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Thomas Rees und seine Skulpturen

Wo der Wind pfeift…

Am obersten Rand der Kappler Wand neben dem Weg vom Schauinslandgipfel hinunter zum Sonnenobservatorium steht seit 2019 die markante Skulptur „Windbohrer“ – „als Hommage an die Kraft der Natur und als Warnung vor deren sinnloser Verschwendung“. Thomas Rees schuf sie aus dem Stamm einer Eiche. Bis zur Spitze des Bohrers hat sie eine Höhe von sechs Metern

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Baumstämme,

die Geschichten erzählen

Holzkünstler Thomas Rees macht aus tonnenschweren Baumstämmen beeindruckende Skulpturen. Die Meisterwerke sind den Kräften der Natur ausgeliefert. Doch der Zerfall bringt auch Schönes hervor …

FOTOS: Thomas Rees

Künstler und Bildhauer

Thomas Rees hat bereits als Kind gerne Figuren geschnitzt. In den letzten 25 Jahren schuf der bekannte Künstler aus Kappel bei Freiburg weit mehr als 100 Holzskulpturen. Darunter den „Windbohrer“ auf dem Schauinsland (links)

Mahnmal ganz aus Müll

Um auf die Verschmutzung der Meere hinzuweisen, wechselte Thomas Rees das Material und kreierte aus Plastikabfällen den „Plastikmenschen“. Dieser stand zu Beginn im Gewerbekanal in Freiburg. Alle drei Monate ändert sich der Standort

Die Erderwärmung

… ist Teil des Themenweges „Lebensraum Kappel, Mensch-ZeitErde“ im Biosphärengebiet Schwarzwald. Die Skulptur zeigt einen zufriedenen Teufel, der sich über eine aufgespießte Erdkugel beugt. Darunter brennt ein Feuer, das mit dem linken Fuß über den Blasebalg angefacht wird

Der Zahn der Zeit

… nagt auch am „Jäger“. Die Figur gehört zum Skulpturenpfad „Waldmenschen“, der 2008 im Arboretum Freiburg eröffnet wurde. Er wird häufi g von Kindergärten und Schulklassen besucht

Eine Tonne Holz

„Der Kopf“ stand 15 Jahre lang auf dem Schauinsland und wurde aus einer 150 Jahre alten Weißtanne gearbeitet. Er wog ca. eine Tonne und hatte an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 168 Zentimetern

Die Kraft der Natur

Der „Kamelreiter“ war eine von vielen Skulpturen an einer Weihnachtskrippe auf dem Pfeiferberg in FreiburgKappel, entstanden aus Bruchholz von dem Orkan „Lothar“. Er stand später auf dem „Mundenhof“ und ist inzwischen verfallen

FOTOS: Thomas Rees (4), picture alliance/imageBROKER/Jürgen Wiesler

Auf der Hochburg bei Emmendingen entstand das neueste Werk von Thomas Rees

Sechs Meter ragt sie in die Höhe, wiegt etwa 2000 Kilogramm und steht auf dem Schauinslandgipfel – die markante Skulptur „Der Windbohrer“ (siehe Seite 86). Von ihrem Platz oberhalb der Kappler Wand aus blickt man weit in die Breisgauer Bucht bis hinüber zu den Vogesen sowie hinunter ins Kappler Tal, das sich ins Dreisamtal öffnet. Dort wuchs der 63-jährige Künstler auf, der den „Windbohrer“ erschaffen hat. Eine von inzwischen weit mehr als 100 imposanten Holzfiguren, die in den letzten 25 Jahren entstanden sind.

Der Holzkünstler arbeitet mit einem großen Hammer, Schnitzmessern und Stechbeiteln in verschiedenen Formen und Größen

Bereits als Kind schnitzte der Familienvater zweier erwachsener Töchter, der früher in einem Kommunikationsunternehmen arbeitete, gerne, und irgendwann machte er sein Hobby zum Beruf. Die Kunstwerke von Thomas Rees umrahmen heute Themenwege und stehen an öffentlichen Plätzen. Überwiegend in und rund um Freiburg im Breisgau, aber auch im Schwarzwald wie am Hasenhorn oder eben auf dem Schauinsland.

Sein neuestes Projekt führt ihn zur Hochburg Emmendingen. Vom Verein zur Erhaltung der Ruine Hochburg bekam er den Auftrag, aus einer abgestorbenen Linde, die noch in den Wurzeln stand, eine Figur zu machen. Der Künstler sagte umgehend zu, denn er fand die Kulisse spannend: Eine Burg, die ihren Ursprung vor 800 Jahren hat, ist ein Ort mit Geschichte. Und Geschichten sind es, die Thomas Rees mit seinen Baumkunstwerken erzählen will.

