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Die Waldmeistertour im Buchenwald

Rundwanderung auf dem Winzerweg bei Kelheim

von Susanna Neder

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So wie der Gesang der Vögel, so gehört für mich der Duft von Waldmeister zum Frühling. Ich will ihn in der Natur erleben und etwas für den Maiwein mitnehmen, deshalb drängt es mich in dieser Zeit hinaus in Buchenwälder. Denn vorwiegend dort wächst der Waldmeister. Nur, wo gibt es einen Buchenwald in unserer Nähe? In Kelheim, sagt das Internet; ein Wanderweg mit Namen „Winzerweg“ soll durch ihn hindurchführen. Aber wächst in diesem Buchenwald auch Waldmeister? Das bleibt die spannende Frage. Mit einem befreundeten Ehepaar verabrede ich, dorthin zu fahren, auf dem Winzerweg zu wandern und Ausschau nach Waldmeister zu halten. Es ist Ende April, die Zeit für eine Waldmeisterernte drängt, denn nur vor der Blüte, die Anfang Mai beginnt, kann man den Waldmeister genießen. Die für den typischen Waldmeistergeruch verantwortlichen Cumaringlykoside wandeln sich nämlich später beim Welken in das leicht toxische Cumarin um, und dem sollte man zuvorkommen.

Die Rundtour des Winzerwegs beginnt im Nordosten des östlich von Kelheim gelegenen Ortes Kelheimwinzer; dort be ndet sich auf der Nordseite der nach Kelheim führenden Straße ein Parkplatz. Ein zunächst steil ansteigender Fahrweg führt gleich in einen Mischwald, der sich auf den Höhen über Donau- und Altmühltal ausbreitet. Wir waren gespannt, ob wir Waldmeister nden würden. Wir gingen ein Stück, und da war er schon: Am Rand des Fahrwegs stand ein kleines Büschel, angestaubt vom Weg. Sollten wir hier schon etwas mitnehmen? Oder kommt noch mehr? Wir entschieden uns gegen den verstaubten Wegbegleiter und für die Erwartung, dass eine bessere Gelegenheit kommt. Wir gingen weiter aufwärts, jetzt nicht mehr so steil; der Fahrweg ging in einen schmalen Waldweg über. Und jetzt waren sie plötzlich da, die Buchen, die Voraussetzung für Waldmeister. Wir traten in einen lichten und luftigen Wald mit hohen und auch kleinen jungen Buchen. Teilweise hing noch das vertrocknete Laub des vergangenen Jahres neben den neuen zartgrünen Blättern an den Zweigen. Am Boden wuchs jetzt vermehrt der Waldmeister aus dem abgefallenen Laub heraus; etwas abseits vom Weg ö nete sich eine weite Fläche voller Waldmeister; aus dieser Waldmeisterwiese kam uns sein typischer Duft entgegen. Nach Herzenslust brockten wir, was wir für unseren Maiwein brauchten.

Hatten wir uns bisher hauptsächlich auf die P anzen am Boden konzentriert, so schweiften unsere Blicke jetzt in die Landschaft, sofern sie sich zwischen

Unter den Buchen spitzelt der Waldmeister zwischen den alten Blättern heraus.

Blütenstände des Waldmeisters.

den Bäumen sehen ließ. Als markanten Punkt sahen wir die Befreiungshalle hoch über dem Tal, das zwischen ihr und dem Höhenrain, auf dem wir wanderten, liegt, und das die Donau und die Altmühl bis zu deren Zusammen uss führt. Unser Weg war mittlerweile ach geworden und schlängelte sich zwischen den Buchenstämmen hindurch. Allmählich schien es uns, als sei die Zeit zur Mittagspause gekommen. In einer von mächtigen Kalkfelsbrocken eingesäumten Mulde packten wir unsere Brotzeit aus, und ich begann die Vorbereitung für den Maiwein, den wir abends genießen wollten: In einer kleinen verschließbaren Kanne hatte

Blühende Schlehenbüsche am Winzerweg. Links oben die Befreiungshalle über dem Donautal. Im Buchenwald bei Kelheimwinzer halten Susanna Neder und Regine Nägele Ausschau nach Waldmeister.

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