Ausgabe 144 (Juni 2022)

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Für mich gibt es da eigentlich gar keinen großen Unterschied. Elementar ist, dass die Menschen, die Profis sind, davon leben. Aber ich finde, jeder Mensch, der Lust auf Kunst, Kultur hat, soll das machen, weil es erweitert nur unseren Kulturhorizont. Und ich hatte schon ganz wunderbare Laienkünstler:innen dabei, bei denen ich einfach nur so [... öffnet den Mund ... ] da stand und total fasziniert war. Natürlich hatte ich schon Leute dabei, bei denen ich gesehen habe, dass jemand im Publikum auf die Uhr geguckt hat. Aber das Risiko gehe ich ein. Die Künstler:innen müssen mir kein Bewerbungsmaterial vorab schicken oder so. Ich kriege das durchs Hörensagen mit, manche schreiben mich auch direkt an.

ich ganz klar sagen. Es gibt nicht ein Rezept zu sagen: „Das und das muss man machen, damit es einem immer gut geht, dass man immer alles gut hinkriegt.“ Das Leben gibt so viel – und wenn Du jemand bist, der das Leben aufsaugt und nicht nur in Deiner Blase bleibst, dann ist das nicht so einfach.

Und zum Schluss: Ist die ganze Welt ein Theater? Auf jeden Fall. Wir spielen immer Rollen. Dankeschön für das offene und ehrliche Gespräch – und weiterhin viel Erfolg, Kai! ❉

Welche Insights waren für Dich die wichtigsten aus den bisherigen Projekten? Ich finde, alle meine Projekte – es hört sich ein bisschen doof an – haben eine gewisse Art von Besonderheit. Ich mag Menschen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ein Produkt, ein Resultat ist mir völlig egal, aber der Prozess ist mir trotzdem immer wichtig. Ich habe aktuell mit „Darmstadt_Speakers“ ein ganz großes Glücksgefühl, dass ich so etwas entwickeln durfte – und auch, dass es gut ankommt und die Menschen glücklich macht, die da sind. Und dass ich Künstler:innnen eine Plattform bieten kann und eine Vernetzung. Aktuell läuft das Projekt „Barrierechecker:innen – im Kopf geht's los“, das ich gemeinsam mit meiner Kollegin Nadja Soukup vom Theaterlabor INC. leite. Ich bin heute noch ganz beseelt, wenn ich an unsere Checks denke – und vor allem an unsere Parade „Gemeinsam für Gleichstellung“ im Mai mit mehr als 300 Teilnehmer:innen. Einige Checks folgen noch diesen Sommer. Besonders war auch das Projekt „Achterbahn“ zum Thema Borderline. Die Gruppe war bunt gemixt, es ging also nicht darum, dass man selbst betroffen sein muss. Aber ich habe ganz viele Interviews mit Psycholog:innen geführt, mit Betroffenen, Angehörigen – und ganz viel gelernt zu diesen Thema. Ich lerne immer viel in jedem Prozess. Alle Projekte sind besonders in dem, was sie sind oder wie sie sind. Es ist natürlich immer ein bisschen auch eine Sache, wie es mir emotional gerade geht oder was bei mir gerade emotional los ist.

„Darmstadt_Speakers“: Die Kultur öffnet Türen —­ Im Juni gibt es wieder eine neue Ausgabe und ein neues Format von „Darmstadt_Speakers“: „Es ist ein kulturelles Geschenk für soziale Einrichtungen und ihre Zielgruppen, die in der Pandemie noch weniger an Kultur teilnehmen konnten als viele andere“, erklärt Initiator Kai Schuber-Seel. Gleichzeitig ist die Kultur-Reihe ein Türöffner für Begegnungen von Darmstadts Bürger:innen und den Nutzer:innen dieser sozialen Einrichtungen: „Teestube Konkret“, Z14 Wohn- und Übernachtungsheim und der Kurt-Jahn-Anlage. Alle Veranstaltungen finden open air statt, der Eintritt ist frei. Teestube Konkret (Alicenstraße 29) Di, 21.06., 17 Uhr Als Künstler:innen dabei: Blood Money (Tom-Waits-Coverband), The smiling Roses (bunte musikalische Mischung), Puppenbändiger Markus Wissel (Bauchredner), Mitarbeiter der Teestube Christian Faßnacht & Lukas Scholpp (Gesang und Gitarre) Z14 Wohn- und Übernachtungsheim (Zweifalltorweg 14) Mi, 22.06., 17 Uhr Mit Andreas Ross (Lyrik/Poetry), Johanna Walter (Singer/Songwriterin), The Streetbreakers (Band). Kurt-Jahn-Anlage (Friedberger Straße 15-19) Do, 23.06., 17 Uhr Mit Rasier- und Messer Scharf (inklusive Band), Yasmina (Gesang & Tanz), Ryder Salt (Country, Folk) und dem Chor der Kurt-Jahn-Anlage „HerzInklusiv“.

Da kommen wir zu den Schwierigkeiten, Herausforderungen und Challenges, die Du in Deinem Beruf überwinden musst ... Ich brauche auf jeden Fall eine Work-Life-Balance, die mir nicht immer gelingt, das muss P | 33


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