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RUHR KUNST MUSEEN & RUHR BÜHNEN

Kunst und Kultur im Revier

Im Jahr 2010, als mit dem Ruhrgebiet eine ganze Region zur Kulturhauptstadt Europas wurde, haben sich 20 Museen der Kulturmetropole Ruhr zusammengeschlossen, um ihre herausragenden Sammlungen moderner und zeitgenössischer, europäischer und außereuropäischer, freier und angewandter Kunst stärker zu vernetzen. Inzwischen sind es 21: Seit dem 1. Januar 2020 gehört das Museum Haus Opherdicke in Holzwickede in die illustre Runde der RuhrKunstMuseen. Seit 2015 sind auch die Bühnen der Region in einem eigenen Theaternetzwerk verbunden (elf Bühnen und zwei Festivals in insgesamt zehn Städten). Zwischen Hamm und Duisburg, Bochum, Hagen, Herne und Marl, zwischen Dortmund und Oberhausen, Essen und Bottrop, Moers und Holzwickede geht es nun hin und her – gemeinsame Projekte werden in

Kooperation mit der Ruhr Tourismus GmbH und Urbane Künste Ruhr entwickelt: Public Art Ruhr kümmert sich zum Beispiel um eine größere Sichtbarkeit der (allerorts vorhandenen) Kunst im öffentlichen Raum, das Theaternetzwerk der RuhrBühnen um die Theater, Musik- und Festspielbühnen, die mal in einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert oder in Zechen- oder Jugendstilgebäuden zu finden sind. Die einzigartigen Spielstätten der Ruhrtriennale in den ehemaligen Hallen der Schwerindustrie wie dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen oder der Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck hat der erste Direktor der Ruhrtriennale Gerard Mortier einst zu Recht als „Kathedralen der Industriekultur“ bezeichnet. Diese Industriedenkmäler, etwa die Jahrhunderthalle in Bochum oder der Landschaftspark Duisburg-Nord, dienen heute als Kulissen und Festspielorte, die längst ein großes Fanpublikum haben. Aber auch ältere historische Orte haben hierzulande als Museum oder Theater ihren Platz gefunden. Für 2021 planen Ruhrtriennale und Ruhrfestspiele nach wie vor, neue Stücke und Projekte zu realisieren, übernehmen aber auch einige der 2020 ausgefallenen Programmpunkte. In den Museen wird ebenso lange schon und weiter geplant. Kultureller Höhepunkt in diesem Jahr ist in NRW wohl der 100. Geburtstag von Joseph Beuys, der ganzjährig landauf, landab mit Ausstellungen und einem vielfältigen Programm geehrt wird. Doch nicht allein die Industriedenkmäler sind als Spielstätten und Aufführungsorte so besonders, auch viele der Museumsbauten sind einzigartige architektonische Kostbarkeiten. Die Geschichten der Bauten – Schlösser, Bunker oder Gasometer, ehemalige Hauptlagerhäuser von namhaften Architekten und Getreidespeicher, Wassertürme oder Brauereikeller und Umspannwerke – genauso wie die Geschichten der Institutionen und ihrer Ausrichtungen, ihrer Sammlungen und ihrer Kunstschätze sind es wert, immer und immer wieder erzählt zu werden: wie etwa die Folkwang-Idee, geboren vor 120 Jahren in Hagen, in Essen landen konnte, wie die Stahl- und Kohlestadt Bochum zu einem Zentrum der modernen Kunst und ihrer Diskurse wurde oder wie Duisburg, Bottrop und Hagen ihre Kunstschaffenden mit eigenen Museen würdigen. Und wer hätte gedacht, dass die weltweit größte Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst zum Domschatz von Essen gehört? Vortragekreuze, goldene Buchdeckel, Schwert, Lilienkrone, siebenarmiger Leuchter sowie die wunderbare „Goldenen Madonna“, die älteste vollplastische Marienfigur der Welt.

