MAGAZIN VISIT SOMMER 2023

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Visit

Freunde fürs Leben

Warum Freundschaften im Alter besonders wichtig sind.

Wo man sie knüpft und wie man sie pflegt.

Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich www.pszh.ch
Nr. 2 Sommer 2023

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Liebe Leserin, lieber Leser Kennen Sie das auch? Man schwelgt für ein paar ruhige Minuten in Erinnerungen, reist gedanklich zu diesem und jenem schönen Moment, den man im Freundeskreis erlebt hat und denkt sich: Schade, dass wir uns so lange nicht mehr gesehen haben. Ich sollte diesen Freund oder jene Freundin unbedingt wieder anrufen.

Freundschaften sind wichtig. Freundschaften sind flüchtig. Freundschaften wollen gehegt und gepflegt sein. Der Zeitaufwand lohnt sich, besonders auch im reiferen Alter. Das zeigen die Beiträge in diesem Visit

«Es gibt Hinweise darauf, dass sich ausserfamiliale Beziehungen positiv aufs Wohlbefinden und auf die Gesundheit auswirken», sagt der Altersforscher François Höpflinger im Interview ab Seite 12. Diesen Schluss legen auch mehrere Studien nahe. Wissenschaftlich gesichert ist jedenfalls das Umgekehrte: Wer sich einsam fühlt, bewegt sich weniger, leidet öfter unter Bluthochdruck und Depression. Einsame Menschen erkranken im Alter auch eher an Demenz und haben generell eine kürzere Lebenserwartung.

Es ist also in vielerlei Hinsicht nur ratsam, gute Beziehungen zu pflegen – auch wenn es mit zunehmendem Alter nicht immer einfach fällt. Gesundheitliche Probleme können soziale Kontakte erschweren, und mit den Jahren gehen manche Freunde durch ihr Ableben verloren. Immer mehr ältere Menschen sind jedoch auch im Rentenalter sportlich, sozial und kreativ aktiv. Aus diesen freizeitbezogenen Aktivitäten entstehen nicht selten neue freundschaftliche Bande.

Auch das Angebot von Pro Senectute Kanton Zürich schafft viele Möglichkeiten zur Begegnung für die unterschiedlichsten Interessen und individuellen Möglichkeiten. Werfen Sie einen Blick in unsere Zusammenstellung auf den Seiten 36/37 und in die Beilage Aktiv –und lassen Sie sich inspirieren!

Véronique

Tischhauser-Ducrot

Vorsitzende der Geschäftsleitung

Freundschaften machen das Leben farbiger. Und sie sind gut für die Seele, das Wohlbefinden und die Gesundheit.

Sie haben viel Vertrauen ineinander und funktionieren bestens als Komiker-Duo. Ein Besuch bei Ursus & Nadeschkin.

LEBENS RAUM

4 Freundschaften machen das Leben farbiger

12 «Freundschaft hat etwas zu tun mit gemeinsamen Projekten»: Gespräch mit dem Altersforscher François Höpflinger

16 Freunde finden übers Internet

LEBENS ART

18 Ursus & Nadeschkin: Wortspieler und Freunde

22 «Röbi liebte Besuch bis zuletzt»: Eine Begegnung zu einem eindrücklichen Film

26 25 Jahre Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland

28 Vom Wandern und von Freundschaften

31 Medientipps

Wenn im Schrebergarten von Stefano Tomaten zu Sugo verarbeitet werden, geht es auch um Freundschaft und um Sehnsucht.

LEBENS LUST

32 «Hier ist es manchmal fast wie in Italien»

36 Orte der Begegnung: Schönes erleben und Gleichgesinnte treffen

38 Auf der «Storchentour»: Velorundfahrt im Zürcher Unterland

42 Rätsel

44 Marktplatz und Impressum

46 Goldene Zeiten: Eine Quelle der Freundschaft

BEILAGE AKTIV

Veranstaltungen und Kurse von Pro Senectute Kanton Zürich

Visit Sommer 2023 3 INHALT
Foto Titelseite : Renate Wernli / Fotos Seite 3: Gabi Vogt, Christian Roth
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Freundschaften machen das Leben farbiger

Lebenslange Freundschaften gibt es – aber nicht umsonst. Sie wollen gehegt und gepflegt sein, brauchen Zeit. Doch der Aufwand lohnt sich. Denn Freundschaften sind gut für Seele, Wohlbefinden und Gesundheit.

Freundschaft hat viele Facetten: Das zeigen die Beispiele von Erika Müller und Monique Moretti (Bild links), Kurt Brugger und Doris Keller (rechts oben), Bernd Jung und Martin Fetz (rechts unten).

LEBENS RAUM
Text: Robert Bösiger Fotos: Gabi Vogt, Renate Wernli
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Ich sollte unbedingt wieder mal Alexandr, meinen Jugendfreund aus der Sekundarschule, anrufen. Damals wurde er, der 1968 zusammen mit seiner Mutter und ihrem Lebenspartner aus der Tschechoslowakei in die Schweiz geflüchtet war, im Klassenzimmer neben mich gesetzt. Seither verbindet uns eine seltsame Nähe, auch wenn ich diese nur schlecht umschreiben kann. Tatsache ist: Vor einigen Jahren haben wir unabhängig voneinander versucht, uns zu finden. Es klappte. So treffen wir uns heute in der Regel einmal jährlich, um zu plaudern, in Erinnerungen zu schwelgen und gegenseitig Anteil zu nehmen am Leben des anderen.

Ist das Freundschaft? Oder ist der ein Freund, den man häufiger sieht, besser kennt und versteht, über den man fast alles weiss? Überhaupt, was ist ein Freund, eine Freundin – und was einfach nur ein guter Kollege, eine gute Kollegin?

Die Wissenschaft tut sich schwer damit, eine allgemein gültige Definition anzubieten. Am ehesten vielleicht noch diese, zusammengestückelt aus verschiedenen vorhandenen Erklärungen: Freundschaft ist eine freiwillige, persönliche und zwischenmenschliche Beziehung, die auf gegenseitiger Sympathie, Vertrauen und Unterstützung beruht, nicht aber auf Verwandtschaft oder einem sexuellen Verhältnis.

3,7 enge Freunde

Immerhin: Was statistische Angaben anbelangt, hilft uns die Wissenschaft etwas mehr, obwohl die Studien teilweise grosse Unterschiede offenlegen. Glaubt man solchen Erhebungen, soll mindestens jeder zweite Mensch einen besten Freund oder eine beste Freundin haben. Im Durchschnitt soll jeder und jede von uns 3,7 enge Freunde und einen erweiterten Freundeskreis von 11 Personen haben. Der Bekanntenkreis hingegen soll rund viermal grösser sein, also 40 Personen oder mehr umfassen. Der renommierte Zürcher Sozialpsychologe und Altersforscher François Höpflinger (75) bezweifelt diese Zahlen nicht, weist aber darauf hin, dass es sehr individuell ist, ob und wie eine Freundschaft wahrgenommen wird. «Wer als Freund gilt und nicht nur als guter Bekannter, bestimmt jede Person für sich nach eigenem Gutdünken» (siehe Interview ab Seite 12). Auf die Frage, ob es denn wenigstens so etwas wie ein Mindestanforderungsprofil für eine Freundschaftsbeziehung gebe, sagt Höpflinger: «Das gibt es nicht. Es ist kulturell sehr unterschiedlich, was man unter Freundschaft versteht. In den USA ist man befreundet, wenn man sich drei Mal getroffen hat. Bei uns wäre dies eher ein Kumpel oder eine enge Bekannte.»

Gleich und gleich gesellt sich gern Halten wir also fest: Freundinnen und Freunde bestimmen selbst, wie eine Freundschaft geführt wird

– wie intensiv, wie nah, wie offen, wie oft und in welcher Art und Qualität man füreinander da ist. Geschichten, wie und weshalb, wann und wo Freundschaften begründet worden sind, gibt es deshalb so viele wie Menschen auf der Erde. Jede Geschichte und damit jede Freundschaft ist einzigartig.

Seit sich Monique Moretti (68) und Erika Müller (70) vor bald einem halben Jahrhundert zum ersten Mal in der Hotelfachschule Zürich begegnet sind, sind sie Freundinnen – «beste Freundinnen», wie sie zu Protokoll geben (Seite 9). Sie treffen sich zirka alle zwei Monate, gehen wandern, ins Kino, reisen zusammen. Etwa ebenso lange kennen sich Bernd Jung (63) und Martin Fetz (66). Sie trafen sich 1978 in Pakistan auf einer Weltreise, und aus der zufälligen Reisebekanntschaft entwickelte sich eine Freundschaft fürs Leben (Seite 8). Eher jüngeren Datums ist die Freundschaft von Doris Keller (86) und Kurt Brugger (89); sie haben sich im Schulungsraum von Pro Senectute Kanton Zürich beim Sprachkurs kennen­ und schätzen gelernt (Seite 10).

Befasst man sich mit den drei erwähnten Freundschaften, zeigt sich uns eine wichtige Ingredienz von Freundschaften: Gleich und gleich gesellt sich gern. Die bekannte Redewendung gelte nicht nur für Partnerschaften, sondern auch für Freundschaften, sagt François Höpflinger: Freundschaften seien in der Regel stark milieubezogen. Sie seien in der gleichen Altersgruppe angesiedelt – zumeist mit Leuten, die die gleichen Interessen teilen. «Menschen, die eher links sind, haben eher Freunde, die ebenfalls so ausgerichtet sind, und umgekehrt. Und Leute aus der Hip­HopSzene unterhalten wohl kaum Freundschaften mit Leuten aus der Opernszene.»

Gut für Seele und Gesundheit

Dass Freundschaften wichtig sind, wusste schon Aristoteles (384–322 v. Chr.). Die Freundschaft gehört zum «Notwendigsten im Leben, denn keiner möchte ohne Freunde leben, auch wenn er alle Güter besässe», soll der griechische Philosoph gesagt haben. In der Armut sei die Freundschaft der einzige Zufluchtsort; den Jungen helfe sie Fehler zu vermeiden und den Alten Schwächen zu kompensieren. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die meisten am Lebensende befragten Menschen als eines ihrer grössten Versäumnisse erwähnen, sie hätten ihre Freundschaften vernachlässigt.

Studien belegen, wie wichtig Beziehungen –dazu gehören auch Freundschaften – für unsere Gesundheit sind. In ihrem Buch «Leben, Tod und Selbstbestimmung» (Verlag Beobachter) bezieht sich die Autorin Denise Battaglia auf eine Auswertung von rund 150 Studien mit insgesamt über 300 000 Personen aus den USA. Diese zeigt, dass die Chance, alt zu werden, bei Menschen, die enge

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Beziehungen zu Familienmitgliedern oder Freunden unterhalten, um 50 Prozent höher ist als bei Alleinstehenden.

Ausserfamiliale Beziehungen, sagt auch François Höpflinger, wirken sich positiv aufs Wohlbefinden und auf die Gesundheit aus. «Aber das müssen nicht zwingend Freundschaften sein. Auch gute Nachbarschaftsbeziehungen ohne zu grosse Nähe wirken in diese Richtung», so Höpflinger.

Freundschaften brauchen Zeit

Laut einer Studie der Universität Kansas müssen rund 100 Stunden «investiert» werden, bis aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft wird. Und weitere 100 Stunden sind nötig, um aus dieser Freundschaft eine enge Freundschaft zu machen. Wie gesagt: Diese Studie stammt aus den USA – einer Nation, in der angeblich jeder siebte Amerikaner und jede zehnte Amerikanerin überhaupt keine Freunde haben soll. So erinnern wir uns an François Höpflingers Aussage, wonach sich dies von Land zu Land, von Kultur zu Kultur stark unterscheidet. Und von Mensch zu Mensch. Ich sollte Alexandr wieder mal treffen.

Freundschaften helfen gegen Einsamkeit

38 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren sind einsam, besagt eine Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS). Besonders weit verbreitet ist die Einsamkeit einerseits bei jüngeren, andererseits bei älteren Menschen. Gemäss Pro Senectute Schweiz leiden schweizweit 160 000 Personen über 62 unter sozialer Isolation.

Nicht entscheidend ist die Quantität von Beziehungen, denn man kann sich auch in Gesellschaft einsam fühlen. Entscheidend ist vielmehr die Qualität von Beziehungen und das Vertrauensverhältnis. Beziehungen zu Freunden, Verwandten oder Nachbarn sind eine wichtige Basis für die Teilhabe am sozialen Leben.

Für ältere Menschen stellt Einsamkeit sogar ein Gesundheitsrisiko dar. Studien weisen darauf hin, dass ältere Menschen, die sich einsam fühlen, häufiger unter Bluthochdruck und Depressionen leiden und eine kürzere Lebenserwartung haben. Sie bewegen sich weniger, stehen unter erhöhtem Stress und erkranken eher an Demenz oder Alzheimer.

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«Eine sich wundersam gefügte Verbindung»

Bernd ist ein Mensch, auf den ich zählen kann, andere Bekannte meldeten sich einfach nicht mehr», erklärt er. «Wichtig war für mich auch, dass ich auf der Reise dank intensiver Gespräche mit Bernd entdeckt hatte, was mich beruflich wirklich interessiert.» Aus dem Sanitärmonteur wurde ein Marktfahrer mit asiatischem Angebot – MerlinTextil. Auch Bernd wechselte später den Beruf vom Schreiner zum Psychiatriepfleger. Heute arbeiten beide noch Teilzeit, Bernd als Springer im psychiatrischen Sicherheitstrakt und Kursleiter, Martin fährt noch immer zu Markte. Eine weitere Gemeinsamkeit war, dass sie beide Hebammen heirateten. Und vor rund 30 Jahren zogen sie nacheinander ohne gegenseitiges Wissen ins Klettgau, wo sie heute noch in Nachbardörfern leben. «Mit weniger Berufsarbeit wollen wir nun mehr Zeit miteinander verbringen», betonen beide. Aus der zufälligen Reisebekanntschaft entwickelte sich eine Freundschaft fürs Leben. «Wir treffen uns zwar nicht regelmässig, doch schriftlich sind wir immer verbunden. Die Freundschaft ist einfach da, und wenn nötig finden wir beim andern ein offenes Ohr und stehen füreinander ein.» Sie reden über alles: «Was hat sich ereignet? Was beschäftigt uns? Wo stehen wir im Leben?» Die Gespräche seien philosophisch, politisch und auch kritisch. «Oft haben wir verschiedene Ansichten, doch wir versuchen uns nicht gegenseitig zu überzeugen. Geprägt wird unsere Freundschaft von tiefem Vertrauen, das von Anfang an da war», sagt Bernd, und Martin fügt hinzu, dass ihr gegenseitiges Verständnis einmalig sei. Beide haben denn auch den Freund in ihre Patientenverfügungen aufgenommen.

Vor Bernd Jung liegt ein vergilbtes Papier. «Meine Reiseroute», erklärt er. Und: «Im September 1978 lernten wir uns vor der Bank in Mingora in Pakistan kennen.» Martin Fetz fügt hinzu, dass sie sich wie ein Magnet angezogen hätten, die einzigen Europäer in der

Warteschlange. Die beiden waren damals 18 und 21 Jahre alt und auf Weltreise. Vier Wochen reisten sie danach zusammen nach Indien. Martin lieh Bernd 100 Dollar – und war erstaunt, als er ein Jahr später einen Brief mit dem Geld erhielt. «Da wusste ich,

Als Quintessenz der jahrzehntelangen Zeit zusammen nennt Bernd eine «grosse Bereicherung und Achtung vor dem Wir», und Martin spricht von einer «sich wundersam gefügten Verbindung».

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Text: Rita Torcasso, Foto: Renate Wernli Martin Fetz (66), Siblingen, und Bernd Jung (63), Gächlingen Lernten sich auf einer Reise kennen: Martin Fetz (links) und Bernd Jung.

«Für uns gibt es nur eine beste Freundin»

Diesen November werden es 48 Jahre her sein, seit sie sich kennengelernt haben: Monique Moretti und Erika Müller, beide damals um die 20 Jahre jung mit einem Köchinnendiplom in der Tasche, schrieben sich an der Hotelfachschule Zürich ein und fanden sich auf Anhieb. Erika räumt heute ein: «Ich glaube, ich habe mich an dich gehängt. Und als du sagtest, du möchtest zwischendurch auch mal mit anderen am gleichen Tisch sitzen, war ich zunächst mal etwas betroffen.» Beide lachen herzhaft.

