Theoretische Thesis von Rahel Kneubühl, BA Visuelle Kommunikation, Hochschule der Künste Bern 2021

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Hochschule der Künste Bern Visuelle Kommunikation Theoretische Bachelorarbeit

Rahel Kneubühl

UNTERSTÜTZTE KOMMUNIKATION IST MIR NICHT SCHNURZEGAL!

VORSTUDIE ZU UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION FÜR MENSCHEN MIT EINER KOGNITIVEN BEEINTRÄCHTIGUNG



Das Piktogramm «SCHNURZEGAL» von Annette Kitzinger aus der Metacom-Symbolsammlung war die Inspiration für den Titel meiner Arbeit.


INHALT


1 Einleitung

1.1 Persönliche Motivation 5 1.2 Fragestellung 6 1.3 Methode 7

2

Theoretischer Bezug / Begriffsdefinition

3

Eine Auswahl an Kommunikationshilfsmitteln im Überblick

2.1 Unterstützte Kommunikation 9 (Augmentative and Alternative Communication AAC) 2.2 Zielgruppe 10 2.3 Multimodales Kommunikationssystem 11 2.4 Bedeutungserwerb 12 2.5 Vokabular 13 2.6 Modelling 14 2.7 Kognitive Beeinträchtigung 15

3.1 Einleitung 17 3.2 Symbolsammlung 18 3.3 PECS-Kommunikationssystem 19 3.4 Elektronische Kommunikationshilfsmittel 20 3.5 Nichtelektronische Kommunikationshilfsmittel 23

Empirischer Teil 4

Interview mit Fachpersonen

5

Gespräch mit Nutzerin von Unterstützter Kommunikation

6

Umfrage unter Betreuungspersonen

7

Ausblick auf die praktische Arbeit

8

Schlusswort

4.1 Einleitung 25 4.2 Interview mit Daniela Heer 26 4.3 Interview mit Katharina Gfeller-Vogt 32 4.4 Interview mit Thekla Huber-Kaiser 35 4.5 Fazit 37

5.1 Einleitung 39 5.2 Gespräch mit Luzia 40 5.3 Fazit 44

6.1 Einleitung 46 6.2 Ausgangslage 47 6.3 Häufig eingesetzte Kommunikationshilfsmitteln 48 6.4 Vor- und Nachteile von Kommunikationshilfsmitteln 50 6.5 Herausforderungen beim Einsatz von Kommunikationshilfsmitteln 54 6.6 Wichtigkeit der Ästhetik 56 6.7 Fazit 57 7.1 Einleitung 59 7.2 Ideen von Betreuungspersonen 60 7.3 Fazit 61

9 Anhang

63

9.1 Literaturverzeichnis 66 9.2 Abbildungsverzeichnis 67 9.3 Eigenständigkeitserklärung und Impressum 68


1 EINLEITUNG


1.1

Persönliche Motivation

Als Behindertenbetreuerin in verschieden Bereichen und Institutionen habe ich immer wieder kommunikativ schwierige Situationen erlebt. Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung sind häufig überfordert sich auszudrücken, sei es infolge fehlender Lautsprache oder weil es an geeigneten Ausdrucksformen fehlt. Ich konnte zwar beobachten, dass verschiedene Kommunikationshilfsmittel eingesetzt wurden. Deren Anwendung erfolgte aber meist nur über kurze Zeit, da der Umgang mit diesen Hilfsmitteln im Alltag nicht immer einfach war. Zum einen haben die Anwenderinnen und Anwender schon nach kurzer Zeit das Interesse an diesen Kommunikationshilfsmitteln verloren. Zum anderen gestaltete sich deren Anwendung für die Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung manchmal als zu schwierig. Letztendlich verloren die Kommunikationshilfsmittel häufig und schnell an Bedeutung. Meist gründete die letztendliche Nichtverwendung eines Kommunikationshilfsmittels in verschiedene Faktoren. Ich werde mich deshalb im Rahmen der vorliegenden Arbeit mit Kommunikationshilfsmitteln für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung auseinandersetzen. Anhand der Untersuchung von häufig eingesetzten Kommunikationshilfsmitteln in der Praxis möchte ich herausfinden, welche Hilfsmittel sich besser in den Alltag von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung integrieren lassen und welchen Kriterien ein im Alltag gut funktionierendes Kommunikationshilfsmittel genügen muss.

EINLEITUNG

5


1.2

Fragestellung

Was sind die Vor- und Nachteile von häufig eingesetzten Kommunikationshilfsmitteln in der Praxis für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung? Welche Herausforderungen gibt es beim Einsatz von existierenden Kommunikationshilfsmitteln? Welche Kriterien sind wichtig für ein gut funktionierendes Kommunikationshilfsmittel im Alltag? Wie weit verbreitet ist der Ansatz der «Unterstützten Kommunikation» in den Institutionen?

EINLEITUNG

6


1.3 Methode

Ich möchte das Thema Unterstützte Kommunikation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten: Im theoretischen Teil befasse ich mich zunächst mit der Begriffserklärung von Unterstützter Kommunikation und Kognitiver Beeinträchtigung. Im empirischen Teil möchte ich das Erfahrungswissen von Fachpersonen aus den Bereichen der Sozial- und Heilpädagogik, und der Logopädie miteinbeziehen. In einem weiteren Schritt befrage ich Betroffene. Die Befragung wird nicht klassisch durchgeführt, sondern ich werde in der Befragung mit den Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation arbeiten. Anhand einer Umfrage unter den Betreuerinnen und Betreuern, die im direkten Kontakt mit den Betroffenen arbeiten, möchte ich mehr über die Anwendung der Kommunikationshilfsmittel in der Praxis erfahren.

EINLEITUNG

7


2 THEORETISCHER BEZUG / BEGRIFFSDEFINITION


2.1 Unterstützte Kommunikation (Augmentative and Alternative Communication AAC) «Mit Unterstützter Kommunikation werden alle pädagogischen und therapeutischen Hilfen bezeichnet, die Personen ohne oder mit erheblich eingeschränkter Lautsprache zur Verständigung angeboten werden.» 1 Unterstützte Kommunikation (UK) hat sich als deutschsprachiger Begriff etabliert. Augmentative (ergänzende) and Alternative (alternative) Communication (AAC) ist die international gängige Bezeichnung. Kommunikation ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Kommunikation ermöglicht Selbstbestimmung und Partizipation und steigert somit die Lebensqualität. Es ist daher wichtig und notwendig, Menschen mit fehlender oder eingeschränkter Lautsprache, ergänzende oder ersetzende Kommunikationsformen zu ermöglichen. In der Unterstützten Kommunikation werden Menschen mit einer Sprachbeeinträchtigung oder anderweitigen kognitiven Beeinträchtigungen alternative Kommunikationsformen angeboten. Dabei kommen häufig Gebärden, grafische Symbole, Schriften oder technischen Hilfsmittel zur Anwendung. 2

1 2

THEORETISCHER BEZUG

9

Wilken, E. (2014), S. 9 Vgl. ebda., S. 7 ff.


2.2 Zielgruppe

Tetzchner und Martinsen teilen Menschen, die Unterstützte Kommunikation in Anspruch nehmen, in drei Gruppen ein. Die Grundlage der Einteilung in die drei Gruppen bildet das Sprachverständnis. Allen Menschen dieser drei Gruppen ist jedoch gemeinsam, dass sie nicht in der üblichen Entwicklungsphase sprechen gelernt haben oder dass deren Sprache durch eine Erkrankung oder Unfall geschädigt ist. 3 GRUPPE 1 «Menschen, für die Unterstützte Kommunikation ein Ausdrucksmittel darstellt» 4 In dieser Gruppe ist der Unterschied zwischen Sprachverständnis und Lautsprache gross. Meistens verfügen diese Menschen über ein gut ausgeprägtes Sprachverständnis. Oft können sie aber ihre Sprachorgane nicht ausreichend kontrollieren. Dadurch kommt es zu einer Artikulationsstörung (Anarthrie) oder bedingt durch eine motorische Behinderung ist die Lautsprache beeinträchtigt oder nicht vorhanden. Die Unterstütze Kommunikation wird für Leute in dieser Gruppe meistens dauerhaft eingesetzt. 5 GRUPPE 2 «Menschen, für die Unterstützte Kommunikation eine Hilfe zum Spracherwerb darstellt.» 6 In dieser Gruppe existieren zwei Untergruppen: Für die erste Gruppe dient die Unterstützte Kommunikation als Hilfsmittel für den erstmaligen Spracherwerb. Bei diesen Betroffenen ist häufig die Sprachentwicklung stark verzögert. Jedoch ist es oft möglich, dass sie sprechen lernen können. Die zweite Untergruppe besteht aus Menschen, die sprechen gelernt haben, deren Sprache aber für Aussenstehende schwer verständlich ist. Die Anwendung der Unterstützten Kommunikation dient in diesem Fall dem besseren Verständnis. 7 GRUPPE 3 «Menschen, denen Unterstützte Kommunikation eine Ersatzsprache bietet» 8 Für diese Menschen ist Unterstützte Kommunikation die Sprache, die sie ihr ganzes Leben verwenden werden. Auch das Umfeld, das mit ihnen kommuniziert, muss fast immer diese Sprache verwenden. Sowohl die Lautsprache als auch das Sprachverständnis ist bei diesen Menschen beeinträchtigt. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem kognitiv schwer beeinträchtigte Menschen. 9 3 4 5 6 7 8 9

THEORETISCHER BEZUG

10

Vgl. von Tetzchner, S. / Martinsen, H. (2000), S. 79 f. ebda., S.80 Vgl. ebda., S. 80 ebda., S. 80 Vgl. ebda., S. 80 ff. ebda., S. 82 Vgl. ebda., S. 82 f.


2.3 Multimodales Kommunikationssystem Jeder Mensch kommuniziert täglich multimodal unter Verwendung verschiedener Ausprägungen und Formen von Kommunikation wie z.B. Lautsprache, Gestik und Mimik. So zeige ich z.B. beim Bäcker auf ein bestimmtes Brot. Zugleich verwende ich meine verbale Sprache, um einen Kauf zu tätigen. 10 «Führt man sich vor Augen, wie wichtig eine multimodale Kommunikation bereits für sprechende Personen ist, wird schnell klar, dass gerade auch nicht oder kaum lautsprachlich kommunizierende Personen über ein funktionierendes, breit gefächertes, multimodales Kommunikationssystem verfügen sollten, um effektiv kommunizieren zu können.» 11 Eine erfolgreiche Unterstützte Kommunikation basiert auf einem sehr individuell erarbeitetem Kommunikationskonzept und besteht aus einer Kombination von verschiedenen körpereigenen und externen Kommunikationsformen. Wichtig ist jedoch, das ganze Spektrum an Kommunikationsformen zu berücksichtigen. Andernfalls besteht z.B. die Gefahr, dass sich eine Person zwar durch Mimik und Gestik ausdrückt, dies die Zuhörerin oder der Zuhörer jedoch nicht bemerkt, weil sie oder er auf eine unterstützt kommunizierte Äusserung wartet. 12

10 11 12

THEORETISCHER BEZUG

11

Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 18 f. ebda., S. 18 Vgl. Wilken, E. (2014), S. 253


2.4 Bedeutungserwerb

Um zu kommunizieren, muss zu jedem Wort, das ein Mensch lernt, auch dessen Bedeutung erlernt werden. Der Bedeutungserwerb ist somit ein sehr wichtiger Aspekt des Spracherwerbs. Die Semantik als Teilbereich der Linguistik befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher Zeichen (Wörter) sowie mit dem Bedeutungserwerb. Die Semantik ist aber auch ein Teilbereich der Semiotik, welche sich unter anderem auch mit visuellen Zeichen beschäftigt. Wenn Zeichen eine Bedeutung erlangt haben, werden sie zu Symbolen. Erst dann werden sie zur Sprache und ermöglichen Kommunikation. Um ein Symbolverständnis zu entwickeln, müssen den unterstützt kommunizierenden Menschen geeignete Zeichen zu Verfügung stehen. Aus der Sicht der Semantik können nicht nur grafische Zeichen, sondern jederart visuelle Zeichen wie z.B. Gebärden oder Fotos zu einem Symbol werden. Symbole, beispielsweise für Wörter wie «mit», «auch» oder «neben», werden in der Unterstützten Kommunikation häufig abstrakt mit Pfeilen, Linien oder Punkten visualisiert. Eine deutliche Unterscheidung ist schwierig und die Symbole sind nicht einfach zu merken. Wenn das Wort aber im Kontext einer Geschichte oder einer Situation dargestellt wird, lässt sich das Symbol oft einfacher merken. Ausgeprägt ist dieser Effekt, wenn die Geschichte z.B. emotional berührt oder unterhaltsame Ideen beinhaltet (siehe Abb 6 und 7)

Abb 6 und 7 i Metacom-Symbole

Abb 2 - 5 i Zwei unterschiedliche Symbolsammlungen für die gleiche Bedeutung. Abb 2 und 3: Picture Communication Symbols (PCS), 4 und 5: Metacom-Symbole

Wenn eine Person ein Piktogramm nicht verwendet, kann ein fehlendes Symbolverständnis eine Ursache sein. In diesem Fall ist es wichtig, der Person ein anderes Piktogramm oder Foto anzubieten. Die Bedeutung eines Zeichens zu verstehen, ist ein langer Prozess des Suchens, Findens, Verwerfens und Entwickelns; eine Auseinandersetzung mit der Bedeutung muss stattfinden. Letztendlich lässt sich aber immer wieder feststellen, dass Zeichen, die zueinander in einer Beziehung stehen, den Spracherwerb unterstützen. So spielt man in Bücher für Kleinkinder oft mit Gegensätzen. Durch die Gegenüberstellung von z.B. «dick» und «dünn» oder «gross» und «klein» erschliesst sich die Bedeutung von Wörtern einfacher. 13 13

THEORETISCHER BEZUG

12

Vgl. Hallbauer, A. / Kitzinger, A. (2016), S. 1 ff.


2.5 Vokabular

Eine Person, die mit Unterstützter Kommunikation kommuniziert, ist immer auf das ihr in der jeweiligen Situation zur Verfügung gestellte Vokabular angewiesen. Dies im Gegensatz zu mit Lautsprache kommunizierende Menschen, die alle ihr bekannten Wörter immer und überall zur Verfügung haben. In der Unterstützten Kommunikation ist daher die Festlegung eines Vokabulars von grosser Wichtigkeit. Das gewählte Vokabular sollte sowohl ein Kernvokabular als auch ein Randvokabular beinhalten. 14 «Kernvokabular bezeichnet die 200-300 Wörter einer Sprache, die situationsunabhängig am häufigsten gebraucht werden».15 Mithilfe der im Kernvokabular enthaltenen Funktionswörter, d. h. Artikel, Konjunktionen, Pronomen, Hilfsverben und Adverbien ist es möglich, mit einfacheren Aussagen an einem Gespräch teilzuhaben oder Fragen zu stellen wie z.B. «Ich will auch», «Willst Du auch?» oder «Ich kann das nicht». Für einen differenzierten oder themenspezifischen Austausch wird hingegen das sogenannte Randvokabular benötigt. Das Randvokabular beinhaltet Inhaltswörter, d.h. Substantive, Verben und Adjektive. Es gibt mehrere Tausend Wörter wie z.B. Haus, Hund, Zug etc. Jazz-Kommunikationsbuch: Die Begriffsfelder mit dem Randvokabular bleiben statisch vorhanden währenddessen in der Mitte die anderen Begriffsfelder aus dem Kernvokabular durch Blättern wechseln. Bereits ein 2-jähriges Kind ohne kommunikative Beeinträchtigung verfügt über einen Wortschatz von durchschnittlich ca. 200 Wörter. Bei Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation ist der Umfang des Vokabulars aber stets sehr beschränkt. So ist beispielsweise bei Kommunikationstafeln die Bilderanzahl und somit der Umfang des Vokabulars begrenzt. Die geeigneten Wörter hierfür einzugrenzen, ist daher eine grosse Herausforderung. Wie viele Wörter ein Vokabular umfassen darf ohne unübersichtlich und überfordernd zu werden, hängt aber auch massgeblich von der Beeinträchtigung und den vorhandenen Ressourcen der unterstützt kommunizierenden Person ab. Jede Form von Unterstützter Kommunikation ist aber letzten Endes in ihrer Darstellbarkeit begrenzt. 16

Abb 8 Jazz-Kommunikationsbuch mit Picture Communication Symbols (PCS)

14 15 16

THEORETISCHER BEZUG

13

Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 20 ff. ebda., S. 21 Vgl. ebda., S. 20 ff.


