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Von Nadeln Kraut und Stängeln
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© Yoksel Zok via Unsplash
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Von Nadeln, Kraut, Stängeln & anderen Schätzen
Mitten im Frühling angekommen, zeigt sich die Natur von ihrer schönsten Seite. Es blüht in allen erdenklichen Farben in jeder Ecke. Wie wir diesen Schätzen von Mutter Erde ihren Wert geben und genießen können, zeigen wir Ihnen anhand einiger Beispiele, welche derzeit in voller Pracht stehen.
Text: Andrea Blum | Büro für nachhaltige Kommunikation
Ein tannengrüner Nadelbaum mit leuchtend grünen Spitzen lacht uns diese Tage an. Die Fichte und ihre frischen Wipferln. Sie zählt zu einem der größten Bäume hierzulande mit einem Stammdurchmesser von bis zu zwei Metern und einer Wuchshöhe von rund 40 Metern. Die Fichte selbst kann bis zu 600 beeindruckende Jahre und ihre Nadeln bis zu sechs Jahre alt werden. Dank ihres ätherischen Öls überzeugt die Fichte außerdem als heilsamer Naturstoff für unsere Gesundheit. So ist sie ein sehr beliebtes Mittelchen, um Husten zu stillen und festsitzenden Schleim in den Atemwegen zu lösen. Achtung! Bei chronischen Atemwegserkrankungen oder Verdacht auf Corona: Hausmittel ersetzen keinesfalls den Besuch bei Ihrem Hausarzt. Darüber hinaus wirken die Inhaltsstoffe der Fichtennadeln durchblutend, entzündungshemmend, desinfizierend und entschlackend.
© Monika Baechler auf Pixabay
Für einen
Fichtenwipferl-Smoothie1
zur Stärkung Ihres Immunsystems mixen Sie folgende Zutaten klein: / Fichtenwipferl (ca. 9 Stück) / Brennnessel (1 kleine Handvoll) / Ingwer (ca. 2,5 Zentimeter mit allem Drum und Dran) / Zitrone (1 Stück inkl. Schale) / Honig (etwas) / Wasser (2 Tassen)
Wunderkraut Brennnessel

Die Brennnessel dürfen wir lieben. Egal ob als Heil- oder Küchenkraut, Zeigerpflanze oder Gartendünger verwendet. Sie zeigt stickstoffhaltige Böden an und ist Indikator für eine gute Bodenqualität. Bei der Brennnessel-Ernte werden die Pflanzen von unten nach oben angefasst und gepflückt. Beim Zerreiben zwischen den Fingern oder dem Nudelholz brechen die Härchen und stechen dann nicht mehr. So kann die Brennnessel wie die feinen Blätter und Blüten des Bärlauches im Wald roh gegessen werden. Die Brennnessel enthält wertvolle Nährstoffe. Mehr Vitamin C als die Zitrone und mehr Eisen als herkömmlicher Spinat.
So kann die Brennnessel klassisch gedünstet und als Spinat verwendet werden. Es lässt sich zudem Brennnessel-Tee herstellen, der sich gerade im Frühjahr zur Reinigung des Körpers eignet. Als harntreibende Pflanze spült sie so mit viel Wasser den Körper durch. Für den Tee einfach Brennnesseln im warmen (oder kalten) Wasser ziehen lassen oder einzelne Blättchen in die Teemischung geben. Selbstverständlich kann die Brennnessel für Smoothies aller Art verwendet werden. Zum Beispiel gemeinsam mit Apfel, Orange, Banane, Datteln und Wasser. Oder eben aber dem Fichtenwipferl-Smoothie. In Aufstrichen, Omeletts oder Bratlingen können die Brennnessel-Blätter ebenso gut verwendet werden. Mit Brennnessel-Chips kann eine Alternative zu den herkömmlichen Kartoffel-Chips geschaffen werden. In der Küche sind der Kreativität dabei keine Grenzen gesetzt. Einfach ausprobieren und Brennnesseln dazu geben.