Und Monique sagt: «Es war vom ersten Tag an eine gute Verbindung da zwischen uns beiden. Schon bald ist mir aufgefallen, dass du schon früh am Morgen ohne Unterlass sprechen kannst …»

Seither sind die beiden beste Freundinnen, obwohl oder gerade, weil sie unterschiedliche Lebenswege begingen: Monique Moretti entstammt einer Unternehmerfamilie und wurde Hotelière, heiratete und wurde Mutter. Erika Müller, Tochter eines Dorfschmieds, machte Karriere in der Systemgastronomie; sie heiratete ebenfalls. Wenn sie an jene Zeit zurückdenken, da sie beide verheiratet waren, müssen sie schmunzeln. Ihre Freundschaft liess sich nicht auf ihre Männer ausweiten. «Es gab nur einen Versuch …», erinnert sich die eine. Und die andere stimmt ein: «Da beschlossen wir, unsere Freundschaft weiterhin bewusst zu pflegen – auch ohne Männer.» Beide Frauen bildeten sich laufend weiter, inspirierten sich gegenseitig. Monique wurde Unternehmerin mit eigenem Betrieb und Erika verfolgte ihre Laufbahn als Gastronomin.

Noch enger wurde die Freundschaft mit dem Tod von Moniques Mann. Sie begannen, auch Weekends zusammen zu verbringen. Sie gingen ins Kino, auf Wanderungen, besuchten Festivals. Mittlerweile stehen auch ausgedehntere Abenteuer an. Dieses Jahr ist eine siebentägige Trekkingreise auf Korsika angesagt und eine zweiwöchige Tour durch Jordanien. Daneben haben sie

die letzten zwei Etappen des «VierQuellen-Wegs» im Gotthardmassiv noch vor sich.

Was ist das Verrückteste, das sie schon gemeinsam unternommen haben? Auf diese Frage antworten sie: «Das Trekking mit Zelt in Marokko und die Reise auf die Kapverdischen Inseln.»

Ihre Freundschaft definieren Monique und Erika als Anteilnahme am jeweilig anderen Leben. Und dies, obwohl ihr Leben nicht parallel verläuft. Erika: «Ich bin seit acht Jahren pensioniert – das hat Monique, die noch immer arbeitet, zunächst gar nicht verstanden.» Dafür wehrt sich Monique gegen jegliche Versuche von Erika, ihr einen Partner «unterzujubeln». Doch all dies, sagen beide unisono, könne ihrer Freundschaft nichts anhaben. Das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen sei maximal

und unzerstörbar. Bei ihren gemeinsamen Reisen setzen die beiden auf eine bewährte Arbeitsteilung: Monique ist für die Planung und Organisation der Hotels zuständig, Erika für das kulturelle Programm und das Gastronomische.

Was sind denn die Ingredienzien ihrer langjährigen Freundschaft? «Wir sind nie launisch und lachen viel und herzhaft. Wir kennen keine Schwierigkeiten, nur Lösungen. So haben wir uns beim Corona-Lockdown kurzentschlossen zu einer Weiber-WG zusammengeschlossen.»

Man darf gespannt sein, welchen Plan die beiden verfolgen, um das 50-JahreJubiläum ihrer Freundschaft gebührend zu feiern.

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Text: Robert Bösiger, Foto: Gabi Vogt Lernten sich in der Hotelfachschule kennen: Monique Moretti (links) und Erika Müller.

«Wir alle sind freundschaftlich verbunden»

Doris Keller (86) und Kurt Brugger (89), beide in Zürich

Treffpunkt ist der Schulungsraum von Pro Senectute Kanton Zürich im Zürcher Seefeld. Hier treffen sich Doris Keller und Kurt Brugger seit Jahren im Englischkurs. Vor ihnen liegen dicke Mäppchen. Der Kurs beginnt mit freiem Erzählen über Ereignisse der Woche, dann folgt ein Diskussionsthema – Reisen, Kultur, Kunst. Heute lautet es «The truth about air travel»

(Die Wahrheit über Flugreisen).

«Das war sehr interessant», bemerkt Kurt Brugger, der einzige Mann der elf Teilnehmenden. Die letzte halbe Stunde ist dann der Lektüre gewidmet. «90 Minuten kompetent vermitteltes Englisch, auch nach Jahren lernen wir immer noch Neues dazu», erklärt Doris Keller.

Der Kursnachmittag sei unterdessen in ihrem Alltag ein wichtiger Fixpunkt. «Wir alle sind uns freundschaftlich verbunden und begegnen einander auf Augenhöhe», bemerkt Kurt Brugger, und Doris Keller fügt an: «Die soziale Komponente ist sehr wichtig. Nach dem Kurs treffen wir uns zum Kaffee im Hotel Seefeld. Der Kurs ist für alle offen, die teilnehmen mögen und können.» Das bedinge auch gegenseitige Toleranz, denn es bestehen einige Jahre Altersunterschied zwischen den jüngsten und ältesten Teilnehmenden. «Doch die Kursleiterin holt jeden und jede dort ab, wo er oder sie steht. Das fördert den Zusammenhalt.»

Die meisten treffen sich nur im Englisch. «Dennoch kümmern wir uns, fragen nach, freuen uns in der Gruppe über gute Neuigkeiten, ermutigen, machen Hoffnung.» So stieg Kurt Brugger auf den Rat der Gruppe vom Zweiradvelo, mit dem er sich unsicher fühlte, auf ein Dreirad-Elektrovelo um. Er ist der älteste Teilnehmer. Für seinen 90. Geburtstag im September ist ein besonderes Programm in Planung. Motto: «English Outdoors».

Warum sie seit mehr als einem Jahrzehnt mitmacht, erklärt Doris Keller so:

Besuchen seit Jahren gemeinsam einen Sprachkurs: Kurt

«Ich hörte mit 74 auf zu arbeiten. Ein Brush-up-Englischkurs war naheliegend, weil meine Tochter mit den drei Enkelkindern in London lebt.»

Und Kurt Brugger, der erst mit 78 in den Ruhestand ging, sagt: «Ich merkte, dass ich mein Englisch zu vergessen

begann. Der Kurs hilft mir, geistig fit zu bleiben. Und ich habe das Gefühl, dass ich hier wirklich dazugehöre.»

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Text: Rita Torcasso, Fotos: Renate Wernli

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«Freundschaft hat etwas zu tun mit gemeinsamen Projekten»

Gleich und gleich gesellt sich gern. Dieses Sprichwort gilt im Besonderen für Freundschaften. Wobei, wie der Soziologe und Altersforscher François Höpflinger sagt, jede Person für sich nach eigenem Gutdünken bestimmt, wer als Freund und Freundin gilt. Visit hat sich mit ihm über die Bedeutung und die Wirkung von Freundschaften unterhalten.

Interview: Robert Bösiger Foto: Christian Roth

Visit: Herr Höpflinger, wie viele Freundschaften haben Sie persönlich, die Sie als solche bezeichnen?

François Höpflinger: Meine Frau und ich haben zwei, drei Freundschaften von unserer Zeit in England her. Aber es werden weniger, weil ein paar schon gestorben sind. Kontakte habe ich viele. Aber es ist schwierig zu sagen, ob das Freundschaften sind. Viel eher sind es gute Arbeitskontakte.

Weshalb haben Sie und wir gerade jene Freundschaften, die wir eben haben, und nicht solche zu anderen Personen? Es sind vermutlich Beziehungen, die es zum Teil schon sehr lang gibt.

Weshalb entstehen Freundschaften?

Gleich und gleich gesellt sich gern? Das ist schon so. Freundschaften sind stark milieubezogen. Sie sind in der gleichen Altersgruppe angesiedelt, zumeist mit Leuten, die die gleichen Interessen teilen und in der gleichen Gegend wohnen. Menschen, die eher links sind, haben eher Freunde, die ebenfalls so ausgerichtet sind – und umgekehrt.

Oder: Leute aus der Hip­Hop­Szene haben wohl kaum Freundschaften mit Leuten aus der Opernszene.

Könnte es sein, dass Freundschaften womöglich doch nur zufällig zustande kommen? Getreu dem, was Peter Ustinov einst mal gesagt haben soll: Freunde sind nicht unbedingt die, die man am meisten mag. Sondern die, die zuerst da sind …

Es gibt zwei Typen von Freundschaften: Die einen sind biografisch begründet – Menschen, die man seit dem Kindergarten und dem Schulalter kennt. Oder es sind solche, die vom Beruf her begründet sind – häufig als «KumpelFreundschaften» bezeichnet. Im Alter fallen diese Freundschaften vermehrt weg, da die gleichaltrigen Freunde wegsterben. Heute gibt es vermehrt Freizeitfreundschaften: Leute, die sich vom Skifahren her kennen oder vom Klettern, vom Golfen und dergleichen. Diese Freundschaften lösen sich allerdings auf, wenn diese Freizeitaktivitäten altersbedingt nicht mehr möglich sind.

Welche Qualität muss eine Freundschaft haben, damit sie das Prädikat Freundschaft verdient? Gibt es so was wie ein Mindestanforderungsprofil für eine solche Freundschaftsbeziehung? Das gibt es nicht. Es ist kulturell sehr unterschiedlich, was man unter Freundschaft versteht. In den USA ist man

befreundet, wenn man sich drei Mal getroffen hat. Bei uns wäre dies eher ein «Kumpel» oder eine «enge Bekannte». Wer als Freund gilt (und nicht nur als gute Bekannte) bestimmt jede Person für sich, nach eigenem Gutdünken.

Es ist doch häufig so, dass sich Freunde gegenseitig stützen, füreinander da sind, ein Geben und Nehmen sozusagen. Ist es das, was eine Freundschaft ausmacht? Nicht unbedingt: Freundschaften basieren auf gleichen Interessen, demselben Milieu und der Gegenseitigkeit. Unterstützung in der Freundschaft ist eher moralischer Natur. Wenn ein Ungleichgewicht da ist und zum Beispiel ein Teil der Freunde pflegebedürftig ist, funktioniert die Freundschaft in vielen Fällen nicht mehr. Jemanden unterstützen und ihm helfen – das kommt vielleicht in einer gut funktionierenden Nachbarschaft zum Tragen. Freundschaften basieren eher auf einem gegenseitigen Nehmen und Geben. Entsprechend haben finanziell abgesicherte ältere Menschen eher mehr Freunde als arme Menschen.

Reiche haben mehr Freunde. Tatsächlich?

Ja, man hat wissenschaftlich festgestellt, dass arme Leute weniger Freunde haben, auch weil sich ärmere Leute sozial oft zurückziehen. Da sind wohlhabende ältere Menschen im

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«Leute aus der Hip-HopSzene haben wohl kaum Freundschaften mit Leuten aus der Opernszene.»

Vorteil, weil sie in langjährige Freundschaften investieren können – etwa via Gartenpartys, Einladungen ins Restaurant. Langjährige Freundschaften werden durch finanzielle Ungleichgewichte zer stört. Bei jüngeren Menschen sind finanzielle Aspekte allerdings weniger wichtig. Sie haben oft Freundschaften, die sich nach einiger Zeit wieder auflösen.

Wie wichtig sind Freundschaften für unser psychisches und körperliches Wohlbefinden, vielleicht gar für unsere Gesundheit?

Es gibt Hinweise darauf, dass sich ausserfamiliale Beziehungen positiv aufs Wohlbefinden und auf die Gesundheit auswirken. Aber das müssen nicht zwingend Freundschaften sein. Auch gute Nachbarschaftsbeziehungen ohne zu grosse Nähe wirken in diese Richtung. Handkehrum können enge Freundschaften auch zu eng sein, weil man alles von einem kennt, auch die Schwächen. Nachbarschaftsbeziehungen, die vielleicht gar nicht so eng sind, können zuweilen mehr Qualität aufweisen als zu enge Freundschaftsbeziehungen. Positiv wirken oft Beziehungen zu Menschen, die man zwar gut kennt, die sich aber nicht zu stark in den Alltag einmischen.

Könnte es deshalb sein, dass wir dank Freundschaften tendenziell sogar eine längere Lebenserwartung haben? Und umgekehrt, falls solche fehlen? Das ist möglich, indem ältere Leute dank Freundschaften mehr rauskommen und Bewegung haben als sonst. Die gesunde Lebenserwartung kann durch Freundschaften und gute Beziehungen profitieren.

Wenn Freundschaften zu Mitmenschen fehlen, können dann vielleicht Beziehungen zu Tieren – Hund, Katze, Kanarienvogel – diese Lücke füllen?

Selbstverständlich. Dank einem Hund muss man regelmässig raus und trifft andere Hundehalterinnen und ­ halter. Probleme gibt es dann, wenn das Verhältnis zwischen Mensch und Tier so intensiv wird, dass man sich von anderen Menschen zurückzieht. Stirbt der Hund eines Tages, bleibt ein solcher Mensch allein zurück. Weil man niemanden (mehr) kennt, besteht die Gefahr, in die Einsamkeit abzurutschen. Generell ist deshalb wichtig (auch für die Gesundheit), dass man

Vertrauenspersonen hat. Das müssen nicht unbedingt Freunde sein, sondern es können Angehörige, Nachbarn oder sogar Fremde sein.

Fremde?

Es gibt ältere Männer, die fahren regelmässig Zug, trinken an Bahnhöfen ein Bier und unterhalten sich mit anderen, die sich dort auch aufhalten. Oft treffen sie sich nicht mehr, dafür wieder neue. Und dann gibt es jene Senioren, die an Aktionärsversammlungen teilnehmen,

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«Freundschaften erfüllen wichtige Funktion»: Soziologe François Höpflinger
«Finanziell gut abgesicherte ältere Menschen haben eher mehr Freunde als arme Menschen.»

um ehemalige Berufskollegen zu treffen und sich auszutauschen. Einige Männer haben nicht unbedingt viele Freunde, dafür umso mehr Kumpel.

Unterscheiden sich Männer ­ und Frauenfreundschaften?

Männerfreundschaften haben tendenziell eine grössere Wettbewerbsorientierung: Wer ist der Stärkere, wer kann noch am besten laufen, wer hat das schönere Auto. Männerfreundschaften sind teilweise etwas oberfläch licher und fachlich orientiert, wogegen Frauen freundschaften oft intensiver sind und wo häufiger eheliche und familiale Themen diskutiert werden.

Eine noch andere Art von Freundschaftsbeziehungen gibt es in der virtu ellen Welt. Beziehungsweise: Es gibt Leute, die glauben das. Frage: Müssen Freundschaften nicht zwingend analog, real sein?

Festgestellt hat man, dass digitale Hilfsmittel Freundschaften stärken können. Man sieht sich online, wenn man sich nicht (mehr) direkt begegnen kann. In den Covid­Jahren wurden die digitalen Begegnungsmöglichkeiten zur grossen Hilfe. In Basel gibt es das Netzwerk «Bonjour Help», das mithilfe der Digitalisierung versucht, Menschen und Generationen zusammenzubringen und das Füreinanderdasein zu fördern. Wo ältere Menschen von digitalen Kontakten ohne realen Kontakt profitieren können, ist etwa bei seltenen Krankheiten oder nicht alltäglichen Hobbys und Leidenschaften. Dann kann man sich in digitalen «Selbsthilfegruppen» oder Interessengemeinschaften finden und austauschen –auch grenzüberschreitend.

Wie wichtig sind Freundschaften gerade beim Älterwerden und im Alter?

Es gibt Hinweise, dass ausserfamiliale Beziehungen in dynamischen Gesellschaften wichtig geworden sind. Und dass Leute, die sich zu stark auf Ehe und Familie konzentrieren, dem Risiko einer Vereinsamung ausgesetzt sind. Ein Ehepaar, das nach der Pension ausschliesslich als Paar funktioniert, wird Probleme bekommen. Anders gesagt: Von Vorteil ist es, über ein Netzwerk von

ausserfamilialen Beziehungen zu verfügen – Nachbarschaft, Vereine und dergleichen.

