ARTMAPP #26, Frühjahr 2021

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A P R I L – J U N I 2 0 21 8 ,9 0 € ( D ) 10 ,9 0 € ( A ) 13 ,9 0 S F R

KUNST UND REISEN

artmapp.net

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198367

708908

01

Mit Beilage „MecklenburgVorpommern – Schlösserkarte“

im App Store und bei Google Play mobil.artmapp.net

JOSEPH BEUYS.100

HARZER MODERNE RAY2021

FEININGER GARFF KIEFER MORGAN SANDER SOLTAU BASEL FRANKFURT KARLSRUHE MANNHEIM QUEDLINBURG ULM


auf dem Dach des Auswärtigen Amts Künstler*innen vernetzen Berlin mit der Welt Lothar Hempel Mai bis Juli 2021 Mehdi Chouakri

Isaac Chong Wai August bis Oktober 2021 Zilberman Berlin / Istanbul

Cemile Sahin

November 2021 bis Januar 2022 Esther Schipper Berlin Ein Programm des Auswärtigen Amts in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Berliner Galerien

www.diplo.de/AArtist-in-residence www.berliner-galerien.de/verband-aktuell

In weiter Ferne so nah Stipendiat*innen 2016–2020, mit Texten von Dr. Andreas Görgen (AA), Werner Tammen (lvbg) und Dr. Marc Wellmann (HaL) Hrsg. Landesverband Berliner Galerien (lvbg) Berlin, 2021, 22 x 20,5 cm, 88 Seiten, zahlreiche farb. Abb., Umschlagfoto: T.Good Katalogbestellung unter: www. berliner-galerien.de zum Preis von 10 Euro (inkl. 7% MwSt. und Versand)

Foto: ©Jan Michalko

AArtists in Residence 2021


Sehenswert

Titelmotiv: Joseph Beuys beim 2. Jour Fixe in Düsseldorf am 29. April 1981, Foto: © Jürgen Leiendecker/Fotoarchiv Ruhr Museum Essen, Dokument (Detail) in der Ausstellung „Die Unsichtbare Skulptur. Der Erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys“, 10. Mai bis 26. September 2021, UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen

EDI TOR I A L #26 2021 Reiner Brouwer, Foto: Andreas Scholz

Unschuld In dieser Ausgabe kommen wir nicht an dem Jahrhundertkünstler Joseph Beuys ­vorbei, dessen 100. Geburtstag wir in ­diesem Jahr gedenken. Ottmar Hörl, ein nicht minder weltbekannter Künstler, nahm sich einen Tag lang Zeit für uns an seinem Wohnort im äußersten Norden Baden-­Württembergs. Hörl studierte von 1979 bis 1981 in Düsseldorf bei Klaus ­Rinke. Mit Rinke – neben Beuys die ­zentrale Figur der damaligen Düsseldorfer Kunstszene – verbindet Hörl die Univer­ salität, die Freiheit, in vielen Medien zu Hause zu sein.

Ottmar Hörl, Foto: Michael Kleß, Art 28

Lieber Ottmar, wie lebt es sich als ­inter­national gefragter Künstler nahe der beschaulichen Stadt Wertheim an Main und Tauber? Ottmar Hörl: Komfortabel. Entspricht es Deiner Intention, dass Du wie bei der berühmten Seife „­ Unschuld“, ein Multiple in einer Millionen­auflage, die Demokratisierung der Kunst proklamierst und Dich gesellschaftspolitisch in der Tradition von J­ oseph Beuys siehst? Ottmar Hörl: Ich proklamiere die Demokra­tisierung der Kunst nicht. Kunst ist das R ­ esultat „totalitärer“ Entscheidungen

von Künstlerinnen und Künstlern. Joseph Beuys hat im Unterschied zu vielen Kolleginnen und Kollegen verstanden, dass es nicht darum geht, sich selbst zu verwirklichen, sondern darum, intelligente Ideen in die Gesellschaft einzuspeisen, damit möglichst viele Menschen daran teilhaben ­können. Je mehr Teilhabe, desto größer das Potenzial, d ­ esto intelligenter eine ­Gesellschaft.

Weltberühmte Museen, spektakuläre Kunst und moderne Architektur: Wer die charmante Stadt am Rhein besuchen möchte, kommt auch 2021 auf seine Kosten. Das sind die Museumshighlights in Basel, die Sie nicht verpassen sollten: Fondation Beyeler, Basel | Riehen Rodin / Arp 13.12.2020–16.5.2021 Olafur Eliasson April–Juli 2021 Close-up 19.9.2021–2.1.2022

Wie stehst Du zu der Kritik, dass Deine ­weltweit gefragten und in großer ­Stückzahl produzierten Multiples aus Kunststoff bestehen? Ottmar Hörl: Diskurse sind letztlich ja Teil m ­ eines künstlerischen Konzepts und ­tragen somit zur gesellschaftlichen Dis­ kussionen bei. In der Kunst gibt es wie in ganz vielen a ­ nderen Bereichen, ob Architektur oder Design, bis heute leider noch keine entsprechende Alternative. Selbst wenn m ­ eine Skulpturen weder im Meer noch in Flüssen landen, sind Klimawandel und ­Umweltproblematiken essenzielle ­Themen, die auch mich beschäftigen.

Goya 10.10.2021–23.1.2022

Verrätst Du uns, was wir bei Deiner ­nächsten Aktion Anfang Mai auf der „Schweizerischen Triennale der Skulptur Bad RagARTz“ erleben werden? Ottmar Hörl: Nur so viel sei verraten: eine Art K ­ ontrastprogramm zur wunderschönen idyllischen Schweizer Landschaft. Am besten hinfahren und anschauen!

Neue Sammlungspräsentation seit dem 3.3.2021

Kunstmuseum Basel Sophie Taeuber-Arp 20.3.–20.6.2021 Kara Walker 5.6.–26.9.2021 Camille Pissarro 4.9.2021–23.1.2022 Museum Tinguely Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris 16.12.2020–29.8.2021

Jubiläumsfest – 25 Jahre Museum Tinguely 24.–26.9.2021 Mit der kostenlosen Gästekarte profitieren Sie unter anderem von 50 % Rabatt auf den Eintritt in die Basler Museen.

Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer persönlichen ­Entdeckungstour mit ARTMAPP! Reiner Brouwer Herausgeber

basel.com


Moderne Galerie — Saarlandmuseum

modernegalerie.org


12.6.2021 6.2.2022

Photography: Claire Morgan Studio, ©Claire Morgan, Courtesy Galerie Karsten Greve, Paris, Köln, St. Moritz.

Claire Morgan

Joy in the Pain

Mit freundlicher Unterstützung von


Die Ausstellung wird gefördert durch

11.03.21 –––


VO N D E R H EYDT M U S E U M WU PPE RTAL

GOLDENE ZEITEN DIE SAMMLUNG NIEDERLÄNDISCHER KUNST UND IHRE GESCHICHTE(N)

Abb.: (links) Aelbert Cuyp, Ansicht von Amersfoort, vor 1650, Von der Heydt-Museum (rechts) Jan van Bylert, Singende Hirten, 17. Jh., Von der Heydt-Museum

––– 10.04.22


Inhalt

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(auszugsweise)

ARTM APP Frühjahr 2021 Ruhr Kultur Pur

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RUHR KU NST MUSEEN & RUHR BÜHNEN Kunst und Kultur im Revier  / Kohle gegen Kunst

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JOSEPH BEUYS.10 0: im Westen Siegfried Sander, Foto: Wolfgang Söder

FLU XUS ZONE WEST Siegfried Sanders Weg nach Hamburg – von Nicole Büsing & Heiko Klaas

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PARK U ND MUSEU M SCHLOSS MOYL AND Joseph Beuys. Der mit dem Kojoten tanzte – von Katja Behrens

38

JOSEPH BEUYS.10 0: im Süden EIN WOODSTOCK DER IDEEN Die Sammler Rainer Rappmann und Erhard Witzel – von Sabine Heilig

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DER MAN N, DER HONIG ZU M FLIESSEN BR ACHTE Joseph Beuys’ „Honigpumpe“ aus Wangen im Allgäu – von Babette Caesar

50

50 JAHRE „INK A“ Mit Joseph Beuys durch das Allgäu – von Babette Caesar

54

„JEDER MENSCH EIN KÜ NSTLER“ Interview von Babette Caesar mit Ewald Karl Schrade

60

Basel Joseph Beuys, 1978, Foto: © Peter Schata

PU RE LEBENSQUALITÄT Interview von Marc Peschke mit Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführerin der IBA Basel 2020 Eine Stadt atmet Kunst – von Alice Henkes

112 114

Harzer Moderne

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JOSEPH BEU YS U ND DER K AISERRING IN GOSL AR Interview von Oliver Stade mit Heinz Holtmann zum Mönchehaus Museum

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EINE HARZREISE Von Goslar nach Quedlinburg – von Oliver Stade

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DER HARZ IST INSPIR ATION Interview von Oliver Stade mit Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes

140

Appetizer Carola Schmidt, Foto: © Harzer Tourismus­v erband

Reisetipps zu Kunst und Kultur

KU LT U R , KOCHKU NST & U N TERKÜ NF TE Vom See in den Hegau und umgekehrt – von Bettina Götz

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20 Jahre Herbert GerischStiftung

Sebastian Kopitzki,

Menashe Kadishman, Sheep Head, Foto: Alexander Voss

Foto: Sabine Tesche / Kreuz Gastronomie

Por trät WELTANSCHAU U NGSMODELLE Zu Besuch bei Ottmar Hörl – von Marc Peschke

96

KÖRPERL ANDSCHAF TEN Annegret Soltau bei Anita Beckers in Frankfurt / Main – von Francesco Colli

158

HABITAT NEU BR ANDENBU RG Matthias Garff mit seinen Kunst-Tieren – von Christoph Tannert

174

DIE GROSSE FR ACHT Anselm Kiefer in der Kunsthalle Mannheim – von Carsten Probst

72

DAS MUSEU M DER ZUKU NF T Interview von Chris Gerbing mit Stefanie Patruno, Städt. Galerie Karlsruhe

82

DER KÜ NSTLERISCHE SCHREIBTISCH Interview von Nicole Fritz mit Karin Sander in der Kunsthalle Tübingen

88

„IDEOLOGIEN“ IN 2021 „RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain“ – von Marc Peschke

154

BEKEN N T NIS ZU R FARBE Gerd Winter in der Galerie Netuschil Darmstadt – von Julia Hichi

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EINGEFRORENE MOMEN TE Claire Morgan im Saarlandmuseum, Saarbrücken – von Bülent Gündüz

170

Matthias Garff, „Buchfink“ (Porträt), Detail, 2019, Foto: © Matthias Garff

MEDIEN TIPPS

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TER MINE

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IMPRESSU M

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Magdalena Abakanowicz, Osiel, 2005-6, Courtesy of Marlborough Gallery, New York, Foto: Bill Orcutt

Ausstellungen

15. Mai 2021 15. August 2021 Herbert Gerisch Stiftung

Brachenfelder Str. 69 24536 Neumünster gerisch-stiftung.de


Ottmar Hörl

Besenstücke

Multiple "Springender Punkt", Besenstück auf Aluminiumträger, je Farbe 99 Exemplare, rückseitig nummeriert und signiert. Weitere Farben vorrätig, wir informieren Sie gerne.

Exklusiv bei Bode Galerie

Galerie & Edition Bode GmbH Lorenzer Straße 2 90402 Nürnberg Deutschland

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Ottmar Hörl – Der springende Punkt, Bode Galerie Nürnberg




The Right to Wear War, 2020, aus der Serie Thrall © Qiana Mestrich

3. Juni — 12. September 2021 Die internationale Triennale RAY 2021 präsentiert zeitgenössische Fotografie an über 11 Ausstellungsorten in Frankfurt/RheinMain.

Deutsche Börse Photography Foundation Fotografie Forum Frankfurt Kunststiftung DZ BANK Museum Angewandte Kunst MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST

ray2021.de

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain fördert die Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain.

Getragen wird der gemeinnützige Fonds vom Land Hessen, von Frankfurt am Main, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis, Darmstadt, Wiesbaden, Hanau, Bad Vilbel, Offenbach am Main und Oestrich-Winkel. Weitere herausragende Kunst- und Kulturprojekte finden Sie unter www.kulturfonds-frm.de / Facebook / Instagram / Newsletter


Johannes Vermeer. Vom Innehalten Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

Vorverkauf unter www.skd.museum


Gefördert durch

Tickets inkl. VRS-Fahrausweis über

www.maxernstmuseum.lvr.de Binia Bill, Max Ernst bei der Arbeit am Wandgemälde für die Corso-Bar (Ausschnitt), Zürich 1934, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Edgar Degas, Tänzerinnen © JAG

DIE MODERNEN KOMMEN

DEGAS, MONET UND FREUNDE 27.03.– 11.07.2021 →→ KUNSTHALLE VOGELMANN www.museen-heilbronn.de Kooperationspartner

Hauptförderer

Medienpartner


RUHR KULTUR PUR

Martin Carlos Nudo, William Castro Hechavarria, Matheus Barboza de Jesus und Ige Cornelis in „Tütü mit Schuss – Die etwas andere Ballettgala“ im Essener Aalto-Theater, Choreografie: Ben Van Cauwenbergh, Foto: © Bettina Stöß


Die RuhrKultur.Card 2021 ermöglicht es allen Besucherinnen und Besuchern der Metropole Ruhr, ermäßigt oder sogar k ­ ostenlos das große und vielfältige Angebot an Kunst und Kultur im Ruhrgebiet zu erleben. Für nur 45 Euro ­erhalten die Gäste im gesamten Jahr 2021 je einmalig freien Eintritt in alle 21 RuhrKunstMuseen und bei zehn Partnern der Kategorie Kulturschätze – darunter Highlights aus ­I ndustriekultur, Wissenschaft, Geschichte und Kunst, etwa der Gasometer Oberhausen, das Ruhr Museum auf dem UNESCO-Welt­erbe Zollverein oder die Neue Galerie Gladbeck. Zudem gibt es bei den elf RuhrBühnen und bei fünf international renommierten Kulturfestivals je ein Vor­stellungsticket zum halben Preis: Sei es für Schauspiel in Bochum, Musiktheater in Gelsenkirchen, Ballett in ­H agen oder Performance in Essen. Mit ihren je eigenen Ausrichtungen − Lichtkunst in Unna, kinetische Kunst in Gelsenkirchen, Skulpturen in Marl und Duisburg, Emil Schumacher in Hagen, Josef ­A lbers in Bottrop, Heimatkunst in Witten und vielem mehr − sind die Museen der Ruhrregion nicht nur in ihrer räumlichen Nähe zueinander etwas Besonderes. Leuchtturmhäuser wie das Museum Folkwang in Essen mit großen Ausstellungen und herausragenden Sammlungen haben stets viele Besucherinnen und Besucher. Doch auch die kleineren, weniger bekannten Museen und Theater der Region lohnen einen Besuch!

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w w w . r u h r k u l t u r c a rd . d e


Kunst und Kultur im Revier Im Jahr 2010, als mit dem Ruhrgebiet eine ganze Region zur Kulturhauptstadt Europas wurde, haben sich 20 Museen der Kulturmetropole Ruhr zusammengeschlossen, um ihre herausragenden Sammlungen moderner und zeitgenössischer, europäischer und außereuropäischer, freier und angewandter Kunst stärker zu vernetzen. Inzwischen sind es 21: Seit dem 1. Januar 2020 gehört das Museum Haus Opherdicke in

Holzwickede in die illustre Runde der RuhrKunstMuseen. Seit 2015 sind auch die Bühnen der Region in einem eigenen Theaternetzwerk verbunden (elf Bühnen und zwei Festivals in insgesamt zehn Städten). Zwischen Hamm und Duisburg, Bochum, Hagen, Herne und Marl, zwischen Dortmund und Oberhausen, Essen und Bottrop, Moers und Holzwickede geht es nun hin und her – gemeinsame Projekte werden in


Kooperation mit der Ruhr Tourismus GmbH und Urbane Künste Ruhr entwickelt: Public Art Ruhr kümmert sich zum Beispiel um eine größere Sichtbarkeit der (allerorts vorhan­ denen) Kunst im öffentlichen Raum, das Theaternetzwerk der RuhrBühnen um die Theater, Musik- und Festspielbühnen, die mal in einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert oder in ­Z echen- oder Jugendstilgebäuden zu finden sind. Die

einzigartigen Spielstätten der Ruhrtriennale in den ehemaligen Hallen der Schwerindustrie wie dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen oder der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck hat der erste Direktor der Ruhrtriennale Gerard Mortier einst zu Recht als „Kathedralen der Industriekultur“ bezeichnet. Diese Industriedenkmäler, etwa die Jahrhunderthalle in Bochum oder der Landschaftspark Duisburg-Nord, dienen heute als Kulissen und Festspielorte, die längst ein großes Fanpublikum haben. Aber auch ältere historische Orte haben hierzulande als Museum oder Theater ihren Platz gefunden. Für 2021 planen Ruhrtriennale und Ruhrfestspiele nach wie vor, neue Stücke und Projekte zu realisieren, ­übernehmen aber auch einige der 2020 ausgefallenen Programmpunkte. In den Museen wird ebenso lange schon und weiter geplant. Kultureller Höhepunkt in diesem Jahr ist in NRW wohl der 100. Geburtstag von Joseph Beuys, der ganzjährig landauf, landab mit Ausstellungen und einem vielfältigen Programm geehrt wird. Doch nicht allein die Industriedenkmäler sind als Spielstätten und Aufführungsorte so besonders, auch viele der Museumsbauten sind einzigartige architektonische Kostbarkeiten. Die Geschichten der Bauten – Schlösser, Bunker oder Gasometer, ehemalige Hauptlagerhäuser von namhaften Architekten und Getreidespeicher, Wassertürme oder Brauereikeller und Umspannwerke – genauso wie die Geschichten der Institutionen und ihrer Ausrichtungen, ihrer Sammlungen und ihrer Kunstschätze sind es wert, immer und immer wieder erzählt zu werden: wie etwa die Folkwang-Idee, ge­ boren vor 120 Jahren in Hagen, in Essen landen konnte, wie die Stahl- und Kohlestadt Bochum zu einem Zentrum der modernen Kunst und ihrer Diskurse wurde oder wie Duisburg, Bottrop und Hagen ihre Kunstschaffenden mit eigenen Museen würdigen. Und wer hätte gedacht, dass die weltweit größte Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst zum Domschatz von Essen gehört? Vortragekreuze, goldene Buchdeckel, Schwert, Lilienkrone, siebenarmiger Leuchter sowie die wunderbare „Goldenen Madonna“, die älteste vollplastische Marienfigur der Welt.

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Museum DKM, Duisburg, Foto: Frank Vinken


Kohle gegen Kunst

Jedes Jahr am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, werden die Ruhr­ festspiele Recklinghausen mit einem Volksfest eröffnet. Gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Land Nordrhein-Westfalen denkt die Stadt Recklinghausen damit seit 75 Jahren an jenes wunderbare Geschenk, mit dem sich im Sommer 1947 die Hamburger Bühnen bei den Menschen im Revier bedankten. „Als an den Hamburger Bühnen in einem Nachkriegswinter die Kohle für den Bühnenbetrieb auszugehen drohte, fuhr man ins Ruhrgebiet und bat vor Ort auf der Zeche König Ludwig um Hilfe. Im Sommer 1947 gastierten die Hamburger Bühnen zum Dank für die Rettung des Spielbetriebs unter dem Motto ‚Kohle gegen Kunst‘ erstmals im Saalbau der Stadt.“ Eine Geste der Solidarität steht also am Anfang der Ruhrfestspiele. Vom 14. August bis zum 26. September ist auch die Ruhrtriennale mit ihren einzigartigen spartenübergreifenden Produktionen an verschiedenen Aufführungsorten im Revier zu Gast. Neue Intendantin für die kommenden drei Jahre ist die Schweizer Theaterregisseurin Barbara Frey. Die Urbanen Künste Ruhr sind jährlich mit einem Beitrag im Ruhrtrien­ nale-P rogramm dabei. 202 1 führen sie außerdem die Ausstellung „Ruhr Ding“ im öffentlichen Raum fort. Der Fokus der Museumssammlung des Duisburger Lehmbruck Museums liegt, der Name verrät es, auf Schlüsselwerken des Duisburger Künstlers Wilhelm Lehmbruck (1881−1919). 2014 feierte das Museum sein 50-jähriges Jubiläum mit der Wiedereröffnung des Lehmbruck-Trakts, jener grandiosen Architektur aus gewölbten, gegeneinander versetzten Betonschalen, die 1964 von Lehmbruck-Sohn Manfred (1913−1992) eigens für die Arbeiten seines Vaters Wilhelm entworfen worden war. „Die große Idee“ allerdings, dem Bildhauer und seinem Werk ein eigenes Museum zu widmen, ist weit älter und stammt aus den 1920er-Jahren. Lehmbruck gehörte schon damals zur Avantgarde. Im Laufe der Jahre fanden auch eine ganze Reihe Skulpturen von Kunstschaffenden aus aller Welt Eingang in die Sammlung. Dass der Architekt Manfred Lehmbruck beim Bau des Museums nicht auf einen historisierenden Stil setzte, sondern moderne Materialien wie Beton und Stahl in Verbindung mit viel Glas verwendete und diese in Zusammenklang mit braunen Ziegeln, weißen Kieseln und grauem Sichtbeton treten ließ, ist ein großer Glücksfall. Durchblicke und Lichtfluten wechseln ab mit verschwiegenen Zonen, Blickachsen verbinden die Werke untereinander, das Grün des Parks und der großzügige Innenraum treffen sich, öffnen das Museum zur Stadt und zur Natur.

Ein paar Schritte weiter durch den Kantpark findet sich das Museum DKM, eine der neueren Perlen der Revierkultur. Das Spektrum der Museumssammlung reicht von 5.000 Jahre ­a lten Kunstwerken und wertvollen Gefäßen aus dem Orient und Ägypten, fernöstlichen Kunstobjekten und Ritual­ gegenständen bis hin zu Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Gemälden, Fotografien, bildhauerischen Werken und R auminst allat ionen. Die A rtefakte der


„Laokoon und die Blendung des Polyphem aus Sperlonga“, Rekonstruktion der Polyphemgruppe aus der Grotte von Sperlonga. Sie gehört zur Antikensammlung der Kunstsammlungen

vielseitigen Sammlung sind äußerst sparsam und sensibel ­i nszeniert, und der Dialog zwischen Avantgarde und ­Tra­d ition als ästhetischer Sensation funktioniert in den Rauminsze­n ierungen der minimalistischen Architektur ­vorzüglich. Die Werke von Ernst Hermanns und Blinky Palermo, von Richard Long, Norbert Kricke, von Bernd und Hilla ­Becher oder von Ai Weiwei treten unvermittelt ins Gespräch mit der Kunst der Khmer, Ritualgefäßen aus Amlash oder

japanischen Rollbildern. Die Museumsgründer und Sammler Dirk Krämer und Klaus Maas vertrauen auf die Kraft und Ausstrahlung der Kunst, im ganzen Museum gibt es keinerlei Beschriftungen. Und auch das MK M Museum Küppersmühle für ­Moderne Kunst in einem ehemaligen Getreidespeicher am Duisburger Innenhafen ist für Kunst- und Architektur­ interessierte definitiv einen Besuch wert.

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der Ruhr-Universität Bochum: Museum moderner und zeitgenössischer Kunst, Foto: Frank Vinken


Das Theater Duisburg, zentral gelegen am Opernplatz, ist ein weiteres markantes Gebäude der Innenstadt. Das neoklassizistische Gebäude von 1911/12 wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, in den 1950er-Jahren dann wiederaufgebaut, ­wobei die Fassade weitgehend intakt geblieben war und auch die Innenräume nur wenig verändert und modernisiert wurden. Unter einem Dach sind hier die Spielstätten von Oper, Ballett, Schauspiel und Konzert versammelt. Das Theater ­bildet zusammen mit der Deutschen Oper am Rhein die Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg – schon seit 1956 –, so entstand das größte Ensemble aller Opern deutschlandweit. Und mit den Duisburger Philharmonikern ist ein traditionsreiches Orchester im Theater beheimatet. Aus dem ehemals städtischen Museum wurde 1925 das Gustav-Lübcke-Museum Hamm. Der in Hamm geborene Kaufmann und Kunstliebhaber hatte dem Haus 1917 seine sehr besondere Sammlung geschenkt. Die Vielzahl der Stücke prägt bis heute das Gesicht des Hauses: Das Spektrum der Artefakte reicht von Kleinplastiken und Mumienporträts über antike Keramik, gotische Madonnen, Schmuck und Amuletten bis hin zu zwei Mumiensärgen – in ganz NRW findet sich keine derart umfangreiche Sammlung. Weitere Schwerpunkte bilden das europäische Kunsthandwerk aller Epochen sowie moderne und zeitgenössische Kunst. Im Kreis Unna, am östlichen Rand des Ruhrgebiets und der Kulturregion Hellweg, gibt es einen weiteren Schatz zu entdecken: Museum Haus Opherdicke, Nummer 21 der RuhrKunstMuseen. In idyllischer Lage über dem Ruhrtal liegt das kleine Wasserschlösschen Haus Opherdicke in Holz­ wickede. Seit 2011 ist das ehemalige Adelsgut aus dem 12. Jahrhundert ein Museum. Es setzt sich in seinem Programm vor allem mit der klassischen Moderne auseinander sowie mit der Avantgarde der Zwischenkriegsjahre. Aber auch wiederentdeckte Künstlerinnen und Künstler der „verschollenen Generation“ und relevante zeitgenössische Positionen und Themen werden hier ausgestellt, in einem der schönsten historischen Gebäude der Region. Kein Zweifel: Hier leuchtet ein neuer Stern auf der Kunstlandkarte Ruhrgebiet. Und auch in der wunderbaren umgebenden Parkanlage um das Haus kann man im Skulpturenpark auf Kunst treffen.

Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna, Ausstellung ILA A (International Light Art Award), Foto: Frank Vinken


Schauspielhaus Bochum | Theater Dortmund | Theater Duisburg | PAC T Zollverein, Essen | Theater und ­P hilharmonie Essen | Musiktheater im Revier Gelsenkirchen | Theater Hagen | Schlosst heater Moers | R inglokschuppen Ruhr, Mülheim a n der Ruhr | ­T heater an der Ruhr, Mülheim an der Ruhr | Theater O b e rh au s e n | R u h r t r i e n n a l e | R u h r f e s t s p i e l e Recklinghausen

Auch das Schlosstheater Moers residiert in einem ein­ drucksvollen historischen Gebäude, einem ehemaligen Wasserschloss. Das kleinste Stadttheater Deutschlands mit seinem Ensemble aus nur einem halben Dutzend Schauspielerinnen und Schauspielern sowie einer kammerspielartigen Hauptbühne hat sich längst einen Ruf über das Ruhrgebiet hinaus erworben. Es steht für ein gesellschaftskritisches und experimentelles Theaterkonzept. Sei es mit Recherche- und Beteiligungsprojekten sowie Stadtraum-Interventionen an ungewöhnlichen Spielorten in der Stadt oder mit intensiven Aufführungen von Stücken aus dem klassischen Kanon: Dem Theater gelingt es immer wieder aufs Neue, die Zuschauenden zu packen. Die ideenreiche Regie von Intendant Ulrich Greb ebenso wie die große Nähe zur Bühne und den Schauspielenden mögen weitere Gründe dafür sein. Und auch, dass im Rahmen des klassenlosen Preismodells freie Platzauswahl besteht: Alle haben die Chance auf einen Platz in der ersten Reihe.

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www. r uhrbuehnen. de


Museum Folkwang, Essen, Foto: Frank Vinken


im alten Postamt derzeit umfassend saniert werden, ist nun das MUSEUM TEMPORÄR in der unteren Schlossstraße 28−30 zeitweiliges Domizil. Die Wiedereröffnung des Museums in der Alten Post ist für Frühjahr 2022 geplant. Auch als Theaterstadt hat Mülheim an der Ruhr seit Jahren über die Landesgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf. Das Theater an der Ruhr steht bis heute für ein modernes künstlerisches Konzept von Ensembletheater. Als Allianz „vier.ruhr“ präsentierte das Theater an der Ruhr zusammen mit dem Ringlokschuppen Ruhr und den Mülheimer Theatertagen NRW „Stücke“ während des ersten Lockdowns 2020 das gemeinsam initiierte Livetheater zu Giovanni Boccaccios „Decamerone“ online auf seiner Website. Ansonsten zeichnet das Theater an der Ruhr schon seit Jahrzehnten seine multinationale und weltoffene K ­ ulturarbeit aus. Regelmäßig gibt es hochkarätig besetzte internationale Gastspiele und mehrsprachige Diskurse. K ATJA BEH REN S

Kunst museum Bochum | Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum: Museum moderner und ­z eitgenössischer Kunst | Kunst sa mmlungen der Ruhr-Universit ät Bochum: Sit uat ion Kunst mit ­M useum unter Tage | Josef Albers Museum Quadrat Bot t rop | Museu m Ost wa ll im Dor t mu nder U | ­M useum DKM, Duisburg | MKM Museum Küppersmühle für­ Moderne Kunst, Duisburg | Lehmbruck Museum, D ­ uisburg | Museum Folk wang, Essen | Kunstmuseum Gelsenkirchen | Osthaus Museum ­H a g e n  | E m i l S ­ c h u m a c h e r M u s e u m H a g e n  | Gust av-Lübcke-Museum Hamm | Museum Haus Opherdicke, Holzwickede | Flottmann-Hallen Herne | Emschert al-Museum Herne, St ädtische Galerie | ­Skulpturenmuseum Glaskasten Marl | Kunstmuseum Mülheim a. d. Ruhr | LUD­W IGGA L ER IE Schloss Oberhausen | Kunsthalle Recklinghausen | Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna | Märkisches ­Museum Witten www. r uhrk unst museen. com

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Das 1949 gegründete Museum am Ostwall ist 2010 ins Dortmunder U umgezogen, in jenen weithin sichtbaren Turm der ehemaligen Union Brauerei in Bahnhofsnähe; es heißt nun Museum Ostwall im Dortmunder U. Das U ist ein Wahr­ zeichen der Stadt, hat mit Bier zwar nichts mehr zu tun, aber ist heute ein Zentrum für Kunst und Kreativität, das sich, so das Konzept, ausdrücklich der Region und der Stadtgesellschaft öffnet. Sowohl Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler als auch des Expressionismus gehören zur ­Museumssammlung, wobei die Kunst der klassischen Mo­ derne das umfassendste Konvolut darstellt, jene Kunst, die unter den Nationalsozialisten als „entartet“ galt. Die Ausstellungs­formate „Schaufenster“ und „Lautsprecher“ widmen sich der zeitgenössischen Kunst, zeigen Fotografie, Video- und Soundarbeiten. Fluxus ist neben ZERO ein weiterer Schwerpunkt. Die sechste Ebene ist für wechselnde Ausstellungen reserviert. Unbedingt sehenswert im Dortmunder U sind außerdem die regelmäßig ausgezeichneten Ausstellungen des HMKV Hartware MedienKunstVerein, der vornehmlich ­neuere Medienkunst präsentiert. Vom 9. Oktober 2021 bis zum 6. März 2022 ist die Ausstellung „Technoschamanismus“ geplant, die auf die Figur des Schamanen Bezug nimmt, die Joseph Beuys zeit seines Lebens kultiviert hat. Und die diese Figur, ihre Spiritualität und Heilkraft, in technischen Fanta­ sien weiterdenkt. Dem Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr ist es ­zumindest partiell gelungen, dem Virus ein Schnippchen zu schlagen. In seiner Schaufensterausstellung „Erinnern an ­J oseph Beuys (1921−1986)“ wurden im Vorgriff auf die ­Ausstellung „Joseph Beuys: Plakate – Stationen seiner Kunst“ bis Ende Februar 2021 im Schaufenster des MUSEUMS ­T EMPORÄR, eines umfunktionierten Ladenlokals in der Mülheimer Fußgängerzone, Bücher, Plakate und Archiva­lien gezeigt. Eine schöne Idee, in Zeiten des Lockdowns „die Kunst- und Ideenwelt in den Stadtraum hineinzutragen“ und die Menschen auf die kommende Ausstellung vorzu­bereiten. Diese möchte sich um die vom Künstler auch in Mülheim vorgetragenen gesellschaftspolitischen Konzepte kümmern. Denn der Künstler hat nicht nur die Bildhauerei aus ihren traditionellen Bindungen herausgeführt, sein ­„ erweiterter Kunstbegriff “ umfasste auch den Ansatz, „die Kunst in die Gesellschaft zu tragen und somit Bewusstsein bildende Prozesse anzustoßen“. Schrift und Sprache spielten für ihn dabei eine wichtige Rolle. Und da die Räumlich­keiten des Museums


MUSEUM

HAUS OPHERDICKE Abb. Ausschnitt aus: Herbert Rolf Schlegel | Liegender weiblicher Akt | um 1940 | Foto: Thomas Kersten

28.02. – 15.08.2021

HERBERT Versöhnung von ROLFDie Mensch und Natur SCHLEGEL Werke aus der Sammlung Murken Und ein Audio-Walk von Johanna Steindorf

MUSEUM HAUS OPHERDICKE KREIS UNNA Dorfstraße 29 59439 Holzwickede Di – So 10.30 – 17.30 Uhr kreis-unna.de/haus-opherdicke www.kreis-unna.de/kulturcast

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Robert Schad – TANGO

Skulpturen

bis August 2021

Zeichnungen

11.4.–27.6.2021

Förderer

moyland.de MONSE, 2014, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland/Maurice Dorren


Michael Ruetz | Enterprise, Düsseldorf, 11. November 1972

Karin Rocholl | Udo Lindenberg und Joseph Beuys, Bochum, 1982 MULTIPLE BOX HAMBURG Galerie Kunsthandel Edition

Siegfried Sander Admiralitätstraße 76 D-20459 Hamburg

Tel. 040-37 51 75 10 mail@multiple-box.de www.multiple-box.de



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Joseph Beuys im Westen Joseph Beuys beim 1. Jour Fixe in Düsseldorf am 27. März 1981, Foto: © Jürgen Leiendecker/Fotoarchiv Ruhr Museum Essen, Dokument in der Ausstellung „Die Unsichtbare Skulptur. Der Erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys“, 10. Mai bis 26. September 2021, UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen


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Die „Umgestaltung des ­sozialen Ganzen“ 202 1 jährt sich der Geburtstag von Joseph Beuys zum 100. Mal. Allein in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen widmen sich 20 Museen und diverse Institutionen dem einf lussreichen Künstler mit Ausstellungen, Vorträgen, Performances sowie Theater-, Musik- und Lehrveranstaltungen − auch über das Jahr 2021 hinaus. ARTMAPP hat sich einen kleinen Überblick verschafft. Der große Joseph-Beuys-Ausstellungsreigen, mit dem der Jahrhundertkünstler in NRW geehrt wird, beginnt am 28. März im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Beuys und Düsseldorf gehören zusammen, künstlerisch und politisch. Konsequenterweise finden im Beuys-Jubeljahr hier die meisten Veranstaltungen statt, an ­jenem Ort also, an dem Joseph Beuys mit seiner Familie viele Jahre bis zu seinem Tod 1986 gelebt, gearbeitet und gelehrt, provoziert und polarisiert hat.

Die Ausstellung im K20 benennt schon im Titel eine der wohl am häufigsten zitierten (und am häufigsten missverstan­ denen) Feststellungen des Künstlers: „Jeder Mensch ist ein Künstler. Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys“. Die Arbeiten und Dokumente, die in der Schau aufgefächert ­werden, befassen sich mit ebenjenem „Erweiterten Kunst­ begriff “, der sich in zahllosen Aktionen immer wieder neu manifestiert hat und der bis heute auch international weit in Kunst und Gesellschaft ausstrahlt. Immer wieder hat der Künstler sich selbst als Teil seiner Aktionen und Interventionen in Szene gesetzt, etwa indem er 1965 in der Düsseldorfer Galerie Schmela „dem toten Hasen die Bilder erklärt[e]“. Die Dokumente, Filme und Fotografien werden im K20 flankiert von Arbeiten internationaler Kunstschaffender. www. k un st sammlung. de www. beuys202 1. de


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S ie g f r ie d S a nde r s We g au s G el s e n k i r c he n ü b e r K a s s el n ac h H a mb u r g

fluxus zone west

Siegfried Sander, Hamburg, 2021, Foto: Wolfgang Söder

ARTMAPP: Sigi, du hattest das Glück, mit dem Beuys-Meisterschüler Johannes Stüttgen einen ganz b ­ esonderen Kunstlehrer gehabt zu haben, der mit euch ­beispielsweise Plakate druckte … Ein genialer Kunstlehrer am Gelsenkirchener Gymnasium, die prägende Begegnung mit Joseph Beuys, die Anfänge der GRÜNEN und die eigene Karriere als Galerist. Nicole Büsing und Heiko Klaas trafen sich zum Gespräch mit dem charismatischen Künstler und Kunsthändler Siegfried („Sigi“) Sander in seiner Hamburger Galerie MULTIPLE BOX. www. mult iple-box . de

Siegfried Sander: Ihr spielt auf das heute sehr bekannte und gesuchte Beuys-Plakat „EUROPAWAHL DIE GRÜNEN“ an. Das war das erste Plakat, das wir gedruckt haben, heimlich, von Hand auf der Schulsiebdruckanlage. Wir gehörten 1978 zu den Gründungsmitgliedern der GRÜNEN und als die 1979 zum ersten Mal zu einer Wahl antraten, brauchten wir ­Werbematerial. Da kein Geld da war, haben wir alles selber ­gemacht mit dem, was da war. Anfang der 1970er-Jahre war Johannes Stüttgen auf Empfehlung seines Vorgängers Franz Joseph van der Grinten als Kunsterzieher an unsere Schule, das städtische Grillo-Gymnasium in Gelsenkirchen, gekommen. Wir haben bei ihm eine sehr umfangreiche, fast akademische Ausbildung bekommen.


Plakat der GRÜNEN Düsseldorf, Joseph Beuys mit Sohn Wenzel, Entwurf Johannes Stüttgen nach einer Fotografie von Liselotte Strelow, produziert von der Kunst-AG Fluxus/Zone West, FIU Gelsenkirchen, 1979, Foto: © Sammlung Siegfried Sander

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Michael Heißenberg und Siegfried Sander mit dem ersten Computer der GRÜNEN im Raum 3 der Kunstakademie Düsseldorf, 1979, Foto: © Sammlung Siegfried Sander

ARTMAPP: Was war er für ein Typ? Offenbar verkörperte er für euch den Duft der ­g roßen weiten Welt … SS: Soweit ich mich erinnere, war er der erste junge Lehrer im Kollegium. Stüttgen war äußerlich ganz der Typ Rocker, schwarze gegelte Haare, Brille, Jeans und Lederjacke. Anfangs kam er jeden Tag aus Düsseldorf, das wir Jungs uns in der ­Fantasie als eine Weltstadt wie New York vorstellten. Wenn er seinem klapprigen R 4 mit Knüppelschaltung entstieg, qualmte es gewaltig aus der Fahrerkabine von den vielen ­Lucky Strikes ohne Filter, die er unentwegt rauchte.

ARTMAPP: Also ein Lehrer, der ganz anders war als all die anderen Studienräte mit kariertem Sakko und Aktentasche unterm Arm. Und dessen Unterricht anscheinend Suchtpotenzial besaß …? SS: Er verstand es, uns Lust auf mehr Kunst zu machen. Aus, in und um unsere KUNST-AG herum entwickelte sich eine Reihe von Init iat iven u nd P rojekten . Da wa r DA S ­K ÜCHENTHEATER, Bands mit Namen wie DIE SALINOS, YASMINA L A X oder T HE SW INGING BLUE JEANS. ­Z eitweilig gab es eine Theater- und eine Schreib-AG. Mit ­einem Freund zusammen machte ich Performances als das TAUSENFEUER-DUO. Die KUNST-AG/FLUXUS ZONE WEST, wie wir uns irgendwann nannten, wurde zu Ausstellungen, Symposien, Festivals und Konzerten eingeladen. Der WDR schickte Jean Pütz und ein Filmteam, um das seltsame Treiben bei uns zu dokumentieren, und irgendwann widmete sogar „Der Spiegel“ im fernen Hamburg der brodelnden ­K reativität im Ruhrgebiet einen Titel.


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SS: Beuys hatte Menschen aus aller Welt, die sich mit ­neuen, alternativen Ideen und Methoden in Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik befassten, eingeladen, „documenta“-­ Besucherinnen und -Besuchern ihre Projekte und Ideen unter seiner HONIGPUMPE AM AR BEITSPL ATZ vor­ zustellen. Das war eine freie, internationale Universität für jedermann. Zwei „documenta“-Tage lang konnten DIE ­G ELSENKIRCHENER zeigen, was sie drauf hatten. Übernachtet wurde mit Schlafsäcken und Luftmatratzen in einem un­r enovierten ungenutzten Teil der Orangerie. Beuys b ­ ekochte uns mit Eintopf.

ARTMAPP: Du hast auch die Anfänge der Partei DIE GRÜNEN aktiv begleitet und mitgestaltet. Wie kam es dazu? SS: Nach der „documenta 6“ waren wir Gelsenkirchener eine Zweigstelle der FREE INTERNATIONAL UNIVERSITY / FIU, und bald darauf gründeten wir den Kreisverband ­G elsenkirchen der SPV DIE GRÜNEN. Wir wollten Wahlplakate machen, aber niemand von uns hatte den blassesten Schimmer, wie man druckt. Wir machten wirklich alles falsch. Als wir Beuys die Plakate vorlegten, schämten wir uns in Grund und Boden. Wir fielen aus allen Wolken, als Beuys die Plakate, von denen keines wie das andere aussah, aber g­ enau so richtig fand, und wir sollten sie in Zukunft bloß nicht anders machen.

Siegfried Sander, Johannes Stüttgen und Joseph Beuys nach der Einschmelzung der Zarenkronen-Kopie in den Friedenshasen mit Zubehör (heute Staatsgalerie Stuttgart) 1982 auf dem Kasseler Friedrichsplatz, Foto: Dieter Schwerdtle / documenta-Archiv, © Sammlung Siegfried Sander

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ARTMAPP: 1977 hat euch Joseph Beuys zur ­„documenta 6“ nach Kassel eingeladen.


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„7000 Eichen“, Kassel: „Höherer Vernunftbaum“, 26. April 1985, im Goldenen Loch, Kassel, Siegfried Sander (Mitte), Foto: Sammlung Siegfried Sander

ARTMAPP: Wie ging es dann weiter? SS: Bis Mitte der 1980er-Jahre haben wir dann zu den Wahlen immer wieder neue Auf lagen gedruckt und uns bemüht, nicht allzu gut zu werden. Als wir dann noch den Auftrag ­bekamen, die zwei Plakatvarianten von „Andy Warhol FÜR DIE GRÜNEN“ zu drucken, fühlten wir uns wie eine Außenstelle seiner New Yorker Factory. ARTMAPP: Du bist also quasi durch „Learning by Doing“ immer mehr in die Produktion und ­D istribution von Auflagenkunst hineingewachsen. ­Wurden hier schon die Weichen für deine heutige Tätigkeit als Galerist der Hamburger MULTIPLE BOX gestellt?

SS: Ja, sehr wahrscheinlich ist das so. Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet waren zu der Zeit, also in den 1970er- und 1980er-Jahren, noch sehr stark vom Bild der Arbeitenden, der einfachen Leute von der Straße geprägt, die mit dem, was man so gemeinhin Kunst und Kultur nennt, scheinbar nicht viel am Hut hatten. Wenn man aber anfängt zu graben, kommt oft Erstaunliches zutage. Das hat mich immer interessiert, jeden Menschen, wenn man so will, als Kundin respektive Kunden anzusehen. Aber nicht, um etwas zu verkaufen, sondern um dabei zu helfen, das in sich selbst zu finden, was die jeweils ­eigene, ganz spezielle Kunst ist.


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Aufbauarbeiten der GRÜNEN und Veranstaltungen nutzten. Ende 1981 kam Beuys in die Akademie und lud uns zur Mitarbeit an den „7000 Eichen“ ein: „Nehmt euch mal im nächsten Sommer nichts vor. Da fahren wir nach Kassel und pflanzen Bäume!“ Während der 100 Tage „documenta“ organisierte ich einen Infostand direkt neben dem ersten Baum. Wir verkauften Postkarten, T-Shirts, Buttons und von Beuys signierte Fotos und Plakate. ARTMAPP: Ab 1984 gehörtest du dann zum festen Team, das für die Pflanzung und Pflege der Bäume gebraucht wurde. Beuys selbst sollte das Ende des Projekts jedoch nicht mehr miterleben … SS: Ja, er starb im Januar 1986, fast anderthalb Jahre vor dem projektierten Ende der Pf lanzungen. Als Eva und Wenzel Beuys am 12. Juni 1987 zur Eröffnung der „documenta 8“ unter den Augen der Medienleute aus aller Welt den 7.000. Baum auf dem Friedrichsplatz pflanzten und wir, die Mitarbeitenden von „7000 Eichen“, ihnen dabei assistierten, waren alle Schwierigkeiten und Probleme vergessen. An diesem einzigartigen Kunstwerk mitgewirkt zu haben, war der größte Lohn.

