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WIRTSCHAFT & UMWELT

UMFANGREICHE STUDIE VON ERICH TASSER

Wie geht’s den Fischen? Über das Interreg-Projekt ALFFA wird unter der Federführung des Prettauer Wissenschaftlers Erich Tasser eine gesamtheitliche Analyse der Einflussfaktoren und ihre Wirkung auf die Fischfauna im inneralpinen Raum durchgeführt. Dabei kam heraus, dass eine Kombination von gleich mehreren Stressfaktoren der heimischen Fischpopulation schadet. Die Wasserqualität der heimischen Gewässer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Chemische Substanzen wie Nitrat, Aluminium, Kupfer, Ammoniak liegen weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Das zeigt eine neue flächendeckende Studie im Großraum Tirol. Es sind jedoch andere Faktoren, die einen Einfluss auf die Anzahl und Vielfalt unserer Fische haben, so etwa Verbauungen, Kläranlagen, das Umland der Gewässer und wie es genutzt wird oder die Anwesenheit fischfressender Vögel und die Auswirkungen der Fischerei. Erstmals wurden diese und andere Einflussfaktoren in einer groß angelegten Studie zum alpinen Fischbestand in ganz Süd-, Nord- und Osttirol berücksichtigt und miteinander kombiniert. Die ersten Ergebnisse aus dem europäischen InterregProjekt namens ALFFA, einer Zusammenarbeit der Eurac Research, der Universität Innsbruck und der Agentur Landesdomäne der Autonomen Provinz Bozen mit der Unterstützung vieler assoziierter Partner, stellte das Forscherteam am 24. Februar 2020 im Rahmen einer Tagung im Innsbrucker Alpenzoo vor.

UMFANGREICHSTE STUDIE

Die Ergebnisse beruhen dabei auf 81 Untersuchungspunkte, an denen möglichst repräsentativ Landschafts- bzw. Einzugsgebiete der Zubringer der großen Flüsse im Detail untersucht und verglichen wurden. Bei den untersuchten Gewässern handelt es sich um neun Fließgewässern in Südtirol (Ahr, Gader, Saldurbach, Etsch, Plima, Falschauer, Puni, Pfusserlahn, Rambach), sowie einige

Eine schöne Seeforelle aus der Großache.

Tagung im Alpenzoo mit Roland Psenner (Präs. Eurac) sowie Bernd Pelster (Uni Innsbruck, Zoologie).

Gräben im Unterland (Kalterer, Branzoller und Leiferer Graben). Zudem wurden an weiteren sieben Fließgewässern in Tirol (Lech, Rosanna, Ache, Großache, Ruetz, Gerlosbach, Isel) entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Die dargestellten Ergebnisse gelten aufgrund der nicht miteinbezogenen Mittelläufe der Etsch, des Eisacks und des Inns nicht für diese Großgewässer. Insgesamt konnten 26 verschiedene Fischarten im gesamten Untersuchungsgebiet nachgewiesen werden: in Südtirol 24, in Tirol 12 verschiedene Fischarten festgestellt. Es konnten einige seltene bzw. besondere Fischarten nachgewiesen werden, wie z.B. Martens Grundel, Steinbeißer, Maskierter Steinbeißer oder Bachschmerle.

Die Kartierung der Landnutzung im Einzugsgebiet der diversen Bäche. 20

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Die Koppe fühlt sich offenbar wohl.

VIELFÄLTIGES LEBEN IN DER AHR

Die größte Anzahl an Fischen wurde im Großen Kalterer Graben mit über 30.000 Individuen pro Hektar Wasserfläche gefunden. Dieser Wert stellt allerdings eine Ausnahme dar. Im Gegensatz dazu, konnten im kleinen Kalterer Graben keine Fische gefangen werden. Im Mittel betrug die Biomasse über alle Befischungspunkte 141 kg pro Hektar in Südtirol (bzw. 79 kg ohne die Tieflandgräben im Unterland) und 45 kg in Tirol. Die tatsächliche Fischbiomasse und die Anzahl an Fischen variieren dabei stark zwischen einzelnen Flussabschnitten. Dies zeigt das Beispiel der Ahr sehr deutlich: Im Bereich der Renaturierungsstrecke hinter Hl. Geist (Gemeinde Prettau) konnten 72 Fische auf ei-

Untersuchung der Fische auf Hormonbelastung: Die Tiere wurden noch vor Ort seziert und die Leber sowie Gonaden für weiterführende Untersuchungen ins Labor mitgenommen.


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