Hausarzt medizinisch
COPD: Das Ringen nach Luft Überblick über Interventionen zur Reduktion der Atemnot PU
Foto: © shutterstock.com/ Suri Sharma
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Das Wichtigste in Kürze Dyspnoe reduziert die körperliche Aktivität und die Lebensqualität, während die Mortalität steigt. Viele Betroffene nehmen die Atemnot als Bedrohung wahr, die mit Angst oder Depression assoziiert sein kann. LABA und LAMA lindern nicht nur die Dyspnoe signifikant, sondern verbessern auch die Lungenfunktion und den Gesundheitsstatus im Allgemeinen. Ein Training der Atemmuskulatur und der Muskulatur der oberen Extremitäten trägt zu einer signifikanten Reduktion der Dyspnoe bei.
Dyspnoe stellt nicht nur das häufigste Symptom einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) dar, sondern sie hat auch weitreichende Auswirkungen auf die körperliche Aktivität und die Lebensqualität – die Mortalität steigt ebenfalls durch sie. Allerdings sind die Mechanismen hinter der Atemnot komplex und ein effektives Management des Symptoms gestaltet sich schwierig. Ein personalisierter, patientenzentrierter Ansatz könnte laut verschiedenen Forscherteams vielen Menschen mit COPD helfen,1 weswegen nachfolgend unterschiedliche Interventionen zur Linderung der Dyspnoe vorgestellt werden. Aus ihnen können Ärzte die für ihre Patienten passenden wählen.
Mechanismen hinter der Dyspnoe Atemnot kann als Ungleichgewicht zwischen dem Bedarf an Atemluft und der Fähigkeit, diese in ausreichender Menge zuzuführen, angesehen werden.1 Um mehr Luft zu bekommen, wird bei einer Dyspnoe der neuronale Atemantrieb erhöht, allerdings bleibt eine adäquate (mechanische) Antwort des Atmungssystems aus. Das Zwerchfell und die anderen Bestandteile der Atemmuskulatur schaffen es nicht, die erkrankte Lunge hinlänglich mit Sauerstoff zu versorgen. Vor allem unter Belastung treten Faktoren auf, die den neuronalen Atemantrieb stimulieren und so das Ungleichgewicht weiter för-
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September 2021
dern. Zu jenen Faktoren zählen u. a. eine erhöhte CO2-Produktion, Hypoxie, frühe Anzeichen einer metabolischen Azidose oder eine Erhöhung des anatomischen Totraumvolumens.1 Viele Betroffene nehmen die Atemnot als Bedrohung wahr, die mit Angst oder Depression assoziiert sein kann. Infolgedessen werden häufig Tätigkeiten vermieden, die das Symptom auslösen können – die Patienten neigen zu einem bewegungsarmen Lebensstil und ihre Fitness nimmt ab.2
Medikation und Sauerstoffgabe Inhalative Bronchodilatatoren reduzieren die Überblähung der Lunge, weil sie den Atemwegswiderstand vermindern und die exspiratorische Einsekunden kapazität (FEV1) durch eine Erschlaffung des Muskeltonus der Atemwege erhöhen. Sie gelten laut der Leitlinie3 bezüglich der COPD als Basismedikamente zur Prävention bzw. Reduktion von Symptomen. Lang wirksame Beta-2Sympathomimetika (LABA) und lang wirksame Muskarinantagonisten (LAMA) lindern nicht nur die Dyspnoe signifikant, sondern verbessern auch die Lungenfunktion und den Gesundheitsstatus im Allgemeinen. Außerdem führen sie zu einer Senkung der Exazerbationsraten. Sowohl die Überblähung in Ruhe als auch jene bei körperlicher Anstrengung wird durch Bronchodilatatoren verringert.3
Auch Tai-Chi oder „mind-body breathing“ können Patienten dabei helfen, Dyspnoe und Ängste besser in den Griff zu bekommen.
In Bezug auf Dyspnoe können überdies Opioide bei klinisch stabilen COPDPatienten zur Anwendung kommen. Sie erfordern eine vorsichtige Titration. Bei instabilen, älteren Patienten besteht jedoch die Gefahr einer Atemdepression.1 Die Leitlinie nennt niedrig dosierte orale und parenterale Opioide als Option für Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung und schwerer Dyspnoe.3 Die Belastungsdyspnoe kann darüber hinaus durch die Gabe von Sauerstoff reduziert werden. Scheinbar profitieren nicht nur Patienten mit manifester Hypoxie, sondern auch jene mit einem weniger ausgeprägten Krankheitsbild davon.1
Dyspnoe durch Training mildern Eine 2021 publizierte Metaanalyse4 demonstriert, wie Trainingsprogramme dazu beitragen können, Dyspnoe zu reduzieren und die Aktivitäten des täglichen Lebens bei COPD-Patienten zu steigern. Die Forscher identifizierten 18 randomisierte, kontrollierte Studien, welche die Zusammenhänge zwischen einer Stärkung der Atemmuskulatur bzw. der Muskulatur der oberen oder unteren Extremitäten und dem Auftreten von Dyspnoe unter Belastung oder im täglichen Leben beleuchteten. Dabei zeigte sich, dass das Training der Atem-
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