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Abgesang auf die Hässlichkeit
from IMMOBILIEN AKTUELL
by IMMOCOM
Quelle: Shutterstock
Homeoffice verändert die Arbeitswelt stärker als gedacht. Laut einer Studie der TU Darmstadt finden zwei Drittel der Beschäftigten ihren Heimarbeitsplatz ansprechender als den in ihrem Unternehmen. Sollen Büros nicht zu Stranded Assets werden, müssen sie lebenswerter gestaltet werden.
Die Homeoffice-Pflicht hat den Blick vieler Beschäftigter auf ihren Arbeitsalltag verändert: Sie haben nicht nur den Wegfall der Pendelzeiten und die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf schätzen gelernt, sondern auch die ruhigere und angenehmere Arbeitsumgebung zuhause. Tobias Just, Professor für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg, sagt daher voraus, es werde „keine Rückkehr zum 08/15-Nine-to-Five-Büro“ geben. Vielmehr sei davon auszugehen, dass viele Unternehmen zu einer Mischung aus Präsenz und Remotearbeit übergehen.
Der Grund: Die meisten Beschäftigten sind im Homeoffice zufriedener als im Büro. Das ist eine zentrale Erkenntnis aus der Studie „Homeoffice im Interessenkonflikt“ der TU Darmstadt. Mehrheitlich gaben die Befragten an, dass ihr Heimarbeitsplatz ansprechender sei als der in ihrem Unternehmen, dass sie konzentrierter arbeiten könnten und dass auch das Raumklima und die Beleuchtung besser seien.
Leerstand könnte zunehmen
Folglich müssen Büros „attraktiver und lebenswerter ausgestaltet werden, um mit der Arbeitsqualität im Homeoffice mithalten zu können“, so die Studienautoren. Für Projektentwickler und Investoren bedeute das, dass Immobilien, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, „vermutlich einer deutlich geringeren Nachfrage gegenüberstehen“ und zu Stranded Assets werden könnten.
„Aufgrund der gestiegenen Homeoffice-Tätigkeit dürfte die Leerstandsquote mancherorts künftig weiter zunehmen“, erwartet Oliver Schön, Sprecher von German Property Partners (GPP). Aktuell verharre der Markt wegen der Corona-Pandemie „weit unter dem durchschnittlichen Vermietungsniveau“. Der Flächenumsatz aller Top-7-Standorte werde 2021 erneut unter dem Zehn-Jahres-Mittel von 3,39 Millionen Quadratmetern bleiben.
Zentrum der Arbeit
Dennoch ist Andreas Reul, Büroraumexperte bei Greif & Contzen, überzeugt: „Das Büro bleibt auch künftig Zentrum der Arbeit, denn Menschen wollen soziale Begegnung und Kommunikation von Angesicht zu Angesicht.“ Für mehr Mitarbeiterzufriedenheit investierten etliche Unternehmen in die Qualität der Arbeitsplätze: in komfortables Mobiliar, in Atmosphäre schaffende Accessoires oder auch in Cafés, Fitnessräume und Kitas. „Viele Elemente modernerer Gestaltung vergrößern den Flächenbedarf wieder“, sagt Andreas Reul. Dadurch werde der Bedarfsrückgang kompensiert. Homeoffice mache Bürogebäude nicht überflüssig, sondern trage zu deren Erneuerung bei.
Hinzu kommt: Attraktive Officeflächen mit Zonen für Projektarbeit, Rückzugsräumen für konzentrierte Einzelarbeit, Lounges für Brainstormings, Game-Rooms und Erholungsflächen sind ein Garant für hohe Mieten. Dies stellte Aengevelt Research in einer Analyse der Büromärkte in 15 deutschen Großstädten fest. Denn Unternehmen, in denen hochqualifizierte Köpfe täglich Spitzenleistungen erbringen sollen, lassen sich ein kreativitätsförderndes Ambiente „etwas kosten“, sagt Birthe Nordhues, Leiterin Gewerbliche Vermietung Aengevelt Düsseldorf. Die Nachfrage nach derartigen Bürowelten wirke als „Preistreiber“ auf den Märkten.
Frank Baecke