ARTMAPP: Zurück nach NRW: Nach der Schule fandest du dich dann im „Raum 3“, dem Privat­ atelier von Beuys an der Kunstakademie in ­D üsseldorf, und kurz darauf auf der „documenta 7“ in Kassel wieder. Wie kam es dazu? SS: Niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, bei einem anderen Künstler als Beuys zu studieren. Alle anderen empfand ich damals als reaktionär, um nicht zu sagen, als zurückgeblieben, nachdem doch nun das Zeitalter des „Erweiterten Kunstbegriffs“ begonnen hatte. Ich wollte überhaupt nicht studieren, sondern gleich loslegen mit praktischer Arbeit. Und die Dinge fügten sich ... Beuys und das Land NRW einigten sich im Rechtsstreit um seine Entlassung. Beuys bekam sein Privatatelier in der Akademie zurück, das wir dann für

SS: Die Ausstellungen werden natürlich von den verantwortlichen Kuratoren gemacht. Ich bin als Zeitzeuge, Berater, Vermittler und Zulieferer dabei und bin wie alle anderen ­gespannt auf das fertige Ergebnis. In der Lüneburger Kultur­ bäckerei werden die Plakate von Beuys wie ein roter Faden durch die Ausstellung führen, und in Essen spielt natürlich das Ruhrgebiet im Werk von Beuys eine Rolle. Darf ich hier auch etwas Eigenwerbung machen? Ab Mai zeige ich in ­m einer Hamburger MULT IPLE BOX eine Auswahl der Beuys-Porträts des Berliner Fotografen Michael Ruetz, der Beuys in seiner frühen Zeit über viele Jahre intensiv beglei­ tete. Zusammengestellt hat sie mein Kölner Kollege Franz van der Grinten, dessen Vater Franz Joseph mein allererster Kunst­erzieher am Grillo-Gymnasium war. So schließt sich der Kreis.

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ARTMAPP: Beuys hat dich bis heute nicht losge­ lassen. Zurzeit bist du stark in die Vorbereitung der Ausstellungen „Joseph Beuys. Plakate. Multiples.“ in der Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg (9. Mai bis 1. August 2021) und „Die Unsichtbare Skulptur. Der Erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys“ auf der Zeche Zollverein in Essen (10. Mai bis 26. September 2021) eingebunden. Was genau wird dort jeweils zu sehen sein? Und welche Rolle spielst du als unmittelbarer ­Zeitzeuge und Leihgeber?


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Park und Museum Schloss Moyland Das Museum Schloss Moyland widmet sich mit seinen ­ usstellungen und wissenschaftlichen Veranstaltungen A schwerpunktmäßig dem künstlerischen Schaffen von J­ oseph Beuys. Dieser war seit den 1950er-Jahren mit den Kranen­ burger Brüdern Hans und Franz Joseph van der Grinten befreundet; sie wurden seine ersten Sammler. D ­ ieses ­a nnähernd 6.000 Objekte umfassende Konvolut an Beuys-Arbeiten mit Zeichnungen, Wasserfarbenblättern, ­Ölgemälden, plastischen Bildern und anderen Arbeiten b ­ ildet heute den Grundstock des Joseph Beuys Archivs in Schloss Moyland. Ebenso finden sich zahlreiche Archi­valien zu Leben, Werk und Wirken des Künstlers in der Sammlung, die auch als internationale Forschungseinrichtung eine z­ entrale Rolle in der und für die Beuys-Forschung spielt. ­Zugleich ist man Partnerinstitut der Kunstakademie Düsseldorf.

Schlosspark, Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland / Lokomotiv.de


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Stiftung Museum Schloss Moyland, Joseph Beuys Archiv jba-f 90613 / bpk

Joseph Beuys Der mit dem Kojoten tanzte Schutzbringende Ahnen und Abwehrzauber, uralte Geister­ rituale, Altäre aus Erde und Knochen, Tiermumien und Amulette. In vielen Kulturen existiert eine Fülle schamanischer Objekte und Praktiken. Schamanen spielen seit der frühen Menschheitsgeschichte eine zentrale Rolle für

Gemeinschaften. Sie sind bis heute die „Hüter traditionellen Wissens, vermitteln [...] archaische Rituale, mythologische Kenntnisse und spirituelle Weltsicht“. Magisches Denken, Jagdzauber, Orakel, Kranken­ heilung und verschiedene Übergangsrituale sind wichtige Techniken und Werkzeuge. Sie sorgen für Erleichterung, manchmal für Heilung.

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Ute Klophaus, „Joseph Beuys“, undatiert, S/W-Fotografie, Baryt, 31 x 20 cm,


40 „Joseph Beuys und die Schamanen“ heißt die Ausstellung im Museum Schloss Moyland, die am 2. Mai beginnen soll (bis 29. August 2021) und neben Werken von Joseph Beuys zum ersten Mal auch ethnologische Exponate aus schamanischen Lebenswelten zeigt. Objekte aus dem zirkumpolaren, eurasischen Raum, in dem Beuys in seiner frühen Schaffensphase Inspiration fand. Tiere spielen in den schamanischen Kulturen, etwa in Sibirien und der Mongolei, stets eine große Rolle: als Doppelgänger des Schamanen oder als Schutzgeister gegen böse Mächte. Sie besitzen eine ganz besondere Kraft und große spirituelle Autorität. Federn, Krallen, Zähne, Bären-, Hunde-, Rentierfelle verkörpern ihre Kräfte ebenso wie ­Kopf bedeckungen, Masken, mit Stoff und Lederstreifen umwickelte Püppchen ... Immer wieder tauchen Tiere auch in Joseph Beuys’ Kunst auf: Hase, Elch und Hirsch, Schwan, ­präparierte Fische, Bienen, Pferde und Kojoten. Und auch Pf lanzen mit ihren vielfältigen Wirkungen als Heil- und Wundermittel sind wichtig in schamanischen Ritualen − und wichtig für Joseph Beuys’ Kunst. Die Natur war ihm ein Gleichnis und gleichzeitig Quelle energetischer Prozesse. ­Honig, Margarine und Wachs waren ihm ebenso Werkstoff wie Holz, Blei oder Filz. Es waren deren Energien und wärmende oder leitende Eigenschaften, die er suchte. Die Rolle des Schamanen hat Beuys in vielen Aktionen immer wieder

selbst übernommen, hat sich schamanischer Praktiken ­ edient, um spirituelle Zusammenhänge aufzuzeigen und b Transformationen einzuleiten. Als „Magier, Heiler, Seelenführer“ hat er den historischen wie den zeitgenössischen Schamanismus in Kunstaktionen überführt und fruchtbar gemacht. Hat sich in dieser Rolle als „spirituellen Vermittler zwischen sichtbarer und unsichtbarer Wirklichkeit“ verstanden, als Mittler zwischen Natur und Kosmos, zwischen Materiellem und Spirituellem. Vor dem Hintergrund existenzieller globaler Frage­ stellungen widmet sich die Ausstellung im Museum Schloss Moyland mit ihrem interdisziplinären Ansatz der zeitgenössischen künstlerischen Aneignung von Schamanismus und dem nach wie vor hohen Aktualitätswert schamanischen Denkens auch in der westlichen Welt. Es geht den Künstlerinnen und Künstlern heute (wie einst) um persönlich-spirituelle Sinnstiftung, genauso aber um Kapitalismus- und Zivi­ lisationskritik oder radikale feministische Ansätze, um postkoloniale Diskurse und andere Themen wie Natur und Umwelt oder nicht menschliches Leben. Beuys’ Ansatz hat ganz offenbar nichts von seiner Relevanz eingebüßt.

Robert Schad Tango im Park Massiver Vierkantstahl, stählerne Stäbe, industriell her­ gestellte Stücke aus Metall: Der Bildhauer Robert Schad arbeitet im Außenraum mit massiven, wuchtigen Materialien. Er bearbeitet sie zuvor mit schwerem Gerät, zersägt und addiert die dicken Brammen, braucht großes Werkzeug und riesige Hallen als Werkstatt, verwendet die Spielzeuge der großen Jungs ... und doch schafft er höchst poetische Skulpturen, die mitunter fast leichtfüßig erscheinen. In sich bewegt, immer wieder abknickend in die eine oder andere Richtung, sich kreuzend und verzweigend, mit verschliffenen Schweißnähten, sich im Raum entfaltend. Sie schweben in weiten Schwüngen, Bögen und fast klingt es, als würden sie im Park mit den Bäumen tanzen.

Harter kalter Stahl ist eigentlich das Material der Maschinen und Waffen. In der Natur und im Stadtraum allerdings ­gewinnen die Skulpturen von Robert Schad geradezu vegetabilen Charakter. Im Skulpturenpark des Museums Schloss Moyland hat der Künstler anlässlich seiner Ausstellung „Tango“ nun 16 große Objekte platziert, ihnen jeweils eigene Orte zuge­ wiesen, von wo aus sie in muntere Dialoge mit Natur oder Architektur verstrickt werden. Die ausladenden Skulpturen besetzen den sie umfangenden Raum, eignen sich die Um­ gebung ein Stück weit an und ... verändern sie. Sie antworten auf die Besucherinnen und Besucher, überraschen immer wieder mit neuen Ansichten. In ihrer Bewegtheit, ihrem ­Taumeln und ihrer B ­ eschwingtheit geben sie einen ganz ­eigenen Rhythmus vor. An was erinnern die großen Ten­ takeln im Raum sonst noch?


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Robert Schad, „SERBINT“, 2019, 241 x 217 x 62 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021,

„Mein Anspruch ist es, denjenigen, die den Skulpturen be­ gegnen, einen Impuls zu geben, um sich auf die Reise in ureigene Assoziationswelten aufzumachen“, so formuliert es der Künstler. Man muss vermutlich nicht selber Tango tanzen, um das Tänzerische dieser Skulpturen auch am eigenen Leib zu erfahren. Nicht ohne Grund platziert Schad seine Werke am liebsten ohne Sockel direkt auf dem Boden, dem Grund, auf dem auch wir als Betrachtende uns befinden. „Kunstwerke gehören nicht auf einen Sockel, sie sollen sich nicht erheben und wichtigtun“. Der in Frankreich lebende Bildhauer Robert Schad (* 1953 in Ravensburg) arbeitet schon seit Langem mit Stahl. Mit jenem energischen Werkstoff, der eigentlich für die ­Großindustrie reserviert schien. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben bildende Künstler und Architekten jene rohen Baumaterialien wie Beton und Stahl und deren ganz spezielle brutale Anmutung für sich entdeckt. Lärm und Dreck und Maloche, tatsächlich ist die Aura des Industriellen den Materialien selbst eingeschrieben. In ihren Kunstwerken

aber gelingt es Bildhauern wie Robert Schad, jene spröde und abweisende Materialgeschichte fast vergessen zu lassen und in so etwas wie Eleganz zu wenden. Eleganz als Vokabel klingt freilich ein bisschen dekadent, denn die großen, aber genauso die kleineren Arbeiten verbergen niemals ihre Herkunft aus jener rauen, dreckigen Welt. Warum sollten sie auch? Es ist ja gerade Teil ihres Zaubers, die vermeintliche Grobheit in Anmut zu verwandeln. Bis August 2021 werden die Arbeiten im Park stehen. Derweil geben bis 27. Juni 2021 im Inneren des Schlosses Zeichnungen, Maquetten und Wandarbeiten aus Blech Einblicke in den Prozess der Formfindung und in die Genese seiner Stahlplastiken. K ATJA BEH REN S

www. moyland. de

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Foto: Stiftung Museum Schloss Moyland / Maurice Dorren


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Joseph Beuys im Süden


Dem 100. Geburtstag von Joseph Beuys (1921−1986) widmen das Museum Ulm (23. Januar bis 4. Juli 2021) und die Kunsthalle Vogelmann in Heilbronn (24. Juli bis 31. Oktober 2021) ein gemeinsames Ausstellungsprojekt. Im Fokus stehen Joseph Beuys’ gesellschaftspolitisches Wirken sowie die Beziehung des Künstlers zum deutschen Süden am Beispiel markanter Persönlichkeiten, Institutionen und Projekte. Kaum bekannt ist Beuys’ erste Aktion im Heilbronner Hauptbahnhof 1945/46, die ihn 1967 zum Projekt „Aktion Hauptstrom“ führte. Weitere wichtige Verbindungslinien bestehen nach Giengen an der Brenz, woher Joseph Beuys den Filz für seine Objekte bezog, sowie nach Wangen im Allgäu, wo er die ­berühmte „Honigpumpe“ für seine Teilnahme an der „documenta 6“ herstellen ließ. Das Beuys-Archiv für Soziale Plastik des Verlegers und Publizisten Rainer Rappmann in Achberg bei Lindau am Bodensee bildet einen Schwerpunkt der Ausstellung. Beuys’ Wirken im dortigen Internationalen Kulturzentrum (INKA) in den durch alternative Bewegungen charakterisierten 1970er-Jahren wird durch Ton-, Bild- und Filmdokumente lebendig gemacht. Die Ausstellungsthemen sind vielfältig: So geben die Multiples aus zwei privaten Sammlungen, die die musealen Bestände ergänzen, unter anderem zur Direkten Demokratie, zu Kunst und Kapital, Ökologie und Friedens­ bewegung oder zur Partei DIE GRÜNEN, auch Auskunft darüber, dass Beuys’ Ideen, die ihn vor wenigen Jahrzehnten beschäftigten, heute aktueller sind denn je. www. museumulm. de m u s e e n . h e i l b ro n n . d e

Joseph Beuys während des Aufbaus der „Honigpumpe“ auf der „documenta 6“ in der Rotunde des Fridericianums in Kassel 1977, Foto: © Archiv der Pumpenfabrik Wangen GmbH

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Achberg in den 1970ern: Treffpunkt des geistig-­ politischen Aufbruchs in Deutschland


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Rainer Rappmann und Erhard Witzel, 2021, Foto: Annette Rappmann

D ie S a m m le r R a i ne r R appm a n n u nd E rh a r d W it z el i m G e s pr äc h

Ein Woodstock der Ideen Sabine Heilig: Über Joseph Beuys trafen sich Eure Lebenswege. Wie seid ihr mit ihm in Kontakt gekommen? Nicht nur im Norden der Republik, sondern auch in Süddeutschland wird 2021 der 100. Geburtstag von Joseph Beuys gebührend gefeiert. Sabine Heilig, die Kuratorin der Ulmer Ausstellung „Ein Woodstock der Ideen – Joseph Beuys, ­Achberg und der deutsche Süden“, und zwei Leihgeber der Schau − Autor, Verleger und Begründer des Achberger Beuys-Archivs Rainer Rappmann sowie Galerist und Kunstsammler Erhard Witzel − trafen sich zu einem Gespräch im Achberger Humboldt-Haus.

Erhard Witzel: Das ist beinahe eine Lebensgeschichte. Ich hatte Ende der 1970er-Jahre als Industriemanager die Idee, mein Hobby zum Beruf zu machen und eine Galerie zu eröffnen. Unheimlich kreativ war das nicht, denn ich hatte nur den Blick auf bekannte Namen, die zu der Zeit als Künstler renommiert waren und die immer wieder in den Gazetten standen. Ich selbst habe zu diesem Zeitpunkt bereits seit über zehn Jahren Kunst gesammelt – unter anderem Georg Baselitz, Jörg Immendorf, Penck und auch Joseph Beuys. Seine Person hat mich schon immer elektrisiert, doch als ich die Galerie 1981 eröffnete, habe ich zunächst eher den merkantilen Aspekt gesehen und versucht, mich selbstständig zu machen. Ich wollte erfolgreich sein und Geld verdienen, denn es war nun meine einzige Einkommensquelle. Persönlich kennengelernt habe ich Beuys dann 1977 bei der „documenta 6“. Ich habe ihn bei der „Honigpumpe“ erlebt und dort dann angesprochen.


Rainer Rappmann: 1973 kam ich zum ersten Mal nach ­ chberg ins Humboldt-Haus zum ersten großen SommerA kongress des INKA, des Internationalen Kulturzentrums Achberg. Ich habe mich seinerzeit sowohl mit Politik beschäftigt als auch mit Kunst. Und bin natürlich aus allen Wolken gefallen, dass hier ein Künstler war, der diese beiden Aspekte plötzlich zusammengebracht hat. Im INKA sind die Leute zusammengekommen, die einen „Dritten Weg“ jenseits des kapitalistischen Systems und jenseits des kommunistischen Systems gesucht haben und gehen wollten. Bei diesem ersten Kongress waren auch die Prager Reformer dabei, die von den russischen Panzern niedergewalzt worden sind. Und halt ­Joseph Beuys mittendrin. Er hat mich besonders angesprochen. Damals stand ich am Ende meines Pädagogikstudiums mit den Fächern Kunst und Deutsch und es stellte sich die ­Frage meiner Abschlussarbeit. Schließlich habe ich mich für Kunst angemeldet mit dem Thema „Joseph Beuys und die Veränderung der Gesellschaft“. Das war damals ja überhaupt nicht opportun, dass man im Fach Kunst über Gesellschaftsveränderung schreibt. Schließlich habe ich aber jemanden gefunden, der mir das abgenommen hat. EW: Rainer, du repräsentierst, was Beuys betrifft, wohl eher die intellektuelle und politische Seite, während ich von der des Sammlers und Kunstvermittlers kam. Der Schwerpunkt meiner Sammlung hat viel mit dem Thema Multiple zu tun, so sind zum Beispiel 75 Prozent aller Arbeiten von Beuys, die ich besitze, Multiples. Für mich ist er der Vater des Multiples, ohne Duchamp und andere zu vernachlässigen, aber in der ­Intensität ist Beuys schon einmalig. SH: Was haben diese Arbeiten denn damals ­gekostet? Als Ausdruck seiner Idee der Demo­ kratisierung von Kunst wurden und werden sie ja immer noch in hohen Auflagen oder sogar ­u nlimitiert verbreitet. EW: Unterschiedlich, ab zehn Mark. Das Internationale Kulturzentrum Achberg (INKA), Impressionen von der Anfangszeit und vom „Achberger Jahreskongress Dritter Weg“, 1974, Stills: Eva Hocke, zusammengestellt von Ramon Brüll und Rainer Rappmann aus den Super-8-Filmen von Ernst Sumpich, Peter Schata und Rainer Rappmann, Video, ca. 40 Min., info3-Verlag/Frankfurt & FIU-Verlag/Achberg, Achberg 2016

EW: Deren Preis ist dann später auf 20 Mark gestiegen. Das weiß ich ganz genau, denn bei meiner Ausstellung, die im Dezember 1985 noch zu Lebzeiten von Beuys eröffnet wurde und über seinen Tod im Januar 1986 hinaus bis März lief, kam der Dreh vom Markt. Ich habe in dieser Ausstellung zu viele Arbeiten verkauft. Leider Gottes angesichts meines heutigen Wissensstands. Im Moment merke ich, dass das Interesse im Markt insgesamt größer wird. Der runde Geburtstag wirft ­seine Schatten voraus. Erst kürzlich habe ich von dem Objekt „Intuition“ drei Exemplare ins Rheinland verkauft. Aber ­zuvor, in den letzten zehn Jahren, gar keines.

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RR: Bei dem Multiple „Intuition“ waren es am Anfang zehn Mark. Aber die Multiples hat er nicht nur unter dem Stichwort Demokratisierung der Kunst verstanden, sondern Beuys hat gesagt, das seien „Antennen“, die bei den Leuten stehen und mit denen er so in Verbindung treten, Kontakt aufnehmen könne. Deswegen sollen sie bei möglichst vielen landen. Von der „Intuitions“-Kiste gibt es, glaube ich, 10.000 Stück.


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SH: Unsere Ausstellung im Museum Ulm widmet sich ja explizit Beuys’ Aktivitäten im deutschen Süden, was so bisher noch nie thematisiert wurde. Den Kern bildet das Achberger Beuys-Archiv. Und sie trägt den Untertitel „Ein Woodstock der Ideen“. − Rainer, wieso wurde das hiesige Humboldt-­Haus in den 1970ern zu einem ­Treffpunkt des geistig-­politischen Auf bruchs in Deutschland? RR: Ausgangspunkt waren die gemeinsamen Vorbilder. Beuys hat sich schon früh mit Rudolf Steiner beschäftigt. Es gibt eine umfangreiche Liste seiner Steiner-Bibliothek, die er sicher studiert hat – auch mit Anmerkungen von ihm in den Büchern. Aber Beuys war eben kein Nachbeter wie manch ­a nderer Anthroposoph, sondern hat das alles in sich aufgenommen wie eine Art Hefeteig. Er hat seine eigene Sache daraus gemacht. So auch bei der gesellschaftspolitischen Idee der „Sozialen Dreigliederung“. Da hat er dann schon mit den Achbergern zusammengearbeitet und so ist der Begriff „Freier, Demokratischer Sozialismus“ daraus geworden: Freiheit für

die geistige Arbeit, Gleichheit vor und zu dem Recht, also die eigentliche staatliche Aufgabe, und Brüderlichkeit respektive Geschwisterlichkeit für die wirtschaftlichen Tätigkeiten. ­Initiator in Achberg war Hanns Hoffmann-Lederer. Der hat die Freunde hierher gebracht, weil sie ein Zentrum gründen wollten für Leute, die sich für diesen Zusammenhang inte­r­ essiert haben, um dann von hier aus Projekte zu starten. Die haben sich schon Ende der 1960er-Jahre getroffen. Das war eine kleinste Splittergruppe aus 68ern. 99 Prozent der 68er ­h aben sich mit Marxismus, Leninismus, Stalinismus oder Maoismus beschäftigt. Und ein paar Leute, ein, zwei Hände voll, haben sich eben diesen Ideen von 1919, die Steiner damals in die Welt gebracht hat, zugewandt − etwa Peter Schilinski auf Sylt, ­W ilfried Heidt in Lörrach, Siegfried Woitinas in Stuttgart und Michael Wilhelmi in Berlin. Also nur ein paar Leute. Die h ­ aben aber schon damals junge Leute um sich ­geschart wie ­I ngrid Feustel, die heute immer noch aktiv ist. EW: Und die haben sich untereinander gekannt? Woher? Aus der 68er-Bewegung?

Terrasse und Swimmingpool an der Südseite des Humboldt-Hauses, Achberg, Foto: © Eva Hocke, 2020


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Das Internationale Kulturzentrum Achberg (INKA), Impressionen von der Anfangszeit und vom „Achberger Jahreskongress Dritter Weg“, 1974, Stills: Eva Hocke, zusammengestellt von Ramon Brüll und Rainer Rappmann aus den Super-8-Filmen von Ernst Sumpich, Peter Schata und Rainer Rappmann, Video, ca. 40 Min., info3-Verlag/Frankfurt & FIU-Verlag/Achberg, Achberg 2016

EW: Wie lange dauerten denn die Aufenthalte, wenn Beuys hier in Achberg war? Hatte das eher Besuchscharakter? Er konnte schon „Sitzfleisch“ haben, wenn ihn ein Thema inter­ essiert hat ...

RR: Ja, Beuys hat sogar in Liebenweiler von Fred Lauer ein Bett bekommen, dort hat er geschlafen. Fred war damals hier ­Geschäftsführer. Diese Kongresse dauerten ja immer acht bis 14 Tage. Die meiste Zeit war Beuys dann da und ist zum Beispiel von Liebenweiler aus hierher gelaufen. Und weil nach „Woodstock“ gefragt wurde: Habt ihr den Film gesehen, den ich damals mit der Super-8-Kamera gedreht habe? Da sieht man, dass das hier auch eine Jugendszene war. Der Beuys ist ja eher die vorherige Generation gewesen. Wir sind damals als ­J ugendliche nicht nur zum Politisieren hier zusammen­ gekommen, sondern auch weil „love & peace“ stattfand. SH: Wie hat sich Joseph Beuys in dieser – ich darf es mal so formulieren – recht heterogenen Gruppe bewegt? Was war das Besondere an ihm? RR: Er war nicht wie irgend so ein Guru, der große Künstler, sondern er war auf Augenhöhe mit uns. Einmal habe ich ­meinen Geldbeutel verloren beim Jahreskongress, das hat er mitbekommen und mir einfach einen Hunderter zugesteckt. Also es war kameradschaftlich.

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RR: Ja, man kannte sich. Peter Schilinski hat die Zeitschrift „jedermann“ mit diesem Ideengut herausgegeben. Damit hat er Straßenkampf gemacht und sie überall verteilt, er hatte aber auch Abonnenten – Beuys war so ein Abonnent von ­„ jedermann“. Und so sind sie zusammengekommen. Hoffmann-Lederer hat gesagt: Kommt nach Achberg, ich schenke euch eine Wiese, da könnt ihr ein Zentrum bauen. Aber sie hat sich als nicht bebaubar erwiesen, weil das T ­ iefenmoos zu nass war. Doch dieses Haus hier [das ­H umboldt-Haus] stand ­g erade leer, es war ein ehemaliges ­Yoga-Hotel. Ich habe ­damals angefangen, Sachen einfach ­mitzuschneiden, zu fotografieren und aufzubewahren − sehr früh, als noch kein Mensch daran gedacht hat. Ich habe ­gespürt, dass das wertvoll für die Nachwelt sein könnte, für spätere Generationen. Das wäre sonst alles verloren. Beuys war ja aktiver Teilnehmer der jährlichen Jahreskongresse „Dritter Weg“, bei denen ich oft an seiner Seite war und zum Beispiel auch einfache Gespräche in der Teestube mit­geschnitten habe, ohne damals schon daran zu denken, was damit geschehen soll.


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Beuys und Rappmann 1981 an der Düsseldorfer Kunstakademie, Achberger Beuys-Archiv, Foto: Jürgen Leiendecker/Fotoarchiv Ruhr Museum

EW: Ich glaube, bei ihm war es so, dass man, wenn er Sympathie für einen Menschen hatte, mit ihm Pferde stehlen konnte. Er hat sich alles mit wachen Augen angeschaut. RR: Er hatte eine sehr gute Menschenkenntnis. EW: Egal ob man Katharina Sieverding, Anselm Kiefer, Imi Knoebel, Franz Erhard Walther oder Ottmar Hoerl fragt: Sie alle haben ihn als fordernden Lehrer kennengelernt, charak­ terisieren ihn aber genauso als kameradschaftlich und menschlich. SH: Erhard, ist es tatsächlich so, wie Beuys es einmal formuliert hat: „Wenn jemand meine Sache sieht, dann trete ich schon in Erscheinung“? EW: Ja, das stimmt. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Als in Darmstadt der Beuys-Block vom Industriemagnaten Karl Ströher gekauft und dem Museum zur Verfügung gestellt wurde, haben viele geschrien: Das kann nichts werden, weil die Arbeiten von Beuys nur funktionieren, wenn er selbst ihnen mit seiner Präsenz Leben und Seele einhaucht! Aber sie funktionieren …, und zwar bis heute. Daran sieht man die hohe Qualität seines Werks.

SH: Die Faszination ist ungebrochen? EW: Bei uns beiden ja! Das andere wird sich zeigen. SH: Und wie steht es mit der jungen Generation? Kann man sie heute für eine solche Beuys-Ausstellung interessieren? EW: Ich denke ja, wenn das Ganze nicht zu kopflastig rüberkommt. Sonst drehen sich die Leute um, weil sie das intellektuelle Potenzial von Beuys nicht aushalten. Mal abgesehen davon verstehen viele seine Arbeit nicht, aber viele halten sie schlicht nicht aus. Das sehe ich als Problem. RR: Es gibt einen sehr schönen Satz von Johannes Stüttgen dazu: „Erklärungen sind der eigentliche Terror unserer Zeit.“ Beuys war da ganz anders drauf. Er hat nicht erklärt, sondern er hat etwas gezeigt. Er hat gefragt: Interessiert dich das? Willst du dich da abholen lassen? Dann können wir weiterreden.


49 SH: Wenn es möglich wäre, ihm noch einmal ­ ersönlich gegenüberzustehen, was würdet ihr ihn p fragen wollen? EW: Ich würde ihn zu den verschiedenen Ansätzen zu seinem 100. Geburtstag und diese inflationäre Ausstellungssituation befragen, die wir in diesem Jahr haben. Wie ihm das gefällt und was er besser oder anders machen würde. Ich glaube, das wäre ein sehr langer Vortrag, den wir hören würden. RR: Das ist eine tolle Frage – nach der Rezeption seiner eigenen Arbeit und seines Lebens, wie er das heute bewerten würde, was da gemacht wird! Also ich würde ihn fragen: Wie kommen wir mit seinen fruchtbaren Ansätzen an nächste ­G enerationen heran? Welchen Weg sollen wir gehen? Den künstlerischen oder den politischen? Eigentlich ist der Versuch mit der Politik ja schon sehr schnell gescheitert ...

EW: Also für mich ist er DER große Künstler oder, genauer formuliert, die wichtigste Künstlerpersönlichkeit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. RR: Ja, aber das künstlerische Potenzial mit der Sozialgestaltung zu verbinden, das schreit ja heutzutage geradezu danach. Wir wissen doch, dass alles, sowohl die Finanzkrise als auch die Klimakrise, letztendlich sogar Corona, Systemergebnisse sind. Und dass dieses System an die Wand fährt, wenn wir nichts ändern. EW: Bingo! Bis 4 . Juli 202 1 E i n Wo o d s t o c k d e r I d e e n – Joseph B euys, Achberg und der deutsche Süden Museum Ulm museumulm. de

RR: Er hat ja mal gesagt, wenn er im Bundestag wäre, würde er daraus eine Kunstaktion machen.

Die Ausstellung wandert anschließend in die Kunsthalle Vogelmann, Heilbronn (17. Juli bis 31. Oktober 2021). Darüber hinaus sind Teile der Beuys-Sammlung von Erhard Witzel im Wiener Belvedere zu sehen („Joseph Beuys – ­Denken. ­Handeln. Vermitteln“, 5. März bis 13. Juni 2021).

Joseph Beuys und Rainer Rappmann (Mitte) auf der Terrasse des Humboldt-Hauses, Jahreskongress, 1974, Foto: Achberger Beuys-Archiv

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EW: Ich glaube, der Mensch Joseph Beuys würde sich heute mehr auf die Kunst konzentrieren als auf die Politik.


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Jo s e ph B e uy s ’ „ H on i g pu mp e“ k a m au s Wa n g e n i m A l l g äu

Sie war als Bild gemeint für den „Blutkreislauf der Gesellschaft“. Joseph Beuys hatte mit der Erweiterung des Kunstbegriffes seinen Fokus vom Blutkreislauf auf gesellschaftliche Kreislaufmodelle verlegt. So sei der Geldkreislauf wie ein Blutstrom zu denken und so hätte in den Schläuchen der „Honigpumpe“ auch Blut fließen können. „Die Honigpumpe am Arbeitsplatz“, die er während der „documenta 6“ 100 Tage lang im Fridericianum in Kassel installierte hatte, ist diesbezüglich eines seiner bekanntesten Werke. Sie steht einstigen Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung im Sommer 197 7 bis heute lebhaft vor ­Augen: ein Rohr- und Schlauchsystem, das zwei Tonnen ­H onig, verdünnt mit destilliertem Wasser, bis unter das Dach des Treppenhauses hochpumpte, von wo es über den Seminarraum der „Free I­ nternational University“ (FIU) zurückgeführt wurde. Um diese immens aufwendige Anlage nach den Wünschen von Joseph Beuys zum Laufen und den Honig buchstäblich zum Fließen zu bringen, bedurfte es enormen technischen ­Equipments und Know-hows. Wer Beuys’ Idee zu dieser ­I nstallation aufgriff und wo die Pumpanlage schließlich k ­ onstruiert wurde, ist damals wie heute vielen Menschen nicht bewusst. Es verbirgt sich dahinter eine spannende, b ­ einah unglaubliche Geschichte ... Ihren Anfang nahm diese auf der Internationalen Industriemesse in Hannover im Frühjahr 1977. Alwis Wilmsen, damals Geschäftsführer und Vertriebsleiter der Pumpen­ fabrik Wangen im Allgäu, stellte hier aus. Im Getöse vieler Gespräche und Anfragen nach Pumpenlösungen betrat plötzlich ein Mann mit Hut und Fliegerweste den Stand und fragte: „Können Sie Honig pumpen?“ Wen Wilmsen da vor sich ­hatte, war ihm nicht bekannt. „Wie hätten Sie es denn gern?“, reagierte er spontan und ohne einen blassen Schimmer, was dann kommen würde. Daraufhin setzte sich Beuys und fing an zu zeichnen, wie er sich diese gewaltige Rauminstallation vorstellte. Den Auftrag erhielt Wilmsen noch vor Ort per

Handschlag, ein Vertrag wurde erst später auf Drängen der Pumpenfabrik unterschrieben. So ganz zufällig war Beuys gleichwohl nicht auf die Pumpenfabrik gestoßen, damals die einzige Firma, die sich in der Lage sah, das zähflüssige Mate­ rial durch transparente Schläuche und verzinnte Rohre in derartige Höhen zu befördern. Wilmsen erinnert sich: „Der Galerist und Kurator René Block suchte für Joseph Beuys schon seit Jahren nach einer Pumpenfirma, die Honig pumpen könnte. Er hörte zufällig von seinem Bruder, der mit mir in Wangen zusammenarbeitete, von unseren Spezialpumpen. Er informierte Beuys und schickte ihn nach Hannover“, ­erzählt er in einem Gespräch mit Verleger Peter Schata im ­August 1997. Getreu dem Motto, erst verkaufen, dann konstruieren und produzieren, machten sich nun also zwei Wangener Ingenieure an die Arbeit. Viel Zeit blieb Anton Kaiser und Karl Zotter bis zur Eröffnung der „documenta 6“ am 24. Juni 1977 nicht mehr. Am 6. Juni reisten sie mit Beuys nach Kassel und bauten zusammen mit ihm auf. Ohne gegenseitiges Verstehen, Lernen und Akzeptieren hätte es dieses einmalige Werk wohl nicht gegeben. Während der folgenden 100 Tage lernte Beuys seine „Honigpumpe“ immer mehr lieben. Jeden Morgen nahm er sie selbst in Betrieb, justierte die Drehzahl neu, stellte die Luftzufuhr ein. „Ich habe mal wieder den Honig probiert, schmeckt gut!“, stellte er bisweilen sichtlich zu­ frieden fest. Wilmsen seinerseits ist bis heute von dessen technischem Verständnis und Können fasziniert. Beinahe wäre es noch zu einem zweiten Projekt mit der Pumpenfabrik gekommen. Im Februar 1985 trafen sich Michael Ende und ­Joseph Beuys zu Gesprächen über „Kunst + Politik“ in der Freien Waldorfschule Wangen. Hier fand auch ein Austausch über die Konstruktion einer Fettpumpe zwischen Wilmsen und Beuys statt. Ganze Blöcke hätten damit gepumpt werden können. „Das wäre ein riesiges Ding geworden“, so Wilmsen. Wäre Beuys nicht im Jahr darauf gestorben ...

linke Seite: Joseph Beuys während des Aufbaus der „Honigpumpe“ auf der „documenta 6“ in der Rotunde des Fridericianums in Kassel 1977, Foto: © Archiv der Pumpenfabrik Wangen GmbH

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Der Mann, der Honig zum Fließen brachte


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Michael Ende, Rainer Rappmann und Joseph Beuys in der Freien Waldorfschule Wangen, 10. Februar 1985, Foto: Roland Rasemann Die Veranstaltung wurde von der Freien Volkshochschule Argental (FIU-Zweigstelle) als Abschluss eines dreitägigen Treffens ausgerichtet. Eine Publikation und eine CD über die Veranstaltung ist im FIU-Verlag erhältlich: „Joseph Beuys und Michael Ende. Kunst und Politik – Ein Gespräch“, 1989.

Dass es sich bei Alwis Wilmsen, geboren 1939 in Appeldorn am Niederrhein, um eine Persönlichkeit von besonderer ­V italität handelt, beweist nicht nur sein Beitrag zur „Honigpumpe“. Der promovierte Mediziner wechselte 197 1 als Geschäftsführer in die Pumpenfabrik Wangen, alternativen Projekten gegenüber war er stets engagiert aufgeschlossen. 2010 eröffnet er schließlich zusammen mit seiner Frau Helga

Frieda Martha eine Galerie für zeitgenössische Kunst in ­M aria-Thann bei Wangen. Eingerichtet in den eigenen Wohnräumen kam es ihm auf die Verwirklichung der Idee an, selbst mit Kunstwerken zu leben und sie temporär der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Erfahren von Kunst erhält auf diesem Wege eine zusätzliche persönliche und intime Note. Ob er nicht statt Pumpen die Kunst der Verwandtschaft


vermitteln wolle, hatte ihn seine Frau zuvor gefragt. Denn nicht nur sie war Meisterschülerin von Raimer Jochims, ­sondern auch seine Schwester, die Bildhauerin Anna Maria Kubach-Wilmsen. Deren Mann Wolfgang Kubach (beide gründeten 1998 die Fondation Kubach-Wilmsen in Bad Münster am Stein) sowie Tochter Livia Kubach-Kropp haben sich ebenfalls der bildenden Kunst verschrieben. Das habe ihn zu neuen Taten angespornt. Wiederum ohne blassen Schimmer von Kunstmessen und Galeriewesen. Doch Wilmsen ist jemand, der sich von kaum etwas abhalten lässt. Und so konzentriert er sich auf die Avantgarde mit renommierten Namen wie Emil Schumacher, Jannis Kounellis, Hermann Nitsch,

K. O. Götz, Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker der ZERO-Gruppe, Piero Dorazio oder Adolf Luther. 2014, ­n achdem in der letzten Maria-Thanner-Ausstellung das Schaffen von Joseph Beuys mit Objekten, Grafiken und ­Multiples ­g ewürdigt wurde, verlagert er die ­G alerie nach Rheineck in die Schweiz. Wiederum als Wohnraumgalerie, nur steht hier neu die Kunstvermittlung von Werken an einen inter­n ationalen Käuferkreis im Zentrum. Dabei spielen Kunstmessen wie die art KARLSRUHE weiterhin eine Rolle. BABETTE CAESAR

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54 M it Jo s e ph B e uy s du r c h d a s A l l g äu

50 Jahre „INKA“

Joseph Beuys mit Rudolf Saacke vor dem Humboldt-Haus in Achberg, Ostern 1975, Foto: Rainer Rappmann

Joseph Beuys innerhalb Deutschlands allein in Düsseldorf oder Kassel zu verorten, würde dem Jahrhundertkünstler nicht gerecht werden. Dies zeigen seine regelmäßigen Aufenthalte in den 1970er- und 1980er-Jahren im Allgäu und in Oberschwaben. Hierbei spielte die gebürtige Hamburgerin Ingrid Feustel aus Wangen im Allgäu eine zentrale Rolle. Wohlgemerkt auf verschlungenen Wegen, bis es so weit war, dass sich 1971 der Verein „Internationales Kulturzentrum Achberg (INKA)“ gründete und in der Gemeinde Achberg das heute als Humboldt-Haus bekannte Tagungs- und Seminargebäude erwarb. 26 Jahre stand sie bis 2019 dem Verein „Interessengemeinschaft für Lebensgestaltung e. V.“ in


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Dodo Ritter, Peter Schilinski, Ingrid Feustel (Dörnte), vor der „Alten Post“, aus: „Das Internationale Kulturzentrum Achberg (INKA), vom „Achberger Jahreskongress Dritter Weg“, 1974, Stills: Eva Hocke, zusammengestellt von Ramon Brüll und Rainer Rappmann aus den Super-8-Filmen von Ernst Sumpich, Peter Schata und Rainer Rappmann, Video, ca. 40 Min., info3-Verlag/Frankfurt & FIU-Verlag/Achberg, Achberg 2016

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­ angen vor. In Hamburg in den 1960er-Jahren erinnert sie W sich an ihre Besuche in der Teestube „Witthüs“ nahe dem Hauptbahnhof in Brandsende. An die tolle Atmosphäre und an die „Rundgespräche“, in denen es um aktuelle politische Fragen und Lebensthemen ging. Über den Kontakt zu Peter Schilinski (1916–1992) und der Schauspielerin Ursula „Ulle“ Weber (1921–2008) ist sie schließlich auf die Nordseeinsel Sylt gekommen. In die „Witthüs-Teestube“ in Wenning­ stedt, wo der Anthroposoph, Sozialpädagoge und Aktionist Peter Schilinski bereits 195 4 mit Ulle eine erste Lebens-, Wohn- und Arbeitsgemeinschaft gegründet hatte. Hier wurde dem Impuls der „ Dreigliederung des sozialen ­O rganismus“, wie ihn Rudolf Steiner begründet hat, nach­ gegangen. „Ich kenne kein anderes Forum, das so geführt wurde“, blickt Ingrid Feustel begeistert auf die „Rundgespräche“ während der Studentenbewegung zurück. Die Essenz dieser Debatten veröffentlichte Peter Schilinski seit 1958 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „jedermann“, die heute noch als „jedermensch“ existiert. Von ihm ging der Gedanke an ein großes Haus als Forschungseinrichtung und Versammlungsraum aus. Gesucht wurde in Mitteldeutschland und gefunden wurde es in Achberg. Hier kommt der 1899 in Jena geborene Bauhäusler, Formgestalter und Plastiker Hanns Hoffmann-Lederer ins Spiel. Stark geprägt von Johannes Itten und dessen privaten Kunstschulen in Zürich und Berlin in den 1920er-Jahren ­e rhielt er 1950 eine Professur an der Werkkunstschule Darmstadt. Nach seiner Emeritierung 1963 zog er sich mit


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seiner Frau Mila in sein Haus „Akron“ in Achberg zurück, um hier das Spätwerk der „Raumformen“ zu vollenden. Er war es, der aus „jedermann“ von der neuen Standortsuche erfuhr und Peter Schilinski ein Wiesengrundstück in Achberg anbot. Da dieses aber nicht bebaubar war, ersteigerte das INKA Anfang 1971 das benachbarte leer stehende Hotelgebäude. Zwischenzeitlich war auch I­ ngrid Feustel vom Norden in den Süden gezogen. Sie mietete 1973 das Gasthaus „Alte Post“ in der nahe gelegenen Ortschaft Hergensweiler und führte 1975 einen Stammtisch mit ­„ Rundgesprächen“ ein. Auf die Frage, warum so viele aus Norddeutschland sich gerade hierher, in diese von Wäldern und Wiesen eingebettete Hügellandschaft aufmachten, lacht sie und sagt: „Des INKA wegen.“ Mit ihr zogen Anfang der 1970er-Jahre Ulle Weber, die Künstlerin Traute Nierth, das Ehepaar Jutta und Fred Lauer mit Peter Schilinski von Sylt in den Süden sowie der Sozialforscher und An­ throposoph Wilfried Heidt aus Lörrach an den Bodensee. Während sich bis 197 7 in der „Alten Post“ die s­ ogenannte „Gruppe B“ an der Praxis orientierte, konzentrierte sich die „Gruppe A“ im Humboldt-Haus mit Vorträgen und Se­ minaren auf den wissenschaftlichen Zweig. Stets mit dem Ziel eines geistig-politischen Auf bruchs jenseits von ­K apitalismus und Kommunismus auf der Basis von Begegnung und Bewegung. 1973 war Joseph Beuys erstmals offiziell ­Teilnehmer und Referent beim ersten Achberger Jahres­ kongresses. Inoffiziell hatte er schon zu Sylter Zeiten Kontakt mit Peter Schilinski und war seit den 1960er-Jahren „jedermann“-Abonnent. An der Gründung des INKA beteiligte er sich mit einer größeren Summe Geld, hält FIU-Verleger ­R ainer Rappmann fest. Es waren die frühen Achberger Jahre, in denen Ingrid Feustel Joseph Beuys in der „Alten Post“ ­bewirtete. „Beuys hat jeden, der vor ihm stand, als Mensch ­gesehen“, erinnert sie sich an persönliche Begegnungen, in denen selbst die Zubereitung und das Auftragen des Essens zur „Sozialen Plastik“ geriet.

„Vom Chaos zur Form – Theater und Aktion für die Soziale Skulptur“, mit Christoph Schlingensief, Vera Kamaryt und Johannes Stüttgen, Veranstaltung des Vereins Soziale Skulptur in den Räumen des INKA, Humboldt-Haus, Achberg, 2000, Ausschnitt Umschlagrückseite des Titels „Schlingensief/Stüttgen: Zum Kapital – Als Christoph Schlingensief das Unsichtbare gesucht hat“, FIU-Verlag


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Joseph Beuys während seines Vortrags „Jeder Mensch ein Künstler“ im Internationalen Kulturzentrum Achberg (INKA), 23. März 1978. Im Humboldt-Haus beschriftete er die drei „Achberger Tafeln“

Im März 1978 hielt Beuys im Humboldt-Haus seine Rede ­„ Jeder Mensch ein Künstler“. In diesem Kontext realisierte er die drei sogenannten „Achberger Tafeln“. Mit weißer K ­ reide auf dunkel beschichtetem Holz gezeichnet und g­ eschrieben, sind Gedankenbilder entstanden, die sich mit dem „Erweiterten Kunstbegriff “ auseinandersetzen. Wer sich an diesem 23. März auch im Auditorium befand, war der Galerist Ewald Karl Schrade. Er betrieb seit 1973 die Schlosshofgalerie im ­A lten Schloss in Kißlegg als damals einzige private Galerie zwischen Ulm, Lindau und Konstanz. Bereits hier eröffnete er neben den zahlreichen Gruppen- und Einzel­ausstellungen das weltweit erste Besen-Museum, das es bis heute auf Schloss Mochental gibt. Ewald Karl Schrade war es, der Beuys’ Tafeln nach der Achberg-Aktion in die Schlosshofgalerie brachte und sie dort ein Jahr lang aus­stellte. Von „meinen ­Tafeln“ spricht er heute noch, sich besinnend auf alte Zeiten, als unter anderem Peter Schata in Kißlegg Dozent der Win­ terakademie für Radierungen war. Er betrieb Anfang der 1980er-Jahre den Achberger Buchverlag und führte in Lindau eine Buchhandlung unter dem Namen „Machandelboom“. Peter Schata spielte eine wichtige Vermittlerrolle innerhalb des Achberger Kreises.