2.6 Modelling

Menschen, die beginnen mit Hilfe der Unterstützten Kommunikation zu kommunizieren, brauchen Vorbilder, um das Hilfsmittel sinnvoll und selbstverständlich nutzen zu können. Nur so ist es möglich, den Umgang mit den Hilfsmitteln zu lernen. 17 «Mit Modelling ist die sprachbegleitende und vorbildhafte Nutzung der gewählten Methode der Unterstützten Kommunikation durch die Sprachtherapeutin und nahen Bezugspersonen gemeint.» 18 Es ist erforderlich, dass auch das Umfeld mittels Unterstützter Kommunikation kommuniziert. Unterstützte Kommunikation muss überall zugänglich sein resp. zur Verfügung gestellt werden können und soll auch in Alltagssituationen stattfinden, möglichst natürlich und selbstverständlich. So ergibt sich beispielsweise einer in ihrer Sprachfähigkeit eingeschränkte Personen anfänglich der Sinn und Nutzen eines Symbol-Kommunikations-Ordners nicht. Die Person ist daher auf ihr Umfeld angewiesen, um den Verwendungszweck des Symbol-Kommunikations -Ordners zu erfahren. Es ist daher erstrebenswert, dass möglichst viele Personen im Umfeld der in ihrer Sprachfähigkeit eingeschränkten Personen häufig und durchaus auch in alltägliche Situation mit dem Symbol-Kommunikations-Ordner kommunizieren. Es kann aber durchaus länger dauern, bis eine in ihrer Sprachfähigkeit eingeschränkte Personen beginnt, Symbole aus dem Symbol-Kommunikations-Ordner für die Kommunikation zu verwenden. Diese Zeit zu gewähren, ist sehr wichtig. Gerade in der Anfangszeit können meist keine grossen Fortschritte beobachten werden. Die Herausforderung besteht darin, aufgrund anfänglich fehlender Ergebnisse das neue Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation nicht frustriert aufzugeben oder stattdessen nicht ein neues Hilfsmittel auszuprobieren. Für das Lernen einer Sprache ist Modelling überaus wichtig. Es existieren aber grosse Unterschiede zwischen dem Modelling in der Lautsprache und dem Modelling in der Unterstützten Kommunikation: Im Erwerb der Lautsprache wird häufig modelliert. So wird bei der Entwicklung der Lautsprache häufig nicht gezielt ein Wortschatz und dessen Anwendung beigebracht. Stattdessen erlernen Kinder eine Sprache, indem andere Menschen auf natürliche Art und Weise mit ihnen kommunizieren. So hören Kinder täglich bis zu ca. 4000 Wörter und lernen dadurch im Alltag beiläufig eine Sprache. Im Gegenzug machen sich Menschen meist keine Gedanken darüber, welche Wörter sie einem Kind zuerst vermitteln möchten. In der Unterstützter Kommunikation wird hingegen wenig oder nicht modelliert. Die Sprache ist künstlich und in der Art vergleichbar mit einer Fremdsprache. Sie zu beherrschen, ist auch für Menschen ohne Beeinträchtigung schwierig. 19

THEORETISCHER BEZUG

14

17 18 19

Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 83 ebda., S. 83 Vgl. Castañeda, C. / Fröhlich, N. / Waigand, M. / (2017), S. 16 ff.


2.7

Kognitive Beeinträchtigung

Es gibt angeborene, kognitive Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel das Down-Syndrom. Aber auch Stoffwechselstörungen, Komplikationen während der Geburt, Sauerstoffmangel oder Unfälle können zu einer kognitiven Beeinträchtigung führen.  Ihnen gemein ist, dass die Gesamtentwicklung – und somit auch die Lernfähigkeit – beeinträchtig wird und in der Regel langsamer verläuft als bei Menschen ohne Beeinträchtigung. 20 Bei Menschen, bei denen die kommunikative Beeinträchtigung nicht oder nicht in erster Linie durch eine körperlich-motorische Beeinträchtigung, durch eine Sprachstörung oder durch eine Entwicklungsverzögerung, sondern mehrheitlich durch die kognitive Beeinträchtigung herrührt, ist die reine Zurverfügungstellung eines kommunikativen Hilfsmittels nicht ausreichend. Bei diesen Personen braucht es zwingend auch eine unterstützte Einführung des Umfelds und eine individuelle Anpassung des Hilfsmittels an die Bedürfnisse und Ressourcen der Person. Trotz der Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation erlangen Personen dieser Gruppe oft nur eingeschränkte Sprachfertigkeiten oder die bereits vorhandene Sprachfertigkeit entwickelt sich nicht weiter. 21 Möglicherweise bestehende Vorurteile wie zum Beispiel «Bildungsunfähigkeit» gegenüber diesen Menschen müssen stets kritisch hinterfragt werden. Solche Vorurteile entstehen meistens durch Hilflosigkeit. Ein positives Menschenbild, das von der Kommunikationsfähigkeit eines jeden Menschen ausgeht, hilft dabei, Unterstützte Kommunikation als zweifellos fähiges Instrument zur Unterstützung der Kommunikation von und mit kognitiv beeinträchtigen Menschen zu betrachten. 22

20 21 22

THEORETISCHER BEZUG

15

Vgl. Insieme (2021) Vgl. von Tetzchner, S. / Martinsen, H. (2000), S. 79 Vgl. Jockusch, D. / Rothmayr, A. (2019), S. 29


3 EINE AUSWAHL AN KOMMUNIKATIONSHILFSMITTELN IM ÜBERBLICK


3.1 Einleitung

Im Rahmen der Recherchen und Kontakte mit verschiedenen Personen und Einrichtungen im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit wurde ich mit verschiedene Kommunikationshilfsmitteln konfrontiert. Diese Kommunikationshilfsmittel werden in diesem Kapitel beschrieben. Die Ausführungen dienen als Vorwissen für den empirischen Teil der Arbeit.

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

17


3.2 Symbolsammlung

Eine Symbolsammlung ist eine Zusammenstellung grafischer Symbolen, die keine eindeutigen grammatikalischen Anwendungsregeln hat.

Abb 9

Abb 10

METACOM

PICTURE COMMUNICATION SYMBOLS (PCS) Die Symbolsammlung «PCS» wurde in den USA entwickelt und beinhaltet mittlerweile rund 45.000 Symbole. Die Symbole sind perspektivisch und mit groben Linien gezeichnet und können mit der Anwendung «Boardmaker» verwaltet werden. Die Anwendung bietet Vorlagen und erlaubt den Ausdruck der Symbole für die Verwendung z.B. für Kommunikationstafeln oder andere statische Kommunikationshilfen. Die PCS werden umgangssprachlich häufig als Boardmaker bezeichnet. 23

Die deutsche Symbolsammlung «Metacom» beinhaltet über 10.000 Symbole. Annette Kitzinger begann mit der Entwicklung der Symbolsammlung, weil ihre Tochter Meta aufgrund ihrer kognitiven Beeinträchtigung Mühe zeigte mit den anderen Symbolsammlungen. Die Symbolsammlung zeichnen klare, leicht verständliche, gut erkennbare und unterscheidbare Symbole aus, welche nach wie vor erweitert und weiterentwickelt werden.

«Es zeigt sich ein Trend hin zur Metacom-Symbolsammlung. Vermehrt werden auch Produkte mit dieser Symbolsammlung angeboten. PCS (Picture Communication Symbols) ist eine amerikanische Symbolsammlung, wohingegen Metacom eine deutsche Symbolsammlung ist. Dadurch gibt es bei der Darstellung der Symbole kulturelle Unterschiede. Die deutschen Symbole sind näher an der Schweizer Kultur und werden deswegen häufiger gewählt und eingesetzt.» 24 «Piktogramme sind eine Zeiterscheinung. Vor fünf Jahren wurden meistens die PCS (Picture Communication Symbols) eingesetzt. Heute sind Metacom-Symbole bekannt und werden oft eingesetzt.» 25

23 24 25

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

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Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 37 f. Daniela Heer, Logopädin (2021) Thekla Huber-Kaiser Heilpädagogin (2021)


3.3 PECSKommunikationssystem Das Picture Exchange Communication System (PECS) wurde 1985 von Andy Bondy und Lori Frost in den USA entwickelt. Zu Beginn wurde es für Kinder mit Autismus als Kommunikationshilfe eingesetzt. Heute wird es jedoch erfolgreich für Menschen unterschiedlicher Altersstufen und mit verschiedensten Diagnosen eingesetzt, welche keine oder eine einschränke Kommunikation haben. PECS ist ein unterstützendes und alternatives Kommunikationssystem mit dem Ziel, anhand von Bildern zu kommunizieren und eine funktionale Kommunikation zu lernen. Die PECS-Methode verläuft über sechs Phasen: In der ersten Phase wird erlernt, einem Gegenüber ein Bild eines gewünschten Gegenstandes zu übergeben. In den weiteren Phasen wird der Satzbau anhand von Bildern gelernt. Und in den fortgeschrittenen Phasen lernen die Betroffenen, Attribute zu verwenden und Fragen zu beantworten und zu kommentieren. 26 PECS-KOMMUNIKATIONSORDNER Der Kommunikationsorder wird für das Kommunikationssystem benötigt. Mittels Satzstreifen können Mitteilung erfasst und übertragen werden. (CHF 59) 27

Abb 11 PECS - Kommunikationsordner mit Metacom-Symbole

26 Vgl. Pyramid Educational Consultants (2021) 27 Vgl. Active Communication Shop (2021a)

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

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3.4 Elektronische Kommunikationshilfsmittel IPAD Das iPad hat den Markt der elektronischen Kommunikationshilfsmittel verändert. Das iPad hat den Vorteil, dass es vergleichsweise leicht ist, überall mitgenommen werden kann und intuitiv zu bedienen ist. Zudem wird die Funktion der Unterstützten Kommunikation nicht primär durch das Gerät sondern durch eine entsprechende Applikation bereitgestellt. Dadurch kann jedes und auch ein vielleicht bereits vorhandenes iPad als Kommunikationshilfe eingesetzt werden. Die Anzahl an Applikation für die Unterstützte Kommunikation wächst stetig. Häufig wird das iPad auch für therapeutische Zwecke, z.B. in der Logopädie eingesetzt. 28

Abb 12 iPad mit der Applikation «GoTalkNow»

APPLIKATIONEN l GO TALK NOW Die Applikation ist eine Weiterentwicklung der statischen GoTalk-Geräte. Es existiert keine vorgefertigte Vokabularstrategie. Stattdessen wird das Vokabular selber und individuell erstellt. 29 Mit der Applikation kann auch ein Kommunikationsbuch erstellt werden. Das Einfügen von Bildern, Video, Musik, Text, Rahmen, Schaltflächen usw. ist möglich. Es können sowohl die GoTalk-Symbolsammlung als auch optional die Symbolsammlungen «Symbolstix» oder «Metacom» genutzt werden. Die Applikation ist nur für iPads verfügbar. CHF 100, optionale Symbolsammlung «Metacom» (CHF 48) 30 META TALK DE Die Applikation verwendet eine symbolbasierte Vokabularstrategie basierend auf der Symbolsammlung «Metacom». Das Vokabular kann bearbeitet werden und es können Fotos integriert werden. Die Applikation ist nur für iPads verfügbar. 31 (€ 229,99) 32 SNAP CORE FIRST Die Applikation ist einerseits auf den Geräten des Anbieters «Tobii Dynavox» vorinstalliert. Andererseits existiert eine Applikation für iPads. Die Applikation verwendet eine symbolbasierte Vokabularstrategie und der Wortschatz kann unbegrenzt angepasst werden. Ohne Sprachausgabe und Metacom-Symbole ist die Applikation für iPads kostenlos. Sprachfunktion CHF 48, Symbolsammlung «Metacom» (CHF 48) 33 NIKI DIARY Die Applikation richtet sich an Kinder und Erwachsene mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Die Applikation erlaubt es, mittels Bildern, Videos, Texten und Sprache ein Tagebuch zu führen und hilft so, Erlebnisse mitzuteilen. (CHF 5) 34

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

20

DEFINITION VON VOKABULARSTRATEGIE «Mit dem Begriff Vokabularstrategie wird die Anordnung und Kombinationslogik von Symbolen zur Zusammenstellung und Tätigung einer Äusserung auf einer elektronischen Kommunikationshilfe bezeichnet.» 35 Die meisten Applikationen verwenden als Vokabularstrategie eine 1-zu-1-Korrespondenz, um Vokabular darzustellen und zu organisieren. Hierbei steht ein Bildsymbol für eine bestimmte Bedeutung. Soll eine andere Bedeutung dargestellt werden, wird ein weiteres Bildsymbol benötigt. Einzig die Applikation «Minspeak» (siehe nachfolgende Seite) verwendet eine semantische Codierung. 36

28 29 30 31 32 33 34 35 36

Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 61 f. Vgl. ebda., S. 72 f. Vgl. Apple (2021a) Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 70 ff. Vgl. Apple (2021b) Vgl. ebda. (2021c) Vgl. ebda. (2021d) Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 63 Vgl. ebda., S. 75


TOBII DYNAVOX Sprachcomputer mit vielfältigen Ansteuerungsmöglichkeiten wie direkte Selektion per Hand oder mit externen Taster, Kopfmaussteuerung oder Augensteuerung. Kann nur mit der Applikation «Communicator 5» oder «Snap Core First» verwendet werden. Preis auf Anfrage. 37 COMMUNICATOR 5 Umfassendes Softwarepaket des Anbieters «Tobii Dynavox». Bietet Inhalte für Neuanwenderinnen und Neuanwender der Unterstützten Kommunikation in Form von vorgefertigten, symbolbasierten Vokabularstrategien oder schriftbasierten Inhalten. Die Applikation kann zudem Texte und Symbole in deutlicher Sprache wiedergeben, erlaubt fernschriftliche Kommunikation (z.B. E-Mail oder SMS-Nachrichten) und Umfeldsteuerung. Für Windows-Geräte und Geräte des Anbieters «Tobii Dynavox.» 38

Abb 13 Tobii Dynavox mit der Applikation «Snap Core First» und der «Software Communicator 5»

ACCENT 1400 Sprachcomputer, welches mittels Augensteuerung, Kopfmaussteuerung, oder direkter Selektion per Hand oder mit externen Taster bedient werden kann. Kann nur mit Wortschatzprogrammen wie «Minspeak» verwendet werden. Preis auf Anfrage. 39 MINSPEAK Die Applikation nutzt die Mehrfachbedeutung von Symbolen, um ein umfassendes Vokabular mit einer begrenzten Anzahl von Symbolen darzustellen. So kann z.B. ein Bildsymbol eines Stuhles mit «Stuhl», «Holz», «Möbel», «sitzen» oder «hart» assoziiert werden. 40

Abb 14 Accent 1400 mit der Applikation «Minspeak»

TASTER (JELLY BEAN) Externer Taster für die Bedienung von adaptierten Spielsachen und Kommunikationshilfen oder zur Umfeld- oder PC-Steuerung. Unter der transparenten Plastikhülle können individuelle Piktogramme oder Fotos angebracht werden. (CHF 81) 41 POWERLINK Mit dem PowerLink können zwei elektrische Geräte wie Radios oder auch Lichtquellen über einen externer Taster bedient werden. (CHF 420) 42

Abb 15

Abb 16

37 Vgl. Tobii Dynavox (2021) 38 Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 67 39 Vgl. Prentke Romich (2021) 40 Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 75 41 Vgl. Active Communication Shop (2021b) 42 Vgl. ebda. (2021c)

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

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GO TALK 9+ Ist ein Gerät mit starrer Oberfläche (im Gegensatz zu dynamischer Oberfläche beim iPad oder Sprachcomputer). Aufnahmegerät mit verschiedene Aufzeichnungsebenen und fix installiertem Fingerführraster. Das Abspielen von Aufzeichnungen erfolgt durch das Drücken entsprechender Tasten. Anhand einer Papierschablone können die Piktogramme ausgewechselt werden. Es gibt verschiedene Ausführungen mit unterschiedlicher Anzahl Felder. 43 (CHF 280) 44

Abb 17-21 l

SUPERTALKER Ist auch ein Gerät mit starrer Oberfläche, mit mehreren Feldern zum Aufnehmen und Abspielen. Zusätzliche Buchsen für den Anschluss an externe Taster oder für adaptiertes Spielzeug bzw. externen Geräten. 45 (CHF 650) 46 ANYBOOK-AUDIOSTIFT Vorlesestift mit einer Aufnahmekapazität von 200 Stunden. Auf Gegenstände geklebte Sticker mit einem eindeutigem Code erlauben die Wiedergabe von selber erfassten, entsprechenden Audio-Aufnahme. (CHF 95.90, Stift), (CHF 43, Sticker, 204 Stück) 47 BIGMACK Aufnahmegerät mit einer Aufnahmekapazität von zwei Minuten. Unter der transparenten Plastikhülle können individuelle Piktogramme oder Fotos angebracht werden. Zusätzliche Buchse für den Anschluss an einen externen Taster oder für adaptiertes Spielzeug. (CHF 189) 48 BIG POINT 6ER-SET Aufnahmegeräte mit einer jeweiligen Aufnahmekapazität von 30 Sekunden. Das Abspielen erfolgt durch das Drücken. Unter den transparenten Plastikhüllen können individuelle Piktogramme oder Fotos angebracht werden. (CHF 86.90) 49