Wenn Sie sich etwas ganz besonders Gutes tun wollen, dann bietet sich im Spätsommer das Ernten der Brennnessel-Samen, die in Büscheln an der Pflanze hängen, an. Einfach trocknen (und eventuell rösten) und als Energielieferant im Müsli, Smoothie oder Salat im Winter verwenden. Haut und Haare mit Brennnesseln zu pflegen ist ein Klassiker. Dafür zum Beispiel einfach eine Tinktur aus den Brennnesselblättern ansetzen und bei der Haarwäsche verwenden.
Stärkend ist das Pflänzchen auch seit Hippokrates in der Volksheilkunde und zwischenzeitlich bereits in der Medizin wissenschaftlich nachgewiesen: Brennnessel wirkt vitalisierend auf Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen, Darm und Galle. Vorbeugend bei Nieren- und Harnwegserkrankungen. Populär bei Menschen mit Gicht- und anderen rheumatischen Beschwerden das Vollbad und die Brennnessel in der Ernährung. Frische Nesseln direkt auf die betroffenen Körperstellen zeigte Erfolge.3
Nicht nur dem Menschen kommt dieses Wunderkraut zugute. Im Garten liefert Brennnessel-Jauche dem Gemüse wertvollen Stickstoff, Kalium und Mineralien, welche die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Dazu einfach Brennnesseln in Wasser rund zehn Tage stehen lassen und zum Gären bringen. Fertig ist dieser einfache und natürliche Pflanzendünger.
Mit Blattläusen befallene Blätter und Stile können mit einem Ansatz von kaltem Wasser und Brennnessel, der ein paar Stunden gezogen hat, besprüht werden. Achtung! Nicht länger als acht Stunden stehen lassen, andernfalls setzt die Gärung ein. Auf jeden Fall ein selbst gemachtes, natürliches und günstiges Schädlingsbekämpfungsmittel.
Und, wenn ein paar befeuchtete Brennnessel-Blätter beim Einpflanzen von Jungpflanzen ins Erdloch gegeben werden, erhalten die kleinen Pflanzen durch das Zersetzen der Blätter mehr Wärme. Die tut ihnen beim Anwachsen und Gedeihen ausgezeichnet. Ein vielseitig verwendbares Kraut über das es sich – wie auch beim Giersch – nicht lohnt zu ärgern. >>
© Andrea Blum © Andrea Blum

Zur Desinfektion und Reinigung der Bronchien und Entzündungen im Halsbereich wird
Fichtenwipferl-Sirup
eingenommen.2 Dafür zwei Handvoll Fichtenwipferln in einem halbem Liter Wasser aufkochen lassen und eine halbe Stunde ziehen lassen. Durch ein Tuch oder Sieb gießen und die gewonnene Flüssigkeit mit einem halben Kilogramm Rohrohrzucker verrühren und so lange köcheln lassen bis ein dickflüssiger Sirup entstanden ist.
vgl. 1 Sonderausgabe Österreich kulinarisch: „Grüne Smoothies – Grün im Glas“ (2017) vgl. 2 HIRSCH S., GRÜNBERGER F.: Die Kräuter in meinem Garten (2015) vgl. 3 HIRSCH S., GRÜNBERGER F.: Die Kräuter in meinem Garten (2015)
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Pflanzenreste ohne Ende
Blätter von Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli, Rote Beete und Co. halten nicht nur die essbare Knolle oder Blüte länger frisch. Auch das oberirdische Grün der Pflanzen – egal ob Blatt, Stängel oder Strunk – kann mitgegessen und ausgezeichnet in der Küche weiterverwendet werden. Einfach mit klein schneiden und dem Gemüse, (Blatt)Salat oder dessen Dressing beigeben. Oder in der Suppe, in Quiche und Strudel mitverwenden. Ein Pesto mit hochwertigem Olivenöl, regionalen Walnüssen und etwas Käse lässt sich zudem ganz einfach zubereiten. Im Püree verwenden, das nicht zwingend ausschließlich aus Kartoffeln bestehen muss, ist eine weitere Möglichkeit.
