lacht): Ja, das war eine MegaHerausforderung. Puh! Das größte Amphitheater mit all seinen vielen Details, das war kni ig!

Welchen Stein benutzen Sie?

Hellen Sandstein. Roten nehm ich nicht mehr, das ist eine Sauerei – da muss ich ewig duschen, bis alles von der Haut ist.

Was passiert mit all diesen herrlichen Objekten?

Die sind bei meinem Arbeitgeber, der Steinbildhauerei Jacobs in Bühl, ausgestellt. Wenn Sie da einen Käufer nden, bitteschön ...

Was müsste man berappen?

Das ist Verhandlungssache. Aber das Kolosseum gebe ich sicher nicht unter 9800 Euro ab. Mein Meisterstück – ein Tisch, dessen Glasplatte von einer steinernen Hand getragen wird – für mindestens 4500 Euro. Vier Stücke sind aber vollkommen unverkäu ich ...

Warum das?

Das sind Motive aus „Star Wars“. Da bekäme ich juristische Probleme, weil alles lizenziert ist. Ich hab o bei Disney angefragt, aber leider keine Rückmeldung bekommen.

Behalten Sie kein Stück für sich?

(lacht): Einmal wollte ich es – einen Totenkopf-Tisch! Den wollte meine Freundin aber leider nicht in unserer Wohnung haben. Da hab ich ihn einem Kumpel geschenkt.

Kommen Leute, die Ihr Talent kennen, mit Wünschen auf Sie zu?

Durchaus. Kürzlich hab ich „Rocky“, den Jack Russell meines Nachbarn, in Stein gemeißelt.

Hat Florian Weber monatelang beschäftigt: die „Game of Thrones“-Figur Tyrion Lannister Der Glastisch, getragen von einer Steinhand, war die Arbeit für seinen Meisterbrief

FOTOS: privat

Wunderbar, wenn man so etwas kann. Viel Spaß noch – und passen Sie gut auf Ihre Hände auf ...

Mach ich. Ein Trümmerbruch reicht mir. War bei einem Sturz mit einem großen Stein passiert – der linke Daumen, übel. Ich kam in die Handchirurgie, wo mir die Ärztin sagte, was sie jetzt mache. Ich sagte: „Mir egal. Hauptsache, ich kann wieder meiner Arbeit nachgehen!“

MICHAEL SANTEN

KONTAKT per Mail oriweb@t-online.de. Und wer Florian Weber auf Instagram folgen will: oses87

Handwerklich sehr herausfordernd, so ein T. Rex. „Als Kind war ich Dino-, später dann Jurassic-Park-Fan.“

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