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Eine Stadt atmet Kunst – von Alice Henkes

Basel

Eine Stadt atmet Kunst

Ein Rundgang durch die großen Basler Kunstinstitutionen Kunstmuseum Basel, Museum Tinguely und Fondation Beyeler.

ZUSAMMENGESTELLT VON ALICE HENKES

Basel ist die Schweizer Kunst-Stadt. Nicht nur – aber auch – weil dort seit 50 Jahren die Art Basel stattfindet, eine der bekanntesten und vor allem der einflussreichsten Kunstmessen weltweit. Doch die Stadt im Dreiländereck hat auch eine lebendige Galerien-Szene und eine reiche und vor allem sehr abwechslungsreiche Auswahl an Museen. Eines der ersten Museen für Gegenwartskunst entstand bereits 1980 in Basel. Zusammen ergibt das ein Kunstangebot, auf das man in der Stadt am Rheinknie sehr stolz ist. Ein Städtetrip nach Basel lohnt sich für Kunstinteressierte auch dann wenn, wie in diesem Jahr, die Art Basel verschoben werden musste. Ein Rundgang durch die drei grossen Kunsthäuser Basels – Kunstmuseum Basel, Museum Tinguely und die Fondation Beyeler in Riehen – lässt sich wunderbar an einem längeren Wochenende erleben und mit weiteren kulturellen und kulinarischen Stadt-Erkundungen verbinden.

www.basel.com

Nic Aluf, „Sophie Taeuber“, 1920, Silbergelatine-Abzug auf Karton, 12,9 x 9,8 cm, Foto: © Stiftung Arp e. V.

Kunstmuseum Basel, Neu- und Hauptbau, Foto: Julian Salinas

Kunstmuseum Basel

Das Kunstmuseum Basel ist, auch dank seiner zentralen Lage, ein idealer erster Anlaufpunkt, sowohl für Stadtfremde wie auch für Besucherinnen und Besucher, die Basel bereits kennen. Das Kunstmuseum Basel ist bekannt für seine hochkarätige Sammlung mit Werken vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die ältesten Teile dieser Kollektion stammen aus dem Besitz des Basler Sammlers Basilius Amerbach und wurden bereits ab 1671 öffentlich zugänglich gemacht. Das Kunstmuseum kann also auf eine sehr lange Tradition zurückblicken. Mittlerweile verfügt es über ein Ensemble aus mehreren Gebäuden: Das Stammhaus am St. Alban-Graben wurde 1936 um einen großen Hof herum errichtet. Hier hat vor allem die Sammlung und die ältere Kunst ihren Platz. Ende 2016 wurde vis-à-vis ein Neubau eröffnet, der auf die Bedürfnisse modernen Museumswesens mit Wechselausstellungen vor allem zeitgenössischer Kunst ausgerichtet ist. Im Neubau ist bis Juni eine Würdigung von Sophie Taeuber-Arp (1889–1943) zu sehen. Bis heute wird die Darstellung Taeuber-Arps oft auf ihr Engagement in der Textilkunst und ihre Rolle als Partnerin des Dadaisten Hans Arp verkürzt. Das Kunstmuseum Basel stellt die Schweizer Künstlerin als wichtige Pionierin der Abstraktion vor. Die Ausstellung „Sophie Taeuber-Arp. Gelebte Abstraktion“ zeigt rund 250 Werke in einer enormen Bandbreite an Techniken und Materialien. Textiles ist ebenso in der Schau vertreten wie Wandmalerei, Grafikdesign, Skulpturen, Reliefs und Zeichnungen. Es gibt Dokumente zu Tanzauftritten, Kostüme, Architekturpläne und ein Marionettentheater. So wird nicht nur die Vielseitigkeit der Künstlerin sichtbar, sondern auch ihre großzügige, offene Kunstauffassung, die bis heute beeindruckt. Die Ausstellung zu Sophie Taeuber-Arp ist Teil eines Jahresprogrammes, das zu grossen Teilen auf Künstlerinnen ausgerichtet ist. Von Anfang Juni an ist im Kabinett eine Ausstellung mit Arbeiten von Kara Walker zu sehen. Walker, Jahrgang 1969 , setzt sich in ihrem Werk auf oft provokative Weise mit Rassismus, Geschlecht, Sexualität und Gewalt auseinander. Sie zählt zu den profiliertesten Positionen der US-amerikanischen Gegenwartskunst. Unter dem Titel „A Black Hole is Everything a Star Longs to Be“ sind Hunderte von Zeichnungen zu sehen, die Walker in den letzten 27 Jahren in ihrem Atelier unter Verschluss gehalten hat. Im September folgt den starken Künstlerinnen ein wichtiger Vertreter der französischen Kunst, der Impressionist Camille Pissarro. Nur wenige Hundert Meter entfernt, direkt am Rheinufer, befindet sich, in einer ehemaligen Papiermühle, ein weiterer Teil des Kunstmuseums: Das Museum Gegenwart. Auch hier bestimmt das Jahresthema Künstlerinnen das Programm. Ab Anfang Mai ist „Antigone“ von Tacita Dean (*1965) zu sehen. Das 2018 entstandene filmische Werk gilt als bisher komplexeste Arbeit der britischen Künstlerin Tacita Dean und es wird in Basel erstmals in der Schweiz gezeigt. Das einstündige Epos ist eine subtile Verflechtung von mythologischen Figuren, persönlicher Geschichte und zufälligen Geschehnissen.

