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Geschäftsführerin der IBA Basel 2020

Die Rheinterrassen in Basel: ein neuer Ort zum Verweilen. Foto: © IBA Basel / Martin Friedli

Monica Linder-Guarnaccia, Geschäftsführerin IBA Basel 2020, Foto: © IBA Basel / Martin Friedli

Die ganze Region Basel entdecken

Pure Lebensqualität

Monica Linder-Guarnaccia leitet die Geschäftsstelle der Internationalen Bauausstellung IBA Basel 2020 und steht damit einem dynamischen Regional- und Stadtentwicklungsprozess vor, der 2010 begann und sich in mannigfaltigen Projekten aus den Bereichen Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung sowie Kultur ausdrückt. Zuvor war Linder-Guarnaccia im Kunsthaus Baselland und im Amt für Kultur Baselland tätig, zudem engagiert sie sich für das Gründerzentrum Stellwerk im Bahnhof St. Johann und lancierte den Designmarkt. Kurz: Sie ist eine der zentralen Figuren der Baseler Kulturszene. Marc Peschke sprach mit ihr.

ARTMAPP: Liebe Frau Linder-Guarnaccia, Sie leiten die IBA seit dem Jahr 2014. Nun sind die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses in einer Schlusspräsentation zu sehen. Was ist das Resümee?

Monica Linder-Guarnaccia: Die zahlreichen IBA-Projekte zeigen, dass, wenn der Wille da ist, Regionen grenzüberschreitend gemeinsam entwickelt werden können. Trotz der weltweiten Abschottungstendenzen hat die Region Basel gezeigt, dass man gemeinsam eine höhere Lebensqualität für die Bevölkerung schaffen kann. Die Arbeit an der Umsetzung eines realen Projektes schafft eine Vertrauensbasis, welche viele weitere Entwicklungen erst ermöglicht. Die unterschiedlichen Projekte haben es erlaubt, die interkulturelle Kompetenz zu steigern, Vertrauen zu schaffen. Dieses hat wiederum ermöglicht, sich über das unterschiedliche Verständnis von Qualitäten, Baukultur und Kunst auseinanderzusetzen. Die IBA-Projekte dienen als Nährboden, und dieser ist überaus fruchtbar geworden.

ARTMAPP: Das Thema „Au-delà des frontières, ensemble – Gemeinsam über Grenzen wachsen“ rückt die Grenzlage der Stadt Basel in den Fokus: Worin liegt das besondere Flair der gemeinsamen Region?

MLG: Die Region Basel erachte ich als einzigartig. Die Kernstadt Basel besitzt alles, was eine Metropole zu bieten hat. Nicht ohne Grund rangiert sie bei der Mercer-Studie unter den weltweiten Top Ten in puncto Lebensqualität. Meiner Ansicht nach hängt das auch damit zusammen, dass wir hier eben französisches Flair und deutsche Innovation leben. Bei einem Spaziergang am Rhein laufen Sie nach Frankreich über Deutschland zurück in die Schweiz. Sie erleben drei Baukulturen, drei Dialekte, drei Atmosphären und genießen die abwechslungsreiche Vielfalt. Für mich pure Lebensqualität!

ARTMAPP: Was konnten Sie aus der Corona-Krise für Ihre Arbeit im Dreiländereck lernen?

MLG: Die Pandemie hat schmerzlich gezeigt, wie fragil grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist. Sie hat aber auch gezeigt, dass das Dreiländereck Basel trotz Grenzschließungen an gemeinsamen Entwicklungen festhält.

ARTMAPP: Die IBA ist eine Einladung, die ganze Region zu entdecken. Welchen persönlichen Höhepunkt möchten Sie uns ans Herz legen?

MLG: Ach, es sind so viele! Sicherlich lohnt es, sich einen Überblick über diese vielfältige Region zu verschaffen. Dafür empfehle ich wärmstens das Projekt „24 Stops – Rehberger-Weg“. Der Weg verknüpft über eine Länge von rund fünf Kilometern die Schweiz mit Deutschland. Er verläuft zwischen Riehen und Weil am Rhein, zwischen der Fondation Beyeler und dem Vitra Campus. Geleitet von 24 Wegmarken des Künstlers Tobias Rehberger lässt sich eine einzigartig vielfältige Natur- und Kulturlandschaft erkunden. Dieser Weg offenbart die Region Basel. Genauso empfehle ich den IBA-Rheinliebe-Weg, der sich auf etwa 60 Kilometern entlang der Rheinufer in der Schweiz, Deutschland und Frankreich erstreckt. Neben dem Naturerlebnis findet man Strandplätze, Kunstwerke und spaziert an Architekturen sondergleichen vorbei. Zwölf davon sind von Pritzker-Preisträgern!

ARTMAPP: Was wird bleiben?

MLG: Internationale Bauausstellungen haben gemeinsam, dass sie keinem standardisierten Format oder Verfahren folgen, dass sie für einen hohen Anspruch stehen und, dass sie als Experimentierfelder eine internationale Diskussion über das Bauen und Planen eröffnen. Die IBA Basel ist die erste IBA welche sich der Thematik der Raumplanung in Grenzregionen widmet. Sie hat exemplarisch aufgezeigt, mit welchen Methoden, Projekte trotz Landesgrenzen entstehen können. Die neue Planungskultur ist etabliert und wird zukünftig zahlreiche weitere Umsetzungen ermöglichen.

Ein Schatten spendender Baum der besonderen Art vom Tobias Rehberger: Seine stählerne Krone setzt sich aus satt bunten kreisförmigen Elementen zusammen. Foto: © IBA Basel / Martin Friedli