Tatsächlich wurde er schnell fündig. Im Landesarchiv Karlsruhe stieß er auf einen Brief vom Burgkommandanten an den damaligen Markgrafen von Baden. Darin beschrieb der Kommandant, wie 1677 zwei Landsknechte desertierten und zum Tode verurteilt wurden. Der Rädelsführer sollte noch härter, über den Tod hinaus, bestraft werden. Doch das Gericht konnte ihn nicht ermitteln, und so sollten die beiden Verurteilten um ihr Schicksal würfeln. Wer die niedrigste Zahl würfelt, sollte gehängt, und wer die höchste Zahl würfelt, sollte erschossen werden. Es war ein Spiel um das Schicksal der Seele. Denn damals galt es als ehrenvoll, durch Erschießen aus dem Leben zu scheiden – für die Seele bestand noch die Hoffnung, über das Fegefeuer ins Himmelreich zu gelangen. Der Tod durch Erhängen hingegen galt als unehrenhaft – die Seele ging zum Teufel und war für immer verloren …

Arbeit direkt am Baum

Thomas Rees machte sich ans Werk. Prinzipiell arbeitet er gerne am stehenden Baumstamm, weil die Proportion und die Ansicht dann eine ganz andere ist, wie er sagt. Ein Gerüst wird um den Baum angebracht, dann markiert Rees mit einer Spraydose die Stellen, an denen die Hauptfiguren der Szene stehen sollen. Das Grobe entfernt er mit der Motorsäge. Mit Stechbeiteln, Messern und einem großen Hammer geht’s dann ans Schnitzen. So entstand nach knapp fünf Wochen „Das Würfelspiel“.

Meistens bearbeitet Thomas Rees bereits abgestorbene Bäume. Eichen zum Beispiel. Deren Holz ist zwar

härter und dadurch schwieriger zu bearbeiten als beispielsweise das weichere Holz der Linde. Dafür ist Eichenholz länger haltbar. Da Rees in der Natur arbeitet und seine Werke äußeren Einflüssen und Witterungsbedingungen unterworfen sind, ist dies wichtig. Durch kräftige Sonneneinstrahlung entstehen immer wieder Risse, durch die Holzstücke herausbrechen können und die das sorgfältige Bearbeiten erschweren. „Ein anderes Problem ist die Feuchtigkeit“, erklärt der Holzkünstler. „Die Risse füllen sich mit Wasser, und wenn im Winter Frost, Schnee und Eis kommen, wird das Holz weiter aufgesprengt. Durch Feuchtigkeit unterstützt, breiten sich zudem Pilze im Holz aus, die dieses im Laufe der Zeit zerstören.“

Zeichen des Verfalls

Früher versuchte er, seine Werke zu „retten“, indem er hier und dort flickte, reparierte und abgefallene Stücke wieder anschraubte. Inzwischen hat er aber akzeptiert, dass er gegen die Natur keine Chance hat, und findet sogar Gefallen an der Vergänglichkeit. „Wenn Baumpilze wachsen, oft orangefarben oder weißbraun, sieht das am Anfang wunderschön aus. Oder wenn sich die Pilze am Kopf bilden, ändern sich manchmal die Gesichtszüge. Die Natur formt die Figuren weiter, gibt ihnen einen neuen Charakter, aber es sind auch Zeichen des Verfalls!“ Mitunter dokumentiert Thomas Rees seine Werke fotografisch in ihrem Vergehen.

Gerade beim Skulpturenpfad „Die Waldmenschen“, der 2008 am Rande von Freiburg entstand, kann man die Vergänglichkeit gut beobachten. Diese hat auch einen Einfluss auf die Verkehrssicherungspflicht, die gerade bei den „Waldmenschen“ eine große Rolle spielt, da häufig Kindergartengruppen und Schulklassen den Pfad besuchen. Wenn marodes Holz abbricht oder Figuren umstürzen, gefährdet dies natürlich die Sicherheit der Besucher. Deshalb müssen die Skulpturen regelmäßig kontrol-

FOTOS: Thomas Rees, Beate Bannach (2)

Das Würfelspiel

Fünf Wochen lang hat Holzkünstler Thomas Rees an dieser fünf Meter hohen Stele gearbeitet, die unterhalb der Hochburgruine ihren Platz hat. Die Stele zeigt ein tödliches Würfelspiel aus dem Jahr 1677. Entstanden ist das Kunstwerk aus dem Stamm einer abgestorbenen und geköpften Linde

liert werden. Das macht der für das Waldstück zuständige Förster.