Museum DKM, Duisburg, Foto: Frank Vinken

Kohle gegen Kunst

Jedes Jahr am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, werden die Ruhrfestspiele Recklinghausen mit einem Volksfest eröffnet. Gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund und dem Land Nordrhein-Westfalen denkt die Stadt Recklinghausen damit seit 75 Jahren an jenes wunderbare Geschenk, mit dem sich im Sommer 1947 die Hamburger Bühnen bei den Menschen im Revier bedankten. „Als an den Hamburger Bühnen in einem Nachkriegswinter die Kohle für den Bühnenbetrieb auszugehen drohte, fuhr man ins Ruhrgebiet und bat vor Ort auf der Zeche König Ludwig um Hilfe. Im Sommer 1947 gastierten die Hamburger Bühnen zum Dank für die Rettung des Spielbetriebs unter dem Motto ‚Kohle gegen Kunst‘ erstmals im Saalbau der Stadt.“ Eine Geste der Solidarität steht also am Anfang der Ruhrfestspiele. Vom 14. August bis zum 26. September ist auch die Ruhrtriennale mit ihren einzigartigen spartenübergreifenden Produktionen an verschiedenen Aufführungsorten im Revier zu Gast. Neue Intendantin für die kommenden drei Jahre ist die Schweizer Theaterregisseurin Barbara Frey. Die Urbanen Künste Ruhr sind jährlich mit einem Beitrag im Ruhrtriennale-Programm dabei. 2021 führen sie außerdem die Ausstellung „Ruhr Ding“ im öffentlichen Raum fort. Der Fokus der Museumssammlung des Duisburger Lehmbruck Museums liegt, der Name verrät es, auf Schlüsselwerken des Duisburger Künstlers Wilhelm Lehmbruck (1881−1919). 2014 feierte das Museum sein 50-jähriges Jubiläum mit der Wiedereröffnung des Lehmbruck-Trakts, jener grandiosen Architektur aus gewölbten, gegeneinander versetzten Betonschalen, die 1964 von Lehmbruck-Sohn Manfred (1913−1992) eigens für die Arbeiten seines Vaters Wilhelm entworfen worden war. „Die große Idee“ allerdings, dem Bildhauer und seinem Werk ein eigenes Museum zu widmen, ist weit älter und stammt aus den 1920er-Jahren. Lehmbruck gehörte schon damals zur Avantgarde. Im Laufe der Jahre fanden auch eine ganze Reihe Skulpturen von Kunstschaffenden aus aller Welt Eingang in die Sammlung. Dass der Architekt Manfred Lehmbruck beim Bau des Museums nicht auf einen historisierenden Stil setzte, sondern moderne Materialien wie Beton und Stahl in Verbindung mit viel Glas verwendete und diese in Zusammenklang mit braunen Ziegeln, weißen Kieseln und grauem Sichtbeton treten ließ, ist ein großer Glücksfall. Durchblicke und Lichtfluten wechseln ab mit verschwiegenen Zonen, Blickachsen verbinden die Werke untereinander, das Grün des Parks und der großzügige Innenraum treffen sich, öffnen das Museum zur Stadt und zur Natur. Ein paar Schritte weiter durch den Kantpark findet sich das Museum DKM, eine der neueren Perlen der Revierkultur. Das Spektrum der Museumssammlung reicht von 5.000 Jahre alten Kunstwerken und wertvollen Gefäßen aus dem Orient und Ägypten, fernöstlichen Kunstobjekten und Ritualgegenständen bis hin zu Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Gemälden, Fotografien, bildhauerischen Werken und Rauminstallationen. Die Artefakte der

„Laokoon und die Blendung des Polyphem aus Sperlonga“, Rekonstruktion der Polyphemgruppe aus der Grotte von Sperlonga. Sie gehört zur Antikensammlung der Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum: Museum moderner und zeitgenössischer Kunst, Foto: Frank Vinken

vielseitigen Sammlung sind äußerst sparsam und sensibel inszeniert, und der Dialog zwischen Avantgarde und Tradition als ästhetischer Sensation funktioniert in den Rauminszenierungen der minimalistischen Architektur vorzüglich. Die Werke von Ernst Hermanns und Blinky Palermo, von Richard Long, Norbert Kricke, von Bernd und Hilla Becher oder von Ai Weiwei treten unvermittelt ins Gespräch mit der Kunst der Khmer, Ritualgefäßen aus Amlash oder japanischen Rollbildern. Die Museumsgründer und Sammler Dirk Krämer und Klaus Maas vertrauen auf die Kraft und Ausstrahlung der Kunst, im ganzen Museum gibt es keinerlei Beschriftungen. Und auch das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in einem ehemaligen Getreidespeicher am Duisburger Innenhafen ist für Kunst- und Architekturinteressierte definitiv einen Besuch wert.