Heisst das im Umkehrschluss, dass wir möglichst schon im Jugendalter gezielt damit beginnen sollten, Freundschaften zu bilden und zu pflegen? Damit wir dann ab 65 auf diese Freundschaften zurückgreifen können?

Das meint man immer ... Ob das stimmt, wissen wir nicht. Ein Beispiel: Der Jugendfreund ist – 40 oder 50 Jahre später – noch immer der gleiche Typ; er hat sich nicht verändert und sitzt noch immer am gleichen Platz am Stammtisch, wettert über das Gleiche und die Gleichen. Dasselbe kann bei Klassentreffen vorkommen. Da treffen sich Menschen, die vor langer Zeit für eine kurze Zeit eine gemeinsame Vergangenheit erlebt haben. Aber es fehlt dann meist die gemeinsame Gegenwart. Deshalb gibt es häufig auch keine gemeinsame Zukunft.

Freundschaften und enge soziale Beziehungen erfüllen eine wichtige Funktion. Mit diesen Menschen kann man besprechen, was man mit anderen nicht unbedingt kann.

Können gute Freundschaftsbeziehungen deshalb sogar die Familie ersetzen? Ob das so stimmt, ist nicht eindeutig. Fest steht nur, dass Beziehungen ausserfamiliärer Art wichtiger geworden sind. Freundschaften als Ersatz für Familie können am ehesten für Menschen ohne Angehörige bedeutsam sein – und die Zahl alter Menschen ohne Angehörige steigt an.

Und dennoch sind Freundschaften für viele Menschen mindestens so wichtig wie die Familie – weil diese Beziehungen sozusagen freiwillig sind. Oder nicht?

Familienangehörige hat man eben, ob man will oder nicht. Freundschaften hingegen sind nicht selbstverständlich; zudem müssen sie gepflegt werden. Anders gesagt: Seine Angehörigen kann man auch mal ruppig behandeln, bei Freunden funktioniert das nicht.

Persönlich

Es gibt Freundschaften, die halten sogar «Pausen» von mehreren Jahrzehnten und gigantischen Distanzen aus. Was haben die, die andere Freundschaftsbeziehungen nicht haben? Die gründen auf einer gemeinsamen Zeit, die beiden Seiten wichtig ist. Wenn die gemeinsame Basis vorhanden ist, kann das tatsächlich funktionieren.

Wenn man Leute fragt, was denn eine Freundschaft ausmacht, hört man oft: Das Wohlbefinden ist maximal, sogar intensiver als bei Beziehungen innerhalb der Familie.

François Höpflinger, geboren 1948, hat Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Zürich studiert, wo er ab 1994 als Titularprofessor für Soziologie wirkte. 1991 bis 1998 hatte er die Programmleitung des Nationalen Forschungsprogramms 32 «Alter» inne. Ab 2009 selbstständige Forschungs- und Beratungstätigkeit zu Alters- und Generationenfragen. Ab 2013 Mitglied der akademischen Leitung des Zentrums für Gerontologie der Universität Zürich. Seine momentanen Forschungsthemen sind Strukturwandel des Alters, Wohnen im Alter sowie Arbeit in späteren Erwerbsjahren.

Höpflinger ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Er wohnt in Horgen ZH. hoepflinger.com

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«In den USA ist man befreundet, wenn man sich drei Mal getroffen hat. Bei uns wäre dies eher ein Kumpel oder eine enge Bekannte.»

Reden hilft gegen Einsamkeit

In der Schweiz fühlen sich 160 000 Personen über 62 Jahre einsam. Studien zeigen: Einsamkeit kann krank machen – psychisch und physisch. Das Gesprächsangebot «malreden» kann bei Gefühlen von Einsamkeit Entlastung bringen.

offenes Ohr kann jedoch für den Moment Erleichterung bringen. Bedient wird die Hotline von geschulten Freiwilligen, welche den Anrufenden auf Augenhöhe begegnen. «malreden» umfasst neben der Hotline auch das Gesprächsangebot «Tandem». Beim «Tandem» werden die Seniorinnen und Senioren einmal pro Woche von den immer gleichen «malreden» ­Freiwilligen für ein längeres Gespräch angerufen. Da bei diesem Angebot – im Gegensatz zur Hotline – die Gesprächspartnerin oder der Gesprächspartner nicht wechselt, kann sich eine «Telefonfreundschaft» entwickeln.

Wer sich einsam fühlt oder das Bedürfnis zum Reden hat, kann bei «malreden» anrufen und sich mit einem einfühlsamen Gegenüber austauschen.

Einsamkeit ist in der Schweiz bei älteren Menschen weit verbreitet. Das soziale Netzwerk von Seniorinnen und Senioren wird in der Regel kleiner, da Freunde, Verwandte und Bekannte sterben. Eingeschränkte Mobilität und Krankheit machen es schwieriger, die Wohnung zu verlassen und neue Kontakte zu knüpfen. Das kann zu Isolation führen. Depressionen, soziale Angst störungen, Schlafschwierigkeiten, vorzeitiger Abbau der geistigen Fähig keiten oder eine beeinträchtigte Immunreaktion können die Folgen von Einsamkeit sein. Das Risiko für Stress, chronische Ent zündungen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle steigt.

Einen Schritt gegen Einsamkeit tun Es ist wichtig, etwas gegen die Einsamkeit zu tun. Eine Möglichkeit ist, das Gesprächsangebot «malreden» zu

nutzen. «Wir sind überzeugt, dass betroffene ältere Menschen mit dem Griff zum Telefon einen ersten Schritt aus der Einsamkeit machen können», sagt Eve Bino. Zusammen mit Sylviane Darbellay hat sie den Verein Silbernetz Schweiz gegründet und «malreden» vor zwei Jahren lanciert. Bei «malreden» können ältere Menschen kostenlos auf die Nummer 0800 890 890 anrufen und sich anonym und vertraulich mit einem einfühlsamen Gegenüber austauschen. «Das Gespräch soll den Betroffenen im Moment Entlastung bringen» – «malreden» ist weder ein Notfall­ noch ein Krisentelefon. Die Freiwilligen haben keinen Beratungsauftrag.

Von einer Plauderei bis zu einer Telefonfreundschaft

Das Gesprächsangebot «malreden» ersetzt keine sozialen Beziehungen. Ein

Anrufe sind jeden Tag möglich Unterstützt wird «malreden» von der Gesundheitsförderung Schweiz, der Beisheim Stiftung, Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich und anderen namhaften Institutionen sowie durch Spendengelder von Privatpersonen. Die Hotline 0800 890 890 ist täglich von 9 bis 20 Uhr bedient. Alle Anrufe sind anonym, vertraulich und kostenlos. Weitere Informationen sind unter malreden.ch zu finden. Verein Silbernetz Schweiz

Weitere Angebote gegen die Einsamkeit nutzen

Auf der Website gesund-zh.ch gibt es Angebote, die das Wohlbefinden stärken – von Kursen über Austauschmöglichkeiten mit Gleichgesinnten bis zu Trainings in der eigenen Stube. Einige Angebot können zu Hause mit oder ohne Computer genutzt werden, andere auswärts zusammen mit Menschen.

PUBLIREPORTAGE
Foto: iStock

Freunde finden über das Internet

Immer mehr Menschen, zunehmend auch ältere, suchen sich im Netz einen neuen Freundeskreis: Leute, die zum Beispiel das gleiche Hobby pflegen, mit denen man sich gut versteht und austauschen kann – auch real, nicht bloss virtuell. Die Gefahr, jemandem auf den Leim zu kriechen, der unredliche Absichten verfolgt, lässt sich vermeiden, wenn ein paar Verhaltensregeln beachtet werden

Text: Markus Sutter

Gleich und gleich gesellt sich bekanntlich gern. Aber was tun, wenn man niemanden (mehr) kennt, der das gleiche Hobby ausübt, die Leidenschaft für Museumsbesuche teilt oder über Gott und die Welt philosophieren möchte?

Der Zürcher Altersforscher FranÇois Höpflinger hat kürzlich in einem Referat auf die zunehmende Bedeutung nichtfamiliärer Beziehungen hingewiesen, die immer wichtiger würden und gut gepflegt werden sollten. Das Leben in der Familie verändert sich, die Kinder fliegen irgendwann aus, ziehen vielleicht sogar weit weg, langjährige Weggefährten sterben.

Neue Menschen kennenzulernen, die ähnlich ticken, ist allerdings gar nicht so einfach, fällt auch nicht allen gleich leicht. Eine Möglichkeit, gezielt und in der ersten Phase anonym nach Personen zu suchen, die den eigenen Wunschvorstellungen entsprechen, bieten Social­Media­Plattformen. Manche erfreuen sich einer grossen Nachfrage – immer mehr auch unter den nicht mehr ganz so Jungen.

Gemeinsame Leidenschaft

Marianne Meister (Name geändert) hat diesen Schritt gemacht und noch keinen Moment bereut. Schnell wurde die 59 ­Jährige fündig. Sie betont aber auch: «Ich suchte nur nach Spielpartnern, sonst nichts. Keine Partnerschaft, nur Hobbyteilung.» Ihre Leidenschaft heisst Brändi Dog – ein spannendes Brettspiel, das aber nur in einem Team von mehreren Personen gespielt werden kann.

Zu diesem Brändi­Dog­Team zählt auch Andrea Müller (Name geändert). Die 64 ­Jährige hat sich ebenfalls auf der Plattform gemeinsamerleben.com angemeldet. «Meine Erwartungen wurden sogar übertroffen. Als inzwischen Pensionierte habe ich sehr schnell fast an die 60 Personen kennen­

gelernt, die mein Interesse an Gesellschaftsspielen teilen. Viele von ihnen treffe ich seit eineinhalb Jahren regelmässig», erzählt sie.

Verein Pro Communis

Das menschliche Grundbedürfnis nach persönlicher Begegnung und gegenseitigem Austausch stellt auch der Verein Pro Communis in den Mittelpunkt. Einsame Menschen mit gleichen Interessen sollen Kontakte für ihren realen Alltag knüpfen können, lautet das Ziel von Roland und Susanne Huster aus Uetikon am See, welche diese gemeinnützige und nicht gewinnorientierte Institution vor einigen Jahren auf die Beine gestellt haben. «Null Kommerz, kostenlose Leistungen» haben die Initianten auf ihre Fahnen geschrieben.

Roland Huster entwickelte zusammen mit seiner Frau die Homepage sozialkontakt.ch, welche Menschen fernab von Chats miteinander verbinden möchte. Das Internet hilft in einem ersten Schritt beim Suchen und Finden von Personen. Danach soll – sofern die Beteiligten daran interessiert sind – ein persönliches Treffen stattfinden. «Ich empfehle als Standort immer einen neutralen Ort, also beispielsweise ein Café», so Huster. Die Profile werden unter anderem geografisch sowie nach spezifischen Interessen gefiltert. So können Menschen zusammenfinden, die nicht allzu weit auseinander wohnen oder beide von fernöstlichen Philosophien begeistert sind.

Angebot der «Zeitlupe»

Auch die Zeitschrift «Zeitlupe», welche sich an ein älteres Publikum richtet, hat für ihre Abonnentinnen und Abonnenten eine Begegnungsplattform («Treffpunkt») eingerichtet. «Die Teilnehmenden können sich auf vielfältigste Weise im Netz unter zahlreichen Rubriken austauschen, beispielsweise Bilder von ihren Ferienerlebnissen

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hochladen, Fragen gesundheitlicher Natur an die anderen stellen oder ehemalige Klassenkameraden suchen», listet Verlagsleiterin Jrene Shirazi drei von zahlreichen Möglichkeiten auf. Die Einträge würden geprüft, können allenfalls auch gelöscht werden. Ein respektvoller Ton soll eingehalten werden, was aber fast ausnahmslos der Fall sei. Auch Live­Begegnungen von sogenannten Lupis, Zeitlupe ­ Bekanntschaften, fänden statt, würden von diesen aber selber organisiert.

Im Gegensatz zu typischen Datingplattformen, die ihren stolzen Preis haben, steht bei den erwähnten Plattformen die Partnersuche nicht im Vordergrund, ist aber auch nicht ausgeschlossen. «Wir sind keine typische Dating­Plattform wie andere. Und die Website ist auch nicht als Singlebörse gedacht», sagt zum Beispiel Roland Huster. Sie stehe allen offen. Einträge würden hingegen sorgfältig geprüft, um eine bestmögliche Sicherheit gewährleisten zu können.

Teilweise Vorbehalte

Es gibt Menschen, die um Social Media dennoch einen grossen Bogen machen. Neue Menschen über das Internet kennenlernen? Nein danke, sagen sie sich. Das Risiko, in die Fänge eines Betrügers oder Heiratsschwindlers zu geraten, erachten sie als zu hoch und lassen deshalb lieber die Finger von dieser neuen Option, Freundschaften zu schliessen.

Kriminelle Energie könne sich theoretisch überall ausbreiten, betonen die Gesprächspartner. Doch einfache Vorsichtsmassnahmen genügten, um Distanz zu Leuten mit unredlichen Absichten zu halten. Nie auf Geldforderungen eingehen, lautet ein Tipp. Wer darauf angesprochen werde, sollte einen Bogen um solche Leute machen. Und erst recht nicht via Western Union Geld überweisen, weil sich dann der Geldfluss nicht mehr überprüfen lasse.

«Bevor ich jemanden für einen Spielanlass akzeptiere, schaue ich mir das Profil und die Aktivitäten der Person an. Mit Unbekannten wird zuerst gemailt, die Telefonnummer ausgetauscht und danach über WhatsApp geschrieben und eventuell sogar noch telefoniert. Erst danach gebe ich meine Adresse bekannt», beschreibt Andrea Müller ihr Vorgehen. «Ich bin seit Jahren auf der Plattform gemeinsamerleben.com und habe noch nie Negatives erlebt.» Sie habe deshalb auch keine Bedenken, neue Leute zum Spielen zu sich nach Hause einzuladen.

Was raten Marianne Meister und Andrea Müller skeptischen Personen, die nicht so recht wissen, ob diese Form der Kontaktaufnahme der richtige Weg ist? «Ausprobieren.»

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Wortspieler und Freunde

Sie haben ein grosses Grundvertrauen ineinander und funktionieren bestens als Komiker-Duo. Dabei haben Ursus & Nadeschkin nicht viele Gemeinsamkeiten – ausser dass beide an einem Mittwoch geboren sind. Freunde fürs Leben sind sie dennoch.

Text: Robert Bösiger Foto: Christian Roth

Ursus & Nadeschkin. Auf den ersten Blick handelt es sich um das populärste Komiker­Duo der Schweiz. Doch beim genaueren Hinsehen sind es nicht nur zwei verschiedene Bühnenfiguren –eben Ursus und Nadeschkin. Sondern zwei Persönlichkeiten mit je unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichem Leben und unterschiedlichen Charakteren. So muss, wer das Bühnenpaar porträtiert, im Grunde genommen vier Personen beziehungsweise Charaktere würdigen.

Urs und Ursus

Das macht es kompliziert. So kompliziert, dass man Urs Wehrli aufbieten müsste. Schliesslich hat er mit mehreren Büchern gezeigt, wie man Kunst aufräumt, indem man bekannte Bilder zerschneidet und sie dann neu und geometrisch geordnet wieder zusammensetzt. Oder er hat seine Fähigkeiten bewiesen, indem er einen Parkplatz voller Autos nach Farben und eine Buchstabensuppe nach Buchstaben in Ordnung gebracht hat. «Ich bin zwar schon manchmal etwas pingelig, aber Nadja ist womöglich noch pingeliger.»

Würden wir jetzt der Angesprochenen das Wort erteilen, wäre es mit der Ordnung vorerst vorüber, denn sie würde widersprechen und erklären, dies sei halt ihr ausgesprochener Gerechtigkeitssinn. Oder so. >>

LEBENS ART
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«Wir sind wie Familie»: Die Freundschaft von Nadja Sieger und Urs Wehrli geht weit über das Berufliche hinaus.

