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«Eine sich wundersam gefügte Verbindung»
Bernd ist ein Mensch, auf den ich zählen kann, andere Bekannte meldeten sich einfach nicht mehr», erklärt er. «Wichtig war für mich auch, dass ich auf der Reise dank intensiver Gespräche mit Bernd entdeckt hatte, was mich beruflich wirklich interessiert.» Aus dem Sanitärmonteur wurde ein Marktfahrer mit asiatischem Angebot – MerlinTextil. Auch Bernd wechselte später den Beruf vom Schreiner zum Psychiatriepfleger. Heute arbeiten beide noch Teilzeit, Bernd als Springer im psychiatrischen Sicherheitstrakt und Kursleiter, Martin fährt noch immer zu Markte. Eine weitere Gemeinsamkeit war, dass sie beide Hebammen heirateten. Und vor rund 30 Jahren zogen sie nacheinander ohne gegenseitiges Wissen ins Klettgau, wo sie heute noch in Nachbardörfern leben. «Mit weniger Berufsarbeit wollen wir nun mehr Zeit miteinander verbringen», betonen beide. Aus der zufälligen Reisebekanntschaft entwickelte sich eine Freundschaft fürs Leben. «Wir treffen uns zwar nicht regelmässig, doch schriftlich sind wir immer verbunden. Die Freundschaft ist einfach da, und wenn nötig finden wir beim andern ein offenes Ohr und stehen füreinander ein.» Sie reden über alles: «Was hat sich ereignet? Was beschäftigt uns? Wo stehen wir im Leben?» Die Gespräche seien philosophisch, politisch und auch kritisch. «Oft haben wir verschiedene Ansichten, doch wir versuchen uns nicht gegenseitig zu überzeugen. Geprägt wird unsere Freundschaft von tiefem Vertrauen, das von Anfang an da war», sagt Bernd, und Martin fügt hinzu, dass ihr gegenseitiges Verständnis einmalig sei. Beide haben denn auch den Freund in ihre Patientenverfügungen aufgenommen.
Vor Bernd Jung liegt ein vergilbtes Papier. «Meine Reiseroute», erklärt er. Und: «Im September 1978 lernten wir uns vor der Bank in Mingora in Pakistan kennen.» Martin Fetz fügt hinzu, dass sie sich wie ein Magnet angezogen hätten, die einzigen Europäer in der
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Warteschlange. Die beiden waren damals 18 und 21 Jahre alt und auf Weltreise. Vier Wochen reisten sie danach zusammen nach Indien. Martin lieh Bernd 100 Dollar – und war erstaunt, als er ein Jahr später einen Brief mit dem Geld erhielt. «Da wusste ich,
Als Quintessenz der jahrzehntelangen Zeit zusammen nennt Bernd eine «grosse Bereicherung und Achtung vor dem Wir», und Martin spricht von einer «sich wundersam gefügten Verbindung».