marie 60/ Mai 2021

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Mittendrin in V

DIGITALES „Euthanasie“-Mahnmal Alberschwende, 2020

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Zeichensetzungen für die Opfer des Nationalsozialismus erfolgen nicht mehr nur an realen Orten, sondern auch im virtuellen Raum. Die Historikerin Victoria Kumar arbeitet für den Verein _erinnern.at_ in Bregenz an einer digitalen Landkarte, die die Erinnerungszeichen an die NS-Opfer und Orte des NS-Terrors in Vorarlberg dokumentiert. Das vom Land Vorarlberg geförderte Projekt wird auch in anderen Bundesländern umgesetzt und im Herbst 2021 präsentiert.

ERINNERN Text: Victoria Kumar, Fotos: erinnern.at, Frank Andres

Kunstintervention „Fluchtpunkt Alter Rhein“ Lustenau, 2020

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er Zustand jeder Gesellschaft ist daran sichtbar, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Wenn Behinderung, Krankheit, Homosexualität, Andersgläubigkeit, jede Form des Andersseins zu Ausgrenzung, Schikanen, Verfolgung und Ermordung durch die Herrschenden oder die Masse führen, ist jegliche Menschlichkeit verloren gegangen.“ Den Namen der „Euthanasie“-Opfer aus Alberschwende vorangestellt sind diese eindrücklichen Zeilen in ein Mahnmal graviert, das 2009 vom Künstler Ferdinand Rüf vor der Pfarrkirche der Bregenzerwälder Gemeinde errichtet worden ist. Gestalterisch ist das Denkmal in Form einer modernen Identitätskarte entworfen. Die Intention des Künstlers war es, den lange vergessenen NS-Opfern wieder eine Identität zu geben und über eine Zeit zu reflektieren, in der Menschen, die nicht ins System passten, verfolgt wurden. Das „Euthanasie“-Mahnmal in


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