Deshalb bleiben wir noch rasch bei Ursus und beginnen ganz vorne: Urs erblickt das Licht der Welt am 13. August 1969 in Aarau; es ist ein Mittwoch. «Gutbürgerlich und unspektakulär» wächst er zusammen mit drei Geschwistern auf, macht bei der Pfadi mit und beim Fussball. Später möchte er gemäss eigenen Aussagen einmal «Grossmutter werden, dann Italiener und selbstverständlich Profifussballer». Deutlich pragmatischer lernt er schliesslich Schriftsetzer.

Nadja und Nadeschkin

Ebenfalls an einem Mittwoch, dem 22. Mai 1968, wird Nadja Sieger geboren. Weil die Mutter die Familie früh verlässt, werden sie und ihre Schwester von einer Häushälterin und dem Papi erzogen. Nadja möchte später einmal in einen Zirkus. «Salto Mortale», die Soap einer Artistenfamilie, die damals im TV lief, habe sie komplett in den Bann gezogen, wie sie sagt. «Ich war ein Fan von Sascha (Horst Janson) und ich war fasziniert von dem, was im Backstage passierte.» Nadja Sieger absolviert dann schliesslich das Gymnasium, nimmt gleichzeitig Theaterunterricht.

Mit dem Einrad zum Duo Bahnhof Basel, irgendwann im Sommer 1987. Weil sich Urs und Nadja beide zufällig für das gleiche Zirkus­Sommerferiencamp für Jugendliche im deutschen Wiesbaden angemeldet haben,

wollen sie gemeinsam dorthin fahren. Ihr Erkennungszeichen: das Einrad. Weil der Kurs ziemlich langweilig ist, schwänzen die beiden und zeigen auf Wiesbadens Fussgängerzonen das, was sie schon können: Einrad fahren, Jonglieren, Pantomime, Tanzen und dergleichen. Und zwar ohne Worte. Auf diese Weise entsteht eine erste Nummer von Ursus & Nadeschkin.

Das Sprechen kommt später dazu. Nadja berichtet, weshalb: «Wir haben auf drei Kassettli Musik aufgenommen, welche zu unseren Programmen gelaufen sind. Als einmal das mittlere Kassettli fehlte, mussten wir improvisieren und die fehlende Musik mit Sprechen überbrücken. Das war extrem lustig und gleichzeitig unser Start in die Wortspielerei.»

Zahlreiche Auszeichnungen Inzwischen sind die vier Charaktere ein eingespieltes Team geworden – und sehr erfolgreich dazu. Denn mit ihren Programmen begeistern sie nicht nur heimisches Publikum; auch im Ausland sind sie gern gesehen. Davon zeugen die zahlreichen Preise und Auszeichnungen. Das Spektrum reicht vom Prix Walo (zweimal) und vom Schweizer KleinKunstPreis über den Deutschen Kleinkunstpreis und den Salzburger Stier bis zum New York Comedy Award und zum Hans­Reinhart­Ring.

Seit mittlerweile 36 Jahren arbeiten Ursus und Nadeschkin miteinander

Lernten sich im Sommer 1987 in einem Zirkus-Feriencamp für Jugendliche

kennen: Nadja Sieger (alias Nadeschkin) und Urs Wehrli (alias Ursus).

und reiben sich aneinander. Wie funktionieren die beiden, wer ist wofür zuständig? Der nachfolgende Dialog kann uns vielleicht etwas weiterhelfen:

Ursus: «Ich bin für alles von A bis K verantwortlich. Nadia macht den Rest.» Und zu ihr gewandt: «Z wie Zmorge musst du organisieren …»

Nadeschkin: «Wir sind extrem unterschiedliche Charaktere, und das eröffnet einem ganz viele mögliche Varianten. Das Problem ist nur: Keine der Varianten, die für Urs stimmt, stimmt für mich – und umgekehrt.»

Immerhin: In den wichtigen Grundsätzen unterstützen sie sich gegenseitig, zum Beispiel darin, dass jeder auf seine Kosten kommt, was Freizeit und Auszeiten anbelangt. Und beiden ist das Materielle – das Geld – nicht am wichtigsten. Sondern Freiheit(en) und Ehrlichkeit. Nadja sagt es so: «Wir sind beide ehrlich, manchmal brutal ehrlich. Urs will vermutlich nicht unehrlich sein und ich, weil ich es nicht kann.»

Nadeschkin: «Bei Arbeiten ist es dann wieder so: Das, was mich mehr interessiert, interessiert ihn weniger. Und umgekehrt. So ist dann am Schluss die ganze Arbeit erledigt.»

Ursus: «Es gibt keine klare Aufgabenteilung. Wir ergänzen uns ganz oft. Nadja ist die Strukturierte von uns und die, der die Sicherheit und die Gerechtigkeit wichtiger sind.»

Gebe es einmal tatsächlich ein Problem, seien sie es gewohnt, offen darüber

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«Wir sind extrem unterschiedliche Charaktere. Das eröffnet einem ganz viele mögliche Varianten.»
Nadja Sieger

zu sprechen. Weil sie aber ein grosses Grundvertrauen in den anderen / die andere hätten, funktioniere alles recht gut. Und zwar ganz ohne Verträge oder Vereinbarungen. «Wir würden sicher auch solo funktionieren. Aber dann redet niemand drein», sagt er mit Seitenblick auf seine Bühnenpartnerin. Worauf sie kontert: «Urs redet von Dreinreden. Ich würde sagen, wir entwickeln zusammen etwas – denn ich empfinde die Zusammenarbeit nie als Störung.» Sie, Nadja, sei halt mehr die Teamworkerin, Urs mehr der Solist.

Worte zerpflücken und umdrehen

Was sich auf der Bühne zuweilen wie Streiten anhöre, sei es in Tat und Wahrheit nicht. «Wir reden nur sehr genau und nehmen einander buchstäblich beim Wort», erklärt Urs. Und weil sie beide «überhaupt nicht kompromissbereit» seien, brauche eine solche Auseinandersetzung eben ihre Zeit. Was meint sie dazu? «Urs schaut für sich und da musst du schauen, wo du

bleibst. Das nervt. Aber man weiss es ja. Schliesslich erwartest du von einem Fisch auch nicht, dass er joggen geht.» Urs ergänzt: «Es nervt manchmal, wenn Nadja kompromisslos stur bleibt und wir nicht weiterkommen. Ich persönlich würde halt auch mal etwas gut sein lassen.»

Dann lachen beide herzhaft und wir erkennen: Das Diskutieren, das Wortumdrehen gehört zum Spiel. Und das lieben beide – alle vier. So stellt sich die Frage, ob etwas dagegenspricht, weitere 36 Jahre gemeinsam auf der Bühne zu stehen. «Ja, ständig! Das Aufhören ist nie ein Tabu bei uns», sagt sie. Allerdings würden sie immer wieder

Gründe finden, weiterzumachen. Vor allem auch, weil sie es gerne tun.

Urs stimmt zu: «Aufhören wäre zu einfach! Es ist viel spannender, immer wieder herauszufinden, warum wir weitermachen möchten.» Allerdings möchten sie in Zukunft noch wählerischer sein und wohl eher weniger häufig auftreten. «Ich freue mich tatsächlich, wenn wir dann mit 85 oder 90 im Altersheim auf zwei Stühlen sitzen. Ich bin gespannt, was wir dann tun und sagen.»

Bühnenpaar und «Familie»

Ursus und Nadeschkin waren und sind immer «nur» ein Bühnenpaar. Er ist Papi (eines 17­jährigen Sohns) und sie Mami eines 12­ jährigen. Doch ihre Freundschaft ist intensiv und geht gemäss Aussagen beider über eine reine Geschäftsbeziehung hinaus. «Wir sind wie Familie», sagen beide ohne Widerspruch. «Urs wäre da, wenn es mir schlecht ginge», sagt Nadja. Und umgekehrt ebenso.

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«Wir würden sicher auch solo funktionieren. Aber dann redet niemand drein.»
Urs Wehrli

Heidi Demuth

Widmer (rechts)

zusammen mit ihrer Nachbarin und Freundin

Claudia Landerer.

«Röbi liebte Besuch bis zuletzt»

Freundschaften waren für Röbi Widmer-Demuth immer wichtig. Sie blieben es auch am Ende seines Lebens. Nach der Diagnose Lungenkrebs sah der 77-jährige Wetziker dem Tod gefasst und umgeben von Familie und Freunden entgegen, wie der Film «Röbi geht» zeigt. Seine Frau Heidi Demuth Widmer über ihren Schmerz seit Röbis Tod und ihr eigenes Getragensein durch Beziehungen.

Text und Fotos: Mirjam Oertli

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Heidi Demuth Widmer stellt Gläser und eine Karaffe mit Wasser auf den Holztisch. Dann zupft sie ihre Strickjacke zurecht und setzt sich auf das mit buntgemusterten Decken und Kissen belegte Sofa. Das Sofa, die Stube, alles wirkt vertraut, wenn man den Film «Röbi geht» gesehen hat. Nur die Hauptperson des Films, die stets hier sass, fehlt.

«Ich vermisse ihn wahnsinnig», sagt Heidi Demuth Widmer. Im August 2022 ist ihr Mann 77­jährig an Lungenkrebs gestorben. Am «Krebslein», wie Röbi Widmer­Demuth seine Diagnose manchmal fast liebevoll nannte. Nur Monate zuvor hatte man sie ihm eröffnet. Die Prognose: düster. So entschied er mit seiner Frau, auf Therapien zu verzichten und die bleibende Zeit möglichst mit Lebensqualität zu füllen.

Die innere Kraft, mit der Röbi sein Todesurteil annahm, beeindruckte einen seiner Bekannten, den Filmemacher Christian Labhart, tief. In CoRegie mit seiner Partnerin Heidi Schmid, die die Kamera führte, hat Labhart die letzten Monate des 77­jährigen Wetzikers einfühlsam filmisch begleitet und mit «Röbi geht» ein berührendes Porträt geschaffen.

«Er fehlt gewaltig»

Die bunten Decken und Kissen, die Bilder, die an der Wand über dem Sofa hängen: Alles ist noch genau so arrangiert, wie man es aus «Röbi geht» kennt. Ja, sie finde den Film wunderbar, sagt Heidi Demuth Widmer. Es falle ihr aber schwer, ihn zu schauen. «Da siehst du eineinhalb Stunden deinen Geliebten gross vor dir auf der Leinwand. Dabei ist er gar nicht mehr da.»

Auch schon habe sie sich gefragt, ob sie wieder zusagen würde zum Dreh, nun da sie um die Heftigkeit ihrer Gefühle beim Anschauen wisse. Sie nimmt ein Taschentuch. «Ich bin ein wenig erkältet.» Aber ja, natürlich würde sie wieder Ja sagen. «Röbi hat so vieles erlebt und gemacht.» Sie lacht. «Er war so ein Spinner. Aber auf so eine gute Art. Das musste man einfach festhalten.»

Was ihr schon in den Monaten vor Röbis Tod geholfen hat, trägt sie auch jetzt über schlimme Momente hinweg: Immer nur ans Heute denken. «Aber er fehlt gewaltig und es tut grauenhaft weh.» Ja, sie lebe weiter, finde das Leben zeitweise auch sehr schön. «Aber es würde mir nichts ausmachen, von heute auf morgen zu gehen.» Das Leben mit Röbi sei so gut gewesen. Besser könne es gar nicht mehr werden.

Es Glas uf d Liebi

«Es Glas uf d Liebi u eis ufds voue Läbe» singt Büne Huber im Film. Es ist eine der stärksten Szenen, wenn Röbi und Heidi, so zaghaft wie innig, zum Patent ­ Ochsner­ Song «Für immer uf di»

tanzen. Nur knapp ist dabei die Unausweichlichkeit des nahen Endes ertragbar. Und nur deshalb, weil da auch diese enorme Dankbarkeit für die Fülle an gemeinsam Erlebtem mitschwingt.

Liebe und ein volles Leben – ein Songtext wie geschrieben für Röbi und Heidi. Sie, die als erste Mitarbeiterin von Pfarrer Ernst Sieber in den 1960ern und 70ern in dessen «Obdachlosen­Bunker» am Zürcher Helvetiaplatz für Menschen am Rand der Gesellschaft eintrat. Und er, der über 35 Jahre lang den «Suneboge» leitete, die Nachfolgeorganisation des Bunkers. Bei der Arbeit im Bunker lernten sie sich kennen – und verbrachten ihr Leben bald gemeinsam.

«Röbi liebte die Menschen», sagt seine Frau. «Und er begegnete ihnen frei von Vorurteilen.» Das sei im Umgang mit Obdachlosen so gewesen. Und es war, was er auch sonst suchte. Ein solidarisches Miteinander, ein gemeinschaftliches Leben in Freundschaft, das schien für ihn, aber auch für Heidi, wie die Luft zum Atmen zu sein.

Freundschaft, die Jahrzehnte überdauerte «Claudia, nimmst du auch Wasser?» Heidi Demuth Widmer begrüsst ihre Nachbarin, die in die Stube getreten ist. «Wenn wir von Freundschaften sprechen, gehört Claudia dazu.» Ihr sei es auch zu verdanken, dass Röbi bis zuletzt daheimbleiben konnte.

Claudia Landerer war Röbis Hausärztin, aber auch langjährige Freundin von Heidi und Röbi. Vor über vierzig Jahren war sie mit ihrer damaligen WG in den oberen Stock von deren Wetziker Haus nahe dem Robenhauser Ried gezogen. Röbi und Heidi hatten es wenige Jahre zuvor, nach der Heirat und um die Zeit der Geburten ihrer beiden Söhne, entdeckt und mit dem Ziel einer Hausgemeinschaft umgebaut.

Zusammen füllten sie diese schnell mit Leben. «Wir haben oft gemeinsam gegessen und viel unternommen», sagt Landerer. Als sie ebenfalls Söhne bekam, wuchsen die Kinder wie Geschwister auf. Auch dass man sich politisch entsprach, zusammen auf Demos ging, Feste feierte und sich für Tempo 30 im Quartier einsetzte, liess eine Freundschaft entstehen, die die Jahrzehnte überdauert hat.

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>> LEBENS ART Foto Seite 23: Kosmos Film
Röbi Widmer (hier zusammen mit Hündin Naira), liebte die Menschen, die Tiere, das Leben.

«Unsere Freundschaft wurde in diesen Monaten noch tiefer»: Heidi Demuth Widmer und Claudia Landerer.

Akzeptanz des Unabänderlichen

«Für die alteingesessene Dorfgemeinschaft waren wir anfangs fremd, fast bedrohlich», so Demuth Widmer. Doch die Ablehnung habe sich durch die tägliche Begegnung gelegt, mehr und mehr seien sie akzeptiert worden. Als vis­à­vis drei Flarzhäuser zum Verkauf standen, gründeten sie mit Freundinnen, Freunden und Interessierten eine Wohngenossenschaft und bauten die Häuser zu Genossenschaftswohnungen für drei Familien aus. Auch gab es bald Nachbarschaftszmorge, Kinoabende und Quartierfeste. So sei über die Jahre ein offeneres Leben entstanden. Und ein Miteinander, das Heidi Demuth Widmer heute als unglaublich tragend beschreibt.

Die treibende Kraft dahinter: oft Röbi. Ja, er habe Menschen gerngehabt, das Gemeinschaftliche gepflegt, Besuche geliebt – auch nach der Diagnose und bis zuletzt. «Röbi hatte wahnsinnig Freude daran, mit den Leuten auf dem Sofa zu sitzen und zu reden. Meist war er es, der seine Freunde tröstete. Man sieht es auch im Film. Aber er hat viel Kraft aus diesen Begegnungen gezogen.»

Röbis Akzeptanz des Unabänderlichen sei aussergewöhnlich gewesen, sagt Claudia Landerer. Die heute pensionierte Ärztin hat öfters Menschen palliativ begleitet. Ihre Doppelrolle bei Röbi, als Freundin und Ärztin, sei in der Hausarztmedizin nicht ungewöhnlich. «Unsere Freundschaft wurde in diesen letzten Monaten noch tiefer.» Ebenso jene zu Heidi. Jetzt noch umso mehr. «Ja, das stimmt», sagt diese. «Claudia schaut auch etwas nach mir. Das macht mich dankbar und gibt mir Sicherheit.»