43 Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 59 44 Vgl. Active Communication Shop (2021d) 45 Daniela Heer, Logopädin (2021) 46 Vgl. Active Communication Shop (2021e) 47 Vgl. ebda. (2021f) 48 Vgl. ebda. (2021g) 49 Vgl. ebda. (2021h)

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

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3.5 Nichtelektronische Kommunikationshilfsmittel PORTA-GEBÄRDEN Deutschschweizer Gebärdensammlung für Menschen mit geistiger und mehrfacher (Sinnes-) Beeinträchtigung. Die Gebärden sind motorisch möglichst einfach und visuell möglichst eindeutig gehalten. Es existiert eine kostenlose Applikation für Apple und Android. 50 PICTOGENDA Die Pictogenda ist einerseits ein Terminkalender, beinhaltet aber auch verschiedenste Klebeetiketten, welche über ein Code für die Verwendung mit dem AnyBook-Audiostift verfügen. Für die Darstellungen wird die Symbolsammlung «Metacom» verwendet. (CHF 47) 51

Abb 22-25 l

Affe

TIME TIMER Analoge Zeitschaltuhr zur Anzeige einer verbleibenden Restzeit. Wenn die eingestellte Zeit abgelaufen ist, wird ein Signalton wiedergegeben. (CHF 49) 52 FOTOS Fotos sind konkret und realitätsnah und können zu jeder Zeit angefertigt, ausgedruckt und der unterstützt kommunizierenden Person zur Verfügung gestellt werden. Die Darstellung von Kernvokabular (z.B. «auch» oder «da») ist aber schwierig. Zudem sind Fotos selten eindeutig. So hat z.B. ein Foto mit einem auf einem Trampolin hüpfenden Kind mehrere Bedeutungen (Trampolin, hüpfen, anstrengend, ...). Zusätzlich zum sinnbildenden Objekt ersichtliche Gegenstände können ablenken oder überfordern. 53 KOMMUNIKATIONSTAFEL / WOCHENPLAN Kommunikationstafeln und Wochenpläne werden selber unter Nutzung von Piktogramme oder Fotos zusammengestellt und können individuell an den Bedürfnisse und Fähigkeiten der Anwendenden angepasst werden. ÜBERGANGSOBJEKT Übergangsobjekte sind Gegenstände, die der UK-Person überreicht werden, um Situationen oder Aktivitäten anzukündigen und somit Übergänge zu gestalten. Somit hat die Person die Möglichkeit den Gegenstand mit der folgenden Aktivität zu verknüpfen. Dies wird hauptsächlich benutzt, wenn die unterstützt kommunizierende Person keine Bilder erkennt bzw. noch nicht auf Abbildungen abstrahieren kann. Zum Beispiel: Zahnbürste für Zähneputzen, Löffel für Essen usw. Man wählt meist Gegenstände, die direkt mit der Aktivität etwas zu tun haben. 54

KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL

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50 Vgl. Tanne Schweizerische Stiftung für Taubblinde (2021) 51 Vgl. Active Communication Shop (2021i) 52 Vgl. ebda. (2021j) 53 Vgl. Lüke, C. / Vock, S. (2019), S. 32 54 Daniela Heer, Logopädin (2021)


EMPIRISCHER TEIL 4 INTERVIEW MIT FACHPERSONEN


4.1 Einleitung

In diesem Kapitel nehmen drei Fachpersonen aus den Bereichen der Sozial- und Heilpädagogik, und der Logopädie unter anderem Stellung zu folgenden Fragestellungen: Welche Kriterien sind wichtig für ein gut funktionierendes Kommunikationshilfsmittel im Alltag? Welche Herausforderungen bestehen beim Einsatz von Kommunikationshilfsmitteln? Wie weit verbreitet ist Unterstützte Kommunikation in den Institutionen?

INTERVIEW

25


4.2 Interview mit Daniela Heer DANIELA HEER, LOGOPÄDIN / LEITUNG FÜR UNTERSTÜTZTE KOMMUNIKATION (UK) AN DER HEILPÄDAGOGISCHE SCHULE ZÜRICH, STIFTUNG RGZ

WAS INTERESSIERT DICH AN UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION? Das Interesse ist unter anderem berufsbedingt. Unterstützte Kommunikation ist Teil des Fachgebiets «Kommunikation und Sprache». Kommunikation ist ein Grundrecht und wir sind dazu verpflichtet, Kommunikation zu ermöglichen und zu unterstützen. Das Interesse wird zusätzlich unterstützt, wenn man sieht, was erfolgreiche Kommunikationserlebnisse alles bewegen können und wie gelingende Kommunikation grosse oder auch kleine Veränderungen bewirken kann.

An der Heilpädagogische Schule Zürich (HSZ) werden Kinder und Jugendliche mit einer geistigen und /oder mehrfachen Beeinträchtigung im Alter von vier bis zwanzig Jahren unterrichtet. Nach Bedarf wird der Unterricht nebst Ergo- und Physiotherapie durch die Logopädie ergänzt. Ich treffe mich mit Daniela Heer an der Schule. Nach dem Gespräch zeigt mir Daniela Heer das Schulgebäude. Zum Zeitpunkt meines Besuchs sind Schulferien, die Kinder sind nicht anwesend und auch sonst ist es sehr ruhig im Gebäude. Die Stühle sind hochgestellt und alles ist aufgeräumt. Ich darf mit meiner Kamera den Rundgang dokumentieren. Mich interessiert dabei, wie und wo Kommunikationshilfsmittel im Schulgebäude eingesetzt werden. Daniela Heer absolvierte ein Studium in Musik an der Jazz-Hochschule und ein Studium in Tiermedizin. Nach dem Studium in Logopädie trat Daniela Heer im Jahr 2017 an der HSZ eine Stelle als Logopädin an. Zur gleichen Zeit startete an der HSZ ein Projekt zu Unterstützter Kommunikation mit dem Ziel, Unterstützte Kommunikation zu implementieren und längerfristig zu verankern. Daniele Heer übernahm in der Folge die Leitung für die Unterstützten Kommunikation an der HSZ. Das Vorhaben, eine UK-Fachstelle für die gesamte Stiftung über alle Bereiche einzurichten, muss aufgrund anderer priorisierter Projekte der Geschäftsleitung noch warten. Berufsbegleitend absolviert Daniela Heer zurzeit einen Weiterbildungslehrgang an der Fachhochschule Nordwestschweiz, um ein CAS in Unterstützer Kommunikation zu erlangen.

INTERVIEW

WAS IST DEINE FUNKTION IN DER STIFTUNG IM ZUSAMMENHANG MIT DER UNTERSTÜTZTEN KOMMUNIKATION? Der Berufsauftrag in der Logopädie besteht unter anderem aus Unterstützter Kommunikation. Eine zusätzliche Funktion ist die Leitung für die Unterstützten Kommunikation an der HSZ. Das Pensum beträgt jedoch nur 2.5 %. Diese Funktion beinhaltet: Ansprechperson für die Klassenverantwortliche für UK und für das Team inkl. Beratungen. Verfassen vom Newsletter zur UK. Leitung der Projektgruppe UK. Kontakte zu Hilfsmittelanbietern und externen Fachstellen pflegen/vermitteln. Bestellung und Verwaltung von UK-Material. Organisation von UK-Cafés und UK-Treffs. Pflege des UK-Ordners auf dem Server (Zugriff von allen Bereichen). Besuche von Weiterbildungen, Symposien und Vernetzung im UK -Netzwerk. Wartung aller Schul-iPads.

WIE KANN ICH MIR DEN INFORMATIONSAUSTAUSCH ZWISCHEN VERANTWORTLICHEN ODER FACHPERSONEN IN UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION UND DEM TEAM VORSTELLEN?

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Für die Dauer des UK-Projektes gibt es eine Projektgruppe, in der jede Berufsgruppe vertreten ist. Pro Jahr werden zwei bis drei interne Weiterbildungen in UK durchgeführt. Die Weiterbildungen sind für das ganze Team obligatorisch. In der Projektgruppe wurde auch ein Konzept für Unterstützte Kommunikation erarbeitet und Standards ausgearbeitet und im Team eingeführt. Wöchentlich wird ein Newsletter zu UK per E-Mail an alle Fachbereiche versendet mit den sogenannten Wochengebärden und weiterführenden Informationen. Pro Woche werden drei neue Gebärden ausgesucht, und im Team geübt. Mit den Fachpersonen der Hilfsmittelfirmen findet ein Austausch statt. Die Hilfsmittelfirmen werden vor allem miteinbezogen, wenn persönliche Hilfsmittel beantragt wurden und das Gebrauchstraining des Hilfsmittels ansteht. Die Kosten der elektronischen Hilfsmittel übernimmt die Invalidenversicherung (IV). Der Antrag wird durch die Eltern eingereicht, die Schule unterstützt beim Ausfüllen des Formulars und der Begründung. Nach dem Antrag entsendet die IV eine externe Logopädin resp. einen externen Logopäden, um zu überprüfen ob das Hilfsmittel sinnvoll sei. Die Logopädin resp. der Logopäde verfasst einen Bericht und spricht der IV eine Empfehlung aus. Die IV entscheidet auf Basis dieser Informationen. Bei einem positiven Entscheid besucht eine Fachperson der Hilfsmittelfirma die Institution, lernt das Kind kennen und stellt verschiedene Hilfsmittel vor. Zusammen mit den Bezugspersonen, Eltern sowie zuständigen Logopädin oder Logopäde wird ein passendes Hilfsmittel ausgesucht. Wenn die IV eine definitive Kostengutsprache erteilt, beginnt das Gebrauchstraining. Das Gebrauchstraining dauert vier Sequenzen, verteilt über einem Zeitraum von drei Monaten. Hierbei wird auf technische Spezialitäten eingegangen oder aufgezeigt , wie das Hilfsmittel im Alltag integriert werden kann. In der Teamsitzungen mit Vertretern aus allen Klassenteams und Therapien gibt es die Möglichkeit für einen Informationsaustausch bezüglich UK. Klassenverantwortliche für Unterstützte Kommunikation. Interne Weiterbildungen. UK-Treff: Theorie Inputs mit Besprechungen, Diskussionen und Fragen. UK-Café: Spiele und Übungen zum Thema der

Abb 26

Pro Woche werden drei neue Porta-Gebärden ausgesucht und im Team geübt.

Unterstützten Kommunikation. Obligatorische interne Weiterbildung für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

WIE KANN ICH MIR DEN INFORMATIONSAUSTAUSCH ÜBER UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION ZWISCHEN FACHPERSONEN UND DEM UMFELD EINES KINDES VORSTELLEN? Der Informationsaustausch zur Unterstützten Kommunikation mit den Eltern erfolgt über Telefon oder mittels E-Mail oder im Rahmen von Gespräche vor Ort. Auch Schulbesuche sind möglich. Zudem werden für die Eltern Videos erstellt, welche Anleitungen und Erklärungen, wie das Hilfsmittel bei Kind angewendet wird, beinhalten. Weitere Unterlagen werden bei Bedarf an die Angehörigen abgegeben. Ich würde mir aber mehr Kontakt zu den Eltern wünschen. Dies ist aus verschiedenen Gründen nicht immer möglich. Die Verständigung zu Hause ist meist weniger beeinträchtigt als mit Fremden, Eltern kennen ihre Kinder natürlich gut. Es ist jedoch wichtig, dass das Kind auch eine Unabhängigkeit entwickeln kann und lernt, mit anderen Leuten zu kommunizieren, die das Kind nicht so gut kennen wie die Eltern. Das Verhalten der Eltern ist sehr unterschiedlich. Gewisse Eltern sind sehr engagiert, andere Eltern hingegen haben weniger Möglichkeiten. Eine alleinerziehende Frau mit vier Kinder hat vielleicht noch andere Sorgen, als sich mit Unterstützer Kommunikation zu befassen. Abb 27-31 i

INTERVIEW

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WIE WEIT VERBREITET SIND KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL IN DER SCHULE? HAT JEDES KIND EIN KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL?

Nutzer der Unterstützten Kommunikation ab. So hat es sich z.B. bei Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung bewährt, zu Beginn mit PECS (Kommunikation durch Übergabe von Bildkarten oder Piktogramme) und vielen Visualisierungen zu arbeiten. Auch Kinder, die später einmal auf ein elektronisches Hilfsmittel wechseln, starten häufig mit einer analogen Hilfe (z.B. PECS-Kommunikationsordner). Ältere Modelle von Sprachcomputern sind immer weniger verbreitet. Sie sind schwer, gross und äusserst kostspielig. Hingegen verfügen iPads über viele Vorteile: Sie sind mobiler, es bestehen viele Möglichkeiten mit der Anwendung von unterschiedlichen Applikationen und sie sind viel preiswerter als Spezialgeräte. Bei der Kommunikation mit fremden Personen sind elektronische Hilfsmittel mit einer Sprachausgabe von Vorteil. Gebärden verstehen viele Aussenstehende nicht. Und Piktogramme sind verständlicher, wenn sie zusätzlich angeschrieben sind. An den Schulen werden deshalb alle Piktogramme für die Kommunikation beschriftet, auch wenn das Kind selber (noch) nicht lesen kann. Jedes Hilfsmittel hat Vor- und Nachteile und muss individuell angepasst werden.

Unter der Annahme, dass auch Körpereigene Gebärden oder Visualisierungen in Form eines Tagesplans als Kommunikationshilfsmittel gelten, verfügt jedes Kind über Kommunikationshilfsmittel. Persönliche Hilfsmittel, die über die IV finanziert werden, hat aber nicht jedes Kind. Beispiele anhand der Klassen mit sieben Kindern pro Klasse: Kinder mit einem elektronischen Hilfsmittel: Erster Kindergarten: Zweiter Kindergarten: 1x Sprachcomputer*/  1x iPad* Unterstufe: 1x GoTalk / 1x Power Link / 1x iPad* Mittelstufe: 2x iPad* Oberstufe: 1x Power Link / 1x iPad* 15 Plus: 1x SuperTalker,* / (1x iPad:*Antrag eingereicht) *mit Kommunikationsapplikation Durchschnittlich verfügen 2 Kinder pro Klasse über ein elektronisches Kommunikationshilfsmittel, welches die IV bezahlt.

WAS IST WICHTIG, DAMIT EIN KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL IN DER PRAXIS GEBRAUCHT WIRD UND EINEN NUTZEN HAT?

Kinder mit einem analogen Hilfsmittel: Erster Kindergarten: 3x PECS-Ordner /  2x Übergangsobjekt Zweiter Kindergarten: 2x PECS-Ordner /  1x Gebärden Unterstufe: 1x PECS* /  1x Übergangsobjekt Mittelstufe: 2x PECS* / 1x Taktiler Tagesplan Oberstufe: 1x Übergangsobjekt / 1x Blicktafel 15 Plus: 1x PECS* * Kommunikation durch Übergabe von Bildkarten oder Piktogramme Durchschnittlich verfügen 3 Kinder pro Klasse über ein analoges Kommunikationshilfsmittel, welches die Institution finanziert.

Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, der schnell einmal zu kurz kommt. Es wird genau überlegt und geschaut, welches Hilfsmittel es braucht, aber die Wichtigkeit der Einführung und des Erlernens der Kommunikationshilfe wird oft unterschätzt. Äusserst selten ist der Grund bei Schwierigkeiten das Hilfsmittel selber, sondern meist das Umfeld, das es nicht geschafft hat, tolle Erfolgserlebnisse und unzählige Übungsmöglichkeiten zu ermöglichen. So muss das Hilfsmittel überall und immer erreichbar und nutzbar sein, zum Beispiel zuhause oder unterwegs aber auch auf der Toilette. Auch dort muss man ja vielleicht kommunizieren können. Ganz wichtig ist, dass die Anwendung des Hilfsmittels gemeinsam erarbeitet wird. Es ist nicht möglich, ein Hilfsmittel dem Kind hinzustellen und zu sagen, «So, jetzt kannst du sprechen!». Es braucht viele Übungsmöglichkeiten, die möglichst im Alltag eingebaut sind, nicht nur für die Nutzerin oder den Nutzer der Unterstützten

WELCHE HILFSMITTEL HABEN SICH IN DER PRAXIS/SCHULE BEWÄHRT, WELCHE WENIGER? Welche Hilfsmittel sich bewähren oder eingesetzt werden, hängt sehr stark von den Nutzerinnen und

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Abb 32-34 l

Kommunikation, sondern auch für das Team und das Umfeld. Das Hilfsmittel muss sinnvoll und gewinnbringend fürs Kind sein. Das Kind braucht Erfolgserlebnisse und die Anwendung sollte Spass machen, damit ein positiver Effekt entsteht. Modelling ist sehr wichtig. Das Umfeld des Kindes muss das Hilfsmittel mitbenützen und so Vorbild sein für das Kind. Wünschenswert ist, dass das ganze Umfeld schon von Anfang an dabei ist und auch schon in die Entscheidungen miteinbezogen wurde. Wenn z.B. Eltern mit einem elektronischem Hilfsmittel nicht zurechtkommen, entscheidet man sich vielleicht besser für ein analoges System. Dadurch erreicht man, dass das Hilfsmittel auch wirklich benutzt wird und nicht überfordert. Das alles ist eine große Aufgabe, ein wahnsinniger Aufwand, aber nur so geht es.