Jean Tinguely, „Rotozaza No. 2“, 1967, Museum Tinguely, Basel, Foto: Bettina Matthiessen © 2021 ProLitteris, Zürich, Museum Tinguely

Museum Tinguely

Wer gern spazieren geht, kann am Rheinufer Richtung Schwarzwaldbrücke schlendern und kommt so zu Museum Tinguely. Das 1996 vom Unternehmen Roche eröffnete Haus beherbergt über 150 Skulpturen von Jean Tinguely. In diesem Jahr feiert das Museum Tinguely sein 25-jähriges Bestehen: Im Haus und auf dem Wasser, genauer gesagt: auf einem Schiff. An Bord eines umgebauten Frachtschiffes wird eine Ausstellung installiert. Tinguelys Brunnenskulptur, die normalerweise vor dem Museum in Basel steht, wird – so ähnlich wie eine Gallionsfigur – auf dem Mitteldeck stehen. Museum Tinguely AHOY! nimmt von Paris aus Kurs auf Amsterdam und fährt dann über den Rhein nach Basel. Unterwegs geht das Schiff an Orten vor Anker, die für die Karriere des Künstlers wichtig waren. Zum Beispiel in Düsseldorf. Tinguely hatte regen Kontakt zu den Künstlern der Düsseldorfer Gruppe Zero. An Bord führt eine Ausstellung in das Werk des Schweizer Künstlers ein .

Im Museum Tinguely ist unterdessen eine neugestaltete Sammlungspräsentation zu sehen. Im Zentrum der Schau steht der junge Künstler Tinguely, der mit seinen Do-ityourself-Kunstmaschinen irritierte und provozierte und international für Furore sorgte. Gezeigt werden Werke aus der Sammlung und einige Leihgaben und vor allem einige selten gezeigte Arbeiten wie beispielweise das Maschinenkunstwerk «Rotozaza No 2».

IMPASSE RONSIN. MORD, LIEBE UND KUNST IM HERZEN VON PARIS

verlängert bis 29. August 2021

Die Impasse Ronsin inmitten des Pariser Montparnasse Quartiers war eine einzigartige Künstlersiedlung und über 100 Jahre bekannt als Ort der Kunst, der Kontemplation, des Gesprächs, der Feier, der Innovation, Kreation und Destruktion. Mit «Impasse Ronsin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris» widmet das Museum Tinguely diesem aussergewöhnlichen, urbanen Soziotop, das immer wieder für Schlagzeilen sorgte, die erste umfassende Museumsausstellung und präsentiert mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler mit über 200 Werken, die alle in der Impasse Ronsin entstanden sind. Dabei war der Ort geprägt von einer Vielfalt an künstlerischen Identitäten, die keinesfalls nur avantgardistisch waren, sondern die ein überaus breites Spektrum auszeichnete – von Constantin Brâncuși, Max Ernst, Marta Minujin, Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle, Larry Rivers bis zu Andre Almo Del Debbio oder Alfred Laliberte. Ein Ausstellungsparcours, angeordnet in Anlehnung an den Originalplan der Siedlung, überrascht die Besucherinnen und Besucher bis zum 29. August 2021 mit einer Melange aus Kunstwerken und Geschichten, wie sie in dieser Art zuvor noch nie zu sehen waren, und lässt die Stadt Paris als Schmelztiegel und weltgewandte Kunststadt neu aufleben.