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und hielt anschließend seinen Vortrag. Foto: © Peter Schata


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Ob Werbung Kunst ist, hängt davon ab, wofür sie wirbt. Joseph Beuys

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Bienenfleiß (Hardcover) Joseph Beuys und die Honigpumpe aus dem Allgäu auf der documenta 6, 1977 Herausgeber: Aloys Wilmsen Erstauflage: 2021 Seitenanzahl: 191 Seiten Sprache: Deutsch Maße: 21,5 x 15,3 x 1,06 cm ISBN: 978-3-9525407-0-1 27 EUR „Das schlüssig und verständlich geschriebene Druckwerk ist ein Muss für Alle, die die progressiven Ideen zu Staat, Wissenschaft, Kunst und Leben und natürlich auch die Arbeiten von Beuys längstens schätzen. Für die, die diesen Ausnahmekünstler und eines seiner Hauptwerke, ‚Die Honigpumpe‘, besser kennen- und verstehen lernen wollen, ist es zweifellos eine Offenbarung.“ Erhard Witzel Sondereditionen zur Montage und Inbetriebnahme der „Honigpumpe von Joseph Beuys“, 1977 auf der documenta 6 in Kassel, sind über die Galerie erhältlich.

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Katharina Sieverding und Rainer Rappmann im Gespräch, „Das Weibliche und der Sonnenstaat“, 3. Beuys-Syposium, 28. August bis 4. September 2005, Veranstaltung des Vereins zur Förderung des Erweiterten Kunstbegriffs und der Sozialen Plastik e. V. in den Räumen des INKA, Humboldt-Haus, Achberg, Foto: Babette Caesar 1967 wechselte Katharina Sieverding in die Klasse von Joseph Beuys, wo sie ihr Studium als Meisterschülerin im Jahr 1972 abschloss.

28. Mai bis 13. Dezember 202 1 50 Jahre Inte r nat ionales Kult urze nt r um Achbe rg (I N K A) A u s s t e l l u n g m i t We r k e n v o n H a n n s H o f f m a n n - L e d e r e r, ­M y a r i a K e l l e r u n d J o s e p h B e u y s Z u r E rö f f n u n g a m 2 8 . M a i 2 0 2 1 Vo r t ra g v o n I n g r i d F e u s t e l , Wa n g e n „ H a n n s H o f f m a n n - L e d e r e r – E i n I m p u l s g e b e r f ü r d a s I N K A“ B u c h p rä s e n t a t i o n v o n P ro f. J u s t u s T h e i n e r t , S t u t t g a r t „W i s s e n d e s G e s t a l t e n“ , H a n n s H o f f m a n n - L e d e r e r, F a k s i m i l e H u m b o l d t- H a u s , A c h b e r g - E s s e ra t s w e i l e r www. k ult ur z e nt r um- achbe rg. de

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BABETTE CAESAR

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197 7 verlagerte Peter Schilinski seine Arbeit in ­R ichtung ­Bodensee in die Lindauer Ortschaft Wasserburg. Hier hatte sich 1976 in der Nachfolge der „Alten Post“ der Verein ­„Modell Wasserburg e. V.“ mit Ingrid Feustel als zweiter Vorsitzender gegründet. Der Verein erwarb das einstige ­Tanzcafé Uhlmann, das auf den Namen „Eulenspiegel“ um­getauft wurde. Die Idee war, etwas Eigenes aufzubauen, also unabhängig vom INKA. Eine selbstverwaltete Lebens- und Arbeitsgemeinschaft, die nach dem Sylter Modell auf drei S ­ äulen aufgebaut war: Restaurant, Seminarraum und ein s­ eparates Holzhaus für Übernachtungen. Nach dem Tode von Peter Schilinski im Dezember 1992 betrieb die Gemeinschaft das Projekt weiter – bis heute. Ob Joseph Beuys zu Lebzeiten den „Eulenspiegel“ besucht hat, ist offen. Dass er aber im Februar 1985, ein Jahr vor seinem Tod, in Wangen im Gespräch mit Michael Ende über „Kunst + P ­ olitik“ einen denkwürdigen Auftritt in der Freien Waldorfschule hatte, ist vielen damals Zuhörenden noch lebhaft im Gedächtnis.


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Interview mit Ewald Karl Schrade „Jeder Mensch ein Künstler“

ARTMAPP: Herr Schrade, 1972 sind Sie nach ­K ißlegg ins Allgäu gezogen. Schon in den 1960er-Jahren haben Sie in Reutlingen in einer Galerie progressive Ausstellungen mitorganisiert und 1971 eine eigene Galerie eröffnet. Wie kam es zur Gründung der Kißlegger Schlosshofgalerie und was bedeutet sie Ihnen heute noch? Im Juni plant Galerist Ewald Karl Schrade eine Ausstellung mit Werken von Joseph Beuys, Derek Kremer und Peter ­Schata in seiner Galerie in Schloss Mochental. Wie er Anfang der 1970er-Jahre im Allgäu die Kißlegger Schlosshofgalerie gründete und wie er im Humboldt-Haus während des „Achberger Jahreskongresses“ im März 1978 Joseph Beuys erlebte, darüber sprach Babette Caesar mit ihm.

Ewald Karl Schrade: Ich zog mit meiner damaligen Frau ­D orothea und unseren Söhnen in ein Nebengebäude des ­A lten Schlosses Kißlegg der gräf lichen Familie von Waldburg-Wolfegg. Meine Frau führte dort ihre Werkkurse fort und ich begann 1973 mit der Schlosshofgalerie als Erweiterung meiner Reutlinger Galerietätigkeit. In dieser Zeit hatte ich Kontakte zum INKA (Internationales Kulturzentrum Achberg), von welchem auch der Impuls zur Gründung der Freien Waldorfschule 1976 in Wangen ausging, in die dann unsere Söhne gingen. Bis heute habe ich gute Kontakte zu ­einigen Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern aus dieser Zeit. ARTMAPP: Sie waren 1978 mit dabei, als Joseph Beuys im Humboldt-Haus während seines Vor­ trages „Jeder Mensch ein Künstler“ die „Achberger Tafeln“ schuf. − Was verbindet Sie mit diesen Tafeln und wissen Sie, was aus ihnen geworden ist? EKS: Kurze Zeit nach dem Vortrag kamen die Tafeln in die ­Galerie nach Kißlegg, wo sie für ein ganzes Jahr ausgestellt wurden. Leider konnte ich sie nicht verkaufen. Trotzdem war es einer meiner vielen Höhepunkte der Kißlegger Galerie­ tätigkeit. Danach waren sie beim Kollegen Alfred Schmela in Düsseldorf zu sehen, er hat sie dann sehr schnell an einen

Shmuel Shapiro und Ewald Karl Schrade bei der Eröffnung der Ausstellung „Amerikanische Malerei“ in der Schloßhofgalerie Kißlegg, 1977, Foto: © Galerie Schrade


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Der Galerist Ewald Schrade in seinem Besenmuseum im Schloss Mochental, Ehingen, Foto: Roland Rasemann, 1996

ARTMAPP: 1985 zogen Sie mit Ihrer Galerie von Kißlegg nach Schloss Mochental. Im Juni 2021 planen Sie hier eine Ausstellung mit Werken von Joseph Beuys, Derek Kremer und Peter Schata. Können Sie schon etwas zum Inhalt sagen, zum Beispiel wie die drei Künstler zueinander stehen? EKS: In der Ausstellung zeige ich Multiples von Joseph Beuys und die „Achberger Tafeln“ aus dem Vortrag „Jeder Mensch ein Künstler“ im Humboldt-Haus 1978 als Faksimiles in ­Originalgröße. Dazu − aus dem direkten Umfeld von Beuys − Zeichnungen und Radierungen von Peter Schata und Objekte von dem Beuys-Schüler und -Aktivisten Derek Kremer, der bereits 1975 in einer Ausstellung in der Schlosshofgalerie vertreten war. Und das alles passend zum 50. Jubiläum, das das INKA und auch ich in diesem Jahr feiern. w w w . g a l e r i e - s c h ra d e . d e

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Sammler verkauft. Bei einem zufälligen Besuch im letzten Sommer mit Susanne Zuehlke im Humboldt-Haus lernten wir die Bildhauerin Daniela Einsdorf und Loes Swart, die ­Leiterin des Humboldt-Hauses, kennen. Da wurden plötzlich alte Erinnerungen wieder wach: meine alten Achberger ­Kontakte, die „Winterakademie Schloss Kißlegg“ und die Ausstellung mit Peter Schata in der Schlosshofgalerie. Schata war langjähriger Mitstreiter von Joseph Beuys, dies auch auf der „documenta 6“ beim Projekt „Honigpumpe“, als Mitautor der „Sozialen Plastik“, Fotograf und Dokumentarfilmer. Er gründete den Achberger Verlag und unterhielt eine Buchhandlung in Lindau. Außerdem war er Dozent bei der „Winterakademie“ und bei den „Achberger Sommerkursen“, wo ich selbst mit den Künstlern Willibrord Haas, Erich ­M ansen und Shmuel Shapiro Kurse für Malerei organisierte. − Daraus entstand die Idee, eine Ausstellung für 2021 zu planen.



63 Jo s e ph B e uy s i n de r S t a at s g a le r ie S t ut t g a r t

Kunst = Kapital

Joseph Beuys, „Steinhase/Goldhase mit Stempel »wählt die Grünen«”, um 1982, Sammlung Lothar Schirmer, München

Joseph Beuys war das Enfant terrible seiner Zeit, stellte die Institution Museum infrage, ging mit seinen Interaktionen auf die Straße und gründete sogar eine eigene Universität. Er ließ alle sich Bewerbenden zum Kunststudium an der Düsseldorfer Akademie zu und flog deshalb selbst aus dem Lehrbetrieb. Er wurde bekannt durch sein Arbeiten mit Fett, Filz und ­Bienenwachs, durch seine Selbstinszenierung mit Hut und Fliegerweste, vor allem aber durch den „Erweiterten Kunst­ begriff “. „Jeder Mensch ein Künstler“, so Beuys, sofern er Verantwortung für seine Handlungen trage, diese bewusst durchführe und dadurch einen aktiven Part an der Gestaltung der Gesellschaft übernimmt. So verstanden, ist Kunst Kapital, das zu ihren Gunsten eingesetzt werden sollte. Ein weiteres Highlight im großen Ausstellungsreigen zum 100. Geburtstag des Ausnahmekünstlers ist in Baden-­ Württembergs Landeshauptstadt zu sehen. Ausgehend von der Rauminstallation „Letzter Raum mit Introspekteur“ ­werden in der Staatsgalerie Stuttgart Beuys’ Strategien zur Aneignung des Museumsraums beleuchtet. Diesen Raum, der bis heute unverändert erhalten blieb, richtete Beuys 1984 selbst ein, unter anderem mit einem beschädigten Rück­ spiegel und dahinter positionierter Fotografie, die auf den „anonymen Beobachter“ verweist, „der sich selbst reflektiert“ (Beuys). Mit dem Raum wollte er einen „Strich unter meine sogenannten Raumplastiken“ ziehen – die Straße, die Öffentlichkeit sollte zum Ort seines Wirkens werden, nicht mehr der Museumsraum, um einen direkteren Zugang zum Alltag der Menschen zu bekommen. Zur Eröffnung des Stirling-Baus der Neuen Staatsgalerie im selben Jahr 1984 griff Beuys spekta­k ulär in die hauseigene Sammlung ein, indem er die Figurinen des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer auf hohe ­S ockel stellte. Von einer Rekonstruktion dieser Provokation ausgehend wird auch Beuys’ Verhältnis zu ­a nderen Künstlerinnen und Künstlern beleuchtet. Das ­Z usammenspiel von Kunst werk, Betrachtenden und

Museumsraum wird anhand von Objekten, Fotografien von unter anderem Lothar Wolleh, einem langjährigen foto­ graf ischen Begleiter von Beuys, und Filmaufnahmen nachgezeichnet und damit „Joseph Beuys. Der Raumkurator“ (so der Titel der Ausstellung) in den Fokus genommen. CHRIS GERBING

Bis 18. Juli 202 1 J o s e p h B e u y s . D e r R a u m k u ra t o r Staatsgaler ie St ut tgar t www. staatsgaler ie. de

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — J O S E P H B E U Y S .1 0 0

© VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Martha Stettler, „Promenade“, um 1908, Privatbesitz

Schloss Achberg Mar tha Stet tler: Eine Schwe i ze r Impressioni st in in Par i s

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1 7. A p r i l b i s 1 8 . J u l i 2 0 2 1

Nach der Retrospektive in Bern 2018, die das Werk von Martha Stettler (1870−1945) als Wiederentdeckung feierte, wird nun auf Schloss Achberg das Œuvre der Künstlerin zum ersten Mal dem deutschen Publikum präsentiert. Die Ausstellung vermittelt einen Einblick einerseits in das Werk einer Malerin, die von der Kunstgeschichtsschreibung bislang ­w enig beachtet wurde, andererseits in ein Stück Frauen­ geschichte Ende des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Im Fokus der Ausstellung stehen Martha Stettlers impressionistische Darstellungen, die in Paris entstanden sind. Die Malerin liebte Freilichtszenen, deren bevorzugte Schauplätze der Jardin du Luxembourg, die Tuilerien-Gärten und der Schlosspark von Versailles sind. Martha Stettler stammte aus einer kunstaffinen Bernburger Familie. Nach der ersten Ausbildung in der Schweiz fuhr die junge Frau 1893 mit ihrer baltischen Lebenspartnerin, der Malerin Alice Dannenberg (1861−1948), nach Paris, um ihre Ausbildung fortzusetzen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Obwohl Stettler als Frau nicht dieselben Ausbildungschancen wie ihre männlichen Kollegen erhielt, setzte sie sich erfolgreich durch und nahm rege am Kunstbetrieb teil. Sie erzielte auf internatio­ nalen Ausstellungen namhafte Auszeichnungen, so 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel oder 1913 auf der „XI. Inter­ nationalen Kunstausstellung“ in München. 1904 war Stettler Mitbegründerin der renommierten Académie de la Grande Chaumière, zu deren Schülerinnen und Schülern unter anderem Alberto Giacometti und Louise

Bourgeois g­ ehörten. Ab 1909 übernahm sie in Paris deren Leitung und entwickelte sie 40 Jahre erfolgreich weiter. Stettler pf legte zeitlebens die Verbindung zur Schweiz, insbeson­ dere zu Bern. Ihr Vater und großer Förderer war der Architekt ­Eugen Stettler (1840–1913). Er war selbst ein virtuoser Aquarellist, eine Be­gabung, die er an seine Tochter weitergab. Zum ersten Mal werden auf Schloss Achberg Aquarelle und Zeichnungen des Vaters der Öffentlichkeit präsentiert. Die von Corinne Linda Sotzek kuratierte Ausstellung wird ermöglicht dank großzügiger Unterstützung zahlreicher öffentlicher und privater Leihgeber, insbesondere durch den Nachlass Martha Stettler und das Kunstmuseum Bern. ­Zudem wird die Schau finanziell gefördert durch die Stiftung Pro Helvetia, die Burgergemeinde Bern und die Ursula Wirz-Stiftung.

SCHLOSSCAFÉ Sa, So und an Fe ie r tage n se r vie re n d i e A l l g ä u e r L a n d f ra u e n r e g i o n a l e S p e z i a l i t ä t e n , ­h a u s g e m a c h t e K u c h e n u n d l e c k e r e s B a u e r n h o f e i s . Öf f nungszeiten: 1 7. A p r i l b i s 1 8 . J u l i 2 0 2 1 u n d 31. Juli bis 2 4 . Ok tober 202 1 F r 1 4 − 1 8 U h r, S a / S o / F e i e r t a g e 1 1 − 1 8 U h r F ühr unge n durch die Au sstellunge n : So und an Feier tagen um 1 4 .30 Uhr Schloss Achberg, D - 8 81 47 Achberg Te l . + 4 9 7 5 1 8 5 9 5 1 0 www. schloss- achbe rg. de


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VISUELLE INTERFERENZEN 1990 – 2020

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Verborgene Spuren Jüdische Künstler*innen und Architekt*innen in Karlsruhe 1900 –1950

06/05 – 08/08/2021

EUROPÄISCHE KULTURTAGE KARLSRUHE


Von Höhlenkunst bis zum Museum der Moderne Zeitreise durch den Süden

Die Schillerhöhe in Marbach mit Schiller-Denkmal, Schiller-Nationalmuseum und Literaturmuseum der Moderne, Foto: © Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal / Corinna Jacobs

Eine Zeitreise ist ein faszinierendes Erlebnis. Man braucht dafür nur die richtige Umgebung. In Baden-Württemberg beginnt sie bei der Höhlenkunst auf der Alb, geht weiter bei den Römern am Limes und den ersten Mönchen auf der Boden­seeinsel Reichenau. Die Klöster brachten die Kultur in den Schwarzwald und den Barock nach Oberschwaben. Mit Schlössern schmückten sich die Herzöge und Mark­ grafen, mit Poesie die Dichter und Denker im Lande. Scheffel, Schiller, Hegel, Hölderlin und Hesse: Der Süden war schon immer ein kreativer Lebensraum. Mit geschichtsträchtigen

Kleinstädten, die ihren ganz eigenen Charme haben, und modernen Großstädten, in denen sich die Kunst der Gegenwart frei entfalten kann. Die Kultur ist in Baden-Württemberg so vielfältig wie das Land selbst. Vom Hohenloher Musiksommer bis zu den Gärten des Bodensees, vom Museum mit moderner Kunst in Baden-Baden bis zu den Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb. Reiseziele voller Poesie und Geschichte, die Lust machen, den Süden zu entdecken.


Neckarfront mit dem Hölderlinturm in Tübingen, Foto: © Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg

2020/21 feiert das Land Baden-Württemberg und mit ihm die literarische Welt Friedrich Hölderlins 250. Geburtstag. Kaum ein anderer Dichter forderte die Literatur und die Künste ­immer wieder so heraus wie er. Kaum einer hat die deutsche Sprache so bereichert wie er. Mit seinen kühnen Sprach­ experimenten, die keiner Strömung, weder Klassik noch Romantik, zuzuordnen sind, führte Hölderlin die Dichtung in die Moderne. Seine tragische Lebensgeschichte in einer Phase großer politischer und kultureller Umbrüche nach der Französischen Revolution spiegelt geradezu symbolisch ein Zeitalter der Extreme: Genie und Krankheit, Traditions­ bewusstsein und Experiment, Aufklärung und das Hadern mit dem Glauben.

Im Jubiläumsjahr laden bis Juni 2021 große Aus­stellungen, unter anderem in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart sowie im Literaturmuseum der Moderne (im Deutschen Literaturarchiv Marbach), zu ­Begegnungen mit diesem großen Dichter ein. Nach ihrer ­Sanierung können sowohl im Hölderlinturm in Tübingen als auch im Geburtshaus in Lauffen am Neckar neu gestal­tete ­interaktive Dauerausstellungen entdeckt werden. In mehr als 650 Veranstaltungen belebt Hölderlin nicht nur Literatur­häuser, Universitäten und Schulen, sondern ebenso Theater, Konzert- und Kinosäle sowie Radio und Fernsehen. We i t e r e I n f o r m a t i o n e n z u K u l t u ra n g e b o t e n in B ade n-Wür t te mbe rg unte r www. k ult ursueden . de

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v o n K u l t u r- H i g h l i g h t s k a n n k o s t e n f r e i u n t e r w w w . t o u r i s m u s - b w . d e /s e r v i c e / b ro s c h u e r e n


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A n s el m K ief e r i n de r K u n st h a l le M a n n he i m

Die große Fracht Anselm Kiefers Werk existiert aus seinen offensichtlichen Widersprüchen. Sie machen die Faszination auf den ersten Blick aus: Tonnenschwer und zerbrechlich, monumental und kleinteilig, exaltiert und morbide – optische Überwältigung und innere Reflexion bedingen einander. Kaum schöner, so scheint es, ließe sich ästhetischer Idealismus noch heute ins Bild setzen. Niemand muss, um sich durch diese Arbeiten sinnlich auf sich selbst zurückgeworfen zu fühlen, alles ­kennen, was der Künstler zitiert. Fühlen ist Wissen. Schmerz ist Wahrheit.

Ein weiterer Antagonismus drängt sich erst beim Gang mit ­K urator Sebastian Baden durch die Ausstellung auf: der ­ständige Gegensatz von Intimität und Ferne in Kiefers Werk. Wie hat Anselm Kiefer sich seinen künstlerischen Habitus selbst ­erschaffen? Aller Kritik an seiner „schlechten Malerei“ oder seinem Mysterienkitsch zum Trotz hat er diesen Habitus, ­offenkundig erfolgreich, zu seinem Konzept absichtsvoll ­rätselhafter Visualität verdichtet.


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Anselm Kiefer, „Große Fracht“, 1981/1996,

Es beginnt mit der „Großen Fracht“ im ersten Raum, der mit dem Obertitel „Gott und Staat“ überschrieben ist, aber ­eigentlich wie die ganze Ausstellung von künstlerischen ­W iderstandsgesten handelt: Eine großformatige graue ­Meereslandschaft mit einem scheinbar darauf niedergegan­ genen Flugzeugrumpf, von dem es ostentativ heißt, er sei aus Bleiplatten vom Dach des Kölner Doms zusammengebaut. Der Wink mit dem nationalkulturellen Zaunpfahl ergänzt sich stimmig mit dem Zitat von Ingeborg Bachmanns Gedicht, auf das der Bildtitel Bezug nimmt. Die „Große Fracht“, so scheint es, meint bei Bachmann wie bei Kiefer auch den Ballast jenes Mythos „Kunst“, der im 20. Jahrhundert so gehörig unter die Räder gekommen ist. Kiefer scheint ihn in seinem

Werk sisyphosartig stets aufs Neue zugleich bestätigen und loswerden, zersetzen zu wollen. Zwischen trostloser Natur und gescheiterter Technik sucht die gottverlassene Kunst trotzig ihr Recht. Die verdorrte Blütenfracht des gestrandeten Fliegers, die aufgehäuften Lasten des Bleis sind Umgebungen von Tod und Neubeginn. Der „Leviathan“, ein riesiger, seitlich aufgetrennter Stahlcontainer, der eine merkwürdige Assoziation mit Courbets Grotten erzeugt, bezieht sich vordergründig mit seinen Bleifahnen und eingepressten Erbsen auf die einst umkämpfte Volkszählung in der Bundesrepublik von 1987, wendet aber die künstlerische Widerstandsgeste ­g egen den Staat als Erben des Totalitarismus. Hinter den ­optisch delikaten und scheinbar so sinnfälligen Oberflächen

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Sammlung Grothe in der Kunsthalle Mannheim, Foto: Charles Duprat, © Anselm Kiefer


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Anselm Kiefer, „Palmsonntag“, 2007, Kiefer-Sammlung Grothe im Franz Marc Museum, Foto: Heiko Daniels / Kunsthalle Mannheim, © Anselm Kiefer

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Installationsansicht „Anselm Kiefer“: „Der fruchtbare Halbmond“, 2010, Sammlung Grothe in der Kunsthalle Mannheim / „Der verlorene Buchstabe“, 2011–2017, Kiefer-Sammlung Grothe im Franz Marc Museum © Anselm Kiefer, Foto: Kunsthalle Mannheim / Rainer Diehl

verbirgt sich bei Kiefer stets der Versuch, das Ästhetische ­zugleich der Verfügbarkeit zu entziehen. Eine kleinformatige Ausgabe des Bleibuchprojekts „20 Jahre Einsamkeit“ erhellt diese gesuchte Unverfügbarkeit schlagartig. Sebastian Baden erzählt, wie er beim Auf bau der Ausstellung einen Blick auf die Innenseiten jener Bleibücher geworfen habe, deren Aufhäufung in ihrer großformatigen Ausführung einst gar mit Géricaults „Floß der Medusa“ verglichen wurden. Baden ­berichtet, wie er auf Zeichnungen, vor allem aber auf eigentümliche Flecken gestoßen sei, die sich bei näherem Hinsehen als Spermaspuren erwiesen hätten. Die intime Innenseite des Werkes verleiht dem Titel der Arbeit nun nicht nur einen ­privaten Hintersinn. Auch der sinnlose Schöpfungsakt des einsamen Künstlers, der sich der virilen Implikationen seines künstlerischen Gebarens bewusst ist, ist eine Autonomie­ geste, planvoll der Einsichtnahme durch das Publikum entzogen. Mit Géricault hat das nichts zu tun, eher schon mit Vito A ­ cconcis Aktion „Seedbed“, bei der dieser sich einst masturbierend unter dem Boden der Galerie Sonnabend verbarg.

Gegenpol dieser verborgenen, schutzsuchenden Intimität ist eben die inszenierte Ferne, das Weitschweifige, Weitgereiste, die ausgestellte poetisierende Weltoffenheit, mit der Kiefer seine Arbeiten auch im immateriellen Sinn stets groß auf­ zuziehen versucht. „Shebirath Ha-Kelim“ und „Lilith“, zwei seiner viel gezeigten Arbeiten aus der Zeit vor 1993, lesen sich vor diesem Hintergrund wie Sehnsuchts­gesten nach einem Ursprung, einem imaginären Boden für das Künstlersein, ­e iner unveräußerlichen ästhetischen Privat­mythologie. ­L etztere könnte den arg assoziativen Charakter einiger ­Motivcollagen erklären – etwa in „Palmsonntag“, der Großinstallation einer entwurzelten Palme im dritten Saal, die von einem Ziegelhaufen gestützt wird. Zu dieser gehört, als sei der Fingerzeige nie genug, ein Tableau aus 30 groß­formatigen Rahmen mit getrockneten Pflanzen und anderen Gegenständen, die mit Gips überarbeitet wurden. Der Bezug des Titels auf die Liturgie des Neuen Testaments ist wiederum biografisch konnotiert, wie Sebastian Baden mit Verweis auf Kiefers Jugend anmerkt, in der dieser zeitweilig Messdiener gewesen


sei. Neben den getrockneten Pf lanzen finden sich in den ­ ahmen Dornengestrüpp, Keuschheitsgürtel und Teile einer R Bärenfalle. Sie lassen sich (vor dem Phallus der gefällten ­P alme) als symbolische Verweise auf die Muttergottes ver­ stehen. Maria scheint eine eigentümliche, psychologische Inspiration für Kiefers Werk zu bilden. Seine in Interviews zur Schau gestellte Frauenverehrung, Werkserien wie die „Frauen der Revolution“ oder die „Frauen der Antike“, Gestalten wie Sulamith oder Lilith projizieren das Weibliche als Sinnbild der geistigen Freiheit in der Wüste männlicher Herrschaft. „Palmsonntag“ findet sich in diesem dritten, mit „Tod und Stille“ übertitelten Saal vereint mit den beiden Gemälden „Hortus Conclusus“ und „Schwarze Flocken“. Der Titel des Letzteren zitiert das gleichnamige Gedicht von Paul Celan und zeigt verkohlte Baumstümpfe (die die Anmutung von Runen haben) in einer mit einer B ­ leiplatte versiegelten Einöde. So versinnbildlicht es den N ­ iedergang der Kultur in Folge der Shoah, den Kiefer selbst stets als Bürde für seine künstlerische Entwicklung beklagt hat. Der Zusammenhang dieses Ge­dan­ kens mit der Kreuzwegmetapher des „Palmsonntags“ in diesem Raum ist nicht ganz klar. Sebastian Baden sagt, alles sei mit Kiefer abgesprochen. Das Martyrium Christi und die

Shoah sollten hier keinesfalls in einen direkten Zusammenhang gebracht ­werden. Die Todesthematik finde sich bei Kiefer nun einmal übergreifend in beiden Themen, als eine Art von Eingedenken an jene beiden Todesereignisse, von ­denen der 1945 geborene Kiefer annimmt, dass sie sein Leben in besonderer Weise ­geprägt haben. Die privatgeschichtliche Deutungsoffenheit, die Kiefer im mythologischen Abraum findet, erhält passend hierzu mit der letzten Sektion der Ausstellung eine Art poetologische Rechtfertigung: „Der verlorene Buchstabe“, eine Installation mit einer verrosteten Heidelberger Druckerpresse inmitten künstlicher Sonnenblumenstauden, und „Der fruchtbare Halbmond“, ein Gemälde, das einen zerfallenden Zikkurat in der Wüste zeigt, der aber nicht zufällig an Pieter Bruegels „Turmbau zu Babel“ erinnert, widmen sich dem spezifischen Chandos-Moment in Kiefers Werk: der Verwirrung und dem Verstummen des Logos, den Kiefer in Bildern zu überwinden und die Totenstille mit Lebenszeichen zu füllen hofft. Allein daran zu scheitern, wäre freilich noch keine Kunst. CARSTEN PROBST

www. k uma. ar t

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Urbane Kunst und Kultur­erlebnisse in Mannheim S TA D T.WA N D. K U N S T

In Mannheim zaubern international bekannte Graffiti-­ Artists „Murals“ auf Fassaden und lassen so die gesamte Stadt zu einer spannenden Open Air-Galerie für Street Art werden – jederzeit und für alle zugänglich. Die Liste der Künstler*innen, die sich bei geführten Touren oder im ­A lleingang entdecken lassen, liest sich mit Namen wie ­R uben Sanchez aus Madrid oder dem Leipziger Künstler Bond T ­ rulow wie ein Who is Who der Szene.

A NSE L M K I E F E R I N DE R K U NS T H A L L E M A N N HE I M

© Alexander Krziwanie

Die Kunsthalle Mannheim präsentiert 2021 Werke von ­ nselm Kiefer, dem vielleicht bekanntesten deutschen A Künstler der Gegenwart. Zu entdecken sind 19 monumen­ tale Malereien und Skulpturen, die durch ihre Größe und Materialität beeindrucken – schließlich sind die Lieblingswerkstoffe des Ausnahmekünstlers Asche und Blei. Sein Werk ist im Neubau der Kunsthalle optimal präsentiert und gibt Einblick in ­K iefers künstlerische Beschäftigung mit der deutschen und jüdischen Geschichte sowie den Medien der Erinnerungskultur. w w w . v i s i t- m a n n h e i m . d e

Döbele Kunst Mannheim CORONA HÄLT DIE KUNST NICHT AUF Nach der Absage der art-Karlsruhe 2021 zeigen wir das Messeprogramm zu Hause: Den traditionellen Stand mit „Our Classics. Face to face“ 30.04. – 05.06.21 bei Döbele Kunst Mannheim private Die One-Artist-Show mit „Igor Oleinikov. Lichtmagie“ 30.04. – 05.06.21 bei Döbele Kunst Mannheim Schaudepot

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LU


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Aufbruch!

Johann Schulz-Sobez, Galerist, Foto: Christian Borth

„Für uns sind Kunstwerke keine toten Objekte, die hinter ein Absperrband gehören. Vielmehr ist ihr Platz mitten im Leben, um dem Betrachter neue Perspektiven und Horizonte zu eröffnen.“ Was so als Motto auf der Website der Mannheimer Prince House Gallery zu lesen ist, hat nun, im Lockdown, eine ganz neue, besondere Bedeutung bekommen.

Der etwa 200 Quadratmeter großen Galerie an der Ecke zum Stadtteil Jungbusch, ganz in der Nähe von Popakademie, Musikpark und Port25 – Raum für Gegenwartskunst, sieht man sofort an, was „mitten im Leben“ hier meint: Das Portfolio ist auf entspannte Weise unkonventionell: Medienübergreifende Kunst wird gezeigt mit einem Fokus auf Fotografie und Figuration. Viele junge Künstlerinnen und Künstler sind zu entdecken, etwa Katerina Belkina, deren Malerei-Fotografie-­ Hybride Kunstgeschichte zitieren, doch dabei ganz in der digitalen Gegenwart wurzeln. Christian Klants analoge „Wet Plates“ sind bereits ­international bekannt. Auch das fotografische Werk von Peter Mathis fällt auf: Man kennt den Österreicher für seine ­strengen Winterlandschaften, seine Berg- und Schneebilder. Oder die malerischen Fotografien von Florian Richter, die ­Naturmalereien von Andreas Scholz, die Fotografien des weltberühmten Gerhard Vormwald sowie die Werke des Holzbildhauers Lars Zech – die Künstlerinnen und Künstler der Galerie wollen überraschen, auch in ihrer bildnerischen Originalität gefallen. Seit 2016 gibt es die Galerie schon, berichtet Johann Schulz-Sobez, Kunsthistoriker und Philosoph, der für das Programm verantwortlich ist und die Galerie zusammen mit Eva Herzer und Laura Sobez leitet. Es geht den dreien um das, was sie „visuelle Kultur“ nennen: Sie tragen eine Leidenschaft für Bilder in sich, der sie in ihrer Galeriearbeit auf vielfältige Weise nachgehen – sogar über einen Tresorraum als Aus­ stellungsf läche verfügt die Galerie in den Räumen einer ehemaligen Sparkasse. Mit Werken von Robert Häusser, Gerhard Vormwald oder Ralf Brueck konnte die Galerie bereits international ­erfolgreiche Fotokunst präsentieren, doch auch das Unentdeckte, Neue, Ungesicherte liegt Schulz-Sobez am Herzen. „Neue Perspektiven und Horizonte“, das ist den Macherinnen und Machern ein Anliegen, die etwa mit ihren „Abendpromenaden mit Werkschau“ ganz eigene Formen der Vermittlung gefunden haben. Im Bereich Digitalisierung geht die Galerie in Zeiten von Corona viele neue Wege: Kunstberatung online oder ­v irtuelle Ausstattung von Räumen, virtuelle Ausstellungen, hybride Vermittlungsformen, Einzeltermine oder sehr persönliche Veranstaltungen für klein(st)e Gruppen – vieles ist auch derzeit möglich.


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Ansicht der Skulptur von Lars Zech, „Moving Portraits 7“, 2019, begleitet von Ralf Brueck, „Nagasaki“, 2019, und Shinji Himeno, „Stürzende“, 2019, Foto: Sabine Arndt Heidelberg

begleiten die Schau. Diese Ausstellung versteht sich nicht zuletzt als Ausdruck des Muts, „nach vorne zu schreiten, sichtbar zu sein, etwas zu zeigen, mit Erfolg und auch mit dem Risiko des Scheiterns“, so Johann Schulz-Sobez. MARC PESCHKE

P r ince House Galler y H 7, 1 (a l t e S p a r k a s s e), 6 8 1 5 9 M a n n h e i m galler y@pr incehouse. de www. pr incehouse. de

QR-Code-Link: Registrierung für unsere virtuelle Galerie

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Bereits am 18. März eröffnete die nächste Ausstellung, die den Titel „Auf bruch“ trägt und bis zum 30. Mai zu sehen sein wird. 17 Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden präsentiert, darunter Sabine Becker, Ralf Brueck, Daniel & Geo Fuchs, Peter ­M athis und Gerhard Vormwald. Eingefangen werden soll nicht nur eine Stimmung des Auf bruchs, sondern mehr als das. „Etwas bricht in diesen Zeiten gerade auf “, erläutert der Galerist. Standpunkte stehen infrage, es ist eine Zeit der Selbstreflexion. Deshalb wird die Ausstellung die Rolle der Galeriearbeit hinterfragen, aber ebenso jene der Künstlerinnen und Künstler. Etwas ganz Besonderes ist die kuratorisch raffinierte Idee der Gegenüberstellung von älteren und neuen Arbeiten der Kunstschaffenden. Was ist in dem „Dazwischen“ passiert? Wo steht die Kunst gerade? Auch davon erzählt diese überaus interessante Schau, die sich alle zwei Wochen verändern wird: Im Tresorraum wird regelmäßig umgehängt und neu zum „Auf bruch“ eingeladen. Wöchentliche Events, Interviews und Vorträge, virtuell und wenn möglich vor Ort,


82 I nt e r v ie w m it S t ef a n ie P at r u no, S t ä dt i s c he G a le r ie K a rl s r u he

Das Museum der Zukunft Anfang Februar übernahm die Kunsthistorikerin Stefanie ­P atruno die Leitung der Städtischen Galerie Karlsruhe. Bis 2016 war sie Kuratorin an der Kunsthalle Mannheim, daran schloss sich die stellvertretende Leitung des Instituts Mathildenhöhe an, das neben dem Museum Künstlerkolonie auch die Städtische Kunstsammlung Darmstadt umfasst. Als besonders reizvoll erlebte Stefanie Patruno die dort praktizierte Interdisziplinarität, das Zusammendenken von Design und Kunst. Der Blick über das eigene Haus auf die umgebende ­k ulturelle Landschaft, Kooperationen mit den in Karlsruhe ansässigen Museen, aber auch mit der Hochschule für Gestaltung (HfG) und der Kunstgeschichte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sind für Patruno unabdingbar für eine Weiterentwicklung der Städtischen Galerie. Chris Gerbing sprach mit Stefanie Patruno über ihren Start und über das „Museum im 21. Jahrhundert“.

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ARTMAPP: Frau Patruno, Sie haben in einer schwierigen Zeit die Leitung der Städtischen ­Galerie Karlsruhe übernommen − die Museen sind fast ein Jahr geschlossen, Ausstellungen wurden deshalb verschoben. Wie wirkt sich dies auf Ihren Start aus? Stefanie Patruno: Ich hatte bereits konkrete Ideen und Vorstellungen für die Städtische Galerie, bevor ich nach Karlsruhe kam. Diesen Blick von außen gleiche ich gerade mit dem Team und der Realität vor Ort ab. Ein Großteil der Ausstellungen für 2021 war bereits geplant bzw. wurde ­coronabedingt auf d ­ ieses Jahr verschoben. Das lässt mir Zeit, die Sammlung kennen­z ulernen und Projekte anzustoßen. Das Jahr 2021 ist für die Städtische Galerie generell ein besonderes Jahr, denn wir ­feiern unser 40-jähriges Bestehen, 25 Jahre Förderkreis-­J ubiläum und die Integration der Sammlung Garnatz in unser Haus. Der Blick zurück zeigt, dass die ­F ragen von ­damals nicht mehr dieselben sind, denn die Anforderungen an Museen ­h aben sich verändert. Vor dem Hintergrund einer zu­nehmend digitalisierten, global ­vernetzten Gesellschaft geht es mir nicht nur um die Präsen­ tation, sondern auch um die Erwei­terung, Kommunikation und Vermittlung der Sammlung aus ­weiteren Blickwinkeln. Ein Drittel der 18- bis 4 4-jährigen Karlsruherinnen und ­K arls­r uher hat Migra­t ionshintergrund – wir müssen die ­g esellschaftspolitisch relevanten Fragen u ­ nserer (Stadt-) Gesellschaft aufnehmen. Und dabei ist mir die Bindung ­bisheriger und die Erschließung neuer Besucherinnen und

Besucher mittels gut durchdachter Vermittlungsangebote ein großes Anliegen, denn ich verstehe das Museum als ­dritten Bildungsort. Ich werde die einzelnen Präsentationsbereiche unter die Lupe nehmen und schauen, was gebraucht wird, um sich bei uns wohlzufühlen. Ich möchte aber auch unsere ­P räsentationsflächen zugunsten von kuratorischen Experimenten aufbrechen, Dialoge ermög­lichen und Brücken bauen in die Gegenwart.


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Daniel Roth, „Landschaft, Netze“, 2020, und „Landschaftsmodell Strand“, 2020, Ausstellungsansicht Städtische Galerie Karlsruhe, Foto: Heinz Pelz

ARTMAPP: Wie wird das konkret vor sich gehen? SP: Nehmen Sie die Ausstellung über den Fotografen Hermann Landshoff, die wir im September eröffnen werden. Ich setze diese lange vergessene, für die Mode- und Porträtfotografie essenziell wichtige Position in Bezug zu den beiden jungen Fotografinnen Elsa & Johanna, die sich selbst zum Thema machen. Landshoff berührt als Spross einer sehr wohlhabenden Münchner Familie zudem das Thema 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, das wir in Karlsruhe

ebenfalls aufgreifen. Mit „Verborgene Spuren“ machen wir bereits im Mai den Anfang und zeigen in einer umfangreichen Präsentation Künstlerinnen und Künstler, die das städtische Kulturleben bis zum Nationalsozialismus mitprägten. Grundlagenforschung war nötig, um vergessene Kultur­ geschichte erstmals in den Blick zu nehmen und die Vielfältigkeit jüdischen Kulturschaffens in Karlsruhe von ­c irca 1890 bis in die 1950er-Jahre zeigen zu können. Neben


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Hanns Ludwig Katz, „Bildnis Elisabeth Kracauer-Ehrenreich“, 1935, Kunsthalle Emden, Foto: Elke Walford, Fotowerkstatt Hamburger Kunsthalle

Kunstwerken, historischen Dokumenten und Architekturplänen wird es auch iPads mit weiteren Informationen geben. Das leitet direkt über zu einem Thema, das mir sehr wichtig ist: Wir brauchen eine Digitalstrategie und müssen langfristig digital und analog, beispielsweise über Multimediaguides und Social Media, vernetzen. Wichtig ist mir zudem, das ­A lleinstellungsmerkmal der Städtischen Galerie Karlsuhe, das Kunstschaffen in der Region und die deutsche Kunst von der Romantik bis zur Gegenwart abzubilden, weiter zu schärfen, gleichzeitig aber zu öffnen. Ich möchte die

Sammlung neu denken und präsentieren, einen Prozess der Neukonzeption in Gang setzen, der von den Kunsthisto­ rikern am KIT f­ lan­k iert werden könnte, aber ebenso von der Kunstakademie, den Partnern im Hallenbau A, dem ZKM und der HfG mit den Studiengängen kuratorische Praxis und Szenografie. ­Zudem möchte ich mit künst­lerischen Projekten in die Stadt hineingehen und auf diese Weise unser Profil in Richtung ­G egenwartskunst und gegen­wärtige Produktionspraxis schärfen.


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ARTMAPP: Bewährtes wie der Hanna-Nagel-Preis oder der Kunstpreis der Stober-Stiftung stehen aber nicht zur Disposition? SP: Nein, ganz sicher nicht. Hier sehe ich aber die Möglich­ keiten einer engeren Verzahnung mit unserer Sammlung. Spannend ist beispielsweise der Dreiklang, den wir allein dieses Jahr in unserem Haus haben: Daniel Roth, dessen Werke wir in einer Ausstellung des Förderkreises präsentieren, ist ­a ktuell Professor an der Akademie; Wilhelm Loth, dessen 100. Geburtstag Anlass zu einer großen Retrospektive ist, war dort als Lehrer tätig; und mit dem Preisträger der Stober-Stiftung, Ralf Gudat, zeigen wir einen Absolventen, der aktuell dort ausgebildet wurde. Für Peco Kawashima, die Preisträgerin des Hanna-Nagel-Preises 2020, räumen wir zudem Teile

unserer Sammlungspräsentation für eine dialogische Schau um. Der lebendige Austausch wird sich bei uns im Haus künftig ebenso spiegeln, wie er mit Karlsruher Kulturinstitutionen stattfinden soll. Die zeitgenössische Kunst halte ich dafür für einen wichtigen Ansatzpunkt, der Verbindungen schafft. Ich stelle mir die Städtische Galerie Karlsruhe als Nukleus kreativer Ansätze von Kunst und Kunstproduktion, von Forschen und Sammeln vor, als Ort kultureller Bildung mit einem leben­digen Austausch. Gern darf dieser dazu führen, dass wir uns an Orte in der Stadt bewegen, die nicht gewöhnlich bzw. normalerweise nicht museal besetzt sind.

