IMMOBILIEN AKTUELL

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MACHER & MÄRKTE

„Frauen investieren grundsätzlich weniger als Männer“

IMMOBILIEN AKTUELL (IA): Immofemme ist eine Genossenschaft für Frauen. Warum braucht die Immobilienwelt genau diese? Julia Backhaus (JB): Die Vermögenslücke zwischen Frauen und Männern ist mit knapp 38 Prozent wesentlich größer als die viel diskutierte Gehaltslücke. Frauen investieren grundsätzlich weniger als Männer, ganz unabhängig davon, wie gut sie finanziell aufgestellt sind. Investments in Immobilien tauchen auf dem Radar der meisten Frauen erst gar nicht auf. Das möchten wir mit Immofemme ändern. Eine Genossenschaft hat den Vorteil, gemeinsam als Gruppe und mit weniger Kapitaleinsatz pro Kopf in Immobilien zu investieren. Risiken, die mit einem persönlichen Einzelerwerb einhergehen, werden zudem reduziert. IA: Was steht hinter der Idee und wie viele Frauen machen mit? JB: Die Basis der Idee ist die positiv wirtschaftende Solidargemeinschaft. Immofemme ist ein befähigendes Netzwerk, welches Wissenstransfer ermöglicht – und das nicht nur beim Thema Immobilien. Wir nehmen pro Monat ein bis zwei Frauen auf und definieren uns als Boutique-Netzwerk, bei dem Austausch wirklich möglich ist. Einige Frauen nutzen so den Einstieg für Immobilieninvestitionen, andere diversifizieren mit Immofemme andere Investaktivitäten.

IA: Wie funktioniert Immofemme? JB: Um Immofemme beizutreten, erwerben Frauen vier Genossenschaftsanteile. Die Vorständinnen entscheiden über die Aufnahme neuer Mitglieder. Das Geld fließt in den Ankauf von vermieteten Wohnungen in Berlin. Jährlich wird eine einstellige Rendite ausgeschüttet. Alle Genossinnen haben eine Stimme und bestimmen über die Entwicklung von Immofemme mit, was ich persönlich besonders toll finde. IA: Es geht nicht nur um Rendite, sondern auch um Wohnraum für Frauen. Bedeutet das, dass die Mitglieder Anrecht auf eine Wohnung haben? JB: Richtig, Teil der Immofemme-Soli­ dargemeinschaft ist die Möglichkeit, im Bedarfsfall in eine freiwerdende Wohnung einziehen zu können. Eine Garantie gibt es nicht, jedoch wird die Wohnung zuerst im Netzwerk angeboten, bevor sie an andere Interessierte geht. IA: Die Genossenschaft investiert in Berlin. Welche Projekte kommen in Frage? JB: Wir investieren in vermietete Wohnungen, die Frauen ansprechen, also beispielsweise Lagen in sicheren Gegenden oder mit Grün in der Nähe. Unsere Investitionen können Einzelwohnungen sein oder aber auch kleine Mietshäuser. Projektentwicklungen sind nicht ausgeschlossen, jedoch derzeit nicht auf unserer Agenda. IMMOBILIEN AKTUELL

Quelle: privat

Julia Backhaus ist eine der Initiatorinnen der Immofemme, einer Genossenschaft für Frauen, und spricht über den Einstieg in Investitionen, Rendite und Netzwerk.

IA: Die Preise sind in der Hauptstadt, wie in allen Metropolen, sehr hoch. In welchen Stadtteilen machen Ankäufe Sinn? JB: Wir fokussieren uns auf Objekte, die gut angebunden sind, jedoch außerhalb des S-Bahn-Ringes von Berlin liegen. Wir haben den Vorteil, dass Immofemme­­­ als Konzept Verkäufer überzeugt. Sie wollen, anders als oft dargestellt, sicher­ stellen, dass sich mit dem Eigentümerwechsel für bestehende Mieter nichts ändert. Mittlerweile haben wir auch Wohnungen und Häuser im Auge, die in Brandenburg liegen. Hier gibt es eindeutig einen Trend zum grünen Umland, sicherlich auch, weil das Arbeiten von Zuhause mittlerweile viel einfacher möglich ist. IA: Soll das Konzept Immofemme irgendwann deutschlandweit Schule machen? JB: Wir haben die Fühler bereits in andere Städte ausgestreckt. Es gibt zunehmend Frauen, die das Thema Investitionen gezielt angehen möchten und sich jenseits von Aktien und ETFs Immobilien widmen möchten. Immofemme ist aufgrund des geringen finanziellen Risikos eine gute Möglichkeit, ohne viel Aufwand ins Thema einzusteigen.

Interview: Ivette Wagner

www.immofemme.de

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