www.tinguely.ch www.mtahoy.com

Museum Tinguely, Foto: © Basel Tourismus

Fondation Beyeler

Wer es gediegen mag, der wird sich in der Fondation Beyeler wohlfühlen. Das Ausstellungshaus in Riehen bei Basel entstand aus privater Initiative der Basler Galeristen Hildy und Ernst Beyeler und ist das meistbesuchte Kunstmuseum der Schweiz. Seit der Eröffnung der Fondation Beyeler 1997 kamen mehr als siebeneinhalb Millionen Besucherinnen und Besucher. Das Stifterehepaar wollte mit dem Museum vor allem seiner wertvollen Sammlung einen würdigen Rahmen geben. Das elegante Gebäude, von einem parkartigen Garten umrahmt, wurde von Renzo Piano geplant. Die Fondation Beyeler ist heute eine der ersten Adressen für grosszügig gestaltete Ausstellungen mit Werken der berühmtesten Kunstschaffenden aus Moderne und Gegenwart. Auch mit den aktuellen Ausstellungen zeigt das Kuratorenteam der Fondation Beyeler wieder sein Gespür für attraktive Themen und Künstler. Bis Mitte Mai ist die Ausstellung „Rodin/Arp“ zu sehen. Auguste Rodin (1840–1917), der grosse Erneuerer der Bildhauerei des 19. Jahrhunderts, trifft auf Hans Arp (1886–1966), einen der herausragenden Protagonisten der abstrakten Skulptur des 20. Jahrhunderts. Beide Künstler zeichnet eine grosse Innovationskraft und Experimentierfreude aus, Qualitäten, die in der ungewöhnlichen Gegenüberstellung neu sichtbar werden. Im Dialog der beiden Künstler werden grundlegende Aspekte in der Entwicklung der modernen Bildhauerei deutlich. Die Ausstellung zeigt, wo Arp Ideen Rodins aufgegriffen und auf seine ganz eigene Weise weiterentwickelt hat. Mehrfach hat Arp sich in seiner Arbeit ganz direkt auf Rodin bezogen. Die Werkauswahl zeigt aber auch die Differenzen zwischen diesen beiden grossen Kunstschaffenden, ihre Eigenheiten und Eigenwilligkeiten. Bis Juli ist eine Ausstellung von Olafur Eliasson (*1967) zu sehen. Der dänisch-isländische Künstler ist international bekannt für seine künstlerischen Auseinandersetzungen mit physikalischen und ökologischen Problemen sowie Fragen nach Wahrnehmung, Körpererfahrung und Selbstempfindung. Für Eliasson ist Kunst ein wichtiges Mittel, um vom Denken zum Handeln zu kommen. Sein Werk ist multimedial, es zählen dazu auch Interventionen im öffentlichen Raum sowie Projekte, die eine breitere Öffentlichkeit miteinbeziehen. Gerade dank dieser partizipativen Arbeiten gilt Eliasson als gewichtige Stimme im Diskurs um die Zukunft.

www.fondationbeyeler.ch

Auguste Rodin, „TÄNZER (NIJINSKI?)“, 1912 (?), Gips, mit Trennmittel beschichtet (1953), 20 x 10 x 6 cm, Musée Rodin, Paris, Inv. S.00890, Foto: © Musée Rodin / Christian Baraja

alle Bilder: © Helmut Scham alle Bilder: © Helmut Scham

Zu Gast beim Kaiser Zu Gast beim Kaiser

Eine Landschaft wie ein Kunstwerk bietet sich dem Besucher, wenn Eine Landschaft wie ein Kunstwerk bietet sich dem Besucher, wenn er auf den geschichtsträchtigen Arenenberg kommt. Am 9. Mai 1906 er auf den geschichtsträchtigen Arenenberg kommt. Am 9. Mai 1906 schenkte Kaiserin Eugenie – Gattin von Napoleon III, letzter Kaiser schenkte Kaiserin Eugenie – Gattin von Napoleon III, letzter Kaiser von Frankreich – das gesamte Besitztum dem Kanton Thurgau. von Frankreich – das gesamte Besitztum dem Kanton Thurgau.