Da die Baumstämme häufig mehrere Tonnen schwer sind, arbeitet Thomas Rees vor Ort. Manchmal kommt es aber auch vor, dass eine Figur transportiert beziehungsweise aufgestellt werden muss. Dann rücken Lastwagen, Bagger und Kran an. Dies war zum Beispiel bei einem Themenweg im Biosphärengebiet in Kappel der Fall, für den Rees Skulpturen geschaffen hat. Die Kosten für die Transportmittel trägt dann der Auftraggeber, in dem Fall die Stadt Freiburg gemeinsam mit dem Biosphärengebiet.

Plastik statt Holz

Dass ein Transport durchaus seine Tücken haben kann, erlebte Thomas Rees bei einer Drachenfigur – ein großer Baumstamm mit einer etwa drei Meter langen AstGabel hintendran, die den Schwanz bildete. Ein Landwirt unterstützte den Künstler und lud die Figur mit seinem Traktor auf einen Anhänger. Ein Stück des Schwanzes ragte in die Höhe, und beim Kreuzen einer Straßenbahnlinie blieb der Schwanz an der Oberleitung hängen. Gerade noch rechtzeitig konnte Rees den Traktor zum Anhalten bringen. Wäre die Leitung gerissen, hätte der Künstler die Kosten tragen müssen. Aber es ging alles gut, und der Schwanz wurde abgesägt, damit die Fahrt weitergehen konnte.

Normalerweise bevorzugt Thomas Rees Holz als Arbeitsmaterial. Für die Clean-up-Week 2018, bei der es um die Vermüllung der Welt, speziell die Verunreinigung der Meere durch Plastik ging, beschäftigte sich der Künstler jedoch – passend zum Thema der Veranstaltung – mit Plastik. Statt zu Hammer und Stechbeitel griff er nun zu Brenner und Schweißgerät und schuf den 3,5 Meter hohen „Plastikmenschen“. Dessen Korpus besteht neben Eisen und Draht ausschließlich aus Abfall: Bunte Plastikverpackungen und Alltagsgegenstände werden mit dünnem Maschendraht zusammengehalten. Sogar eine Autofelge ziert das übergroße Kunstwerk. Der Speer, den die Figur in der Hand hält, hat etwas Mahnendes. Eine große Symbolkraft hat auch der aufgespießte Fisch auf dem Speer: Aus seinem Maul ragt Plastik. Rees’ ursprünglicher Gedanke war, die Skulptur auf Reisen bis ans Meer zu schicken. Bisher hat sie es immerhin vom Gewerbekanal in Freiburg über viele Stationen über den Schwarzwald bis vor das Umweltministerium in Stuttgart geschafft …

Thomas Rees werkelt am liebsten am stehenden Baum. Ein Gerüst um den Stamm herum erleichtert ihm die Arbeit

FOTOS: Beate Bannach (2)

„Manchmal verändern sich die Gesichtszüge einer Figur“

BEATE BANNACH

KONTAKT Der Holzkünstler und Bildhauer Thomas Rees stellt sich und seine Arbeit auf seiner Homepage vor: http://thomas-rees.com

Das anstrengende Arbeiten am Holz hält den Künstler fit

Meine Einkaufs- und Erlebnismesse

Eine Tankstelle als Ausfl ugsziel – wo gibt es denn so was? An der Bundesstraße 28 auf dem Kniebis bei Freudenstadt. Charmant im Stil der 60er-Jahre gestaltet, ist die kleine Station eine Sehenswürdigkeit für sich – und ein Treffpunkt für Kenner

Früher Zapfsäule, heute Deko mit Raffi nesse: Nach einer aufwendigen Umrüstung kann hier nun Bier statt Sprit gezapft werden Nahezu perfekt wird die Zeitreise, wenn schmucke Oldtimer an den Zapfsäulen zum Tanken haltmachen

Ausfahrt: Retro-Tankstelle

An die Zapfsäule fahren, tanken, bezahlen, den Fuß erneut aufs Gaspedal drücken – und ab die Post! Ein Tankstellenstopp ist in der Regel eine unspektakuläre Angelegenheit von wenigen Minuten. Bloß nicht länger aufh alten als nötig. „Und das ist bei uns halt ganz anders!“, sagt Christoph Port, der beim Gedanken an Hast und Hektik lachend den Kopf schüttelt. „Im Gegenteil. Wer es an der Zapfsäule eilig hat und sich vielleicht sogar noch erdreistet zu hupen, weil jemand Fotos macht und es nicht schnell genug vorangeht, der erntet von den anderen Kunden höchstens unverständliche Blicke“, so der Tankstellenleiter.