WAS SIND FÜR DICH WICHTIGE KRITERIEN FÜR EIN GUTES KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL? ÄSTHETIK, HANDHABUNG, EINFACHHEIT ODER VERSTÄNDLICHKEIT? Ausserordentlich wichtig ist, dass Unterstützte Kommunikation multimodal ist. Der Einsatz eines Hilfsmittels alleine reicht nicht, die Nutzerin oder der Nutzer der Unterstützten Kommunikation muss verschiedene Hilfsmittel kennen lernen. (z.B. Gebärden, Piktogramme, elektronische Hilfen) und auch bspw. die körpereigene Gestik und Mimik sollte in die Kommunikation miteinbezogen werden. Eine individuelle Anpassung der Hilfsmittel ist wichtig und die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Nutzerin oder des Nutzers müssen miteinbezogen werden. Nicht zu vergessen bleibt, dass dies während der weiteren Entwicklung immer wieder neu überprüft und angepasst werden muss. Die Ästhetik eines Hilfsmittels ist sekundär. Abb 27+28 Jedem Kind ist eine spezifische Farbe und ein individuelles Piktogramm zugeordnet. Abb 29-31 Beschriftung mit Metacom-Symbolen und Schrift zur Orientierung im Raum und zur Unterstützung für das selbständige Holen sowie Verräumen von Dingen. Für die Beschriftung der Piktogramme wird eine hochwertige und gut lesbare Satzschrift verwendet. Die Leitung für Unterstützte Kommunikation empfiehlt die Schrift «ABeeZee». Abb 32 Klassen und Therapien sind ebenfalls Farben zugeordnet. Diese Farben orientieren sich an den Türrahmen-Farben der jeweiligen Räume. Abb 33 Der PECS -Kommunikationsordner hat einen zugeordneten Platz («Parkplatz»), damit er schnell gefunden und verwendet werden kann. Abb 34 Die Tagesfarben wurden intern in der HSZ (für die gesamte Stiftung festgelegt) Die Entscheidung erfolgte aufgrund einer Recherche von Daniela Heer, in der es darum ging, welche Tagesfarben am häufigsten in anderen Institutionen, insbesondere auch in Anschlussmöglichkeiten nach der Schule verwendet werden. Eine einheitliche Festlegung, zumindest in der Deutschschweiz, wäre wünschenswert.

INTERVIEW

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4.3 Interview mit Katharina Gfeller-Vogt KATHARINA GFELLER-VOGT, HEILPÄDAGOGIN, LEHRERIN AN DER SONDERSCHULE KRISENINTERVENTIONSGRUPPE (KIG) FÜR KINDER UND JUGENDLICHE

Grundbedürfnis. Es kann zu Ausbrüchen in Form von Gewalt oder zu Depressionen führen, wenn das Kind keine Möglichkeit hat zu kommunizieren und es nicht verstanden wird.

WIE KANN ICH MIR DEN INFORMATIONSAUSTAUSCH ZWISCHEN VERANTWORTLICHEN ODER FACHPERSONEN IN UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION UND DEM TEAM VORSTELLEN?

Kinder und Jugendliche mit geistiger und mehrfacher Beeinträchtigung in einer komplexen Krisensituation erhalten, bis eine Anschlusslösung gefunden ist, befristet während 8-12 Wochen einen Platz in einer Kriseninterventionsgruppe. Das Angebot umfasst Wohnen, Schule und Therapie. Die Sonderschule ist nicht vergleichbar mit einer Heilpädagogische Sonderschule. Das schulische Lernen hat nicht erste Priorität. Vielmehr geht es darum, die lebensnahe und lebenspraktische Bildung zu fördern. Die individuelle Förderung steht im Zentrum, da jedes Kind unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Bedürfnisse mitbringt. Ein wichtiger Bestandteil ist auch das Üben von Übergängen. Beispielsweise der Übergang zwischen Wohngruppe und Schule. Es wird im Einzelunterricht unterrichtet, pro Tag geht jedes Kind ca. 1 Stunde in die Schule. Seit 2016 ist Katharina Gfeller-Vogt in der Institution angestellt. Begonnen hat sie auf der Wohngruppe der Kriseninterventionsgruppe als Heilpädagogische Mitarbeiterin. Vor knapp zwei Jahren wechselte sie in den Schulbereich und wurde Lehrerin an der Sonderschule der Kriseninterventionsgruppe. Zuvor hat sie in verschiedensten Institutionen als Heilpädagogin gearbeitet, unter anderem auch als stellvertretende Sonderschullehrerin. Eine längere Pause von ca. 12 Jahren nutzte sie für eigene Projekte.

Der Austausch über Unterstütze Kommunikation findet im Rahmen von Teamsitzungen oder direkt im Alltag statt. Anhand von Beobachtungsblättern versuchen wir herauszufinden, wie gut ein Hilfsmittel funktioniert. Die interne Logopädin ist Ansprechpartnerin für Fragen im Bereich der Unterstützen Kommunikation. Zudem finden Weiterbildungen statt und es gibt Arbeitsgruppen zur Unterstützen Kommunikation.

WIE KANN ICH MIR DEN INFORMATIONSAUSTAUSCH ÜBER UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION ZWISCHEN FACHPERSONEN UND DEM UMFELD EINES KINDES VORSTELLEN? Die Eltern werden im Rahmen des Standortbestimmungsgesprächs oder über Berichte informiert. Die Eltern können aber jederzeit nachfragen. Erfahrungsgemäss erhalten wir aber eher wenige Fragen.

WIE WEIT VERBREITET SIND KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL IN DER SCHULE? HAT JEDES KIND EIN KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL?

WAS INTERESSIERT DICH AN UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION? Spannend ist, herauszufinden, wie das Gegenüber seine Bedürfnisse und Gefühle ausdrücken und kommunizieren kann. Kommunikation ist ein

INTERVIEW

Zur Zeit findet in der ganzen Institution eine Umstellung von der «PCS» Symbolsammlung zu der 32


Abb 35-37 l

«Metacome» Symbolsammlung statt. Zu den Symbolen gibt es unterschiedlichste Kommunikationstafeln wie zum Beispiel der Menüplan. So kommt jedes Kind in Berührung mit unterschiedlichen Kommunikationstafeln. Die meisten Kindern haben dazu noch individuell angepasste Kommunikationshilfsmittel.

WELCHE HILFSMITTEL WERDEN AM HÄUFIGSTEN IN DER KIG-SCHULE VERWENDET? Kommunikationstafeln werden täglich eingesetzt. Darauf ersichtlich sind das Datum, der Tag, die Jahreszeit und das Wetter aber auch, wer wann arbeitet. Im Morgenkreis wird bei jedem Kind diese Kommunikationstafel beigezogen, auch wenn das Kind lesen und sprechen kann. Piktogramm-Streifen zeigen den Ablauf einer Tätigkeit oder die Abfolge der Aufgaben in der Schulstunde und sind mit Fotos, Symbolen oder Schrift visualisiert. Die Piktogramm-Streifen geben Struktur, was gerade bei vielen Kinder sehr wichtig ist und werden individuell an jedes Kind angepasst. So besteht die Beschreibung des Ablaufs einer Tätigkeit nur aus Piktogrammen, wenn ein Kind nicht lesen kann. Andernfalls ist der Ablauf schriftlich festgehalten. Im Allgemeinen, werden Hilfsmittel wie Piktogramme, Schrift oder auch der Time Timer oft eingesetzt.

WELCHE HILFSMITTEL HABEN SICH IN DER PRAXIS/SCHULE BEWÄHRT? Die Piktogramm-Streifen, das iPad mit den Kommunikations-Applikationen, die Gebärdensprache und Hilfsmittel, welche ermöglichen, Gefühle mitzuteilen oder zu erkennen. Gerade zum Thema «Gefühle» existiert viel unterschiedliches Material.

WELCHE HILFSMITTEL HABEN SICH IN DER PRAXIS/SCHULE WENIGER BEWÄHRT? Gefühls-Karten können den Nachteil haben, dass sie antrainiert sind. Sie werden sehr oft eingesetzt. Wenn Kinder immer wieder das Gleiche mit den Karten kommunizieren, z.B. wenn ein Kind am Morgen immer auf die Karte «müde» zeigt, können sie das Interesse oder den Bezug zu konkreten Situationen verlieren.

INTERVIEW

Abb 35 Abb 36 Abb 37

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Der Ablauf der Tätigkeiten wird mit Metacom-Piktogrammen, Fotos und Schrift visualisiert. Hilfsmittel, um Gefühle mitzuteilen oder zu erkennen. «Zum Thema «Gefühle» existiert viel unterschiedliches Material» sagt Katharina Gfeller. Bücher zum Thema «Gefühle».


Dadurch ist es wichtig, Gefühls-Karten in konkreten Alltagssituationen einzusetzen, um so einen Bezug zu den eigenen Gefühlen zu schaffen. Wenn ein Kind zum Beispiel trockene Haut hat, bereitet die Betreuungsperson die Gefühls-Karten vor und fragt: «Es sieht so aus, als würde es jucken. Kannst Du mir mit den Gefühls-Karten zeigen, wie Du Dich fühlst?» Diese Situation ist dann viel konkreter und mit einer Erfahrung verbunden. Der Umgang mit dem iPad kann bei manchen Kindern schwierig sein. Es gibt viele Ablenkungsmöglichkeiten, wenn das Kind noch andere Applikation wie zum Beispiel YouTube oder Spiele auf dem iPad hat.

das Kind zu kompliziert werden. Das gilt auch für die Piktogramm-Streifen. Beispielsweise ist es für ein Kind besser nur ein Piktogramm nach dem anderen auf den Streifen bereit zu legen. Hingeben für ein anderes Kind ist es wichtig den Ablauf der Tätigkeit der ganzen Schulstunde zu sehen.

WAS IST WICHTIG, DAMIT EIN KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL IN DER PRAXIS GEBRAUCHT WIRD UND EINEN NUTZEN HAT? Ganz wichtig ist, sich Zeit zu lassen bei der Kommunikation. Manche Kinder brauchen länger, bis sie die Fragen verarbeitet können. Verbale Kommunikation ist für einige Kinder nicht immer der einzige Weg. Auch wenn ein Kind sprechen kann, können zur Unterstützung Piktogramme eingesetzt werden. Es gibt ja auch Situationen, in denen das Kind nicht kommunizieren will oder nicht verbal kommunizieren kann. Es gelingt dem Kind dann besser, auf ein Piktogramm zu zeigen. Piktogramme können in solchen Situationen eine grosse Unterstützung sein. Das Kind kann sich so auf die Kommunikation einlassen. Ohne diese Unterstützung könnte es beim Kind zu Frustrationen und Aggressionen kommen.

WAS SIND FÜR DICH WICHTIGE KRITERIEN FÜR EIN GUTES KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL? ÄSTHETIK, HANDHABUNG, EINFACHHEIT ODER VERSTÄNDLICHKEIT? Ich finde, Schönheit ist ein Wert an sich. Die Ästhetik hat einen wichtigen Einfluss. So erachte ich zum Beispiel farbige Piktogramme als ansprechender als schwarz-weisse. Es muss jedoch immer dem jeweiligen Kind entsprechen und angepasst werden. Die Gestaltung der Piktogramme soll klar und einfach sein. Bei zu vielen Informationen kommt es häufig zu einer Überforderung und es kann für

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4.4 Interview mit Thekla Huber-Kaiser THEKLA HUBER-KAISER, HEILPÄDAGOGIN, DIPLOMIERTE ERWACHSENENBILDNERIN, BERATUNG UND COACHING, SUPERVISORIN UND ORGANISATIONSBERATERIN

nicht bräuchten. Sie sind der Auffassung, dass sie ihre Leute ausreichend gut kennen würden und dadurch auch ohne Unterstützte Kommunikation verstehen würden. Solche restriktiven Haltungen gibt es leider immer noch. Dagegenwirken können wir indirekt, indem wir Präsenz zeigen in Netzwerken der Unterstützten Kommunikation, in Blogs oder bei Informationsveranstaltungen. Aber Tatsache ist: So lange in einer Institution bei der Leitung eine solche Überzeugung besteht, gibt es nichts anderes, als zu warten. Manchmal kommen die Institution dann 5-10 Jahre später oder die Eltern machen Druck. Rechtlich ist es so, dass eine Person, die noch nicht im Pensionsalter ist und über keine funktionale Lautsprache oder keine Handschrift verfügt, das Recht auf ein Kommunikationshilfsmittel hat, das von der IV bezahlt wird.

Thekla Huber hat in Schulen und verschieden stationären und ambulanten Institutionen viele Erfahrungen gesammelt und sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen gearbeitet. Seit 20 Jahren ist Thekla Huber freiberuflich tätig. Sie arbeitet zusammen mit der Sprachwissenschaftlerin Andrea Alfaré. Gemeinsam betreiben sie die Firma «EFC Effective Communication GmbH». Die Firma bietet Krisenintervention, Schulungen von Teams oder von gesamten Organisationen oder Abteilungen, Trainings mit betroffenen Menschen oder mit deren Umfeld aber auch Expertisen für Gerichtsfälle an. Die Firma ist in der ganzen Schweiz tätig, hauptsächlich aber in der Deutschschweiz.

WELCHE HILFSMITTEL WERDEN AM HÄUFIGSTEN VERWENDET? Bei den als Erstes eingesetzten Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation handelt es sich meistens um Piktogramme oder um eine Auswahl von Gegenständen. Zu diesem Zeitpunkt werden mehrheitlich analoge Hilfsmittel eingesetzt. Später wird dann oft auch ein iPad mit den KommunikationsApplikationen eingesetzt. Wichtig ist, dass man bei den einzelnen Klientinnen und Klienten genau hinschaut und betrachtet, was die betroffenen Personen benötigt und dann die Hilfsmittel entsprechend anpasst.

WAS INTERESSIERT DICH AN UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION? Es ist nicht primär das Interesse an Unterstützer Kommunikation, sondern das Interesse am Gegenüber, an den betroffenen Menschen. Bei Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen sollte uns die Behinderung nicht aufhalten, sondern wir müssen nach Lösungen suchen. Wichtig ist, vom Klienten auszugehen, der partizipative Gedanke sollte immer im Zentrum stehen.

WIE WEIT VERBREITET SIND KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL IN DER PRAXIS?

WELCHE HILFSMITTEL HABEN SICH IN DER PRAXIS BEWÄHRT, WELCHE WENIGER?

Es ist sehr unterschiedlich, es gibt Institutionen bei denen gehört die Unterstützte Kommunikation dazu und es ist selbstverständlich, dass den Menschen Kommunikationshilfsmittel zur Verfügung stehen. Aber es gibt auch Institutionen mit der Haltung, dass sie Unterstützte Kommunikation

INTERVIEW

Es gibt immer Vor-und Nachteile. Das iPad hat den Vorteil, dass es relativ niederschwellig ist. Mittlerweile gibt es auch sehr gute Applikationen. Vor dem iPad gab es die teuren und schweren Sprachcomputer. Diese werden fast nicht mehr verwendet.

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sehr ähnlich in ihren Anforderungen und den Möglichkeiten. Es ist von Vorteil, wenn die Lehrperson nicht allzu viele verschiedene Applikationen bedienen muss. Das Kommunikationshilfsmittel muss auf das taktile Verhalten der Person angepasst sein. Das heisst, dass für jemand, der sehr nervös seine Finger bewegt und alles anfassen muss, unter Umständen ein iPad nicht das richtige Hilfsmittel sein wird. Hier braucht es eventuell etwas Solides, Ruhiges. Oder für jemanden, der ein extrem feiner Tonus hat, ist es unter Umständen fast nicht möglich, eine Taste auszulösen. Für diese Person ist es aber eventuell möglich, auf ein Piktogramm zu zeigen. Auch hier muss immer eine individuelle Lösung gefunden werden. Viel wird mit Videoanalysen gearbeitet. Videos werden ausschliesslich zu Ausbildungszwecken verwendet und sind ein sehr gutes Mittel, um das eigene Kommunikationsverhalten zu analysieren. Ein Video gibt auch einen Hinweis auf das Bewegungsmuster der betreffenden Person, zum Beispiel auf die Hand-Augen-Koordination oder auf die Auswirkungen auf den Tonus. Diese Informationen müssen berücksichtig werden bei der Auswahl des Kommunikationshilfsmittels.

Analoge Piktogramme wird es immer brauchen, zum Beispiel im Schwimmbad. Im Wasser ist es schwierig, mit dem iPad zu kommunizieren. Zwei laminierte Symbole sind auch im Wasser verwendbar.