Stefanie Patruno, Leiterin der Städtischen Galerie Karlsruhe, 2021, vor dem Werk Jörg Immendorff, „Café Deutschland IV“, 1978, Foto: © ARTIS – Uli Deck

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www. staedt ische-galer ie. de


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Francis Bacon, „Study of a Portrait of a Man“, 1969, Öl auf Leinwand, 35,7 x 30,5 cm, Sammlung der Johannesburg Art Gallery © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Z eh n J a h r e K u n st h a l le Vo g el m a n n i n H e i l br on n

Die Modernen kommen Eigentlich ist in der Kunsthalle Vogelmann das gesamte Jahr 2021 auf das zehnjährige Jubiläum ausgerichtet. Eigentlich deshalb, weil durch die Pandemie vieles in der Schwebe ist. So ging eine Fotoausstellung zu René Groebli ohne Publikum zu Ende und die Festwoche wird geplant in der Hoffnung, nicht absagen zu müssen. Eines aber ist sicher: Die Kunsthalle ­Vogelmann ist mit diesen Unwägbarkeiten in der Kunstwelt derzeit nicht allein, ebenso mit der Hoffnung nach ein wenig

Normalität im Ausstellungsbetrieb. Neben der Beuys-­ Ausstellung, die im Sommer eröffnen und eines der großen Highlights des Jahres 2021 in Heilbronn sein wird, ist „Die Modernen kommen“ der Höhepunkt dieses Frühjahrs. Gezeigt werden ausschließlich Werke aus der Sammlung der Johannesburg Art Gallery, die einen Bogen von der Vor­ moderne bis in unsere heutige Zeit schlagen. Damit spiegelt sich in dieser Ausstellung einer der Schwerpunkte der


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Paul Signac, „La Rochelle“, 1912, Öl auf Leinwand, 71,4 x 100 cm,

Kunsthalle Vogelmann, die Klassische Moderne. Gleichzeitig wird auf diese Weise der Blick auf Kunstwerke ermöglicht, die sonst normalerweise nicht in europäischen Museen zu sehen sind. So sind klangvolle Namen wie Edgar Degas, Claude ­Monet und Pablo Picasso vertreten, aber auch südafrikanische Künstlerinnen und Künstler, die den Expressionismus, der ihnen um 1900 als Vorbild vorgeführt wurde, in einen ­E xpressionismus südafrikanischer Prägung transformierten. Der koloniale Blick wird darüber, insbesondere aber durch Film­einspielungen und im Begleitprogramm, thematisiert. Zugleich wird die e­ urozentristische Sicht auf afrikanische ­Positionen aufgebrochen, die zwischen den Werken europä­ ischer Kunstschaffender hängen. „Die Modernen kommen“ deckt mit 64 Kunstwerken rund 100 Jahre ab: Die Klassische Moderne mit namhaften ­Positionen ist eingebettet in den Weg dorthin, der mit ­Werken der Romantik und der Präraffaeliten nachgezeichnet wird, um dann in der Avantgarde um 1900 zu münden. Impressionisten wie Claude Monet und Alfred Sisley werden ebenso gezeigt wie Arbeiten von Vincent van Gogh und Paul Signac. In Grafiken, Pastellen, Kreidezeichnungen und Studien ­werden Bildhauer wie Auguste Rodin, Aristide Maillol und Henry Moore mit ihren Vorarbeiten zu Skulpturen vor­ gestellt; ausblickhaft endet die Schau mit der Pop-Art der 1960er- und 1970er-Jahre. Es ist ein repräsentativer Querschnitt durch die Bestände der Johannesburg Art Gallery, gleichzeitig ein Parforceritt durch 100 Jahre künstlerisches Schaffen in Europa, dem namhafte südafrikanische Zeitgenossen wie George Pemba und William Kentridge zugeordnet werden. Diese zeigen das Spannungsfeld zwischen lokalen Traditionen und europäischen Einf lüssen auf, das afrikanisches Kunstschaffen bis heute prägt.

Florence Phillips, verheir atet mit dem D ia ma nten­ minenbesitzer Lionel Philips, gründete im ausgehenden 19. Jahrhundert die in Kapstadt beheimatete Sammlung, die sich ab 1940 mit dem Ankauf eines Gemäldes von Gerard ­Sekoto auch für afrikanische Kunst öffnete. Insofern gibt es eine Parallele zur Kunsthalle Vogelmann, denn auch sie fußt auf mäzenatischer Sammeltätigkeit. Namensgeber ist der 2003 verstorbene Ernst Franz Vogelmann, der als Chemie­ unternehmer ein Vermögen im Bereich Wassertechnologie aufgebaut hatte. Ihm ist sowohl der Erwerb von Kleinst­ skulpturen, beispielsweise von Maillol und Giacometti, zu verdanken wie auch die Beuys-­Sammlung, die sich als Depositum der Ernst Franz Vogelmann-Stiftung in der nach ihm benannten Kunsthalle befindet und die Ausgangspunkt der Beuys-Schau im Sommer sein wird. Der Jahrhundertkünstler ist ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellungstätigkeit der Kunsthalle Vogelmann neben dem Thema Skulptur, das ­besondere Betonung durch den alle drei Jahre verliehenen Skulpturenpreis erfährt. Ay şe Erkmen, die letztjährige Preisträgerin, verdeutlicht exemplarisch, dass es der Jury darum geht, besondere Positionen mit eigenwilliger Materialität oder ebensolchem Ausdruck auszuzeichnen, die mit ihrem ­Gesamtwerk den Skulpturenbegriff erweitert und damit die Gattung beeinflusst haben. CHRIS GERBING

Bis 11. Juli 202 1 Die Moder nen kommen m u s e e n . h e i l b ro n n . d e / k u n s t h a l l e /

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Sammlung der Johannesburg Art Gallery


88 K a r i n S a nde r i n T ü bi n g e n : „O f f ic e Work s“

Der künstlerische Schreibtisch

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Karin Sander entwickelte über die letzten vier Jahrzehnte ­einen eigenen künstlerischen Standpunkt in der Tradition des Postminimalismus. Sie bricht die rigide Haltung der Konzeptkunst der 1960er-Jahre auf und erweitert diese um sensuelle prozesshaft-partizipatorische Ansätze. Immer entfalten ihre Werke, die formal die Strenge des Minimalismus atmen, eine unerwartete Poesie. Ausstellungen von Karin Sander wurden unter anderem im Museum of Modern Art in New York, im Whitney Museum in New York sowie im National Museum of Art Osaka gezeigt; ihre Arbeiten sind vielfach ausgezeichnet worden. Mit der aktuellen von Nicole Fritz kuratierten Ausstellung in der Kunsthalle ­Tübingen (27. März bis 4. Juli 2021) begibt sich Karin Sander auf eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte und zeigt zum ersten Mal umfassend die Werkgruppe „Office Works“.

Karin Sander, „KS 2003 6 NZ“, 2003, Büroklammern, Velinpapier, 21 x 29,7 cm, Courtesy: Esther Schipper, Berlin, © Studio Karin Sander / VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Kunsthallen-Direktorin Nicole Fritz und Karin Sander vor ihren Arbeiten in der Kunsthalle Tübingen, Foto: BFG Media Group © Karin Sander, VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Nicole Fritz: „Office Works“ nennst du eine Werkgruppe, die in den letzten 30 Jahren kontinuierlich entstanden ist. Was verbirgt sich hinter dem Titel dieser Zeichnungen, bei dem sich doch zunächst Assoziationen an alltägliche Routinearbeiten am Schreibtisch einstellen? Karin Sander: Der Titel verweist auf Prozesse und Materialien, die in jedem Office, in jedem Büro, vorkommen. Damit zu arbeiten erschien mir naheliegend, insbesondere weil sich so auf einfachste Weise die Frage stellen lässt: Was ist das für ein Ort? Welche Vorstellungen sind mit ihm verbunden? Man

könnte zum Beispiel auf die Idee kommen, dass ich als Künstlerin nie im Büro sitzen würde, oder besser noch: als sei das Künstlerinsein mit dem Versprechen verbunden, niemals in einem Büro zu landen. Der künstlerische Schreibtisch ist ein Ort konzentrierten Arbeitens, an dem Konzepte gemacht und verwaltet werden. Wo wäre ich, könnte ich meine Gedanken nicht ab und zu mit einer Heftklammer ordnen. Metallene Heftklammern oder auch Büroklammern sind sehr feine Drahtgebilde, die als dreidimensionale Linien auf dem Papier sitzen, es durchstoßen und dabei Dinge fixieren. Es sind aber auch Papierstücke, Klebebänder, Wischtücher, Schnipsel, die ihre speziellen Eigenschaften oder, wenn man so will, ihren Eigensinn am Arbeitsplatz demonstrieren und auf je spezifische Weise einen Vorgang, eine bestimmte Zeit und Funktion repräsentieren.


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Karin Sander, „Wirsing“, 2012, aus der Serie „Kitchen Pieces“, Wirsing, Edelstahlnagel, 18 x 22 x 22 cm, Kunst Museum Winterthur, 2018, Foto: Karin Sander, © Studio Karin Sander / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

NF: Der Schreibtisch, das weiße Blatt Papier sind mythisch aufgeladene Dinge, die man gemeinhin mit der Arbeit von Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Verbindung bringt. Nicht selten wird der Schreibtisch als magischer Ort überhöht, an dem Autoren imaginäre Welten bereisen. Was bedeutet der Schreibtisch für dich als Künstlerin? KS: Man könnte diese Papierarbeiten durchaus als beschrie­ bene Seiten verstehen und hier eine Analogie zum Schreiben herstellen. Die Blätter bilden mitunter fortlaufende „Sätze“, Erzählungen, sie enthalten Überlegungen, Referenzen, ­A rchive. Am Schreibtisch werden sie „zu Papier gebracht“. Hinzu kommt, dass das Homeoffice im Zuge der Pandemie zu einem viel diskutierten Ort geworden ist, sodass meine Arbeiten nochmals eine ganz andere Lesart bekommen können.

NF: Besonders gut gefallen mir die Arbeiten, bei denen du die pure Materialität des Papiers zum Thema machst. So können Papiere unterschied­ liche Eigenschaften haben, liniert, kariert oder gerastert bedruckt sein. Darüber hinaus registrieren sie jeden Handgriff und speichern in Form von Knicken und Gebrauchspuren nicht zuletzt die Zeit. Bist du mit der Werkreihe selbst sensibler für der­ artige Alltagspuren geworden? KS: Mit den Tackernadeln, Büroklammern, Gummiringen usw. und den gewissermaßen interdisziplinär eingesetzten Materialien wie beispielsweise Papier f ließen Gebrauchs­ spuren und Fragmente des Alltags als mediale Größen in die Arbeiten ein. Dabei versuche ich jedoch immer, dem Greif­ baren, Naheliegenden, Vorhersehbaren, Benennbaren, einer eingeübten Routine entgegenzuwirken und meine eigenen Regeln immer wieder zu durchbrechen, sofern nicht gerade das wieder zur Routine geworden ist und wiederum einen Gegenentwurf erfordert.


91 NF: Auf den ersten Blick erscheinen die „Office Works“ aus Büroutensilien minimalistisch und ohne „emotionalen Kick“. Bei genauerer ­Be­t rachtung jedoch überraschen der Variantenreichtum und die beinahe musikalischen Akkorde, die e­ ntstehen. Es gibt Blätter mit ganz freien, ­spie­lerischen Strichzeichnungen aus „Locherpunkten“ – wie du die mit Lochern ausgestanzten Papierkreise nennst –, die wie Blumen auf einem Blatt tanzen, und dann wieder ganz strenge, minimalistische Heft­k lammersetzungen. Wenn man die Blätter jetzt als Konvolut, das einen großen Zeitraum umfasst, vor sich sieht: Scheint es nur mir so oder spiegeln sie nicht doch auch persönliche Befindlichkeiten, also deine emotionale Verfasstheit wider, und sind damit nicht zuletzt Ausdruck deiner inneren Realität? KS: Ich kann mich an jedes dieser Blätter erinnern, auch wo und wann sie entstanden sind, und so spiegeln sie für mich vor allem die Orte wider, die Umgebung, den Kontext. Die Orte scheinen in gewisser Weise durch die eingesetzten Mate­r ialien und ihre Verwendung hindurch. Und meine ­eigene Verfasstheit zu einem bestimmten Zeitpunkt spielt da sicher mit.

NF: Für die Ausstellung in der Kunsthalle Tübingen hast du die „Office Works“ so vollständig wie möglich zusammengetragen und gehängt. Was bedeutet es für dich, die Zeichnungen so umfassend zu präsentieren? Nach welcher Systematik hast du die Blätter gehängt? Welche Erfahrung ermöglichen sie dem Publikum? KS: Die Blätter sind chronologisch gehängt, im Zusammenspiel verdichten sie sich. Die Inszenierung im Raum macht die Vielschichtigkeit der daran beteiligten Prozesse sichtbar und es entsteht ein umfassender, für die Betrachtenden vielleicht nachvollziehbarer Zusammenhang. Mir geht es dabei um Transformation in eine übergeordnete Lesbarkeit, um eine Zeitreise durch drei Jahrzehnte. www. k unsthalle-t uebingen. de

Karin Sander (* 1957) lebt und arbeitet in Berlin und Zürich. Seit 2007 hat sie den Lehrstuhl für Architektur und Kunst an der ETH Zürich inne. Das Interview führte Nicole Fritz, ­Direktorin der Kunsthalle Tübingen und Kuratorin der ­Ausstellung „KARIN SANDER“.

NF: Wir befinden uns in Zeiten der Digitalisierung. Was meinst du, welche Bedeutung die „Office Works“ in ein paar Jahren haben werden, wenn Papier und Aktenordner vielleicht obsolet geworden sind?

NF: Sind für dich digitale „Office Works“ denkbar, die nicht auf Papier entstehen, sondern sich in die digitale Ebene verlagern? KS: Ja, zum Beispiel die Arbeit „Multiple Choice“ aus dem Jahr 2010 funktioniert so. Hier findest du eine Anzahl digital ­erzeugter, passgenau konstruierter Fragmente. Du kannst sie selbst mithilfe einer App auf einem DIN-A 4-Blatt kombi­ nieren, dann als digitale Arbeit erwerben, runterladen, sie in deine digitale Sammlung einordnen oder aber auf Papier ausdrucken. Erzeugt sind die Arbeiten rein digital.

Karin Sander, Foto: Michael Danner

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KS: Leere Schreibtische sind mir eher suspekt und mein Schreibtisch ist durch die Digitalisierung nicht leerer ge­ worden. Ja, Löschblätter, Paus- und Linienpapiere sind inzwischen Geschichte und heute bereits museal, ebenso ­v iele andere Schreibwaren, die ich verwendet habe. Doch die Anziehungskraft, die beispielsweise eine bestimmte Heftklammer auf mich ausübt – eine besonders kleine aus rotem Kupfer oder eine gewellte silberne, die weniger wackelt –, ist ungebrochen. Für mich ist das Denken mit den Händen, zum Beispiel einen Strich ziehen oder das Schreiben, Tackern durch ein Stück Papier, so wichtig wie die persönliche Kommunikation, das persönlich gesprochene Wort. Ich denke hier eher an Vielfalt und Paralleluniversen.


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Verena Schneider vor der Venet-Haus II Galerie in Ulm, Foto: Janine Unsöld, buero Ost GmbH

I nt e r v ie w m it Ve r e n a S c h ne ide r

Venet-Haus Galerie Neue Dependance am Ulmer Münster plat z

Das ikonische Venet-Haus in Neu-Ulm – ein Teil der Gebäude­k omposit ion ist eine 3 7 Meter hohe Cortenst a hl-Sk u lpt u r des f r a n zösischen Kü nst lers Ber na r Venet − beherbergt seit 2007 die inzwischen über die ­L andesgrenzen hinaus be­k annte ­Venet-Haus Galerie, die

seit 2012 von Verena Schneider geleitet wird. Mitten im Neu-Ulmer Zentrum wird hier ­i nternationale narrative und konzeptuelle Kunst gezeigt. Marc Peschke sprach mit Inhaberin Verena Schneider über ihre neue Dependance am Ulmer Münsterplatz und wei­tere Projekte.


93 ARTMAPP: Liebe Frau Schneider, die vergangenen Monate waren nicht leicht. Wie gehen Sie mit der aktuellen Corona-Situation um? Verena Schneider: Aktuell sind die Zeiten ziemlich hart. ­C ovid hat sich für die Galerie so ausgewirkt, dass die ­lau­fenden Projekte, Ausstellungen und Akquisitionen weitestgehend verschoben worden sind. Die Messen, meine Reisen und damit verbundene Treffen mit Kunden, Künstlern und Kollegen fielen zum größten Teil aus. Die Zeit des Lockdowns haben wir genutzt, um Konzepte zu entwickeln sowie die Vermittlungen und die Verkäufe der Kunst an die ver­ änderte Lage anzupassen. ARTMAPP: Was hat sich online bewegt? VS: Unser langfristig angelegtes Onlinekonzept ist aufgrund von Corona beschleunigt und intensiviert worden. So ­w urden die Planung des neuen Onlineshops, virtuelle Galerierundgänge und die Website fertiggestellt. Der persönliche Kontakt zu Sammlerinnen und Sammlern wurde verstärkt digitalisiert. Innovationskraft und natürlich auch unser ­exklusives Portfolio von Künstlerinnen und Künstlern tragen dazu bei, dass wir auch im Jahr 2021 wachsen und unsere Marktposition ausbauen. ARTMAPP: Sie planen derzeit eine Ausstellung mit Arbeiten von Ottmar Hörl. Was wird zu sehen sein? Was interessiert Sie an der Kunst Hörls? VS: Ottmar Hörl gehört zu den wichtigsten deutschen ­G egenwartskünstlern. Er kreiert Erlebniswelten, die nicht ­a lltagstauglich, aber weltentauglich sind. Er versucht, mit ­seinen Kunstwerken und Skulpturen neue ästhetische Regeln als ­L ebensmodelle zu entwickeln. Diesen Ansatz fand ich in der aktuellen Pandemie-Situation sehr spannend. Das wird mit Sicherheit eine tolle Ausstellung!

ARTMAPP: Nun eröffnen Sie nicht nur eine zweite Galerie am Ulmer Münster, sondern erweitern auch Ihr Team. Warum diese Erweiterung? VS: Mit unserem ersten Standort in Neu-Um hatte ich zwar das große Glück, zusätzlich den NUK Skulpturengarten des Kunstsammlers Werner Schneider zu kuratieren, aber ­aufgrund der versteckten Lage hatten wir nur wenig Laufkundschaft. Dieses potenzielle Publikum wollen wir nun mit dem zweiten Standort in der Ulmer Stadtmitte erreichen. Kunst wird durch den neuen Standort sehr viel erlebbarer und zentraler sein. Zusätzlich haben wir durch die Erwei­ terung unseres Galerieteams massiv an Kompetenz dazu gewonnen. Mit Norbert Leins verstärkt uns nun ein Experte, der das Kunstgeschäft aus einem anderen Blickwinkel – nämlich dem des Kunstsammlers – kennt. Er kann unseren Kundinnen und Kunden wertvolle Beratung und exklusive Informationen geben. ARTMAPP: Wird sich das Programm der beiden Galerien unterscheiden? VS: Nein. Die Galerie in Ulm wird die Flagship-Galerie sein. Die Räumlichkeiten in Neu-Ulm können gut genutzt werden, um beispielsweise eine große Ausstellung mit weiteren Exponaten zu flankieren, wie es jetzt bei Ottmar Hörl der Fall sein wird. Das Spannende für die Besucherinnen und Besucher ist dann, dass in beiden Galerien Kunst erlebt werden kann und in den Neu-Ulmer Räumlichkeiten quasi die Erweiterung zur Ausstellung in der Sterngasse zu sehen ist. www.venethau sgaler ie. de

VS: An diesem Projekt arbeite ich seit über fünf Monaten mit Ottmar Hörl. Das wird ein ganz besonderes künstlerisches Highlight, welches ich jetzt leider noch nicht verraten kann. Nur so viel an Ihre Leserinnen und Leser sowie unsere ­Kundinnen und Kunden: Reservieren Sie sich die letzten Tage im September 2021! ARTMAPP: Wann wird die Ausstellung gezeigt, und wie geht es dann weiter? VS: Aktuell eröffnen wir Mitte April nach dreimonatiger ­Verzögerung zusammen mit Ottmar Hörl unseren zweiten Standort und bespielen beide Galerien, Neu-Ulm und Ulm, mit der bunten Konzeptkunst des Wertheimers. Danach geht es mit einem Neuzugang der Venet-Haus-Familie weiter. ­A nfang Juni 2021 freuen wir uns, den weltbekannten Künstler Zhuang Hong Zi in unseren Ausstellungsräumen zeigen zu können.

Ottmar Hörl, „Erdmännchen“, 2009

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ARTMAPP: Es wird dazu eine exklusive ­„Venet-Haus Galerie“-Edition geben. Auf was dürfen sich Hörl-Fans freuen?


Altstadt von Rothenburg ob der Tauber,

Rothenburg ob der Tauber als Landschaftsgarten

Foto: © Rothenburg Tourismus Service, W. Pfitzinger

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HIGHL IGH T S

Eine Stadt als Landschaftsgarten? Rothenburg ob der Tauber zeigt 2021/22, wie das geht. Drei große Sonderausstellungen veranschaulichen, wie die Tauberstadt seit 150 Jahren in ­M alerei, Architektur und Landschaftserleben ikonische ­Q ualitäten gewann. „Malerisch“ bzw. „picturesque“ sind ­ästhetische B ­ egriffe, die eine für Rothenburg prägende Wahrnehmungsweise auf den Punkt bringen. Es waren Maler wie Carl Spitzweg, die ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die von ­a ller Modernität und Industrie unberührte Mittelalterstadt wieder­entdeckten und in zahllosen Genrebildern verewigten. Eine herausragende Rolle nahmen Ende des 19. Jahrhunderts bereits britische und US-amerikanische Maler ein. Rasch schälte sich ein visueller Motivkanon heraus, der das „Image“ der Tauberstadt weltweit bis heute prägt. Sonderaus­ stellungen im Mittelalterlichen Kriminalmuseum und im RothenburgMuseum beleuchten die malerische Wirkung Rothenburgs von 1830 bis ins 20. Jahrhundert. Weniger bekannt ist, dass „malerisch“ auch zu den Schlüsselbegriffen der Architekturdebatten des 19. Jahrhu nder t s zä hlt . Hohe D ächer, E rker, au fgelocker te Fassadengliederungen sowie Kontrastwirkungen sind Merkmale malerischer Architektur. Im architektonischen wie städtebaulichen Diskurs um 1900 stand Rothenburg zeitweilig paradigmatisch für ein organisch gewachsenes Stadtbild und wirkte als Inspiration für Gartenstädte wie Hampstead Garden Suburb in London und Hellerau bei Dresden. Dies b ­ eleuchtet eine weitere Sonderausstellung im RothenburgMuseum. Im Rahmen von Führungen öffnen zudem ­L andschaftsparks und allein 16 Privatgärten ihre Tore: ­„picturesque“ wie ein Landschaftsgarten – das ist Rothenburg ob der Tauber.

Bis 31. Dezember 202 2 P i t t o r e s k ! S e l b s t b i l d – F r e m d b i l d – W i e d e ra n e i g n u n g D i e A u s s t e l l u n g v e ra n s c h a u l i c h t d e n t i e f g r e i f e n d e n ­W a h r n e h m u n g s w a n d e l v o n R o t h e n b u r g o b d e r Ta u b e r vom 18. bis ins 2 1. Jahrhunder t. & Bis 31. Dezember 202 2 R o t h e n b u r g o b d e r Ta u b e r i n L o n d o n A n h a n d v o n P l ä n e n , F o t o g ra f i e n , S k i z z e n , M o d e l l e n u n d b i s h e r u n v e rö f f e n t l i c h t e n Q u e l l e n z e i g t d i e s e S o n d e ra u s s t e l l u n g e r s t m a l i g d i e B e d e u t u n g R o t h e n b u r g s a l s I n s p i ra t i o n f ür die Planung sowohl de r Gar te n stadt Hampstead Suburb a l s a u c h d e r G a r t e n s t a d t H e l l e ra u b e i D r e s d e n . R othenburgMu seum w w w . ro t h e n b u r g m u s e u m . d e 1. Mai bis 31. Ok tober 202 2 B egeg nung mit R othenburg – Kunst und Künstler zwischen 1830 und 1960 Diese Ausstellung stellt r und 30 englische und schot t ische R othenburg-Mot ive von 189 0 bis 1930 k napp 70 vergleich­ b a r e n We r k e n i n R o t h e n b u r g t ä t i g e r d e u t s c h e r M a l e r z w i s c h e n 1 8 3 0 u n d 1 9 6 0 g e g e n ü b e r. Mit telalterliches Kr iminalmuseum, R o t h e n b u r g o b d e r Ta u b e r www. k r iminalmuseum. eu R o t h e n b u r g To u r i s m u s S e r v i c e M a r k t p l a t z 2 , 9 1 5 4 1 R o t h e n b u r g o b d e r Ta u b e r T + 4 9 (0) 9 8 6 1 4 0 4 8 0 0 , i n f o @ ro t h e n b u r g . d e w w w . ro t h e n b u r g - t o u r i s m u s . d e


Hamburg Hannover A7

Berlin Dresden

Köln Frankfurt

Würzburg Nürnberg A3

Stuttgart A7 A81

München A

CH


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Weltanschauungsmodelle

Ottmar Hörl in der Hölderlin-Skulptureninstallation „Pallaksch, Pallaksch!“ in Tübingen, 2020, Foto: Michael Kleß, Art 28

Ottmar Hörl ist ein Konzeptkünstler, der an vielen Schnittstellen arbeitet. Bis 2018 hatte er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg inne. Viele Jahre leitete er die Institution als Präsident. Bekannt wurde er durch große Installationen im öffentlichen Raum, doch sein Werk lässt sich stilistisch nicht leicht einordnen. Das liegt an seiner künstlerischen Haltung und Arbeitsweise. Stets geht er vom jeweiligen Kontext aus, entwickelt Arbeiten, die viele unterschiedliche Aspekte berücksichtigen und auf den Punkt bringen. Längst hat er schon erreicht, was er sich vorgenommen hat: Kunst möglichst vielen Menschen näherzubringen.

Wir treffen den 1950 in Nauheim geborenen Künstler an ­e inem grauen Dezembertag in seinem Domizil in Wertheim-Dietenhan. Eine schöne Gegend hat sich Hörl hier Anfang der 1990er-Jahre ausgesucht: ein 300-Seelen-­D orf im Osten der Großen Kreisstadt Wertheim, ganz im Norden ­B aden-Württembergs, gelegen an der Roman­t ischen Straße und Route der Genüsse, in idyllischer Main-­TauberFlusslandschaft mit historischen Burgen der Stauferzeit. Es waren letztlich strategische Gründe, dass Hörl entschied, Arbeits- und Lebensmittelpunkt von Frankfurt am Main hierher zu verlegen. Nahezu im Zentrum Europas, mit Autobahn­a nbindung in alle Richtungen, ­verkehrstechnisch ein idealer Ausgangspunkt für einen Künstler, der viel unterwegs ist. Mehrere historische Sandsteingebäude hat Hörl hier erworben und mit entsprechender Sensibilität für den Bestand umgebaut.


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Ottmar Hörl, „Joseph Beuys“, 2009, grauer Kunststoff, 48 x 35 x 41 cm, mit MDF-Sockel (Gesamthöhe: 110 cm), Foto: Werner Scheuermann Auflage: 64 Exemplare, Stückpreis: 1.900 € zzgl. Versandkosten Bestellen Sie Ihr Exemplar zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys: E-Mail an beuys100@artmapp.net

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Hörl ist unglaublich populär. Seine Werke sind in den wichtigsten Sammlungen vertreten. Er hat Projekte in Europa, Asien und Amerika realisiert. Er wurde mit bedeutenden Kunstpreisen ausgezeichnet. Trotzdem legt er Wert darauf, dass seine Kunst schon ab wenigen Euro erhältlich ist. Hörl ­a rbeitet mit über 250 Galerien und zahlreichen Museums­ shops weltweit zusammen – schon ab 5,90 Euro bekommt man e­ inen „ICH“-Spiegel, ab 12 Euro einen „Sponti to Go“, ab 17 Euro eine handsignierte „Unschuld“-Seife, Multiples, die sich wirklich fast jeder leisten kann. Kein anderer Künstler in Deutschland verkauft so viel Kunst und zu solchen Preisen.

Die Basis seines Welterfolgs ist: Hörl geht es stets um nichts weniger als die Grundfragen der Kunst, angefangen beim ­Umgang mit dem Material bis zu ihrer gesellschaftlichen Funktion. Er macht diese in seinem Werk – seit Dekaden – konsequent zum Thema. Kein Wunder, dass er polarisiert wie kaum ein anderer Künstler in Deutschland. Was viele be­ haupten, anstreben – die Kunst zugänglicher machen zu wollen, sie zu den Menschen bringen zu wollen –, das setzt Hörl tatsächlich um. Schon früh entschied er sich, „nicht nur für eine Elite, sondern für die gesamte Gesellschaft zu arbeiten“. „ALL IN“ lautet der Titel einer Werkreihe, die auf Hilmar Hoffmanns Motto „Kultur für alle“ Bezug nimmt. Hoffmann war seit den 1970er-Jahren Kulturdezernent in Frankfurt und engagierte sich für bürgernahe Kulturpolitik. Mit „ALL IN“ stellt Hörl die philosophische Frage: Wer sind „alle“? Nach welchen

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mit Bestätigung


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Kriterien werden Gruppen einer Gesellschaft eigentlich systematisiert? Der Versuch einer Bestandsaufnahme erzeugt verblüffende Aspekte des Absurden und Ironischen, verdeutlicht, „dass die Kraft der Poesie keineswegs unvereinbar mit dem Hang zur Radikalität ist. Durch die sprachliche Beschreibung wird unmittelbar eine Idee von Skulptur entworfen. Betrachtende lesen in weißer Schrift auf schwarzem Grund beispielsweise „Skulptur für Europäer“, „Skulptur für Hausfrauen“, „ Skulptur für Visionäre“ oder „ Skulptur für Psychopathen“ und stellen sich diese dann in ganz eigenen Bildern vor. Es entsteht ein Spannungsverhältnis zwischen Sprache und Vorstellung. „Das zielt auch auf die symbolische Darstellung dessen, wie in uns selbst Bilder entstehen“, so Hörl. So einfach wie seine Arbeiten auf den ersten Blick

wirken, so komplex sind sie zugleich, viele Zugangsebenen ­eröffnen sich nach und nach, wenn man sich wirklich mit ­ihnen auseinandersetzt. Für die großen Installationen mit seriellen Skulpturen bevorzugt Hörl den öffentlichen Raum. Warum? Hörls ­A nsatzpunkt: Auf den frequentierten Plätzen in Stadträumen, in Parks erreicht man all die Menschen, die sich eher weniger für Kunst interessieren. Der öffentliche Raum bietet eine ­„ Plattform zur Entwicklung und Ausweitung kultureller ­E rfahrungszonen. Als Künstler muss man allerdings begreifen, dass dieser Raum kein erweiterter Museumsraum ist.“ Ein Kern seines Werks ist das serielle Prinzip. Diesen hat Hörl bereits in den späten 1970er-Jahren definiert und ­seitdem weiterverfolgt. Projekte wie die „Euro-Skulptur“ in

Dokumentationsfotos: Alexander Beck


99 Frankfurt, die verschiedenen Installationen mit Garten­ zwergen als künstlerischem Material, etwa „Fliegender Wechsel“ mit 1.000 blauen „Spontis“ in Seligenstadt, die 7.000 Dürer-Hasen in Nürnberg, die Eulen für Athen oder auch die Installationen zu Martin Luther, Richard Wagner, ­Johannes Gutenberg, Karl Marx und Albert Einstein, sie alle wurden internationale Erfolge. Hörl zeigt Skulpturen wie „Einstein“ auf Augenhöhe mit dem Publikum, bringt sie den Menschen auch dadurch ­n äher. Nicht Selbstverwirklichung und Identifizierbarkeit treiben ihn an. „Ob Einstein oder Beethoven, Priorität hat ­i mmer das Projekt selbst, der Künstler wird zum Impuls­ geber.“ Hörl ist es wichtiger, einen Prozess in Gang zu setzen,

etwas zu bewegen, beispielsweise das kollektive Bild von Beet­hoven als konstant mürrischen Zeitgenossen zu rela­ tivieren, diesem Bild das eines sympathisch-lächelnden Beethoven gegenüberzustellen. Hörl will keine Denkmäler schaffen, sondern zur Kommunikation, zum Nachdenken ­a nregen. Er will die Welt verändern, will inspirieren, will ­n iemanden ausschließen, will „sich engagieren und disku­ tieren über Ideen“. „Auch eine Krankenschwester soll es sich leisten können, Kunst zu kaufen.“ Deshalb die kleinen Preise und die hohen Auflagen. „Ich sehe Kultur nicht als ein hierarchisches Konzept.“ Manche Sätze von Hörl wirken genial einfach, andere höchst komplex.

Ottmar Hörl, „Die große Diagonale I – Hommage à Beckmann“, 1983, 23-teilige S/W-Fotoarbeit, je 70 x 100 cm, Galerie ak, Frankfurt am Main, Foto: Alexander Beck Eine Kamera wurde von einem Hammerwerfer von der Mitte des Eisernen Stegs in Frankfurt am Main diagonal in Richtung Innenstadt geschleudert. Mit Beginn der Wurfaktion ausgelöst, machte sie Aufnahmen bis zu ihrem Sturz ins Wasser.


100 Ottmar Hörl, „Oberflächen“, 1980, Stahl mit Kunstharzlack, Foto: Alexander Beck

„ Das Kon zept ent wickelte ich aus der Idee, dass eine S ­ k ulpt ur nie et was Gan zes ist, s o n d e r n d a s s s i e a u s ­F ra g m e n t e n b e s t e h t , s i c h a u f l ö s t . M i c h b e s c h ä f t i g t e d e r G e d a n k e v o n Z e r b ro c h e n e m , v o n S c h e r b e n , v o n Te i l e n , d i e f a s t w i l l k ü r l i c h im R aum ver teilt sind. Damit e nt stand e in Sk ulpt ure npr in zip, i n d e m e s k e i n e ­O rd n u n g m e h r g i b t , sonder n ausschließlich B eziehungen. Die Idee der Sk ulpt ur als Gan zes, als eine Einheit, w a r f ü r m i c h n i c h t m e h r h a l t b a r.“

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Gerne diskutiert der Künstler auch über das Thema des Originals. Überbewertet sei die Idee, sagt er. Eine Chimäre. „Es gibt ein großes Missverständnis in unserer Gesellschaft, was die Bedeutung des Originals angeht. Das sind Wertvorstellungen des 19. Jahrhunderts, als das Bürgertum anfing, sich zu nobi­ litieren und vieles dem Adel abguckte. Man wollte etwas Einzigartiges haben, ein Gemälde mit einer Aura, eines, das nur einer besitzt, das einen dadurch hervorhebt.“ Dabei ist es immens komplex, ein erfolgreiches Serienprodukt herzu­ stellen, sagt Hörl. Originale mache er ja auch selbst, in seinen aktuellen High-Speed-Malereien etwa. Das erfordere höchste Präsenz und Konzentration, dauere nur Sekunden. Eine Serien­produktion zu entwickeln: Das sei eine wirkliche Aufgabe für einen Bildhauer. Und die künstlerische Leistung liegt letztlich darin, welche Wirkung ein Werk hat: „Es gibt Bilder, die die Welt verändern, etwa Picassos ‚Guernica‘ und andere, die heute als Wohnzimmerdekoration dienen.“ Picasso, Duchamp, Warhol und Beuys – das sind Künstler, die ihn interessiert und inspiriert haben, sagt Hörl. Warhol hat er in New York einmal bei der Arbeit zugesehen. Und Beuys? Für ihn der wichtigste ­deutsche Künstler. Unzählige Bücher über Beuys hat Hörl ­gesammelt – er zeigt uns das frühe Multiple „Intuition“, das er direkt bei Beuys für 12 Mark erworben hat. Wie Beuys dis­ kutiert auch Hörl gerne. Mit Hörl zu sprechen, das bedeutet, Perspektiven zu weiten, vorausgesetzt man ist offen dafür. „Warum sind Ihre Dürer-Hasen grün?“, fragen ihn die ­Menschen etwa. Und er wird niemals müde, darauf Antworten zu geben. Blickt man in die Biografie des Künstlers, so ergeben sich ­Zusammenhänge: 1975 bis 1979, nach einem Maschinenbau-Studium, hat Hörl an der Frankfurter Städelschule studiert, danach von 1979 bis 1981 an der Akademie in Düsseldorf bei Klaus Rinke. Mit Rinke – neben Beuys zentrale Figur der Düsseldorfer Kunstszene – verbindet Hörl die Universalität. Die Freiheit, in vielen Medien zu Hause zu sein. So hat Hörl akustische Installationen realisiert, mit präparierten

Foto­apparaten gearbeitet. Kameras von Hochhäusern sowie aus Flugzeugen abgeworfen. Ließ spontan den Eisernen Steg in Frankfurt sperren, um den Deutschen Meister im Hammerwerfen von dort aus eine Nikon-Kamera Richtung Innenstadt schleudern zu lassen. Er stellte die Vogelstimmen aller Singvögel Mitteleuropas als Installation in Galerien aus, holte A lt met all vom Schrott plat z , um daraus neue


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Skulpturenkonzepte zu entwickeln und zu bauen. Ließ sogar ein Museum durch Scharfschützen beschießen. Hörl erinnert sich, muss lachen, wird nachdenklich. „Vieles wäre heute wahrscheinlich nicht mehr möglich.“ 1992 ließ er alle 943 Milchkühe Passaus fotografieren, die ganze Population – dann präsentierte er die Fotos im Lenbachhaus Kunstforum in München sowie in Galerien.

In Düsseldorf entwickelt Hörl die Grundstruktur s­ eines künstlerischen Denkens. Skulptur beschreibt er als ein ­„Organisationsprinzip“, das alle Prozesse einbezieht. Die ­A rbeiten in Serien aus Kunststoff spiegeln die Konsumindustrie selbst, ein Strukturelement unserer Gesellschaft. Hörl stilisiert das Alltägliche, arbeitet mit Dingen, die üblicher­ weise nicht zu Kunst taugen: mit Legosteinen, die er zu


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Ottmar Hörl, „Eine Population“, 1992, S/W-Fotoporträts der 943 Kühe des Stadtraums Passau, Galerie im ScharfrichterHaus Passau, Courtesy: Galerie Mathias Kampl, Foto: Toni Scholz

„ D i e P o r t ra i t s e r i e g i b t d a s G e s a m t b i l d e i n e r b e s t i m m t e n K u h p o p u l a t i o n a n e i n e m g e n a u d e f i n i e r t e n O r t z u e i n e m g e n a u d e f i n i e r t e n Z e i t p u n k t v o l l s t ä n d i g w i e d e r. H ö r l b e a u f t ra g t e 1 8 F o t o g ra f e n , K u h p o r t ra i t s n a c h s e i n e n Vo r g a b e n i n 5 7 l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n B e t r i e b e n a u f z u n e h m e n . D a s We r k i s t e i n B e i s p i e l f ü r H ö r l s A r b e i t a n d e r E r w e i t e r u n g d e s B e g r i f f s v o n S k u l p t u r.“ M AT H I AS K A M PL


„ ‚ E i n e P o p u l a t i o n‘ b a s i e r t a u f d e r K o n z e p t i d e e , m i t d e r K a t e g o r i e d e r G e s a m t h e i t z u a r b e i t e n u n d d i e s e i n e i n e ä s t h e t i s c h e F o r m u l i e r u n g z u t ra n s f o r m i e r e n – a l s o a l l e K ü h e v o n P a s s a u z u p o r t ra i t i e r e n – n a c h d e r M a x i m e : a l l e s o d e r n i c h t s . O b l i g a t o r i s c h e S t ra t e g i e n k ü n s t l e r i s c h e r P ra x i s w i e d i e A u s w a h l n a c h K r i t e r i e n w i e s c h ö n , i n t e r e s s a n t u s w . w e rd e n a u f g r u n d d e r K o n s e q u e n z , d i e s i c h a u s d e m K o n z e p t e r g i b t , o b s o l e t . ‚ E i n e P o p u l a t i o n‘ s t e h t w i e a l l e m e i n e A r b e i t e n , d i e v o m B e g r i f f d e r G e s a m t h e i t a u s g e h e n , f ü r d a s G e s a m t b i l d d e r I d e e i n i h r e r To t a l i t ä t .“ OT TM AR HÖRL

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Ottmar Hörl, „Rede an die Menschheit“, 1997, Rauminstallation, Ausstellung „Ottmar Hörl. Serienproduktion“, Opelvillen Rüsselsheim, Foto: Werner Scheuermann


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„ Die Arbeit ‚ R ede an die Menschheit‘ wurzelt zut iefst in den P r in zipien von D e m o k ra t i e u n d S o l i d a r i t ä t . S i e i s t d i e Ve r g e g e n s t ä n d l i c h u n g d e s E n t w u r f s e i n e r g l o b a l e n , ü b e r p a r t e i ­l i c h e n I d e e – j e n s e i t s j e g l i c h e r I d e o l o g i e , ­E g o i s m u s , A r ro g a n z u n d D o m i n a n z ö k o n o m i s c h e r I n t e r e s s e n . E s g e h t d a b e i u m d i e Vo r s t e l l u n g , d a s s e n t s p r e c h e n d k o m p e t e n t e Ve ra n t w o r t ­l i c h e v o n Z e i t z u Z e i t e i n e R e d e a n d i e g e s a m t e M e n s c h h e i t h a l t e n w ü rd e n – e i n e R e d e , au sgehend von einer ver nunf tba sier ten Erkennt nis- und Fak tenlage ü b e r d e n t a t s ä c h l i c h e n Z u s t a n d d e r We l t , e i n e R e d e i n F o r m e i n e r Z u s a m m e n ­f a s s u n g a l l e r r e l e v a n t e n P ro b l e m e , d i e g e l ö s t w e rd e n m ü s s e n , u m g e m e i n s a m d a s Ü b e r l e b e n d e r g e s a m t e n M e n s c h h e i t z u g­ e w ä h r l e i s t e n . E i n e R e d e a l s e i n g l a u b w ü rd i g e r A p p e l l , d a m i t s i c h j e d e s I n d i v i d u u m ­p e r s ö n l i c h a n g e s p ro c h e n f ü h l t , Ve ra n t w o r t u n g f ü r d i e U m w e l t u n d d a s Ü b e r l e b e n k o m ­m e n d e r G e n e ra t i o n e n z u ü b e r n e h m e n , z u h a n d e l n , ­g e m e i n s a m a n e i n e m S t ra n g z u z i e h e n . D i e A r b e i t i s t e i n e M e t a p h e r f ü r da s Pote n z ial me n schliche n B e wu sst se in s und gesamtgesell schaf tliche r We i t e r e n t w i c k l u n g , i s t A p p e l l u n d H o f f n u n g z u g l e i c h .“

Konkreter Kunst zusammenbaut, mit Besen, mit Eimern und Abfall­tonnen, mit Dingen des täglichen Gebrauchs. „Erst durch den Paradigmenwechsel, den Marcel Duchamp vorgenommen hat, hat sich die Welt der Kunst geöffnet, wurde akzeptiert, dass auch ein Alltagsgegenstand unter künstlerischen Gesichtspunkten zu betrachten sein kann“, so Hörl. „Es erklärt sich also nicht, warum ein Auflagenobjekt, das funk­ tioniert, gut gemacht ist, einen geringeren künstlerischen Stellenwert haben soll als ein Unikat.“ Nicht nur eine Duchamp-Büste, auch eine Picasso-, eine ­Warhol- und eine Beuys-Büste hat Hörl entwickelt. Aus ­monochromem Kunststoff, auf MDF-Sockel. Beuys und Hörl, beide verbindet insbesondere das Wirken in die Gesellschaft hinein. „Eine Idee wird für mich tragfähig“, sagt Hörl, „wenn ich merke, ich habe der Gesellschaft etwas zu sagen, was ihr Interesse weckt, was als kollektive Idee wirkt.“ Mit Hörl über Kunst und die Welt zu sprechen, ist eine inspirierende, intensive, temporeiche Angelegenheit. Bei­ nahe sechs Stunden bleiben wir. Die Zeit vergeht wie im Flug. Sitzen im winterlichen Halbdunkel bei Kaffee, sprechen über Begegnungen, die ein halbes Menschenleben zurückliegen – und über Neues wie Hörls Ausstellung im Indang Museum in Daegu, Südkorea, in Kooperation mit der Bode Galerie, und seine Teilnahme an der 8. Schweizerischen Triennale der Skulptur „Bad RagARTz“ in diesem Frühjahr. Dort wird er eine neue Skulptur realisieren. Schon jetzt wirbt die Triennale mit Hörls „Weltanschauungsmodell“, ein Mann, der durch ein Fernglas blickt – voller Interesse für die Welt. MARC PESCHKE

w w w . o t t m a r- h o e r l . d e www. bode-galer ie. de

Ottmar Hörl mit Beuys-Büste in seinem Lager in Wertheim-Dietenhan, 2020, Foto: Reiner Brouwer

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8. Schweizerische Triennale der Skulptur in Bad Ragaz. Vom 8. Mai bis 31. Oktober 2021.

© Ottmar Hörl, «Weltanschauer IB», 2006

Distanz schärft


den Blick.

75 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Ländern stellen ihre Kunstwerke aus.

Bad Ragartz www.badragartz.ch


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Sonderedition zur Montage und Inbetriebnahme der „­ Honigpumpe von Joseph Beuys“, 1977 auf der documenta 6 in Kassel Bienenfleiß Joseph Beuys und die Honigpumpe aus dem Allgäu auf der documenta 6, 1977 Hrsg.: Aloys Wilmsen

SON DE R E DI T ION m i t j e 6 B i l d e r n u n d Te x t e n i n e i n e r g ra u e n F i l z - S t ü l p b o x , P r e i s a u f A n f ra g e

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — M E D I E N T I P P S

191 S. 21,5 x 15,3 cm Hardcover EUR 27 (D) ISBN 978-3-9525407-0-1 Dt.

Am 12. Mai 2021 feiern wir den 100jährigen Geburtstag von Joseph Heinrich Beuys. Mit dem Buch „Bienenfleiß“ laden wir Sie ein zu einer Reise in die Vergangenheit. Der Galerist Aloys Wilmsen durfte diesen großen Künstler noch zu dessen Lebzeiten persönlich kennenlernen, sogar mit ihm gemeinsam die Installation der Honigpumpe umsetzen. Im März 1977 trafen sich die beiden auf der inter­ nationalen ­Industriemesse in Hannover, wo Aloys Wilmsen die Pumpenfabrik Wangen repräsentierte. Joseph Beuys zeigte sich nach jahrelangem Suchen davon begeistert endlich einen Pumpenhersteller zu finden, der Beuys Wunschtraum realisieren konnte. Was hatte er sich gewünscht? Er wollte Honig pumpen! Noch auf der Messe erteilte Joseph Beuys per Handschlag den Auftrag für die ganze Pumpeninstallation.

