alpenblick, Ausgabe 2/2022

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Sektion Friedberg / Hütten

Angst und Freude sind die Begleiter in den Bergen Erinnerungen an Aufenthalte auf der Willi-Merkl-Hütte von Paul Pöller

Kleine Anekdoten „Die Willi-Merkl-Hütte wird 90 Jahre alt. Du kennst sie doch schon sehr lange und könntest was von deinen Erlebnissen dort erzählen.“ So ungefähr hat mich unser Pressereferent Rudi um einen Beitrag für dieses Mitgliedermagazin gebeten. Natürlich hat er Recht. Über mehrere Jahrzehnte hinweg war ich viele Male droben und habe dort viel erlebt. Eine wichtige Bedeutung erhielt die Hütte für mich vor allem, nachdem ich für den Alpenverein Friedberg 1970 eine Jugendgruppe gegründet hatte. Für unsere Unternehmungen war sie das ideale Ziel. Von da an war sie für mich aber auch unverzichtbar als Stützpunkt für Touren mit der Familie, mit Freunden und mit anderen Gruppen. So ist es kein Wunder, dass ich mit dieser Hütte sehr viele Erinnerungen verbinde. Von einigen davon will ich berichten, weil sie sich eingeprägthaben und mir immer wieder einmal ins Gedächtnis kommen. Hoffentlich ist nichts passiert Es war eine der ersten Fahrten mit der Jugendgruppe. Wir waren an dem Tag schon gemeinsam unterwegs gewesen, kehrten aber am Nachmittag zeitig in die Hütte zurück, weil es sehr neblig und recht ungemütlich war. Da kamen zwei von den älteren Buben auf mich zu und sagten mir, dass sie gerne noch etwas für ihre Kondition tun und deshalb allein nochmal ein Stück weit aufsteigen wollten. Ich kämpfte mit mir, ob ich das als Jugendleiter bei einer Gemeinschaftstour erlauben konnte. Wir hatten vorher schon in der Geschäftsstelle den Umgang mit dem Seil geübt, wir waren schon zusammen im Klettergarten, und ich wusste von den beiden, dass sie schon schwerere Routen geklettert waren. Sie bettelten und versprachen mir, dass sie nicht klettern und nicht weiter als bis zum Hallerjoch gehen würden. Schließlich stimmte ich doch zu, obwohl ich wusste, dass es ein Fehler war, und sie zogen los. Ich spielte dann mit den anderen in der Hütte und merkte kaum, dass es schon dämmerig geworden war. Ich schaute auf die Uhr und wusste, dass sie schon längst da sein mussten, selbst wenn sie bis ganz zum Joch gegangen wären. Wer schon einmal als verantwortlicher Leiter in einer ähnlichen Situation war, weiß, was da in einem vorgeht. Du wartest und hoffst von Minute zu Minute. Wegen des Nebels war nichts zu sehen. Was blieb mir anderes übrig als loszugehen? Ich bat meine Frau, bei den Jüngeren in der Hütte zu bleiben, und machte mich auf den Weg. Ich brauchte nicht weit zu gehen, da kamen sie mir fröhlich entgegen. Ich muss zu ihrer Ehrenrettung sagen, dass sie sich ordent-

Jugend auf der Willi-Merkl-Hütte. Die Aufnahme findet sich in den Archivbänden und stammt aus der Zeit vor 1990. Foto: Archiv

lich entschuldigten. Sie seien gar nicht weit gegangen, hätten ein nettes Plätzchen gefunden und dort ausführlich geratscht. Viel später erfuhr ich, dass sie was Gutes zum Trinken dabei hatten und deswegen die Zeit vergaßen. Schwierige Abseilaktion Es war in den Pfingstferien, als ich mit der Jugendgruppe eine für die Jüngeren doch anstrengende Tour über Gelbe Scharte, Rote Flüh und Gimpel gemacht habe. Es war schon später Nachmittag, als wir von der Nesselwängler Scharte abstiegen. Da tauchte ein unerwartetes Hindernis auf. Viele werden den Weg kennen und wissen, dass man dabei auf halber Höhe eine tiefe Rinne überqueren muss. Die war, was ich um diese Jahreszeit nicht erwartet hatte, mit doch recht hartem Firn zugefüllt. Zum Absteigen ohne Steigeisen war sie einfach zu steil. Als ich schaute, ob man sie weglos rechts umgehen konnte, stellte ich fest, dass das Gelände dort auch recht steil und schrofenartig, und damit gefährlich ist; für nicht sehr erfahrene Jugendliche nicht machbar. Was tun? – Umkehren? Wieder hinauf zur Scharte und weiter zur Judenscharte und von dort den heiklen Weg hinunter? Würde die Zeit dafür reichen? Zum Glück hatte ich das Seil dabei und fand nach einigem Suchen eine Möglichkeit zum Sichern. Alle Mädchen und Buben kamen nach und nach zu mir, wurden angeseilt und ganz langsam und vorsichtig alpenblick 2 | 2022

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