WAS IST WICHTIG, DAMIT EIN KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL IN DER PRAXIS GEBRAUCHT WIRD UND EINEN NUTZEN HAT? Sehr oft hören wir die Argumentation, man habe keine Zeit für Unterstütze Kommunikation. Es stimmt, dass die einzelnen Sequenzen Zeit brauchen. Wenn sich jedoch die Betroffenen mit Unterstützter Kommunikation äussern und seine Bedürfnisse mitteilen können, gibt es weniger Krisen oder Eskalationen. Das wiederum spart Zeit. Wenn Unterstütze Kommunikation im agogischen Alltag selbstverständlich wird, ist es eine Grundhaltung, die nicht viel Zeit einnimmt. Es ist aber auch wichtig, dass die Institution einen gewissen Stellenpool für die Unterstützte Kommunikation zur Verfügung stellt, zum Beispiel für das Vorbreiten des Materials oder für das individuelle Programmieren der iPads. Bei komplexen, elektronischen Hilfsmitteln ist der ganze Wortschatz vorhanden. Es gibt unterschiedliche Systeme: So können zum Beispiel auf möglichst wenigen Tasten verschiedene Kombinationsmöglichkeiten bestehen. In jedem Fall ist es wichtig, dass man die Fachleute oder Hilfsmittelfirmen miteinbezieht, um zu schauen, was für die betroffene Person am besten ist. Bei der Wahl vom Hilfsmittel gibt es klientenspezifische Argumentationen. Im Idealfall ist diese entscheidend. Aber es gibt durchaus auch umfeldspezifische Argumentationen. Es ist nicht hilfreich für Betroffene, wenn das Umfeld wie zum Beispiel die Eltern mit einem elektronischen Gerät nicht zurechtkommen. Eventuell muss dann eine andere Lösung gesucht werden. Am wichtigsten ist, dass Kommunikation stattfindet. Ein anderes Beispiel für eine umfeldspezifische Argumentation ist, wenn zwei Schüler schon mit Hilfe der Applikaton «Snap Core First» kommunizieren und ein dritter Schüler neu mit dem iPad kommunizieren möchte und hierzu eine entsprechende Applikation benötigt. In diesem Fall kann es für diesen Schüler sinnvoll sein, auch die Applikation «Snap Core First» zu verwenden, anstelle z.B. der Applikation «MetaTalkDe». Diese beiden Applikationen sind

INTERVIEW

WAS SIND FÜR DICH WICHTIGE KRITERIEN FÜR EIN GUTES KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL? ÄSTHETIK, HANDHABUNG, EINFACHHEIT ODER VERSTÄNDLICHKEIT? Es gibt verschiedene Kriterien, welche auf das Hilfsmittel angepasst werden müssen. Zum Beispiel: Bewegungsmuster, Bewegungsradius oder Sehvermögen. Beim Hilfsmittel schaut man auf die Funktionalität: Ist ein syntaktischer Aufbau beim Hilfsmittel möglich? Wie weit lässt sich ein Hilfsmittel im Sprachaufbau anpassen? Grundsätzlich gilt immer, vorausschauend das Hilfsmittel zu wählen. Das heisst, wenn jemand noch viel lernen kann, dann sollte man berücksichtigt, dass der Wortschatz später auch noch genügt.

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4.5 Fazit

Die Aussagen der drei Interviews sind zum Teil sehr ähnlich oder sogar übereinstimmend. Ganz wichtig sei es, das Hilfsmittel individuell an die nutzende Person anzupassen. Diese Aussage kam mehrmals in jedem Gespräch vor. Daniela Heer und Katharina Gfeller sagten beide, dass leider die Möglichkeiten für den Austausch über die Unterstütze Kommunikation von den Eltern nicht so oft genützt wird. Daniela Heer sagte dazu noch: «Die Verständigung zu Hause ist meist weniger beeinträchtigt als mit Fremden, Eltern kennen ihre Kinder natürlich gut.» Auch in meiner Umfrage (siehe Kapitel 6) zeigte sich, dass die Unterstütze Kommunikation oft nur in Institutionen angewendet wird. Daniela Heer sowie Thekla Huber-Kaiser erwähnten beide, dass es bei der Wahl vom Hilfsmittel klientenspezifische Argumentationen so wie auch umfeldspezifische Argumentationen gibt. Beide nannten dazu ein Beispiel. «Wichtig ist, dass Kommunikation stattfindet.» sagte Thekla Huber-Kaiser. Die drei Interviews waren sehr aufschlussreich und haben mich bei der Beantwortung der Fragestellungen einen grossen Schritt weitergebracht.

INTERVIEW

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5 GESPRÄCH MIT NUTZERIN VON UNTERSTÜTZTER KOMMUNIKATION


5.1 Einleitung

In diesem Kapitel möchte ich einen Einblick in das Gespräch mit einer Nutzerin von Unterstützter Kommunikation geben. Sie wohnt in einer Institution für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung im Kanton Bern. Das Gespräch konnte ich nicht klassisch durchführen, sondern benützte zusätzlich Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation. Das Ziel des Gesprächs war, herauszufinden wie und mit welchen Hilfsmitteln die Betroffene kommuniziert und wie gross ihr Interesse an Unterstützer Kommunikation ist.

GESPRÄCH

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5.2

Gespräch mit Luzia*

* Name geändert

Ich bereite mich auf ein flexibles und improvisiertes Gespräch vor. Aus meiner beruflichen Erfahrung im Bereich der Betreuung von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen weiss ich, dass das starre Festhalten an einem im Voraus definierten Gespächsprotokoll nicht immer zielführend ist. Flexibilität und Anpassungsvermögen kann im Umgang mit Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung in unterschiedlichsten Situationen behilflich sein. Während des Gesprächs konzentrierte ich mich nur auf die Bewohnerin. Meine Erwartungen an die Forschungsziele hatten nicht erste Priorität. Beim Gespräch verwendete ich eine einfache Sprache, kurze Sätze und ich verzichtete auf Fremdwörter. Luzia*  ist 60 Jahre alt, hat Epilepsie und eine kognitive Beeinträchtigung. Im Alltag ist sie auf viel Unterstützung angewiesen. Sie kann nicht lesen und nicht schreiben und ihr Wortschatz ist eher klein, Ihre Aussprache ist zum Teil undeutlich und für Aussenstehende schwer zu verstehen. Einfache Zusammenhänge kann sie aber nachvollziehen und verstehen. Wir sitzen gemeinsam im Wohnzimmer an einem Tisch. Luzia wirkt ruhig und konzentriert. Auf meine Frage hin, ob sie wisse, was Unterstütze Kommunikation sei, antwortet sie ohne lange zu überlegen mit einem «Ja». Luzia ist aber nicht in der Lage, zu erklären, was Unterstützte Kommunikation ist. Auf diese Frage folgt ein langes Schweigen. Wahrscheinlich ist die Frage zu komplex. Ich versuche daher, meine weiteren Fragen mit Hilfe von Gesten oder Zeigen zu unterstützen. Im Vorfeld habe ich mich bei den Betreuungspersonen erkundigt, welche Kommunikationshilfsmittel in welcher Form von Luzia angewendet werden. Hieraus entnahm ich, dass Luzia als Unterstützung der Lautsprache und zur Orientierung am häufigsten Piktogramm verwendet. In ihrer Wohngruppe existieren verschiedene Kommunikationstafeln, visualisiert mit Piktogrammen oder Fotos. Unter anderem hat jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Wohngruppe einen persönlichen Wochenplan.

GESPRÄCH

Luzia zeigt mir ihren Wochenplan, welcher zum einen in Wochentage und zum anderen in Vormittage und Nachmittage unterteilt ist. Jeder Wochentag ist mit einer anderen Farbe gekennzeichnet. Die Aktivitäten sind mit sogenannten PCS (Picture Communication Symbols) gekennzeichnet. Bezugnehmend auf den Wochenplan stelle ich Luzia konkrete und einfache Fragen zur Bedeutung der einzelnen Piktogramme. Zum Symbol eines Sofas sagt sie unverzüglich «oben bleiben», was bedeutet, dass sie auf der Wohngruppe bleiben kann. Die Wohngruppe befindet sich im Gegensatz zu den sich im Untergeschoss befindlichen Ateliers auf dem ersten Stock.

Abb 38 Wochenplan von Luzia mit Picture Communication Symbols (PCS)

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Gerade das Symbol für das Deco-Atelier erscheint mir aber sehr abstrakt. Die Bedeutung ergibt sich mir lediglich aus der mitangebrachten Beschriftung. Auch Luzia zeigt Mühe bei der Unterscheidung der verschiedenen Symbole für die unterschiedlichen Ateliers. Auch das Symbol für den Begriff «Puzzle» ist sehr abstrakt gehalten. Jedoch kann Luzia das Symbol problemlos erkennen und einer Tätigkeit zuordnen. Mir ist aber bekannt, dass Luzia gerne Zeit auf der Wohngruppe verbringt und dass das Zusammensetzen von Puzzles eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen ist. Die persönliche Motivation kann die Erkennung eines Symbols verbessern. Zusammen mit Luzia gehe ich wieder zurück ins Wohnzimmer und setzen mich mit ihr an den Tisch. Ich möchte gerne in Erfahrung bringen, ob Luzia die PCS für Gefühle erkennt. Die Piktogramme für die Gefühle «traurig» und «glücklich» sind Luzia bekannt. Die Piktogramme für «wütend», «zufrieden», und «ängstlich» kann sie aber nicht benennen. Im Gespräch mit Luzia kann ich bei einigen Situationen feststellen, dass für sie ein Foto mit einem Gegenstand oder einer Tätigkeit einfacher erkennbar ist als das entsprechende PCS. So kann sie beispielsweise das PCS für ein Brötchen nicht erkennen. Aus dem Foto ergibt sich ihr aber sofort einen Sinn. Gleich verhält es sich mit einem Foto, auf dem Luzia am Arbeiten im Deco-Atelier ersichtlich ist. Im Gegensatz zum oben erwähnten PCS für das Deco-Atelier kann Luzia aus diesem Foto unmittelbar die Bedeutung für das Deco-Atelier ableiten.

Abb 39 und 40 i Picture Communication Symbols (PCS)

Abb 41- 45 Picture Communication Symbols (PCS)

BEZUG ZUR THEORIE Die persönliche Motivation und das Verständnis des Nutzens einer spezifischen Kommunikationshilfe ist sehr wichtig. So schreiben S. Tetzchner und H. Martinsen, dass die Symbole auf der Grundlage ihrer allgemeinen Nützlichkeit ausgewählt werden sollen: Die wichtigsten Kriterien sind dabei die Bedürfnisse, Interessen und Wünsche der Person, die sie benutzen soll. 55 Laut S. Tetzchner und H. Martinsen haben Fotografien sowohl Vorals auch Nachteile. So sind z.B. auf Kommunikationstafeln häufig Fotografien ersichtlich, auf denen die Bewohnerinnen und Bewohner abgebildet sind. Ort, Situation und Person sind bei der Benützung dieser Fotografie als kommunikatives Hilfsmittel jedoch nur schwer voneinander zu trennen. Als zielführender und präziser erweist es sich, ein Foto einer Bewohnerin oder eines Bewohners im Zusammenspiel mit anderen Fotos, Zeichen oder grafischen Symbolen zu verwenden, welche sinnbildlich Gegenstände oder Tätigkeiten bezeichnen. Diese Trennung der Person von der Tätigkeit oder vom Gegenstand erlaubt es zudem, mittels eines anderen Fotos, andere Personen in den Kontext zu stellen. 56 Grafische Zeichnungen zeichnen sich gegenüber Fotos darin aus, als dass sie kontrastreicher und detailärmer sind und sich so deren Bedeutung eindeutiger ergibt. 57

GESPRÄCH

Abb 46 Abb 47

Picture Communication Symbols (PCS) Foto

55 Vgl. von Tetzchner, S. / Martinsen, H. (2000), S. 205 56 Vgl. ebda., S. 36 57 Vgl. Hallbauer, A. / Kitzinger, A. (2016), S. 5

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essen gerne die Tagesschau (eine abendliche Nachrichtensendung) ansieht. Um seine Absichten zu verdeutlichen, verwendet er aber anstelle des PCS meist eine Körpereigene Kommunikationssprache und zeigt dann auf den Fernseher oder mit dem Finger auf sein Handgelenk (wo man die Uhr trägt). Ich kann mir daher vorstellen, dass mein Gespräch mit seiner Mitbewohnerin und sein Interesse an den Materialien der Unterstützten Kommunikation auf dem Tisch die für ihn eher atypische Handlung des Zeigens auf das PCS für den Fernseher ausgelöst hat. Es ist anzunehmen, dass Paul für das Piktogramm für den Fernseher spontan Verständnis entwickelt hat. Nützlich hierbei war gewiss, dass die Tafel mit den PCS für alltägliche Tätigkeiten prominent im Wohnzimmer und jederzeit zur Verfügung stehen. Paul kann sich zwar sehr gut mit Körpereigenen Kommunikationssprache ausdrücken. Eine Kombination mit den Hilfsmitteln der Unterstützen Kommunikation ermöglicht es ihm aber, auch mit aussenstehenden Leuten zu kommunizieren, welche seine Mimik und Gestik nicht sofort verstehen.

Für das Gespräch mit Luzia wurde mir ein iPad mit der Applikation «Snap Core First» zur Verfügung gestellt. Als ich das iPad einschalte, zeigt Paul*, ein Mitbewohner von Luzia, welcher ebenfalls im Wohnzimmer anwesend ist, grosses Interesse für das Gerät. *Name geändert Paul ist 58 Jahre alt und hat eine kognitive Beeinträchtigung und eine angeborene Cerebralparese. Er verfügt über ein gutes situatives Sprachverständnis aber nur über eine sehr eingeschränkte, funktionale und expressive Lautsprache. Ich lege das iPad auf den Tisch und daneben die analogen PCS. Paul zeigt rasch auf das iPad, die PCS scheinen ihn nicht zu interessieren. Er drückt wahllos Tasten und muss lachen, als eine Computerstimme wiedergegeben wird. Paul ist so sehr auf das iPad fixiert, dass er mich nicht mehr wahrnimmt. Ich denke, dass die Kommunikation mit dem iPad für Paul zu komplex ist. Zudem wurde die Applikation «Snap Core First» noch nicht individuell an die einzelnen Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngruppe angepasst. Das iPad wurde erst kürzlich angeschafft und dient dazu, erste Erfahrungen mit der Verwendung als Hilfsmittel zu sammeln. Mit Paul wurde bislang mit analogen PCS und Fotos gearbeitet. Ein spontanes Gespräch mit Paul gestaltet sich schwierig. Paul ist abgelenkt durch das iPad, durch seine Magazine oder durch andere Mitbewohnerinnen und Mitbewohner. Da er aber offensichtlich Interesse an den ihm scheinbar unbekannten PCS und insbesondere am iPad zeigt, möchte ich mehr über Pauls kommunikative Fähigkeiten herausfinden. Da aber Paul weder über eine Lautsprache verfügt noch über ein Kommunikations-Hilfsmittel kommuniziert, kommt leider kein Gespräch zu Stande. Hierfür wäre eine individuelle, an Pauls Fähigkeiten angepasste Vorbereitung erforderlich gewesen. Nach dem Gespräch mit Luzia und der Begegnung mit Paul darf ich noch am gemeinsamen Abendessen teilnehmen. Ich beobachte, dass Paul nach dem Essen aufsteht und zu einer Tafel mit verschiedenen, für alltägliche Tätigkeiten verwendete PCS geht, die hinter seinem Sitzplatz an der Wand hängt. Paul zeigt auf das PCS, welches einen Fernseher zeigt. Ich frage ihn, ob er Fernsehen möchte, was Paul mit einem Kopfnicken bestätigt. Mir ist bekannt, dass sich Paul nach dem Abend-

GESPRÄCH

BEZUG ZUR THEORIE Gemäss Castañeda, Fröhlich und Waigand sollte Unterstützte Kommunikation überall zugänglich sein oder zur Verfügung gestellt werden. Sie soll auch in Alltagssituation stattfinden können, um zu ermöglichen, den Umgang und die Bedeutung zu erlernen. 58

58 Vgl. Castañeda, C. / Fröhlich, N. / Waigand, M. (2017), S.16

42


Abb 48 Abb 49

GESPRÄCH

Tafel mit Alltags Picture Communication Symbols (PCS) Tischset mit Picture Communication Symbols (PCS), Paul kann zeigen was er zum Frühstück essen möchte.

