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Suche und finde, Folge 29

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Wrede und Antwort

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Kunst im öffentlichen Raum, Folge 29: Matthias Berthold, Atmen, 2022

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TEXT: THOMAS GEORG BLANK | FOTO: NOUKI EHLERS, NOUKI.CO

„Einer Ameise ein Gedicht vorlesen“, „Etwas tun, was keinerlei Auswirkung hat“ oder eben ganz einfach „Atmen“. Das sind drei Beispiele für kurze Anweisungen, die aufmerksame Flaneure während der Sommermonate auf 44 vom Künstler Matthias Berthold angebrachten Schildern in verschiedenen Grünanlagen Darmstadts entdecken können.

Auf den ersten Blick wirken sie lediglich wie eine weitere Ebene städtischer Regulierungen im öffentlichen Raum. Denn Schilder mit Anordnungen, Beschränkungen und Verboten aller Art auf dünnem Metall mit klaren Ansagen in noch klareren Schriftarten sind fester Bestandteil unserer Stadtbilder. Immerhin haben sich diesen Objekten zum Dank schon neue Wörter wie der Schilderwald gebildet.

Die 44 neuen Waldbewohner sorgen ihrer deutlich anderen Sprache wegen allerdings nicht für Struktur und Ordnung, sondern versuchen diese im Gegenteil aufzubrechen. Sie irritieren, laden zum Fabulieren ein, sind manchmal schräg, oft poetisch. Die vom Kunstforum der TU Darmstadt initiierte Kunstaktion kann als Irritation funktionieren, die den Fluss im Alltag für einen kurzen Augenblick unterbricht. Die Aktion könnte deshalb durchaus als poetischer Terror durchgehen. Poetischer Terror, vom gedanklichen Urheber Hakim Bey häufig einfach als PT abgekürzt, soll genau dies leisten, also stören, durcheinanderbringen und verunsichern. In dieser Störung durch PT liegt Hakim Bey zufolge immer auch das Potenzial, die eigene Existenzweise zu hinterfragen und sein Leben radikal umzukrempeln. Die Vorstellung jedenfalls, dass die Schilder für massenhafte Erleuchtung sorgen und in Zukunft dazu führen könnten, häufiger Ameisenpoeten und professionellen Nichtstuern zu begegnen, ist sehr bezaubernd. ❉

Kunst im öffentlichen Raum

— Kunst findet man nicht nur in Museen und Galerien, sondern oft auch im Freien und für jeden sichtbar. Manche Werke sind schon seit Jahrhunderten ein Teil des Stadtbildes, andere zieren es nur kurz. In Darmstadt haben einige Fügungen des Schicksals dafür gesorgt, dass es besonders viele Kunstwerke im öffentlichen Raum gibt. Ohne die schützenden Laborbedingungen eines White Cube gehen sie allerdings schnell unter. Dabei können gerade diese stillen Zeitgenossen unsere Wahrnehmung des Stadtraumes verändern und unser Verständnis von Welt herausfordern. Eine Einladung zum Fantasieren.

AM FUSSE DES FÜNFRINGETURMS

Die Special Olympics Hessen waren Mitte Mai zu Gast in Darmstadt

TEXT: LISA MATTIS | FOTOS: STEFAN HOLTZEM, HOLTZEM.COM

„Ich will gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!“, das ist der Leitsatz der Special Olympics Deutschland. 400 Athlet:innen sind dem vom 17. bis zum 19. Mai in Darmstadt gefolgt: Bei den dritten hessischen Landesspielen traten die Mitglieder der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in neun Disziplinen (vom Kanufahren bis zur Leichtathletik) an – und wurden dabei im Bürgerpark und am Woog von mehr als 1.000 Zuschauenden enthusiastisch angefeuert. Wir waren dabei und haben einige Eindrücke und Emotionen aus den Wettbewerben sowie vom wettkampffreien Rahmenprogramm mitgebracht. Bei den Special Olympics können alle mitmachen – unabhängig vom Alter und dem Grad ihrer geistigen Behinderung. „Durch die Einteilung der Athletinnen und Athleten in homogene Leistungsgruppen, die ihren Fähigkeiten und Trainingsleistungen entsprechen, hat jede und jeder die reelle Chance, in ihrer und seiner Sportart zu gewinnen“, so Constanze Angermann, Geschäftsführerin Special Olympics Hessen. Besonders wichtig sei dabei aber nicht, wer am Ende als Erste:r ins Ziel kommt oder einen Wettbewerb gewinnt: „Sieger sind alle, die antreten. Und alle werden für den Mut und die individuellen Leistungen geehrt.“

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