Das Theater Duisburg, zentral gelegen am Opernplatz, ist ein weiteres markantes Gebäude der Innenstadt. Das neoklassizistische Gebäude von 1911/12 wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, in den 1950er-Jahren dann wiederaufgebaut, wobei die Fassade weitgehend intakt geblieben war und auch die Innenräume nur wenig verändert und modernisiert wurden. Unter einem Dach sind hier die Spielstätten von Oper, Ballett, Schauspiel und Konzert versammelt. Das Theater bildet zusammen mit der Deutschen Oper am Rhein die Theatergemeinschaft der Städte Düsseldorf und Duisburg – schon seit 1956 –, so entstand das größte Ensemble aller Opern deutschlandweit. Und mit den Duisburger Philharmonikern ist ein traditionsreiches Orchester im Theater beheimatet. Aus dem ehemals städtischen Museum wurde 1925 das Gustav-Lübcke-Museum Hamm. Der in Hamm geborene Kaufmann und Kunstliebhaber hatte dem Haus 1917 seine sehr besondere Sammlung geschenkt. Die Vielzahl der Stücke prägt bis heute das Gesicht des Hauses: Das Spektrum der Artefakte reicht von Kleinplastiken und Mumienporträts über antike Keramik, gotische Madonnen, Schmuck und Amuletten bis hin zu zwei Mumiensärgen – in ganz NRW findet sich keine derart umfangreiche Sammlung. Weitere Schwerpunkte bilden das europäische Kunsthandwerk aller Epochen sowie moderne und zeitgenössische Kunst. Im Kreis Unna, am östlichen Rand des Ruhrgebiets und der Kulturregion Hellweg, gibt es einen weiteren Schatz zu entdecken: Museum Haus Opherdicke, Nummer 21 der RuhrKunstMuseen. In idyllischer Lage über dem Ruhrtal liegt das kleine Wasserschlösschen Haus Opherdicke in Holzwickede. Seit 2011 ist das ehemalige Adelsgut aus dem 12. Jahrhundert ein Museum. Es setzt sich in seinem Programm vor allem mit der klassischen Moderne auseinander sowie mit der Avantgarde der Zwischenkriegsjahre. Aber auch wiederentdeckte Künstlerinnen und Künstler der „verschollenen Generation“ und relevante zeitgenössische Positionen und Themen werden hier ausgestellt, in einem der schönsten historischen Gebäude der Region. Kein Zweifel: Hier leuchtet ein neuer Stern auf der Kunstlandkarte Ruhrgebiet. Und auch in der wunderbaren umgebenden Parkanlage um das Haus kann man im Skulpturenpark auf Kunst treffen.

Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna, Ausstellung ILAA (International Light Art Award), Foto: Frank Vinken

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www.ruhrbuehnen.de

Auch das Schlosstheater Moers residiert in einem eindrucksvollen historischen Gebäude, einem ehemaligen Wasserschloss. Das kleinste Stadttheater Deutschlands mit seinem Ensemble aus nur einem halben Dutzend Schauspielerinnen und Schauspielern sowie einer kammerspielartigen Hauptbühne hat sich längst einen Ruf über das Ruhrgebiet hinaus erworben. Es steht für ein gesellschaftskritisches und experimentelles Theaterkonzept. Sei es mit Recherche- und Beteiligungsprojekten sowie Stadtraum-Interventionen an ungewöhnlichen Spielorten in der Stadt oder mit intensiven Aufführungen von Stücken aus dem klassischen Kanon: Dem Theater gelingt es immer wieder aufs Neue, die Zuschauenden zu packen. Die ideenreiche Regie von Intendant Ulrich Greb ebenso wie die große Nähe zur Bühne und den Schauspielenden mögen weitere Gründe dafür sein. Und auch, dass im Rahmen des klassenlosen Preismodells freie Platzauswahl besteht: Alle haben die Chance auf einen Platz in der ersten Reihe.