D Der Arenenberg betört mit seiner majestätischen Lage über dem Untersee und bietet einen faszinierenden Einblick in die Historie. Ein Großteil des er Arenenberg betört mit seiner majestätischen Lage über dem Untersee und bietet einen faszinierenden Einblick in die Historie. Ein Großteil des Napoleonmuseums ist im Palais untergebracht, in dessen RepräsentationsräuNapoleonmuseums ist im Palais untergebracht, in dessen Repräsentationsräumen schon die kaiserliche Familie ihre Gäste empfi ng. Heute übernachten men schon die kaiserliche Familie ihre Gäste empfi ng. Heute übernachten die Gäste in neuen Hotelzimmern im historischen Haupthaus. die Gäste in neuen Hotelzimmern im historischen Haupthaus. Dank moderner Infrastruktur ist der Arenenberg gut geeignet zur DurchfühDank moderner Infrastruktur ist der Arenenberg gut geeignet zur Durchführung von Anlässen aller Art. Im grossen Festsaal, welcher einem immensen rung von Anlässen aller Art. Im grossen Festsaal, welcher einem immensen Wintergarten gleich in die bestehenden Aussenmauern integriert wurde, lässt Wintergarten gleich in die bestehenden Aussenmauern integriert wurde, lässt es sich hervorragend feiern. Als Rahmenprogramm anerbieten sich eine Dees sich hervorragend feiern. Als Rahmenprogramm anerbieten sich eine Degustation im historischen Weinkeller, Kulinarik-Kurse oder geführte Rundgängustation im historischen Weinkeller, Kulinarik-Kurse oder geführte Rundgänge in der weitläufi gen Anlage. Die Nutzgärten sind ein wichtiger Lieferant ge in der weitläufi gen Anlage. Die Nutzgärten sind ein wichtiger Lieferant für die Gastronomie, welche auf regionale Gerichte spezialisiert ist. Gute, für die Gastronomie, welche auf regionale Gerichte spezialisiert ist. Gute, saubere und faire Produkte werden verarbeitet, am liebsten aus der direkten saubere und faire Produkte werden verarbeitet, am liebsten aus der direkten Nachbarschaft oder vom eigenen Gutshof. In den Rebbergen rings ums Nachbarschaft oder vom eigenen Gutshof. In den Rebbergen rings ums Schloss reifen die Trauben, aus denen im Keller gehaltvolle Weine gekeltert Schloss reifen die Trauben, aus denen im Keller gehaltvolle Weine gekeltert werden. Ein Geheimtipp zum Schluss: Heiraten kann man in der charmanten, werden. Ein Geheimtipp zum Schluss: Heiraten kann man in der charmanten, kleinen Kapelle vor Ort mit anschliessendem Apéro auf der Schlossterrasse. kleinen Kapelle vor Ort mit anschliessendem Apéro auf der Schlossterrasse.

Kultur und Genuss Kultur und Genuss

·40 Hotelzimmer im Hauptgebäude des Schlossguts ·40 Hotelzimmer im Hauptgebäude des Schlossguts ·Grosser Festsaal für 150 Personen ·Grosser Festsaal für 150 Personen · · Seminarpauschalen mit attraktivem Rahmenprogramm Seminarpauschalen mit attraktivem Rahmenprogramm ·Napoleonmuseum mit Cinema ·Napoleonmuseum mit Cinema · · Großzügige Schlossanlage mit vielen Attraktionen Großzügige Schlossanlage mit vielen Attraktionen ·Direktverkauf von Spezialitäten ·Direktverkauf von Spezialitäten ·Thematische Führungen ·Thematische Führungen · · Rebwanderweg durch den «kaiserlichen Rebberg» Rebwanderweg durch den «kaiserlichen Rebberg» ·Weindegustationen und Rebbauseminar ·Weindegustationen und Rebbauseminar ·Gourmet-Workshops und -Kurse ·Gourmet-Workshops und -Kurse ·Bistro Louis Napoleon mit Slow Food ·Bistro Louis Napoleon mit Slow Food

