KULTUR
Neuer Kunstpreis baut Brücken zwischen Thun und der Welt Am 1. September wird erstmals der Prix Thun für Kunst und Ethik verliehen. Initiiert hat den Preis für nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Kunstschaffen der in Thun aufgewachsene Künstler George Steinmann. Der erste Preisträger ist der Österreicher Oliver Ressler – ein Künstler, der Position bezieht.
In der Videoinstallation «Fly Democracy» lässt Oliver Ressler eigens gestaltete Flugblätter aus theoretischen Texten zu partizipativer Demokratie über den USA abwerfen.
«Es braucht nicht nur Weltzent-
«Oliver Ressler ist ein genauer Beobachter und bezieht klar Position»,
ren. Man kann auch in einer klei-
sagt George Steinmann. Damit leiste er einen wichtigen Beitrag zu
nen Stadt wie Thun etwas bewir-
aktuellen politischen und ökologischen Diskussionen. Ein Engage-
ken», ist der in Thun aufgewach-
ment, das nun mit dem Prix Thun für Kunst und Ethik ausgezeichnet
sene George Steinmann über-
wird. Er ist mit 25 000 Franken dotiert (in Zukunft finanziert durch
zeugt. Der Künstler glaubt an das
den Partner Energie Thun AG und Erdgas). «Der Preis ist für mich eine
Potenzial Thuns und hat einer-
Anerkennung und stellt Sichtbarkeit für meine künstlerische Arbeit
seits als Geste für seine Heimat-
her», so Ressler.
stadt den Prix Thun für Kunst und Ethik ins Leben gerufen. Anderer-
Die Kunst des Teilens
seits will er damit Kunstschaf-
George Steinmann versteht den Preis auch als Kunstprozess, als
fende fördern, die sich mit ihrem
wachsende Skulptur, die 2014 mit seiner Einzelausstellung «Call
Werk für einen verantwortungs-
and Response» im Kunstmuseum Thun ihren Anfang nahm. Insge-
vollen Umgang mit der Umwelt und den Menschen einsetzen. Ein
samt hat die Jury um Steinmann zwölf Kunstschaffende aus acht
solcher Künstler ist auch der Österreicher Oliver Ressler.
Ländern für den Preis nominiert.
Beobachten und Position beziehen
Bewerben kann man sich dafür nicht, weil es ein Kunstprojekt ist
Oliver Ressler befasst sich in seinen Installationen und Filmen mit
und Steinmann keine Konkurrenzsituation entstehen lassen
politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und auch ökologi-
möchte. Es geht ihm auch um die Kunst des Teilens. Schön wäre für
schen Fragen. 2009 war im Kunstmuseum Thun seine Arbeit «Fly
ihn, wenn in ein paar Jahren alle Preisträgerinnen und Preisträger
Democracy» zu sehen. Die Videoinstallation thematisiert die Flug-
in Thun ein gemeinsames Projekt oder eine Ausstellung realisieren
blätter, welche die USA zu Beginn der Kriege im Irak und in Afgha-
würden. Auch Oliver Ressler könnte sich dies vorstellen. «Der Preis
nistan über den beiden Ländern abwarfen. Darin wurde den Men-
soll eine Brücke von Thun in die weite Welt schlagen», erklärt
schen mitgeteilt, dass man nun die Demokratie in ihre Staaten
Steinmann. Der Steg nach Wien ist zumindest schon mal gebaut.
Künstler Oliver Ressler aus Wien.
bringe. Ressler lässt in seinem Video eigens gestaltete Flugblätter aus Texten zu partizipativer Demokratie über den USA abwerfen.
Text Simone Tanner Bilder zvg
Die Preisverleihung findet statt am Donnerstag, 1. September, 18.30 Uhr, in der Konzepthalle 6 in Thun.
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