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Freunde finden über das Internet
Immer mehr Menschen, zunehmend auch ältere, suchen sich im Netz einen neuen Freundeskreis: Leute, die zum Beispiel das gleiche Hobby pflegen, mit denen man sich gut versteht und austauschen kann – auch real, nicht bloss virtuell. Die Gefahr, jemandem auf den Leim zu kriechen, der unredliche Absichten verfolgt, lässt sich vermeiden, wenn ein paar Verhaltensregeln beachtet werden
Text: Markus Sutter
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Gleich und gleich gesellt sich bekanntlich gern. Aber was tun, wenn man niemanden (mehr) kennt, der das gleiche Hobby ausübt, die Leidenschaft für Museumsbesuche teilt oder über Gott und die Welt philosophieren möchte?
Der Zürcher Altersforscher FranÇois Höpflinger hat kürzlich in einem Referat auf die zunehmende Bedeutung nichtfamiliärer Beziehungen hingewiesen, die immer wichtiger würden und gut gepflegt werden sollten. Das Leben in der Familie verändert sich, die Kinder fliegen irgendwann aus, ziehen vielleicht sogar weit weg, langjährige Weggefährten sterben.
Neue Menschen kennenzulernen, die ähnlich ticken, ist allerdings gar nicht so einfach, fällt auch nicht allen gleich leicht. Eine Möglichkeit, gezielt und in der ersten Phase anonym nach Personen zu suchen, die den eigenen Wunschvorstellungen entsprechen, bieten SocialMediaPlattformen. Manche erfreuen sich einer grossen Nachfrage – immer mehr auch unter den nicht mehr ganz so Jungen.
Gemeinsame Leidenschaft
Marianne Meister (Name geändert) hat diesen Schritt gemacht und noch keinen Moment bereut. Schnell wurde die 59 Jährige fündig. Sie betont aber auch: «Ich suchte nur nach Spielpartnern, sonst nichts. Keine Partnerschaft, nur Hobbyteilung.» Ihre Leidenschaft heisst Brändi Dog – ein spannendes Brettspiel, das aber nur in einem Team von mehreren Personen gespielt werden kann.
Zu diesem BrändiDogTeam zählt auch Andrea Müller (Name geändert). Die 64 Jährige hat sich ebenfalls auf der Plattform gemeinsamerleben.com angemeldet. «Meine Erwartungen wurden sogar übertroffen. Als inzwischen Pensionierte habe ich sehr schnell fast an die 60 Personen kennen gelernt, die mein Interesse an Gesellschaftsspielen teilen. Viele von ihnen treffe ich seit eineinhalb Jahren regelmässig», erzählt sie.
Verein Pro Communis
Das menschliche Grundbedürfnis nach persönlicher Begegnung und gegenseitigem Austausch stellt auch der Verein Pro Communis in den Mittelpunkt. Einsame Menschen mit gleichen Interessen sollen Kontakte für ihren realen Alltag knüpfen können, lautet das Ziel von Roland und Susanne Huster aus Uetikon am See, welche diese gemeinnützige und nicht gewinnorientierte Institution vor einigen Jahren auf die Beine gestellt haben. «Null Kommerz, kostenlose Leistungen» haben die Initianten auf ihre Fahnen geschrieben.
Roland Huster entwickelte zusammen mit seiner Frau die Homepage sozialkontakt.ch, welche Menschen fernab von Chats miteinander verbinden möchte. Das Internet hilft in einem ersten Schritt beim Suchen und Finden von Personen. Danach soll – sofern die Beteiligten daran interessiert sind – ein persönliches Treffen stattfinden. «Ich empfehle als Standort immer einen neutralen Ort, also beispielsweise ein Café», so Huster. Die Profile werden unter anderem geografisch sowie nach spezifischen Interessen gefiltert. So können Menschen zusammenfinden, die nicht allzu weit auseinander wohnen oder beide von fernöstlichen Philosophien begeistert sind.