Gefühl des Aufgehobenseins

Röbis Frau hat um dessen aussichtslose Diagnose gewusst, hat oft mit ihrer Freundin, der Hausärztin, darüber gesprochen, hat gesehen, wie ihr Mann immer magerer wurde. Dennoch habe sie die Hoffnung bis zum letzten Tag nicht aufgegeben. «Du bist aber über die Zeit stärker geworden», sagt Landerer. Es habe auch Röbi gutgetan, dies zu spüren. Zu wissen, dass Heidi es ohne ihn schaffe.

«Er wäre so gern geblieben», sagt Heidi Demuth Widmer. Und doch sah er ihm gefasst entgegen, dem «Bruder Tod», wie er ihn nannte. Getragen von Familie und Freunden habe er abseits einer Religion ein Urvertrauen gespürt, ein Gefühl des Aufgehobenseins. «Auch in der Natur. Nach Spaziergängen mit dem Hund sagte er manchmal: ‹Ich habe die Natur direkt in mir gespürt›.» Wenige Stunden vor seinem Tod habe ihn der Palliativarzt

gefragt: «Wo gehen Sie jetzt hin, Herr Widmer?» Sie hält inne. «Und er hat geantwortet: ‹Ich gehe dorthin, wo auf mich gewartet wird›.»

Räume voller Erinnerungen

Geblieben sind Heidi Demuth Widmer der Schmerz, aber auch Dankbarkeit für die Fülle des gemeinsamen Lebens. Und ein Haus voller Erinnerungen. Eines der Zimmerchen – «Röbis ‹Büecherwürmli›» – ist bis an die Decke gefüllt mit Fundstücken, Kuriositäten und Büchern des passionierten Sammlers. «Er hat immer genau gewusst, was wo ist.» Sie selbst wisse dies heute von vielem nicht. «Oft denke ich, warum habe ich nicht gefragt? Aber jetzt, nach seinem Tod, fehlt mir so viel, dass mich ein unauffindbarer Schlüssel zu einem Schrank nicht aufregen kann.»

Geblieben ist ihr auch Naira, die Hündin mit den lieben Augen und dem Wuschelfell. Demuth Widmer holt ein Blatt, auf dem eine Tabelle mit handgeschrieben eingefügten Namen zu sehen ist. «Hier steht, wann Naira wo ist.» Wegen ihrer Gehbehinderung sorge sie sich, dass sie dem Tier nicht gerecht werde. «Inzwischen hütet die halbe Nachbarschaft den Hund», sagt Claudia Landerer. «Und es funktioniert. Das ist das Spezielle an diesem Quartier.»

Noch etwas ist geblieben: das Schild an der Haustüre, ein oranges Papier in einem Sichtmäppli, das auch im Film zu sehen ist: «Wenn Haustüre nicht abgeschlossen: Bitte innecho!» Wolle sie mal allein sein, müsse sie abschliessen, sagt Heidi Demuth Widmer. «Unsere Söhne und ihre Familien, die nah wohnen, das nachbarschaftliche Leben, die Freundschaften … es geht weiter, auch jetzt. Und ich fühle mich sehr getragen.»

Der Film «Röbi geht»

Der Film «Röbi geht» von Heidi Schmid und Christian Labhart feierte am 11. Mai in Schweizer Kinos Premiere. Die Koproduktion mit dem Schweizer Fernsehen SRF, der Stadt Wetzikon und zahlreichen Privaten begleitet den im August 2022 an Lungenkrebs verstorbenen Wetziker Robert WidmerDemuth auf seinen letzten Lebensmonaten.

«Ein Film über Zweifel und Hoffnungen eines mutigen Menschen, der dem ‹Bruder Tod› in die Augen schaut und dabei das Leben feiert.» (Swiss Films)

Für die genauen Kinodaten: roebigeht.ch

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25 Jahre Dienstleistungscenter

Winterthur und Weinland

Seit einem Vierteljahrhundert setzen sich Mitarbeitende des Dienstleistungscenters und Freiwillige aus der Region für die Anliegen älterer Menschen aus Winterthur sowie den umliegenden Gemeinden ein.

Winterthur spielt in der Geschichte von Pro Senectute von jeher eine wichtige Rolle. So ist das Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland (DC WU) nicht nur stolz darauf, dass die heute schweizweit tätige Stiftung Pro Senectute 1917 in Winterthur gegründet wurde, sondern auch darauf, dass es zu einem wichtigen und verlässlichen Partner für ältere Menschen sowie deren Angehörige in der Region geworden ist. Das DC WU berät und unterstützt jährlich mehr als 2000 Seniorinnen und Senioren und ist für 39 Gemeinden zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden.

Eine erste kleine Zweigstelle in Winterthur gründete Pro Senectute bereits Mitte der 1980er Jahre. Lediglich ein Mitarbeiter für Sozialberatung

Jubiläumsanlass:

Feiern Sie mit uns!

Es erwartet Sie ein abwechslungsreiches Programm: Versuchen Sie Ihr Glück am Glücksrad, lernen Sie auf spielerische Art unsere Dienstleistungen kennen oder lassen Sie sich im Café Sozial auf Begegnungen und Gespräche ein. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Mittwoch, 31. Mai 2023, 11–16 Uhr Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland, Lagerhausstrasse, 8400 Winterthur

und einer für Gemeinwesenberatung waren verantwortlich für die Ortsvertretungen und Projekte in Winterthur und der umliegenden Region. Noch immer besteht eines dieser Projekte («Senioren für Senioren») als festes selbstorganisiertes Angebot in der Stadt.

Von der kleinen Zweigstelle zum Dienstleistungscenter der Region Da sich die Aufgabenpalette ständig erweiterte, eröffnete Pro Senectute 1998 an der Brühlgartenstrasse schliesslich eine grosse Zweigstelle, die verschiedene Dienstleistungen für ältere Menschen anbot – die Geburtsstunde des Dienstleistungscenters Winterthur und Weinland.

Seit der Eröffnung 1998 und dem Umzug an den derzeitigen Standort an der Lagerhausstrasse im Jahr 2016 hat

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Foto: PSZH
Ein motiviertes Team kümmert sich im Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland um die Anliegen älterer Menschen.
Info

sich einiges verändert. Heute kommen täglich mehrere spontane Besucherinnen und Besucher ins Dienstleistungscenter, um einen Docupass zu kaufen, ihre Steuerunterlagen persönlich vorbeizubringen oder sich bei den Empfangsmitarbeitenden über das Angebot von Pro Senectute Kanton Zürich informieren zu lassen.

2007 kam es nach einer Volksabstimmung zu einer Leistungsvereinbarung mit der Stadt Winterthur für die grundsätzliche Übernahme der Sozialberatung, Rentenverwaltung, den Treffpunkt Königshof und einen Besuchsdienst. Zusätzlich wurde auch eine Leistungsvereinbarung für «Generationen im Klassenzimmer» mit Winterthur abgeschlossen. Heute unterstützen über 70 Freiwillige Lehrpersonen im Schulalltag und arbeiten eng mit den Schulen zusammen. Dieses generationenübergreifende Angebot nutzen inzwischen mehr als die Hälfte der Gemeinden in der Region – für alle Beteiligten eine Bereicherung.

Das ganze Jahr über gefragt Für die 24 festangestellten Mitarbeitenden und rund 700 regionalen Freiwilligen gibt es das ganze Jahr über viel zu tun. Während draussen im Januar das Wetter noch ungemütlich ist, ist im DC WU bereits einiges los. Die Kontoabschlüsse der Ortsvertretungen, die Jahresrechnungen im Treuhanddienst oder die Vorbereitungen im Steuererklärungsdienst halten das Team auf Trab. «Es gibt keine Zeit, das neue Jahr langsam zu begrüssen. Viele Kundinnen und Kunden haben sich über die Festtage vorgenommen, ihre Angelegenheiten in Angriff zu nehmen. Die Sozialberatung ist in dieser Zeit gefragt wie nie zuvor», erzählt Christiane von Kloeden, Leiterin des DC WU.

Wenn im Februar die Steuerämter ihre Post verschicken, herrscht bei den Freiwilligen des Steuererklärungsdienstes Hochbetrieb. Im Frühling schwärmen die Mitarbeitenden dann aus, um die regionalen Ortsvertretungstreffen zu veranstalten – eine wichtige Informations­ und Austauschplattform für die Freiwilligen. Auch in anderen Bereichen wie dem Treuhanddienst oder dem Besuchsdienst treffen sich die

Freiwilligengruppen zum Austausch. Ein Sommerloch kennt das DC WU nicht. Nebst den vielen täglichen Beratungen und Unterstützungsgesuchen finden zahlreiche Informationsanlässe und Schulungen statt.

Vernetzung und Zusammenarbeit sind das A und O Pro Senectute Kanton Zürich arbeitet eng mit der Stadt Winterthur und anderen Institutionen zusammen, um Informationsangebote und Beratungen rund ums Alter anzubieten. Das DC WU weiss um die Wichtigkeit von Netzwerken und pflegt einen regelmässigen Austausch mit den Gemeinden, anderen Organisationen und Sozialdiensten. Dank dieser Zusammenarbeit kann das DC WU eine breite Palette an Dienstleistungen anbieten und den älteren Menschen in der Region über den ganzen Altersverlauf zur Seite stehen, was zunehmend wichtiger wird. Denn die Bevölkerung in der Schweiz wächst und gleichzeitig altert sie – die Babyboomer sind in die Jahre gekommen. Im Kanton Zürich sind 17% der Bevölkerung älter als 65 Jahre und diese Zahl wird in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Veränderungen stark ansteigen. In dieser Altersgruppe wird bis ins Jahr 2035 eine Zunahme von 35% auf 358 000 erwartet. Insbesondere die Anzahl der über 80 ­Jährigen wird stark wachsen. Hier rechnet man mit einer Erhöhung von 51% auf 116 055 bis 2035. In der Region Winterthur und Weinland wird mit einem Anstieg von 42% einer der grössten Zuwächse bei den über 65 ­Jährigen vorausgesagt. Allein in der Stadt Winterthur werden im Jahr 2040 voraussichtlich über 25 000 Personen 65 Jahre oder älter sein, davon 8600 über 80.

In Anbetracht dieser demografischen Entwicklung wird das Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland auch in Zukunft eine bedeutende Anlaufstelle für Fragen rund ums Alter sein. Wir gratulieren zum 25 ­JahreJubiläum und danken dem gesamten Team und den Freiwilligen für das grosse Engagement und die Unterstützung, die sie tagtäglich leisten.

Christiane von Kloeden arbeitet seit über 30 Jahren bei Pro Senectute Kanton Zürich und kennt als Bereichsleiterin das Dienstleistungscenter Winterthur und Weinland seit seiner Geburtsstunde.

Was sind die prägendsten Entwicklungen in den vergangenen 25 Jahren und welche Herausforderungen stellen sich heute?

Die Digitalisierung ist Gewinn und Herausforderung zugleich. Einerseits kommen wir alle schneller zu Informationen, sind besser erreichbar und dokumentieren alles besser. 1990, während meines Praktikums in der Sozialberatung, musste ich erst mal Informationsmaterial über all die Unterstützungsangebote und Aktualitäten zusammensuchen. Heute google ich während der Zugfahrt, um mich zu informieren. Andererseits macht es genau diese Entwicklung für einige ältere Menschen schwierig, sich orientieren zu können. Hier unterstützen wir gezielt.

Was macht die tägliche Arbeit im DC interessant?

Es sind die vielen kleinen Erfolge, die uns motivieren. Ein Blick in die Arbeit unseres Treuhanddienstes zeigt, wie wichtig es ist, auch im Alltag abgesichert zu sein. So unterstützten wir beispielsweise eine verwitwete Kundin bei finanziellen und administrativen Herausforderungen und minderten damit ihre Sorgen. Dies ist nur möglich dank der Hilfe eines Freiwilligen, ein ehemaliger Pilot im Ruhestand. Inzwischen hat sich zwischen den beiden eine freundschaftliche Beziehung entwickelt. Die Frau kann in ihrer Wohnung bleiben und wieder gut schlafen. Am Ende des Tages geht es genau darum: die Kundinnen und Kunden individuell zu unterstützen, damit sie sich gut aufgehoben fühlen und ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen können.

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Nordic Walking bietet die Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und gemeinsam etwas zu unternehmen.

Vom Wandern und von Freundschaften

Sport und Bewegung hält nicht nur fit und mobil, sondern macht auch glücklich und zufrieden. Davon ist Raphael Berweger, Bereichsleiter Bewegung und Sport bei Pro Senectute Kanton Zürich, überzeugt. Im Interview spricht er über die Bedeutung von Sport im Alter und verrät, was die beliebteste Sportart ist.

Text: Julie Freudiger Bild: ©KEYSTONE / Yves Leresche

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Fotos: PSZH

Wir wissen es ja eigentlich alle: Sport ist gesund. Warum gilt das besonders im Alter?

Raphael Berweger: Der Spruch «Use it or lose it» bringt es auf den Punkt: Was wir nicht nutzen, verlieren wir. Der Körper baut die Muskeln ab, die nie gebraucht werden. Dasselbe gilt für Balance und Beweglichkeit. Sport verlangsamt also den Alterungsprozess. Ausserdem verbessert Bewegung die Durchblutung von Gehirn und Körper, baut Stress ab, beugt Depressionen vor und hilft, Übergewicht zu reduzieren. Aber nicht nur das. Sport bietet die Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und gemeinsam etwas zu unternehmen. Kurz: Durch Sport ist man zufriedener, glücklicher und fitter.

Wie anstrengend sollte das Training sein, um von diesen Effekten zu profitieren?

Laut den Bewegungsempfehlungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sollten sich ältere Menschen entweder zweieinhalb Stunden pro Woche mit einer mittleren Intensität bewegen –etwa mit Laufen, Gartenarbeit oder anderen Alltagsaktivitäten. Oder sie bewegen sich 75 Minuten mit einer höheren Intensität etwa im Fitness oder beim Velofahren. Wenn man bedenkt, dass eine Woche rund 10 000 Minuten hat, sind 150 Minuten bei mittlerer oder 75 Minuten bei hoher Intensität für alle gut machbar.

Wie fit muss man sein, um bei den Sportkursen von Pro Senectute Kanton Zürich mitzuhalten? Oder ist eine sportliche Person unterfordert? Wir haben für alle etwas. Eine Person, die eine mehrstündige Velotour sucht, wird bei uns ebenso etwas finden wie jemand, der eine sanfte Mobilisierung benötigt. Denn wir bieten nicht nur viele verschiedene Bewegungsangebote an, sondern teilen in einigen Sportarten, wie beispielsweise beim Fitness, die Kurse in leicht, vital und sportlich ein. Leichte Kurse sind für Seniorinnen und Senioren, die wenig mobil sind. Vital­Angebote sind machbar für Menschen, die sich bereits regelmässig bewegen, und die sportlichen Kurse richten sich an fitte Menschen.

Was ist mit Menschen, welche sturzgefährdet sind?

Das ist uns ein grosses Anliegen. Jährlich stürzen in der Schweiz rund 90 000 Menschen in der Altersgruppe 65plus. Pro Senectute bietet einen Sturzpräventionskurs an mit Übungen für die Koordination und das Gleichgewicht. Für Menschen, die das Haus nicht mehr verlassen können oder nach einem Unfall körperlich unsicher sind, haben wir zudem das Angebot «DomiGym» entwickelt. Dieses Mobilitätstraining findet bei den Betroffenen zu Hause statt. Es erhöht die Beweglichkeit und Kraft sowie den Gleichgewichtssinn und ermöglicht vulnerablen Menschen, möglichst lange zu Hause zu leben. Bestenfalls können sie danach auch wieder einen unserer leichten Kurse besuchen. Wobei es sich lohnt, früh genug mit spezifischem Koordinations ­ , Gleichgewichts ­ und Krafttraining zu starten – nicht erst, wenn man bereits sturzgefährdet ist. Dennoch: Es ist nie zu spät anzufangen.

das der Schweizer Volkssport schlechthin. An Wanderungen nehmen oft über 30 Personen teil. Einzigartig ist unser Tanzprogramm Everdance®, das wir zusammen mit Monika Bühlmann entwickelt haben. Everdance® ist eine Kombination aus Tänzen wie Salsa, Rumba, Rock ’n’ Roll und Tango, wobei man ohne Partner in der Gruppe tanzt. Dadurch können alle unabhängig von ihrem Level in einer Klasse mitmachen. Auch besonders sind unsere Sportwochen: Zweimal jährlich bieten wir eine Skiwoche an, einmal eine Sommersportwoche.

