Mittendrin in V
Jugendliche reparieren alte Göpel 10 |
Text: Daniel Furxer Fotos: Daniel Furxer, Integra
Nicht erst seit Corona haben es viele Jugendliche ohne Hauptschulabschluss schwer, einen Job zu finden. In der Fahrradwerkstatt von Integra in Bregenz werden sie auf eine Lehre und auf die Arbeit vorbereitet. Vor allem bekommen sie aber Zuspruch, Bestätigung und Aufmerksamkeit.
„ Zu allererst geben wir ihnen die Sicherheit, dass sie bei uns gesehen und respektvoll behandelt werden.“
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iele Fahrräder, reparierte und ausgeschlachtete, stehen in der ehemaligen Bahnhofsremise. Hier bekommen ausgemusterte „Göpel“ ein neues Leben oder werden ganz neu zusammengebaut. Heute sind keine Jugendlichen vor Ort. Auch hier wirkt alles sehr coronaruhig. „Die sind noch alle in Phase 1. Dort werden sie auf die Arbeit bei uns vorbereitet”, erklärt Jürgen Rützler, Arbeitsleiter der Werkstätte. „Sie lernen, sich wieder an einen geregelten Tagesablauf und an Pünktlichkeit zu halten. Jede und jeder bekommt einen Ansprechpartner.“ Der Coach analysiert mit ihnen gemeinsam ihre Lebenssituation und klärt Wünsche und Ziele ab. Er ist der Begleiter bis zur Lehrstellenvermittlung und derjenige, mit dem sie Rücksprache halten können. Wenn diese dreimonatige Phase vorbei ist, können die Jugendlichen aus zehn verschiedenen Arbeitsbereichen auswählen und festlegen, was ihnen am meisten zusagt. Ein Projekt davon ist die Radwerkstatt. „Eine große Herausforderung ist für die Jugendlichen am Anfang, dass sie sich was sagen lassen. Die meisten kommen mit der Einstellung, ich bin hier der Boss und ich kenn mich eh aus. Wir versuchen auf sehr einfühlsame und verständnisvolle Art, ein Teamgefühl zu schaffen, wo alle zusammenhelfen und auch Vorgesetzte respektiert werden“, so Jürgen Rützler. Die TeilnehmerInnen haben hinsichtlich ihrer sozialen, schulischen und beruflichen Kompetenz Nachholbedarf. „Wir arbeiten mit ihnen daran, dass sie ihr Selbstvertrauen wieder zurückbekommen“, bekräftigt Michael Seethaler, Bereichsleiter der Dienstleistungen. „Natürlich geht es bei uns auch um technisches Know-How und die Fähigkeit, wie man Fahrräder repariert. Zu allererst aber geben wir ihnen die Sicherheit, dass sie bei uns gesehen und respektvoll behandelt werden.“