Arenenberg Arenenberg Museum | Hotel | Gastronomie Museum | Hotel | Gastronomie Arenenberg 1 Arenenberg 1 CH-8268 Salenstein CH-8268 Salenstein Museum Tel.: +4158 3457410 Museum Tel.: +4158 3457410 Hotellerie Tel.: +4158 345 80 00 Hotellerie Tel.: +4158 345 80 00 www.arenenberg.ch www.arenenberg.ch -Anzeige -Anzeige -

Bubble Himmelbett

„Schlafen unterm Sternenhimmel“ ist ein neues Konzept von Thurgau Tourismus mit durchsichtigen, möblierten Kugelzelten vom französischen Designer Pierre Stéphane Dumas. Am Arenenberg steht eine „Bubble“ zwischen Schafstall und Kaiserschloss umringt von Reben und Wiesen. Buchbar ist das Angebot ab einer Übernachtung: www.himmelbett.cloud.

Arenenberger Gartenwelt

Die Arenenberger Gartenwelt fasst die Historischen Gärten mit Landschaftspark und mittelalterlichem Patriziergarten und die Schulgärten des Bildungszentrums zu einem gemeinsamen Erlebnis zusammen. Ein halbstündiger, frei zugänglicher Rundweg mit 24 interessanten Stationen vermittelt interessantes Wissen und bietet fantastische Ausblicke. Nicht nur für Gartenfans zu empfehlen!

Klosters, Sommer 2018, Foto: © Andrea Badrutt

Exzellente Musik in traumhafter Bergwelt

Klosters Music

Im Winter, aber ebenso im Sommer bietet der exklusive und zugleich familiäre Kurort in Graubünden eine großartige Landschaft sowie eine hervorragende Kulinarik und Hotellerie. Nebst der touristischen Attraktivität verfügt Klosters zugleich über ein großes kulturelles Angebot. Ein diesbezügliches Highlight ist „Klosters Music“: Bereits zum dritten Mal findet in diesem Sommer vom 31. Juli bis zum 8. August die kleine, aber feine Konzertreihe mit internationalen Stars der klassischen Musikwelt statt. Dass „Klosters Music“ nach kurzer Zeit bereits eine landesweite Ausstrahlung besitzt, ist kaum verwunderlich. Denn dem künstlerischen Leiter David Whelton gelingt es immer wieder, spannungsvolle Programme mit einer unverwechselbaren musikalischen Dramaturgie zu realisieren. In diesem Jahr führt uns das Programm des Briten unter dem Leitmotiv „Heimat. My Homeland“ mitten hinein in den musikalischen Charme von Böhmen und Prag im 18. und 19. Jahrhundert. „Meine Prager verstehen mich!“, so der begeisterte Ausruf von Wolfgang Amadeus Mozart anlässlich eines seiner Besuche in Prag. Und so steht die Liebe des großen Salzburger Komponisten zur böhmischen Metropole am Anfang der musikalischen Reise, welche „Klosters Music“ im Sommer 2021 unternimmt: Erstmals unter der Leitung des tschechischen Dirigenten Jakub Hrůša gibt das Kammerorchester Basel am Samstag, dem 31. Juli, Mozarts „Prager Sinfonie“. Zu hören sind an diesem Abend auch das phänomenale Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur sowie ausgewählte Arien, unter anderem aus „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“ sowie Ouvertüren aus Mozarts Opern. Seit jeher zu Hause in einst böhmischen Landen ist das Janoska-Ensemble: Bekannt für seine außerordentliche musikalische Qualität und die unbändige Spielfreude, lässt das in Bratislava beheimatete Ensemble am 1. August die große Tradition der Rhapsodie hochleben.