Tauchen Sie ein in einen besonderen Lebensabschnitt von ­Joseph Beuys. Mit bisher unveröffentlichten Dokumenten, Tagesrapporten und fast vergessenen Geschichten wird Beuys für Sie erlebbar – so, als ob Sie selbst live dabei waren! Über den Autor: Aloys Wilmsen und seine Frau Helga Wilmsen, welche selbst als Künstlerin tätig ist, leben in Rheineck im Kanton St. Gallen. Seit 2010 sind sie in der Kunstvermittlung tätig und umgeben sich in ihrer Wohngalerie mit zahlreichen Werken von zeitgenössischen Künstlern. „ Es war mir e ine Ehre mit Jose ph B e uys zu samme n z u ­a r b e i t e n u n d i h n b e i s e i n e m W i r k e n z u u n t e r s t ü t z e n . D i e s e r v i e l s e i t i g e K ü n s t l e r w i rd d u r c h s e i n e We r k e

„ S i c h e r l i c h e r s c h e i n e n z u m 1 0 0 s t e n G e b u r t s t a g d e s J a h r­

s e i n e L e b e n s z e i t b e i We i t e m ü b e rd a u e r n .

h u n d e r t k ü n s t l e r s J o s e p h B e u y s u n z ä h l i g e Ve rö f f e n t l i c h u n g e n

E r w a r u n d i s t e i n e I­ n s p i ra t i o n f ü r u n s a l l e ! “

übe r Vieles, wa s längste n s bekannt, be re it s of t mal s gesag t u n d b e s c h r i e b e n w u rd e . H o f f e n t l i c h g i b t e s a u c h m a n c h e s ,

ALOYS WIL MSEN, GALERIST U N D KU NST VER MIT TLER

w a s s o g a r d e m K e n n e r b i s h e r u n b e k a n n t w a r. D a z u g e h ö r t d a s B u c h ‚ B i e n e n f l e i ß ‘ v o n A l o y s W i l m s e n .“ ERHARD WITZEL

www. galer iewilmsen. ch


BEGE Galerien SAXA

„Dem Himmel so nah“ 11. Juni bis 31. Juli 2021 Unikate Serigrafien Übermalungen Sonderedition – der größte handgeschriebene Kirchturm der Welt – Ulmer Münster „im“ Schwörbrief Serigrafie auf Büttenpapier Auflage 99, nummeriert, handsigniert 120 x 69 cm Subskriptionspreis bis Ende Juni 2021 1.200,– Euro Vorbestellung ab sofort möglich

BEGE Galerien Ulm 89073 Ulm Tel +49 (0) 179 . 483 41 88 www.bege-galerien.de

Galerie am Saumarkt Fischergasse 34 , 89073 Ulm Tel +49 (0) 731 . 934 074 11 und +49 (0) 731 . 6 33 49 Mo und Di nach Vereinbarung, Mi bis Fr 10 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr

Ausstellung SAXA in Kooperation mit dem Kunsthaus Frey

Weitere für 2021 geplante Ausstellungen: Thomas Baumgärtel Andrei Krioukov Fabian Gatermann Martin Herbst


110 Sophie Taeuber-Arp Ein Leben für die Kunst | A Life through Art Silvia Boadella — Sophie Taeuber-Arp gilt als die wichtigste Schweizer Künstlerin des frühen 20. Jahrhunderts. Dr. Silvia ­B oadella, die Großnichte von Sophie Taeuber Arp, zeichnet ein intimes Porträt der Künstlerin und ihrer ­Person. Die Autorin beschreibt auf persönliche und ­b emerkenswerte Weise, wie Sophie Taeuber-Arp trotz der Bedrohung durch zwei Weltkriege in einer Zeit ­b edeutender historischer und künstlerischer Umwäl­ zungen sich leidenschaftlich ihrer Arbeit widmete.

FIU-Verlag 320 S. Zahlreiche Abbildungen 23 x 17 cm Hardcover mit Prägung EUR 29,80 (D) ISBN 978-3-928780-74-2 Dt.

Ein Woodstock der Ideen – Joseph Beuys, Achberg und der deutsche Süden Begleitpublikation zur Ausstellung in Ulm & Heilbronn mit zahlreichen Abbildungen und Texten von Stefanie Dathe, Marc Gundel, Rita E. Täuber, Rhea Thönges-­ Stringaris, Rainer Rappmann, Sabine Heilig, ­ Wolfgang Zumdick, Lukas Beckmann, Barbara Martin, Rainer Willert sowie Kirsten Claudia Voigt — Das Buch beinhaltet folgende Kapitel: Beuys‘ „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ und das ­Pumpenwerk Wangen * Beuys & die Filzfabriken ­G iengen a. d. Brenz * Die Grünen – die Umweltschutzund Friedensbewegung * Sprachspiel und Trans­ formation * Die Revolution sind wir – Beuys‘ gesellschaftspolitisches Engagement, „Internationales Kulturzentrum Achberg (INKA)“ * Befreites D ­ enken * 11 Fragen an Rhea Thönges-Stringaris * Direkte Demokratie * Funktionswandel des Geldes

Thames and Hudson Skira Editore 224 S. 80 Abb. in Farbe und S/W 21,5 x 26 cm Kartoniert EUR 32 (D) EUR 28,80 (A) ISBN 978-88-572-4332-0 Dt./Engl.

Hände Jochen Hörisch — Von Goethes Faust bis zum Handspiel – Nicht nur als Sinnesorgan und Werkzeug spielt die Hand eine ­zentrale Rolle, sondern auch in Geschichte und Literatur. Sie greift und tastet, streichelt und schlägt, begrüßt und schließt Verträge: Kein Körperteil ist so vielseitig wie die Hand. Jochen Hörisch führt uns die ganze Vielfalt der Hände vor, die uns in der Literatur und in der Geschichte der Ideen begegnen.

Hanser Verlag 304 S. Zahlreiche S/W-Abb. 21,8 x 14,7 cm Gebunden EUR 28 (D) EUR 28,80 (A) EUR 20,99 (E-Book) ISBN 978-3-446-26774-9 E-Book ISBN 978-3-446-27066-4 Dt.


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Joseph Beuys Kunst / Kapital / Revolution Philip Ursprung — «Wer nicht denken will, fliegt raus.» Joseph Beuys (1921– 1986): als Künstler von Weltruhm gefeiert und zugleich als «Scharlatan» angefeindet und verkannt. Wie kaum ein ­a nderer prägte und polarisierte er die zeitgenössische Kunst. Welche Rolle aber spielt der Mann aus Kleve, der zum Inbegriff der Gegenwartskunst geworden ist, heute? Anlässlich seines 100. Geburtstags begibt sich Philip ­U rsprung auf eine Reise zu 24 zentralen Werken.

Verlag C.H. Beck 336 S. 116 Abb. 17 x 24 cm Bedrucktes Leinen EUR 29,95 (D) ISBN 978-3-406-75633-7 Dt.

LIGHTBORN Christoph Dahlhausen Hrsg. Stiftung Konzeptuelle Kunst, Soest — Christoph Dahlhausen ist ein in Deutschland und ­A ustralien lebender Künstler, dessen Werk um die ­zentralen Aspekte Licht, Farbe und Raum kreist. Seine Kunst, die weltweit in Museen und Galerien ­g ezeigt wird, reizt die Wahrnehmung, stellt sie auf die Probe und das höchst poetisch, bisweilen gar humorvoll. Im Kontext der ungegenständlichen und konzep­ tuellen Kunst begegnen wir bei ihm der Geburt der Poesie aus dem Geist der Konkreten Kunst.

static + dynamic Markus Heinsdorff mit Beiträgen von Manfred Baur, Rasmus Kleine, ­G ottfried Knapp, Michael Müller-Verweyen, Christian Schittich — Anhand von über 40 Werken stellt das Buch die ­fortwährende Auseinandersetzung des Installationskünstlers Markus Heinsdorff mit den Themen Raum, ­N atur(gewalten) und upcycling vor. Ergänzt wird dieser Überblick durch Textbeiträge namhafter Autoren, die das internationale Schaffen Heinsdorffs aus ­u nterschiedlichen Perspektiven interpretieren.

Hirmer Verlag 280 S. 260 Abb. in Farbe 24 x 30,5 cm Halbleinen EUR 45 (D) EUR 46,30 (A) CHF 54,90 (CH) ISBN 978-3-7774-3728-6 Dt./Engl.

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — M E D I E N T I P P S

Skira editore, Mailand 192 S. 130 Abb. 24 x 28 cm Hardcover EUR 45 (D) ISBN 978-88-572-4548-5 Dt./Engl.


Die Rheinterrassen in Basel: ein neuer Ort zum Verweilen. Foto: © IBA Basel / Martin Friedli

D ie g a n z e R e g ion B a s el e nt de c ke n

Pure Lebensqualität Monica Linder-Guarnaccia leitet die Geschäftsstelle der Internationalen Bauausstellung IBA Basel 2020 und steht damit einem dynamischen Regional- und Stadtentwicklungs­ prozess vor, der 2010 begann und sich in mannigfaltigen Projekten aus den Bereichen Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung sow ie Kult ur ausdr ückt . Zuvor war Linder-Guarnaccia im Kunsthaus Baselland und im Amt für Kultur Baselland tätig, zudem engagiert sie sich für das ­Gründerzentrum Stellwerk im Bahnhof St. Johann und lancierte den Designmarkt. Kurz: Sie ist eine der zentralen Figuren der Baseler Kulturszene. Marc Peschke sprach mit ihr.

Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführerin IBA Basel 2020, Foto: © IBA Basel / Martin Friedli


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ARTMAPP: Liebe Frau Linder-Guarnaccia, Sie leiten die IBA seit dem Jahr 2014. Nun sind die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses in einer Schlusspräsentation zu sehen. Was ist das Resümee? Monica Linder-Guarnaccia: Die zahlreichen IBA-Projekte ­z eigen, dass, wenn der Wille da ist, Regionen grenzüberschreitend gemeinsam entwickelt werden können. Trotz der weltweiten Abschottungstendenzen hat die Region Basel ­gezeigt, dass man gemeinsam eine höhere Lebensqualität für die Bevölkerung schaffen kann. Die Arbeit an der Umsetzung eines realen Projektes schafft eine Vertrauensbasis, welche viele weitere Entwicklungen erst ermöglicht. Die unterschiedlichen Projekte haben es erlaubt, die interkulturelle Kompetenz zu steigern, Vertrauen zu schaffen. Dieses hat wiederum ermöglicht, sich über das unterschiedliche ­Verständnis von Qualitäten, Baukultur und Kunst auseinanderzusetzen. Die IBA-Projekte dienen als Nährboden, und dieser ist überaus fruchtbar geworden. ARTMAPP: Das Thema „Au-delà des frontières, ensemble – Gemeinsam über Grenzen wachsen“ rückt die Grenzlage der Stadt Basel in den Fokus: Worin liegt das besondere Flair der gemeinsamen Region?

Ein Schatten spendender Baum der besonderen Art vom Tobias Rehberger: Seine stählerne Krone setzt sich

ARTMAPP: Was konnten Sie aus der Corona-Krise für Ihre Arbeit im Dreiländereck lernen? MLG: Die Pandemie hat schmerzlich gezeigt, wie fragil grenz­ überschreitende Zusammenarbeit ist. Sie hat aber auch gezeigt, dass das Dreiländereck Basel trotz Grenzschließungen an gemeinsamen Entwicklungen festhält. ARTMAPP: Die IBA ist eine Einladung, die ganze Region zu entdecken. Welchen persönlichen ­Höhepunkt möchten Sie uns ans Herz legen? MLG: Ach, es sind so viele! Sicherlich lohnt es, sich einen Überblick über diese vielfältige Region zu verschaffen. ­D afür empfehle ich wärmstens das Projekt „2 4 Stops – ­R eh­b erger-Weg“. Der Weg verknüpft über eine Länge von rund fünf Kilometern die Schweiz mit Deutschland. Er ­verläuft zwischen Riehen und Weil am Rhein, zwischen der

aus satt bunten kreisförmigen Elementen zusammen. Foto: © IBA Basel / Martin Friedli

Fon­d ation Beyeler und dem Vitra Campus. Geleitet von 2 4 Wegmarken des Künstlers Tobias Rehberger lässt sich eine einzigartig ­v ielfältige Natur- und Kulturlandschaft ­erkunden. Dieser Weg offenbart die Region Basel. Genauso empfehle ich den IBA-Rheinliebe-Weg, der sich auf etwa 60 Kilometern e­ ntlang der Rheinufer in der Schweiz, Deutschland und Frankreich erstreckt. Neben dem Natur­ erlebnis findet man Strandplätze, Kunstwerke und spaziert an Architekturen ­sondergleichen vorbei. Zwölf davon sind von Pritzker-Preisträgern! ARTMAPP: Was wird bleiben? MLG: Internationale Bauausstellungen haben gemeinsam, dass sie keinem standardisierten Format oder Verfahren ­folgen, dass sie für einen hohen Anspruch stehen und, dass sie als Experimentierfelder eine internationale Diskussion über das Bauen und Planen eröffnen. Die IBA Basel ist die erste IBA welche sich der Thematik der Raumplanung in Grenzregionen widmet. Sie hat exemplarisch aufgezeigt, mit welchen Methoden, Projekte trotz Landesgrenzen entstehen können. Die neue Planungskultur ist etabliert und wird zukünftig zahlreiche weitere Umsetzungen ermöglichen. www. iba-basel. net

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — B A S E L

MLG: Die Region Basel erachte ich als einzigartig. Die Kernstadt Basel besitzt alles, was eine Metropole zu bieten hat. Nicht ohne Grund rangiert sie bei der Mercer-Studie unter den weltweiten Top Ten in puncto Lebensqualität. Meiner Ansicht nach hängt das auch damit zusammen, dass wir hier eben französisches Flair und deutsche Innovation leben. Bei einem Spaziergang am Rhein laufen Sie nach Frankreich über Deutschland zurück in die Schweiz. Sie erleben drei Baukulturen, drei Dialekte, drei Atmosphären und genießen die abwechslungsreiche Vielfalt. Für mich pure Lebensqualität!


B a s el

Eine Stadt atmet Kunst E i n R u n d g a n g d u r c h d i e g ro ß e n B a s l e r K u n s t i n s t i t u t i o n e n ­K u n s t m u s e u m B a s e l , M u s e u m T i n g u e l y u n d F o n d a t i o n B e y e l e r.

ZUSA M M EN G ES TEL LT VO N A L I CE H EN K ES

Basel ist die Schweizer Kunst-Stadt. Nicht nur – aber auch – weil dort seit 50 Jahren die Art Basel stattfindet, eine der bekanntesten und vor allem der einflussreichsten Kunstmessen weltweit. Doch die Stadt im Dreiländereck hat auch eine lebendige Galerien-Szene und eine reiche und vor allem sehr abwechslungsreiche Auswahl an Museen. Eines der ersten Museen für Gegenwartskunst entstand bereits 1980 in Basel. Zusammen ergibt das ein Kunstangebot, auf das man in der Stadt am Rheinknie sehr stolz ist. Ein Städtetrip nach Basel lohnt sich für Kunstinteressierte auch dann wenn, wie in ­d iesem Jahr, die Art Basel verschoben werden musste. Ein Rundgang durch die drei grossen Kunsthäuser Basels – Kunstmuseum Basel, Museum Tinguely und die Fondation Beyeler in Riehen – lässt sich wunderbar an einem längeren Wochenende erleben und mit weiteren kulturellen und kulinarischen Stadt-Erkundungen verbinden. www. basel. com

Nic Aluf, „Sophie Taeuber“, 1920, Silbergelatine-Abzug auf Karton, 12,9 x 9,8 cm, Foto: © Stiftung Arp e. V.


Kunstmuseum Basel Das Kunstmuseum Basel ist, auch dank seiner zentralen Lage, ein idealer erster Anlaufpunkt, sowohl für Stadtfremde wie auch für Besucherinnen und Besucher, die Basel bereits ­kennen. Das Kunstmuseum Basel ist bekannt für seine hochkarätige Sammlung mit Werken vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die ältesten Teile dieser Kollektion stammen aus dem Besitz des Basler Sammlers Basilius Amerbach und ­w urden bereits ab 1671 öffentlich zugänglich gemacht. Das Kunstmuseum kann also auf eine sehr lange Tradition zurück­ blicken. Mittlerweile verfügt es über ein Ensemble aus mehreren Gebäuden: Das Stammhaus am St. Alban-Graben wurde 1936 um einen großen Hof herum errichtet. Hier hat vor allem die Sammlung und die ältere Kunst ihren Platz. Ende 2016 wurde vis-à-vis ein Neubau eröffnet, der auf die ­B edürfnisse modernen Museumswesens mit Wechselausstellungen vor allem zeitgenössischer Kunst ausgerichtet ist. Im Neubau ist bis Juni eine Würdigung von Sophie Taeuber-Arp (1889 –19 43) zu sehen. Bis heute wird die ­D arstellung Taeuber-Arps oft auf ihr Engagement in der ­Textilkunst und ihre Rolle als Partnerin des Dadaisten Hans Arp verkürzt. Das Kunstmuseum Basel stellt die Schweizer Künstlerin als wichtige Pionierin der Abstrak­ tion vor. Die Ausstellung ­„ Sophie Taeuber-Arp. Gelebte Abstraktion“ zeigt rund 250 Werke in einer enormen Bandbreite an ­Techniken und Mate­r ialien. Textiles ist ebenso in der Schau vertreten wie Wandmalerei, Graf ikdesign, Skulpturen, ­R eliefs und Zeichnungen. Es gibt Dokumente

zu Tanzauftritten, Kostüme, Architekturpläne und ein ­ arionettentheater. So wird nicht nur die Vielseitigkeit der M Künstlerin sichtbar, sondern auch ihre großzügige, offene Kunstauffassung, die bis heute beeindruckt. Die Ausstellung zu Sophie Taeuber-Arp ist Teil eines Jahresprogrammes, das zu grossen Teilen auf Künstlerinnen ausgerichtet ist. Von Anfang Juni an ist im Kabinett eine ­Ausstellung mit Arbeiten von Kara Walker zu sehen. Walker, Jahrgang 1969 , setzt sich in ihrem Werk auf oft provokative Weise mit Rassismus, Geschlecht, Sexualität und Gewalt ­auseinander. Sie zählt zu den profiliertesten Positionen der US-amerikanischen Gegenwartskunst. ­Unter dem Titel „A Black Hole is Everything a Star Longs to Be“ sind Hunderte von Zeichnungen zu sehen, die Walker in den letzten 27 Jahren in ihrem Atelier unter Verschluss gehalten hat. Im September folgt den starken Künstler­ innen ein wichtiger Vertreter der französischen Kunst, der ­I mpressionist Camille Pissarro. Nur wenige Hundert Meter entfernt, direkt am Rheinufer, befindet sich, in einer ehemaligen Papiermühle, ein weiterer Teil des Kunstmuseums: Das Museum Gegenwart. Auch hier bestimmt das Jahresthema Künstlerinnen das Programm. Ab Anfang Mai ist „Antigone“ von Tacita Dean (*1965) zu sehen. Das 2018 entstandene filmische Werk gilt als bisher komplexeste Arbeit der britischen Künstlerin Tacita Dean und es wird in Basel erstmals in der Schweiz gezeigt. Das einstündige Epos ist eine subtile Verflechtung von myt holog ischen Fig uren, persönlicher Geschichte und zufälligen Geschehnissen. www. k unst museumbasel. ch

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Kunstmuseum Basel, Neu- und Hauptbau, Foto: Julian Salinas


Jean Tinguely, „Rotozaza No. 2“, 1967, Museum Tinguely, Basel, Foto: Bettina Matthiessen © 2021 ProLitteris, Zürich, Museum Tinguely

Museum Tinguely Wer gern spazieren geht, kann am Rheinufer Richtung Schwarzwaldbrücke schlendern und kommt so zu Museum Tinguely. Das 1996 vom Unternehmen Roche eröffnete Haus beherbergt über 150 Skulpturen von Jean Tinguely.

In diesem Jahr feiert das Museum Tinguely sein 25-jähriges Bestehen: Im Haus und auf dem Wasser, genauer gesagt: auf einem Schiff. An Bord eines umgebauten Frachtschiffes wird eine Ausstellung installiert. ­Tinguelys Brunnenskulptur, die normalerweise vor dem ­Museum in Basel steht, wird – so ­ä hnlich wie eine Gallions­f igur – auf dem Mitteldeck stehen. Museum Tinguely AHOY! nimmt von Paris aus Kurs auf Amsterdam und fährt dann über den Rhein nach Basel. ­Unterwegs geht das Schiff an O ­ rten vor Anker, die für die Karriere des Künstlers wichtig waren. Zum Beispiel in Düsseldorf. Tinguely hatte regen Kontakt zu den Künstlern der Düsseldorfer Gruppe Zero. An Bord führt eine Ausstellung in das Werk des Schweizer Künstlers ein .


Im Museum Tinguely ist unterdessen eine neugestaltete Sammlungspräsentation zu sehen. Im Zentrum der Schau steht der junge Künstler Tinguely, der mit seinen Do-it-­ yourself-Kunstmaschinen irritierte und provozierte und international für Furore sorgte. Gezeigt werden Werke aus der Sammlung und einige Leihgaben und vor allem einige selten gezeigte A ­ rbeiten wie beispielweise das Maschinenkunstwerk «­ Rotozaza No 2».

I M PA S S E R O N S I N . M O R D, L I E B E U N D K U N S T I M H E R Z E N VO N PA R I S verlänger t bis 29. August 202 1

Die Impasse Ronsin inmitten des Pariser Montparnasse Quartiers war eine einzigartige Künstlersiedlung und über 100 Jahre bekannt als Ort der Kunst, der Kontemplation, des Gesprächs, der Feier, der Innovation, Kreation und Destruk­ tion. Mit «Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen

von Paris» widmet das Museum Tinguely diesem ausser­ gewöhnlichen, urbanen Soziotop, das immer wieder für Schlagzeilen sorgte, die erste umfassende Museumsaus­ stellung und präsentiert mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler mit über 200 Werken, die alle in der Impasse Ronsin entstanden sind. Dabei war der Ort geprägt von einer Vielfalt an künstlerischen Identitäten, die keinesfalls nur avantgar­ distisch waren, s­ ondern die ein überaus breites Spektrum auszeichnete – von Constantin Brâncu și, Max Ernst, ­M arta Minujin, Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle, Larry Rivers bis zu Andre Almo Del Debbio oder Alfred Laliberte. Ein Aus­ stellungs­p arcours, angeordnet in A nlehnung an den ­Originalplan der Siedlung, überrascht die Besucherinnen und Besucher bis zum 29. August 2021 mit einer Melange aus Kunstwerken und Geschichten, wie sie in dieser Art zuvor noch nie zu sehen waren, und lässt die Stadt Paris als Schmelztiegel und weltgewandte Kunststadt neu aufleben. www. t ing uely. ch

Museum Tinguely, Foto: © Basel Tourismus

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www. mtahoy. com


Fondation Beyeler Wer es gediegen mag, der wird sich in der Fondation Beyeler wohlfühlen. Das Ausstellungshaus in Riehen bei Basel ­entstand aus privater Initiative der Basler Galeristen Hildy und Ernst Beyeler und ist das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz. Seit der Eröffnung der Fondation Beyeler 1997 ­kamen mehr als siebeneinhalb Millionen Besucherinnen und Besucher. Das Stifterehepaar wollte mit dem Museum vor allem seiner wertvollen Sammlung einen würdigen Rahmen geben. Das elegante Gebäude, von einem parkartigen Garten umrahmt, wurde von Renzo Piano geplant. Die Fondation Beyeler ist heute eine der ersten Adressen für grosszügig ­g estaltete Ausstellungen mit Werken der berühmtesten Kunstschaffenden aus Moderne und Gegenwart. Auch mit den aktuellen Ausstellungen zeigt das Ku­r a­ torenteam der Fondation Beyeler wieder sein Gespür für attraktive Themen und Künstler. Bis Mitte Mai ist die Ausstellung „Rodin/Arp“ zu sehen. Auguste Rodin (1840–1917), der grosse Erneuerer der Bildhauerei des 19. Jahrhunderts, trifft auf Hans Arp (1886–1966), einen der herausragenden Prota­gonisten der abstrakten Skulptur des 20. Jahrhunderts.

Beide Künstler zeichnet eine grosse Innovationskraft und Experimentierfreude aus, Qualitäten, die in der ungewöhnlichen Gegenüberstellung neu sichtbar werden. Im Dialog der beiden Künstler werden grundlegende Aspekte in der Entwicklung der modernen Bildhauerei deutlich. Die Ausstellung zeigt, wo Arp Ideen Rodins aufgegriffen und auf seine ganz eigene ­Weise weiterentwickelt hat. Mehrfach hat Arp sich in seiner Arbeit ganz direkt auf Rodin bezogen. Die Werkauswahl zeigt aber auch die Differenzen zwischen ­d iesen beiden grossen Kunstschaffenden, ihre Eigenheiten und Eigenwilligkeiten. Bis Juli ist eine Ausstellung von Olafur Eliasson (*1967) zu sehen. Der dänisch-isländische Künstler ist international bekannt für seine künstlerischen Auseinandersetzungen mit physikalischen und ökologischen Problemen sowie Fragen nach Wahrnehmung, Körpererfahrung und Selbstempfindung. Für Eliasson ist Kunst ein wichtiges Mittel, um vom Denken zum Handeln zu kommen. Sein Werk ist multi­ medial, es zählen dazu auch Interventionen im öffentlichen Raum sowie Projekte, die eine breitere Öffentlichkeit mit­ einbeziehen. Gerade dank dieser partizipativen Arbeiten gilt Eliasson als gewichtige Stimme im Diskurs um die Zukunft.

Fondation Beyeler, Foto: Mark Niedermann

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Gips, mit Trennmittel beschichtet (1953), 20 x 10 x 6 cm, Musée Rodin, Paris, Inv. S.00890, Foto: © Musée Rodin / Christian Baraja

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Auguste Rodin, „TÄNZER (NIJINSKI?)“, 1912 (?),


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Museum, Di bis So von 10 bis 18 Uhr, im Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr Ristorante La Sosta und Boutique, täglich von 9.30 bis 18 Uhr Steinenvorstadt 1, CH-4051 Basel | www.swmb.museum Ins_ARTMAPP_April 2021_09032021

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Steiff überrascht und fasziniert Sonderausstellung ab 27. April 2021

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Spielzeug Welten Museum Basel

Jenseits aller Regeln – Das Phänomen Aussenseiterkunst Bis 19. Dezember 2021

www.kunstmuseum.ch 1. Mai bis 30. September: täglich 11 –18 Uhr

1. Oktober bis 30. April: Montag bis Freitag 14 –17 Uhr

Samstag, Sonntag und allgemeine Feiertage: 11 –17 Uhr

Giorgio Pagnini, Grünblaue Landschaft mit Gesicht, 1999, Öl auf Papier, 50 x 70 cm. © Kunstmuseum Thurgau


Albrecht Schnider, Landschaft (Detail), 2020–2021, Öl auf Leinwand, 16.5 × 33 cm, Courtesy der Künstler, Foto: Dominique Uldry, Bern

ALBRECHT SCHNIDER ENTWEGTE LANDSCHAFT 29.5.– 15.8.2021

Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Di–So, 10–17 Uhr / Mi 10–19 Uhr, www.kunstmuseumthun.ch


alle alleBilder: Bilder:©©Helmut HelmutScham Scham

Zu Gast beim Kaiser D

er er Arenenberg Arenenberg betört betört mit mit seiner seiner majestätischen majestätischen Lage Lage über über dem dem Untersee Untersee und bietet einen faszinierenden Einblick in die Historie. Ein und bietet einen faszinierenden Einblick in die Historie. Ein Großteil Großteil des des Napoleonmuseums Napoleonmuseums ist ist im im Palais Palais untergebracht, untergebracht, in in dessen dessen RepräsentationsräuRepräsentationsräumen men schon schon die die kaiserliche kaiserliche Familie Familie ihre ihre Gäste Gäste empfi empfing. ng. Heute Heute übernachten übernachten die die Gäste Gäste in in neuen neuen Hotelzimmern Hotelzimmern im im historischen historischen Haupthaus. Haupthaus.

Dank Dank moderner moderner Infrastruktur Infrastruktur ist ist der der Arenenberg Arenenberg gut gut geeignet geeignet zur zur DurchfühDurchführung von Anlässen aller Art. Im grossen Festsaal, welcher einem immensen rung von Anlässen aller Art. Im grossen Festsaal, welcher einem immensen Wintergarten Wintergarten gleich gleich in in die die bestehenden bestehenden Aussenmauern Aussenmauern integriert integriert wurde, wurde, lässt lässt es sich hervorragend feiern. Als Rahmenprogramm anerbieten sich es sich hervorragend feiern. Als Rahmenprogramm anerbieten sich eine eine DeDegustation gustation im im historischen historischen Weinkeller, Weinkeller, Kulinarik-Kurse Kulinarik-Kurse oder oder geführte geführte RundgänRundgänge ge in in der der weitläufi weitläufigen gen Anlage. Anlage. Die Die Nutzgärten Nutzgärten sind sind ein ein wichtiger wichtiger Lieferant Lieferant für für die die Gastronomie, Gastronomie, welche welche auf auf regionale regionale Gerichte Gerichte spezialisiert spezialisiert ist. ist. Gute, Gute, saubere saubere und und faire faire Produkte Produkte werden werden verarbeitet, verarbeitet, am am liebsten liebsten aus aus der der direkten direkten Nachbarschaft Nachbarschaft oder oder vom vom eigenen eigenen Gutshof. Gutshof. In In den den Rebbergen Rebbergen rings rings ums ums Schloss reifen die Trauben, aus denen im Keller gehaltvolle Weine gekeltert Schloss reifen die Trauben, aus denen im Keller gehaltvolle Weine gekeltert werden. werden. Ein Ein Geheimtipp Geheimtipp zum zum Schluss: Schluss: Heiraten Heiraten kann kann man man in in der der charmanten, charmanten, kleinen Kapelle vor Ort mit anschliessendem Apéro auf der Schlossterrasse. kleinen Kapelle vor Ort mit anschliessendem Apéro auf der Schlossterrasse. XX XX Thurgau Thurgau

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Klosters, Sommer 2018, Foto: © Andrea Badrutt

E x z el le nt e Mu s i k i n t r au m h a f t e r B e r g welt

Klosters Music Im Winter, aber ebenso im Sommer bietet der exklusive und zugleich familiäre Kurort in Graubünden eine großartige Landschaft sowie eine hervorragende Kulinarik und Hotel­ lerie. Nebst der touristischen Attraktivität verfügt Klosters zugleich über ein großes kulturelles Angebot. Ein diesbezügliches Highlight ist „Klosters Music“: Bereits zum dritten Mal findet in diesem Sommer vom 31. Juli bis zum 8. August die kleine, aber feine Konzertreihe mit internationalen Stars der klassischen Musikwelt statt. Dass „Klosters Music“ nach kurzer Zeit bereits eine landesweite Ausstrahlung besitzt, ist kaum verwunderlich. Denn dem künstlerischen Leiter David Whelton gelingt es immer wieder, spannungsvolle P rogramme mit einer ­u n­verwechselbaren musikalischen Dramaturgie zu reali­ sieren. In diesem Jahr führt uns das Programm des Briten unter dem Leitmotiv „Heimat. My Homeland“ mitten hinein in den ­musikalischen Charme von Böhmen und Prag im 18. und 19. Jahrhundert.

„Meine Prager verstehen mich!“, so der begeisterte Ausruf von Wolfgang Amadeus Mozart anlässlich eines seiner Besuche in Prag. Und so steht die Liebe des großen Salzburger Komponisten zur böhmischen Metropole am Anfang der musikalischen Reise, welche „Klosters Music“ im Sommer 2021 unternimmt: Erstmals unter der Leitung des tschechischen Dirigenten ­Jakub Hr ů ša gibt das Kammerorchester Basel am Samstag, dem 31. Juli, Mozarts „Prager Sinfonie“. Zu hören sind an ­diesem Abend auch das phänomenale Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur sowie ausgewählte Arien, unter anderem aus „Le ­nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“ sowie Ouvertüren aus Mozarts Opern. Seit jeher zu Hause in einst böhmischen ­L anden ist das Janoska-Ensemble: Bekannt für seine außer­ ordentliche musikalische Qualität und die unbändige Spielfreude, lässt das in Bratislava beheimatete Ensemble am 1. August die große Tradition der Rhapsodie hochleben.


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Den Abschluss von „Klosters Music“ 2021 bildet eine Premiere: Zum ersten Mal widmet sich „Klosters Music“ dem Film und der Filmmusik. Gezeigt wird das Oscar-preisgekrönte Meisterwerk „Cinema Paradiso“ des sizilianischen Regisseurs Giuseppe Tornatore, während das Luzerner „City Light Symphony Orchestra in Concert“ live die grandiose Filmmusik von Ennio und Andrea Morricone erklingen lässt. All jenen, die sich die Reise nach Klosters gegönnt ­haben, sei übrigens noch ein Abstecher in die nahe gelegene Alpenstadt Davos ans Herz gelegt. Mit dem Besuch des hervorragend kuratierten Kirchner Museums, einem Rundgang durch die renommierte Galerie von Iris Wazzau sowie einem Spaziergang ins landschaftlich atemberaubende Sertigtal lässt sich ein abwechslungsreicher Tag voller Kultur und aktiver Entspannung gestalten. In Klosters selbst lohnt unbedingt ein Besuch im Atelier des Bildhauers Christian Bolt, in welchem über den gesamten Sommer und im Speziellen während der Konzerttage eine exklusive Sonderausstellung der 8. Schweizerischen Triennale der Skulptur „Bad RagARTz“ stattfindet. ANDRIN SCHÜTZ

Julie Fuchs, Foto: © Die Frau

www. klosters-mu sic. ch

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Für die Freundinnen und Freunde des Barocks indes halten das Zürcher Orchestra „La Scintilla“ und die bekannte französische Sopranistin Julie Fuchs am dritten Abend auserlesene Preziosen von Bach, Händel und Vivaldi bereit, während der begnadete Organist und Improvisateur Rudolf Lutz das Publikum am Mittwoch, dem 4. August, in der Kirche St. Jakob mit Themen von Bach, Mozart, Schubert und Dvoř ák sowie Improvisationen begeistern wird. Eine wahre „Meisterreise“ zur musikalischen Wiege Europas mit Werken von Mozart, Beethoven, Schubert und Brahms unternimmt am Abend des 5. August Sir András Schiff, der weltweit als einer der besten und vielseitigsten Pianisten gilt. Das Spannungsfeld von Heimat und Fremde eröffnet sich am Freitag, dem 6. August, im Konzertsaal der Arena Klosters, wenn die berühmte „Moldau“ von Bed ř ich Smetana mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung des russischen Dirigenten Maxim Emelyanychev ­ihren Weg vom heimischen Quell in ferne Lande findet und Christian Tetzlaff mit dem Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart die Sinne schweben lässt. Sehnsüchtige Klänge aus der Fremde sind auch am Samstag, dem 7. August, vom britischen Cellisten Steven Isserlis mit dem ­bewegenden Konzert für Violoncello und Orchester zu vernehmen, das Antonín Dvoř ák zwischen 1894 und 1895 fern seiner Heimat in den USA komponierte.


126 8 . S c hwe i z e r i s c he Tr ie n n a le de r S k u lpt u r „ B a d R a g A RTz“ !

Kunst ohne Schranken

Jörg Plickat „Helping Hands, Hommage to Humanity“, 2017, Cortenstahl, 3-teilig, verschraubt, 350 x 600 x 250 cm, Foto: Jörg Plickat, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Es ist nicht verwunderlich, dass der in Bad Ragaz inzwischen omnipräsente „Optimist“ von Ottmar Hörl allenthalben mit fröhlicher Miene den Daumen gen Himmel streckt. Denn die Vorbereitungen für die größte Freiluftausstellung Europas, die vom 8. Mai bis zum 31. Oktober dauert, sind trotz aller Widrigkeiten der Pandemie in vollem Gange. ­Nahezu im ­M inutentakt fahren schwer beladene Lastwagen in den ­weitläufigen Parks der exklusiven Kurgemeinde vor, um mit ihren mächt igen Ausleger n insgesa mt über 400 Werke von 83 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt zu positio­n ieren. „Mir scheint, wir haben eine Aus­ stellung diesen Sommer“, kommentiert Organisator der „Bad RagARTz“ Rolf Hohmeister das emsige Treiben mit dem für ihn so typischen verschmitzten Lächeln. Und ­weiter: „Kunst macht Arbeit.“ Da könnte der inzwischen pensionierte Arzt recht haben: Zusammen mit seiner Frau Esther und seinem Team hat er in den letzten Monaten ­u nzählige Dossiers gesichtet, persönlich die passenden ­P lätze für die Skulpturen ausgesucht und abgesteckt, ­Konzepte entworfen und wieder verworfen.

Nun aber ist es so weit: Das Resultat arbeitsreicher Tage und langer Nächte nimmt Gestalt an. Bereits versuchen erste Kinder, eine monumentale Eisenplastik des Hamburger Künstlers Jörg Plickat zu erklettern. Der eigens für den Aufbau angereiste Künstler zeigt sich über den spontanen Enthusiasmus der Jugend erfreut. „Das ist eine besondere ­E igenart der ‚Bad RagARTz‘“, berichtet Rolf Hohmeister. „Wir möchten kein Museum mit starren Schranken sein. Vielmehr möchten wir mit unserer Ausstellung erreichen, dass die Kunst die Menschen und insbesondere die Kinder und die Jugend b ­ erührt. Und das geht nur, wenn man die Kunst auch be­r ühren darf.“ Diese Haltung ist denn auch ein wesentlicher Teil des Konzeptes der international renommierten Skulpturenausstellung. Monumentale begehbare Werke, etwa die Stahldrahtgeflechte des deutschen Künstlers Werner Bitzigeio oder die knallroten Treppen des Schweizer Künstlerduos „Maboart“, welche eine phänomenale Aussicht in die Landschaft ermöglichen, gehen Hand in Hand mit Werken von auratischer Ästhetik und weltpolitischem Tiefgang. Wenn sich die


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Esther und Rolf Hohmeister stehen auf einer Arbeit von maboart Kunst und Konzept, Ursula Bohren Magoni & Claudio Magoni, «Abrada», 2019,

meditativ anmutende Skulptur „Wenji Yang − Asking up“ des chinesischen Künstlers Liu Ruowang ebenso wie das „Welt­ anschauungsmodell“ von Ottmar Hörl weit in die Ferne richten, so scheint sich der von Hoffnung getragene Blick in der Distanz zu erfüllen: Die monumentalen Schriftzeichen seines Landsmannes Liu Yonggang gemahnen mit ihrem Titel „Embrace of Love“ unter anderem an die zuweilen schwierige menschenrechtliche Situation in China. Politische Kraft entfalten auch die Werke der irakischen Künstler Mahmoud Obaidi und Dia Azzawi, welche das Spannungsfeld zwischen der Schönheit hängender Gärten und lange anhaltender militärischer Konflikte skulptural ausloten. Heiter und skurril wiederum kommt das schwebende Nashorn des italienischen Künstlers Stefano Bombardieri daher, welches 2017 bereits zur Biennale über den Kanälen Venedigs thronte. Einen Kontrapunkt zur surrealen physikalisch-zoologischen Metapher Bombardieris bilden wiederum Sibylle Pasches ästhetisch stringente Marmorarbeiten oder auch Vera Röhms von nahezu magischer Stille getragene Installation „Die Nacht ist der Schatten der Erde“.

Findet man sich bei der „Bad RagARTz“ unverhofft in nachdenklicher Stimmung über Schönheit, Stille, Weltpolitik und die Grenzen der Physik wieder, wird man alsbald aus seinem tiefen Gedankengang gerissen: Denn die charmant wohlgenährten „Strandläufer“ aus der Hand der Iserlohner Künstlerin Christel Lechner zaubern einem sogleich wieder ein Lächeln ins Gesicht. Einmal in Bad Ragaz angekommen, lohnt sich übrigens nicht nur ein sinnlicher Rundgang durch die weitläufige Ausstellungsanlage. In direkter Nachbarschaft zu Bad Ragaz befindet sich die Bündner Herrschaft. Für ihre großartigen Weine berühmt, lockt die liebliche, inmitten von Rebbergen gelegene Landschaft mit alten Torkeln, jederzeit besuchbaren Weingütern und regionalen Leckerbissen. ANDRIN SCHÜTZ

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Treppenstufen für Ideensprünge. Foto: Lukas Hohmeister


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HARZER

Grafikstiftung Neo Rauch, Foto: © Aschersleber Kulturanstalt / Volker Hielscher


MODERNE

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Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es im Harz kaum noch Hotels mit Blümchentapete gibt und in den Cafés draußen der Kaffee nicht nur in Kännchen serviert wird. Und Wandern und Biken liegen längst derart im Trend, dass nicht nur Pensionäre in den Wäldern unterwegs sind. Aber Kunst? Ja, das Angebot ist spannend, vielfältig und aktuell. Seit 1975 vergeben die Stadt Goslar und der „Verein zur Förderung modernen Kunst“ den Kaiserring, erster Preisträger war Henry Moore. In der Stadt und im Mönchehaus, dem Museum des Vereins, sind die Werke der Künstler zu sehen, die den angesehenen Preis bekommen haben. In diesem Oktober steht eine besondere Verleihung an: Weil der in den USA lebende Konzeptkünstler Hans Haacke seinen Preis voriges Jahr wegen Corona nicht erhalten konnte, bekommt er ihn nun zusammen mit der aktuellen Preisträgerin, der in Berlin lebenden Adrian Piper. Wer schon einmal in Goslar ist, sollte sich unbedingt die Stubengalerie ansehen, die malerisch an der Abzucht liegt. Seit 1973 sind in der kleinen und feinen Galerie die Werke ­renommierter Künstler wie Elvira Bach oder Markus Lüpertz zu sehen. Derzeit zeigt Antje Stoetzel-Tiedt in ihrer Galerie Arbeiten von Adi Holzer, sie sind bis Anfang Mai zu sehen. Im Harz gibt es weitere sehenswerte Kunst: Quedlinburg, die zweite Harzer Welterbestadt, verfügt mit dem Lyonel-­F eininger-Museum über eine bedeutende Sammlung mit Arbeiten des vielseitigen Bauhaus-Klassikers, der als ­M aler, Grafiker und Karikaturist zu einem bedeutenden Vertreter der Klassischen Moderne wurde. Die Galerie ­b egeht dieses Frühjahr eine große Sonderschau zum 150. Geburtstag des Künstlers. Von Quedlinburg ist es nicht weit nach Aschersleben: Am östlichen Harzrand zeigt die „Grafikstiftung Neo Rauch“ Arbeiten des international gefragten Künstlers, und in ­D erneburg, auf dem Weg nach Hannover, kann man nach ­Voranmeldung das frühere Schloss von Georg Baselitz besuchen und die Kunstsammlung des US-amerikanischen Milliardärs Andrew Hall anschauen. O L IVER S TA D E

www. harzinfo. de

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Kaiser, Kunst und Natur


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Joseph Beuys und der Kaiserring

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Das Mönchehaus Museum Goslar ist ein Haus für moderne und zeitgenössische Kunst. 1978 gegründet, bietet es eine ­b eeindruckende Schau zeitgenössischer Kunst und einen ­einzigartigen Blick auf die internationale Kunstszene der vergangenen Jahrzehnte. Der Kaiserring, der seit 1975 vergeben wird, gilt als eine der begehrtesten internationalen Auszeichnungen, obwohl er nicht dotiert ist. Oliver Stade sprach mit Heinz Holtmann, dem Gründungsdirektor des Mönchehaus Museums und heute Galerist in Köln, über Joseph Beuys und über die zeitgenössische Kunst in Goslar.

Kaiserring Goslar, Foto: © Stadt Goslar


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Heinz Holtmann im Studio von Joseph Beuys beim Überbringen der Nachricht, dass er der nächste Kaiserring-Träger sein wird (Düsseldorf 1979), Foto: Archiv Heinz Holtmann

ARTMAPP: Herr Holtmann, Sie waren 1978 der erste Direktor des Mönchehaus Museums. Vorher leiteten Sie die Galerie der Firma Junior des Unternehmers und Kaiserring-Erfinders Peter Schenning. Wie sind Sie eigentlich in den Harz gekommen? Heinz Holtmann: Der Goslarer Unternehmer Peter Schenning, Initiator des Goslarer Kaiserrings, hatte zu mir Kontakt aufgenommen, als ich noch Direktor des Kunstvereins Braunschweig war. Er bot mir einen lukrativen Managerjob und die Leitung seiner zwölf internationalen „Junior-Galerien“ von Kopenhagen bis Zürich an.