Verkehr nimmt Fahrt auf

In einer Zeit, als sich der Automobilverkehr in Deutschland langsam auszubreiten begann, hatten Karl und Berta Fahrner die kleine Tankstelle im Jahr 1954 an der B28 erbaut. Nach sieben Jahren war sie in den Besitz von Gustav und Ria Schoch gewechselt, wo die Station die folgenden 45 Jahre verblieb. Nur wenige Pkws kamen anfangs über den rund 970 Meter hohen Bergrücken Kniebis bei Freudenstadt. Dabei war die Lage an der Bundesstraße strategisch nicht schlecht, ist sie doch eine bedeutende Verbindung vom Schwarzwald hinunter in die Rheinebene nach Kehl und weiter bis nach Straßburg im Elsass. Außerdem führt sie direkt zur B500, über die man bei herrlicher Panoramafahrt in die Kurstadt Baden-Baden gelangt.

Doch die kleine Tankstelle konnte vom rasant ansteigenden Verkehr nicht so profi tieren wie neuere Stationen im Umkreis. Weil das Regendach über den Zapfsäulen für sie zu niedrig war, rauschten die Lkws vorbei, um ihre mehrere hundert Liter fassenden Tanks an einer wenige Kilometer entfernten Kraft stoff station zu füllen.

Unauff ällig fristete die Station viele Jahre ihr Dasein an der B28. Bis die Firma Oest den Betrieb im Jahr 2014 gekauft und ein internes Expertenteam gegründet hatte. Nach zwei Jahren Planungsphase

Ausfahrt: Retro-Tankstelle

Runde Formen, gekachelte Außenwände, Zapfsäulen im Retro-Look. Die Tankstelle erstrahlt nach ihrem Umbau wie einst in den 60er-Jahren. Glücklicherweise lagen die OriginalBaupläne noch vor

und umfassenden Umbauarbeiten wurde die Station im August 2016 wieder eröff net. Und, oh Wunder, statt einen gewaltigen Schritt in die Zukunft zu unternehmen, hatte das Unternehmen den Sprung um mehr als ein halbes Jahrhundert zurück gewagt. Hoch oben am Kniebis steht seitdem Deutschlands erste und einzige Retro-Tankstelle.

Wer hat an der Uhr gedreht?

„Wir können weiterhin nicht von Brummis über 7,5 Tonnen angefahren werden, denn das niedrige Dach gibt es ja noch. Aber das wollen wir auch gar nicht. Mit dicken Lkws auf dem Hof, die zügig tanken wollen, wäre die Atmosphäre längst nicht so entspannt. Vielmehr möchten wir

Für jeden Spaß zu haben: Teamleiter Christoph Port als Tankwart an der Zapfsäule

FOTOS: Christina Feser (3), Oest Tankstellen GmbH & Co. KG

Platz nehmen und den Charme der 60er genießen

Orangefarbene Industrieleuchten baumeln von der Decke, der Boden ist schwarz-weiß gefl iest und auch Tisch und Stühle sind original 60erJahre-Design. Da schlägt das Herz von Retro- und Vintage-Fans höher

den Menschen ein Erlebnis bieten“, erklärt Christoph Port das Konzept.

Und das ist der Betreiberfi rma überaus gut gelungen. Sobald das Auto auf die Station zusteuert, kommt das Gefühl auf, als passiere man eine Zeitschleuse. Mit seinen sanft gerundeten Formen und den gefl iesten Außenwänden entspricht das Tankstellengebäude ganz dem Stil der Wirtschaft swunderzeit. Ebenso die mit einem rot-weißen Schachbrettmuster lackierten Zapfsäulen. Aus den Lautsprechern trällern Songs von Elvis Presley über Th e Beatles und Peter Kraus bis hin zu den Beach Boys. Und auch im Shop setzt sich die Zeitreise konsequent fort. Bunte Neonröhren und Emailleschilder hängen an

Und Action! Die Tanke als Film-Set

Schon mehrfach diente die AVIA Retro-Tankstelle als Kulisse für Kino- und TVProduktionen. Unter anderem wurde am Kniebis eine Szene für das unterhaltsame Road-Movie „25 km/h“ gedreht. Denn hier im Schwarzwald beginnt die abenteuerliche Reise der beiden Hauptdarsteller Bjarne Mädel und Lars Eidinger, die sich mit ihren alten Mopeds auf den Weg quer durch Deutschland bis an den Timmendorfer Strand machen. Zwei der Mofas aus dem Streifen sind übrigens in der RetroTankstelle ausgestellt.