Beim Sport geht es ja nicht nur um die Bewegung, sondern man lernt auch neue Leute kennen.

Mit Gleichgesinnten etwas zu unternehmen, ist eine wichtige Motivation. Immer wieder ergeben sich Bekanntschaften, die über das Sportangebot hinausgehen. Bei einer unserer Fitnessgruppen zum Beispiel ist seit Jahren das «Käffele» nach dem Training ein fester Bestandteil und mindestens so wichtig wie die Bewegung selbst. Durch die regelmässigen Treffen haben sich Freundschaften entwickelt. Ich bin sicher, dass durch unsere Sportangebote noch viele Dinge entstehen, von denen ich nichts weiss (lacht). Bestimmt organisieren einzelne Gruppen untereinander auch mal Jassabende oder Ausflüge.

Welche Kurse eignen sich besonders, um neue Leute kennenzulernen?

Welche Sportarten bietet Pro Senectute Kanton Zürich konkret an?

Unser Angebot ist sehr vielfältig und breit. Bei den Outdoor­Sportarten können Sie beispielsweise Velofahren, Wandern, Nordic Walking und im Winter Schneeschuhlaufen auswählen. Auch Indoor­Sportkurse gibt es viele: von Aqua­Fitness über Minitrampolin und Gymnastik bis zu internationalen Tänzen und Tennis. Auch Yoga, Pilates, Tai­Chi und Qi Gong sind sehr gefragt.

Was sind die beliebtesten und aussergewöhnlichsten Sportangebote?

Das meistgefragte Angebot ist, wenig überraschend, Wandern. Schliesslich ist

Wer schnell in Kontakt mit anderen kommen möchte, dem empfehle ich Wandern, Schneeschuhlaufen oder Velofahren. Da die Gruppen einen halben bis einen ganzen Tag unterwegs sind, kommt man automatisch miteinander ins Gespräch. Seien Sie offen und getrauen Sie sich. Für jeden Kurs gilt: Es sind alle Menschen willkommen.

Sportkurse gehen oft ins Geld. Mit welchen Kosten muss man rechnen? Unsere Angebote sind günstig, denn Geld sollte keine Hürde sein. Beispielsweise kosten Fitness­ und Gymnastikkurse mit einem Jahresabo pro Lektion Fr. 7.90, Nordic­Walking­Kurse Fr. 6.50. Andere Angebote wie Yoga

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«Bei einer unserer Fitnessgruppen ist zum Beispiel seit Jahren das ‹Käffele› nach dem Training ein fester Bestandteil und mindestens so wichtig wie die Bewegung selbst.»
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Raphael Berweger

sind mit Fr. 17.– pro Lektion etwas teurer, aber immer noch unter dem Marktpreis. Wir finden, Sport ist für alle da.

Pro Senectute bildet Sportleiterinnen und Sportleiter aus. Was muss jemand mitbringen für diese Tätigkeit? Vor allem Freude und Offenheit. Daneben eine regelmässige Betätigung in der betreffenden Sportart, Erste­HilfeKenntnisse, Verantwortungsbewusstsein sowie Talent, anzuleiten und die Teilnehmenden zu motivieren. Die Ausbildungen dauern zwischen 12 Tage für Everdance ® und 6 bis 7 Tage für Aqua­Fitness, Fitness und Gymnastik, Nordic Walking sowie internationale Tänze. Für Yoga, Pilates, Qi Gong und Tai­Chi benötigt es eine abgeschlossene Ausbildung.

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Raphael Berweger ist Bereichsleiter Bewegung und Sport und seit 2016 bei Pro Senectute Zürich tätig. Nach einer kaufmännischen Lehre studierte er in Magglingen Sport und spielte bis vor Kurzem Unihockey im Nationalliga-AVerein UHC Uster.

So melden

Sie sich an Weiterführende Informationen zu den regionalen Sportangeboten sowie die Anmeldung für die Kurse finden Sie ausgeschrieben in den sieben regionalen Dienstleistungsstellen wie auch in der Beilage «Aktiv» des Magazins «Visit» von Pro Senectute Kanton Zürich. Oder ganz einfach und unkompliziert auf pszh.ch/sport

«Ich habe Pro Senectute in meinem Testament berücksichtigt, damit auch andere Menschen im Alter ein selbstbestimmtes, glückliches Leben führen können.»

Mit Ihrem Vermächtnis ermöglichen Sie uns, Seniorinnen und Senioren im Kanton Zürich zur Seite zu stehen. www.pszh.ch/testament

LEBENS ART
www.pszh.ch
Info

Medientipps Ausgewählt von der ZHAW Hochschulbibliothek

Bücher

Vom Glück der Freundschaft. Wilhelm Schmid. Berlin: Insel Verlag, 2014.

Die freundschaftliche Beziehung stellt für viele ein schönes Ideal dar und kann auch wirklich viel Glück und Sinn für die Freunde mit sich bringen. Aber sie bedarf der Pflege. Das Buch des Philosophen Wilhelm Schmid soll helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden: Was bedeutet Freundschaft für mich? Wie kann ich die Probleme bewältigen, die in der besten Freundschaft vorkommen können? Und wie kann ich zur Selbstfreundschaft finden?

Irgendwo ein Ende: Vom guten Leben im Alter. Diana Athill. Berlin: Ullstein, 2010.

Diana Athill ist 92 und die Grande Dame der britischen Verlagsbranche.

In ihrem Buch denkt sie über die Bedeutung langjähriger Freundschaften nach, setzt sich mit Religion auseinander und spricht über Liebe und Sex im Alter. Das alles tut sie mit grosser Offenheit und Ehrlichkeit, viel britischem Humor und erstaunlich unsentimental.

Ich komme mit: Roman. Angelika Waldis. München: Wunderraum, 2018.

Seit 42 Jahren wohnt Vita in dem Haus in der Torstrasse 6. Für den Studenten

Lazy ist Vita nur die Alte von oben, denn Lazy hat ausschliesslich Augen für seine Freundin Elsie. Doch so plötzlich, wie die Liebe kam, kommt die Krankheit. Sie verscheucht Elsie und die Zukunft. Im Treppenhaus liest Vita den mageren, erschöpften Lazy auf, nimmt ihn zu sich und päppelt ihn mit Wurstbroten wieder auf. Eine ungewöhnliche, lustige und seltsam innige Freundschaft entsteht und beide begeben sich auf eine verrückte letzte Reise.

Tito Bonito und die Sache mit dem Glück. Matilda Woods. Hamburg: Dressler Verlag, 2018.

Alberto, ein einsamer Sargschreiner, lebt in dem kleinen Städtchen Allora. Nicht ganz zufällig trifft er auf Tito, einen mysteriösen Jungen, der auf der Flucht vor seinem Vater ist. Während die Tage kürzer und kälter werden, bringt Alberto dem Jungen das Tischlern bei – und in seinem Haus blüht Leben auf. Als Titos Vater plötzlich auftaucht, beschliessen Alberto und der Junge zu fliehen, weit weg auf die verzauberte Insel Isola.

Filme

Oma & Bella. Ein Film von Alexa Karolinski. Berlin: Salzberger & Co. Medien, 2013.

Regina Karolinski und Bella Katz haben eine besondere Wohngemeinschaft in Berlin-Charlottenburg: Die beiden jüdischen Frauen haben den Holocaust überlebt, sich in der Nachkriegszeit ein neues Leben aufgebaut, ihre Männer verloren und dann eine gemeinsame Leidenschaft entdeckt – das Kochen. In ihrer Charlottenburger Wohnung bleibt die jiddische Küche lebendig. Reginas Enkelin, die Filmemacherin Alexa Karolinski, begleitet die Freundinnen durch ihren Alltag, lauscht ihren Gesprächen über Identität, Zusammenhalt und Heimat.

Usfahrt Oerlike: Ein Film von Paul Riniker. Zürich: Frenetic Films, 2015. Wenn Hans (Jörg Schneider) zurückblickt, muss er sagen: Das war ein gutes Leben! Er hat die Welt gesehen, sein Martheli geliebt und ja, zwei, drei Dinge sind schiefgelaufen. Aber darüber muss man nicht reden. Und jetzt? Seit zwei Jahren ist Martha tot, er kann den Alltag kaum noch bewältigen und von einem Besuch beim Tierarzt kommt sein geliebter Hund Miller nicht mehr nach Hause zurück. Er möchte sterben. Aber darüber spricht man nicht. Oder bestenfalls mit Willi (Mathias Gnädinger), seinem Freund. Ihm vertraut er, ihn betrachtet er als seinen Verbündeten, der ihm helfen soll, seinen Plan umzusetzen. Willi, der wahre Freund, der zu ihm hält bis zum Schluss.

Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. Ein Film von François Dupeyron. München: Universum, 2004.

Monsieur Ibrahim (Omar Sharif) betreibt ein kleines Geschäft, das die tägliche Anlaufstelle für den jungen Moses ist. Aus den wenigen Sätzen, die die beiden anfangs wechseln, werden bald tiefsinnige Gespräche über das Leben. Monsieur Ibrahim steht dem jungen Moses bei den ersten wesentlichen Lebenserfahrungen bei. Er sensibilisiert für Freuden des Alltags, offenbart das Geheimnis des Lächelns und erklärt, warum man nur das behalten kann, was man verschenkt.

Alle vorgestellten Medien können in der ZHAW Hochschulbibliothek ausgeliehen werden. Tel. 058 934 75 00 winterthur.hsb@zhaw.ch zhaw.ch/hsb/gerontologie

LEBENS ART 31
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Für alle jeweils ein wichtiger Tag: Im Gartenhaus von Stefano Merola wird Sugo für ein ganzes Jahr produziert.

«Hier ist es manchmal fast wie in Italien»

Wenn einmal im Jahr im Schrebergarten von Stefano 200 Kilogramm Tomaten zu Sugo verarbeitet werden, geht es nicht nur um den Vorrat. Es geht auch um Freundschaft, um Heimweh und um Sehnsucht.

Text: Stephanie Elmer Fotos: Gabi Vogt

Ein Samstag im Spätsommer, der Morgen ist noch dunkel. Regen ist durch die Nacht gezogen, letzte Nebelschwaden erzählen davon. Es ist kurz vor sechs, als das Licht im Garten von Stefano am Rand der Stadt Luzern angeht. Heute ist ein wichtiger Tag im Gartenjahr, vielleicht der wichtigste.

An diesem Samstag kommt nicht nur Stefano früh in den Garten, sondern auch seine Frau, Ursula. Sie ist sonst eher selten hier. Auch Domenico und Anna kommen. Und Luigi und Rosa. Bruno ist ebenfalls mit dabei und Mario, dessen Sohn. Stefano scherzt: «Je früher wir beginnen, desto mehr Zeit haben wir fürs Essen und Trinken.» Heute wird Sugo gemacht. Für die Familie. Für die Familien der Kinder. Für die Freunde. Für das ganze Jahr.

Jeder hat seine Rezeptur

Eine Woche zuvor haben schon Domenico und Anna Sugo gemacht. Auch da sind alle gekommen, um zu helfen. Jeder hat seine eigene Rezeptur und seine eigenen Hilfsmittel. Manchmal werden ein paar Blätter Basilikum beigegeben. Anna und Domenico haben eine neue Presse, eine elektronische, die sie aus Sizilien mitgebracht haben. Stefano dreht die Maschine von Hand, um die Tomaten zu pressen. Auch er hat sein Gerät in Italien gekauft, zusammen mit Bruno, seinem Freund und Gartennachbarn.

Auf dem Feuer, das in einer rostigen Tonne brennt, kochen die Tomaten im grossen, schweren Topf. Luigi schaut, dass das Feuer nicht erlischt. Rund 200 Kilogramm Tomaten werden eingekocht; vom Garten stammt nur ein kleiner Teil, der Rest wird beim Gemüsehändler dazugekauft. Schliesslich muss es genug Sugo geben. Für die Familie, die Familien der Kinder, für die Freunde – und das ein ganzes Jahr lang.

Das Feuer wärmt, während der Tag sich gemächlich sein Licht holt. Luigi rührt mit der

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Flinke Hände schneiden die vielen Tomaten, Stefano rührt den Kochtopf auf dem Holzfeuer.

Gesprochen wird nicht viel, nur das Nötigste. Manchmal Italienisch, manchmal Deutsch.

grossen Holzkelle im Tomatensud. Die anderen Heinzelmännchen schneiden die Tomaten in jeweils vier Teile. Sie bringen Flaschen und Deckel, extra mitgebracht aus Italien. Stefano holt den Karton mit der Tomatenpresse und beginnt sie zusammenzusetzen. Mario hat frische Gipfeli dabei und legt sie auf den kleinen Tisch. Und für einen kurzen Moment verwebt sich der Tomatenduft mit dem Kaffeegeruch aus der Mokkamaschine.

Eingespieltes Team

Dann geht die Arbeit weiter. Die Tomatensauce sprudelt, Holz wird nachgelegt und der Sud mit einem grossen Sieb in einen neuen Kessel geschöpft; der Sugo soll nicht wässrig werden. Mit jeder Drehung läuft mehr Saft in den Kessel. Gesprochen wird nicht viel, nur das Nötigste. Manchmal Italienisch, manchmal Deutsch. Dann und wann wird gelacht.

Das Team, das an diesem Samstagmorgen zusammenkommt, ist eingespielt; jeder weiss, was zu tun ist. Ist der letzte Kessel gekocht, wird der Sugo abgefüllt und Rosa verschliesst die Flaschen. Was einfach und alltäglich aussieht, ist für die Hände grosse Arbeit. Weil es so viele Flaschen sind. Und weil es wichtig ist, dass diese richtig verschlossen sind. Die Holzkisten mit den Tomatenflaschen füllen sich. Luigi wird nachsichtiger mit dem Holzfeuer. Die letzten Kessel leeren sich.

Die Sonne macht wieder den Regenwolken Platz. Gartenleute kommen und gehen. Mario, ein weiterer Freund von Stefano, bleibt. In der Küche des Gartenhauses, das Stefano selber gebaut hat, öffnet er Sugo vom letzten Jahr. Er rüstet behutsam Pilze, die er im Wald gesammelt hat; fast verschwinden sie in seinen grossen Händen. Im Hintergrund läuft das Radio, so leise, dass die Musik verschluckt wird von italienischen und deutschen

Gesprächsfetzen, die sich ins Häuschen verirren. Während das Feuer unter dem Sugo­Topf langsam in Glut übergeht, legt Mario Holz in den kleinen Baustellen­Ofen, der draussen steht, unter der Laube aus Trauben und Schoscho. «Schoscho», nennen sie die Chayote, die aussieht wie eine Zucchetti in Avocadoform. Rosa hatte eine solche einst von einem Bekannten erhalten, und mit den Samen hat sie neue Pflanzen aufgezogen und sie an alle verschenkt, auch an Stefano, der nun selber jeden Herbst zwei Stück der Ernte in den Kühlschrank legt, um im nächsten Frühling wieder neue Pflanzen zu ziehen.

Pasta, Wein und Käse

Der Baustellen ­ Ofen ist klein, der Topf darauf gross. So gross, dass darin Spaghetti für alle gekocht werden können. Das Wasser sprudelt und Mario wechselt zwischen der Tomatensauce im Gartenhaus und dem Spaghettiwasser draussen hin und her. Im Gartenhaus ist es warm, auch wenn der Regen seine feuchten Krallen durch alle Ritzen streckt. Auf dem Tisch stehen dampfende Pasta und Wein in etikettenloser Flasche. Stefano hat ihn von seinem Bruder aus Salerno mitgebracht. Der Bruder ist Gemüse­ und Früchte bauer. Auch die Pfirsiche sind von ihm, zuckersüss und gross. Stefano legt dazu Käse und Wurst auf den Tisch, die er vom letzten Besuch mitgebracht hat. Und Biscottini. Anna holt ein Glas mit selber in Öl eingelegten Peperoni und dann die Meeresfrüchte aus Kalabrien. Wenn sie mit dem Bus nach Italien reist, nimmt sie die grossen Koffer mit. In einem hat es einen kleinen Kühlschrank aus gefrorenen Elementen. Anna lacht und demonstriert, wie sie die übervollen Koffer schliessen kann. Zwei Gepäckstücke sind auf der Reise im Autobus erlaubt. Alle lachen vielsagend.