ARTMAPP: Wie schwierig war es, internationale Topkünstlerinnen und -künstler wie den ersten Preisträger Henry Moore 1975 für den Kaiserring zu gewinnen? HH: Als Schenning sein Unternehmen verkaufte, hatte er ­sogleich die Vision, in Goslar, der alten Kaiserstadt, einen ­i nternationalen Kunstpreis, den Kaiserring, zu etablieren. Schenning dachte immer sehr großzügig und etablierte ­u mgehend eine hochkarätige Jury mit Dieter Honisch, dem Direktor der Berliner Nationalgalerie, Karl Ruhrberg, dem ­D irektor des Museums Ludwig, und Werner Spies, dem ­damaligen Direktor des Pariser Centre Pompidou. Mit diesen international namhaften Kunstexperten war es natürlich viel einfacher, an Weltklassekünstler wie Henry Moore, Max Ernst, Alexander Calder und Victor Vasarely heranzukommen. Ein weiteres Geheimnis von Schenning war es, den Kunstschaffenden anzubieten, eine große Arbeit von ihnen anzukaufen und eine Ausstellung mit einem Katalog auszurichten. Ein Preisgeld gab es nicht, außer einem Goldring mit dem Siegel Heinrichs IV.


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Heinz Holtmann in seiner Galerie im Kölner Rheinau Hafen, Foto: © Heinz Holtmann

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ARTMAPP: Nach Moore, Ernst, Calder und ­Vasarely erhielt 1979 Joseph Beuys, der in diesem Mai seinen 100. Geburtstag feiern würde, den ­K aiserring. Beuys verstand sich nicht nur als ­Künstler, sondern auch als politischer Aktivist und Provokateur. Schon sein Äußeres mit Filzhut und Fliegerweste provozierte viele. Wie schwer war es, ihn in der Jury durchzusetzen? HH: Die ersten vier Künstler stellten kein Problem dar, aber dann hatte ich mich als Beuys- Fan in der Jury dafür stark gemacht, ihm den fünften Kaiserring zu widmen. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich als junger Assistent an der Kunsthalle zu Kiel tätig war und eine Zeichnungsausstellung von Beuys mit organisieren durfte. Die Schwierigkeit in Goslar bestand nun darin, auch die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt in der Jury von Beuys zu überzeugen. Denn die hätten lieber Chagall oder Dalí als neuen Kaiserringträger gesehen. Aber nach einer leidenschaftlichen Rede meinerseits bekamen wir dann ein einstimmiges Votum für Beuys. ARTMAPP: Erst einige Jahre, nachdem der Kaiserring vergeben wurde, entstand das Mönchehaus Museum. Wie kam es dazu? HH: Um das Versprechen einer Ausstellung und Platzierung eines wichtigen Kunstwerks in einem Museum zu realisieren, brauchten wir ein eigenes Gebäude. Die Stadt Goslar stellte

dafür das neu renovierte Mönchehaus zur Verfügung. Schenning bat mich dann, den Direktorenposten zu übernehmen, in der Jury mitzuwirken und die jeweiligen Ausstellungen und Kataloge der Kaiserring-Trägerinnen und -Träger zu erstellen, was mir mit diesen berühmten Personen viel Vergnügen bereitet hat. ARTMAPP: Eine Frage an den Kunstexperten und Kenner der Szene: Wie schätzen Sie es ein, dass eine Kleinstadt wie Goslar, am Harzrand und lange im Zonenrandgebiet gelegen, Toppositionen anzieht und das Mönchehaus so eine einzigartige ­Sammlung moderner Kunst zeigen kann? HH: Für die Stadt ist das eine einzigartige Geschichte. Wie ­gesagt, es gibt ja kein Preisgeld, trotzdem gilt der Kaiserring heute als wichtige und wohl berühmteste Auszeichnung für Kunstschaffende in Deutschland. Mit großer Beharrlichkeit und viel Engagement hat sich die Kleinstadt Goslar, anfangs wie gesagt noch Zonenrandgebiet, zum Geheimtipp in der Kunstwelt entwickelt und genießt nun einmal im Jahr den ­internationalen Auftritt. www. moenchehaus. de


Kirchsaaleingang

Gästehaus Tanne und Diakonissenmutterhaus in Elbingerode/Harz

Lyonel Feininger, Selbstbildnis mit Tonpfeife, 1910, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Lyonel-Feininger-Galerie, Sammlung Dr. Hermann Klumpp, Foto: Punctum/Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

In Elbingerode, einem Ortsteil der Stadt Oberharz am ­ rocken, entstand im 20. Jahrhundert das Zuhause der B Elbinge­r öder Schwesternschaft, das bis heute ein leben­ diges Zentrum für evangelische Diakonie und Mission ist. Durch den großen Zuwachs an Diakonissen wurde Anfang der 1930er-Jahre ein Mutterhausneubau errichtet. Der ­A rchitekt Godehard Schwethelm baute es im modernen Bauhausstil, zweckmäßig und in seiner Schlichtheit zeitlos und funktional.

Auf dem Gelände des Diakonissen-Mutterhauses – in ruhiger Ortsrandlage – liegt das Gästehaus Tanne. Hier ­f inden Sie eine Oase zum Wohlfühlen und Entspannen. Elbinge­ rode – umgeben von einer reizvollen Landschaft – ist Ausgangspunkt für vielfältige Unternehmungen. Natur-, Bike- und Wanderfreunde sowie Kulturinteressierte und Familien ­werden zahlreiche interessante Ausflugsziele entdecken. Gruppen finden bei uns gute Voraussetzungen für ihre Veranstaltung. Wir sind Ihnen bei der Planung Ihres Aufenthaltes gern behilflich. Unser Mutter- und Gästehaus bietet: • 53–73 Betten in 33 Zimmern • 3 Aufenthalts- bzw. Gruppenräume mit Medientechnik • thematische Gästewochen und Freizeiten • Hallenbad und Sauna • Buchhandlung des Francke-Verlages • Kunstgalerie/Ausstellungen • Führungen durch das Mutterhaus im Bauhausstil • Andachten und Gottesdienst sowie Offene Kirche für persönliche Zeiten der Stille und des Gebets G Ä S T E H AU S TA N N E D E S D G D E .V. Unter den Birken 1 3 8 8 7 5 O b e r h a r z a m B ro c k e n O T E l b i n g e ro d e T + 4 9 (0) 3 9 4 5 4 - 8 1 3 5 0 , F + 4 9 (0) 3 9 4 5 4 - 8 1 3 5 9 hau s-tanne @ ne uvand sburg. de g a e s t e h a u s - t a n n e - e l b i n g e ro d e . d e

28.03.

12.09.2021

Becoming Feininger Lyonel Feininger zum 150. Geburtstag

www.feininger-galerie.de


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Karl Blossfeldt (1865–1932), Papaver orientale, 1915–1925, Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München


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Von G o sl a r n ac h Q ue d l i nb u r g

Eine Harzreise Corona hat auch die Kunstwelt im Griff: In diesem Jahr wird der Kaiserring erstmals in seiner Geschichte doppelt vergeben. Wegen der Pandemie fiel die feierliche Übergabe im vorigen Jahr f lach. Am 9. Oktober erhalten nun zwei Kunstschaffende den Kaiserring: der in den Vereinigten Staaten lebende deutsche Konzeptkünstler Hans Haacke und die in Berlin lebende US-Amerikanerin Adrian Piper, die ebenfalls als Konzeptkünstlerin und zudem als Philosophin bekannt ist. Ein weiteres Datum, das für Kunstfans von Belang ist, führt Kulturreisende nach Quedlinburg. Die Lyonel-­ Feininger-Galerie würdigt das Werk des vielseitigen Malers und Grafikers Lyonel Feininger, der zunächst als ­K arikaturist arbeitete und später zur prägenden Gestalt des Bauhauses wurde. Als einziger Meister gehörte er dem von Walter Gropius gegründeten Bauhaus vom ersten Tag bis zu dessen Auf lösung 1933 durch die Nationalsozialisten an.

Das Klopstockgartenhaus in Quedlinburg ist seit der Eröffnung 2008 ein Ort für besondere Veranstaltungen. Foto: © Lyonel-Feininger-Galerie

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Eine Landschaft, die seit einigen Jahren eine Renaissance erlebt, ist der Harz. Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge bietet nicht nur reizvolle Städte und eine hinreißende Landschaft. Ob auf niedersächsischem, sachsen-anhaltischem oder thüringischem Gebiet: Der Harz lockt nicht nur Wanderer an, er hat auch für Liebhaber moderner Kunst viel zu bieten. Das Mönchehaus Museum für moderne Kunst in der mehr als 1.000-jährigen Kaiserstadt Goslar etwa dürfte in Deutschland einzigartig sein. Seit den 1970er-Jahren vergeben die Stadt und der Verein zur Förderung moderner Kunst mit dem Kaiserring einen begehrten Kunstpreis. Er wird an international renommierte Künstlerinnen und Künstler vergeben. Henry Moore war der erste Preisträger. Mit ihm setzte der Unternehmer Peter Schenning, der den Verein gründete, den Maßstab: Wer sich in Goslar und im Mönchehaus umsieht, erhält heute einen einmaligen Blick auf die produktive Vielfalt moderner Kunst aus den vergangenen Jahrzehnten: Malerei, Video- und Konzeptkunst, Skulpturen, Fotografie – es ist alles dabei.


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Lyonel Feininger, „Vollersroda I“, 1913, Öl auf Leinwand, 80,5 x 100,5 cm, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Lyonel-Feininger-Galerie, Sammlung Dr. Hermann Klumpp, Inv.-Nr. LFGKLF/8,

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Foto: Punctum / Bertram Kober, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Wie kam der in den USA geborene Feininger, der unter ­a nderem in Berlin und Paris lebte, nach Quedlinburg? Gar nicht, muss man wohl sagen. Feininger verbrachte zwar 1917 und 1918 seinen Sommerurlaub im Tourismusort Braunlage. Während seiner Aufenthalte entstanden mehrere Landschaftszeichnungen, ein Holzschnitt aus dieser Zeit zeigt ein „Gewitter in Braunlage“. In Quedlinburg aber war Feininger nie. Dass sich in der Stadt, die wie Goslar zum UNESCO-­ Welterbe gehört, dennoch eine beeindruckende grafische Sammlung mit Arbeiten des Künstlers befindet, ist dem ­U nternehmer Hermann Klumpp zu verdanken, einem Freund Feiningers. Nach der Zwangsschließung des Bau­ hauses und kurz bevor Feininger in die USA auswanderte, übergab dessen Familie bedeutende Teile seines Werkes an Klumpp. Daraus entstand die weltweit größte druckgrafische Sammlung mit Arbeiten des Künstlers. Ende März soll aus Anlass des 150. Geburtstages ­Feiningers eine große Jubiläumsausstellung gezeigt werden. Mit 160 Werken würdigt die Galerie bis Mitte September das Schaffen eines der wichtigsten Vertreter der Moderne. Es gibt im Harz weitere Spuren der Moderne. In Schielo, einem Ortsteil Harzgerodes, wurde 1865 Karl Blossfeldt geboren, ein Pionier der Pf lanzenfotografie. Dessen Bilder sind eine Hommage an die Natur, die künstlerische Formen hervorbringt. Mit seinem 1928 erschienenen Buch „Urformen der Kunst“ wurde der Fotograf, der Pflanzen streng formal und konturenscharf aufnahm, mit einem Mal berühmt. Eigentlich war seine Publikation als Musterbuch für Studierende des Kunstgewerbes gedacht, doch rasch entwickelte es sich zu ­einem Klassiker der Moderne.

Nicht nur in München, auch im Harz wurden seine Arbeiten in den vergangenen Jahren gezeigt. In Aschersleben wuchs Neo Rauch auf, einer der international gefragtesten deutschen Künstler. Die Grafikstiftung, die seinen Namen trägt, präsentierte 2015 eine Doppelausstellung mit den farbintensiven und erzählerischen Arbeiten Rauchs und den streng formalen Fotografien Blossfeldts. In der Grafikstiftung sind regelmäßig Arbeiten von Rauch zu sehen, oft zusammen mit Werken ­anderer Kunstschaffender. Auch im thüringischen Harz kommen Freunde ­moderner Kunst auf ihre Kosten. Das Kunsthaus Meyenburg in Nordhausen lädt regelmäßig zu Schauen mit zeitgenössischen Werken ein. Nicht weit entfernt vom Harz, auf dem Weg von Goslar nach Hannover, befindet sich in Schloss ­Derneburg, wo Georg Baselitz einst lebte und arbeitete, die Sammlung des aus den USA stammenden Milliardärs Andrew Hall. Richtung Süden, in Duderstadt nahe Göttingen, gewährt der Unternehmer Hans Georg Näder, Chef des ­P rothesenherstellers Otto Bock, in der Kunsthalle HGN ­r egelmäßig Einblicke in seine Sammlung. Es gibt viel zu ­entdecken im Harz! O L IVER S TA D E

2 7. M ä r z b i s 1 2 . S e p t e m b e r 2 0 2 1 BECOMING F EININGER Lyonel Feininger zum 150. Gebur tstag w w w . f e i n i n g e r- g a l e r i e . d e www. harzinfo. de


ANNEGRET SOLTAU Edition „Selbst”, 12, 2016/1975

© Annegret Soltau / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

„Diese Fotoübernähung ist 1975 entstanden [Vintage, ein Hand-

Faden diente mir als Richtung für meine Übernähung. Aus den

abzug auf Barytpapier, Seidenfaden, 39 x 29,5 cm]. Als Aus-

Sinnesorganen Augen und Mund ließ ich die Fäden über das

gangsbild nahm ich einen Fotoabzug der Dokumentation einer

Gesicht fließen, die Wimpern verlängerte ich so zu neuen

Foto-Performance, in der ich mit schwarzem Garn mein eige-

Formationen, die wie eine Maske das Gesicht überzieht. Der

nes Gesicht umwickelte [„bezeichnete“]. Es ist die 5. Aufnahme

fotografierte Faden der Performance steht im Wechsel und

aus dem Tableau „Selbst“, 1, 1–14, 1975. Dieses Selbstporträt

Austausch mit dem übernähten realen Faden und bildet im

übernähte ich mit grauem Seidenfaden. Der fotografierte

Gesicht eine Einheit, aber auch eine Irritation.“ Annegret Soltau

„Selbst“, 12, 2016/1975, Fine-Art-Print auf Barytpapier, 320 g/m2, 29,5 x 21 cm auf 40 x 30 cm, mit eigenhändigen Seidenfaden, nummeriert und signiert, Auflage 70 und 10 Künstlerexemplare. Preis pro Exemplar 980 € inklusive 19 % MwSt. Bestellungen: rb@brouwer-edition.com, M 0171 170 69 23

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Der Harz, eine Landschaft mit überraschender kultureller Vielfalt

Blick über Goslar, Foto: © GOSLAR marketing gmbh / filmpunktton

Der erste länderübergreifende Nationalpark, vier Natur­ parke, das Biosphärenreservat Karstlandschaft-Südharz und tausende Kilometer Wanderwege: Der Harz ist nicht nur Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge, sondern vor allem eine Region mit einer beeindruckenden und vielfäl­ tigen Landschaft. Aber nicht nur Naturfreunde fühlen sich hier wohl. Eine reiche Bergbauhistorie, Städte, die im Mittelalter bedeutende Handelszentren waren und ihre malerischen Altstädte mit charmanten Fachwerkgebäuden bewahrt haben, bieten Architekturfreunden und Technikfans viel Sehenswertes – nicht ohne Grund gehört die Harzer Schmalspurbahn mit ihren altertümlichen Dampfloks zu den größten Attraktionen einer Region, die mit ihren vielen Kirchen und Klöstern über einen weiteren Kulturschatz verfügt.

Was nicht jeder weiß: Neben Theater, Kabarett und einer Vielfalt an Museen hat auch die moderne Kunst im Harz ihren Platz. Neo Rauch, einer der bedeutendsten Maler der Gegenwart, wuchs in Aschersleben auf. Einige seiner Arbeiten sind in wechselnden Ausstellungen in der Grafikstiftung seiner Heimatstadt zu sehen. Die Stadt Goslar vergibt mit dem Kaiserring einen der begehrtesten Preise für moderne Kunst. Viele Arbeiten der Preisträger werden im Mönchehaus gezeigt. Dazu kommt die Lyonel-Feininger Galerie in Quedlinburg mit Arbeiten der klassischen Moderne. Weitere Attraktionen zeugen von der kulturellen ­B edeutung der Region. Drei Harzer Stätten wurden in die ­U NESCO-Welterbeliste aufgenommen, dar unter die Lut her- G eden k st ät ten i n E isleben , d ie m a ler isc he ­F ach­w erkstadt Quedlinburg mit dem Stiftsberg als wichtigen authentischen Ort deutscher und europäischer Geschichte und der Dreiklang aus dem Erzberg werk ­R ammelsberg ­s owie der A ltstadt von Goslar und der Oberharzer Wasserwirtschaft.


Letzterer dokumentiert die tausendjährige Entwicklung eines Bergwerks und ein einmaliges Wasser-Energieversorgungssystem. Dazu kommt eine historische Stadt, die in ihrer Architektur die wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus ­w iderspiegelt. Nirgendwo sonst auf der Welt lassen sich die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen und Verbindungen in einem historischen Bergbaurevier so beeindruckend nachvollziehen.

1 1 0 0 J A H R E Q U E D L I N B U RG U N D G O S L A R

Marktkirche Clausthal-Zellerfeld, Foto: © Harzer Tourismusverband / M. Gloger

Quedlinburg mit seiner historisch gewachsenen Alt- und Neustadt sowie dem alles überragenden Stiftsberg gilt als Muster einer mittelalterlichen Stadt und bietet für Besucher eine kulturelle Vielfalt, die nur selten in einem Ort dieser ­Größe zu finden ist. Auch 60 Kilometer weiter, in Goslar, wird groß ­ge­feiert. Die prächtige Kaiserpfalz wird im Januar kunstvoll beleuchtet und zur Kulisse für ein Video-Mapping, das ­reichlich Licht und Farbe in den üblicherweise tristen Wintermonat bringt. Das ganze Jahr über soll der Geburtstag in der Stadt angemessen gewürdigt werden. Geplant sind unter ­a nderem Open-Air-Konzerte und ein großer Festumzug. Auch das Altstadtfest im September steht ganz im Zeichen der Stadtgeschichte, zu der aber auch die Menschen gehören, die sich für Goslar als Wohn- oder Urlaubsort entschieden haben und diese Stadt prägen. Ein Feuerwerk wird das Geburtstagsjahr ebenso glanzvoll beenden, wie es begonnen hat. We i t e r e I n f o r m a t i o n e n i m I n t e r n e t u n t e r : www. harzinfo. de www. quedlinburg-info. de w w w . g o s l a r. d e

Quedlinburg, Foto: Andrea Fleischmann

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Neben der Lage am nördlichen Harzrand und dem Welt­ erbetitel verbindet Goslar und Quedlinburg eine weitere Gemeinsamkeit. 2022 feiern beide ihr 1100-jähriges Bestehen. 922 wurde das heutige Quedlinburg erstmals erwähnt, in ­einer Urkunde König Heinrichs I. Im gleichen Jahr und gleichermaßen durch König Heinrich wird die Marktsiedlung vicus goslariae erwähnt, Ursprung der späteren Kaiserstadt. Am 22. April, an dem Tag, an dem sich die erste urkundlichen Erwähnung jährt, beginnt in Quedlinburg eine 45-tägige Festzeit, die am Pfingstwochenende ihren Höhepunkt findet. Das Wochenende nach Ostern läutet die Festzeit mit den Hoftagen ein. Am Wochenende zum Welt­ erbetag am 5. Juni wird ein pralles Programm mit Musik, Theater, kulinarischen Genüssen, Walk Acts der besonderen Klasse, Pixelmapping- und einer Lasershow auf dem Marktplatz geboten. Der Umzug am Sonntag durch die Altstadt finalisiert das Festwochenende.


E i ne M it t el g e bi r g s r e g ion s e t z t au f K u lt u r

Der Harz ist Inspiration

Teufelsmauer Blankenburg, Klosterwanderweg, Foto: © M. S. Schüren

Der Harz hat eine beeindruckende Geschichte und kann ­neben seiner Naturschönheit mit einem kulturbezogenen Angebot aufwarten, das den Vergleich mit deutschen Großstädten nicht scheuen muss. Oliver Stade sprach mit Carola Schmidt, der Geschäftsführerin des Harzer Tourismus­ verbandes, über Tradition und Moderne.

ARTMAPP: Der Harz und moderne Kunst, das ist nicht der erste Gedanke, der sich aufdrängt, wenn von dem Mittelgebirge die Rede ist, das vor allem als Wanderparadies bekannt ist. Gibt es da Nachholbedarf? Carola Schmidt: Grundsätzlich haben wir die Erfahrung ­gemacht, dass Mittelgebirge per se als Outdoor- und Natur­ reiseziele wahrgenommen werden. Nun hat der Harz aber eine besonders beeindruckende Geschichte, die hier ­n atürlich ihre Spuren hinterlassen hat − drei UNESCO-­ Welterbestätten in diesem eher überschaubaren Gebiet sind der beste Beleg dafür. Auch für Künstler, Literaten, Dichter und Denker war die Region jahrhundertelang Inspirationsquelle. Das kommt nicht von ungefähr. Auf bauend darauf kann der Harz im Hier und Jetzt mit einem kulturbezogenen Angebot aufwarten, das den Vergleich mit deutschen Großstädten nicht scheuen muss. ARTMAPP: Wie sehen Sie die Chancen, ­Kulturreisende nicht nur mit Klöstern oder ­ Goethe und Heine für den Harz zu interessieren, sondern auch mit moderner Kunst zu werben?

Carola Schmidt, Foto: © Harzer Tourismus­v erband

CS: Ich sehe hier große Chancen für den Harz! Auch wenn ­u nsere Kulturgeschichte weit in die Vergangenheit reicht und es zunächst vielleicht erstaunt, stand der Harz immer


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schon für Erfindergeist und Innovation. Diesen Spannungsbogen ­zwischen T ­ radition und Moderne, zwischen Historie und Neuzeit gilt es so zu inszenieren, dass er potenzielle Gäste erreicht. Die Region hat viele Facetten, die teils vor­ dergründig „auf der Hand liegen“ wie die Themen Wandern und Natur. Zu einer ganz besonderen Destination wird der Harz aber durch seine Kulturgeschichte, die hier bis heute ­erfolgreich und mit viel Engagement fortgeschrieben wird. ARTMAPP: Die wenigsten wissen, wie vielfältig das Angebot und die Spuren moderner Kunst im Harz sind. Zeigt das nicht, dass der Harz als ­Reiseziel noch immer unterschätzt wird? CS: Als Reiseziel insgesamt vielleicht nicht, als Kulturreiseziel sicher. Wir haben das Kultursegment in seiner gesamten Bandbreite seit 2007 zu einem unserer zentralen Marketing­ themen gemacht und werben damit in mindestens der gleichen Intensität wie mit dem Bereich Wandern und ­Outdoor. Dennoch – und das habe ich dargestellt – ist es ein langer Weg, ein vermeintlich neues Thema, einen neuen ­A spekt nachhaltig in der Wahrnehmung der Menschen zu verankern. Daran werden wir weiter mit Kontinuität, aber auch mithilfe innovativer touristischer Produkte und krea­ tiver Ideen arbeiten. Nicht zuletzt hat die Corona-Krise Deutschland und auch unsere Region für viele als Reiseziel wieder stärker in den Fokus gerückt. Und der Harz konnte im letzten Sommer erfolgreich unter Beweis stellen, dass er gerade aufgrund seiner vielseitigen Angebotsstruktur absolut wettbewerbsfähig ist.

Armeliquiar im Domschatz Halberstadt, Foto: © Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Bertram Kober, punctum

ARTMAPP: Was ist Ihr persönlicher Tipp für Kunstbegeisterte, die den Harz besuchen wollen? CS: Mein Tipp ist das Mönchehaus Museum in der historischen Altstadt von Goslar. Hier wird dieser Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne erlebbar. Moderne Kunst in historischem Gebäude, ein Kulturgenuss der für Goslar und den Harz steht, und zwar in einzigartiger Weise.

Rathaus Goslar, Foto: © GOSLAR marketing gmbh / Stefan Schiefer

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www. harzinfo. de


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appetizer R e i se t ipps z u K un s t und K ult ur zusammengestellt von B et t ina Götz

Sebastian Kopitzki, Küchenmeister und Geschäftsführer der Kreuz Gastronomie Singen sowie Luis Sohn (re.), sein Sous-Chef, Foto: Sabine Tesche / Kreuz Gastronomie

Kultur, Kochkunst & Unterkünfte Noch mehr Inspirationen für Ihre nächste Reise: In dieser Ausgabe empfehlen wir Ihnen zwei außergewöhnliche R ­ estaurants in Singen am Hohentwiel und in Wasserburg am Bodensee.

VO M S E E I N D E N H E G AU – U N D U M G E K E H R T

Auf den ersten Blick erscheint es etwas willkürlich, in e­ inem Zuge über zwei Restaurants zu berichten, die gut 100 Kilo­ meter voneinander entfernt liegen. Und doch gibt es Gemeinsamkeiten zwischen dem Café-Restaurant „Eulenspiegel“ in Wasserburg und dem „Kreuz“ in Singen. Rein äußerlich: Beide Gasthäuser logieren in schönen alten Fachwerkhäusern. Das „Eulenspiegel“ steht an der Dorfstraße, das „Kreuz“, wo man bereits im 14. Jahrhundert Gäste bewirtete, am Stadtgarten.

Zur Topografie: Wasserburg liegt am Bodensee. Singen am Hohentwiel, dem Vulkanberg mit der größten Burgruine Europas. Menschen: Wasserburg ist der Geburtsort von Martin Walser. Er hat dem Ort mit dem Roman „Ein springender Brunnen“ (1998) ein Denkmal gesetzt − Wasserburg ihm ein Museum gewidmet. Singen, das Zentrum für die umliegenden Hegau-Gemeinden, kann mit Joseph Victor von Scheffel punkten. Der Dichter veröffentlichte 1855 den Roman „Ekkehard“ über das mittelalterliche Leben auf dem Hausberg. Einen Bestseller.


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Café-Restaurant „Eulenspiegel“, Foto: © Inge Litz

Damit kann und will Wasserburg nicht konkurrieren. Was große Kunst betrifft, ist das Kunsthaus Bregenz die erste Adresse. Kleinkunst, Vorträge, Workshops, Jazz und vieles anderes mehr gibt es im „Eulenspiegel“. Die Küche blieb auch im Lockdown nicht kalt. Thilo Kohler, der im „Schwarzen Adler“ in Nürnberg und im „Waldhorn“ von Albert Bouley Sterne-Erfahrung sammelte, setzte auf „Food to go“. Ebenso das „Kreuz“, obwohl das Ergebnis den Einsatz nicht lohnte. Doch Kochen ist hier Leidenschaft pur – und damit eine weitere Gemeinsamkeit. Die Küche vom Café-Restaurant „Eulenspiegel“ hat eine einfache und saisonale Orientierung. Kohler lässt sich aber auch von der südländischen und asiatischen Küche ­i nspirieren. Beinahe alle Zutaten werden aus der Region, dem Allgäu und dem Bregenzerwald geliefert. Dazu zählt ein D ­ emeter-Hof in Lindau und der Bioladen im Hause. Kohler verarbeitet nachhaltig produzierte Lebensmittel, weil sie b ­ esser schmecken und gut für uns und unsere Umwelt sind, sagt er. Sebastian Kopitzkis Rezepte lehnen sich an die deutsch-französische und auch an die regionale Küche. Dazu greift er gerne auf das zurück, was die Gegend an hochwertigen Lebensmitteln bietet: Reichenauer Gemüse, Kartoffeln aus dem „Erdäpfel“-Dorf Duchtlingen, „Bülle“ (Zwiebeln) von der Höri, Fisch aus dem Bodensee, Fleisch aus dem Hinterland und Trüffel(!) aus dem Hegau. Ergänzt werden die saisonalen und regionalen Spezialitäten mit dem einen oder anderen Klassiker. Er liebe das Experiment, bekennt der junge Küchenmeister. Und die Pandemie? Kopitzki und sein Team sowie Litz und ihre Mannschaft setzen auf das Frühjahr. Ans ­A ufgeben haben sie übrigens nie gedacht, erklären sie übereinstimmend.

Inge Litz, Inhaberin von Café-Restaurant „Eulenspiegel“,

www. k re u z-singe n . de

Foto: © Inge Litz

w w w . e u l e n s p i e g e l - r e s t a u ra n t . d e

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — A P P E T I Z E R

Es gibt noch andere „Gemeinsamkeiten“: Das „Eulenspiegel“ ist nicht nur ein Ort für Menschen, die feines Essen lieben und selbst gebackenen Kuchen genießen wollen. Es steht auch für Kultur und Kommunikation. Dafür ist Peter Schilinski verant­wortlich. Der Wegbegleiter von Joseph Beuys ent­ wickelte 1976 das „Wasserburger Modell“, zu dem die Gründung eines Vereins gehörte. Ziel war, ein Kultur­zentrum zu schaffen, um die soziale Dreigliederung nach der Lehre des Anthro­posophen Rudolf Steiner zu leben. Damit war die Idee zum „Eulenspiegel“ geboren. Der Verein erwarb das Fachwerkhaus und verpachtete es. Heute managt Inge Litz das Unternehmen – ideologiefrei, zeitgemäß und engagiert. Das „Kreuz“ in Singen war drei Jahrzehnte Teil des ­s oziokulturellen Zentrums „Gems“. Als die Kulturschaf­ fenden die Lust an der Gastronomie verloren, übernahm Sebastian Kopitzki im November 2019 das sanierte Haus. Der Küchenmeister, gerade einmal 30, hat Feinküchen-Etappen in Deutschland und der Schweiz hinter sich. Auch beim Konstanzer Sternekoch Jochen Fecht. Aber an Sterne denkt er nicht. Die Pandemie traf ihn mitten ins Eröffnungstreiben. Nach ­einem halben Jahr „Arbeitsverbot“ muss er wieder von vorne beginnen. Das gilt auch für das „Eulenspiegel“. Singen war bisher keine Adresse für anspruchsvolle Küche. „Habermus und Suppengrün“ betitelte ein Historiker sein Buch in Anspielung auf die Esskultur der Stadt, in der seit 1887 Maggi-Produkte hergestellt werden. Singen beherbergt Menschen aus 100 Nationen. Dementsprechend bunt ist die Szene – und die Küche. Im Übrigen: Die Kochlegende Bertold Siber hat seine Wurzeln am Hohentwiel. Und kulturlos ist die Stadt ebenfalls nicht. Das Kunstmuseum pf legt die Höri-­ Maler, zwei Museen zeigen „Art & Cars“ und Theater gibt es auch. Zur Kultur in Singen gehört die Galerie Vayhinger, sie ist vom „Kreuz“ aus in zwei Minuten zu erreichen.


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Frank furt am Main

Graz

Frank furt Pur

Museums-­ Picknick

G l i t z e r n d e S k y l i n e, a bwe c h s l u n g s re i c h e Ku l t u r l a n d s c h a f t,

im Grünen

g e s c h i c h t s t rä c h t i g e O r t e u n d l e c ke re re g i o n a l e Kü c h e –

Foto: © Hotel Hofgut Farny

Dürren Cler vaux The Family of Man

im Allgäu ­( Kißlegg) Hofgut Farny

Fra n k f u r t i s t i m m e r e i n e Re i s e

W i e kö n n t e m a n d e n Fr ü h l i n g

we r t ! Vo n J u n i b i s A n f a n g S e p -

und Sommer besser feiern als

tember lockt zum vierten Mal

m i t e i n e m P i c k n i c k u n t e r f re i e m

d i e Tr i e n n a l e „R AY Fo t o g ra f i e -

H i m m e l? Ku l t u r vo l l p i c k n i c ke n

p ro j e k t e Fra n k f u r t/R h e i n M a i n“

l ä s s t e s s i c h i n m e h re re n

Fo t o b e g e i s t e r t e i n d i e S t a d t.

­G ä r t e n u n d Pa r k s s t e i r i s c h e r

Ganz spontan lässt sich der

M us e e n . D a s U n i ve r s a l m us e u m

B e s u c h m i t d e m Pa us c h a l a n g e -

J o a n n e u m ko m b i n i e r t a n s e c h s

b o t „Fra n k f u r t P u r “ g e s t a l t e n .

S t a n d o r t e n s p a n n e n d e Fü h r u n -

E i n e Ü b e r n a c h t u n g m i t Fr ü h -

g e n u n d N a t u r m i t re g i o n a l e n

stücksbüffet in einem Hotel

ku l i n a r i s c h e n Kös t l i c h ke i t e n .

I h re r Wa h l ka n n s o g a r g a n z-

G u t s c h e i n e f ü r d a s „ M us e u m s -­

j ä h r i g (M e s s e t e r m i n e a us g e -

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t e r t e: D i e l e g e n d ä re A us s t e l -

Wa n g e n u n d K i ß l e g g l i e g t

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Ermäßigung auf viele

Ros e g g e r- G e b u r t s h a us A l p l

t e n e r b e s , i s t s e i t 19 94 i m

Das denkmalgeschützte Hofgut

­M us e u m s e i n t r i t t e b i e t e t.

S c h l os s C l e r va ux z u b e s i c h ­

Fa r ny m i t m o d e r n e m 4 - S t e r n e -­

u n d i m Vo l k s ku n d e m us e u m i n G ra z s i n d d i re k t i m Ku n s t h a us

t i g e n . I n d e n 1950 e r- J a h re n

H o t e l, h i s t o r i s c h e r B ra u e re i ­

vo n Ed wa rd S t e i c h e n f ü r d a s

w i r t s c h a f t, B i e rg a r t e n u n d

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145

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147

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A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — A P P E T I Z E R

ro u t e - d e r- g e n u e s s e.d e


Weimar lädt ein „Neue Natur“ und Lyonel Feininger zum 150. Geburtstag Rund um die von der Klassik Stiftung Weimar angekündigten Ausstellung „Bauhaus und Natur – Lyonel Feininger mit dem Rad unterwegs“ im Bauhaus-Museum Weimar wird es ­zahlreiche Angebote der Tourist-Information geben. Dazu ­g ehören Stadtführungen, Rundfahrten entlang des Rad­ weges und buchbare Vorträge sowie ein Programm, das Feininger als Musiker und Komponisten vorstellt.

Das seit 30 Jahren stattfindende Feininger-Schüler-­Pleinair in Mellingen wird 2021 mit einem besonderen Programm aufwarten. Auch die Lichtskulptur an der Kirche in Gelmeroda ist repariert. So wird die Kirche zum Jubiläum an bestimmten Tagen in der Dunkelheit in Feininger-Farb­tönen leuchten.

Bauhaus-Museum Weimar, Foto: © Klassik Stiftung Weimar

I m Z e n t r u m d e s T h e m e n j a h r e s „ N e u e N a t u r“ s t e h e n d i e h i s t o r i s c h e n P a r k s u n d G ä r t e n d e r K l a s s i k S t i f t u n g We i m a r. S i e s i n d U N E S C O - We l t e r b e u n d z u g l e i c h A u ß e n s t a n d o r t e

KO M B I -T I C K E T „ N E U E N AT U R “

der Bundesgar tenschau (BUGA) in Er f ur t.

B A R R I E R E F R E I H E I T PA R K A N D E R I L M

Der Park an der Ilm umfasst ein Areal von ca. 48 Hektar. Er erstreckt sich in seiner West-Ost-Ausdehnung über die östliche Hangkante vom sogenannten „Horn“ ins Ilmtal und über die westliche Hangkante bis zur Belvederer Allee. Im Norden des Parks befindet sich das Weimarer Residenzschloss; im Süden endet der Park kurz bevor Sie ans Bienenmuseum, das bereits im Ortsteil Oberweimar liegt, gelangen. Das Tal und die ­höher gelegenen Bereiche des Parks sind über Wege mit­ einander verbunden, die nur begrenzt von Menschen mit Mobilitätseinschränkung benutzt werden können.

Das ganze Jahr über alle Ausstellungen, Ver­anstaltungen und BUGA-Außenstandorte des Themenjahres Neue Natur 2021 entdecken: Das Kombi-Ticket „Neue Natur“! K l a s s i k S t i f t u n g We i m a r B u r g p l a t z 4 , 9 9 4 2 3 We i m a r T + 4 9 (0) 3 6 4 3 5 4 5 4 0 0 www. kla ssik-st if t ung. de/ne ue -nat ur Die neue APP „Weimar+“ nimmt Sie mit auf eine Audiotour während Ihres Besuchs im Park an der Ilm. Downloadlink im QR-Code.


Theodore Lux Feininger, „Lyonel Feininger auf seinem Fahrrad in der Gutenbergstrasse Weimar“, 1926, Fotografie, www.Kunst-Archive.net © The Estate of T. Lux Feininger mit freundlicher Genehmigung von Conrad Feininger / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

1 7. A p r i l b i s 1 . A u g u s t 2 0 2 1 „ Bauhaus und Natur – L y o n e l F e i n i n g e r m i t d e m R a d u n t e r w e g s“

R A D T OU R ZU DE N L I E BL I NGSMO T I V E N

B a u h a u s - M u s e u m We i m a r

DE S M A L E R S

Die Ausstellung zeigt aus der reichen Bauhaus-Sammlung der Klassik Stiftung Weimar rund 40 Zeichnungen und Grafiken, die sich mit Feiningers Liebe zur Natur, zu den thüringischen Dörfern und Kirchen beschäftigen: Gelmeroda, Mellingen, Lehnstedt und Tröbsdorf.

Mit der 30 Kilometer langen Radtour, lassen sich die Spuren des Malers Lyonel Feininger, der auch zu den ersten Meistern am Weimarer Bauhaus gehörte, bestens verfolgen. Die Tour berührt nicht nur die reizvolle Umgebung der südlich von Weimar gelegenen Dörfer im Landschaftsschutzgebiet ­„ Mittleres Ilmtal“, sondern auch einen großen Teil seiner Lieblingsmotive. Start ist am Hauptgebäude der Bauhaus-Universität in der Geschwister-Scholl-Straße 8. In der davon abzweigenden Bauhausstraße 7a hatte der Maler von 1906 bis 1914 ein Atelier eingerichtet. Von da aus führt die Route in Richtung Hauptfriedhof über die Humboldtstraße bis zum Wohnhaus der Familie Feininger in der Gutenbergstraße 16. Von da aus geht es nach Niedergrunstedt, Gelmeroda, Possendorf, Vollers­ roda, Oettern, Mellingen, Taubach und Oberweimar. In der Tourist-Information Weimar ist ein Faltblatt zum Feininger-Radweg in Weimar und dem Weimarer Land erhältlich, das die Kirchen zeigt, die der Maler besucht und gezeichnet hat.

M a r k t 1 0 , 9 9 4 2 3 We i m a r T + 4 9 (0) 3 6 4 3 7 4 5 0 w w w . w e i m a r. d e

Feiningerkirche Gelmeroda, Foto: Henry Sowinski, weimar GmbH

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To u r i s t I n f o r m a t i o n We i m a r


Wir danken für die Unterstützung

juedischesmuseum.de Bertha-Pappenheim-Platz 1 / 60311 Frankfurt am Main

26.02. – 25.04.2021 Sehnsuchtsorte 12.05. – 27.06.2021 Werner Knaupp zum 85. Geburtstag 09.07. – 12.09.2021 Archi Tales-Gebäude und Geschichten 17.09. – 07.11.2021 Till Augustin/Bodo Korsig 18.11. – 16.01.2022 Due Dieci – Die Darmstädter Sezession

Galerie Claudia Jennewein · kunstkontor - nürnberg.de

Maria Lassnig, Die große Mutter, 1964, Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt, Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller, © Maria Lassnig Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

DIE t r e g n ä l r e V WEIBLICHE . 6 . 7 2 Kunst und Ritual bis SEITE GOTTES


„Weh mir, wo nehm ich, wenn es Winter ist, die Blumen...“

Gerd Winter Neue Malerei

Galerie Netuschil Schleiermacherstraße 8, 64283 Darmstadt Geöffnet: Do - Fr 14.30 - 19.00, Sa 10.00 - 14.00 Uhr www.galerie-netuschil.net

Parallel zur Ausstellung Gerd Winter zeigen wir:

Skulpturen in Bronze, Stahl und Stein von Till Augustin, Jörg Bach, Helga Föhl, Georg Hüter, Kubach & Kropp, Matthias Will

Galerie Netuschil Schleiermacherstraße 8, 64283 Darmstadt Geöffnet: Do - Fr 14.30 - 19.00, Sa 10.00 - 14.00 Uhr www.galerie-netuschil.net

Foto: Werner Neuwirth, Rüsselsheim

Ausstellung: 2. Mai bis 12. Juni 2021


G a le r ie R ot h a mel

>1000 Worte 9. Januar bis 1 2 . Juni 202 1 Ellen A k imoto, Undine B andelin, I v a n a d e V i v a n c o , J o n a t h a n K ra u s , Ng uyen Xuan Huy, Mar ten Schädlich Galer ie Rothamel Er f ur t

Ellen Akimoto, „Being Natural“, 2019, Öl auf Leinwand, 130 x 110 cm, Courtesy: Galerie Rothamel

In der zeitgenössischen Malerei spielt sich eine stille Revolu­ tion ab – junge Künstlerinnen und Künstler lassen die Tabus der Moderne außer acht und begeistern sich für figürliche ­M alerei. Die Präsentation „>1000 Worte“ trägt dieser Entwicklung Rechnung. Ein halbes Jahrtausend lang schilderte die europäische Malerei der Neuzeit Geschichten, Gleichnisse und Legenden. Als die Entwicklung zu rasen begann, brach die Moderne mit dieser Tradition und rückte die künstlerische Moment­ aufnahme in den Mittelpunkt, den Schock, die emotionale Überwältigung. Die Sehnsucht nach den Geschichten blieb. Die ­M a­l erinnen und Maler der Ausstellung „>1000 Worte“ ­g reifen sie auf. Sie erzählen komplex, virtuos – und verblüffend ­t raditionell. Treffen Digital Natives auf diese restlos ana­logen W ­ erke, sind sie fasziniert. Wenden sich junge Rezipienten den Inhalten zu, durchdringen sie diese unschwer. Sie besitzen Routine im Umgang mit komplexen Codes, ­S tories und eine Leidenschaft für Verschlüsseltes. Lange Kontem­p lation, ­l eidenschaftliche Diskussionen, über­ raschende Interpretationen – all das haben wir während vergangener Ausstellungen erlebt. Die Präsentation „> 1000 Worte“ stellt sechs Künstlerinnen und Künstler vor: Ellen Akimoto (*1988), Undine Bandelin (*1980), Ivana de Vivanco (* 1989), Jonathan Kraus (*1989), Nguyen Xuan Huy (*1976) und Marten Schädlich (*1986). Die Ausstellung wird unterstützt von der Stiftung Kunstfonds. Es erscheint ein Katalog. Galer ie Rothamel Kle ine A rche 1 A , 9 9 08 4 Er f ur t F a h r g a s s e 1 7, 6 0 3 1 1 F ra n k f u r t a m M a i n w w w . ro t h a m e l . d e


220 x 150 cm, Courtesy: Galerie Rothamel

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Nguyen Xuan Huy, „No Guarantee“, 2020, Öl auf Leinwand,


154 I nt e r n at ion a le Tr ie n n a le „ R AY F ot o g r a f ie pr ojek t e F r a n k f u r t / R he i n M a i n“

„IDEOLOGIEN“ in 2021


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Yves Sambu, „Vanitas project“, 2010–2017, Ausstellung im Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main © Yves Sambu

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Es ist wieder soweit – zum vierten Mal findet die internationale Triennale „RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain“ statt. Wie schon bei den ersten drei Ausgaben geht es auch diesmal um Vernetzung von Sammlungen und Institutionen, um Kooperation: Gemeinsam widmet sich die ganze Region dem Festivalthema. Internationale Leuchtkraft und die ­Vernetzung in der Region hatte der Kulturfonds Frankfurt RheinMain im Sinn, als er das Projekt 2012 initiierte und bis heute fördert. „EXTREME“ lautete das letzte RAY-Thema, 2021 dreht sich das Festival um „IDEOLOGIEN“. Und auch in ­d iesem Jahr ist der Anspruch wieder hoch: Internationale ­Fotokunst wird vor dem Hintergrund ihrer gesellschaftlichen Bedeutung an elf verschiedenen Orten präsentiert. „Das große Versprechen der Globalisierung – den ­Menschen weltweit mehr Wohlstand zu bringen – weicht ­zunehmender Skepsis“, konstatieren die Veranstalter: „Von Menschen gemachter Klimawandel, Raubbau an der Natur, die Macht und Abhängigkeit der Gesellschaften von den ­g roßen Tech-Konzernen und die stetige Konzentration von Reichtum in den Händen weniger führen nicht allein zu weltweiten Migrationsbewegungen, sondern zu immer mehr Frustration, was eine zunehmende Polarisierung öffentlicher Debatten zur Folge hat.“ Das Festival kreist also um Ideolo­ gien und ideologische Einstellungen als Begründung und Rechtfertigung von Ideen, Überzeugungen und Werten – ein Thema, das wirklich brandaktuell ist. Gezeigt werden soll ­k ritische, reflexive Kunst, die „ihre eigenen Grundlagen zur Entstehung und das Zeigen mit hinterfragt“. Vom 3. Juni bis 12. September ist das Festival zu erleben, das diesmal von fünf Institutionen und sieben Kuratorinnen und Kuratoren entwickelt wurde: Die Deutsche Börse Photography Foundation, die Kunststiftung DZ BANK , das Fotografie Forum Frankfurt, das Museum Angewandte Kunst und das MMK werden ausgewählte Beiträge sowie Neuproduktionen von Künstlerinnen und Künstlern wie Akinbode Akinbiyi, Máté Bartha, Johanna Diehl, Eddo Hartmann, Paula Markert, Qiana Mestrich, Yves Sambu, Adrian Sauer und ­Salvatore Vitale zeigen. Im Rahmen der RAY-Triennale sind auch drei Festivaltage mit Vorträgen und Talks geplant.