Museum Folkwang, Essen, Foto: Frank Vinken

Das 1949 gegründete Museum am Ostwall ist 2010 ins Dortmunder U umgezogen, in jenen weithin sichtbaren Turm der ehemaligen Union Brauerei in Bahnhofsnähe; es heißt nun Museum Ostwall im Dortmunder U. Das U ist ein Wahrzeichen der Stadt, hat mit Bier zwar nichts mehr zu tun, aber ist heute ein Zentrum für Kunst und Kreativität, das sich, so das Konzept, ausdrücklich der Region und der Stadtgesellschaft öffnet. Sowohl Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler als auch des Expressionismus gehören zur Museumssammlung, wobei die Kunst der klassischen Moderne das umfassendste Konvolut darstellt, jene Kunst, die unter den Nationalsozialisten als „entartet“ galt. Die Ausstellungsformate „Schaufenster“ und „Lautsprecher“ widmen sich der zeitgenössischen Kunst, zeigen Fotografie, Video- und Soundarbeiten. Fluxus ist neben ZERO ein weiterer Schwerpunkt. Die sechste Ebene ist für wechselnde Ausstellungen reserviert. Unbedingt sehenswert im Dortmunder U sind außerdem die regelmäßig ausgezeichneten Ausstellungen des HMKV Hartware MedienKunstVerein, der vornehmlich neuere Medienkunst präsentiert. Vom 9. Oktober 2021 bis zum 6. März 2022 ist die Ausstellung „Technoschamanismus“ geplant, die auf die Figur des Schamanen Bezug nimmt, die Joseph Beuys zeit seines Lebens kultiviert hat. Und die diese Figur, ihre Spiritualität und Heilkraft, in technischen Fantasien weiterdenkt. Dem Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr ist es zumindest partiell gelungen, dem Virus ein Schnippchen zu schlagen. In seiner Schaufensterausstellung „Erinnern an Joseph Beuys (1921−1986)“ wurden im Vorgriff auf die Ausstellung „Joseph Beuys: Plakate – Stationen seiner Kunst“ bis Ende Februar 2021 im Schaufenster des MUSEUMS TEMPORÄR, eines umfunktionierten Ladenlokals in der Mülheimer Fußgängerzone, Bücher, Plakate und Archivalien gezeigt. Eine schöne Idee, in Zeiten des Lockdowns „die Kunst- und Ideenwelt in den Stadtraum hineinzutragen“ und die Menschen auf die kommende Ausstellung vorzubereiten. Diese möchte sich um die vom Künstler auch in Mülheim vorgetragenen gesellschaftspolitischen Konzepte kümmern. Denn der Künstler hat nicht nur die Bildhauerei aus ihren traditionellen Bindungen herausgeführt, sein „erweiterter Kunstbegriff“ umfasste auch den Ansatz, „die Kunst in die Gesellschaft zu tragen und somit Bewusstsein bildende Prozesse anzustoßen“. Schrift und Sprache spielten für ihn dabei eine wichtige Rolle. Und da die Räumlichkeiten des Museums im alten Postamt derzeit umfassend saniert werden, ist nun das MUSEUM TEMPORÄR in der unteren Schlossstraße 28−30 zeitweiliges Domizil. Die Wiedereröffnung des Museums in der Alten Post ist für Frühjahr 2022 geplant. Auch als Theaterstadt hat Mülheim an der Ruhr seit Jahren über die Landesgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf. Das Theater an der Ruhr steht bis heute für ein modernes künstlerisches Konzept von Ensembletheater. Als Allianz „vier.ruhr“ präsentierte das Theater an der Ruhr zusammen mit dem Ringlokschuppen Ruhr und den Mülheimer Theatertagen NRW „Stücke“ während des ersten Lockdowns 2020 das gemeinsam initiierte Livetheater zu Giovanni Boccaccios „Decamerone“ online auf seiner Website. Ansonsten zeichnet das Theater an der Ruhr schon seit Jahrzehnten seine multinationale und weltoffene Kulturarbeit aus. Regelmäßig gibt es hochkarätig besetzte internationale Gastspiele und mehrsprachige Diskurse.

KATJA BEHRENS

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Joseph Beuys im Westen

Joseph Beuys beim 1. Jour Fixe in Düsseldorf am 27. März 1981, Foto: © Jürgen Leiendecker/Fotoarchiv Ruhr Museum Essen, Dokument in der Ausstellung „Die Unsichtbare Skulptur. Der Erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys“, 10. Mai bis 26. September 2021, UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen

Die „Umgestaltung des sozialen Ganzen“

2021 jährt sich der Geburtstag von Joseph Beuys zum 100. Mal. Allein in seiner Heimat Nordrhein-Westfalen widmen sich 20 Museen und diverse Institutionen dem einflussreichen Künstler mit Ausstellungen, Vorträgen, Performances sowie Theater-, Musik- und Lehrveranstaltungen − auch über das Jahr 2021 hinaus. ARTMAPP hat sich einen kleinen Überblick verschafft. Der große Joseph-Beuys-Ausstellungsreigen, mit dem der Jahrhundertkünstler in NRW geehrt wird, beginnt am 28. März im K20 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Beuys und Düsseldorf gehören zusammen, künstlerisch und politisch. Konsequenterweise finden im Beuys-Jubeljahr hier die meisten Veranstaltungen statt, an jenem Ort also, an dem Joseph Beuys mit seiner Familie viele Jahre bis zu seinem Tod 1986 gelebt, gearbeitet und gelehrt, provoziert und polarisiert hat. Die Ausstellung im K20 benennt schon im Titel eine der wohl am häufigsten zitierten (und am häufigsten missverstandenen) Feststellungen des Künstlers: „Jeder Mensch ist ein Künstler. Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys“. Die Arbeiten und Dokumente, die in der Schau aufgefächert werden, befassen sich mit ebenjenem „Erweiterten Kunstbegriff“, der sich in zahllosen Aktionen immer wieder neu manifestiert hat und der bis heute auch international weit in Kunst und Gesellschaft ausstrahlt. Immer wieder hat der Künstler sich selbst als Teil seiner Aktionen und Interventionen in Szene gesetzt, etwa indem er 1965 in der Düsseldorfer Galerie Schmela „dem toten Hasen die Bilder erklärt[e]“. Die Dokumente, Filme und Fotografien werden im K20 flankiert von Arbeiten internationaler Kunstschaffender.

www.kunstsammlung.de www.beuys2021.de