43


5.3 Fazit

Die Begegnung mit den Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngruppe war für mich sehr interessant. Einmal mehr wurde mir bewusst, wie komplex und schwierig sich die Kommunikation mit Menschen gestaltet, welche eine kommunikative Beeinträchtigung haben. Als gelernte Behindertenbetreuerin habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass der Alltag von Betroffenen auch ohne Lautsprache gut funktioniert. Körpereigenen Sprache oder Kommunikationshilfsmittel ermöglichen eine persönliche Ausdrucksweise. Dass sich die Betreuungspersonen und die Bewohnerinnen und Bewohner meist sehr gut kennen, erleichtert jedoch die Kommunikation massgeblich. Das Gespräch mit Luzia und Paul war mitunter eine nicht gewohnte Situation, sowohl für mich als auch für sie, es war aber für beide Seiten eine neue Erfahrung und ergab interessante Erkenntnisse. Die Fragen, die ich stellte, waren keine Alltagsfragen. Schnell stellte ich fest, dass sie möglicherweise zu schwierig formuliert oder zu komplex waren. Vielleicht war es für Luzia auch ein ihr unbekanntes Gesprächs-Thema. So konnte Luzia auf die Frage, ob sie wisse, was Unterstützte Kommunikation sei, nur schwer antworten. Fragen wie: «Was kannst du auf dem Symbol erkennen?» waren für sie einfacher zu beantworten, da sich ihr wahrscheinlich ein direkter Bezug aus der Frage ergab. Aus diesem Grund habe ich mich während des Gesprächs entschieden, den Fokus stärker auf die Erkennung von Symbolen zu legen. Diese Richtungsänderung erwies sich im Nachhinein auch als interessant in Bezug auf meine praktische Arbeit. Erstaunt hat mich, dass Luzia bei den PCS für Gefühle nur die Ausprägungen «glücklich» und «traurig» erkannt hatte. Zwar unterstützt die klare, detailarme und kontrastreiche Gestaltung der PCS deren Lesbarkeit. Jedoch ist bekannt, dass sich ein Symbol besser verstehen lässt, wenn das Wort im Kontext einer Geschichte oder einer Situation dargestellt wird. Ich vermute, dass dieser Ansatz des in einen Kontext Stellens auch bei der Darstellung von Gefühlen hilfreich wäre. Das Gespräch gewährte mir einen überaus spannenden Einblick in das Thema der Unterstützten Kommunikation. Diesen sehr praxisbezogenen Blickwinkel zu erfahren und präsent zu haben, erscheint mir sehr wichtig.

GESPRÄCH

44


6 UMFRAGE UNTER BETREUUNGSPERSONEN


6.1 Einleitung

Ziel der Umfrage unter Betreuerinnen und Betreuern von Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung war es, herauszufinden, welche Hilfsmittel in der Praxis zur Kommunikation mit oder von Menschen mit einer Beeinträchtigung in welcher Häufigkeit eingesetzt werden. Zudem versuchte ich zu eruieren, welche Vor- und Nachteile diese Hilfsmittel haben und welche Herausforderungen bei ihrem Einsatz bestehen.

UMFRAGE

46


6.2 Ausgangslage

In der Umfrage wandte ich mich an Betreuerinnen und Betreuer aus fünf verschiedenen Institutionen. Die Umfrage war anonym und ich unterschied nicht zwischen Kindern und Erwachsenen, da für Kinder und Erwachsene meist dieselben Kommunikationshilfen eingesetzt werden. Für jedes Hilfsmittel für die Unterstützte Kommunikation, welches in der Institution verwendet wird, mussten Fragen beantwortet werden, wobei die möglichen Antworten vorgegeben waren. Allen betreuten Menschen war gemeinsam, dass sie eine kognitive oder mehrfache Beeinträchtigung haben. Insgesamt wurden 35 von 57 in fünf Institutionen verteilten Fragebogen ausgefüllt. Gesamthaft wurden zu 68 Hilfsmittel Fragen beantwortet. Für jeden Mensch mit einer kognitiven oder mehrfachen Beeinträchtigung wurden somit durchschnittlich zwei Hilfsmittel angegeben. Die tiefe Rücklaufquote hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Ich erhoffte mir eine höhere Rücklaufquote, da ich einerseits in zwei Institutionen die Fragebogen persönlich vorbeibrachte und andererseits zu vier Institutionen einen persönlichen Bezug habe. Als möglichen Grund für die tiefe Rücklaufquote sehe ich den grossen Zeitaufwand, der erforderlich war, um den Fragebogen mit seinen vielen Fragen auszufüllen. Aufgrund der tiefen Rücklaufquote erachte ich die Umfrage als nicht abschliessend repräsentativ. Zudem erwiesen sich einige der Fragen im Nachhinein aufgrund eines fehlenden Bezugs zur Forschungsfrage als für die Auswertung nicht ausreichend relevant. Dennoch zeigt die Umfrage Tendenzen auf. Setzt man die Ergebnisse der Umfrage zudem in Kontext mit den Ergebnissen der Recherche und mit den Kernaussagen der Interviews, können trotzdem Gemeinsamkeiten abgeleitet werden. Positiv zu erwähnen ist hingegen das grosse Interesse einzelner Betreuerinnen und Betreuer an der vorliegenden Arbeit. In zwei Institutionen war es ferner möglich, die Fragebogen persönlich vorbeizubringen und wieder abzuholen, was Raum für interessante Gespräche bot. Bei diesen informellen Besuchen konnte ich auch erkennen, dass fast alle Bewohnerinnen und Bewohner der Institutionen über einen Wochenplan mit Fotos oder Piktogrammen verfügen, welche sich meist in deren Zimmer befanden. Dass der Teilbereich «Einfache, unterstützende Kommunikationshilfsmittel» in meiner Umfrage häufig nicht ausgefüllt wurde führe ich auf die Omnipräsenz und somit auf die Selbstverständlichkeit dieser Wochenpläne zurück. Beim Ausfüllen der Umfrage wurde möglicherweise mehr Wert auf die komplexeren Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation gelegt.

UMFRAGE

47


6.3 Häufig eingesetzte Kommunikationshilfsmitteln

Welche Hilfsmittel werden in der Praxis zur Kommunikation mit oder von Menschen mit einer Beeinträchtigung in welcher Häufigkeit eingesetzt? iPad (mit Applikationen)

9

Sprachcomputer mit Augensteuerung

4

Sprachcomputer ohne Augensteuerung

1

GoTalk

1

Natel

1 5

Time Timer

12

Piktogramme: Metacom oder PCS Piktogenda

1

Kommunikationstafel / Wochenplan Ich-Buch Schrift

15 1 2

Fotos Auswahl-Karten

8 3

Gebärden

5

Am häufigsten als Kommunikationshilfsmittel eingesetzt werden Kommunikationstafeln, gefolgt von Piktogrammen. Dass diese Hilfsmittel einfach zur Verfügung stehen, rasch zu Hand sind und ohne technischen Aufwand verwendet werden können, wird wohl ein Grund für die starke Verbreitung dieser Hilfsmittel sein. Aus der Umfrage ist ausserdem ersichtlich, dass iPad mit entsprechenden Kommunikations-Applikationen häufiger eingesetzt werden als Sprachcomputer. Im Zuge meiner Recherchen liess sich erkennen, dass das iPad den Markt der elektronischen Kommunikationshilfen massgeblich verändert hat und häufig auch zu Therapiezwecken verwendet wird.

Abb 50

UMFRAGE

48


Welche Hilfsmittel werden bei intakter Lautsprache am häufigsten eingesetzt? Time Timer

4

Piktogramme: Metacom oder PCS

3

Kommunikationstafel / Wochenplan

9

Schrift Fotos

2 1

Bei intakter Lautsprache werden Kommunikationstafeln und Time-Timer am häufigsten als Kommunikationshilfsmittel eingesetzt. Häufig kommen zudem Piktogramme, Schrift und Fotos zur Anwendung. Aus der Umfrage wird nicht ersichtlich, ob die Nutzerinnen und Nutzer lesen und schreiben können. Ich vermute, dass Unterstützte Kommunikation wohl auch eingesetzt wird, um Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen aber mit intaktem Sprachverständnis und intakter Lautsprache Sicherheit und Struktur zu vermitteln.

Welche Hilfsmittel werden bei beeinträchtigter oder nicht ausgebildeter Lautsprache am häufigsten eingesetzt? iPad (mit Applikationen)

9

Sprachcomputer mit Augensteuerung

4

Sprachcomputer ohne Augensteuerung

1

GoTalk

1

Natel

1

Time Timer

1

Piktogramme: Metacom oder PCS Piktogenda

9 1

Kommunikationstafel / Wochenplan Ich-Buch

6 1

Fotos

7

Auswahl-Karten

3

Gebärden

5

Bei beeinträchtigter oder nicht ausgebildeter Lautsprache werden iPad mit entsprechenden Kommunikations-Applikationen und Piktogramme am häufigsten als Kommunikationshilfsmittel eingesetzt. Im Gegensatz zu den Menschen mit einer intakten Lautsprache scheinen Menschen mit beeinträchtigter oder nicht ausgebildeter Lautsprache mehr und unterschiedlichere Kommunikationshilfsmittel einzusetzen. Es ist zu vermuten, dass die Unterstützte Kommunikation für diese Menschen zumindest teilweise als Ersatzsprache dient. Um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, sind komplexere Kommunikationshilfsmittel wie zum Beispiel ein iPad mit einer entsprechenden Kommunikations-Applikation erforderlich.

UMFRAGE

49

Abb 51 und 52


6.4 Vor- und Nachteile von Kommunikationshilfsmitteln Zur Beantwortung meiner Forschungsfrage versuchte ich die Vor- und Nachteile der verschiedenen Kommunikationshilfsmittel zu ermitteln. Denn wie Daniela Heer, Logopädin an der Heilpädagogische Schule Zürich feststellte, hat jedes Kommunikationshilfsmittel Vor- und Nachteile und muss individuell an die Anwenderin oder den Anwender angepasst werden. Die Vor- und Nachteile der Kommunikationshilfsmittel miteinander zu vergleichen, erwies sich aber unter Berücksichtigung der folgenden, zwei Überlegungen als schwierig: Das Hilfsmittel für die die Unterstützte Kommunikation muss den Fähigkeiten und Bedürfnisse der Anwenderinnen und Anwender angepasst werden. Das Hilfsmittel für die Unterstützte Kommunikation erfordert eine fundierte und zeitintensive Einführung, welche vorzugsweise die Methode des Modellierens berücksichtigt. Wenn diese zwei Faktoren bei der Wahl, bei der Einführung und beim Einsatz des Kommunikationshilfsmittels nicht berücksichtig werden, besteht die Gefahr, dass dessen Potenzial nicht ausgeschöpft wird. Die Anwenderinnen und Anwender können dadurch beispielsweise rasch das Interesse am Kommunikationshilfsmittel verlieren. Das fehlende Interesse wird dann als nachteilhaft für das Kommunikationshilfsmittel interpretiert, was die Auswertung verfälscht. Oder wie eine Betreuungsperson bemerkte: «Die breite Palette an Kommunikationshilfsmittel ist hilfreich. Jede Person spricht spezifisch auf ein Kommunikationshilfsmittel an. Schlechte Erfahrungen machte ich nur, wenn mit einem Kommunikationshilfsmittel nicht ausreichend lange gearbeitet wurde.» In meiner Umfrage versuchte ich, den Einfluss obengenannter, zwei Faktoren auf die Bewertung eines Kommunikationshilfsmittel zu untersuchen. Leider war die Rücklaufquote aber tief. Ich entschied mich daher, lediglich die sieben am häufigsten verwendeten Kommunikationshilfsmittel genauer zu betrachten. Doch auch bei diesen Kommunikationshilfsmitteln war die Datenlage zu wenig umfangreich, um letztendlich mehr als nur eine Tendenz festzustellen.

UMFRAGE

50


Wie reagieren die Anwenderinnen und Anwender auf ein Kommunikationshilfsmittel, welches ohne Berücksichtigung von persönlichen Bedürfnissen oder Fähigkeiten ausgewählt wurde? 1 kleines Interesse

2 gleichgültig

1 gleichgültig

7 grosses Interesse

iPad mit Applikationen

2 kleines Interesse

2 grosses Interesse

Sprachcomputer

5 kleines Interesse

Time Timer

mit Augensteuerung

1 unterschiedlich

1 grosses Interesse

7 kleines Interesse

1 gleichgültig

4 kleines Interesse

3 unterschiedlich

1 unter2 kleines schiedlich Interesse

7 grosses Interesse

5 grosses Interesse

Piktogramme

Kommunikationstafel

Foto

Metacom oder PCS

Wochenplan

1 unterschiedlich 2 kleines Interesse

2 grosses Interesse

Gebärden

Wenn ein Kommunikationshilfsmittel ohne Berücksichtigung der persönlichen Bedürfnisse oder Fähigkeiten ausgewählt und ohne spezifische Einführung den Anwenderinnen und Anwendern zur Nutzung überlassen wird, vermögen vor allem iPads mit entsprechenden Kommunikations-Applikationen, Kommunikationstafeln sowie Fotografien das Interesse der Anwenderinnen und Anwender zu wecken. Hingegen stossen Piktogramme sowie der Time-Timer nur auf kleines Interesse. Gerade bei Time-Timer ist jedoch zu berücksichtigen, dass es sich hierbei nicht um eine klassische Kommunikationshilfe handelt, sondern mehr um ein Hilfsmittel, um die Zeit zu visualisieren.

Wie reagieren Anwenderinnen und Anwender auf ein Kommunikationshilfsmittel, wenn dieses unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse und Fähigkeiten ausgewählt wurde und bei der Einführung des Kommunikationshilfsmittels die Methode des Modellierens angewendet wurde?

1 kleines Interesse

3 grosses Interesse

iPad mit Applikationen

Sprachcomputer mit Augensteuerung

Time Timer

1 unterschiedlich

2 grosses Interesse

1 unterschiedlich

Piktogramme

Kommunikationstafel

Metacom oder PCS

Wochenplan

1 grosses Interesse

1 unterschiedlich

Foto

Gebärden

Bei der Frage nach dem Interesse gegenüber den Kommunikationshilfsmittel bestand die Möglichkeit, anzugeben, ob bei der Auswahl des Kommunikationshilfsmittel die persönlichen Bedürfnisse oder Fähigkeiten berücksichtigt wurden und ob bei der Einführung des Kommunikationshilfsmittels die Methode des Modellierens angewendet wurde. Die obigen Ergebnisse sind daher eine Teilmenge der vorherigen Fragestellung. Doch auch unter diesen Voraussetzungen vermögen nach wie vor allem iPads mit entsprechenden Kommunikations-Applikationen, Kommunikationstafeln sowie Fotografien das Interesse der Anwenderinnen und Anwender zu wecken. Bei der einen Person, welche unterschiedlich grosses Interesse an Piktogrammen zeigte, wurde darauf hingewiesen, dass deren Interesse stark von der Tagesform abhängig sei. Das Interesse für die Kommunikationshilfsmittel verhält sich also in etwa gleich oder wird sogar noch gesteigert. Es ist zu vermuten, dass die Berücksichtigung der persönlichen Bedürfnisse oder Fähigkeiten und die strukturierte Einführung das Interesse zu steigern vermag. Abb 53 und 54

UMFRAGE

51


Mit den nachfolgenden Fragestellungen versuchte ich weiterer Vor-und Nachteile der Kommunikationshilfsmittel zu ermitteln. Es zeigte sich, dass bei diesen Fragestellungen die Berücksichtigung der persönlichen Bedürfnisse oder Fähigkeiten bei der Auswahl des Kommunikationshilfsmittel und die Anwendung der Methode des Modellierens bei der Einführung des Kommunikationshilfsmittels keinen nennenswerten Einfluss auf die Resultate hatte. Ich entschloss mich daher, bei den untenstehenden Darstellungen diese beiden Faktoren nicht zu berücksichtigen und stattdessen die gesamte Stichprobe zu betrachten. Des Weiteren muss man sich bewusst sein, dass diese Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation in ihrer Ausprägung und ihren Möglichkeiten sehr unterschiedlich sind und auch in sehr verschiedenen Situationen verwendet werden.

Wie viel Zeit beansprucht die Kommunikation mit Hilfe des Kommunikationshilfsmittels? 3 sehr wenig

1 sehr viel

1 sehr wenig

5 mittel

iPad mit Applikationen

3 mittel

Sprachcomputer

5 sehr wenig

Time Timer

mit Augensteuerung

2 mittel

4 sehr wenig

3 sehr wenig

13 sehr wenig

8 mittel

Piktogramme

Kommunikationstafel

Metacom oder PCS

Wochenplan

5 mittel

Foto

5 sehr wenig

Gebärden

Die Kommunikation mit Hilfe von Kommunikationstafeln, Gebärden oder mit Time-Timern beansprucht wenig Zeit. Gerade bei den Gebärden wurde deren jederzeitige und objektlose Verfügbarkeit als grosser Vorteil für die rasche und unmittelbare Kommunikation kommentiert. Andere Kommunikationshilfsmittel benötigen hingegen mehr Zeit, um sich mit ihrer Hilfe auszudrücken.