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Lee Miller, „Fire Masks“, London, England, 1941, Ausstellung „Lee Miller. Hautnah. Fotografien von 1940 bis 1946“, Opelvillen, Rüsselsheim © Lee Miller Archives, England 2021

Sechs RAY-Partnerprojekte ergänzen das Programm: So werden im Museum Giersch der Goethe-Universität Nini und Carry Hess, im Kunstforum der TU Darmstadt Hilde Roth und in der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim Lee Miller präsentiert. Mit der Ausstellung „Schöne ordentliche Bilderwelt – Erziehung zum Wegsehen?“ nimmt das Historische Museum Frankfurt die manipulative Struktur der NS-Bildberichterstattung anhand des Nachlasses des Frankfurter Fotografen Otto Emmel in den Blick. Der Nassauische Kunstverein Wiesbaden zeigt Eva und Franco Mattes. Und die Marta H ­ oepffner-Gesellschaft für Fotografie e. V. im Stadtmuseum Hofheim setzt auf einen fotografischen Dialog von Nicole Ahland und Sibylle Fendt mit Marta Hoepffner. ­Eröffnet wird die Kooperationsschau mit einem Festival, das vom 1. bis 3. September Referentinnen und Referenten unterschied­licher D ­ isziplinen zum Diskurs einlädt.

Aus dem großen Ausstellungsprogramm hervorheben ­möchten wir die Arbeiten von Yves Sambu, die im Museum Angewandte Kunst zu sehen sind. Der 1980 geborene Kon­ golese porträtiert die „Sapeure“, jene in westeuro­päische Luxusmarken gekleidete Männer Kinshasas, die er auf ­F riedhöfen posieren lässt, also in einem Raum, „in dem ­N arzissmus – als extreme Liebe zu sich selbst – und der ­Respekt vor dem Tod und den Toten zusammenfallen“. Für die Kuratoren ist die „La Sape“-Bewegung ein „performativer Akt einer Selbstermächtigung, in der Kollektivismus und ­Individualismus verschmelzen“. Ein besonderer Höhepunkt wird sicher die Ausstellung „Lee Miller. Hautnah. Fotografien von 1940 bis 1946“ in den R ­ üsselsheimer Opelvillen sein. Die Arbeit Millers hat sich über fünf Jahrzehnte entwickelt: ein fotogra­ f isches Werk, das in seiner thematischen Bandbreite u ngewöh n l ich ist . ­E x per i mentel le, su r rea l ist ische ­F otograf ie, Mode- und ­R eisefotograf ie, Porträts und ­R eportagen aus dem Zweiten Weltkrieg – Millers Œuvre ist von erstaun­l icher Vielgestaltigkeit.


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Eddo Hartmann, „Trolley Bus“, Somun Street, Pyongyang, 2015,

Die bedeutendsten Aufnahmen gelingen Lee Miller in den ­befreiten KZs in Dachau und Buchenwald: Das Leid der Gefangenen, tote SS-Offiziere, die Krematoriumsöfen – all das hat sich eingeschrieben in die Geschichte der Fotografie, aber ebenso in die Psyche der Fotografin, die diese Bilder zeit ihres Lebens nicht mehr los werden konnte. Miller wird nach dem

Krieg nur noch wenige Jahre als Fotografin arbeiten. Zwar ­entstehen noch Modeaufnahmen, doch die große Zeit der ­leidenschaftlichen Bildreporterin ist vorbei. Zurück bleiben ihre Bilder: dunkle, abgründige Schlaglichter auf eine brü­ chige Lebenswelt. MARC PESCHKE

3. Juni bis 1 2 . September 202 1 w w w . ra y 2 0 2 1 . d e

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Ausstellung in der Deutsche Börse Photography Foundation, Frankfurt am Main


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A n ne g r e t S olt au b e i A n it a B e c ke r s i n F r a n k f u r t a m M a i n

Körperlandschaften


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Annegret Soltau, „Im Schießstand (rot, gelb, blau)“, 1987–89, Fotografie übernäht, 3-teilig, jeweils 12,5 x 17,2 cm, Einzelstück, gerahmt 42 x 91 cm, gerahmt in UV-geschütztem Museumsglas,

Am 16. Januar 2021 ist Annegret Soltau 75 Jahre alt geworden. Anlässlich ihres Geburtstags widmete ihr Anita Beckers in ihrer Galerie in Frankfurt am Main eine Jubiläumsausstellung (bis 20. März 2021) und feierte damit auch ihre erste Begegnung mit der Künstlerin vor genau 45 Jahren. Annegret Soltaus Werk behandelt Fragen nach Identität, der eigenen und allgemeiner einer weiblichen Leiblichkeit, nach Schmerz sowie Trennung und Zusammenhalt. Als Pionierin der feministischen Kunst in Deutschland wurde sie vor allem in den letzten Jahren wieder verstärkt auch auf internationaler Ebene für ihren Einsatz gewürdigt. Die diesjährige Ausstellung in Frankfurt speiste sich vor allem aus den Beständen der Künstlerin, die erst in den vergangenen Jahren durch vielzählige Besuche im Studio in gemeinsamer Arbeit ans Licht gekommen sind und größtenteils noch nie öffentlich gezeigt wurden.

linke Seite: Annegret Soltau, Ausstellungsaufbau Januar 2021 in der Galerie Anita Beckers, Foto: Julia Uti, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

An zentraler Stelle befindet sich die Fadeninstallation „Spinne“, die Annegret Soltau eigens für die Ausstellung entwickelt hat und die in Anlehnung an eine 1976 verwirklichte Raum­ installation entstanden ist. Mit schwarzem Garn und kleinen Nägeln hat Soltau ein netzartiges Konstrukt geschaffen, das sich ausgehend von einer Ecke im Raum auf den Wänden ausbreitet. Zwischen den einzelnen Fäden, die zusammen ein Spinnennetz ergeben, hängen Fotografien, die die Perfor­ mance-Reihe „Permanente Demonstration“ dokumentieren sowie weitere Arbeiten, die mit den Themen Faden und Netz oder eben direkt mit der Spinne zu tun haben. In den Fotografien aus „Permanente Demonstration“ zeigt sich der Mensch verletzlich, eingeschnürt von einem Garn, das tief ins Fleisch schneidet und letztendlich doch den Anschein eines schützenden, alles zusammenhaltenden Kokons erweckt. Wie eine Spinne erschafft die Künstlerin ein Netz aus Fäden, in dem sich der Mensch nur noch eingeschränkt bewegen kann und mit dem er fest verschnürt ist. Die Spinne schöpft dabei ihre Netze immer aus sich selbst und ist dadurch eins mit ihrem Werk. Bei vielen Arten praktiziert die weibliche Spinne außerdem einen sexuellen Kannibalismus und tötet das Männchen nach der Befruchtung, weshalb sie schon immer von feministischen Künstlerinnen, beispielsweise Louise Bourgeois, als Symbol der Emanzipation rezipiert und eingesetzt wurde. Aber auch schon in der Antike wurde sie als Symbol einer selbstbewussten, sich auflehnenden Frau gesehen.

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Courtesy: die Künstlerin und Galerie Anita Beckers, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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Annegret Soltau, „Im Felsenmeer“, 1986–1988, Cibachrome Fototafel, 35 Fotos, jeweils 40 x 30 cm, Einzelstück, gerahmt 214 x 224 cm, Courtesy: die Künstlerin und Galerie Anita Beckers, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


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Annegret Soltau ist eine Künstlerin, die dem Feminismus verpf lichtet ist. In Bezug auf eine Geschlechtlichkeit der Leibeserfahrung beschäftigt sie sich im Verlauf ihres Schaffens vor allem mit Themen wie Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft. In Vorbereitung, aber auch ihre erste Schwangerschaft begleitend, entstand die Serie „Tagesdiagramme“, die nun ebenfalls in Frankfurt zu sehen ist. Aus der Selbst­ beobachtung entstanden, funktionieren die Blätter wie ein diagrammhaftes Tagebuch, in dem die Künstlerin die Eckpfeiler ihrer täglichen Erlebnisse und Konflikte in konkreten Begriffen mit der Schreibmaschine festhielt. Über Linien sind diese mit anderen Begriffen verbunden. Soltau setzte auf diese Weise die eigenen Gefühle in ein Verhältnis zueinander, egal wie gegensätzlich diese sein mögen. Auch sich selbst und weitere Personen setzte sie in Relation zu dem gezeichneten emotionalen Konstrukt, das zugleich körperliche wie geistige Zustände thematisiert. Diese Vorstellung einer durch Körper und Geist gleichermaßen definierten Erfahrung teilt Annegret Soltau mit der Phänomenologie. Methodisch geht diese von der genauen Beschreibung des eigenen Spürens aus: Die Dokumentation der menschlichen Bewusstseins- und Leibes­e rfahrung dient dem Verständnis des Wesens der ­D inge und meint hier zunächst ein Sich-Vergegenwärtigen der eigenen Zustände. Auch im Verlauf der 1980er-Jahre beschäftigt sich Anne­g ret Soltau mit den Erfahrungen des weiblichen Leibes, die sie stellvertretend an ihrem eigenen Körper exerziert. Im großen Foto-Tableau „Im Felsenmeer“ sieht man die Künst­ lerin in verschiedenen Posen in einer Felslandschaft. Doch anders als zuvor ist der Mensch nicht mehr nur in seinem ­sozialen Geflecht in einem geschlossenen Raum isoliert, sondern begegnet seiner natürlichen Umwelt. „Im Felsenmeer“ scheinen Mensch und Natur sogar eine Einheit zu bilden, ­obwohl sich Fels und menschlicher Körper auch gegensätzlich begegnen: Der Felsen ist kalt, hart und spitz, während der menschliche Körper sich sanft, beweglich und anpassungs­ fähig zeigt. Durch die bearbeiteten Lichtverhältnisse scheint der Körper zu strahlen, während die Landschaft, in der er sich befindet, in den Hintergrund tritt.

„ D a w a r e i n Ta l , d i c h t b e w a c h s e n m i t K i e f e r n u n d d e r s p i t z e n Zypresse; es hie ß Gargaphie und war de r geg ür te te n Diana g e w e i h t . I n s e i n e m t i e f s t e n I n n e r s t e n l i e g t i n e i n e m Wa l d ­ d i e N a t u r h a t t e d u r c h i h r e B e g a b u n g e i n K u n s t w e r k v o r­ getäuscht; denn aus unbearbeitetem Bimsstein und leichten Tu f f s t e i n e n h a t t e s i e e i n n a t ü r l i c h e s G e w ö l b e g e s c h a f f e n . Vo n r e c h t s t ö n t e i n d u r c h s i c h t i g e r Q u e l l a u s k l a r e m Wa s s e r, a n d e n b r e i t e n S p a l t e n v o m g ra s b e w a c h s e n e n U f e r u m g e b e n : H i e r p f l e g t e d i e G ö t t i n d e r W ä l d e r, m ü d e v o n d e r J a g d , d i e j u n g f rä u l i c h e n G l i e d e r m i t f l i e ß e n d e m Wa s s e r z u b e n e t z e n .“ OV I D, „ M E TA M O R P H O S E N “

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — P O R T R Ä T

v e r s t e c k e i n e G ro t t e , d u r c h k e i n e H a n d w e r k s k u n s t e r r i c h t e t :


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A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — P O R T R Ä T

Wer den weiteren Verlauf der Geschichte aus Ovids „Metamorphosen“ kennt, weiß, dass das Schicksal desjenigen Mannes, der die Göttin beim Baden beobachtet, vorbestimmt und grausam ist. Umherirrend gelangte Akteion in die Höhle, die allein der Diana und ihren Nymphen vorbehalten ist. Diese entdecken ihn, als sie dort, ihre Kleider bereits abgelegt, ihr Bad nehmen wollen. Wutentbrannt verwandelt die Göttin den Eindringling daraufhin in einen Hirsch, der wenig später von einem Pfeil getroffen seinem Schicksal erliegt. Besonders bei den Malern des 16. und 17. Jahrhunderts war diese mythologische Geschichte beliebt, bot sie doch Gelegenheit, den weiblichen Körper in seiner natürlichsten Form darzustellen. Doch taten sie das aus einer männlichen Perspektive heraus, die den ebenfalls männlichen Auftraggeber befriedigen sollte und seinem voyeuristischen Anspruch entgegenkam. Annegret Soltau hingegen stellt sich der Scham für den eigenen Körper entgegen, ohne sich den Betrachtenden zu unterwerfen. In ihren Bildern ist sie als Frau die Protagonistin, diejenige, die das Geschehen lenkt und am Ende auch das Selbstverständnis hat, mächtiger und stärker als ein männ­ liches Gegenüber zu sein. Äußerlich präsentieren sich Annegret Soltaus Werke der späteren 1980er-Jahre wie „Im Felsenmeer“ zudem in ­einer besonderen Farbigkeit, die künstlich erzeugt wurde und dabei an Fotografien des 19. Jahrhunderts erinnert. Als Weiterentwicklung der Malerei, die nicht bloß abbildete, sondern alle technischen Möglichkeiten des Mediums nutzte, sahen die Vertreterinnen und Vertreter des Piktorialismus um den Fotografen Henry Peach Robinson die Potenziale der Foto­ grafie. In ihrer Bestimmung von Komposition, Form, Licht und Schatten erfanden sie damit die fotografische Bild­ bearbeitung. Wie in einem Gemälde unterwarfen sie das Medium ihrer literarischen Erzählung. Auch ästhetisch knüpfte diese Form von Fotografie an Strömungen der Ma­ lerei an, etwa an den Naturalismus und den Symbolismus, dessen Einf lüsse auch in Annegret Soltaus Werk wieder­ zufinden sind. Der Künstlerin dient diese technische Bearbeitung der Erschaffung einer surrealen Realität, die der Bildaussage untergeordnet wird und stets die aus weiblicher Sicht empfundene Wirklichkeit wiederzugeben versucht. FR ANCESCO COLLI

www. galer ie-beckers. com w w w . a n n e g r e t- s o l t a u . d e


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Annegret Soltau, „transgenerativ - MutterVaterTochterSohn“, 76, 2005, genähte Fotografie, 66 x 91 cm, Einzelstück, gerahmt 101 x 141 cm, Courtesy: die Künstlerin und Galerie Anita Beckers, Frankfurt am Main, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Clemens Gröszer Zwischen den Welten bis 25. Juli 2021

Bernd Zimmer Kristallwelt bis 6.6.2021

PRÄSENTIERT IM:

SCHLOSSMUSEUM ASCHAFFENBURG

16. Mai bis 11. Juli 2021

Väter & Söhne

Jürgen Kadow mit Joseph, Georg Hüter mit Caspar und Urban

Jürgen Kadow (*1954) präsentiert malerische Arbeiten im Dialog mit den fotografischen seines Sohnes Joseph (*1988). Vater Georg Hüter (*1948) und seine Söhne Caspar (*1979) und Urban (*1982) arbeiten als Bildhauer mit unterschiedlichen Materialien.

Die Ausstellung ermöglicht einen Blick auf den Entwicklungs­ bogen, den die malerischen und fotografischen Fragestellungen und die skulpturalen Ausdrucksformen und ihre künstlerische Präsentation innerhalb zweier Generationen durchlaufen haben.


„Berliner Paar“, © Atelier Lechnerhof

13 . Mai bis 2 4 . Ok tober 202 1

Eschborn liegt in der Metropolregion FrankfurtRheinMain in direkter Nachbarschaft zu Frankfurt am Main. Im jähr­lichen Wechsel finden die Skulpturenbiennale „Blickachsen RheinMain“ und in Eschborn kuratierte Skulpturenausstellungen statt. In diesem Jahr verwandeln die „Alltagsmenschen“ der Künstlerinnen Christel Lechner (* 1947) und Laura Lechner (* 1973) das Eschborner Stadtgebiet. Mit ihrem Gespür für die besonderen Dinge erschafft Christel Lechner seit 1996 l­ ebensgroße Skulpturen aus Beton mit Charakter und Geschichte – ein Abbild des Alltäglichen und doch fern jeder Banalität. Christel Lechners künstlerischer Werdegang begann 1978 an der Keramikschule Landshut und der Werkkunstschule Münster. 1982 erlangte sie den Meistertitel als Keramikerin. Tochter Laura Lechner schloss 2001 ihre Aus­ bildung zur Baukeramikerin ab. Ihr Kunststudium führte sie an die Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken und an die Kunstakademie Düsseldorf, wo sie als Meisterschülerin von Peter Doig abschloss. „Inszenierungen“ nennen die Künstlerinnen ihre Skulpturengruppen, die seit dem Jahr 2001 den Schwerpunkt ihrer Arbeit bilden. Und tatsächlich haben ihre Arrangements viel mit einer Bühne gemein: Sie sind für ein Publikum kon­ zipiert, wirken ohne Worte, sprechen aber unmittelbar an.

Dabei geht es weniger um einen intellektuellen, sondern vielmehr um einen emotionalen Zugang: „Durch den Abstand lernen wir sehen“, beschreibt Christel Lechner ihre Kunst. Aus der Nähe betrachtet entwickeln die lebens­ großen Betonskulpturen ihre ganz eigene Wirkung und Dynamik des Alltäglichen. Berührende Momentaufnahmen, mit denen Christel und Laura Lechner ganz bewusst Positionen der ­A lltagskultur besetzen. Das hebt sie über das Niveau des Alltäglichen. Die „Alltagsmenschen“ lassen sich bei einem ausgedehnten Spaziergang entlang des Westerbachs entdecken. Ausgangspunkt ist der Skulpturenpark Niederhöchstadt: ­Neben den temporären Skulpturen von Christel und Laura Lechner sind in einer großzügig gestalteten Parkanlage mit Rasen- und Wiesenflächen dauerhaft erworbene Kunstwerke raumprägend platziert. Die Skulpturen begegnen den Spazierenden entlang einer Route, die dem Bach folgend durch die Oberwiesen, die Oberortstraße und die Unterortstraße bis zu den Unterwiesen führt. Weitere Skulpturen der Eschborner Skulpturenachse − hier sind zahlreiche Künstlerinnen und Künstler mit internationalem Renommee vertreten − lassen sich ebenfalls auf dieser Strecke entdecken. www. eschbor n. de D a s P ro j e k t w u rd e g e f ö rd e r t v o m K u l t u r f o n d s F ra n k f u r t R h e i n M a i n .

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21

„Alltagsmenschen“ von Christel Lechner und Laura Lechner Skulpturenschau in Eschborn


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Zu r M a le r e i von G e r d W i nt e r i n de r G a le r ie Ne t u s c h i l , D a r m st a dt

Bekenntnis zur Farbe

Gerd Winter, „Weh mir, wo nehm‘ ich, wenn es Winter ist, die Blumen“, 2020, 100 x 150 cm, Mischtechnik auf Leinwand, Courtesy: Galerie Netuschil


Nach dem apost rophierten Ende der Malerei in den 1960er-Jahren loten Künstlerinnen und Künstler das Medium Malerei bis heute auf seine Gültigkeit aus. Grenzen und Möglichkeiten werden in einem bestehenden, unendlichen Facettenreichtum gezeigt. Der Maler Gerd Winter widmet sich seit über 40 Jahren konsequent und ausschließlich der Malerei, in der er mit seinen künstlerischen Intentionen die kunsthistorischen Werte des 20. Jahrhunderts reflektiert und den Betrachtenden eine neu zu ergründende Malerei mit Raum für neue Sehgewohnheiten eröffnet. Die Darmstädter Galerie Netuschil richtet eine umfangreiche Hommage für Gerd Winter ein und vermittelt, über das Jahr 2021 verteilt, an vier weiteren Ausstellungsorten in der Stadt das umfangreiche Werk des Künstlers. Gerd Winters sinnliche Malerei, die spielerisch und analytisch zugleich ist, erreicht eine Balance zwischen Stille und Expressivität. Seine konsequente Bildsprache, die sich aus der Kreuzform als Chiffre entwickelte, setzt sich mit ihrer stringent geometrisch gegliederten Form in seinen Kompositionen bis heute abstrakt und schemenhaft durch. Kraftvoll und zart stehen sich in einem vertikalen ­R aster unterschiedlich breite und malerisch gestaltete Farbsegmente gegenüber, korrespondieren miteinander und geben den Betrachtenden gleichzeitig die Möglichkeit, an ­diesem komplexen Dialog teilzuhaben. In vielen Bildern entstehen Rahmen- und Fenstersituationen, die perspektivische Ausblicke schaffen: Sie geben der Malerei Halt und erzeugen mit räumlicher Tiefe ein „Bild im Bild“. Die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit kommt ins Wanken und wird durch Überlagerung verschleiert. Diesen Effekt erreicht Gerd Winter durch das Auftragen vieler Farbschichten, wodurch die gestalteten Segmente in ein konstruktives Gespräch treten. Immer wieder übermalt der Künstler seine Bilder, bis sie ihre endgültige Form erhalten. Er arbeitet mit dem kalkulierten Zufall, verwischt Farbverläufe und Strukturen des zu entstehenden Bildes scheinbar zufällig, nimmt bereits vorhandene Malschichten ab, zerstört sie quasi, und trägt neue auf. Der Prozess wird gleichzeitig durch seine Arbeitsutensilien – Pinsel, Rakel, Farbrollen und Textiles – gesteuert. Gerd Winters Malerei geht eine spielerische Wechselwirkung ein und bewegt sich zwischen Opazität und Transparenz, zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, zwischen Fläche und Struktur und damit zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Immer wieder treten frühere Malschichten hervor, tauchen erneut unter, wodurch ein gebautes Bild entsteht, das mannigfaltig erlebbar und haptisch fast greif bar wie ein Relief ist. Dieses Verfahren erinnert an das eines Palimpsests, das durch das Abkratzen von tieferen Malschichten und das Hinzufügen von erweiterten Ebenen zu einer neuen Gestalt führt. Gerd Winter macht die Spuren absichtlich auf seinen Bildern sichtbar.

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Gerd Winter im Atelier, Foto: © Galerie Netuschil

Der Künstler experimentiert mit den unterschiedlichsten Texturen von Farbe, fügt chemische Substanzen, Pigmente oder Sand bei, um sie dann nebenaneinanderzusetzen und die gemalten Flächen miteinander korrespondieren zu lassen. Eine gesteigerte Form dieser analytischen Wirkung erreicht er in seinen Diptychen und Triptychen. Er grundiert den Träger, Holz oder Leinwand, und fügt danach meist eine Schicht Eitempera als Bindemittel zu – eine gängige Methode des Mittelalters, um der aufgetragenen Farbe eine lang anhaltende Intensität zu verleihen. Der Künstler bewegt sich damit konsequent zwischen Tradition und Moderne. Nicht nur durch die christlich geprägte Komposition des Kreuzes und das Aufgreifen der mittelalterlichen Tafelmalerei, sondern auch mit der Verwendung von Ornamenten sucht er die Verbindung zu sakralen Bildelementen. Florale und organische Muster trägt der Künstler mit einer Hand­ walze auf und druckt die brokatenen Strukturen, die an wertvolle Textilien, Stoffe und Tücher des 16. Jahrhunderts erinnern, mit satter Farbe auf den Bildträger, was Konturen in rauen Kraterlinien zurücklässt. Gerd Winter, 1951 in Groß-Gerau geboren, studierte von 1979 bis 1984 Malerei an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle, Ernst Caramelle, Bernhard Jäger, Raimer Jochims, Peter Klasen, Christian Kruck und Hermann Nitsch. Mit Letzterem, der mit dem Wiener Aktionismus und seinen Schüttbildern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein richtungsweisendes und gleichzeitig umstrittenes Zeichen innerhalb des europäischen Kunstgeschehens setzte, ist Gerd Winter bis heute verbunden.

Ebenso wie sein Lehrer bindet Gerd Winter an­g renzende Kunstformen wie die Musik oder die Literatur interdisziplinär in seine Malerei ein. Nicht nur die Wahl seiner Titel, etwa „Klangstück“, „Sonate“, „Haydn“ oder „Sinfonisch“, sondern auch den rhythmischen Pinselduktus versteht er als Huldigung an die Musik, die für Gerd Winter immer eine wichtige Rolle spielt. Seine Bilder gehen dadurch einen innerbildlichen und kryptischen Dialog ein, der die ­Betrachtenden dazu anregt, sie in ihrer Gesamtheit zu erschließen und zu verstehen. Aus diesem Grund werden in der Ausstellung der ­Galerie Netuschil der Malerei parallel Skulpturen in Bronze, Stahl und Stein von Till Augustin, Jörg Bach, Helga Föhl, ­Georg Hüter, Kubach & Kropp und Matthias Will gegenübergestellt, die biografisch und künstlerisch mit Gerd Winter verbunden sind. Jede bildhauerische Position tritt in eine klangvolle und raumübergreifende Korrespondenz zu der Malerei Gerd Winters. In seinen neuen Arbeiten, die in der Ausstellung der Galerie Netuschil zu sehen sind, löst Gerd Winter die form­ gebende Strenge partiell auf und es scheint bisweilen, als springt die Farbe übermütig aus der festgefügten Komposi­ tion und übernähme die Oberhand im Bild. Als Betrachtende an diesem Balanceakt zwischen Leichtigkeit und Strenge im bestimmenden Einsatz der künstlerischen Mittel teilzuhaben, das macht die Botschaft und die Spannung in der Wahrnehmung des malerischen Werks von Gerd Winter aus. JULIA HICHI


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Gerd Winter, „Farbstück“, 2020, 55 x 65 cm, Mischtechnik auf MDF, Courtesy: Galerie Netuschil

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170 C l a i r e M or g a n i m S a a rl a nd mu s e u m , M o de r ne G a le r ie , i n S a a r br üc ke n

Eingefrorene Momente Claire Morgans skulpturale Installationen sind ein Phänomen. Mit wenigen Materialien schafft es die Nordirin, Räume zu verwandeln und die Betrachtenden zu fesseln. Ihr Werk ist ungeheuer vielschichtig und ambivalent zugleich. Die Arbeiten hinterfragen Dynamik und Stillstand sowie Raum und Objekt als formale Prinzipien, handeln aber ebenso von Leben und Tod, Natur und Konstruktion, Chaos und Ordnung. Morgan lässt die Natur in den Kunstkontext einbrechen, indem sie organisches Material und die massenhafte Ansammlung tierischer und pf lanzlicher Elemente in eine strenge Ordnung bringt, die als raumfüllende Kugeln, Würfel oder Prismen aufgehen: „In den Hängeskulpturen gibt es sehr präzise Dinge, feste Körper, unveränderliche geometrische Formen, die in der Natur nirgends wirklich existieren. Sie sind aus riesigen Mengen von kleinen vergänglichen Dingen zusammengesetzt, etwa Pflanzensamen oder Fliegen, um die Illusion von etwas Festem oder Konkretem zu liefern. Doch letzten Endes sind sie weder fest noch konkret“, so Morgan. Diese vermeintliche geometrische Klarheit bricht die Künstlerin durch organische Elemente, die das Künstliche mit Leben und Tod durchsetzen. Den präzise an feinen Schnüren aufgereihten Insekten, Samen und Polyethylenschnipseln ordnet sie oft präparierte Tiere zu, zum Beispiel Füchse, Vögel, Hasen, Kaninchen oder Hirsche. Tiere also, die als Kulturfolger an der Grenze zur Zivilisation leben. So erschafft Morgan mit ihren lyrischen Skulpturen buchstäblich „Stillleben“. Eingefrorene Momente, in denen die Zeit stillzustehen scheint und sich so unserem Blick öffnet. Da durchfliegt eine Möwe einen sorgsam gehängten Kubus aus Distelsamen und bringt die strenge Rasterung durcheinander, in einer anderen Arbeit durchf liegt eine Schleiereule zwei Kuben und bremst im dritten ab. Dabei stoben die an kaum sichtbaren Nylonschnüren aufgehängten Samen wild durcheinander. Ein anderes Mal kriecht ein Eichhörnchen über einen Samenwürfel, ohne auch nur ein Detail zu verrücken, und macht den Kubus damit zu einem scheinbar starren Gebilde, welches das Eichhörnchen trägt. Es ist sichtbar gemachte Bewegung als Symbol für das Leben, die uns Morgan da vorführt in diesen kurzen Augenblicken, deren Fragilität schon durch die Diestelsamen mit ihren zarten Pusteblumen-Flugschirmen gegenwärtig wird. Morgan hinterfragt mit diesen Memento-mori-Verweisen immer wieder unseren Umgang mit Leben und Tod. Dabei schwankt ihr Werk zwischen Hoffnung und Verzweiflung über die Tatsache, dass die natürliche Welt an der künstlichen zugrunde geht.


171 Auch in ihrem malerischen Werk treffen Chaos und Ordnung aufeinander. Darin sehen sich realistisch gemalte Tiere gestisch aufgetragenen Farbwolken gegenüber, die bedrohlich wirken. Abstraktion und Figuration sind hier äußerer Ausdruck der Ambivalenz. Die 40-jährige Morgan wurde in Belfast geboren und lebt heute im nordenglischen Gateshead. Seit 2003 entwickelt die Künstlerin ein aus Installationen, Skulpturen und Zeichnungen bestehendes Werk, das sie beständig weiterentwickelt. Ihre Arbeiten waren bereits in zahlreichen Gruppen- und

Einzelausstellungen sowohl in Europa als auch in den USA zu sehen. Nun ist sie mit „Joy in the Pain“ im Saarlandmuseum zu Gast. Aktuell kann man Ihre Arbeiten auch bei Karsten Greve in Köln und im Herbst in seiner Pariser Galerie sehen. BÜLENT GÜNDÜZ

1 2 . Juni bis 1 4 . November 202 1 Claire Morgan . Joy in the Pain Moder ne Galer ie, Saarbr ücken

Claire Morgan, „The Owl and the Pussycat“ (Detail), 2014, Foto: © Claire Morgan Studio

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Foto: Matthias Garff

Tierskulpturen sind begehrte Sammlerobjekte und die ­F unktion der skulpturalen Tierdarstellung (vom Jagdzauber bis hin zur Unterstreichung herrschaftlicher Ansprüche) ist außer­ordentlich facettenreich. Aber nach August Gauls ­T ierromantisierung, der neckischen Modernität der Tier­ plastiken von Renée Sintenis und den Ballon-Hündchen von Jeff Koons musste endlich mal jemand kommen, das Tier in der Kunst zu dechiffrieren. Mit den ausgewachsenen Exemplaren der 1950er-­ Jahre-Tierfilmfallen verbindet ihn nichts. Und er ist auch kein Tierphysiognomiker auf Pop-Mission. Wenn jemand der ­Meinung ist, bei Garff ginge es traditionell um die Wesenheit von Tieren, so ist das nicht ganz falsch. Aber es geht ihm ­immer auch um den (in einer Ausstellung zumindest anwesenden) Menschen und um das Verhältnis des aufgeklärten Tierfreundes und der Tierfreundin zum Tier.

Dieser Künstler kann ganz groß und ganz klein. Um ihn herum ist eine Familie von Tieren gewachsen, die mittlerweile einen ansehnlichen Stamm gebildet hat. Jedes Tier verkörpert ein Schlüsselerlebnis, eine Erfahrung mit dem Unerwarteten. Seine voluminösen Figuren konfrontieren uns mit Charak­ teren, die sich der Ordnung der Dinge nicht länger fügen und sie unverhofft ins Nachdenkliche bis Heitere ziehen. Garff verschafft uns mit seinen Kunst-Tieren nicht nur einen ­Moment der Fröhlichkeit, er sichert auch der tierischen Wesenheit ein Überleben in einer ästhetischen Wildbahn. Er bleibt allerdings Künstler genug, um Ambivalenzen zuzulassen. Er ist Bildhauer, kein Karikaturist. Er wirkt in erster Linie im ­M aterial, in der Form und nicht im weiten Feld der welt­ verdrossenen Umweltkritik. Dieser Abenteurer sucht das

Matthias Garff, Ausstellungsansicht WHAT A YEAR, Dezember 2020, Galerie Tammen, Foto: Matthias Garff

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linke Seite: Matthias Garff, „Kolibri“, 2021, Lederschuh, Gürtel, Bürste, Sprühlack, 35 x 50 x 20 cm,


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Herausfordernde, das andere, das Eigenstoffliche, das Struppige, das Rohe und Raue. Garffs Expeditionen ins Reich der Tiere sind Ausf lüge ins bildkünstlerische Universum, in ­einen Materialmix aus Holz, Kunststoff, Leder, Gewebe, Styropor, Gips, Blech, Papier, Pappmaché, Bienenwachs, Zweigen und Farbe (um nur die wichtigsten Komponenten zu nennen). Die Kreatur begegnet uns in diesen Bildwerken als Schim­ panse, Pavian, Sittich, Käfer, Fliege, Motte und Wanze − mit Abstand, humorvoll bis surreal, in einem stillgestellten ­Zustand. Dieser fühlt sich hart und schrundig an. Die Oberflächen der Figuren sind nicht zivilisatorisch abgeschmirgelt, wurden nicht geputzt und poliert. Vielmehr hat man den Eindruck, die Tiere teilten sich unmittelbar mit, radebrechend, in ihrem eigenen Lautsystem, und wir alle würden dadurch zu verstehenden Tierflüsterern. Garff vermag es, mit seinem nuancierten, auf die Formulierbarkeit der Welt vertrauenden Stil ein Ideenbild unserer Zeit aufzustellen. Selbst bei hoch aufragenden Werken zwingt der Künstler uns kein Unterlegenheitsgefühl auf, er lässt uns schmunzeln und zieht uns in den märchenhaften Bann seiner hölzernen Gefährten. Dieser Sensualist vertraut darauf, dass Empfindsamkeit gegenüber Tieren und Monumentalität das Publikum nicht abschrecken, sondern für eine künstlerische Strategie gewinnen können. In der Oberf lächenbearbeitung tut sich oft eine ­R issigkeit auf, die im Kontrast zu ihrem galeristischen oder musealen Umfeld steht. Aber diese Heftigkeit ist umso mehr angetan, das Nichtgezähmte zu unterstreichen, da Garff statt eines ästhetischen Konversationstons etwas unbedingt Wirkliches vermitteln will (was natürlich seine Wunschperspektive ist). Vielleicht kommt es diesem Plastiker noch auf etwas anderes an – nämlich über den künstlerischen Mitteleinsatz auch das Verhältnis von Mensch und Tier grundsätzlich zu reflektieren. So wie wir auf die Tiere schauen, schauen diese auf die Gewährung der Menschenrechte als Geschöpferechte, also auf uns, als die in der Ausstellung Versammelten, und auf die Kunstwerke zurück! So wie wir lernen müssen, mit dem Leben unserer Artgenossen umzugehen, müssen wir als Gesellschaft auch unser Verhältnis zur Gleichstellung der Mitgeschöpfe klären. Sobald wir gelernt haben, die Fragen, die die Kunstwerke stellen, zu beantworten, hilft uns das vielleicht auch bei der Reflexion des Verhältnisses von Tierhaltern, Zoobesitzern, Zirkusveranstaltern, Tierbeauftragten und Tieren zueinander. Matthias Garffs Figuren und Objekte begeistern durch ihre praktisch-poetische Tiergerechtigkeit. Sie sind kompromisslos und pflanzen sich großartig vor uns auf wie die Wächter ihrer Paradiese, die zu betreten sie uns trickreich verwehren. Noch weigert sich Garff, durch brennende Reifen zu springen, die ihm die Dompteure des Kunstmarktes hinhalten. Aber seine Zeit wird kommen, wenn nämlich die

uferlosen Diskurse darüber, wie stabilisierend beispielsweise Elefantendung unter Bildgevierten in Schönheitssalons zu wirken imstande ist, endlich abebben. Von besonderer Schönheit sind Garffs Insektarien. Das Wimmeln und Krabbeln der Natur ist in diesen Kästen zur Ruhe gekommen und kann in all seinen Details betrachtet werden. Exotische Fundmaterialien und ein unbändiger Wille zu gewitztem Recycling sprechen von einer Sehnsucht nach


dem Ergründen des Erhabenen in der Natur, gespiegelt in collagistischer Fantastik, von einem Streben nach Systematik, Ordnung und Regelmäßigkeit, an dessen Ende die traumhafte Entdeckung des Chaos steht. Als ich diese Miniaturen das erste Mal sah, fiel mir sofort Ernst Jüngers Buch „Subtile Jagden“ ein, das von Käferfunden und -erkundigungen handelt und die tiefere Absicht des Käfersammelns im „Ausbau einer unsichtbaren Nebenkammer [vermutet], die offensteht, wenn

Zeit und Umstände widrig zu werden drohen“ − mithin in ­einer jener „höheren Arten, sich den empirischen Verhältnissen zu entziehen“. Was für eine Meditation! Welch ein Abenteuer! CH R IS TO PH TA N N ERT

w w w . k u n s t s a m m l u n g - n e u b ra n d e n b u r g . d e

Matthias Garff, geboren 1986 in Solothurn (CH), Studium in Dresden, wohnt und arbeitet in Leipzig.

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Matthias Garff im Atelier, 2021, Foto: Matthias Garff


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„Access for All. São Paulos soziale Infrastrukturen“ Bis 15.8.2021 S AM Schweizerisches Architekturmuseum

„… nicht irgendein Planet“ von Friederike Jokisch 30.4. – 12.6.2021 White Square Gallery Berlin

Eine Ausstellung des Architekturmuseums der TU ­ ünchen in einer Adaption und Erweiterung des S AM M in Kooperation mit dem Institut Architektur FHNW. Die brasilianische Metropole São Paulo tätigt seit Jahrzehnten Investitionen in neue architektonische Infrastrukturen, um die räumliche Enge der Megacity zu kompensieren und dem wachsenden Bedarf nach öffentlichen Räumen für Kultur, Erholung und Sport gerecht zu werden. „Access for All“ ermöglicht einen vertiefenden Blick auf Gebäude, Freiräume und ­I nfrastrukturbauten unterschiedlicher Größe und zeigt, wie diese inklusive Orte für die Stadtgesellschaft São Paulos schaffen. Neben archivalischen Faksimiles umfasst die Schau neu in Auftrag gegebene Foto­ grafien, Filmbeiträge, Architekturpläne, Zeichnungen, Modelle und Interviews. Die Ausstellung bietet eine frische Perspektive auf die moderne Architektur ­B rasiliens und beleuchtet eine städtische Baukultur, in der sich Architektur nicht nur der Stadt zuwendet, sondern sie aktiv mitgestaltet. ☞ S AM Schweizerisches Architekturmuseum Di/Mi/Fr 11–18 Uhr, Do 11–20.30 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Steinenberg 7, CH-4051 Basel T +41 (0) 61 2611413 www.sam-basel.org

In der heutigen Zeit bekommt die Landschaft eine weitere und umfassendere Bedeutung, die nicht ­z uletzt mit unserer Wahrnehmung der unumkehrbaren, beunruhigenden Veränderungen in der Natur und ­U mwelt zu tun hat. Diese Tatsache findet einen ­s tarken Ausdruck in der Kunst der Gegenwart. Friederike Jokisch, die einstige Meisterschülerin des Künstlers Neo Rauch, macht seit Jahren die Landschaft zu dem zentralen Motiv ihrer Kunst. Dabei führt ihr Blick in die Landschaft nicht zu einer ­I nten­s ivierung von idyllischer Schönheit der Welt. Vielmehr wird die Landschaft von tradierten, ­v orgeblendeten Mystifizierungen befreit. Friederike Jokisch akzen­t uiert die Brüche und Verfremdungen einer Welt ­z wischen Kultur und Natur, thematisiert die Spuren der Zivilisation in der einer vermeintlich natürlichen Sphäre. Dem Mythos von Natürlichkeit wird zwar seine idealisierte Makellosigkeit genommen, doch daraus wächst ein Eindruck von Verbundenheit und Parallelität zur menschlichen Existenz und Gesellschaft. ☞ White Square Gallery Berlin Mi–Fr 14–18 Uhr, Sa 14–16 Uhr Kronenstraße 43, 10117 Berlin T +49 (0) 30 28488133 whitesquaregallery.com

Die „Leipziger Schule“, die um die Jahrtausendwende eine neue, überwältigende Renaissance erfuhr, ist keineswegs mit der Leipziger Akademie identisch, doch eng mit dieser verknüpft. Ihre Eigenart verdankt sie zu einem Großteil deren Lehrern, einer weitgehend ungebrochenen Kontinuität in der prinzipiellen künstlerischen Haltung über Generationen hinweg, vor allem aber dem Schaffen einer Vielzahl von herausragenden Meistern. Immer wieder gibt es dabei Entdeckungen. Eine dieser besonderen, in ihrer ­B edeutung noch kaum ermessenen Leistungen ­v erkörpert das Werk des Malers und Zeichners Frank Hauptvogel, geboren 1959 in Eisleben. Die Ausstellung, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Künstler und der Galerie Schwind in Leipzig, ­b ietet mit 41 überwiegend großformatigen Gemälden, elf Zeichnungen und drei Plastiken einen guten ­Ü berblick über das Schaffen von 2008 bis 2021. ☞ Panorama Museum Di–So 10–17 Uhr Am Schlachtberg 9, 06567 Bad Frankenhausen T +49 (0) 34671 6190 panorama-museum.de

Frank Haupt vogel, „Lied der Goldammer“, 2020, Öl auf Leinwand, 210 x 160 cm, Privatsammlung, Foto: Galerie Schwind, Leipzig © VG Bild-Kunst, Bonn 2021 Friederike Jokisch, „Schwung II“, 2021, Öl auf Leinwand, 180 x 140 cm, © Friederike Jokisch

Ausstellungsansicht „Access for All“ im S AM, © Tom Bisig


Bietigheim- Bissingen

Frankfur t am M ain

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„Keine Schwellenangst! Die Tür als Motiv in der Gegenwartskunst“ Verlängert bis 6.6.2021 „Einblick in die Sammlung: Türen und Fenster – Drinnen und Draußen“ Verlängert bis 16.5.2021 Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Die weibliche Seite Gottes Verlängert bis 27.6.2021 Jüdisches Museum Frankfurt

Thomas Baumgärtel German Urban Pop Art Verlängert bis 15.6.2021 Museum Goch

Nur vier Wochen nachdem die Ausstellung mit einem „Tag der offenen Tür“ letzten Herbst startete, musste sie ihre Türen für lange Zeit wieder schließen – doch das Thema ist aktueller denn je! Der coronabedingte Lockdown mit Ausgangssperre, Homeoffice und Türklinkenphobie machte bewusst, dass die Tür zwar Schutz, Ruhe und Rückzug gewährleisten, aber auch Freiheitsentzug, Enge und Isolation bedeuten kann. Türen sind Alltagsgegenstände und ihre elementare Funktion für unser Leben spiegelt sich in zahlreichen Redensarten – von „Offene Türen einrennen“ bis „Jemandem die Tür vor der Nase zuschlagen“. Es gibt ein Davor und Dahinter, ein Drinnen und Draußen sowie eine Schwelle, auf der sich entscheidet, wer eintreten darf bzw. über die man in die Welt hinaustritt. Die Ambivalenz und symbolische Aufladung des Motivs Tür veranschaulichen in der Ausstellung die Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Filme, Skulpturen und Installationen von 21 deutschen und inter­ nationalen Gegenwartskünstlerinnen und -künstlern. ☞ Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen Di/Mi/Fr 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa/So/feiertags 11–18 Uhr Hauptstr. 60-64, 74321 Bietigheim-Bissingen T +49 (0) 7142 74-483 galerie.bietigheim-bissingen.de

Im Alten Orient war es üblich, weiblichen Gottheiten zu huldigen. Die Spuren dieser Praxis verlieren sich im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. An die Stelle weiblicher Gottheiten trat die Vorstellung von einer weiblichen Seite des einen Gottes. Judentum, Christentum und Islam entwickelten zu dieser Vor­ stellung im Laufe der Jahrhunderte verschiedene ­E rzählungen. Die Ausstellung thematisiert diese ­k ulturgeschichtliche Entwicklung in archäologischen Funden, rituellen Gegenständen, Bildern und Schriften. In ihrem Zentrum stehen Werke der Bildenden Kunst, die die weibliche Seite Gottes darstellen. Bis heute inspiriert diese Vorstellung zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler und ermutigt praktizie­ rende Jüdinnen, Muslimas und Christinnen, neue ­Z ugänge zu religiösen Traditionen zu entwickeln. Ein ergänzender Vermittlungsraum ermuntert die ­B esucherinnen und Besucher eigene Perspektiven auf das Thema zu äußern. ☞ Jüdisches Museum Frankfurt Mi/Fr/Sa/So 10–18 Uhr, Di/Do 10–21 Uhr Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt T + 49 (0) 69 21235000 juedischesmuseum.de