Angebot der «Zeitlupe»
Auch die Zeitschrift «Zeitlupe», welche sich an ein älteres Publikum richtet, hat für ihre Abonnentinnen und Abonnenten eine Begegnungsplattform («Treffpunkt») eingerichtet. «Die Teilnehmenden können sich auf vielfältigste Weise im Netz unter zahlreichen Rubriken austauschen, beispielsweise Bilder von ihren Ferienerlebnissen hochladen, Fragen gesundheitlicher Natur an die anderen stellen oder ehemalige Klassenkameraden suchen», listet Verlagsleiterin Jrene Shirazi drei von zahlreichen Möglichkeiten auf. Die Einträge würden geprüft, können allenfalls auch gelöscht werden. Ein respektvoller Ton soll eingehalten werden, was aber fast ausnahmslos der Fall sei. Auch LiveBegegnungen von sogenannten Lupis, Zeitlupe Bekanntschaften, fänden statt, würden von diesen aber selber organisiert.
Im Gegensatz zu typischen Datingplattformen, die ihren stolzen Preis haben, steht bei den erwähnten Plattformen die Partnersuche nicht im Vordergrund, ist aber auch nicht ausgeschlossen. «Wir sind keine typische DatingPlattform wie andere. Und die Website ist auch nicht als Singlebörse gedacht», sagt zum Beispiel Roland Huster. Sie stehe allen offen. Einträge würden hingegen sorgfältig geprüft, um eine bestmögliche Sicherheit gewährleisten zu können.
Teilweise Vorbehalte
Es gibt Menschen, die um Social Media dennoch einen grossen Bogen machen. Neue Menschen über das Internet kennenlernen? Nein danke, sagen sie sich. Das Risiko, in die Fänge eines Betrügers oder Heiratsschwindlers zu geraten, erachten sie als zu hoch und lassen deshalb lieber die Finger von dieser neuen Option, Freundschaften zu schliessen.
Kriminelle Energie könne sich theoretisch überall ausbreiten, betonen die Gesprächspartner. Doch einfache Vorsichtsmassnahmen genügten, um Distanz zu Leuten mit unredlichen Absichten zu halten. Nie auf Geldforderungen eingehen, lautet ein Tipp. Wer darauf angesprochen werde, sollte einen Bogen um solche Leute machen. Und erst recht nicht via Western Union Geld überweisen, weil sich dann der Geldfluss nicht mehr überprüfen lasse.
«Bevor ich jemanden für einen Spielanlass akzeptiere, schaue ich mir das Profil und die Aktivitäten der Person an. Mit Unbekannten wird zuerst gemailt, die Telefonnummer ausgetauscht und danach über WhatsApp geschrieben und eventuell sogar noch telefoniert. Erst danach gebe ich meine Adresse bekannt», beschreibt Andrea Müller ihr Vorgehen. «Ich bin seit Jahren auf der Plattform gemeinsamerleben.com und habe noch nie Negatives erlebt.» Sie habe deshalb auch keine Bedenken, neue Leute zum Spielen zu sich nach Hause einzuladen.
Was raten Marianne Meister und Andrea Müller skeptischen Personen, die nicht so recht wissen, ob diese Form der Kontaktaufnahme der richtige Weg ist? «Ausprobieren.»
Den Sommer Geniessen
Das Herzensgebet einüben Still werden und auf Gott hören. Sie lernen drei Übungen dazu kennen | Mit Lars Syring, 9.–11.6. Blickrichtungswechsel Einüben einer lebensbejahenden Haltung mit Selbstliebe | Mit Brigitta Schröder 17.–18.6. Besuch im Seelengarten Psychologische und spirituelle Wege zum eigenen Wachstum | Mit Ernst Meier und Martina Jonitz, 23.–25.6. Weitere Informationen und Kurse: www.klosterkappel.ch Kloster Kappel, 8926 Kappel am Albis, Tel. 044 764 88 30