Wie viel Zeit muss eine Betreuungsperson aufwenden, um das Kommunikationshilfsmittel herzustellen oder zu programmieren? 1 wenig

4 mittel

2 2 wenig sehr 4 sehr

2 mittel

2 sehr

iPad

Sprachcomputer

mit Applikationen

mit Augensteuerung

5 wenig

Time Timer

8 mittel

3 sehr 6 wenig

6 mittel

Piktogramme

Kommunikationstafel

Metacom oder PCS

Wochenplan

1 wenig

2 wenig 6 mittel

Foto

2 mittel

2 sehr

Gebärden

Bedingt durch die Einfachheit und des beschränkten Anwendungsbereichs der Time-Timer muss die Betreuungsperson für dessen Herstellung resp. Programmierung keinen Zeitaufwand betreiben. Aber auch für die anderen Kommunikationshilfsmittel ist der Zeitaufwand überblickbar. Einzig die iPad mit Kommunikations-Applikationen und die Sprachcomputer erfordern einen grösseren Aufwand. Die Überlegung liegt daher nahe, dass umfangreichere und dadurch auch komplexere Kommunikationshilfen mehr Zeit einfordern für die Programmierung, Her- resp. Bereitstellung und Betreuung. Die Komplexität und die Wartungserfordernis dieser Geräte können sich über die Dauer aber auch als nachteilig erweisen. Werden sie vernachlässigt, kann der Nutzen dieser Kommunikationshilfsmittel abnehmen.

Abb 55 und 56

UMFRAGE

52


Können mit dem Kommunikationshilfsmittel Gefühle ausgedrückt werden?

9 ja

iPad mit Applikationen

1 nein 3 ja

Sprachcomputer

5 nein

Time Timer

mit Augensteuerung

3 nein 9 ja

Piktogramme Metacom oder PCS

2 ja

15 nein

Kommunikationstafel

1 nein

6 nein

4 ja

Foto

Gebärden

Wochenplan

Es zeigt sich, dass vor allem mit Hilfe der iPad mit Kommunikations-Applikationen, mit Piktogrammen, mit Gebärden und mit Sprachcomputer Gefühle ausgedrückt werden können. Fotografien scheinen hierzu weniger geeignet zu sein. Nicht geeignete für das Mitteilen von Gefühlen sind hingegen Kommunikationstafeln sowie der Time-Timer.

Können mit dem Kommunikationshilfsmittel Bedürfnisse ausgedrückt werden? 1 nein

8 ja

iPad mit Applikationen

2 nein 4 ja

5 nein

Sprachcomputer

Time Timer

mit Augensteuerung

10 ja

7 nein

8 ja

Piktogramme

Kommunikationstafel

Metacom oder PCS

Wochenplan

8 ja

5 ja

Foto

Gebärden

Um Bedürfnisse auszudrücken, erwiesen sich Fotografien, Gebärden, Sprachcomputer, Piktogramme und iPad mit Kommunikations-Applikation als geeignete Kommunikationshilfsmittel. Mit Hilfe der Kommunikationstafeln können hingegen nur bedingt Bedürfnisse angezeigt werden und Time-Timer sind für diese Verwendung nicht geeignet. Über die verschiedenen Fragestellungen hinweg zeigte sich, dass die Kommunikationshilfsmittel allesamt über Vorteile verfügen, abhängig von ihrem jeweiligen Verwendungszweck und letztendlich beeinflusst von der individuellen Aufbereitung anhand der Bedürfnisse und Fähigkeiten der anwendenden Person. Oder wie aus einem Kommentar einer Betreuungsperson hervorgeht: «Grundsätzlich verfügen alle Kommunikationshilfsmittel über Vorteile. Denn so individuell wie die Anwendenden, so individuell muss auch die Unterstützte Kommunikation sein. Aber klar sind Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation wie beispielsweise Piktogramme oder Sprachtaster praktisch, welche ohne grossen Aufwand und einfach genutzt werden können. Ob diese Hilfsmittel dann aber den Ansprüchen der Anwenderinnen und Anwender entsprechen, ist unterschiedlich. Um positive Erfahrungen mit einem Hilfsmittel zu sammeln, muss ein Hilfsmittel immer an die Person angepasst werden.»

Abb 57 und 58

UMFRAGE

53


6.5 Herausforderungen beim Einsatz von Kommunikationshilfsmitteln Welche Personen nebst den Betreuungspersonen kommunizieren auch noch mit den Betroffenen unter Benützung derer Kommunikationshilfsmittel? 35

niemand zusätzlich Mitbewohner und Mitbewohnerinnen

7

Eltern

12

Verwandte

4

Eltern / Verwandte

7

Eltern / Verwandte / fremde Leute fremde Leute

2 1

Unterstützte Kommunikation findet mehrheitlich im institutionellen Rahmen zwischen Betreuungspersonen und betreuten Personen statt. 35 der insgesamt 68 im Rahmen meiner Umfrage erfassten Kommunikationshilfsmittel werden nur im institutionellen Kontext verwendet. Dieses Ergebnis deckt sich mit der Einschätzung von Daniela Heer, wonach ein intensiverer Kontakt zu den Eltern durchaus wünschenswert wäre. Sie betont zudem, dass es wichtig sei, dass ein Kind Unabhängigkeit entwickeln kann und lernt, mit anderen Leuten – auch ausserhalb des familiären Umfelds – zu kommunizieren.

Abb 59

UMFRAGE

54


Wurde die Methode des Modellierens bei der Einführung des Kommunikationshilfsmittels angewendet?

21 Methode nicht bekannt

12 ja

35 nein

Lediglich bei 12 Kommunikationshilfsmittels wurde bei deren Einführung die Methode des Modellierens angewendet. Einem signifikanten Anteil der Betreuungspersonen ist zudem die Methode des Modellierens nicht bekannt, wenngleich nicht abschliessend geklärt ist, ob ihnen lediglich der in dieser Arbeit verwendete Fachbegriff nicht geläufig war, die Methode aber unter einem anderen Begriff angewendet wird. Dass die Methode des Modellierens von ausserordentlicher Wichtigkeit ist, um die Unterstützte Kommunikation zu erlernen und zu akzeptieren, ging aus der Recherche hervor.

Wie oft werden die Kommunikationshilfsmittel täglich verwendet?

23 selten

26 oft

Rund zwei Drittel der im Rahmen der Umfrage erfassten Kommunikationshilfsmittel wird im Alltag sehr häufig oder oft eingesetzt. Ich vermute, dass ein häufiger Einsatz eines Kommunikationshilfsmittels dessen Integration in den Alltag unterstützt und somit dessen Nutzen steigert.

Abb 60 und 61

UMFRAGE

55


6.6

Wichtigkeit der Ästhetik

Hinsichtlich der praktischen Arbeit, wollte ich herausfinden, wie wichtig die Ästhetik eines Kommunikationshilfsmittels ist, damit die Anwenderinnen und Anwender ein Kommunikationshilfsmittel gerne benützten.

Wie wichtig ist die Ästhetik des Hilfsmittels, damit die Anwenderinnen und Anwender ein Kommunikationshilfsmittel gerne benützten? 2 keine Antwort 4 sehr

31 spielt keine Rolle

31 geht so

Zu fast allen erfassten Kommunikationshilfsmittel wurde angegeben, dass deren Ästhetik keine oder nur eine geringe Rolle spielen würde. Lediglich bei vier Kommunikationshilfen, einmal zu Fotografien und drei Mal zu Kommunikationstafeln, wurde deren Ästhetik als wichtig bewertet. Auch aus den Interviews konnte ich keine eindeutige Bewertung der Wichtigkeit der Ästhetik ableiten. Zwei meiner Interview-Partnerinnen beurteilten die Ästhetik unterschiedlich: Für Daniela Heer ist die Ästhetik eines Kommunikationshilfsmittel nur von sekundärem Interesse. Hingegen findet Katharina Gfeller-Vogt, dass die Ästhetik einen durchaus wichtigen Einfluss haben kann. Aus meiner Sicht als Gestalterin erstaunen diese Resultate. Ich beurteile die Ästhetik als wichtiger Aspekt. Jedoch kann ich nachvollziehen, dass bei den Kommunikationshilfsmittel die Funktionalität über der Gestaltung steht. Es kann aber auch vermutet werden, dass der Begriff «Ästhetik» zu wenig eindeutig ist. Es ist gut möglich, dass eine bewusste Gestaltung eines Kommunikationshilfsmittel durchaus als wichtig erachtet wird, «Schönheit» aber nur selten als entscheidenden Faktor betrachtet wird.

Abb 62

UMFRAGE

56


6.7 Fazit

Dank der Umfrage erhielt ich die Gelegenheit, meine Kenntnisse der Unterstützten Kommunikation zu vertiefen. Ich konnte wichtige Erkenntnisse zu deren Anwendung in verschiedenen Institutionen gewinnen, lernte viel über deren Einsatz sowie deren Vor- und Nachteile und konnte interessante Verknüpfungen zwischen Theorie und Praxis herstellen. Gerade die Umfrage erlaubte mir einen spannenden Einblick in die praktische Arbeit mit Menschen mit einer eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit. Bei der Vorbereitung der Umfrage verlor ich zum Teil den Fokus auf die ursprüngliche Forschungsfrage. Die Fragestellungen in der Umfrage entstanden dann mehr aus persönlicher Neugier und zu wenig strukturiert auf die Fokusfrage ausgerichtet. Erschwerend kam dazu, dass die Umfrage aus zeitlichen Gründen einer der ersten Arbeitsschritte war, um den Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausreichend Zeit zum Ausfüllen der Umfrage zuzugestehen. Mein Fachwissen zum Thema der Unterstützten Kommunikation war zu diesem Zeitpunkt aber nachträglich betrachtet zu wenig ausgeprägt. Mit dem Fachwissen, dass ich mir im Zuge der weiteren Ausarbeitung erworben habe, hätte ich wohl teilweise andere oder präzisere Fragestellungen gewählt. Ausserdem beurteile ich rückblickend den Fragebogen der Umfrage als zu umfangreich. Für das Ausfüllen des Fragebogens war viel Zeit erforderlich, was letztendlich wohl die enttäuschend tiefe Rücklaufquote zu begründen vermag. Nichtsdestotrotz habe ich sowohl aus der Erarbeitung des fachlichen Hintergrundes als auch aus der Erstellung und Auswertung der Umfrage viel gelernt. Gerade die Datenauswertung hat mir Freude bereitet und bei jeder Frage erwartete ich mit einer gewissen Spannung deren Resultat.

UMFRAGE

57


7 AUSBLICK AUF DIE PRAKTISCHE ARBEIT


7.1 Einleitung

Für die Ideenfindung bezüglich der praktischen Arbeit richtete ich folgende, offen formulierte Frage an verschiedene Betreuungspersonen: Existiert eine Alltagssituation, für welche Ihnen ein Hilfsmittel fehlt oder für die eine Ergänzung eines existierenden Hilfsmittels nötig wäre? Auf diese Fragestellung erhielt ich von den Betreuungspersonen einige Ideen, Wünsche oder Anregungen. In diesem Kapitel sind eine Zusammenstellung dieser Antworten und ein persönliches Fazit dargestellt.

AUSBLICK PRAXIS

59


7.2 Ideen von Betreuungspersonen «Analoge Bilddarstellungen von z.B. Wiesen, Wäldern, Seen oder Flüssen, vom Meer oder von der Luft, welche als Hintergrund dienen und mit Piktogramm bespielt werden können. Ziel muss es sein, für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung die richtige Abstraktion zwischen einer grünen Fläche und einer Wiese mit 1000 Blumen zu finden.» «Unsere Klienten können sich in vielen Situationen nicht verbalsprachlich ausdrücken. Hilfreich wäre z.B. ein Hilfsmittel, um sich in der Zeit zu orientieren.» «Esssituationen: Hilfsmittel, um eine auf die Person angepasste Menge anzuzeigen. Körperpflege: Anleitung, um Selbstständigkeit (z.B. beim Duschen) zu fördern. Oftmals reichen Bilder nicht aus, Visualisierungen wären besser.» «Wir bräuchten Hilfsmittel für Situationen, in denen Bewohnerinnen und Bewohner eine Entscheidung treffen müssen, sich aber nicht selber ausdrücken können. Zum Beispiel: Was möchte ich essen und trinken? Welche Kleider möchte ich anziehen? Muss ich auf die Toilette oder nicht?» «Praktisch wäre ein virtueller Wochenplan mit allen Aktivitäten und ausgerichtet auf jede Bewohnerin und jeden Bewohner, der am Computers geplant und den Bewohnerinnen und Bewohner mittels eines Bildschirms angezeigt werden kann.» «Aktuell fehlt am meisten die Mehrsprachigkeit von gewissen Programmen. Ich würde mir den Wortschatz dieser Programme auch in anderen Sprachen wie Französisch, Arabisch oder Türkisch wünschen» «Eine einfache Applikation, um einen Wochenplan zu erstellen und Termine zu organisieren.» «Ein einfaches Kommunikationstool für die Kommunikation zwischen den Klientinnen und Klienten und den Beiständen.» «Es ist oft schwierig, für alle Piktogramme oder Fotos einen passenden Gegenstand zu finden, welcher die Kinder in die Hand nehmen können.» «Es empfiehlt sich, aus dem Alltag eine Situation zu nehmen, z.B. eine Bewohnersitzung, ein Sommerfest oder die Fußball-WM und dazu einen passenden Wortschatz zusammenzustellen.» «Grundsätzlich fehlt ein UK-Konzept.» «Unterstützte Kommunikation ist oft von einem Gerät abhängig. Im Alltag kann das einschränken, die Flexibilität fehlt.»

AUSBLICK PRAXIS

60


7.3 Fazit

Aus der vorliegenden Arbeit kann ich die folgenden drei Erkenntnisse und erste Gedanken zur konkreten Umsetzung als Ausgangslage für die praktische Arbeit weiterverwenden: Die Kommunikationshilfsmittel müssen vollständig in den Alltag der Klienten integriert werden. Um den Umgang mit dem Kommunikationshilfsmittel und dessen Bedeutung zu erlernen, muss das Umfeld dessen Benutzung vorzeigen und aktiv bei dessen Benutzung mitmachen. Daniela Heer sagt hierzu im Interview: «Ganz wichtig ist, dass die Anwendung des Hilfsmittels gemeinsam erarbeitet wird. Es ist nicht möglich, ein Hilfsmittel dem Kind hinzustellen und zu sagen, «So jetzt kannst Du sprechen!». Die Anwendung eines Hilfsmittels gemeinsam zu erarbeiten, sehe ich als grosse Herausforderung. Es ist zu befürchten, dass die Anwendenden den Nutzen eines Hilfsmittels nicht erkennen und den Umgang, wie und wann das Hilfsmittels verwenden werden kann, nicht oder nur unzureichend erlernen. Um das Vorzeigen, Erklären und gemeinsame Erarbeiten zu erleichtern, wäre zum Beispiel ein visuelles Erklärungshandbuch sowohl für das Betreuungspersonal als auch für die Betroffenen hilfreich. In diesem Erklärungshandbuch könnte aufgezeigt werden, wie und wo ein Hilfsmittel angewendet werden kann. Das Kommunikationshilfsmittel muss individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Klientinnen und Klienten angepasst werden. Die Möglichkeit zur individuellen Anpassung bereits bei der Entwicklung resp. Herstellung eines Hilfsmittels zu berücksichtigen, erachte ich zwar als schwierig. Ein modulares Hilfsmittel mit festen Bestandteilen und der Möglichkeit zur Erweiterung oder Vereinfachung könnte eine geeignete Umsetzungsmöglichkeit sein. Im Rahmen eines Workshops können dann die allgemeinen Bedürfnisse und häufige Interessen der Anwendenden eruiert werden. Kommunikation ist ein Grundbedürfnis und muss allen Menschen ermöglicht werden. Es ist wichtig, dass kommuniziert wird, egal wo und wie. Ich denke auch, dass Freude und Spass an der Kommunikation wichtige Aspekte sind. Bei der Recherche meiner Arbeit habe ich festgestellt, dass der Fokus häufig und stark auf einzelne Kommunikationshilfsmittel, wie zum Beispiel auf Piktogramme, gelegt wird. Ich denke aber, dass in der Kommunikation Kreativität und Flexibilität nicht vernachlässigt werden dürfen. Auf meine Frage, ob eine Alltagssituation existiere, für welche ein Hilfsmittel fehlt oder für die eine Ergänzung eines existierenden Hilfsmittels nötig wäre, erhielt ich unter anderem zur Antwort, dass die Unterstützte Kommunikation häufig von einem Gerät abhängig sei. Und dass diese Orientierung an einem Gerät und die daraus entstehende, fehlende Flexibilität im Alltag manchmal Schwierigkeiten macht. Eine Umsetzungsmöglichkeit könnte ein Spiel sein. Ein Spiel kann eine Grundlage für einen Dialog und somit für Kommunikation darstellen.