Wie kaum einem anderen ist es Thomas Baumgärtel gelungen, mit seiner Spraybanane ein Symbol zu schaffen, das inzwischen als „Exzellenzbanane“ ­K unstorte auf der ganzen Welt markiert. Wir haben diese Entwicklung, beginnend mit den ersten Bananen­s kulpturen und Spraybananen bereits 2008 umfassend in einer Ausstellung im Museum Goch ­d okumentiert. Mit der nun aktuellen Ausstellung des Kölner Künstlers blicken wir zurück auf die ver­ gangenen 10 Jahre seines künstlerischen Schaffens. In diesen Jahren stehen Baumgärtels Aktionen und Kunstobjekte vermehrt in einem politischen bzw. ­t agespolitischen Diskurs. Im Fokus stehen unter anderem Baumgärtels ­p olitische Bilder, mit denen er die Zeitgeschichte ­m arkant und unmissverständlich anprangert. Dabei ist ihm auch in diesen Bildern die Banane ein ideales „Werkzeug“, um auf aktuelle politische ­E reignisse, auf Fehlentwicklungen oder gesellschaft­ liche Skandale kritisch einzugehen. Baumgärtels ­p ersönliche S­ tellungnahmen entspringen einer ­z utiefst ­d emokratischen Haltung. ☞ Museum Goch Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Kastellstraße 9, 47574 Goch T +49 (0) 2823 970811 museum-goch.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Maria Lassnig, „Die große Mutter“, 1964,

Kunstsammlung des Landes Kärnten / MMKK, Foto: F. Neumüller © Maria Lassnig Stiftung / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Thomas Baumgärtel, „Demokraten essen Bananen!“, 2019, Marja Pirilä, „Milavida 7“, 2013, Foto und © Marja Pirilä

Spraylack auf Leinwand, 317 x 178 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21

Museum Moderner Kunst Kärnten, Klagenfurt,


182

Güstrow

Hamburg

Hanau

Aus der Ferne 8.5. – 15.8.2021 Ernst Barlach Museen Güstrow

Matthias Garff WILD THING Bis 15.5.2021 Stern-Wywiol Galerie

Der Reiz des Minimalen – Carl Dau.Schmuck.Objekte Bis 4.7.2021 Deutsches Goldschmiedehaus Hanau

Matthias Garff sieht die Welt mit einem besonderen Blick. Seine ornithologisch genau bestimmbaren Skulpturen-Vögel haben sich die Welt des Menschen angeeignet. Nicht sie werden vom Menschen aus ­ihren Lebensräumen gedrängt. Nein, sie haben die Menschenwelt übernommen und bestehen ganz aus Fundstücken der Industriegesellschaft. In Sammlungskästen präsentiert Matthias Garff Insektenarten, die nicht etwa im Anthropozän untergegangen sind. Nein! Seine Käfer, Motten, Falter und Libellen haben sich perfekt angepasst. Aus Resten aller Art haben sie erfolgreich neue Arten gebildet und konnten auch noch signifikant an Größe zulegen. Matthias Garff interessiert das Verhältnis des Menschen zur Natur. Mit Witz und Poesie, ohne erhobenen Zeigefinger reißt er Themen wie Artensterben und Umwelt­ verschmutzung an. Er betreibt vorbildliches Upcycling, macht aus achtlos Weggeworfenem Kunst. Der unbändige Optimismus der Garff’schen Tiere speist sich genau aus dieser positiven Reaktion auf die moderne Welt. ☞ Stern-Wywiol Galerie Di–Fr 10–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr An der Alster 81, 20099 Hamburg T +49 (0) 40 284039900 stern-wywiol-galerie.de

Als junger Mann fuhr Carl Dau mehrere Jahre zur See, ehe er Goldschmied lernte, in Hanau und Berlin ­s tudierte und als Lehrer unterrichtete. Anschließend gründete er eine kleine, exklusive Schmuckmanu­ faktur, die in interessierten Kreisen für ihr klares, schnörkelloses Design bekannt ist. Sein bevorzugtes Material ist Edelstahl, seine Ideen waren von Anfang an unkonventionell. Er traf den Nerv der Zeit und wurde schnell bekannt in Design affinen Kreisen. Von Anfang an bevorzugte der Gestalter und Designer die Serie, die er aus dem Kopieren von handwerk­ licher Arbeit in eine klare, saubere Welt hob, in der nichts beschönigt und verdeckt wurde, sondern ganz im Gegenteil klar und offen gezeigt wurde. Er suchte lieber weltweit nach Menschen, die seiner Gestaltungshaltung folgen wollten und konnten. Außer Schmuck sind auch viele große Wandobjekte ent­ standen. Eine zweite Ausstellung in Hanau rundet sinnvoll ab – denn hier hat alles begonnen. ☞ Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Di–So 11–19 Uhr Altstädter Markt 6, 63450 Hanau T +49 (0) 6181 256556 goldschmiedehaus.com

Farbe und Licht – mit diesen Begriffen lassen sich die Kunstwerke aus der Sammlung „Memoria“ von ­T homas B. Schumann am besten charakterisieren. Anders als der norddeutsche Bildhauer Ernst Barlach (1870–1938), der sich während der Zeit der NS-­ Diktatur in eine innere Emigration zurückzog, ­e ntschieden sich zahlreiche deutsche Künstler für den Weg ins Exil. Ihre Werke sind Zeugnisse individueller Künstlerbiografien, denen jedoch die Erfahrung des Heimatlandverlustes gemein ist. Die Sammlung ­„ Memoria“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Künstler und ihr Werk vor dem Vergessen zu be­ wahren. Die Ausstellung stellt neben Arbeiten von bekannten Künstlern wie George Grosz (1893–1959) und Charlotte Berend-Corinth (1880–1967) Werke unbekannterer Kunstschaffender vor und führt so in die Vielfalt und Qualität deutscher Positionen in der Exilkunst der 1930er-Jahre ein. ☞ Ernst Barlach Museen Güstrow Mai/Juni, September/Oktober: Di–So 10–17 Uhr, Juli/August: Mo–So 10–17 Uhr Heidberg 15, 18273 Güstrow T +49 (0) 3843 84400-0 barlach-museen.de #barlachguestrow

Bruno Krauskopf, „Norwegische Landschaft bei Skånevik“, 1934, Foto: Thomas Kersten, © Sammlung Memoria Thomas B. Schumann

Carl Dau, Brosche „Miniatur E 1“, Edelstahl, Farbe, Foto: Max-Photo

Ausstellungsansicht WILD THING. Matthias Garf f: „Star“, „Kolibri“, „Eichelhäher“, „Gimpel“, 2021, Foto: Daniel Müller


Heilbronn

Holz wickede

Kaiserslautern

Die Modernen kommen. Degas, Monet und Freunde Die Sammlung der Johannesburg Art Gallery Bis 11.7.2021 Kunsthalle Vogelmann Heilbronn

HERBERT ROLF SCHLEGEL – Die Versöhnung von Mensch und Natur Werke aus der Sammlung Murken. Und ein Audio-Walk von Johanna Steindorf Bis 15.8. 2021 MUSEUM HAUS OPHERDICKE

Anthro Polis – Mensch und Stadt im Werk von Klaus Hack Bis 6.6.2021 Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern

Zum 10-jährigen Bestehen der Kunsthalle Vogelmann gastiert die Sammlung der Johannesburg Art Gallery mit Arbeiten namhafter Künstler wie Claude Monet, Pablo Picasso und Henri Matisse in Heilbronn. Die Werke sind zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Die Ausstellung bietet eine Reise durch die Kunst­ geschichte von der Mitte des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, die von Europa über die USA bis nach Südafrika reicht und sich zwischen historischen Momenten und Orten sowie verschiedenen künst­ lerischen Sprachen bewegt. Unterteilt in chrono­ logische und thematische Abschnitte, lassen sie doch immer wieder überraschende Bezüge und Wechsel­ wirkungen zwischen europäischer und afrikanischer Kunst aufscheinen. ☞ Kunsthalle Vogelmann Di/Mi/Fr 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr, Sa/So/feiertags (außer Montag) 11–18 Uhr, geschlossen 24.5. Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 7131 56-4420 museen.heilbronn.de

Der Maler Herbert Rolf Schlegel (1889–1972) greift in seinen romantisch-neusachlichen Werken Sujets des Jugendstils und Symbolismus auf, die von der Lebensreform und der beginnenden feministischen Bewegung beeinflusst sind. Arkadische Landschaften und Figuren, bei denen sich die Geschlechter­ zuschreibungen vermischen, sind seine Hauptmotive. Schlegel zählt zu den vergessenen Künstlern der deutschen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Für MUSEUM HAUS OPHERDICKE Grund das malerische Werk erstmalig umfassend zu präsen­ tieren. Denn wie kaum ein anderer Maler seiner ­G eneration befasst er sich intellektuell, emotional und ästhetisch mit der existentiellen Bedeutung der Natur für den Menschen – und zwar vor dem Hintergrund der industriellen Revolution und der Verstädterung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er verbindet die Beständigkeit der Natur und ihre heil­ same Anziehungskraft auf den Menschen vor allem in seinen idyllischen Landschaften und figurativen ­S zenen an der Ostsee oder den Ufern des Ammersees, wo er von 1924 bis zu seinem Tod 1972 lebte. ☞ MUSEUM HAUS OPHERDICKE Di–So 10.30–17.30 Uhr während der Ausstellungen Dorfstraße 29, 59439 Holzwickede T +49 (0) 2301 9183972 kreis-unna.de/haus-opherdicke

Wer sich dem Werk von Klaus Hack nähert, betritt eine eigentümliche Welt. Es ist eine Welt rätselhafter Mischwesen, die sich still und erhaben in den Raum erheben. Daneben teils fantastisch anmutende Türme, sich spitz und grazil gen Himmel richtend. Instinktiv suchend vielleicht, Ausschau haltend, wie die Sinnestentakeln rudimentärer Lebewesen. Klaus Hack (*1966 in Bayreuth) umkreist das faszinierende Spannungsfeld zwischen Bildhauerei und Holzschnitt. So formt er aus Stämmen filigrane turmartige Ge­ bilde, menschenähnliche Gestalten oder Stadt- und Architekturreliefs. Dann wieder rollt er figürlich be­ arbeitete Stämme derart über Nesselstoff ab, dass monumentale Holzschnitte entstehen. Die Einzelausstellung, die mit ihrem dem Griechischen entlehnten Titel auf die zentralen Themen „Mensch“ und „Stadt“ im Werk von Hack verweist, stellt diese außergewöhnliche Bildwelt nun erstmals in Kaiserslautern vor. Angefangen in der großen Eingangshalle, über die Schauräume und das obere Foyer zieht sie sich wie ein eigener Kosmos durch das Museum Pfalzgalerie. ☞ Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern Di 11–16.30 Uhr + 17–20 Uhr, Mi–So 10–13.30 Uhr + 14–17 Uhr Museumsplatz 1, 67657 Kaiserslautern T+49 (0) 631 3647-201 mpk.de

TERMINE FÜR ENTDECKER

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© Johannesburg Art Gallery, Johannesburg

Herbert Rolf Schlegel, „Mädchen mit Blumenstrauß“, um 1958, Öl auf Holzplatte, 68,5 x 58,5 cm, Sammlung Murken, Foto: Thomas Kersten

Klaus Hack, „Polis – expressiv“, 2019, Kiefer, weiß gefasst, montiert, im Besitz des Künstlers, Foto: Florian Selig Fotodesign © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21

Edgar Degas, „Tänzerinnen“, 1898, Pastellkreide auf Papier


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Köln

Kornwestheim

Lüneburg

CLAIRE MORGAN Bis 15.5.2021 Galerie Karsten Greve Köln

Josef Paul Kleihues – Geometrie und Poesie 30 Jahre Kunst im Kleihues-Bau bis 12.9.2021 Roland Wesner – Die Regenbogenfalle bis 27.6.2021 Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim

Joseph Beuys Plakate. Multiples. 9.5. – 1.8.2021 Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg

In immer neuen Variationen thematisiert Claire ­ organ in ihrem Werk die Gegensätze von Tod und M Leben, Schönheit und Vergänglichkeit. Gezeigt werden neue Arbeiten auf Papier, die durch intensive Farbigkeit und expressiven Duktus bestechen. Das Papier diente als Arbeitsoberfläche beim Präparieren, sodass Rückstände der Taxidermie sichtbar sind. Für Claire Morgan ist die Zeichnung nicht nur Hilfsmittel zur Konstruktion minimalistischer Installationen, s­ ondern ein eigenständiges Ausdrucksmittel. Zugleich ist ablesbar, wie unterschiedlich die Künstlerin zeichnerische Mischtechniken einsetzt und mit Raum auf dem Papier umgeht. Die Ausstellung prä­ sentiert auch Skulpturen aus Löwenzahnsamen, ­p räparierten Fliegen, sowie dünnen Plastikstücken, die an durchsichtigen Nylonfäden fixiert wurden, um dreidimensionale geometrische Formen zu bilden, in denen präparierte Tierkörper platziert sind. Die Schau gibt einen Überblick über sieben Schaffensjahre der internationalen Nachwuchskünstlerin. ☞ Galerie Karsten Greve Di–Fr 10–18.30 Uhr, Sa 10–18 Uhr Drususgasse 1-5, 50667 Köln T +49 (0)221 2571012 galerie-karsten-greve.com

Im postmodernen Ausstellungshaus des Kleihues-Baus in Kornwestheim treten faszinierende Ausstellungen in einen spannenden Dialog. Die Jubiläumsschau zum Architekten Josef Paul Kleihues widmet sich neben dem Entwurf für die verschiedensten Museen und Galerien auch den unterschiedlichsten von Josef Paul Kleihues gestalteten Designobjekte. Höchst beein­ druckend ist auch der rege Austausch mit zeitgenös­ sischen Künstlern wie Markus Lüpertz und Georg ­B aselitz, der in der Ausstellung genauer beleuchtet wird. Die Arbeiten des Ludwigsburger Malers Roland Wesner vereinen die teils märchenhaft symbolischen Züge des Regenbogens mit der beklemmend wirkenden Energie schwarzer Flächen. Im Dialog mit den Gemälden Roland Wesners zeigt die Besigheimer Künstlerin Simone Westerwinter eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Motiv des Regenbogens in Form eines begehbaren Teppichs, der in seiner asymmetrischen Form wiederum Bezug auf die ­A rchitektur des Ausstellungsraums nimmt. ☞ Museum im Kleihues-Bau Fr–So 11–18 Uhr Stuttgarter Straße 93, 70806 Kornwestheim T +49 (0) 7154 202-7401 www.museen-kornwestheim.de

Zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys zeigt die Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg Plakate und Multiples des Künstlers aus dem eigenen Kunst­ archiv sowie ergänzende Leihgaben aus Privatsammlungen, außerdem Werkfotos und Porträtaufnahmen. Ein Fokus der Ausstellung liegt auf dem Projekt „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, das Beuys 1982 zur documenta 7 beisteuerte und das durch den gegenwärtigen Nachhaltigkeits­ diskurs neue Aktualität gewinnt. Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Daniela Sannwald, in Kooperation mit Siegfried Sander von der Galerie MULTIPLE BOX. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Ausstellungskatalog. ☞ Kunsthalle der Sparkassenstiftung Lüneburg Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 13–18 Uhr Dorette-von-Stern-Str.2, 21337 Lüneburg T +49 (0) 4131 4003738 kunsthalle-lueneburg.de

Joseph Beuys, „Der Unbesiegbare“, 1979, Foto: F. Zimmermann, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Claire Morgan, „Trying to stop trying to stop“, 2020, Pigment, Bleistift, Pastell, Tempera und Aquarell auf Papier,

Josef Paul Kleihues, Eingang des Museums

101,6 x 66 cm, Courtesy: Galerie Karsten Greve Köln,

of Contemporary Art Chicago, Foto: Hélène Binet

Paris, St. Moritz, © Claire Morgan


Oberhausen

Pforzheim

MADE REALITIES Fotografien von Thomas Demand, Philip-­L orca diCorcia, Andreas Gursky und Jeff Wall 2.5. – 25.7.2021 Draiflessen Collection

ART ABOUT SHOES – von Schnabelschuh bis Sneaker & HEINER MEYER – deutsche Pop Art im Stiletto-Format Bis 24.5.2021 WALTER KUROWSKI – Künstler Karikaturist Kulturlegende. Eine Werkschau von 1956 – 2015 Bis 30.5.2021 MUC – MUSEUM UNDER CONSTRUCTION. Willkommen auf der Kunstbaustelle! 27.6. – 29.8.2021 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Einfach brillant Künstler-Juweliere der 1960erund 1970er-Jahre In Kooperation mit dem Cincinnati Art Museum Bis 27.6.2021 Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchlinhaus

Mit Thomas Demand, Philip-Lorca diCorcia, Andreas Gursky und Jeff Wall widmet sich Made Realities vier Fotografen, deren Werke meisterhaft die Möglich­ keiten und Grenzen ihres künstlerischen Mediums hinterfragen. Sowohl analog als auch digital formu­ lieren alle vier eigenwillige Sichtweisen auf Wirk­ lichkeit und analysieren zugleich die menschliche Wahrnehmung. Die Motive reichen von flüchtigen Alltagsszenen über rätselhaftes Geschehen bis zu reinszenierten historischen Ereignissen – nur auf den ersten Blick eindeutige und realitätsgetreue Ausschnitte der Wirklichkeit. Eine Gemeinsamkeit aller Bilder liegt in der Absicht der Künstler, das traditionell Dokumentarische der Fotografie mit Erfundenem zu verschränken. Ohne den Bezug auf wirklich Gegebenes aufzugeben, entstanden Ausschnitte von Welt, die gleichermaßen überzeugen wie verunsichern. Die Ausstellung spielt also mit der Frage, welche ­R olle subjektive Erfahrungen, Erwartungen und ­E rinnerungen im Begreifen der Realität einnehmen. ☞ Draiflessen Collection Mi–So 11–17 Uhr, 1. Do im Monat 11–21 Uhr Georgstraße 18, 49497 Mettingen T +49 (0) 5452 9168-0 www.draiflessen.com

Es ist die erste Ausstellung, die künstlerische Posi­ tionen vom legendären Fußabdruck Buddhas bis zu den Schuhkreationen Andy Warhols zusammen- und gegenüberstellt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem künstlerischen Schaffen des deutschen Pop Art Künstlers Heiner Meyer. Walter Kurowski ist die Oberhausener Kulturlegende. Jahrzehntelang prägt er mit seinen Zeichnungen, Plakaten und Karikaturen die Kulturszene der Stadt. Die Ausstellung zeigt die provokantesten Plakate und eindrucksvollsten Gemälde erstmalig als museale Werkschau. Wegen Umbaumaßnahmen bleiben die Ausstellungsräume der LUDWIGGALERIE im Sommer geschlossen. Neun Wochen lang gibt es dafür Kunst umsonst und draußen, zum Genießen und Mitmachen. Den Rahmen schafft die große Installation des Künstlerkollektivs „PriseSalz Crew“. Zusätzlich gibt es ein umfangreiches Programm mit einem Artist_Tuesday, Workshop_Wednesday und Lounge_Friday, frei nach den Themen des Hauses Comic, Pop Art, Fotografie und Landmarkenkunst. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 4124928 ludwiggalerie.de

Der Schmuck der 1960er und 1970er-Jahre war revolutionär. Während in den 1950ern Zurückhaltung vorherrschte, wurden die 1960er-Jahre zu einer Ära der jugendlichen Rebellion und des radikalen kultu­ rellen Wandels – und ein neuer Schmuckstil war Teil dieses Zeitgeistes. Rock ‚n‘ Roll, der Vietnamkrieg, die Kennedy-Attentate, die Bürgerrechts- und Frauenbewegung, der weit verbreitete Gebrauch halluzinogener Drogen und das Konzept der freien Liebe werden alle mit diesen turbulenten Jahrzehnten in Verbindung gebracht. Von Plastikreifen-Ohrringen des Weltraumzeitalters bis zu Perlenketten der Hippies drückten Schmuckstücke Individualität, Nonkonformität und die ästhetischen, politischen und intellektuellen Werte der Person aus, die sie trug. Die Ausstellung, die aus einer der wichtigsten Privatsammlungen der Welt stammt und von der in Cincinnati ansässigen Kimberly Klosterman zusammengestellt wurde, zeigt die Arbeiten einer internationalen Gruppe unabhän­ giger Juweliere sowie bedeutender Juweliershäuser wie Cartier oder Van Cleef & Arpels. ☞ Schmuckmuseum Pforzheim im Reuchlinhaus Jahnstraße 42, 75173 Pforzheim T + 49 (0) 07231 39-2126 schmuckmuseum.de

Andrew Grima, Brosche, England, 1969, Courtesy: Cincinnati Art Museum, Sammlung Kimberly Klosterman, Foto: Tony Walsh Andreas Gursky, „Beelitz“, 2007, Courtesy: Sprüth Magers © Andreas Gursky / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Heiner Meyer, „Targa and Honey“, 2020, © Heiner Meyer

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21

Mettingen

TERMINE FÜR ENTDECKER

185


186 “Dieses Museum ist ein Gesamtkunstwerk” (Besucherstimme)

Museum Stangenberg Merck Helene-Christaller-Weg 13 64342 Seeheim-Jugenheim Tel. 06257 - 90 53 61 www.mstm.info / facebook: Museum Stangenberg Merck geöffnet: Mi - Fr: 15 - 19 Uhr Sa / So / FT: 11 - 18 Uhr

Sindelfingen

Soest

THOMAS LEMPERTZ Motion is Solution – SCHAUFENSTER JUNGE KUNST Bis 11.7.2021 Galerie Stadt Sindelfingen

Christoph Dahlhausen – „Lightborn“ 28.4. – 4.5.2021 RAUM SCHROTH im Museum Wilhelm Morgner

Im Schaufenster Junge Kunst der Galerie Stadt Sindelfingen ist die Einzelausstellung „Motion is Solution“ des Stuttgarter Künstlers Thomas Lempertz zu sehen. Der ehemalige Tänzer des Stuttgarter Balletts verbindet in seiner künstlerischen Arbeit Fotografie, Objektkunst, Sound, Video, Performance und Tanz miteinander. Sein Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Thema Bewegung. Lempertz entwickelt eigens für die Ausstellung eine neue Arbeit. Die Idee dazu kam ihm, als er hörte, dass das alte Gebäude der John Cranko Schule geschlossen wird. Er baute die Ballettstangen dort ab und setzte sie in seinem Atelier zu neuen Objekten zusammen. Mit Silikon überzogene Foto­ grafien ergänzen die Schau. Inmitten dieser Arbeiten performt die Tänzerin Mackenzie Brown und tritt mit den Skulpturen und Bildern in Interaktion. Der Sound, zu dem sie sich bewegt, erzeugt sie selbst – auf­ genommen vom Klangkünstler Vincent Wikström. Die Performance wird gefilmt und ist als Videoarbeit in der Ausstellung zu sehen. ☞ Galerie Stadt Sindelfingen Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr Die Ausstellung ist unabhängig von den Öffnungs­ zeiten jederzeit durch das Schaufenster einsehbar Marktplatz 1, 71063 Sindelfingen T +49 (0) 7031 94-325 galerie-sindelfingen.de

Der RAUM SCHROTH im Museum Wilhelm Morgner, Soest zeigt „Lightborn“, eine kompakte Ausstellung mit Christoph Dahlhausens Werken. Interventionen an Wand- bzw. Glasflächen durch Körper und Farbe, ­R eflektion und Projektion bestimmen Dahlhausens Schaffen. Seine Kunst reizt die Wahrnehmung, stellt sie auf die Probe und das höchst poetisch, bisweilen gar humorvoll. Sie ist ein Spiel „zwischen Konstruk­ tion und Impression“ (Reinhard Ermen), in dem er die Grauzonen zwischen Illusion und Realität, Bild und Abbild, Vorstellung und Idee erforscht. Das vielseitige Werk des in Bonn und Melbourne lebenden Künstlers changiert im Dazwischen; es ist eine Aufforderung an die Betrachterinnen und Betrachter, sich auf dieses Spiel einzulassen und sehend, erfahrend mitzutun. Im Kontext der ungegenständlichen, konzeptuellen Kunst begegnen wir hier der Geburt der Poesie aus dem Geist der Konkreten Kunst. Zur Ausstellung ­e rscheint eine umfangreiche Werkmonografie. Die Buchvorstellung ist für den 1.5.2021 geplant. ☞ RAUM SCHROTH im Museum WIlhelm Morgner Di/Mi/Fr 13–17 Uhr, Do 13–19 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Thomästraße 1, 59494 Soest T +49 (0) 2921 14177 skk-soest.de

S O N D ER AU S S T EL L U N G AB 18.04.2021

Christoph Dahlhausen, „Lichtkörper“, 2018, Acrylglas, 46 x 28 x 28,5 cm, Foto: Christoph Dahlhausen © Christoph Dahlhausen / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Keyvisual zur Ausstellung Thomas Lempertz „Motion is Solution“, (Fotoarbeit Thomas Lempertz, Ballettstangen der alten John Cranko Schule und Tänzer, 2021), © Thomas Lempertz


Ulm

Wal d e nb u ch

War t h

BEAT ZODERER – VISUELLE INTERFERENZEN 1990–2020 Bis 10.10.2021 kunsthalle weishaupt, Ulm

Heinz Mack. Werke im Licht (1956–2017) 8.5. – 19.9.2021 MUSEUM RITTER

Jenseits aller Regeln – Das Phänomen Außenseiterkunst Bis 19.12.2021 Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen

Der Schweizer Künstler Beat Zoderer macht Kunst zum Schmunzeln und Staunen! Fasziniert von Phänomenen vermeintlich unauflöslicher Wiedersprüche erkundet er die Gleichzeitigkeit von Alltagswelt und Kunst. Für seine Werke nutzt er einfache Materialien, die beispielsweise im Baumarkt oder Bürobedarf zu finden sind. Er schichtet und collagiert Haftetiketten, Blech oder PVC-Folie und lässt daraus vielfarbige ­R eliefs und Skulpturen entstehen. In der Auseinandersetzung mit der Konkreten Kunst greift Zoderer auf geometrische Formen zurück. Dabei setzt er die Linie, den Kreis und das Quadrat ganz spielerisch ein und scheinbare Gegensätze wie Chaos und Ordnung verschmelzen. Die Ausstellung wurde von Beat Zoderer selbst kuratiert. Dabei folgt sie keiner strengen ­C hronologie, sondern zielt vielmehr auf das eindrückliche Zusammenspiel einzelner Werke ab. Von Raum zu Raum wird der freie Umgang des Künstlers mit Form, Farbe, Raum und Material erlebbar. ☞ kunsthalle weishaupt Di–Fr 11–17 Uhr, Sa/So/feiertags 11–18 Uhr Hans-und-Sophie-Scholl-Platz 1, 89073 Ulm T +49 (0) 731 1614360 kunsthalle-weishaupt.de

Der ZERO-Mitbegründer, Maler und Bildhauer Heinz Mack hat in rund 70 Schaffensjahren ein fulminantes Werk entwickelt. Eindrucksvoll ist allein der mediale Facettenreichtum seines Œuvres, das Zeichnung und Malerei ebenso umfasst wie Plastik und Skulptur, Lichtkunst, kinetische Arbeiten und Land-Art. Trotz der Fülle an Ausdrucksmitteln konzentriert sich Heinz Mack mit bemerkenswerter Beständigkeit in seiner Kunst auf Themen, die er früh für sich entdeckte: auf die Erforschung des Lichts und die dynamische Kraft von Strukturen. Die Ausstellung zum 90. Geburtstag von Heinz Mack würdigt ihn als einen großen Künstler unserer Zeit. Sie gibt einen weitgefassten Einblick in sein Schaffen und vereint rund 60 Werke, deren ­p oetische Schönheit im Licht aufscheint. Weitere Informationen: museum-ritter.de ☞ MUSEUM RITTER Sammlung Marli Hoppe-Ritter Di–So 11–18 Uhr Alfred-Ritter-Str. 27, 71111 Waldenbuch T +49 (0) 7157 53511-0 museum-ritter.de

Außenseiterkunst ist seit gut hundert Jahren ein viel diskutiertes Phänomen in der Kunst. Gerade weil sich die selbst ernannten Künstlerinnen und Künstler an keine Regeln halten, entstehen unter ihren Händen oft überraschende Schöpfungen, die nicht nur eine besondere Emotionalität provozieren, sondern häufig auch unkonventionelle und überraschende Welt­s ichten vorschlagen. 2018 übereignete der Sammler Rolf Röthlisberger dem Kunstmuseum Thurgau über 1.200 Werke von Außenseiterkünstle­ rinnen und -künstlern, die er im Verlauf von drei ­J ahrzehnten zusammen­g etragen hatte. Die Sammlung umfasst Spitzenwerke der Außenseiterkunst ebenso wie ein breites Spektrum von bis anhin kaum be­ kannten ­P ositionen. Anhand einer repräsentativen Auswahl aus diesem reichen Fundus skizziert die ­A usstellung eine aktuelle Befragung des Begriffs der Außenseiterkunst und der Erkenntnismöglichkeiten, die sie bietet. Zur Ausstellung ist die ein Katalog im Museumsshop und im Buchhandel erhältlich. ☞ Kunstmuseum Thurgau Mai–September: täglich 11–18 Uhr Oktober–April: Mo–Fr 14–17 Uhr, Sa/So 11–17 Uhr Kartause Ittingen CH-8532 Warth T +41 (0) 58 3451060 kunstmuseum.ch

TERMINE FÜR ENTDECKER

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Heinz Mack, Ohne Titel, 2016, Foto: Archiv Heinz Mack © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Beat Zoderer, „Freistehendes Doppelpentagramm Nº 1“, 2017,

Foto: Daniel Schef fold, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Hans Krüsi, „Doppelkuh“, 1983, Sprayfarben und Filzstift und Deckweiß, 38 × 30 cm, Kunstmuseum Thurgau

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21

Acryl auf Aluminium, Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt,


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ARTMAPP erscheint im März, Juli und November mit knapp 200 Seiten und in einer Auflage von 30.000 Exemplaren. Das Magazin wird im Zeitschriftenhandel vertrieben und ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz an allen Bahnhöfen und Flughäfen erhältlich.

D I E A R T M A P P -A P P

Ob zu Fuß in e­ iner Stadt oder mit dem Auto u ­ nterwegs – die App i­ nformiert in einem ­i ndividuell einstellbaren ­R adius auf dem Smart­phone bzw. Tablet über mehr als 10.000 Aus­stellungsorte bzw. POIs (Points of ­I nterest) im deutsch­sprachigen Raum. Die App-Nutzer h ­ aben die Möglichkeit, ­K ate­g orien auszuwählen, zu filtern, sich die Ergebnisse in e­ iner Favoriten­l iste zu s­ peichern und mit Freunden oder Bekannten zu teilen s­ owie Ausstellungs­ termine in ihrem eigenen Kalender zu speichern. im App Store und be i Google Play mobil. ar t mapp. net


ARTM APP-Ausgaben zum Bestellen: 1 M a g a z i n ko s t e t 11 € ( D) bz w. 16 € ( E U u n d S c h w e i z) i n k l . Ve r s a n d . Bit te senden Sie Ihre Bestellung an abo@ar tmapp.net.

N O V 2 0 2 0 – F E B 2 0 21

AU GUST – OK TO BER 2020

MÄRZ – JUNI 2020

N O V 2 0 19 – F E B 2 0 2 0

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KUNST UND REISEN

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KUNST UND REISEN

Das Kunstmagazin f ür Entde cker

BERLIN HAMBURG HANNOVER JENA KÖLN MÜNCHEN WALDENBUCH

DARMSTADT ROTTWEIL SCHWERIN THUN WIEN WINTERTHUR WUPPERTAL

3/20 – Winter 2020/21

2/20 – Sommer 2020

J U L I – O K T O B E R 2 019

bei Google Play

AARGAU BASEL DESSAU KARLSRUHE RAVENSBURG SOEST WARTH

1/20 – Frühjahr 2020

M Ä R Z – J U N I 2 0 19

BOTT HECKEL MATISSE NAUMAN RODIN TURNER

AARAU DÜSSELDORF KARLSRUHE MÜNCHEN MÜNSTER SAARBRÜCKEN

3/19 – Winter 2019/20

J U L I – O K T O B E R 2 0 18

N O V 2 0 18 – F E B 2 0 19 E U R 6 , 9 0 D/A

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D as Kunst m a g a zin f ür Ent d e c ke r

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D as Kunst m a g a zin f ür Ent d e c ke r

Die Kunst-App im App Store und

Die Kunst-App

bei Google Play

im App Store und

mobil.artmapp.net

2/19 – Sommer 2019

BOZEN BAD RAGAZ

SÜDTIROL ALPEN-RHEIN

SIGHTSLEEPING PARCOURS DE SCULPTURES

AARAU BERLIN DARMSTADT KARLSRUHE MÜNCHEN WIEN ZÜRICH

BREGENZ CHUR FRANKFURT KONSTANZ ST. GALLEN SCHWERIN VADUZ

1/19 – Frühjahr 2019

3/18 – Winter 2018/19

2/18 – Sommer 2018

BÖHLER & ORENDT OVERBECK VASCONCELOS

BRÄCKLE HECK MOON SLEVOGT TURRELL

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Das Kunstmagazin f ür Entdecker

DIEHL HOESSLE MEHLER SCHAD SCHNEIDER SENONER

M Ä R Z – J U N I 2 0 17

J U L I – O K T O B E R 2 0 17

N O V 2 0 17 – F E B 2 0 18

S F R 9, 9 0

D as Kunst m a g a zin f ür Ent d e c ke r

mobil.artmapp.net

BERLIN BREMEN RAVENSBURG SALZBURG TÜBINGEN WINTERTHUR

M Ä R Z – J U N I 2 0 18 E U R 6 , 9 0 D/A

bei Google Play

GRAND TOUR DER MODERNE

01

FONTANE ROECKLE ROHRER SIEVERDING WEIBEL

CAPUTH GÖPPINGEN MÜNCHEN SALENSTEIN WILHELMSHAVEN ZÜRICH

bei Google Play

BAUHAUS 100

Die Kunst-App im App Store und mobil.artmapp.net

BAUHAUS WEIMAR THÜRINGEN

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02

SACHSEN-ANHALT MODERN

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MAIN & FRANKEN

KARLSRUHE KULTUR

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bei Google Play mobil.artmapp.net

4

Die Kunst-App

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8 ,9 0 € ( D )

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D as Ku nst m a g a zin f ü r E nt d e c ke r

im App Store und

REGENSBURG OSTBAYERN OTTO DIX SINGEN & DER HEGAU

03

LICHTKUNST & HELLWEG KONKRET

ENEA FEUERMAN KUBALL LUDUVICO UECKER

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BIENNALE BREGAGLIA LUXEMBOURG ART

EICHMANN GRÜNEWALD SCHAD SCULLY WORTELKAMP

Die Kunst-App im App Store und mobil.artmapp.net

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01

BASEL–TESSIN–DIRETTO

BECKMANN GRIESHABER JOSEPHSOHN SIBER UHLIG

GARTENTRÄUME

im App Store und

RHEINLAND-PFALZ

4

KOMM INS OFFENE

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bei Google Play

4

SAARSPITZEN

im App Store und mobil.artmapp.net

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4

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im App Store und mobil.artmapp.net

4

198367

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02

03

KUNST UND REISEN

ar tmapp.net

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S F R 9, 9 0

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DAS KUNSTM AGA ZIN FÜR ENTDECKER

DAS KU NSTM AGA ZI N FÜ R ENTD ECK ER

3-D-EFFEKT FÜR DIESES COVER! Laden Sie die TB – Tim Berresheim App. Dann das Smartphone/Tablet auf das Cover halten, um das Motiv mit 3-D-Effekt zu sehen.

Die Kunst-App im App Store und bei Google Play mobil.artmapp.net

SWISS-TOUR LUDWIGSBURG ROBERT WALSER-SCULPTURE GLÜCK AUF! AFRICA-PULP

Die Kunst-App im App Store und bei Google Play mobil.artmapp.net

NOORD-NEDERLAND

Die Kunst-App im App Store und bei Google Play mobil.artmapp.net

bei Google Play

KOMM NACH MECK-POMM

RHEINLAND-PFALZ THÜRINGEN

CROSS THE STREETS ARTE ALBIGNA

DIE MASKE KUNSTWEGEN

BISMARCK BUCHER CHAGAS DOSTAL VISCH VOGEL

Die Kunst-App im App Store und mobil.artmapp.net

SKULPTUR PROJEKTE

ROTTWEIL SCHWARZWALD BAAR

BASELITZ BERRESHEIM HIRSCHHORN HODLER JUDISCH

URBAN ART WALK

CARNEIN MOORE OPPENHEIM RÖTHEL STILLING VITAL

MIRROR IMAGES LUTHER & AVANTGARDE ARP BAUMGÄRTEL DIEHL MOHR PAYER SARACENO

DUISBURG LUXEMBOURG MANNHEIM NEUCHÂTEL ROMONT WIESBADEN

BERN EMDEN HERFORD MÜNCHEN SAARBRÜCKEN SCHWERIN ZWOLLE

AARAU BERLIN CHUR DÜSSELDORF KASSEL KREMS MÜNCHEN WEIMAR

BASEL BERLIN OFFENBACH REMAGEN SAARBRÜCKEN WIEN WOLFSBURG

1/18 – Frühjahr 2018

3/17 – Winter 2017/18

2/17 – Sommer 2017

1/17 – Frühjahr 2017

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GO NORDWEST

GOLDSTADT PFORZHEIM

BULLITT KINETISCHE SKULPTUREN

BARTNIG GAIDA MELHUS SCHÜLKE SCOPIN TINGUELY

BERN FRIBOURG INNSBRUCK KÖLN MÜNCHEN SAARBRÜCKEN SINGEN

3/16 – Winter 2016/17

M Ä R Z – J U N I 2 0 16

J U L I – O K T O B E R 2 0 16

N O V 2 0 16 – F E B 2 0 17

DAS KU NSTM AGA ZIN FÜ R ENTD ECK ER

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DAS KU NSTM AGA ZI N FÜ R ENTD ECK ER

GRAUBÜNDEN

BAROCKREGION MANNHEIM TOUCHDOWN TANNENZÄPFLE

GIACOMETTI KIRCHNER LANDY SCHAD SPINATSCH VITAL AUGSBURG BASEL BONN FRANKFURT ROTTWEIL SCHWERIN SOEST THUN

2/16 – Sommer 2016

Die Kunst-Navi-App gratis im App Store und bei Google Play m.artmapp.net

N O V 2 0 15 – F E B 2 0 16

S F R 9, 9 0

DAS KU NSTM AGA ZI N FÜ R ENTD ECK ER

LUXEMBOURG TICINO DADA.100 GOTTARDO CLOSE BY AND FAR BEYOND

ARP LORENT LUCCHINI MAJERUS PRIOR RIST SOLTAU BASEL BERLIN FRANKFURT KÖLN MANNHEIM RAVENSBURG ZÜRICH

1/16 – Frühjahr 2016

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Die Kunst-Navi-App gratis im App Store und bei Google Play m.artmapp.net

BASEL OFFENBURG 0,10 KUNSTPILGERN

EPPUR SI MUOVE JEWELRY ART

BRODWOLF DELACROIX SCHWARZ SKUBIC VAUTIER EMDEN INNSBRUCK LUGANO LUXEMBURG MÜNCHEN PFORZHEIM

3/15 – Winter 2015/16


Hängeleuchte ‚Yoko‘ von TEO

Garderobe ‚Spring‘ von Result Objects

Stuhl ‚Trix‘ von Schmidinger Möbelbau

Garderobe ‚Altholz‘ von weld & co

Leseleuchte ‚Henry grau‘ von Jundado

Teekanne ‚Marianne‘ von Tassilo von Grolman

Bettwäsche ‚Stroh‘ von Foonka

DESIGNSHOPPING

RUND UM DIE UHR Hier wird Design persönlich. Finde von unabhängigen Designern in Kleinserien produzierte Möbel und Wohnaccessoires mit Charme, die Deine Wohnung zu etwas Besonderem machen und einzigartige Kleidungs- und Schmuckstücke, die Deine Persönlichkeit unterstreichen.

www.blickfang-designshop.com

Faltbarer Esstisch ‚T05‘ von Lignum arts


Kreativität kennt keinen Stillstand. In herausfordernden Zeiten wie diesen sind alle Blicke auf das Morgen gerichtet: Was wird sich wann ändern? Welche Überraschungen kommen noch auf uns zu? „Fang nie an aufzuhören, höre nie auf anzufangen“ sagte der große Redner Cicero. Jeder Tag birgt die Chance auf einen neuen Anfang, den es mit Leben und Farbe zu füllen gilt – Zug um Zug und Schritt für Schritt. Wir versorgen Sie weiterhin mit allem, was Sie für Ihre Kunst benötigen. Und wir danken Ihnen für Ihre Treue.

www.boesner.com

Mit Abstand zusammenhalten

Impressum ARTMAPP MAGAZIN

REDAKTION

DRUCK

26. Ausgabe – 10. Jahrgang – April 2021

Bettina Götz M. A., b.goetz@artmapp.net

NEEF + STUMME premium printing

Verlag ARTMAPP GmbH

Schillerstraße 2, 29378 Wittingen

Pfizerstraße 11, 70184 Stuttgart

AUTORINNEN / AUTOREN

HRB 760200 Amtsgericht Stuttgart

Katja Behrens, Nicole Büsing & Heiko Klaas,

VERTRIEB

USt.-IdNr. DE284814593

Babette Caesar, Francesco Colli, Dr. Nicole Fritz,

UMS Pressevertrieb Limited

Geschäftsführung: Silvia Brouwer, Reiner Brouwer

Prof. Dr. Chris Gerbing, Bettina Götz M. A., Bülent

T +49 (0) 229 91 24 2-0, info@umspress.de

Gündüz, Dr. Sabine Heilig, Alice Henkes, Julia Hichi, HERAUSGEBER / CHEFREDAKTEUR

Siegmund Kopitzki, Marc Peschke, Carsten Probst,

ABO

Reiner Brouwer, r.brouwer@artmapp.net

Andrin Schütz, Oliver Stade, Christoph Tannert

abo@artmapp.net (weitere Infos unter artmapp.net) 25 EUR (D) / 43 EUR (EU und Schweiz)

TEXTREVISION ANZEIGEN- UND VERTRIEBSLEITUNG

Katrin Günther, Berlin, katrin_guenther@gmx.net

Silvia Brouwer, s.brouwer@artmapp.net

KUNST – Buch, Text, Netz

T +49 (0) 711 161 224 15

Einzelheftversand 11 EUR / 16 EUR (EU und Schweiz)

Am 16. Juli erscheint die nächste Ausgabe ARTMAPP Sommer 2021.

MITARBEITENDE ANZEIGEN

Mark Brouwer, Nina Czayka, Ute Lauterjung

Nina Czayka, n.czayka@artmapp.net

ISSN 2195-1594 artmapp.net, mobil.artmapp.net,

T +49 (0) 178 136 67 99

ART DIRECTION

facebook.com/ARTMAPP,

Amrei Heyne, a.heyne@artmapp.net

Bethmann Design GmbH & Co. KG

instagram.com/artmapp_on_tour

T +49 (0) 176 48 11 26 37

bethmann-design.de

DATENBANKVERWALTUNG DER APP

DESIGNKONZEPT

Michael Lauterjung, app@artmapp.net

Design – Chris Steurer, csteurer.com

Die ARTMAPP-Ausgabe beinhaltet Beilagen der Ruhr Tourismus GmbH, Oberhausen, und der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, Stuttgart. Sollten Sie weitere Exemplare wünschen, senden Sie uns bitte eine Nachricht an mail@artmapp.net.

A R T M A P P   F R Ü H J A H R 2 0 21 — I M P R E S S U M

M +49 (0) 171 170 69 23



atelier-scholz.com | Baumbesetzung Altdorfer Wald | brouwer-edition.com Andreas Scholz, „Sonne und Mensch“ aus der Serie „Baum-Menschen“, 2021, 73 x 58 cm, Öl auf Leinwand


Hans Hofmann Chimbote – Farben für die neue Stadt 26.6 – 10.10.2021

Hans Hofmann, Chimbote Mural Fragment of Part II, 1950 © Renate, Hans & Maria Hofmann Trust / ARS, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2021


Articles inside

HABITAT NEUBRANDENBURG

4min
pages 176-181

IDEOLOGIEN“ IN 2021

3min
pages 156-159

EINGEFRORENE MOMENTE

2min
pages 172-175

KÖRPERLANDSCHAFTEN

7min
pages 160-167

BEKENNTNIS ZUR FARBE

5min
pages 168-171

DER HARZ IST INSPIRATION

2min
pages 142-143

EINE HARZREISE

6min
pages 136-141

JOSEPH BEUYS UND DER KAISERRING IN GOSLAR

4min
pages 132-135

Harzer Moderne

1min
pages 130-131

Eine Stadt atmet Kunst – von Alice Henkes

17min
pages 116-129

MEDIENTIPPS

5min
pages 110-113

Geschäftsführerin der IBA Basel 2020

3min
pages 114-115

WELTANSCHAUUNGSMODELLE

11min
pages 98-109

DAS MUSEUM DER ZUKUNFT

7min
pages 84-89

DER KÜNSTLERISCHE SCHREIBTISCH

11min
pages 90-97

Ausstellungen

9min
pages 74-83

EIN WOODSTOCK DER IDEEN

11min
pages 46-51

JEDER MENSCH EIN KÜNSTLER

9min
pages 62-73

PARK UND MUSEUM SCHLOSS MOYLAND

6min
pages 40-45

50 JAHRE „INKA

6min
pages 56-61

RUHR KUNST MUSEEN & RUHR BÜHNEN

12min
pages 20-33

DER MANN, DER HONIG ZUM FLIESSEN BRACHTE

4min
pages 52-55

JOSEPH BEUYS.100: im Westen

7min
pages 34-39

Ruhr Kultur Pur

1min
pages 18-19
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