«Wenn man in den Garten kommt, ist es manchmal, wie wenn man zu Hause in Italien wäre», hat Stefano ein paar Tage zuvor gesagt und vom Heimweh erzählt, das er hatte, als er als 18 ­Jähriger in

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die Schweiz kam, um auf dem Bau zu arbeiten und die Familie zu Hause zu unterstützen. Gekannt hatte er hier niemanden ausser einem Onkel. Die Sprache klang fremd und kalt und überall lag Schnee. Eigentlich wollte er so schnell wie möglich wieder nach Hause, aber dann lernte er seine Frau kennen und gründete eine Familie. Das war vor über dreissig Jahren.

Aus dem Heimweh wurde Sehnsucht. Vor über zwanzig Jahren übernahm er den Schrebergarten, und seither verbringt er darin jede freie Minute, seit er pensioniert ist sowieso. Oft spielt er im Gartenhaus mit den andern Italienern «Cinque», den italienischen Jass sozusagen. Und manchmal macht er ein Feuer, um Gemüse einzumachen, Peperoni etwa. Dann erzählt er von den Feldern seines Vaters, auf denen er geholfen hat. Von dem Gemüse, den Nüssen, den Oliven, die dort gewachsen sind. Und er erzählt von der Mutter, die Brot und Käse selber gemacht hat.

Ausgelassene Stimmung

Die Regenwolke leert sich erneut, die Luft riecht nach Erde. Die Stimmung in der Hütte ist ausgelassen, man plaudert, lacht, erzählt Anekdoten, schwelgt in Erinnerungen. Ein Arbeitsschritt für den Sugo fehlt noch, und irgendwann steht Stefano auf, um zwei grosse grüne Fässer zu holen. Er stellt sie auf die Tonne mit dem Holzfeuer und füllt sie mit Wasser. Die Flaschen werden behutsam hineingelegt, geschützt mit Tüchern, damit das Glas nicht kaputtgeht, wenn es im siedenden Wasser zu tanzen und springen beginnt. Schliesslich kommt eine Kartoffel rein. Wenn diese weich ist, weiss man, dass kein Holz mehr nachgelegt werden muss und das Feuer erlöschen kann. Dann lässt man den Sugo noch 24 Stunden in der Hitze, die sich nach und nach in Wärme wandelt.

Am nächsten Tag wird Stefano in den Garten kommen. Er nimmt die Flaschen aus dem Wasser und trocknet sie sorgfältig ab. Sie sind bereit, verteilt zu werden.

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Geschichten aus dem Schrebergarten

Die Autorin Stephanie Elmer und die Fotografin Gabi Vogt sind während fast vier Jahren in den Mikrokosmos Schrebergarten eingetaucht. Sie haben vierzehn Gärtnerinnen und Gärtner besucht und sie in Text und Bild porträtiert. Entstanden ist ein Mosaik aus unterschiedlichsten Geschichten. Sie erzählen von Freundschaften, von früher und heute, von Fernweh und Heimweh. Das bildreiche, schön gestaltete Buch zeigt, dass die kleinen grünen Paradiese ein Kulturgut mit ökologischer und sozialer Bedeutung sind.

Stephanie Elmer, Gabi Vogt: Flachs Sugo Tandem – Geschichten aus dem Schrebergarten, edition clandestin. Infos zum Buch und Bestellungen: flachs-sugo-tandem.ch

Stefano (vorne) verbringt jede freie Minute im Garten, besonders gerne im Kreis seiner Freunde.

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Orte der Begegnung: Viel Schönes erleben und Gleichgesinnte treffen

Soziale Beziehungen bereichern das Leben, besonders im Alter. Genau hier setzt Pro Senectute Kanton Zürich an: Die vielen freiwillig Engagierten in den Gemeinden ermöglichen kleine und grössere Aktivitäten und schaffen damit Begegnungsorte.

Text: Sarah Greil

Restaurant oder lassen sich die Mahlzeit zum gemeinsamen Treffpunkt liefern. Nebst den vielen Stammgästen sind immer auch neue und nur sporadische Teilnehmende willkommen. Häufig trifft man sich auch ausserhalb des Mittagstisches für Ausflüge oder zu einer Tasse Kaffee. Gemeinsame Essen sind von jeher ein wichtiges verbindendes Element in unserer Gesellschaft.

Spielnachmittage:

Königshof Winterthur: Treffpunkt für ältere Menschen Ursprünglich war der Königshof die Stadtburg von Winterthur. Heute sind die mitten im Zentrum der Altstadt gelegenen historischen Räume ein beliebter Treffpunkt für ältere Menschen. Hier wird geplaudert, gejasst, gespielt, Kaffee getrunken, in Ruhe Zeitung gelesen oder man fordert sich bei einer Runde Schach heraus. Der Treffpunkt Königshof bietet abwechslungsreiche un entgeltliche Veranstaltungen wie etwa einen Chor, das Erzählcafé oder den Handy­ Stamm sowie vielfältige Kurse, Märchenmorgen oder eine Schreib werkstatt an. Es wird auch viel gelacht im Königshof. Sei dies beim jährlichen Sommerfest

mit Musik, Kaffee und Kuchen oder dank einer Humortrainerin, die in ei

nem Kurs zeigt, wie es sich mit einem Lachen im Gesicht leichter durchs Leben gehen lässt. Pro Senectute Kanton Zürich betreibt den Königshof im Auftrag des Departements Soziales der Stadt Winterthur und bietet älteren Menschen damit einen wichtigen Begegnungsort.

Mittagstische:

Gemeinsam statt alleine essen Grosser Beliebtheit erfreuen sich die Mittagstische oder Tavolatas. Die Möglichkeit für ein Essen in guter Gesellschaft wird sehr geschätzt. Oft nehmen 15 bis 50 Personen teil. Teilweise kocht man selber, andere essen gemütlich im

Spielend neue Kontakte knüpfen In vielen Gemeinden initiieren Ortsvertretungen Spielnachmittage. Bei Kaffee und Kuchen werden Gesellschaftsspiele gespielt oder ein Jass geklopft. Im Vordergrund steht nicht das Gewinnen, sondern die Geselligkeit. «Die Spielnachmittage sind ein fester Bestandteil in vielen Gemeinden und ein beliebter Treffpunkt für ältere Menschen – ein einfaches, aber zentrales Angebot, um Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu fördern», so Renate Csertan, Ortsvertretungsleiterin in der Gemeinde Stadel. Seit 1999 ist sie freiwillig für Pro Senectute Kanton Zürich tätig und dies sehr engagiert und aktiv. Am Herzen liegen ihr auch die Fahrund Begleitdienste, ein ex istenzielles Angebot, um den Seniorinnen und Senioren aus weniger erschlossenen Gebieten die Möglichkeit zu bieten, an Aktivitäten und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dabei spielen die Fahrerinnen und Fahrer eine wichtige Rolle im Austausch und in der Beziehungspflege mit Seniorinnen und Senioren.

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Fotos:
/ ©
PSZH
Pro Senectute

Erzählcafé:

Geschichten, die das Leben schrieb Viele Ortsvertretungen organisieren in ihrer Gemeinde Erzählcafés – von Moderatorinnen geführte Gesprächsrunden, die den Austausch, die Erzählkultur und das Zuhören fördern. In einer gemütlichen Atmosphäre berichten die Teilnehmenden von ihren Lebensgeschichten und Erfahrungen. Der Themenkreis ist so breit wie das Leben selbst. Nach der Erzählrunde sitzen die Teilnehmenden bei Kaffee und Gebäck noch für ein gemütliches Plaudern zusammen. Das Erzählcafé ist für viele zu einem Fixpunkt geworden. Dabei werden auch freundschaftliche Beziehungen möglich. Erzählcafés gibts zum Beispiel in Zürich, Dübendorf, Oberrieden, Wädenswil, Winterthur, Adliswil, Thalwil, Kilchberg und Richterswil.

Sport und Bildung: Miteinander statt alleine Über 480 verschiedene Sport ­ und Bewegungskurse sowie über 170 Kurse für Bildung von Pro Senectute Kanton Zürich bieten zahlreiche Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, Kontakte zu pflegen und in Kleingruppen körperlich und geistig aktiv zu bleiben. Freundschaften entstehen auch unter den Sportleitenden, welche die Sportkurse und ­ gruppen oft schon seit Jahren führen, wie Raphael Berweger im Interview auf Seite 28 erzählt. Für Seniorinnen und Senioren, die sich nicht einer grösseren Gruppe anschliessen möchten und l ieber zu zweit unterwegs sind, organisierte das Dienstleistungscenter Oberland 2022 ein Begegnungszelt an der Züri Oberland Messe (ZOM). Den Besucherinnen und Besuchern der ZOM bot sich die Möglichkeit, neue Menschen mit gleichen Interessen kennenzulernen und ein passendes Gegenüber für die Freizeitgestaltung zu finden – sei es für Sport, Kultur, Spaziergänge oder einfach für ein gemeinsames Essen.

für italienisch sprechende Seniorinnen und Senioren bietet zum Beispiel das von Pro Senectute Kanton Zürich mitinitiierte Vicino Wädenswil – eine Informationsplattform in italienischer Sprache zum Thema Freizeitgestaltung für Menschen ab 60.

Besuchsdienst:

Gesellschaft im eigenen Zuhause

Für einige ältere Menschen ist es nicht mehr möglich, die Wohnung alleine zu verlassen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Freiwillige des Besuchsdienstes von Pro Senectute Kanton Zürich bringen Abwechslung in den Alltag, leisten Gesellschaft, begleiten zum Einkauf und nehmen sich Zeit. Bei Spaziergängen, anregenden Gesprächen oder beim Spielen entwickeln sich zwischen den Freiwilligen und den Seniorinnen und Senioren nicht selten freundschaftliche Beziehungen. «Sie ist inzwischen wie ein Familienmitglied. Deshalb mache ich die Einsätze sehr gerne», erzählt eine Freiwillige des Besuchsdienstes über eine von ihr besuchte Seniorin.

Spaziergänge und Ausflüge:

Gemeinsam unterwegs sein

Es sind vor allem auch die vielen kleinen Angebote, die niederschwellig Kontaktmöglichkeiten bieten, wie etwa die gemeinsamen Spaziergänge, die viele Ortsvertretungen in ihrer Gemeinde organisieren. Hierbei kommt man nicht nur zusammen, um in der Natur unterwegs zu sein, sondern auch, um sich auszutauschen. Häufig wird der Spaziergang mit dem Besuch in einem Restaurant verbunden und man lässt den Nachmittag gemütlich ausklingen. Ebenso werden ein­ oder zweimal pro Jahr eintägige Ausflüge für Seniorinnen und Senioren geplant. Meist führen diese Kurzreisen mit einem Car in eine besondere Landschaft und an einen schönen Ort für ein feines Mittagessen. Oftmals steht auch die Besichtigung einer Sehenswürdigkeit auf dem Programm.

Sprachkurse und Sprachgruppen: Angebote für ältere Menschen Pro Senectute Kanton Zürich fördert Aktivitäten für anderssprachige oder sprachinteressierte Seniorinnen und Senioren. Nebst dem Sprachkursangebot des Bereichs Bildung gibt es lokale Treffpunkte wie etwa die seit 2021 von einer Engländerin geführte Englisch­Konversationsgruppe «English Café» in Herrliberg. Auf Englisch wird über ein Buch oder ein Thema aus dem Leben diskutiert. Eine gesellige Runde für ältere Menschen, die gerne die englische Sprache anwenden und dabei gute Bekanntschaften pflegen möchten. Einen Ort für Austausch und Begegnung

Freiwilliges Engagement: Bereicherung für beide Seiten Über 3000 Freiwillige engagieren sich bei Pro Senectute Kanton Zürich für die ältere Bevölkerung und ermöglichen damit die vielen lokalen Begegnungsangebote in den Gemeinden. Die Freiwilligen selbst profitieren aber auch von ihrer Tätigkeit. Sie lernen neue Menschen kennen und erweitern ihr Beziehungsnetzwerk. «Man lernt viel Neues und interessante Menschen mit spannenden Geschichten kennen. Diese sozialen Kontakte sind für mich sehr wertvoll», erzählt eine Freiwillige des Treu handdienstes. Das Engagement bietet eine abwechslungsreiche und z ufriedenstellende Beschäftigung, gerade auch für die Zeit nach der Pensionierung.

Das breite Angebot von Pro Senectute Kanton Zürich zeigt, dass es nie zu spät ist, Menschen kennenzulernen und soziale Kontakte zu pflegen.

pszh.ch/begegnung

pszh.ch/freiwillig

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Auf der «Storchentour»

Visit hat die Velogruppe Furttal-Regensdorf auf ihrer Eröffnungsrundfahrt im Zürcher Unterland begleitet. Bei sonnigem, aber eiskaltem Wetter wurden 37 Kilometer und etwa 450 Höhenmeter absolviert. Mit Ausnahme eines «Gümmelers» waren alle Teilnehmenden mit E-Bike unterwegs.

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Text und Fotos: Robert Bösiger

Wenn die Reise damit beginnt, dass mein Bike und ich von Sissach nach Zürich HB beim Waggoneingang stehen müssen, weil die für Velos vorgesehene kleine Ecke mit einem Kinderwagen besetzt ist, dann ist es halt so. Die bösen Blicke der ein­ und aussteigenden Fahrgäste muss man aushalten können. Und wenn draussen nur wenige Grad über Null gepaart mit einer fiesen Bise herrschen, so bleibt die Vorfreude im überschaubaren Rahmen.

In Einerkolonne voran

Immerhin scheint die Sonne in Regensdorf, wo ich auf die Velogruppe Furttal­Regensdorf treffe, um sie auf ihrer Eröffnungstour in die Velosaison 2023 zu begleiten. Martin Meier (72), heute Veloleiter der Gruppe, hat bei der bevorstehenden Halbtagestour den Lead; zunächst zeigt er nochmals allen die wichtigsten KommunikationsHandzeichen, die immer von vorne nach hinten «durchgereicht» werden sollen: «Alle Anhalten» (Hand in die Höhe), «Vorsicht Hindernis» (Hand von vorne nach hinten schwenken) – dazu die gängigen Handzeichen beim Abbiegen nach links oder rechts.

Dann steigt Meier aufs Rad – und die gut 20 Velofahrerinnen und ­ fahrer folgen ihm. Vom Bahnhof Regensdorf aus führt der Weg zunächst Richtung Dielsdorf, am Ortsteil Adlikon vorbei. Er wählt wenn immer möglich Velowege, Strassenabschnitte und Wege, auf denen keine Autos verkehren. Wir lassen rechter Hand die kleine Gemeinde Nassenwil liegen. Irgendwo da in der Nähe ist vor gut 23 Jahren eine Maschine der Crossair kurz nach dem Start ab Flughafen Kloten abgestürzt; alle sieben Passagiere und drei Besatzungsmitglieder kamen damals ums Leben.

Dielsdorf, das sich anno 1871 nach langen politischen Querelen von der Gemeinde Regensdorf das Prädikat Bezirkshauptort wegschnappte, bringen wir rasch hinter uns. Schon befinden wir uns auf Gemeindegebiet von Steinmaur. Von weitem erkennen wir die reformierte Kirche. Auf der Turmspitze brütet der Storch. Apropos: Den kleinen Abstecher zur nahen Storchensiedlung lassen wir uns nicht nehmen, um noch mehr Störche beobachten zu können.

Ausblick aufs Neeracherried

Weiter führt uns der Weg entlang von Feldern und Äckern Richtung Neerach. Am Dorfeingang gilt es die erste von wenigen Steigungen zu bewältigen. Da mit Ausnahme eines einzigen, gut trainierten und überzeugten «Gümmelers» alle mit einem E­Bike unterwegs sind, stellt uns dieser Anstieg vor keine allzu grosse Herausforderung. Umso schöner ist anschliessend die prächtige

Aussicht auf das Neeracherried und den gegenüberliegenden Strassberg.