AUSBLICK PRAXIS

61


8 SCHLUSSWORT


Kommunikation ist ein Grundbedürfnis für alle, somit finde ich es sehr wichtig und interessant, mich mit diesem Thema «Unterstützte Kommunikation für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung» auseinanderzusetzen. Zusätzlich ist mein Interesse noch grösser, weil ich Teilzeit im Bereich Behindertenbetreuung arbeite. Auch wenn mir der Begriff Unterstützte Kommunikation schon vor dieser Arbeit bekannt war und ich auch in der Praxis einige Erfahrungen damit gesammelt habe, brachte mir diese Arbeit viele neuen Erkenntnisse. Ich möchte auf meine Fragestellungen zurückkommen und dazu Erkenntnisse aufzeigen, die mir als wichtig erscheinen. Jedes Kommunikationshilfsmittel hat Vor- und Nachteil. Es muss individuell an die Betroffenen angepasst werden. Das wiederum bedeutet, es ist schwierig Vor- und Nachteile festzulegen, wenn das Hilfsmittel nicht an die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Betroffenen angepasst wurde. Jedoch kann man sagen, dass einige Hilfsmittel beim Verwenden oder beim Bereitstellen zur Kommunikation mehr oder weniger Zeit benötigen. Unterschiede gibt es zudem bei der Handhabung, der Grösse oder dem Gewicht des Hilfsmittels. Ebenso kann es deutliche Preisunterschiede geben. Manche Hilfsmittel haben den Vorteil, dass man damit Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken kann und/oder ein Dialog damit möglich ist. Herausforderungen beim Einsatz der Kommunikationshilfsmittel könnten sein, dass die Einführung und das Erlernen der Kommunikationshilfsmittel durch Übungsmöglichkeiten im Alltag nicht genug stattfindet. So bleiben die Erfolgserlebnisse aus. Eine Herausforderung kann auch die Modelling-Methode sein, wenn das Umfeld des Betroffenen das Kommunikationshilfsmittel nicht mitbenützt und so der Betroffen kein Vorbild hat. Damit ein Kommunikationshilfsmittel im Alltag gut funktioniert muss das Hilfsmittel individuelle auf die Betroffenen angepasst werden. Zum Beispiel muss das Bewegungsmuster, der Bewegungsradius, das taktile Verhalten oder das Sehvermögen mitberücksichtig werden. Grundsätzlich ist die Ästhetik weniger wichtig, die Funktionalität des Hilfsmittels steht klar im Vordergrund. Während meinen Recherchen stand ich mit sechs verschiedenen Institutionen in Kontakt und erhielt dabei einen Einblick, wie weit Kommunikationshilfsmittel in diesen Institutionen bereits verbreitet sind. Für jede Institution war die Unterstützte Kommunikation wichtig. So erhielt ich zum Beispiel Antworten wie: «Wir setzen bei unseren Klienten viel Hilfsmittel der Unterstützten Kommunikation ein.», «Wir haben sehr viele Kinder, welche über Kommunikationsgeräte verfügen.» oder «Bei uns sind ganz unterschiedliche Kommunikationshilfen im Einsatz und da haben wir etwas zu erzählen.». Dass es aber gemäss Thekla Huber nach wie vor Institutionen gibt, welche die Anwendung von Hilfsmitteln der Unterstützten Kommunikation ablehnen, finde ich bedauerlich.

SCHLUSSWORT

63


Ich denke, dass es ausreichend positive Erfahrungen im Umgang mit Unterstützter Kommunikation geben würde. Die vorliegende Arbeit zeigte mir, dass sich Unterstütze Kommunikation positiv auf die Kommunikation auswirkt. Symbolsammlungen (Piktogramme) sind sehr wichtige und häufig eingesetzte Kommunikationshilfsmittel. Symbolsammlungen werden bei den elektronischen Kommunikationshilfsmitteln wie auch bei den nichtelektronischen Kommunikationshilfsmitteln verwendet. Zum Beispiel werden bei einer Kommunikationstafel / Wochenplan analoge, ausgedruckte Piktogramme verwendet. Aber auch bei den Applikationen für das iPad oder den Sprachcomputer sind Piktogramme die Grundlage zum Sprechen. Die beiden Symbolsammlungen «Metacom» und «PCS» sind in den Institutionen sehr verbreitet. Spannend finde ich den Vergleich zwischen den zwei Symbolsammlungen. Leider habe ich erst gegen Schluss meiner Arbeit festgestellt, dass mich die Symbolsprache dieser Piktogramme sehr interessiert. Zeitlich war es nicht mehr möglich, dieses Thema aufzugreifen. Eine kleine Exkursion habe ich unter anderem im Gespräch mit einer UK-Nutzerin trotzdem gemacht. Es hat sich gezeigt, dass sich die Symbole oft einfacher merken lassen, wenn die Piktogramme im Kontext einer Geschichte oder einer Situation stehen. Die «Metacom-Symbole» sind weniger abstrakt als die «PCS-Symbole», sie stellen oft konkrete Situationen dar. Auch Fotos werden in der Praxis sehr häufig eingesetzt, sie sind sehr konkret und realitätsnah. Sie habe aber auch der Nachteil, dass sie sehr kontrastreich und sehr detailliert sind, was zur Ablenkung oder zur Überforderung führen kann. Es kann daher sinnvoll sein, Piktogramme und Fotos zu kombinieren. Ich habe erfahren, dass es bereits viele und gute Kommunikationshilfsmittel gibt. Der Grund für Schwierigkeiten lag meist nicht beim Kommunikationshilfsmittel selbst, sondern eher im Umfeld. So gab es beispielsweise zu wenig Übungsmöglichkeiten oder die Modelling-Methode wurde nicht angewendet. Ein weiteres Problem war es, dass das Hilfsmittel nicht oder nur zu wenig den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Betroffenen angepasst wurde. Während meiner Arbeit versuchte ich mich in die Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung, aber auch in ihr Umfeld, hineinzuversetzen, um einen besseren Einblick zu erhalten. Ich wollte ihre Bedürfnisse kennen und verstehen lernen, um so diese Erkenntnisse und das erlangte Wissen in meine praktische Arbeit mitzunehmen. Dies wird mir für die spätere Gestaltung eines Kommunikationshilfsmittels helfen, eine möglichst präzise Lösung zu finden, welche mit mehr Verständnis auf die individuellen Probleme ausgearbeitet ist.

SCHLUSSWORT

64


9 ANHANG


9.1 Literaturverzeichnis

Insieme (2021): Geistige Behinderung-Definitionen, unter: https://insieme.ch/geistige-behinderung/ definitionen/, abgerufen am 12.03.21.

Active Communication Shop (2021a): Kommunizieren-Kommunikationshilfen-Kommunikationsbücher und Ordner-PECS Kommunikationsordner - fertig, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/ kommunikationshilfen/kommunikationsbuecher-ordner/162/pecs-kommunikationsordner-fertig, abgerufen am 02.03.2021.

Jokusch, Dorothea/Rothmayr, Angelika (2019): Dabei sein ist nicht alles!-Unterrichtspartizipation auch auf präverbaler Ebene, in: Die Fachzeitschrift der Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V., Ausgabe 2/2019, S. 29-34.

Active Communication Shop (2021b): Kommunizieren-Taster-Jelly Bean, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/ taster/834/jelly-bean?c=0, abgerufen am 02.03.2021.

Lüke, Carina / Vock, Sarah (2019): Unterstützte Kommunikation bei Kindern und Erwachsenen, (ggf. Hrsg.: Thiel, M./Wanke, M./Weber, S.), Berlin.

Active Communication Shop (2021c): Kommunizieren-Erste Schritte-Netzschaltbox PowerLink 4, unter: https://www. active-shop.ch/kommunizieren/erste-schritte/891/netzschaltbox-powerlink-4, abgerufen am 02.03.2021.

Prentke Romich (2021): Hardware-Dynamische Talker -Accent 1400, unter: https://www.prentke-romich.de/ produkt/accent-1400/, abgerufen am 02.03.2021.

Active Communication Shop (2021d): Kommunizieren-Symbole-GoTalk 9+, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/ symbole/881/gotalk-9?c=35, abgerufen am 02.03.2021.

Pyramid Educational Consultants (2021): PECS – Kommunikationshilfe für Autismus und vieles mehr, unter: https://pecs-germany.com/autismus-kommunikationshilfe-pecs/, abgerufen am 02.03.2021.

Active Communication Shop (2021e): Kommunizieren-Talker-Statische Systeme, unter: https://www.active-shop.ch/ kommunizieren/talker/statische-systeme/983/supertalker, abgerufen am 23.03.2021.

Tanne, Schweizerische Stiftung für Taubblinde (2021): PORTA-Gebärden, unter: https://tanne.ch/tanne-gebärden-eine-brücke-zu-menschen-mit-hörsehbehinderung, abgerufen am 02.03.2021.

Active Communication Shop (2021f): Kommunizieren-Erste Schritte-AnyBook Audiostift, unter: https://www.active-shop.ch/ kommunizieren/erste-schritte/1091/anybook-audiostift, abgerufen am 02.03.2021.

Tobii Dynavox (2021): I-110-Überblick, unter: https://de.tobiidynavox.com/pages/i-110, abgerufen am 02.03.2021.

Active Communication Shop (2021g): Kommunizieren-Sprachanbahnung-BIGmack, unter: https://www.active-shop.ch/ kommunizieren/sprachanbahnung/15/bigmack?c=0, abgerufen am 02.03.2021.

Von Tetzchner, Stephen/Martinsen Harald (2000): Einführung in Unterstützte Kommunikation, Heidelberg.

Active Communication Shop (2021h): Kommunizieren-Sprachanbahnung-Big Points-6er Set, unter: https://www.active-shop. ch/kommunizieren/sprachanbahnung/955/big-points-6er-set, abgerufen am 02.03.2021.

Wilken, Etta (2014): Unterstützte Kommunikation - Eine Einführung in Theorie und Praxis, (ggf. Hrsg.: Wilken, E.), 4. Aufl., Stuttgart.

Active Communication Shop (2021i): Lernen-Alltagshilfen-Pictogenda 2021- erminkalender (Metacom), unter: https://www. active-shop.ch/lernen/alltagshilfen/1633/pictogenda-2021-terminkalender-metacom, abgerufen am 02.03.2021. Active Communication Shop (2021j): Lernen-Alltagshilfen-TimeTimer-MOD, unter: https://www.active-shop.ch/lernen/ alltagshilfen/999/timetimer-mod?number=RED010324, abgerufen am 08.03.2021. Apple (2021a): App Store Vorschau-GoTalk NOW, https://apps.apple.com/ch/app/gotalk-now/ id454176457, Abgerufen am 02.03.2021. Apple (2021b): App Store Vorschau-MetaTalkDE, unter: https://apps.apple.com/de/app/metatalkde/ id471644249, abgerufen am 02.03.2021. Apple (2021c): App Store Vorschau-Snap Core First, unter: https://apps.apple.com/ch/app/snap-corefirst/id1072799231, abgerufen am 02.03.2021. Apple (2021d): App Store Vorschau-Niki Diary, unter: https://apps.apple.com/ch/app/niki-diary/ id852210800, abgerufen am 02.03.2021. Castañeda, Claudio/Fröhlich, Nina/ Waigand, Monika (2017): Modelling in der Unterstützten Kommunikation, (ggf. Hrsg.: Waigand M.), Heigenbrücken. Hallbauer, Angela/ Kitzinger, Annette (2016): Vom Zeichen zum Symbol – Bedeutungserwerb in Lautsprache und Unterstützter Kommunikation, unter: https://www.metacom-symbole.de/webextra/VomZeichenzumSymbol.pdf, S. 1-9, abgerufen am 25.02.2021.

ANHANG

66


9.2 Abbildungsverzeichnis

Abb 1 (Titelseite) Piktogramme METACOM , Annette Kitzinger, zusammengestellt mit Boardmaker 7-Software. Abb 2 und 3 Picture Communication Symbols PCS, zusammengestellt mit Boardmaker 7-Software. Abb 4-7 Piktogramme METACOM , Annette Kitzinger, zusammengestellt mit Boardmaker 7-Software. Abb 8 Eigene Darstellung Abb 9 Piktogramme METACOM , Annette Kitzinger, zusammengestellt mit Boardmaker 7-Software. Abb 10 Picture Communication Symbols PCS, zusammengestellt mit Boardmaker 7-Software. Abb 11 und 12 Eigene Darstellungen Abb 13 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/augensteue- rung/1115/tobii-i-13Abb 13, abgerufen am 02.03.2021. Abb 14 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/augensteue- rung/814/accent-1400, abgerufen am 02.03.2021. Abb 15 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/taster/834/ jelly-bean, abgerufen am 02.03.2021. Abb 16 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/erste-schrit- te/891/netzschaltbox-powerlink-4, abgerufen am 02.03.2021. Abb 17 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/symbole/881/ gotalk-9, abgerufen am 02.03.2021. Abb 18 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/talker/statische-sys- teme/983/supertalker, abgerufen am 23.03.2021. Abb 19 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/erste-schrit- te/1091/anybook-audiostift, abgerufen am 02.03.2021. Abb 20 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/sprachanbah- nung/15/bigmack, abgerufen am 02.03.2021. Abb 21 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/kommunizieren/sprachanbah- nung/955/big-points-6er-set, abgerufen am 02.03.2021. Abb 22 Tanne, Schweizerische Stiftung für Taubblinde, unter: https://www.tanne.ch/geste/auf-p2#/geste/ affe-p4, abgerufen am 17.03.2021. Abb 23 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/lernen/alltagshilfen/1633/ pictogenda-2021-terminkalender-metacom, abgerufen am 02.03.2021. Abb 24 Active Communication Shop, unter: https://www.active-shop.ch/lernen/alltagshilfen/999/timeti- mer-mod, abgerufen am 02.03.2021. Abb 25 Beatus-Heim, unter: https://www.beatusheim.ch/unterstuetzte-kommunikation/, abgerufen am 25.03.2021. Abb 26-38 Eigene Darstellungen Abb 39-46 Picture Communication Symbols PCS, zusammengestellt mit Boardmaker 7-Software. Abb 47-49 Eigene Darstellungen Abb 50-62 Eigene Diagramme

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9.3 Eigenständigkeitserklärung und Impressum Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken und Aussagen wurden als solche gekennzeichnet. Diese Arbeit wurde bisher weder einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt, noch veröffentlicht.

Bern, 26.03.2021 Rahel Kneubühl Zum Schluss möchte ich mich bei allen bedanken, die mich bei meiner Arbeit begleitet, unterstützt, inspiriert und motiviert haben. Danke an: Beatrice Kaufmann, Roman Ducommun, Reto Lussi, Katharina Gfeller-Vogt, Daniela Heer, Katharina Gfeller-Vogt, Thekla Huber-Kaiser, die UK-Nutzerin und den UK-Nutzer für das Gespräch und alle die an der Umfrage teilgenommen haben.

IMPRESSUM Unterstützte Kommunikation ist mir nicht SCHNURZEGAL! Vorstudie zu Unterstützter Kommunikation für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung Theoretische Bachelorarbeit Hochschule der Künste Bern Visuelle Kommunikation Rahel Kneubühl März, 2021 Mentorat: Beatrice Kaufmann Lektorat: Roman Ducommun Schrift: Questa SangBleu Republic Neue Haas Grotesk Display Pro Druck: Bubu AG

ANHANG

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Articles inside

8 Schlusswort 9 Anhang

3min
pages 65-67

9.3 Eigenständigkeitserklärung und Impressum

1min
page 70

7.3 Fazit

1min
pages 63-64

7.2 Ideen von Betreuungspersonen

1min
page 62

7.1 Einleitung

1min
page 61

6.7 Fazit

1min
pages 59-60

6.6 Wichtigkeit der Ästhetik

1min
page 58

6.1 Einleitung

1min
page 48

5.3 Fazit

1min
pages 46-47

6.2 Ausgangslage

1min
page 49

5.2 Gespräch mit Luzia

7min
pages 42-45

5.1 Einleitung

1min
page 41

4.5 Fazit

1min
pages 39-40

4.4 Interview mit Thekla Huber-Kaiser

4min
pages 37-38

4.3 Interview mit Katharina Gfeller-Vogt

5min
pages 34-36

3.5 Nichtelektronische Kommunikationshilfsmittel

1min
pages 25-26

4.2 Interview mit Daniela Heer

9min
pages 28-33

4.1 Einleitung

1min
page 27

3.4 Elektronische Kommunikationshilfsmittel

4min
pages 22-24

3.2 Symbolsammlung

1min
page 20

3.1 Einleitung

1min
page 19

2.6 Modelling

1min
page 16

2.4 Bedeutungserwerb

1min
page 14

(Augmentative and Alternative Communication AAC) 2.2 Zielgruppe

1min
page 12

2.1 Unterstützte Kommunikation

1min
page 11

2.3 Multimodales Kommunikationssystem

1min
page 13

1.1 Persönliche Motivation

1min
page 7

1.3 Methode

1min
pages 9-10

1.2 Fragestellung

1min
page 8

2.5 Vokabular

1min
page 15
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