Für die Freundinnen und Freunde des Barocks indes halten das Zürcher Orchestra „La Scintilla“ und die bekannte französische Sopranistin Julie Fuchs am dritten Abend auserlesene Preziosen von Bach, Händel und Vivaldi bereit, während der begnadete Organist und Improvisateur Rudolf Lutz das Publikum am Mittwoch, dem 4. August, in der Kirche St. Jakob mit Themen von Bach, Mozart, Schubert und Dvořák sowie Improvisationen begeistern wird. Eine wahre „Meisterreise“ zur musikalischen Wiege Europas mit Werken von Mozart, Beethoven, Schubert und Brahms unternimmt am Abend des 5. August Sir András Schiff, der weltweit als einer der besten und vielseitigsten Pianisten gilt. Das Spannungsfeld von Heimat und Fremde eröffnet sich am Freitag, dem 6. August, im Konzertsaal der Arena Klosters, wenn die berühmte „Moldau“ von Bedřich Smetana mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter der Leitung des russischen Dirigenten Maxim Emelyanychev ihren Weg vom heimischen Quell in ferne Lande findet und Christian Tetzlaff mit dem Violinkonzert Nr. 5 in A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart die Sinne schweben lässt. Sehnsüchtige Klänge aus der Fremde sind auch am Samstag, dem 7. August, vom britischen Cellisten Steven Isserlis mit dem bewegenden Konzert für Violoncello und Orchester zu vernehmen, das Antonín Dvořák zwischen 1894 und 1895 fern seiner Heimat in den USA komponierte. Den Abschluss von „Klosters Music“ 2021 bildet eine Premiere: Zum ersten Mal widmet sich „Klosters Music“ dem Film und der Filmmusik. Gezeigt wird das Oscar-preisgekrönte Meisterwerk „Cinema Paradiso“ des sizilianischen Regisseurs Giuseppe Tornatore, während das Luzerner „City Light Symphony Orchestra in Concert“ live die grandiose Filmmusik von Ennio und Andrea Morricone erklingen lässt. All jenen, die sich die Reise nach Klosters gegönnt haben, sei übrigens noch ein Abstecher in die nahe gelegene Alpenstadt Davos ans Herz gelegt. Mit dem Besuch des hervorragend kuratierten Kirchner Museums, einem Rundgang durch die renommierte Galerie von Iris Wazzau sowie einem Spaziergang ins landschaftlich atemberaubende Sertigtal lässt sich ein abwechslungsreicher Tag voller Kultur und aktiver Entspannung gestalten. In Klosters selbst lohnt unbedingt ein Besuch im Atelier des Bildhauers Christian Bolt, in welchem über den gesamten Sommer und im Speziellen während der Konzerttage eine exklusive Sonderausstellung der 8. Schweizerischen Triennale der Skulptur „Bad RagARTz“ stattfindet.