Wir erreichen Stadel bei Niederglatt. Den Aussichtsturm Stadlerberg heben wir uns für ein anderes Mal auf. Erst kürzlich wurde der ehemalige Holzturm aus dem Jahre 1964 durch einen neuen Aussichtsturm ersetzt und eingeweiht. Dank seiner ausgeklügelten Konstruktion hat er den Namen «Lilienturm» erhalten. Er lässt beinahe vergessen, dass auch hier in unmittelbarer Nähe vor rund 30 Jahren ein Alitalia­Flugzeug abstürzte und 46 Menschen den Tod brachte.

Linke Seite: Bei der Storchenstation in Steinmaur ist Meister Adebar am Brüten. Die Velogruppe FurttalRegensdorf hält auf ihrer Ausfahrt jeweils nur kurz inne (Bild oben), dann gehts weiter Richtung Neeracherried.

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Atommüll und Anflugschneise

Weiter gehts – immer mit der Bise im Gesicht und der Kälte in den Knochen. Kurz nach der Gemeinde Windlach erreichen wir das Haberstal. Im September 2022 hat die Nagra verkündet, dass sie dieses lauschige Tal als Tiefenlager­Standort für Atommüll vorschlägt. Doch ob es und bis es tatsächlich je so weit ist, dass hier atomarer Müll endgelagert wird – es dauert: Der Bundesratsentscheid wird für 2029 erwartet und vermutlich wird danach das Volk das letzte Wort haben. Bis dahin werden noch zahllose Flugzeuge über das Tal und diese Gegend vom und zum Flughafen Zürich­Kloten fliegen – hoffentlich ohne weitere Unfälle.

Wir queren das Tal, fahren an den ausgedehnten Kiesgruben vorüber und gewinnen wieder an Höhe, indem wir das Stadlertobel hinaufradeln. Nun haben wir endlich den Wind im Rücken. Via Höriberg und vorbei an ausgedehnten Weideflächen, die von grasenden Hochlandrindern in Beschlag genommen sind, erblicken wir rechter Hand wieder das Neeracherried. Zahlreiche Vögel – darunter auch wieder Störche – haben die Moorlandschaft von nationaler Bedeutung in Beschlag genommen. Es ist Brutzeit. Bald erreichen wir Niederhasli. Und damit unseren Zvierihalt in der Bäckerei «Passion by Valentina». Wir wärmen uns drinnen auf, lassen uns verwöhnen. Gestärkt schwingen wir uns wieder auf unsere Sättel und fliegen unserem Ziel (und Ausgangsort) entgegen, dem Bahnhof Regensdorf­Watt. Buchstäblich links liegen lassen wir den Haslisee; bei sommerlicher Hitze hätten wir womöglich am See (oder im dortigen Strandbad) einen Halt eingeschoben. Wir aber fahren zügig nach Oberhasli, über den Tüfelsbüel (522 m ü. M.) und dann wieder hinunter nach Watt.

Selbstverständlich stehen mein Bike und ich wieder im Zug zurück ins heimatliche Baselbiet. Doch ich bin glücklich und zufrieden dank diesem schönen Veloausritt zusammen mit der Velogruppe Furttal­Regensdorf. Der Frühling kann kommen.

Wir vermitteln Ihnen tatkräftige Arbeitshilfen

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Visit Sommer 2023 40 LEBENS LUST www.etcetera-zh.ch Dietikon 044 774 54 86 Glattbrugg 044 774 54 86 Thalwil 044 721 01 22 Zürich 044 271 49 00 Ein Angebot des SAH ZÜRICH
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Lebensfreude auf dem Zweirad

Unter dem Patronat von Pro Senectute Kanton Zürich sind derzeit 13 Velogruppen und 6 Mountainbike-Gruppen aktiv. Die Philosophie dieses Seniorensports auf zwei Rädern: «Bewegen – Begegnen – Begreifen –Behalten». Wichtig ist auch das letzte B, das Behalten. Denn meist ist es so, dass man nach der Tour schöne und bleibende Erinnerungen mit nach Hause nehmen kann.

Details und Kontaktangaben zu den Velogruppen finden sich auf: pszh.ch/radsport

Velogruppe Furttal-Regensdorf

Die Regionalgruppe Furttal-Regensdorf –sie steht hier als Beispiel für alle VeloGruppen – trifft sich pro Velosaison ungefähr 25 Mal zu ihren Ausfahrten: Zweimal pro Monat ist eine Halb- oder Ganztagestour irgendwo in der Region geplant. Und alternierend zweimal monatlich treffen sich die Mitglieder, um den sogenannten «FitnessParcours» zu absolvieren.

Die Velogruppe existiert seit über 15 Jahren. Derzeit besteht sie aus 47 Männern und Frauen, die mehr oder weniger regelmässig an den Ausfahrten teilnehmen. Das derzeitige Durchschnittsalter liegt gemäss Veloleiter Martin Meier (der zusammen mit zwei weiteren Leitern die Touren organisiert und leitet) bei etwas über 73 Jahren; der Frauenanteil beträgt rund 40 Prozent.

An den Ganztagestouren werden jeweils zwischen 50 und 60 Kilometer gefahren, an den Halbtagestouren sind es entsprechend

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weniger, zwischen 20 und 40 Kilometer. Einmal im Jahr begibt sich die Velogruppe in die Veloferien. Heuer im Juni möchte man das wunderschöne Altmühltal in Bayern befahren.

Zu den Ritualen gehört, dass man jeweils vormittags einen Kaffeehalt einlegt; das Mittagessen jedoch erfolgt meist aus dem Rucksack – am liebsten irgendwo an einem Rastplatz mit Grill. Auch in der Velogruppe FurttalRegensdorf hat das Elektrobike Einzug gehalten. So sind es gemäss Martin Meier derzeit nur noch zwei Mitglieder, die jeweils mit einem Velo ohne Unterstützung dabei sind.

Bild linke Seite: Auf der Rundfahrt bekommt man unterwegs so manch Überraschendes zu Gesicht – zum Beispiel einen Pilz als Kunstobjekt. Bild rechte Seite: Storchennest bei Steinmaur.

Erlebnisreiche Veloferien für Geniesser

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Bührer AG Hirzel l Veloerlebnis l Zugerstrasse 3 l CH-8816 Hirzel

Tel. 044 729 92 41 l info@veloerlebnis.ch

* Begleitung durch zwei erfahrene Radleiter

* Umsteigen in den Car möglich

* gratis Parkplatz auf unserem Betriebsareal

* max. 30 Teilnehmer pro Reise

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LEBENS LUST Visit Sommer 2023 42 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Kreuzworträtsel

Sudoku Quiz

1. Wenn man keinen Ausweg mehr kennt, gerät man in eine …

L Dorfgasse

K Altstadtgasse

A Sackgasse

2. Was besitzt «Hans im Glück» am Schluss des Märchens?

M nichts

I Gold

R Prinzessin

3. Kein Begriff aus der Mathematik ist …

S Integral

E Ablativ

T Limes

4. Welcher griechische Seefahrer irrte 10 Jahre auf dem Meer herum?

O Theseus

I Odysseus

A Ikarus

Sudoku

So funktioniert Sudoku

Füllen Sie das Gitter so aus, dass jede Reihe, jede Spalte, alle 3 x 3 Boxen die Zahlen 1 bis 9 enthalten.

Alle Neune in einer Reihe : Eine ausgefüllte Reihe muss jede der angegebenen Zahlen beinhalten. Es ist pro Zelle nur eine Zahl einzugeben. Es gibt neun Reihen in dem Rastergitter, für die alle dasselbe gilt.

Lösungen Rätsel aus V isit 1 / 2023

5. Wo liegt der geographische Mittelpunkt der Schweiz?

R Kanton Glarus

L Kanton Bern

S Kanton Obwalden

6. Wie spielt das Orchester, wenn «Tacet» auf dem Notenblatt steht?

E gar nicht

T leise

G langsam

Die den richtigen Antworten zugeordneten Buchstaben ergeben zusammen das Lösungswort.

Lösungswort: ERHOLUNG

Lösung Sudoku aus V isit 1 /2023

Lösungswort Quiz aus V isit 1 /2023: QUELLE

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Marktplatz

Wir bieten Ihnen die Möglichkeit zu einem kostenlosen, nicht kommerziellen Privatinserat. Senden Sie Ihren Text an: marktplatz@pszh.ch oder per Post an:

Pro Senectute Kanton Zürich, Marktplatz, Forchstrasse 145, 8032 Zürich.

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Wir bemühen uns, möglichst alle Inserate im Visit zu veröffentlichen.

Wir bitten jedoch um Verständnis, dass kein Anspruch auf Publikation besteht.

Einsendeschluss : 7. Juli 2023

Zu verkaufen

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Impressum

Visit ist das Magazin von Pro Senectute Kanton Zürich. Es richtet sich an Spenderinnen und Spender sowie an die interessierte Öffentlichkeit.

Erscheinungsweise/Auflage

Vierteljährlich, 24 634 Expl. (Wemf)

Verlag und Redaktion

Pro Senectute Kanton Zürich

Forchstrasse 145, Postfach

8032 Zürich, Tel. 058 451 51 00, Konto : PK 87-709119-2

Leitung Marketing und Kommunikation

Monica Flückiger

Redaktionelle Realisation, Konzept und Layout bachmann medien ag www.bachmannmedien.ch

Redaktionsmitglieder

Ivo Bachmann, Robert Bösiger, Sarah Greil, Monika Keller

Mitarbeitende dieser Ausgabe

Beat Koch, Stephanie Elmer, Julie Freudiger, Mirjam Oertli, Christian Roth, Markus Sutter, Rita Torcasso, Gabi Vogt, Silja van der Does, Renate Wernli

Druck

Vogt-Schild Druck AG

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Kinder im Schwimmbad beim Kinderfreundehaus Mösli in Stallikon. Die hübsche Anlage inmitten einer Waldlichtung steht noch heute –und hat eine spezielle Geschichte. Bild: Schweizerisches Sozialarchiv

Visit Sommer 2023 46 GOLDENE ZEITEN

Eine Quelle der Freundschaft

Man muss es schon finden, dieses rote Haus im Grünen. Es steht auf dem Albis in der Nähe der Felsenegg, mitten in einer idyllischen Waldlichtung, fernab vom Alltag, von Verkehr und Lärm: das Kinderfreundehaus Mösli. Gut eine halbe Stunde dauert der Fussmarsch von der Bergstation der Luftseilbahn Adliswil–Felsenegg zum kleinen Paradies, etwa gleich lang der Aufstieg von Gamlikon im Reppischtal. Zum Haus gehören ein Schwimmbassin mit eigenem Quellwasser und einem Biotop, eine grosse Spielwiese sowie ein lauschiges Stück Wald.

Errichtet wurde das Mösli 1931, um Arbeiterkindern Erholung in der freien Natur zu ermöglichen. Seit 1988 ist es eine Stiftung und wird gerne von Schulklassen und Jugendgruppen genutzt. Unzählige Kinder haben hier schon ihre Ferienwochen oder Schulprojekttage verbracht – wie die zwei Freundinnen und zwei Freunde auf dem Bild nebenan. Die Aufnahme stammt aus dem Archivbestand des Landesverbandes der Schweizerischen Kinderfreunde ­ Organisationen (LASKO) und entstand vermutlich irgendwann in den 1950er Jahren – so genau lässt sich das heute nicht mehr sagen.

Der LASKO stand der Arbeiterbewegung nahe. Er verfolgte idealistische Ziele und strebte eine ganzheitliche Erziehung der Kinder an. Als pädagogische Grundlage dienten ihm die sozialistischen Erziehungskonzepte der Philosophen und Pädagogen Max Adler (1873–1937), Otto Felix Kanitz (1894–1940) und Kurt Löwenstein (1885–1939) sowie der Pädagogin und Pazifistin Anna Siemsen (1882–1951). Das Ziel war eine Erziehung der Kinder zu freien, selbständig denkenden Menschen.¹

Das Konzept vermochte sich nicht durchzusetzen. Der LASKO wurde 1996 aufgelöst. Doch einige seiner pädagogischen Ansätze sind bis heute aktuell. So war etwa die sogenannte Koedukation, also die gleichberechtigte Erziehung der Geschlechter, in diesen Kreisen bereits damals ein grosses Thema.

Man versuchte sich in antiautoritärer Erziehung und probte das demokratische Zusammenleben. «Freundschaft» war ein häufig verwendetes Wort.

Aus mancher Jugendbekanntschaft entwickelt sich eine Freundschaft fürs Leben.

Heute sind sich Pädagogen und Psychologen darin einig, dass Freundschaften im Kindes­ und Jugendalter einen wichtigen Rahmen schaffen für kommunikatives und soziales Lernen. In Freundschaften entwickeln Kinder und Jugendliche gemeinsame Normen und Werte. Sie lernen, wie man sich in einer Gruppe verhält, und erfahren, wie sich Konflikte bewältigen lassen oder wie man Kooperationen eingeht. Freundschaftsbeziehungen sind eine Quelle der Anerkennung, aber auch der Kritik und Zurückweisung; sie ermöglichen einem Kind, ein realistisches Selbstbild zu entwickeln. Für die Beziehungsfähigkeit eines Menschen sind diese Erfahrungen eine wichtige Grundlage.

Kommt hinzu: Aus mancher Jugendbekanntschaft entwickelt sich eine Freundschaft fürs Leben. So gab in einer deutschen Studie eine Mehrheit der Befragten an, ihre beste Freundin oder ihren besten Freund bereits seit der Jugendzeit zu kennen.² Das dürfte in der Schweiz nicht anders sein. Auch dank Orten wie dem Mösli.

¹ Gabriela Bossart: «Die Schmiede einer neuen gesellschaftlichen Ordnung?» Der Versuch «sozialistischer Erziehung» im Landesverband der schweizerischen Kinderfreundeorganisationen LASKO; Historisches Institut der Universität Bern.

² Jacobs Studie 2014: Freunde fürs Leben – Ergebnisse einer repräsentativen Befragung; Institut für Demoskopie Allensbach.

* Ivo Bachmann ist Geschäftsführer von bachmann medien ag, die das Visit redaktionell begleitet. Er war zuvor unter anderem Chefredaktor des « Beobachters » und der « Basler Zeitung ».

Das Thema im nächsten Visit: Wohnen im Alter

Die Generation der Babyboomer tritt ins Rentenalter. Sie verändert auch die Wohnformen im Alter. Die Art und Weise, wie und wo man seinen Lebensabend verbringt, wird vielfältiger. Wie stellen sich Alters- und Pflegeheime diesem Wandel? Wie reagieren Städte und Gemeinden?

Visit Sommer 2023 47 Visit Herbst 2023

Wir sind für Sie da

Sozialberatung

Finanzen, Gesundheit, Lebensgestaltung, Wohnen, Vorsorge, Recht

– Finanzdienstleistungen

Büroassistenz, Steuererklärungs- und Treuhanddienst, Rentenverwaltung

– Hilfen zu Hause

Pro Senectute Home – Pflege und Betreuung zu Hause, CasaGusto – Mahlzeitendienst, Umzugs- und Packhilfe

– Freizeitgestaltung

Bewegung und Sport, Bildung und Kultur

– Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement in den Gemeinden, Besuchsdienst, Treuhanddienst, Bewegung und Sport, Generationen im Klassenzimmer

– Beratung in der Altersarbeit

Beratung von Gemeinden und Institutionen, Pensionierungsvorbereitung

Limmattal
Knonaueramt, Schlieren,
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Oberland, Wetzikon, Telefon 058 451 53 40 Pfannenstiel, Meilen, Telefon 058 451 53 20 Unterland und Furttal, Bülach, Telefon 058 451 53 00 Winterthur und Weinland, Winterthur, Telefon 058 451 54 00 Zimmerberg, Horgen, Telefon 058 451 52 20 Stadt Zürich, Zürich, Telefon 058 451 50 00 Unsere Dienstleistungscenter Kanton Zürich www.pszh.ch
und
Telefon 058 451
00

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