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Bergwald ist Schutzwald
Vergreisung des Bergwaldes. Das Absterben der Bäume war durch Luftschadstoffe verursacht. Da konnte der Einbau von Filtern und Katalysatoren Abhilfe schaffen. Die mangelnde von Roland Schörry Verjüngung des Waldes war auf zu starken Verbiss durch Rotwild, Rehwild und Gamswild zurückzuführen. Dass der Bergwald die Menschen vor Naturgefahren schützt, Es musste gegengesteuert werden. Daher rang sich der weiß man schon sehr lange. Aus diesem Grund hat die Bayerische Landtag im Jahr 1984 zum sogenannten „BergGemeinde Andermatt in der Schweiz bereits vor 700 Jahren waldbeschluss“ durch. Die Schutzfunktion des Bergwaldes ihren Wald zu Bannwald erklärt. Worin bestehen eigentlich die Schutzwirkungen des Bergwaldes? sollte Vorrang vor allen anderen Nutzungsansprüchen haben. Durch sein Wasserrückhaltevermögen trägt der Wald zum Seither gibt es in Bayern ein Schutzwaldsanierungsprogramm. Hochwasserschutz bei. Regentropfen bleiben in den BaumMit großem Aufwand werden Bäume dort gepflanzt, wo sich kronen hängen und verdunsten dort. Was nach unten fällt, der Schutzwald nicht von selbst regeneriert. Seit 1986 unterwird von den Schichten des Waldes, Zweigen, Zwergsträusucht die staatliche Forstverwaltung alle drei Jahre landesweit, chern und Moosen aufgefangen oder wenigstens gebremst, inwieweit die Waldverjüngung durch Wildverbiss beeinträchehe es vom Humus und dem Porenvolumen des Waldbodens tigt wird. Die Abschusspläne für Rot-, Reh- und Gamswild orienaufgenommen wird. Solange tieren sich nun an den Ergebdas Ökosystem Wald noch nissen dieser Inventuren. nicht gesättigt ist, fließt nur Mit dem Klimawandel gibt es ein geringer Teil des Niederheute eine Herausforderung schlags oberflächig ab. So für den Wald, die wir vor wirkt der Wald als Puffer, zwanzig Jahren noch nicht der das Anschwellen der auf dem Schirm hatten. Wo Wildbäche verzögert und der Bergwald vor allem aus Buchen, Weißtannen und teils Hochwasserspitzen glättet. aus Fichten bestehen müsste, Auch für den Schutz des dominiert heute vielerorts Trinkwassers ist der Wald von immer noch die Fichte, trotz Bedeutung, weil dort in der der Anstrengungen der verRegel auf den Einsatz von gangenen Jahrzehnte MischPestiziden verzichtet wird. Geigelstein. Foto: Chiemsee Tourismus e.V. baumarten anzureichern. Die Wald schützt vor SteinKlimaerwärmung stärkt die schlag und Bodenerosion. Borkenkäfer und setzt die Fichten unter Druck. Weil eine WaldDas Wurzelgeflecht der Waldbäume hält den Erdboden fest. generation mehr als 100 Jahre braucht, kann die GeschwindigWaldböden haben ein großes Porenvolumen und können keit des Klimawandels die Anpassungsfähigkeit der Wälder daher Wasser gut aufnehmen. Das verringert den oberflächiüberfordern. Es besteht die Gefahr, dass durch Borkenkäfer, gen Abfluss von Niederschlagswasser, welcher in Steillagen aber auch durch Stürme oder Nassschnee Wälder so stark erhebliche Erosionen verursachen kann. Der Wald verhindert, geschädigt werden, dass sie ihre schützenden Eigenschaften dass Bodenbestandteile vom Wind verweht werden. Der Wald verlieren. schützt auch den Humus der Waldböden vor allzu rascher Was ist zu tun? Weniger Kohlendioxid und andere TreibUmsetzung und erhält damit die Bodenfruchtbarkeit. hausgase auszustoßen, ist sicher die wichtigste Maßnahme. Der geschlossene Bergmischwald verhindert LawinenFür Waldbesitzende und Förster*innen gilt: Bestehende anrisse. Die Baumkronen sorgen dafür, dass sich der Schnee Schutzwälder möglichst lange erhalten und junge Wälder neu unregelmäßig absetzt. Daher sind im Wald Schneedecken begründen. So forderte es schon 1984 der Bergwaldbeschluss. inhomogen und deshalb stabil. Wo der Wald unterbrochen Das bedeutet konkret: Borkenkäfer eindämmen, um Waldoder aufgelichtet ist, verliert er seine Schutzfunktion. Am besverluste möglichst zu vermeiden. Im Jungwald Weißtannen ten schützen immergrüne Nadelbäume. Aus lichten Lärchenund standortheimische Laubbäumen so gut es geht fördern wäldern und Laubwäldern können dagegen besonders im und vor zu starkem Wildverbiss bewahren. Nur Mischwälder, Frühjahr Lawinen abgehen. Hat sich eine Lawine erst einmal die im Wesentlichen aus Baumarten bestehen, die dem Klimain Bewegung gesetzt hat, hält der Wald sie nicht mehr auf. wandel gewachsen sind, werden eine Chance haben. Das Waldsterben beherrschte vor mehr als vierzig Jahren Wer in den Bergwäldern um den Gardasee herumwandert, erstmals die Schlagzeilen. Vor allem im Bergwald fiel auf, dass sieht dort schöne, artenreiche Mischwälder. Es gibt dort wie nicht nur Bäume abstarben und die Baumkronen durchsichbei uns auch Buchen und Weißtannen, sogar ein paar Fichten. tiger wurden. Es fehlte ganz offensichtlich an der natürlichen Das macht ein wenig Hoffnung, dass sich die heimischen BergVerjüngung. Darunter versteht man den Aufwuchs des Jungwälder doch an den Klimawandel anpassen lassen. waldes aus den Samen der Altbäume. Man sprach von der alpenblick 2 | 2022
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