ANDRIN SCHÜTZ

www.klosters-music.ch

8. Schweizerische Triennale der Skulptur „Bad RagARTz“!

Kunst ohne Schranken

Jörg Plickat „Helping Hands, Hommage to Humanity“, 2017, Cortenstahl, 3-teilig, verschraubt, 350 x 600 x 250 cm, Foto: Jörg Plickat, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Es ist nicht verwunderlich, dass der in Bad Ragaz inzwischen omnipräsente „Optimist“ von Ottmar Hörl allenthalben mit fröhlicher Miene den Daumen gen Himmel streckt. Denn die Vorbereitungen für die größte Freiluftausstellung Europas, die vom 8. Mai bis zum 31. Oktober dauert, sind trotz aller Widrigkeiten der Pandemie in vollem Gange. Nahezu im Minutentakt fahren schwer beladene Lastwagen in den weitläufigen Parks der exklusiven Kurgemeinde vor, um mit ihren mächtigen Auslegern insgesamt über 400 Werke von 83 Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt zu positionieren. „Mir scheint, wir haben eine Ausstellung diesen Sommer“, kommentiert Organisator der „Bad RagARTz“ Rolf Hohmeister das emsige Treiben mit dem für ihn so typischen verschmitzten Lächeln. Und weiter: „Kunst macht Arbeit.“ Da könnte der inzwischen pensionierte Arzt recht haben: Zusammen mit seiner Frau Esther und seinem Team hat er in den letzten Monaten unzählige Dossiers gesichtet, persönlich die passenden Plätze für die Skulpturen ausgesucht und abgesteckt, Konzepte entworfen und wieder verworfen. Nun aber ist es so weit: Das Resultat arbeitsreicher Tage und langer Nächte nimmt Gestalt an. Bereits versuchen erste Kinder, eine monumentale Eisenplastik des Hamburger Künstlers Jörg Plickat zu erklettern. Der eigens für den Aufbau angereiste Künstler zeigt sich über den spontanen Enthusiasmus der Jugend erfreut. „Das ist eine besondere Eigenart der ‚Bad RagARTz‘“, berichtet Rolf Hohmeister. „Wir möchten kein Museum mit starren Schranken sein. Vielmehr möchten wir mit unserer Ausstellung erreichen, dass die Kunst die Menschen und insbesondere die Kinder und die Jugend berührt. Und das geht nur, wenn man die Kunst auch berühren darf.“ Diese Haltung ist denn auch ein wesentlicher Teil des Konzeptes der international renommierten Skulpturenausstellung. Monumentale begehbare Werke, etwa die Stahldrahtgeflechte des deutschen Künstlers Werner Bitzigeio oder die knallroten Treppen des Schweizer Künstlerduos „Maboart“, welche eine phänomenale Aussicht in die Landschaft ermöglichen, gehen Hand in Hand mit Werken von auratischer Ästhetik und weltpolitischem Tiefgang. Wenn sich die

Esther und Rolf Hohmeister stehen auf einer Arbeit von maboart Kunst und Konzept, Ursula Bohren Magoni & Claudio Magoni, «Abrada», 2019, Treppenstufen für Ideensprünge. Foto: Lukas Hohmeister

meditativ anmutende Skulptur „Wenji Yang − Asking up“ des chinesischen Künstlers Liu Ruowang ebenso wie das „Weltanschauungsmodell“ von Ottmar Hörl weit in die Ferne richten, so scheint sich der von Hoffnung getragene Blick in der Distanz zu erfüllen: Die monumentalen Schriftzeichen seines Landsmannes Liu Yonggang gemahnen mit ihrem Titel „Embrace of Love“ unter anderem an die zuweilen schwierige menschenrechtliche Situation in China. Politische Kraft entfalten auch die Werke der irakischen Künstler Mahmoud Obaidi und Dia Azzawi, welche das Spannungsfeld zwischen der Schönheit hängender Gärten und lange anhaltender militärischer Konflikte skulptural ausloten. Heiter und skurril wiederum kommt das schwebende Nashorn des italienischen Künstlers Stefano Bombardieri daher, welches 2017 bereits zur Biennale über den Kanälen Venedigs thronte. Einen Kontrapunkt zur surrealen physikalisch-zoologischen Metapher Bombardieris bilden wiederum Sibylle Pasches ästhetisch stringente Marmorarbeiten oder auch Vera Röhms von nahezu magischer Stille getragene Installation „Die Nacht ist der Schatten der Erde“. Findet man sich bei der „Bad RagARTz“ unverhofft in nachdenklicher Stimmung über Schönheit, Stille, Weltpolitik und die Grenzen der Physik wieder, wird man alsbald aus seinem tiefen Gedankengang gerissen: Denn die charmant wohlgenährten „Strandläufer“ aus der Hand der Iserlohner Künstlerin Christel Lechner zaubern einem sogleich wieder ein Lächeln ins Gesicht. Einmal in Bad Ragaz angekommen, lohnt sich übrigens nicht nur ein sinnlicher Rundgang durch die weitläufige Ausstellungsanlage. In direkter Nachbarschaft zu Bad Ragaz befindet sich die Bündner Herrschaft. Für ihre großartigen Weine berühmt, lockt die liebliche, inmitten von Rebbergen gelegene Landschaft mit alten Torkeln, jederzeit besuchbaren Weingütern und regionalen Leckerbissen.

ANDRIN SCHÜTZ

www.badragartz.ch heidiland.com