Bjarne Mädel (links) und Lars Eidinger bei den Dreharbeiten in der Tankstelle

FOTOS: Christina Feser (2), Oest Tankstellen GmbH & Co. KG (2)

den Wänden, Stühle und Sessel in knalligen Farben gruppieren sich um Nierentische. Das Schmuckstück bildet eine Retro-Musikbox, die zwar CDs abspielt, aber ansonsten genauso in einem 60er-JahreCafé gestanden haben könnte.

Trotz des Retro-Charmes ist die Anlagentechnik auf dem neuesten Stand. „Das geht gar nicht anders, da gibt es unzählige Sicherheitsauflagen zu erfüllen“, sagt der Tankstellenleiter. Ein Unding wäre es auch gewesen, die Preisanzeige zu belassen, da sich diese heute ja mehrmals am Tag ändert. „Wenn wir da jedes Mal jemanden mit der Leiter hochschicken müssten …“, schüttelt Port den Kopf, „... das wäre viel zu gefährlich.“

Kunst und Küche

An der Gestaltung der RetroStation war auch der für seine begehbaren Bilder bekannte Künstler Christoph Hodgson beteiligt. Seine Handschrift schafft besonders in der liebevoll gestalteten „Werkstatt“, in der jetzt das Bistro untergebracht ist, eine einmalige Atmosphäre.

Und dieser Raum füllt sich jetzt um die Mittagszeit merklich mit Gästen. Dazu gesellt sich der würzige Duft von Bratwurst, Käsespätzle und Linsen mit Spätzle. „Das gastronomische Angebot ist uns wichtig“, erzählt Christoph Port, weshalb er seinen Stellvertreter auch nach Erfahrung in diesem Bereich ausgesucht hat. Und die Überlegung hat sich ausgezahlt, denn immer mehr wandelt sich die Retro-Tanke am Kniebis zu einer Lokalität für Feierlichkeiten. „Darunter sind viele Oldtimer- und Motorrad-Fans, die bei uns ihren Geburtstag feiern. Auch RockabillyHochzeiten und Kommunionen haben wir schon ausgetragen“, berichtet Christoph Port, dem die Station spürbar am Herzen liegt. Es ist also möglich, die ganze Tankstelle zu mieten? Der Tankstellenleiter bestätigt das.

Fotografen mögen das liebevolle 60er-Jahre-Ambiente genauso wie Film-Teams. So wurden an der Tankstelle z.B. schon Sequenzen für den Schwarzwaldkrimi und das deutsche Road-Movie „25 km/h“ gedreht (s. auch Info links). Das sei natürlich toll und aufregend, aber am liebsten ist Port der Kontakt zu den ganz „normalen“ Kunden.

Speziell unter Oldtimer-Liebhabern hat sich die Retro-Tanke zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, erzählt er und sogleich meldet sich ein Gast zu Wort. „Das stimmt! Hier kommt man gut mit Gleichgesinnten ins Gespräch. Früher hatte ich selbst mehrere Oldtimer. Hauptsächlich Porsche. Jetzt habe ich die meisten verkauft und fahre einfach hierher, wenn ich Lust auf gepflegte alte Autos habe. Meist habe ich Glück und es fährt ein sehenswertes Modell vor“, erzählt der Bühlertäler, der regelmäßig auf den Kniebis zum Essen, Schauen und „Schwätzlehalten“ kommt. Christoph Port freut sich über den bekennenden Tankstellen-Fan und sagt: „Sehen Sie, das meine ich. Egal ob Porsche- oder Bullifahrer, die Leidenschaft für alte Fahrzeuge verbindet die Menschen hier über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg. Es gibt keine Berührungsängste, und das macht diesen Ort so besonders.“

Die Tankstelle liegt kurz vor Freudenstadt, nur eine Autominute entfernt von der Schwarzwaldhochstraße

Das Ambiente ist retro, das Angebot der Zeit angepasst. Es gibt auch einen Bereich mit regionalen Produkten

CHRISTINA FESER

ADRESSE AVIA Retro-Tankstelle, Straßburger Str. 304, 72250 FreudenstadtKniebis, Telefon: 0 74 42/26 57

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