Wer kennt es nicht? In nächster Zeit wird Salat um Salat zeitgleich erntereif. Die Salatschwemme. Für eine freudvolle Salatzeit und um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, gibt‘s hier ein paar ganz einfache Kniffe: / Gepflanzten Salat und dessen Blätter einzeln von außen bzw. unten abzupfen. So kann der Salat von ganz jung über das Schossen bis hin zum Blühen unbedenklich gegessen werden. Zum Ende hin nehmen die Bitterstoffe zu, was lediglich ein Schutz für das Saatgut gegen Fressfeinde ist. / Den Salat ausblühen zu lassen, hat zudem den Vorteil, dass sich so der Salat selber vermehrt und auspflanzt oder aber die Samen händisch gewonnen werden können. / Übrigens, wird der Strunk in der Erde belassen oder in einem Wasserglas aufbewahrt, wächst die Pflanze nochmals nach. Es wird von Regrowing, also dem Nachwachsenlassen von Gemüseresten gesprochen. / Blattsalate lassen sich tatsächlich auch mal anders genießen.
Gedünstet als feine Gemüsebeilage, spinatähnlich oder zu einer Creme-Suppe und in einem Smoothie verarbeitet. / Und wer der Salatschwemme vorbeugen will, sät alle zwei bis drei Wochen neuen Salat aus. So wachsen und reifen die
Salate gestaffelt in acht bis zwölf Wochen je nach Witterung heran. Bei der Wahl von verschiedensten Salatsorten ist die
Gefahr auch eher gering, dass alle gleichzeitig zum Ernten sind. Um sich sogar im Herbst und Winter an Salaten aus dem eigenen Garten zu erfreuen, werden im Spätsommer
Endivien-, Eis-, Asia- oder Feldsalate ausgesät. Chinakohl würde sich sogar zum Einlagern über den Winter eignen. Und, sollte tatsächlich mal zu viel an Salat bereits geerntet oder mit der Gemüsekiste direkt vom Bauern geliefert worden sein, lässt sich ein Salat gut und gerne sieben bis zehn Tage im Kühlschrank oder im kühlen Keller aufbewahren. Den Strunk einfach mit einem feuchten Tuch umwickeln oder in eine Schale mit Wasser stellen. Die Blätter gewaschen, zerschnitten und in einer luftdicht verschlossenen Dose aufbewahrt als küchenfertiger Blattsalat ist ebenso bis zu einer Woche im Kühlschrank gut haltbar. Im Teller nach und nach mariniert, lässt sich davon tagtäglich essen. Gewiss freuen sich auch die Arbeitskolleg*innen über einen essfertigen Salat mit separatem Dressing in der Mittagspause. Nachbarn und Freunde sind im Normalfall zudem äußerst dankbar für einen Salat zur freien Entnahme im Flur oder als Geschenk.
Zuallerletzt freuen sich möglicherweise ihre Würmer am Balkon auf eine gute Nahrungsquelle und stellen uns aus den Resten frischen Humus für das Wachstum der Pflanze her. Um so im wertschöpfenden Kreislauf der Natur zu bleiben.
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Chips aus den Blättern und dem Strunk des Brokkolis?
Das wäre eine Chance, um die ganze Pflanze zu verwenden. Dazu einfach das Grün mit Öl, Gewürzen und/oder Käse vermengen, ziehen lassen und auf einem Backblech in den Backofen geben bis sie schön knusprig sind.
© Andrea Blum
Salat mal anders
Salatblätter oder der geviertelte Salatkopf in karamellisierter Butter (Butter und Zucker oder Honig) kurz anbraten. Mit Kräutern, Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig ist der karamellisierte Salat.